FS25


Kartei Details

Karten 156
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 16.06.2025 / 16.06.2025
Weblink
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Internetnutzung: Funktionale Kategorisierung

  1. Internetnutzung für Information
  2. Internetnutzung für Kommunikation
  3. Internetnutzung zur Unterhaltung
  4. Internetnutzung für Transaktionen (Austausch von Wirtschaftsgütern zwischen mindestens zwei Parteien)

Internetnutzung: Weitere Dimensionen der Differenzierung

  • A. Nach Personenkreis
  • B. Nach zeitlicher Ebene (synchron / asynchron)
  • C. Grad der Involvierung (aktiv-produzierend / passiv-rezeptiv)
  • D. Push vs Pull
  • E. Nach Endgerät (Desktop / Mobile)

A. Nach Personenkreis

C. Grad der Involvierung (aktiv-produzierend / passiv-rezeptiv)

Einflussfaktoren auf die Internetnutzung

  1. Merkmale der Nutzenden
  2. Merkmale der Mitnutzenden
  3. Media Multitasking
  4. Ort der Internetnutzung
  5. Motivation / Kommunikationsaufgabe
  6. Soziotechnische Merkmale der genutzten Kanäle

Theorien der sozialpsychologischen Internetforschung

Computervermittelte Kommunikation (CvK)

Medieneigenschaften computervermittelter Kommunikation (CvK)

Wie unterscheidet sich CvK von Face-to-Face (FtF)-Kommunikation?

  1. Mediale Reichhaltigkeit
  2. Identifizierbarkeit
  3. Physische Isolation

Das Internet ist keine homogene soziale Situation mit fest definierten Eigenschaften.

SIDE Modell - Social identity model of deindividuation effects

Filter Bubble / Soziale Silos

Der Artikel „Dating Apps Have a Filter Bubble Problem“ auf WIRED beleuchtet, wie Empfehlungsalgorithmen in Dating-Apps Nutzer in sogenannte Filterblasen einschließen. Diese Filterblasen entstehen, wenn Algorithmen Inhalte basierend auf dem bisherigen Verhalten eines Nutzers empfehlen, wodurch eine eingeschränkte und oft verzerrte Wahrnehmung von potenziellen Partnern entsteht.

Filterblasen entstehen durch personalisierte Algorithmen, die Inhalte basierend auf dem bisherigen Verhalten und den Vorlieben der Nutzer empfehlen. Dies führt dazu, dass Nutzer hauptsächlich mit Informationen konfrontiert werden, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen, während widersprüchliche Informationen ausgeblendet werden .

Zufriedenheit Smartphone-Nutzung in der Schweiz

Befunde der sozialpsychologischen Internetforschung: Sind Online-Selbstdarstellungen authentisch?

  • Mehrheitlich authentische Darstellung
  • Teilweise ist eine authentischere Selbst-Darstellung möglich
  • Online-Selbstdarstellung ist genauso taktisch wie die Offline-
  • Selbstdarstellung.
  • Höhere Selbstoffenbarung und darum höhere Intimität in Computer vermittelter Kommunikation (CvK)

Befunde der sozialpsychologischen Internetforschung: Führt Internetnutzung zu Vereinsamung?

Artikel 1: Zusammenfassend zeigt der Artikel, dass die Digitalisierung zwar neue Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet, gleichzeitig aber auch neue Formen der Isolation schafft. Einsamkeit wird zunehmend als gesamtgesellschaftliche Herausforderung erkannt, die über individuelle Verantwortung hinausgeht und strukturelle Lösungen erfordert.

Artikel 2: Die Untersuchung zeigt, dass empfundene Einsamkeit bei Jugendlichen aus Südkorea, Finnland und den USA eng mit problematischem Verhalten wie exzessiver Internetnutzung, Glücksspiel und Substanzmissbrauch verbunden ist. Einsame Jugendliche neigen stärker zu solchen Verhaltensweisen, die als süchtig eingestuft werden können. Dabei spielen auch Geschlecht und Wohnsituation eine Rolle: Zum Beispiel nutzen in Südkorea und Finnland eher Mädchen exzessiv das Internet, während in den USA eher Jungen Glücksspielprobleme haben, besonders wenn sie allein leben. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziale Unterstützung und die Reduktion von Einsamkeit wichtig sind, um süchtiges Verhalten bei Jugendlichen vorzubeugen.

Kompensationshypothese von Döring

Die Kompensationshypothese von Sabine Döring (2017) besagt, dass Menschen soziale Defizite oder Bedürfnisse im realen Leben durch die Nutzung von Online-Medien ausgleichen oder kompensieren.

  • Das Internet ermöglicht den Aufbau von Freundschaften
  • Grenzen zwischen Online und Offline Freundschaften verschwimmen

Befunde der sozialpsychologischen Internetforschung: Führt Internetnutzung zu Verdummung?

