Ausbildung NFS: respiratorische Notfälle
Nach Thieme Retten Notfallsanitäter
Nach Thieme Retten Notfallsanitäter
Set of flashcards Details
Flashcards | 58 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Medical |
Level | Vocational School |
Created / Updated | 12.06.2025 / 21.06.2025 |
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Wie ist die Erkrankung Asthma bronchiale definiert?
***Asthma bronchiale: Definition***
- Unter Asthma bronchiale versteht man eine chronisch-entzündliche, obstruktive Atemwegserkrankung mit einer bronchialen Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität)
- Das Asthma bronchiale kennzeichnet sich durch eine anfallsartig auftretende Dyspnoe und / oder einen nicht produktiven Husten
- Im Gegensatz zur COPD ist die Atemwegsobstruktion reversibel
Welche zwei Formen des Asthma bronchiale werden unterscheiden?
***Asthma bronchiale: Formen***
Man unterscheidet:
- allergisches (extrinsisches) Asthma
- nicht allgergisches (intrinsisches) Asthma
- weitere Formen wie z.B. eosinophile Asthma
Beschreibe die Ätiologie des Asthma bronchiale.
Unterscheide dabei in intrinsisches und extrinsisches Asthma bronchiale.
***Asthma bronchiale: Ätiologie***
- Ätiologie extrinsisches Asthma bronchiale -
- Allergen vermittelte Hyperreagibilität vor allem bei Kindern und Jugendlichen
- Häufig in Kombination mit anderen allergischen Erkrankungen wie Dermatitis, allergische Rhinitis, Allergien gegen Tierhaare)
- Folgende Faktoren können ein extrinissches Asthma verschlimmern:
- Umweltallergene
- Hausstaubmilbenkot
- Tabakrauchexposition
- Schimmelpilzbefall
- Feinstaubbelastung (z.B. bei offenem Kaminfeuer)
- spez. Nahrungs- und Berufsallergene
- Diese Allergene bewirken die Produktion von IgE-Antikörpern, die nach Bindung an Mastzellen die Ausschüttung von Mediatoren (z.B. Histamin) bewirken
- Häufig liegt eine genetische Disposition vor (Eltern ebenfalls an Asthma erkrankt)
Relevante Faktoren zur Auslösung eines Asthma bronchiale (andere Literatur):
- Allergenkontakte (inhalativ, per os, perkutan, parenteral)
- Medikamente: z.B. ASS und andere NSAR (Allergisches Reaktion aber auch Leukotrienüberproduktion durch Hemmung der COX, dann intrinsisch)
- Atemwegsinfektion v.a. durch Rhinoviren
- Nahrungsmittel (häufig Eiweiße oder Konservierungsmittel)
- Insektengifte (z.B. Bienen, Wespen etc.)
- Ätiologie intrinsisches Asthma bronchiale -
- Häufig nach dem 40. Lebensjahr als Folge viraler Atemwegsinfekte
- Keine IgE vermittelte Reaktion
- Triggerung der Bronchoobstruktion durch verschiedene Reize wie:
- Kälte
- psychische und physische Belastungen
- Infekte
- Arzneimittel
Beschreibe die Pathogenese von intrinisischem und extrinsischem Asthma bronchiale
***Astma bronchiale: Pathogenese***
- Pathogenese extrinsisches Asthma -
- Ursache des allergischen Asthmas ist eine fehlregulierte Immunantwort auf bestimmte Allergene
- Nach Allergenexposition differenzieren sich B-Lymphozyten zu Plasmazellen und bilden allergenspezifische IgE-Antikörper
- In der Bronchialschleimhaut vermitteln diese IgE-Antikörper die Degranulation von Mastzellen im Rahmen einer allergischen Sofortreaktion vom Typ 1
- Dabei werden verschiedene Mediatoren (Histamin, Leukotriene, Prostaglandine) freigesetzt und führen zu akuten Bronchospasmen, Bronchialwandödem und Hypersekretion (Asthma-Trias)
- Eosinophile Granulozyten setzen gewebsschädigende Substanzen frei
- Pathogenese intrinisisches Asthma -
- Die immunologischen Abläufe ähneln denen des extrinischen Asthmas
- Der genaue Pathomechanismus ist jedohc ungeklärt
- Eine reflektorische vagale Reaktion führt zu Bronchokonstriktion, Hypersekretion und Schleimhautödem
- Virale Infekte werden als Triggerfaktor angenommen (vlt. dadurch Aktivierung des Immunsystems?)
Beschreibe jetzt die Pathophysiologie des akuten Asthmaanfalls unabhängig vom Indukationsweg
***Akuter Asthmaanfall: Pathophysiologie***
- Ausschüttung von Mediatoren aus den Mastzellen lösen die Asthmatrias aus
- Spasmus der Bronchialmuskulatur
- Ödem der Bronchialschleimhaut
- Hyperkrinie (vermehrte Schleimbildung) und Dyskrinie (veränderte Zusammensetzung -> zähflüssiger)
- Durch die Einengung der Bronchien entsteht ein erschwertes und verlängertes Exspirium (Einatmung leichter weil durch Muskelarbeit, Ausatmen schwerer weil physiologische eher passiv) durch die Kaliberschwankung bei In- und Exspiration
- Hyperkapnie (mehr CO2 verbleibt in den Alveolen da der Gasaustausch gestört ist (= Ventilationsstörung)
- Gefahr der CO2 Narkose (Diffusionsdruck für CO2 um vom Blut in die Alveolen zu wandern sinkt, weil in den Alveolen mehr CO2 ist als normal)
- Hypoxie -> manchen Alveolen werden durch die Asthma Trias schlechter belüftet. Da diese Abschnitte aber weiter durchblutet bleiben wird weniger Blut mit Sauerstoff angereichert
- Respiratorische Azidose -> durch vermehrten Anfall von CO2 im Blut
- Erhöhter Atemwiderstand -> durch Asthma-Trias
- Aitrtrapping mit Alveolärer Überblähung -> Luf geht rein aber nicht mehr raus wie beim Aufblasen eines Ballons
- Sympathoadrenerge Reaktion (Stressbedingt):
- Tachykardie
- Tachypnoe
- RR normal bis hyperton
- ACHTUNG: Zeichen eines lebensbedrohlichen Asthmaanfalls (Status Asthmaticus) -
- Obstruktiver Schock bei akuter Rechtsherzdekompensation (durch erhöhten intrathorakalen Druck)
- Silent Lung im Vollbild des Airtrapping mit akuter Hypoventilation (und hypersonorer Klopfschall) -> Absolutes ALARMZEICHEN
- Koma bei CO2-Narkoe und respiratorischer Erschöpfung
- ACHTUNG verpätete Reaktion -
- Eosiniphile werden von den Mediatoren angelockt
- Dadurch kann es 6-8 Stunden nach einem ersten Anfall erneut zu einem Asthmananfall ggf im Status asthmaticus kommen
- = weitere Schädigung der Bronchien
Welche Symptome treten bei einem Asthma bronchiale auf?
