Uni Hamburg (SoSe 2015)


Set of flashcards Details

Flashcards 198
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 30.11.2024 / 19.12.2024
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Können internale Reize den Gedächtnisabruf beeinflussen?

Ja. 

Zustandsabhängiges Gedächtnis

  • auch internale (physiologische) Zustände können als Hinweisreiz für Gedächtnisabruf dienen
  • Erinnerungsleistung besser, wenn Zustand während Enkodierung und während Abruf einander entsprechen

Stimmungskongruentes Gedächtnis

  • Stimmung als Hinweisreiz für Erinnerungen, die in ähnlicher Stimmung (Emotion) enkodiert wurden
  • in freudiger Stimmung eher positive Ereignisse erinnert, in trauriger Stimmung eher neg. Erlebnisse
  • „Abwärtsspirale“ bei depressiver Erkrankung?

 

Wie erinnern wir uns?

Mustervervollständigung (pattern completion)

  • wenn einzelne relevante Reize (re)aktiviert werden, werden verbundene Reize mitaktiviert (siehe semantische Netzwerke)
  • aus reaktivierten Details baut sich Erinnerung auf (Mustervervollständigung)

Der Gedächtnisabruf und das Prinzip der Reaktivierung (Simulation)

  • bei Erinnerung werden jene Hirnregionen reaktiviert, die an Enkodierung beteiligt waren

 

Ist unser Gedächtnis kontextabhängig?

Ja, Gedächtnisabruf meist besser, wenn zum Zeitpunkt der Erinnerung Merkmale des Lernkontextes präsent sind

Was ist der Unterschied zwischen dem zeit- und ereignisbasiertem prospektiven Gedächtnis?

  • Zeit-basiertes prospektives Gedächtnis: Erinnerung daran, Handlung zu bestimmtem Zeitpunkt auszuführen („Karte am 22. einwerfen“)
  • Ereignis-basiertes prospektives Gedächtnis: Erinnerung daran, Handlung bei bestimmtem Ereignis auszuführen („Karte einwerfen, wenn ich das nächste Mal am Postkasten vorbeikomme“)

 

Funtioniert das Ergnis- oder das Zeit-basierte prospektive Gedächtnis besser?

Erinnerungsleistung häufig besser für Ereignis-basierte Handlungen, da häufig durch externale Hinweisreize aktiviert (z.B. am Postkasten vorbeigehen)

 

Was sind die 5 Stadiren ders prospektiven Gedächtnis?

1.    Enkodierung
◦    Einspeicherung der Intention, was wann getan werden soll
2.    Behalten
◦    Längerfristige Speicherung der enkodierten Information
3.    Abruf
◦    Erinnerung an Handlungsintention in passender Situation
4.    Ausführung
◦    Umsetzung der Handlungsintention
5.    Evaluation
◦    wenn Umsetzung 

 

Warum ist free recall schwieriger als recognition?

  • Zwei Stufen-Theorie: 1. Durchsuchungsprozess; 2. Entscheidungsprozess → für freien Abruf beide Prozesse erforderlich, für Wiedererkennen nur Entscheidungsprozess erforderlich
  • Wiedererkennenstest liefert mehr Hinweisreize, die Erinnerung stützen können

 

Wie ist das semantische Gedächtnis nach collins & Quillian organisiert?

  • Konzepte: abstrakte Repräsentation einer Klasse von Objekten, fassen ähnliche Objekte zusammen und erlauben somit Effizienz kognitiver Prozesse (Wahrnehmung, Schlussfolgern, Erinnern etc.); z.B. Hund, Boot, Baum, Frucht, Stadt
  • Semantische Netzwerke: Konzepte im semantischen Gedächtnis sind durch Knoten repräsentiert, die miteinander und mit anderen Knoten verbunden sind, Eigenschaften werden auf höchst möglicher Ebene abgespeichert (z.B. „bellt und kann beißen“ auf Ebene Hund abgespeichert, nicht für jede Hunderasse separat) --> kognitive Ökonomie
  • Propositionen: kleinste Informationseinheit, die als wahr oder falsch bezeichnet werden kann, Beispiel: „der Hund“ ist keine Proposition; „der Hund trug eine Mütze“ ist eine Proposition --> repräsentieren Bedeutung, nicht die Items selbst, Propositionen können semantische und episodische Inhalte repräsentieren
  • Schemata: erfahrungsbasierte Rahmenstruktur für bestimmte Informationen --> enthält Positionen (slots) für Informationen, die zunächst mit Standards (default values) gefüllt sind, z.B. Schema für Büro: Schreibtisch, Stuhl, Telefon, Regal etc.
  • Skripts: Schema für Handlungssequenzen, z.B. Skript für Restaurantbesuch: Ankunft, Platzwahl, Kellner Bestellung, Unterhaltung Essen, Bezahlung