  • Gedächtnisverluste durch Informationsverfügbarkeit
  • Aufmerksamkeitsdefizite durch Multi-Tasking beim Lernen
  • Desinformation durch mangelnde Informationsqualität
  • Verzerrung durch internetbasierte personalisierte Informationsfilterung
  • Stärkere Beeinflussbarkeit durch heuristische Informationsverarbeitung

Befunde der sozialpsychologischen Internetforschung: Werden im Internet bessere Entscheidungen gefällt?

  • Bei hoher «group awareness» greift das Transaktive Gedächtnissystem (Zurückgreifen auf das Wissen von anderen). Führt aber auch zum Vergessen der Inhalte.
  • Anonyme CvK kann dazu führen, dass Wissen und Meinungen eher geteilt werden.
  • Anonyme CvK steigert den Einfluss sozialer Identitäten auf Kommunikationsinhalte.

Aktuelle Forschung: Sozialpsychologie und Artificial Intelligence

Jeff Hancock, Kommunikationswissenschaftler an der Stanford University, untersucht, wie KI-Tools wie ChatGPT die Arbeitswelt verändern. Er sieht sie als mächtige Assistenzsysteme, die Aufgaben effizienter erledigen können. Allerdings warnt er vor ethischen Herausforderungen: KI-Systeme können manipulativ wirken und die Authentizität von Kommunikation gefährden. Hancock betont, dass wir lernen müssen, KI verantwortungsvoll einzusetzen und sie als Werkzeug zu verstehen, nicht als Ersatz für menschliche Interaktion.

Zusammenfassung: Jeff Hancock analysiert, wie KI und soziale Roboter unsere Kommunikation und Wahrnehmung von Wahrheit beeinflussen. Er warnt vor den ethischen Implikationen von Maschinen, die Emotionen vortäuschen oder täuschen können, und fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Technologien.

Soziale Identität & Geschlecht

Definition von Diskriminierung

Diskriminierung wird als eine als illegitim wahrgenommene negative Behandlung von Mitgliedern einer Gruppe definiert, wobei diese negative Behandlung auf der Basis ihrer Gruppenmitgliedschaft beruht. (Mummendey & Otten, 2001)

Grundlagen Diskriminierung – Überblick intergruppales Verhalten

Grundlagen der Theorie des realistischen Gruppenkonflikts

Das Minimalgruppen-Paradigma

Das Minimalgruppen-Paradigma ist ein klassisches Experiment in der Sozialpsychologie, das zeigt, wie schnell und einfach Menschen in Gruppen „wir gegen die“ anderen einteilen — selbst wenn die Gruppenzugehörigkeit auf minimalen, willkürlichen Kriterien basiert.

 

  • Teilnehmer werden willkürlich in zwei Gruppen eingeteilt, z.B. nach einer zufälligen Eigenschaft oder sogar rein zufällig.
  • Trotz dieser belanglosen Gruppenzugehörigkeit zeigen Menschen schon sehr früh Ingroup-Bias: Sie bevorzugen ihre eigene Gruppe und benachteiligen die andere.
  • Das Paradigma zeigt, dass bloße Gruppenzugehörigkeit genügt, um Vorurteile und Diskriminierung entstehen zu lassen — auch ohne echte Konflikte oder tiefere Gründe.

Soziale Identität (Tajfel & Turner, 1979)

Definition Soziale Identität

Jener Teil des Selbstkonzepts einer Person, der sich aus dem Wissen über die Mitgliedschaft in einer sozialen Gruppe (oder in sozialen Gruppen) ableitet, einschliesslich des Werts und der emotionalen Bedeutung, die mit dieser Mitgliedschaft verbunden sind. Soziale Idenität umfasst die Selbstdefinition als austauschbares Gruppenmitglied im Sinne der Unterscheidung zwischen Eigengruppe und Fremdgruppe.

Drei Grundannahmen (Tajfel & Turner, 1979)

  1. Menschen streben nach einem positiven Selbstwert
  2. Das Selbstkonzept besteht aus einer personalen und einer sozialen Identität
  3. Menschen streben nach einer positiven Differenzierung der eigenen Gruppe

Soziale Kategorien werden häufig mit Werten assoziiert:

In-Group = positive Werte
Out-Group = negative Werte

Welches sind die kognitiven Ursprünge der sozialen Identität?

Theorie der Selbstkategorisierung (Turner, 1987)

Definition Selbstkategorisierungstheorie: Die Theorie erklärt, wie der Prozess der Kategorisierung der eigenen Person als Gruppenmitglied die soziale Identität beeinflusst und zu verschiedenen Formen sowohl des Gruppenverhaltens (z.B. Gruppenpolarisierung, Mehrheitseinfluss, Minderheitsheitfluss, etc.) als auch des Intergruppenverhaltens (z.B. Diskriminierung) führt.

Die Selbstkategorisierungstheorie von John Turner (1987) ist eine Erweiterung der Sozialen Identitätstheorie und erklärt, wie Menschen sich selbst in soziale Gruppen einordnen und dadurch ihr Verhalten beeinflusst wird.