***Asthma bronchiale: Symptomatik***
- Das Asthma bronchiale unterscheidet sich von der COPD dadurch, dass die Atemwegsobstruktion und damit auch die Dyspnoe vollständig reversibel ist
Folgende Symptome können in Abhängigkeit von der Schwere auftreten:
- plötzliche anfallsartige Dyspnoe -> durch Atemwegsobstruktion
- Orthopnoe -> vermehrte Atemanstrenung durch erschwerte Exspiration
- Einsatz der Atemhilfsmuskulatur in schweren Fällen mit thorakalen Einziehungen -> vermherte Atemanstregung durch erschwerte Exspiration
- anfallsartiger trockener Husten ggf. mit klarem Sputum -> zum einen durch die Reizung durch die Entzündung, aber auch reflektorisch bei Obstruktion zum Freimachen der Atemwege, Sputum ist zähflüssig und schwer abhustbar
- Tachypnoe und Tachykardie -> sympathoadrenerge Reaktion durch Stress
- thorkales Engegefühl -> Atemwegsobstruktion bzw. erschwerte Atmung
- Zyanose -> bei schwerer Obstruktion mit Störung der Ventilation in den Alveolen
- Verschlechterung der Lungenfunktionsparamter (nur SpO2 messbar)
- Unruhe, Angst, Panik, Todesangst (situationsbedingt, evtl. adrenerg)
- Schweißausbrüche -> adrenerg und körperliche Anstrengung
Wie wird das Asthma bronchiale anhand der Symptomlast in Schweregrade unterteilt?
***Asthma bronchiale: Schweregrade***
- Leichte Asthmaanfälle -
- Dyspnoe, aber keine Sprechdyspnoe (Pat. kann in ganzen Sätzen sprechen)
- Atemfrequenz < 25 / min
- In seltenen Fällen agitiert
- SpO2 > 95% unter Raumluft
- Leichtes Giemen während der Exspiration
- Mittelschwere Anfälle -
- Pat. vermeidet Belastungen
- leichter Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (ggf. sitzende Position)
- Sprechdyspnoe: kurze Sätze oder Wortgruppen
- Erhöhte HF aber < 110 / min
- SaO2 normal (> 95% unter Raumluft)
- lautes exspiratorisches Giemen
- Pat. ist in der Lage seine Medikation selbstständig einzunehmen?
- schwere Asthmaanfälle -
- Pat. sitz aufrecht im Kutschersitz
- schwere Sprechdyspnoe (spricht nur einzelne Wörter)
- Atemfrequenz > 25 / min
- Tachykardie mit > 110 bpm
- SaO2 erniedrigt aber > 92% unter Raumluft
- Exspiratorisches und inspiratorisches Giemen hörbar
- lebensbedrohliche Anfälle -
- Der Übergang vom schweren zum lebensbedrohlichen Asthmaanfall ist gekennzeichnet durch eine Verschlechterung der Vigilanz
- SaO2 fällt auf Werte < 92%
- flache Atmung
- ggf. paradoxe thoraxabdominelle Atemexkursionen (Schaukelatmung) -> Normalerweise hebt sich der Thorax bei der Einatmung und der Bauch wölbt sich vor, hier ist das entgegengesetzt, Anteichen für respiratorische Erschöpfung z.B. der Atemhilfsmuskulatur
- Orthopnoe
- Zyanose
- Einsatz Atemhilfsmuskulatur
- Silent Chest
Wie kommt die Schaukelatmung zustande?
Beispiel: Kind mit schwerer Luftnot. Bauchdecke senkt beim Einatmen. Video
***Asthma bronchiale: Schaukelatmung*** VIDEO
- Die Schaukelatmung ist ein deutliches Anzeichen einer schweren respiratorischen Insuffizienz
❌ Bei Zwerchfelllähmung oder Atemmuskulatur-Erschöpfung:
Das Zwerchfell kontrahiert nicht (mehr) aktiv oder ist zu schwach.
Die Atemhilfsmuskulatur im Thorax versucht dennoch durch Kontraktion den Brustkorb zu heben → ein Unterdruck entsteht.
Dieser Unterdruck überträgt sich auf den Bauchraum, weil das Zwerchfell „durchhängt“ (passiv bleibt).
→ Die Bauchorgane werden in den Thorax gesogen → der Bauch sinkt ein.
Wann spricht man von einem Status Asthmaticus?
***Asthma bronchiale: Satus Asthmaticus***
- Beim Status Asthmaticus nimmt die respiratorische Insuffizienz trotz medikamentöser Therapie weiter zu
- Patienten im Status asthmaticus müssen intensivmedizinisch überwacht werden
- Es handelt sich um ein akut lebensbedrohliches Krankheitsbild
Welche Komplikationen können bei einem Asthma bronchiale auftreten?