Was fällt beim autobiografischem Gedächtnis auf?

infantile Amnesie (keine Erinnerung bis zum 3. Lebensjahr) und Erinnerungsbuckel (vermehrte Erinnerung zwischen 20 und 30. Lebensjahr)

Was ist der Unterschied zwischen deklarativen und nicht-deklarativen Gedächtnis?

Deklaratives: Faktenwissen (episodisch, semantisch)

Nicht-Deklaratives: Prozesse und Wahrnehmungen (prozedural, perzeptuell)

Welche Dichotomien wurden beim systemorientierten Zugang zum LZG vorgeschlagen?

  • explizites vs. implizites Gedächtnis
  • prozedurales vs. deklaratives Gedächtnis
  • semantisches vs. episodisches Gedächtnis

 

Wecleh Arten der Gedächtniskonsolidierung kennen Sie?

Synaptische Gedächtniskonsolidierung

  • Veränderung synaptischer Effektivität nach Lernerfahrung
    • z.B. größere synaptische Wirkungsfläche, mehr dendritische Verzweigungen, neue Synapsen
    • Zeitfenster: Minuten bis Stunden

Systemische Gedächtniskonsolidierung

  • Transfer der Gedächtnisspur vom medialen Temporallappen in neokortikale Areale
  • Zeitfenster: wenige Tage bis mehrere Jahrzehnte?

Was wird als Gedächtniskonsolidierung bezeichnet?

  • Konsolidierung: zeitabhängiger Prozess der Festigung von Gedächtnisspuren
  • Konsolidierung transferiert Erinnerung vom Kurzzeit-ins Langzeitgedächtnis

 

Wie lässt sich die Gedächtnisbildung verbessern?

  • Bedeutungshaltiges/elaboriertes Lernen (Zusammenhänge verstehen)
  • zeitliche Trennung von Enkodiervorgängen (spacing effect)
    • besser jeweils 5 Lerndurchgänge an zwei Tagen als zehn Lerndurchgänge am Stück
    • erhöhte Konzentration auf einzelne Lerndurchgänge
    • verteiltes Lernen fördert Erhöhung der Enkodiervarabilität
  • „add a little bit arousal“ (siehe emotionales Gedächtnis)
  • eigene Aktivität statt bloßer Wahrnehmung (generation effect)
    • selbst generierte Information stärkt Gedächtnisbildung
  • Methode der Orte (method of loci)
    • Items mit Orten auf bekannter Route verbunden
    • z.B. Einkaufsliste: Küche –Kühlschrank –Milch; Backofen –Pizza; Regal –Kartoffeln

 

Was ist eine elaborierte Verarbeitung?

  • Ergänzung der Theorie der Verarbeitungstiefe
  • Elaboriert: Stimuli in Relation zu anderen Stimuli verarbeitet

Beispiel: „Der dicke Mann liest das Schild“ und „Der dicke Mann liest das Schild, das vor dem Betreten des Eises warnt“

→ Erinnerungsleistung für Adjektiv bei zweitem Satz besser

Was behandelt die Theorie der Verabeitungstiefe von Craik und Lockhart?

  • Verarbeitungstiefe während Enkodierung für langfristige Gedächtnisspeicherung entscheidend
  • Ebenen der Informationsverarbeitung (Verarbeitungstiefe nimmt zu):
    • Sensorische Verarbeitung (z.B. schwarz-weiß)
    • Integration sensorischer Informationen (z.B. oranger Schnabel)
    • Bedeutungshaltige Verarbeitung (z.B. Pinguine leben auf der Südhalbkugel)
  • Zentrale Annahme: je tiefer die Verarbeitungsleistung, desto wahrscheinlicher Transfer ins Langzeitgedächtnis

Beschreiben sie die zwei Zugänge zum LZG.