Annahmen der Selbstkategorisierungstheorie (Turner, 1987)

Die Selbstkategorisierungstheorie erklärt, wie Menschen sich situativ selbst als Gruppenmitglied definieren und dadurch ihr Denken und Verhalten verändern — weg vom individuellen, hin zum gruppenbasierten Selbstverständnis

Zugänglichkeit und Passung (fit) als zentrale Prozesse der Selbstkategorisierung

Prozesse der Zugänglichkeit
–> Bild

Prozesse der Passung

Normative fit:

  • Die Kategorisierung ist in der sozialen Situation angemessen

Comparative fit:

  • Unterschiede zwischen Klassen werden akzentuiert, Unterschiede innerhalb der Klassen reduziert.
  • Die kategoriale Differenzierung tritt auch bei sozialen Interaktionen auf

Vergleich der Theorien

Selbstkategorisierungstheorie:

  • Zweck: Erklärung der Bedingungen und Prozesse, die zur sozialen Identität führen
  • Zentrale Prozesse: Kognitive Prozesse

Theorie der sozialen Identität:

  • Zweck: Erklärung von spezifischem Intergruppenverhalten
  • Zentrale Prozesse: Kognitiv-motivationale Prozesse

Entstehung von Diskriminierung gemäss dem Modell der Eigengruppenprojektion

  • Eigen- und Fremdgruppe sind in einer übergeordneten Kategorie inkludiert
  • Mitglieder der Eigengruppe neigen dazu, Merkmale der eigenen Gruppe auf den Prototypen der übergeordneten Kategorie zu projizieren
  • Die eigentlich wertfreie Andersartigkeit wird als Abweichung von der Norm verstanden

Determinanten von Diskriminierung gemäss dem Modell der Eigengruppenprojektion

  • Duale Identifikation: Person muss sich sowohl mit der Eigengruppe als auch mit der übergeordneten Kategorie ausreichend stark identifizieren
  • Die übergeordnete Kategorie hat Repräsentationsqualitäten: Nur wenn der Prototyp der übergeordneten Kategorie ausreichend definiert ist, kann er als Standard für Prototypikalitätsunterschiede herangezogen werden.

Fokus: Geschlecht als soziale Kategorie

  • Biologisches Geschlecht (sex): Physiologische, hormonale und genetische Konstitution des Menschen.
  • Soziales Geschlecht (gender): Geschlecht als kulturelle Kategorie. Bezug zu Rollen, Verhalten, Rechte und Persönlichkeitseigenschaften von Männern und Frauen.

Grundbegriffe Geschlechterstereotypen

Stereotyp (Definition nach Lippman): Annahmen über die Charakteristiken sozialer Gruppen, die den einzelnen Mitgliedern einer Gruppe zugeschrieben werden.

  • Uneinigkeit über die Annahme, ob Steoreotypen sozial geteilt sind.
  • Uneinigkeit über die Annahme, ob Stereotypen notwendigerweise fälschlicherweise zugeschriebene Eigenschaften und Verhaltensweisen

Geschlechterstereotyp (Ashmore & Del Boca, 1979): Ein Set aus Annahmen und Erwartungen gegenüber Personen, die den sozialen Kategorien «Frau» und «Mann» zugeordnet werden.

  • Deskriptive Geschlechterstereotypen: Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Frauen und Männern generalisiert zugeschrieben werden.
  • Präskriptive Geschlechterstereotypen: Eigenschaften und Verhaltensweisen, die von Frauen und Männern erwartet werden.

Wirkmechanismen

Stereotypen...

  • erleichtern die Informationsaufnahme und -verarbeitung.
  • steuern die Aufmerksamkeit.
  • bestimmen die Speicherung und Abruf im Gedächtnis.
  • werden automatisch aktiviert.

Das Geschlecht wirkt am stärksten auf die Bildung von sozialen Kategorien.

Inhalte von Geschlechterstereotypen: Beispiel AI

  • Die AI las 3,5 Millionen Bücher und teilte uns dann mit, was sie über Männer und Frauen denkt.
  • Maschinelles Lernen analysierte 3,5 Millionen Bücher und fand heraus, dass Adjektive, die Frauen zugeschrieben werden, eher das körperliche Erscheinungsbild beschreiben, während Wörter, die sich auf das Verhalten beziehen, Männern zugeschrieben werden.
  • "Schön" und "sexy" sind zwei der am häufigsten verwendeten Adjektive zur Beschreibung von Frauen. Häufig verwendete Beschreibungen für Männer sind rechtschaffen, rational und mutig.

Inhalte von Geschlechterstereotypen: Beispiel

Wirkungen

Überblick intergruppales Verhalten: Aktuelle Beispiele

Interventionen zur Verhinderung von Diskriminierung

Verbesserung der intergruppalen Beziehungen auf Basis der Theorie der sozialen Identität (Pettigrew, 1997)

Pettigrew schlägt vor, Vorurteile durch gezielten Kontakt, gemeinschaftliche Identitäten und Empathie abzubauen, sodass Menschen sich nicht mehr primär als Mitglieder verschiedener Gruppen, sondern als Teil einer gemeinsamen Gruppe sehen.