***Asthma bronchiale: Komplikationen***
- Eine akut lebensbedrohliche Komplikation des Asthma bronchiale ist der Status asthmaticus (nichtansprechen auf Medikamente mit zunehmender respiratorischer Verschlechterung, ACHTUNG intensivmedizinsiche Überwachung erforderlich)
- Über einen längeren Zeitraum hinweg kann sich bei ausbleibender Behandlung ähnlich wie beid er COPD eine chronische Entzündung entwickeln mit Obstruktion der Atemwege ähnlich einer COPD
- Daraus kann sich im Verlauf eine COPD, eine pulmonale Hypertonie (PAH durch chronische Druckerhöhung), oder ein Lungenemphysem entwickeln
Wie erfolgt die Diagnosestellung eines Asthma bronchiale?
***Asthma bronchiale: Diagnosestellung***
- Diagnosestellung im beschwerdefreien Intervall -
- Lungenfunktionsprüfung z.B. obstruktive Funktionsstörung in der Spirometrie
- ggf. Bronchospasmolysetest: Gabe von Bronchodilatatoren führt zu Besserung der Spirometrieergebnisse
- ggf. Metacholintest: Inhalationstest mit Metacholin zur Auslösung einer Bronchoobstruktion und zum Nachweis eines hyperreagiblen Bronchialsystems
- Allergietest können Hinweise auf auslösende Substanzen liefern
- Während eines Anfalls -
- Anamnese
- klinische Symptomatik
- Auskultation mit exspiratorischem Pfeifen und Brummen
- Außerdem verlängerte Ausatmung
- Typisch für Asthma bronchiale ist die Besserung der Symptome nach Einnahme eines inhalativen Glukokortikoids
- Schwerebeurteilung in der Klinik -
- Mittels BGFA
- Hyperkapnie -> Erschöpfung der Atemmuskulatur, Anzeichen eines lebensbedrohlichen Asthmaanfalls
- Ausschließen von DDs mittels Thorax-Röntgen, EKG und Echokardiographie
Welche Differentialdiagnosen müssen bei v.a. Asthma bronchiale in Betracht gezogen werden?
***Asthma bronchiale: Differenzialdiagnosen***
- Wichtigest Differenzialdiagnose ist die COPD (siehe Tabelle)
- ggf. Hyperventilation (keine exsp. Giemen)
- ggf. Fremdkörperasipiration (eher insp. Stridor)
- Pneumonie
- Bronchitis
- Vocal Cord Dysfunktion (plötzliche Verengung der Stimmbänder, insp. Stridor)
- ggf. Herzinsuffizienz
- Myokardinfarkt
- Lungenödem
- Lungenembolie
Wie wird das "alltags" Asthma bronchiale therapiert?
***Asthma bronchiale: Therapie***
- Unterschieden wird zwischen Dauertherapie und Akuttherapie
- Dauertherapie: Soll Asthmaanfälle vorbeugen (Controller), später Wirkbeginng, lange Wirkdauer,
- meist Glukokortikoide (Budesonid, Fluticason) evtl. auch orale Glukokortikoide wie Prednisolon
- langwirksame B2-Sympathomimetika wie z.B. Salmeterol, Formoterol
- Akuttherpaie: Anfälle begrenzen und reversieren
- kurzwirksame B2-Sympathimimetika wie Salbutamol, Fenoterol, Tebutalin -> 1-2 Hübe i.h. ggf. Widerholung nach 10 - 15 Minuten
- Unterstützend:
- Ruhige Atmung
- Lippenbremse
- Einstellung der ärztlichen Behandlung erfolgt anhand der Peak-Flow-Messung daran erkennt der Arzt anhand der Veränderung des Bestwerts die notwendigkeit der Ausweitung der medikamentösen Therapie
Wie ist der akute Asthmaanfall definiert?
***Akuter Asthmaanfall: Definition***
- Unter einem akuten Asthmanfall versteht man ein anfallsweises Auftreten von Dyspnoe, Husten, exsp. Brummen / Pfeifen / Giemen aufgrund eines Bronchospasmus bei einer Hyperreagibilität des Bronchialsystems.
- Die Beschwerden erfodern ein therapeutisches Eingreifen
- dauerst der Anfall mehr als 12 h an und ist durch Gabe von Bronchodilatatoren nicht zu beeinflussen spricht manvon einem Status Asthmaticus
- Hierbei kommt es zu einer sich versterkenden respiratorischen Insuffizienz, die lebensbedrohlich werden kann
Wie wird der akute Asthmaanfall präklinisch therapiert?
Unterscheide zwischen Basis- und erweiterten Maßnahmen
***Akuter Asthmaanfall: Therapie***
- Basismaßnahmen -
- Sicherstellung der Vitalfunktionen nach ABCDE
- Basismonitoring v.a. AF, SpO2, Recap, RR, Puls, 6-Kanal-EKG,
- KKT
- ggf. Notartnachforderung wenn als kritisch eingestuft
- atemerleichternde Lagerung
- bewusstseinsklar: sitzend mit aufrechtem Oberkörper, Kutscher oder Torwarthaltung
- bewusstseinseingetrübt: Flachlagerung unter ständiger Überwachung der Atemwege
- Atemkpmmandos
- beim Atmen anleiten
- Lippenbremse durchführen lassen
- Beengende Kleisung öffnen und für Frischluft sorgen
- Frühzeitige Sauerstoffgabe wenn SpO2 < 92% = Zielwert 92-96%, Bei Schwangeren immer > 95%
- Erweiterte Maßnahmen -
- Wenn möglich Inhalator einsetzen 1-2 Hübe B2, bei schwerem Anfall zudem 1-2 Hübe Anticholinergikum
- Lässt sich der Anfall dadurch beenden ist keine weitere Medikation nötig. Wiederholung nach 15 Minuten möglich.