I.    Prozessorientierter Zugang: Analyse von Gedächtnisleistungen anhand von Prozessen
II.    Systemorientierter Zugang: Betrachtung von Gedächtnis als Menge verschiedener (Sub)System

Wofür ist "der episodische Puffer" zuständig?

  • ermöglicht kurzzeitige Speicherung und Integration von Informationen aus Langzeitgedächtnis, phonologischer Schleife und visuell-räumlichem Notizblock
  • schließt Lücke zwischen anderen, unabhängigen Arbeitsgedächtniskomponenten

 

Was macht die zentrale Exekutive in dem Modell von Braddeley?

  • kontrolliert phonologische Schleife und visuell-räumlichen Notizblock
  • ruft Informationen aus Langzeitgedächtnis ab

zentrale Funktionen:

  • selektive Aufmerksamkeit
  • Aufgabenwechsel (task shifting)
  • Reaktionsinhibition
  • temporäre Aktivierung von Erinnerungen

 

Welche Subsystem umfasst der visuell-räumliche Notizblock?

visueller Speicher (infos über Form und Farbe) & innerer Schreiber (verarbeitet Bewegungsinformationen und wiederholt Informationen aus dem visuellen Speicher

Wofür ist der visuell-räumliche Notizblock zuständig?

temporäre Aufrechterhaltung visuell-räumlicher Informationen

Welche Effekte sprechen für eine Existenz der phonologischen Schleife?

Artikulatorischer Suppressionseffekt
◦    Wiederholung irrelevanter verbaler Informationen reduziert Gedächtnisspanne deutlich
Phonologischer Ähnlichkeitseffekt
◦    falsch erinnerte Items häufig ähnlich zu korrekten Items (BD)
◦    schlechtere Gedächtnisleistung für phonologisch ähnliches Material
Wortlängeneffekt
◦    Wortspanne größer für kurze als für lange Wörter

 

Was macht die phonologische Schleife und woraus besteht sie?

  • Aufrechterhaltung sprachbasierter Informationen für ca. 2 sec
  • zwei Subsysteme: phonologischer Speicher („inneres Ohr“); artikulatorischer Kontrollprozess („innere Stimme“)

 

Welche Bestandteile umfasst das Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley und Hitch?

phonologische Schleife; visuell-räumlicher Notizblock; zentrale Exekutive

Was macht das Arbeitsgedächtnis?

temporäre Aktivierung von Informationen, um mit diesen zu arbeiten und gestattet damit eine Interaktion von Langzeitgedächtnisinhalten und aktuell vorhandenen Informationen

 

Was sind die Kritikpunkte am Mehrspeichermodell?

  • zu starke Vereinfachung --> z.B. wenn sequentielle Verarbeitung, wie kann Information Langzeitspeicher nach Schädigung des Kurzzeitspeichers erreichen (Patient KL)?
  • Überbetonung von rehearsal und expliziten Prozessen --> Rehearsal im Alltag weniger relevant als angenommen (bedeutungshaltiges Lernen wichtiger als reine Wiederholung) & auch implizit gelerntes Material kann in Langzeitspeicher gelangen
  • zu rigide Trennung von Kurzzeit-und Langzeitspeicher --> sensorische Kodierung kann sowohl für Kurzzeit-als auch für Langzeitspeicherung bedeutend sein (stellt Kodierungsunterschiede in Frage) & es gibt keine einseitige Kommunikation zwischen Kurzzeit-und Langzeitspeicher

→ Mehrspeichermodell historisch bedeutsam, aber mittlerweile überholt!

 

Welche Evidenz spricht für eine Trennung von KZG und LZG?

doppelte Dissoziation:

  • Patient KF mit einer Schädigung im Temporal-/parietallappen hatte ein beeinträchtigtes KZG, aber ein intaktes LZG
  • Patient HM mit einer Schädigung im mittleren Temporallappen ein beeinträchtigtes LZG aber intaktes KZG

Probanden wurden kurze auditorischen Informationen simultan von rechts, links, oben und unten präsentiert. Nach einem Hinweisreiz konnten sie sich besser erinnern als durch free recall. Worauf deutet dieses Experiment hin?