- Inhalative Therapie:
- 1,25 - 2,5 mg Salbutamol beim Erw. // Kinder 1,25mg
- Glukokortikoid
- z.B. Prednisolon 100 mg i.v. oder p.o. bei Erw. und Kindern > 12 Jahre
- Kinder: 0,5 - 2mg / kg KG max. 20 mg/d oder nach Kompendium 100mg rect. bei Kindern < 12 Jahren
- Bronchospasmin 0,09 mg langsam i.v. bei Kindern 1,2 µg / kg KG (ACHTUNG kardiale Nebenwirkungen von B2-Sympathomimetika bei i.v.-Gabe häufig)
- ggf. Theophyllin durch NA (wegen Intoxikation nicht mehr empfohlen)
- ggf. 2g Magnesiumsulfat i.v. / i.h. zur Dilatation der glatten Bronchialmuskulatur
- VEL Gabe zur Sekretverdünnung und zur Vorbeugung einer Exsikkose
- NIV sofern keine Kontraindikation vorliegen
- bei weiterer Verschlechterung Intubation und Beatmung wenn:
- SpO2 unter NIV < 92%
- zunehmende Verwirrtheit oder Koma
- Hyperkapnie
- Atemstillstand
- Die präklinische Notfallnarkose sollte mit Propofol (bronchodilatatorisch durch Hemmung der intrazellulären Calziumfreisetzung) und Ketamin (bronchodilatatorisch durch Freisetzung von Katecholaminen in den Nebennieren)
Wie wird die Erkrankung COPD definiert?
***COPD: Definition***
- COPD bedeutet im englischen chronic obstructive pulmonary disease
- Unter dem Begriff COPD werden chronische Lungenerkrankungen zusammengefasst, die durch eine fortschreitende Atemwegsobstruktion gekennzeichnet sind
- Merkmal dieser Obstruktion ist die Irreversibilität. Sie kann auch unter medikamentöser Therapie mit Glukokortikoiden oder Bronchodilatatoren nicht vollständig behoben werden.
Was sind Ursachen einer COPD?
***COPD: Ätiologie***
- Die COPD entwickelt sich in den meisten Fällen aus einer chronischen Bronchitis die länger als 2 Jahre besteht und sich klinisch durch Husten und Auswurf kennzeichnet
- Wichtigster Risikofaktor ist das Rauchen
- Weitere Ursachen sind
- Umweltmedingte oder berufsbedingte inhalative Noxen
- Häufige Atemwegsinfektionen in der Kindheit
- Lungentuberkulose
- Genetische Disposition (Alpha1-Antrtrypsin Mangel)
Beschreibe die Pathophysiologie der COPD
***COPD: Pathophysiologie***
- Die COPD ist die Folge einer chronisch-obstruktiven Bronchitis
- Überwiegend wird diese durch schädliche Noxen verursacht, von denen die bedeutsamste der Zigarettenrauch ist
- Rezidivierende virale Infekte können die Folgen einer chronisch-obstruktiven Bronchitis verschlimmern
- Der Krankheitsverlauf der COPD wird durch zwei eigenständige Krankheitsprozesse bestimmt: Die obstruktive Bronchitis und das Lungenemphysem
Enstehung der chronischen Bronchitis
- Kontinuierliche Noxeneinwirkung führt zu chronischer Entzündung insbesondere der kleinen Atemwege mit zunehmender Schädigung des Bronchialepithels
- Dadurch verliert das Flimmerepithel der Lungen ihre Schutz- und Reinigungsfunktion und wird durch minderwertiges Funktionsgewebe (mehrschichtiges Plattenepithel) ersetzt (mukoziliäre Clearance sinkt)
- Es kommt zur Proliferation von schleimbildenden Becherzellen -> der Schleim wird zähflüssig und ist schlecht abzuatmen
- Es zur Hyperplasie der glatten Muskulatur und daurch in Kombination mit der Schleimhautschwellung (Entzündung) zu einer Obstruktion der kleinen Atemwege
- Durch die Hyperplasie und den bindegewebigen Umbau des Epithels wird die Obstruktion fixiert und wird zunehmend irreversibel
- Lungenemphysem -
- Das Lungenemphysem entsteht unter Einwirkung der Noxen
- Im Lungeninterstitium und im Alveolarbereich werden vermehrt Neutrophile und Makrophagen aktiviert
- diese setzen u.a. proteolytische Faktoren frei (Proteasen)
- Die Schutzfaktoren (Proteaseinhibitoren) werden durch die Noxen inaktiviert
- Dadurch kommt es zum Abbau der Alveolarsepten
- Es entstehen große überblähte Hohlräume die durch die Atemwegsobstrutkion bei der Ausatmung chronisch überbläht sind (= Gasaustauschfläche sinkt)
- Folgen -
- Abnahme des Residualvolumens -> durch Abnahme der elastischen Retraktionskraft
- Zunehmende Obstruktion der kleinen Atemwege -> erhöhte Atemarbeit, zunehmende Erschöpfung der Atemmuskulatur, Hyperkapnie
- pulmonale Hypertonie -> Verlust von Alveolarsepten führt zum Verlust von Lungenkapillaren (-> Gefäßquerschnitt sinkt, Druck steigt), Vasokonstriktion durch Hypoxie (Euler-Liljestrand-Mechanismus) -> zunahme des Drucks in den Lungenarterien -> Rechtsherzinsuffizienz
Was ist der Euler-Liljestand-Mechanismus
***COPD: Euler-Liljestand-Mechanismus***
- Eine andere Bezeichnung für den Euler-Liljestand-Mechanismus ist "hypoxische Vasokonstriktion"
- Normalerweise führt eine Hypoxie im Gewebe zu einer Vasodilatation, in der Lunge ist dieser Prozess umgekehrt
- Nimmt der alveoläre O2-Partialdruck in der Lunge ab, dann verengen sich die zuführenden Pulmonalarterienäste und der Strömungswiderstand steigt
- Dadurch wird Blut von Bereichen in denen wenig oder kein Gasaustausch stattfindet in besser belüftete Bereiche umgeleitet
Durch welche drei Trias ist die COPD gekennzeichnet?