Einen auditorischen Speicher mit begrenzter Speicherdauer: den echoischen (auditorischen) Speicher.

Welche Ergebnisse sprechen für die Existenz eines ikonschen (visuellem) sensorischen Speicher?

Bei der partial Report procedure von Sperling (1960) wurde den Probanden eine Buchstabenmatrix gezeigt. Sie konnten 4-5 Buchstaben wiedergeben, hatten jedoch das Gefühl mehr gesehen zu haben. Wenn nach einem bestimmten Bereich der Buchstabenmatrix gefragt wurde, konnten sie auch mehr erinnern. --> visueller Speicher mit begrenzter Speicherdauer.

Was ist der serielle Positionseffekt?

Wird eine lange Liste von Items gelernt, können sowohl die zuerst präsentierten (primacy effect) als auch die zuletzt präsentierten (recency effect), da sie noch im Kurzzeitspeichers sind, am wahrscheinlichsten erinnert werden.

Was ist der Unterschied zwischen Kurzzeitspeciher und Kurzzeitgedächtnis?

Der Kurzeitspeicher ist ein theoretisches Modell von Attkinson & Shiffrin.

Das Kurzzeitgedächtnis ist ein empirischer Begriff.

z.B. kann, was vor 5 Minuten geschah als Kurzzeitgedächtnis bezeichnet werden, obwohl sich die Information bereits im Langzeitspeicher befindet.

Aus welchen Elementen besteht das Modell von Atkinson & Shiffrin? Beschreiben Sie diese kurz.

multiple Speicher

  • Sensorische Speicher: modalitätsspezifisch; sehr große Kapazität, aber sehr geringe Dauer (Millisekunden)
  • Kurzzeitspeicher: stark begrenzte Kapazität, kurze Speicherdauer (30 sec?)
  • Langzeitspeicher: nahezu unbegrenzte Kapazität, sehr lange Speicherdauer (Jahre, Jahrzehnte)

Kontrollprozesse

  • Aufmerksamkeit: ermöglicht Transfer von sensorischem in Kurzzeitspeicher
  • Rehearsal: verlängert die Aufrechterhaltung im Kurzzeitspeicher
  • Kodierung, Reorganisation: begünstigt Transfer vom Kurz-in den Langzeitspeicher und längere Speicherung

 

Was ist eine Gedächtnisspanne?

Anzahl der Items, die nach einmaliger Präsentation erinnern werden kann, typischerweise begrenzt auf 7 +/- 2 Items

Sie haben nach dem Lernen keine Möglichkeit zur Wiederholung. Was passiert?

schnelles Vergessen (Brown 1958, Peterson 1959)

Welche Arten von Gedächtnistests gibt es ?

  • Freier Abruf (free recall): Welche Wörter wurden präsentiert?
  • Hinweisgestützter Abruf (cued recall)
  • Wiedererkennen (recognition): Wurde dieses Wort präsentiert?

Wie können Erinnerungen nach Ebbingahus aufrecht erhalten werden?

hinreichend viel Übung.

Was wird als spacing effect bezeichnet?

Lernen über mehrere Zeitpunkte verteilt, ist effektiver als massiertes Lernen

Beschreiben Sie die Vergessenskurve von Ebbinghaus.

zunächst rasches Vergessen, dann asymptotischer Verlauf

Welche Prinzipien endeckte Ebbinghaus bezüglich des Gedächnisses?

  • je öfter an einem Tag gelernt, desto weniger Wiederholungen sind am nächsten Tag bis zur perfekten Leistung erforderlich
  • hinreichend viel Übung hält Erinnerungen nahezu vollständig aufrecht
  • zunächst rasches Vergessen, dann asymptotischer Verlauf
  • Lernen über mehrere Zeitpunkte verteilt ist effektiver als massiertes Lernen (spacing effect)
  • Wiederholung führt zu besserem Lernen, da die Assoziationen stärker werden

Was wird als Arbeitsgedächtnis bezeichnet?

Ein Gedächtnissystem, das Informationen nur für kurze Zeit aufrechterhalten kann und nur eine begrenzte Kapazität hat. Man nimmt an, dass es die Aufgaben bereit hält, die das Individuum gerade verrichtet.