***COPD: Trias***
- Bronchospasmus -> Kontraktion der Bronchialwand durch Hyperplasie der glatten Muskulatur in den Bronchiolen
- Schleimhautödem -> chronische Entzündung mit Verdickung der Bronchialwand
- Hypersekretion und Dyskrinie -> vermehrten Bildung eines zähen Sekrets durch Zunahme der Becherzellen
In welche vier Stadien wird die Grunderkrankung COPD unterteilt?
***COPD: Stadieneinteilung***
- Die COPD wird anhand der Einsekundenkapaitätä (FEV1) bestimmt
- Die FEV1 beschreibt das Volumen, dass nach maximaler Inspiration in der folgenden Exspiration innerhalb 1 Sekunde maximal abgeatmet werden kann
- Einteilung nach GOLD-Stadien -
- Gold I = leicht FEV1 > 80%
- Gold II = mittel FEV1 50 - 80%
- Gold III = schwer FEV1 30 - 50%
- Gold IV = sehr schwer FEV1 < 30%
Wie äußert sich eine COPD symptomatisch?
***COPD: Symptome***
- AHA
- Atemnot
- Husten mit (v.a. morgens später ganztägig)
- Auswurf (dünnflüssig bis zäh, meist weißlich)
- Vor allem unter körperlicher Anstrengung kommt es zur Atemnot (Belastungsdyspnoe)
Welche Komplikationen können im Rahmen einer COPD auftreten?
***COPD: Komplikationen***
Folgende Komplikationen können im Rahmen einer COPD auftreten:
- Exazerbation (AECOPD)
- Lungenemphysem
- pulmonale Kachexie
- respiratorische Insuffizienz
- pulmonale Hypertonie (PAH) und Cor pulmonale
- Exazerbation (AECOPD) -
- akute Verschlechterung der COPD bevorzugt im Winter bzw. bei feuchtkalter Witterung
- oft durch virale oder bakterielle Infekte (z.B. durch Streptococcus pneumoniae, Pseudomonas, Rhino- und Coronaviren) oder erhöhte Feinstaubbelstung
- Größte Gefahr einer Exazerbation ist die zunehmende respiratorische Insuffizienz mit Cor pulmonale und Rechtsherzversagen (Lebensgefahr)
- Symtome: zunehmende Atemnot, vermehrter Husten, ansteigende Sputummenge und eitrig verfärbendes Sputum
- Ursache der Exazerbation ist meist die vermehrte Schleimproduktion, die aufgrund der gestörten mikroziliären Clearance nicht mehr abtransportiert werden kann
- Lungenemphysem -
- Überblähung der Lunge mit Bildung großer Luftspeicher durch proteolytische Zerstörung der Alveolarsepten mit gestörtem Gasaustausch
- Mehr dazu auf nächster Karte
- pulmonale Kachexie -
- Gewichtsverlust durch vermehrte Atemarbeit und Störung der enteralen Resorption infolge der Rechtsherzschwäche (-> Leberstauung, Aszites)
- kataboler Metabolismus (Energiezehrend) und Immobilisation führen zu muskulärer Atrophie und Osteoporose
- respiratorische Insuffizienz -
- respiratorische Partialinsuffizienz (Hypoxämie führt zur Polyglobulie = mehr Erys)
- kann sich zu respiratorischen Globalinsuffizienz entwickeln (Hypoxämie und Hyperkapnie)
- Symptome: Kopfschmerzen, Konzentrations- und Vigilanzstörungen
- pulmonale Hypertonie und Cor pulmonale -
- Pulmonale Hypertonie als Folge der Verteilungsstörung und ihrer Kompensation (Euler-Liljestand-Mechanismus) sowie des Gefäverlustes (v.a. bei Lungenemphysem -> Gefäßquerschnitt sinkt, Druck re. Ventrikel steigt)
- Rechtsherzinsuffizienz mit peripheren Ödemen, Hepatomegalie, Asziten, Pleuraergüsse, Nykturie
Wie ist bei der Diagnostik einer COPD vorzugehen?
***COPD: Diagnostik***
- Anamnese -
- Husten: Seit wann?, Wie oft?, Wann?
- Auswurf: Besteht Auswurf?, Welche Beschaffenheit und welche Farbe hat das Sputum?
- Atemnot: Wann tritt sie auf? Bereits in Ruhe oder erst bei Belastung?
- Exazerbation: Wie oft kommt es im Jahr zu Exazerbationen?
- Rauchgewohnheit: 1 Packung / Tag über 1 Jahr = 1 Pack Year (COPD entsteht bei den meisten nach ca. 20 - 30 Pack Years)
- Inspektion -
- Fassthorax: Aufgrund der Lungenüberblähung nimmt der Brustkorb die Form eines Fasses an mit vergrößerten Zwischenrippenabständen
- Beinödeme: durch Einflussstauung bei Rechtsherzbelastung
- exspiratorische Atemnebengeräusche: verlängerte Exspiration, ggf. Giemen / Pfeifen / Brummen auch ohne Ausatmung
- Zyanose: Hypoxämie
- Blue Bloater: Obstruktion überweigt mit Hypoxämie und Hyperkapnie, Zyanose und Übergewicht
- Pink Puffer: Emphysem, Pat. ist dünn durch vermehrte Atemanstrengung, stark ausgeprägte Dyspnoe und hohe Atemanstrengung mit Einsatz der Atemhilsfmuskulatur. Gasaustausche ist weniger gestört. In Ruhe keine Zyanose
- Diagnostik -
- Mittels Einsekundenkapazität (FEV, forces exspiratory volumen at one second) -> Gold-Klassifikation
Welche Differentialdiagnosen müssen bei v.a. COPD beachtet werden?
***COPD: Differentialdiagnosen***
- Asthma bronchiale: Asthma tritt eher in jungen Jahren auf und ist vollständig reversibel, Zudem hat Asthma meist kein Auswurf, klinische Unterscheidung mittels Bronchospasmolysetest
- Linksherzinsuffizienz: Beist keine veränderte Exspiration (Bronchialwändödem kann vorkommen)
- Tuberkulose
- Tumor
Wie wird die Grunderkrankung COPD meist behandelt?
***COPD: ärztliche Behandlung***
- Keine Heilung möglich
- Rauchabstinenz
- Medikamentöse Therapie -
- Lang und kurzwirksame Beta2-Sympathomimetike (z.B. Fenoterol oder Salbutatmol)
- Lang und kurzwirksame Anticholinergika (z.B. Tiotropiumbromid)
- ggf. auch inhalative Glukokortikoide
- Unterstützungstherapie -
- Heimsauerstoff (wenn trotz medikamentöser Therapie keine ausreichende Sauerstoffversorgung erreicht wird)
- ggf. nächtliche Selbstbeatmung über CPAP
Warum kann eine unachtsame Sauerstofftherapie beim COPD-Patienten gefährlich werden?
***COPD: Achtung Sauerstoff!***
- Normalerweise wird der Atemantrieb über die pCO2 im Blut reguliert
- Bei COPD Patienten gewöhnt sich der Körper an den erhöhten pCO2 und der Körper fängt an einen erniedrigten pO2 und pH Wert zur Regulation der Atmung zu nutzen.
- Eine hochdosierte Sauerstoffgabe mindert jetzt den Atemantrieb. Der pCO2 im Blut steigt dadurch weiter an.
- In der Folge kommt es zu Bewusstlosigkeit und Vigilanzminderung mit im Extremfall Apnoe (CO2-Narkose, Atemstillstand)
- Wirkung von CO2 auf das Gehirn -
- Azidose führt zur Störung der neuronale Reizweiterleitung
- CO2 erhöht den Hirndruck durch lokale Vasodilatation -> erhöhter Blutfluss ins Gehirn
- Sehr hohe pCO2 Werte im Blut hemmen paradoxerweise das Atemzentrum -> ATEMSTILLSTAND!!!
Wie ist die Exazerbation der COPD definiert?
***AECOPD: Definition***
- Unter Exazerbation der COPD versteht man eine plötzliche Verschlechterung der Erkrankung mit starker Zunahme der Atemnot über mindestens 2 Tage
Welche Bedeutung hat die AECOPD für den Rettungsdienst?
***AECOPD: Bedeutung für den Rettungsdienst***
- Die AECOPD hat einen großen Anteil an den respiratorischen Notfällen
- Vor allem in den Wintermonaten steigen die Alarmierung aufgrund der AECOPD an (häufiger virale Infekte, kalte trockene Luft, weniger Bewegung)
- Es werden vier Schweregrade der Akuten Exazerbation unterscheiden. Im Rettungsdienst sind wir am häufigsten mit den Stadien Schwer und sehr schwer konfrontiert
- COPD als Alarmierungsgrund -
- COPD-Patienten kennen sich in der Regel gut mit ihrer Erkrankung aus und wissen, wie sie sich in Notfallsituationen verhalten müssen.
- Atemnot ist für den COPD-Patienten teil des täglichen Lebens
- Daher ist der Notruf eines COPD-Patienten immer sehr ernst zunehmen
Was sind auslösende Faktoren der AECOPD?
***AECOPD: auslösende Faktoren***
- Ca. 50% der Exazerbationen werden durch bakterielle Atemwegsinfekte ausgelöst. Häufig durch Vermehrung von ohnehin im Respirationstrakt beheimateten Bakterien
- Virale Infekte durch z.B. Rhino- oder Coronaviren bilden die zweithäufigste Ursache
- Als Mitauslöser gelten:
- feuchte Witterung
- Kälte
- Umweltbelastungen wie z.B. Smog (Umweltnoxen)
- Einnahme von Medikamenten mit Bronchokonstriktorischer Wirkung (z.B. Betablocker, oder COX-Hemmer)
Wie äußert sich eine AECOPD symptomatisch?
***AECOPD: Symptome***
- Unruhig und ängstlicher Patient
- Im Verhältnis zum bisherigen Zustand stark verstärkte Atemnot
- Tachypnoe (> 20 / min)
- Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (Sauerstoffbedarf steigt! Der Bedarf der Atemhilfsmuskulatur kann nicht gedeckt werden -> lebensbedrohliche Atemerschöpfung!!!)
- Deutlich ggf. ohne Auskultation hörbares Giemen und Brummen
- deutlich verlängertes Exspirium
- ggf. Zyanose (Hypoxie)
- Hyperkapnie
- Fieber (bakterielle Entzündung = Pyrogene)
- Gelbrünes Sputum (bakterielle Entzündung und Immunreaktion)
- Alarmzeichen -
- Silent Lung
- Bradykardie (durch Hypoxie) und Hypotonie
- Kreislaufinsuffizienz mit Obstuktivem Schock (Druckzunahme im Thorax, venöser Rückstrom zum Herzen nimmt ab)
- Bewusstseinsstörung (durch Hpoxie, Hyperkapnie = drohende CO2 Narkose
- Auftreten eines Spannungspneumothorx
- Fehlende Atemgeräusche auf der betroffenen Seite
- Obere Einflussstauung mit gestauten Halsvenen
- Akute Vigilanzminderung
- Fehlender Radialispuls durch obstruktiven Schock
Welche Differentialdiagnosen müssen bei der AECOPD bedacht werden?
***AECOPD: Differentialdiagnosen***
- Asthma bronchiale (Anamnese: COPD meist mittleres Lebenaslter, Asthma häufig seit Jugend bekannt)
- Myokardinfarkt und ACS (Leitsymptom Thoraxschmerz)
- dekompensierte Herzinsuffizienz (Leitsymptom Belastungsdyspnoe, idR andere Atemgeräusche)
- LAE (Schwierig idR keine pathologischen Atemgeräusche)
- Pneumothorax (andere Atemgeräusche)
Wie erfolgt die präklinische Therapie einer AECOPD?
***AECOPD: Therapie***
- Basismaßnahmen -
- Vitalzeichen nach ABCDE
- Basismonitoring (Achtung silent Lung, Achtung geht eine Tachykardie in eine Bradykardie über ist das ein Alarmzeichen für eine Hypoxämie und der Patient ist in maximal bedroht)
- Lagerung
- atemerleichternde Lagerung: Torwart, Kutscher,
- Pat. bewusstseinsgetrübt: Oberkörper 30° erhöht
- Pat. bewusstlos: Flachlagerung und Überwachung der Atemwege
- Lippenbremse
- i.v.-Zugang und Medikation vorbereiten
- angepasst Sauerstoffgabe
- SpO2 > 88% = keine O2 Gabe
- SpO2 < 88% = vorsichtige angepasste Sauerstoffgabe (Patienten kennen ihre normale Sättigungswerte)
- Zielwert erreicht = Sauerstoffgabe drosseln
- Fällt die AF < 10 sollte die Sauerstoffgabe unterbrochen werden
- Kritische Patienten bekommen trotzdem hochdosiert Sauerstoff
- Pat. beruhigen und betreuen -> Stressreduktion = Reduktion des Sauerstoffbedarfs
- Bei bedrohlichen Zuständen NA nachfordern
- Erweiterte Maßnahmen -
- B2-Sympathomimetikum z.B. Salbutamol 1-2 Hübe oder 1,25 - 2,5 mg i.h.
- Anticholinergikum z.B. Ipratropiumpromid 1-2 Hübe oder 0,5 mg i.n.
- Glukokortikoide z.B. 100 mg Prednisolon i.v.
- Maßnahmen NA
- intravenösen B2-Sympathomimetikums (z.B. 0,09 mg Reproterol)
- Theophyllin (nicht mehr empfohlen)
- NIV-Therapie
- Intubation und Beatmung
- NIV-Therapie -
- Indikationen
- steigende AF aufgrund zunehmender resp. Erschöpfung
- paradoxe Atmung
- insp. interkostale Einziehungen (Erschöpfung)
- Abnehmende Vigilanz aufgrund einer beginnenden CO2 -Narkose
- Anzeichen einer kardialen Dekompensation (Bradykardie, RR-Abfall)
- Werte:
- Modus: CPAP + ASB
- PS: 5 mbar
- PEEP: 3-5 mbar
- FiO2 = 0,4 - 1,0
- Abbruchkriterien und Intubation wenn
- keine Besserung der Hypoxämie mit SpO2 < 85%
- unlösbare Maskenprobleme
- mangelende Patientencompliance
- Vigilanzminderung, Bewusstseinseintrübung
- steigernde Asiprationsgefahr
- beginnende hämodynamisch Instabilität
- Intubation und Beatmun im Optimalfall mit Propofol und Ketamin (bronchodilatatorische Eigenschaften)
Nennen die Definition der Begriffe Aspiration und Bolusgeschehen
***Aspiration: Definition***
- Unter Aspiration versteht man das Eindringen von Feststoffen oder Flüssigkeiten in die unteren Atemwege durch ein versehentliches Einatmen oder "Sich-verschlucken".
- Ist infolgedessen ein großer Teil oder der gesamte Querschnitt der Atemwege verlegt spricht man von einer Bolusgeschehen.
Welche Bedeutung hat die Aspiration für den Rettungsdienst?
***Aspiration: Bedeutung im Rettungsdienst***
- Insbesondere bei Kleinkindern wird eine Aspiration schnell lebensbedrohlich, da der Durchmesser der kindlichen Atemwege noch gering ist und schon kleinere Fremdkörper zu einer vollständigen Verlegung führen können.
- Am häufigsten sind Kinder zwischen 6 Monaten und 4 Jahren betroffen.
- Die Aspiration bei Kinder findet häufig unbeobachtet statt, sodass die Verdachtsdiagnose nicht sofort gestellt werden kann
Erkläre die Pathophysiologie der Aspiration
***Aspiration: Pathophysiologie***
- Ein Eindringen von Feststoffen oder Flüssigkeiten in die unteren Atem (unterhalb der Stimmritzen) löst den Hustenreflex aus
- Im Optimalfall wird das eingedrungene Material mit dem Luftstrom wieder nach außen befördert
- Gelingt dies nicht, tritt eine mehr oder weniger ausgeprägte Atemnot auf
- Vor allem bei Kindern gelangt das aspirierte Material häufig bis tief in den Bronchialbaum
- In den meisten Fällen aufgrund der anatomischen Gegebenheiten gelangt das Material meist in den rechtsn Hauptbronchus (steilerer Verlauf)
- Bolusverlegung -
- Bei einer Bolusverlegung kann es zu einer Reizung des im Mediastinum verlaufenden N. vagus kommen.
- Da dieser die Brustorgane parasympathisch innerviert kann eine Reizung zu einem reflektorischen Kreislaufversagen führen
Was sind die Ursachen für eine Aspiration?
***Aspiration: Ursachen***
- Kinder und Kleinkinder -
- Fremdkörperasupiration kommen häufig bei Kleinkindern vor, die sich aus Neugier kleine Gegenstände in den Mund stecken und sich daran verschlucken
- Auch Kernobst stellt eine Gefahr dar
- Säuglinge können Aufstoßen oder Erbrechen und dann v.a. in Rückenlage aspirieren
- Erwachsene -
- Fremdkörperaspirationen bei Erwachsenen sind selten
- Gefährdet sind alkoholisierte und verwirrte Menschen, Patienten mit Schluckstörungen und Menschen mit geistiger Behinderung
- Meist handelt es sich bei den Fremdkörpern um nicht ausreichen zerkaute Nahrung, Knochenanteile, oder Tabletten
- Aspiration bei Bewusstlosigkeit -
- Generell für eine Aspiration gefährdet sind Bewusstlose jeglichen Alters
- Die Aspirationsgefahr steigt rapide, wenn diese Patienten erbrechen, da bei Bewusstlosigkeit die Schutzreflexe (Schluckreflex, Hustenreflex) vermindert sin
- Die SSL wirkt einer solchen Aspiration entgegen.
Wie äußert sich eine Aspiration symptomatisch?
***Aspiration: Symptome***
- typisch ist eine plötzliche, heftige Hustenattacke
- Dyspnoe
- Würgen (Vagusreflex?)
ggf. Unruhe bis Todesangst durch hochgradige Dyspnoe - Je nach Art des Fremdkörpers und Art der Verlegung können folgende Atemgeräusche auftreten:
- insp. Stridor: vor allem bei Verlegungen im Bereich von Kehlkopf oder Trachea
- ggf. auch ein brodelndes Atemgeräusch (bei Flüssigkeiten)
- Die Atemgeräusche im Betroffenen Lungenabschnitt sind häufig abgeschwächt oder fehlen ganz
- Bei ggr. Dyspnoe und problemlosen Sprechen kann die Verlegung als geringgradig eingestuft werden (ACHTUNG: Durch eine Verlagerung des aspirierten Materials kann jedezeit eine höhere Atemwegsobstruktion entstehen)
- Typisch ist der zweizeitige Verlauf mit beginnender starker Hustenakttacke und schwerer Dyspnoe und nachfolgend durch Abhusten des Fremdkörpers einer Besserung der Symptome
- Bolusverlegung -
- Eine Bolusverlegung kann aufgrund der mit ihr einhergehenden hochgradigen Dyspnoe zu einer hypoxiebedingten Bewusstlosigkeit führen
- Auch ein Kreislaufversagen ist möglich (z.B. durch Vagusreizung = Bolustod)
- Als Zeichen einer kompletten Verlegung ist das Auftreten einer paradoxen Atmung zu werten
Welche Differentialdiagnosen müssen bei der Aspiration berücksichtigt werden?
***Aspiration: Differenzialdiagnosen***
Kinder
- Asthma bronchiale -> eher exsp. Stridor (Giemen, Brummen), ggf. schon bekannt
- akute Epiglottitis -> Fieber, schleichender Beginn
- Pseudokrupp -> schleichender Beginn mit schon länger bestehendem bellenden Husten, häufig Heiserkeit
Erwachsene
- akute obstruktive Bronchitis -> eher exsp. ANG
- Asthma bronchiale -> eher exsp. ANG
Welche Basismaßnahmen müssen bei einem Patienten mit Aspiration/Bolusgeschehen ergriffen werden?
***Aspiration & Bolusgeschehen: Basismaßnahmen***
- Sicherstellung der Vitalfunktionen nach ABCDE
- ggf. Versuch der Fremdkörperbeseitigung wenn Atmung massiv beeinträchtigt
- frühzeigie Sauerstoffgabe
- adaptierte O2 Gabe mit Zielwert 92 - 96%
- Initial bei < 85% SpO2 > 5 l über Maske
- Basismonitoring (Achtung geht eine Tachykardie in eine Bradykardie über ist das ein deutliches Alarmzeichen für eine Hypoxie
- Lagerung: bei schwerer Verlegung durch Maßnahmen zur Fremdkörperentfernung nicht möglich
- Patienten beruhigen und betreuen
- i.v.-Zugang legen und Medikamente vorbereiten
- Entfernung sichbarer Fremdkörper -
- Ausräumen des Mundraums / Wichtig: Dabei mit einem Finger von außen die Wange des Patienten nach innen drücken zum Eigenschutz vor Bissverletzungen
- ACHTUNG: Mundraum nur unter Sicht ausräumen. Bei blindem "Stochern" besteht die Gefahr den Fremkörper weiter nach caudal zu verschieben
- ggf. Einsatz von Laryngoskop und Magillzange nach SAA
- Fremdkörperbeseitigung Erw. -
- 1. Patienten zum Weiterhusten auffordern. Wenn ineffektiv:
- 2. Pat. soll Oberkörper nach vorne beugen. Anschließend 5 Schläge zwischen die Schulterblätter
- 3. Heimlich-Handgriff -> Nicht bei Schwangeren, Adipösen und Kindern im Säuglingsalter dann lieber Thoraxkompressionen
- Fremdkörperbeseitigung Kind -
- Nur wenn Atmung lebensgefährlich beeinträchtigt (z.B. bei Zyanose oder hochgradiger Dyspnoe, sonst Gefahr der Fremdkörperlösung mit tieferrutschen und gefährlicher Verlegung)
- Kind in Bauchlage bringen (Gesicht nach unten)
- 5 Schläge zwischen die Schulterblätter mit flacher Hand
- Wenn Säugling
- 1. Kind in rückenlage bringen (Gesicht nach oben, Kopftieflage)
- Anschließend 5 Thoraxkompressionen
- Mund-Rachenraum überprüfen ggf. Fremdkörper entfernen
- ggf. Wiederholen
- Wenn Kind > 1 Jahr
- Heimlich Handgriff durchführen
- Mund-Rachenraum überprüfen ggf. Fremdkörper entfernen
- Achtung: Bei Kindern < 1 Jahr darf der Heimlich-Handgriff aufgrund einer Schädigung der Organe nicht angwendet werden