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Medikamente richten und verabreichen

Medikamente richten und verabreichen


Kartei Details

Karten 55
Sprache Deutsch
Kategorie Berufskunde
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 21.02.2024 / 15.10.2024
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Arzneimittel Definition

Arzneimittel sind Produkte chemischen oder biologischen Ursprungs zur Erkennung, Verhütung oder Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen. Zu den Arzneimitteln gehören auch Blut und Blutprodukte.

Arzneimittelabhängigkeit

Es gibt Arzneimittel mit einem hohen Potenzial, Abhängigkeiten hervorzurufen. Dazu gehören Schmerz- und Schlafmittel sowie Beruhigungs- und Stimulationsmittel, die eine Wirkung auf das zentrale Nervensystem aufweisen. Der Umgang mit Arzneimitteln, die ein besonders hohes Abhängigkeitspotenzial aufweisen, wird durch das Betäubungsmittelgesetz reguliert. Nimmt jemand Arzneimittel ohne medizinische Notwendigkeit oder aber in übermässiger Dosierung, wird von Missbrauch (Abusus) gesprochen. Längerer Missbrauch kann zur Abhängigkeit führen

Adhärenz Definition

Adhärenz bedeutet die Einhaltung der gemeinsam von Klienten und Behandelnden gesetzten Therapieziele im Rahmen des Behandlungsprozesses.

Insgesamt gilt, dass die Adhärenz umso schlechter ist:

  • je weniger aufgeklärt die Klientin über ihre Krankheit ist,
  • je mehr Medikamente sie einnehmen muss,
  • je öfter am Tag eine Einzeldosis erforderlich ist,
  • je länger die Krankheit andauert,
  • je weniger spürbar die Verbesserung der Situation durch das Medikament ist,
  • je gefährlicher das Medikament erscheint, zum Beispiel durch Angaben auf dem Beipackzettel, und
  • je unangenehmer, belastender die unerwünschten Wirkungen sind.

Besonders schwer fällt die regelmässige Einnahme also bei Krankheiten, die keine grossen Beschwerden verursachen, zum Beispiel der Hypertonie. Die Aufklärung und die stete Erinnerung an die Notwendigkeit der Einhaltung von Dosierungsvorschriften sind daher eine der Hauptaufgaben der FaGe.

Wieso fällt es einige Patienten schwer regelmässig die Medikamente einzunehmen und was ist die Aufgabe von einer Fage?

Nehmen Klientinnen und Klienten die verordneten Medikamente nicht korrekt ein, muss geklärt werden, ob es an der Adhärenz liegt oder ob sie aus anderen Gründen nicht in der Lage dazu sind.

Mögliche Gründe sind:

  • Hinweise auf den Packungen oder Dosieranweisungen sind zu klein geschrieben.
  • Schluckbeschwerden führen zu unzureichender Aufnahme oder Unterlassung der Einnahme.
  • Das Lesen des Beipackzettels führt zu Angst vor unerwünschten Wirkungen oder Misstrauen gegenüber dem Nutzen der Therapie.
  • Gestörte Feinmotorik der Hände verursacht zum Beispiel Probleme beim Öffnen von Dosen und Fläschchen, beim Abmessen von Tropfen oder bei der Entnahme aus Durchdrückpackungen (Blister).
  • Es wird vergessen, ob die Tablette schon genommen wurde. 
  • Wechselnde Namen und verändertes Aussehen der Medikamente bei gleicher Grundsubstanz erschweren die Zuordnung.

Eine wichtige Aufgabe der FaGe ist der sachgerechte, verantwortungsvolle Umgang beim Lagern, Richten und Verabreichen der Medikamente.

Beim Richten und Verabreichen wird die 6-R-Regel eingehalten:

  • Die Richtige Person
  • Das Richtige Medikament
  • Die Richtige Dosierung
  • Die Richtige Verabreichungsart
  • Der Richtige Zeitpunkt
  • Die Richtige Dokumentation

Vor der Verabreichung werden die Medikamente nach dem 4-Augen-Prinzip von einer zweiten Person kontrolliert.

Lagerung von Medikamenten

Bei der Lagerung von Arzneimitteln ist vor allem auf die

  • richtige Lagertemperatur,
  • den Ausschluss von Feuchtigkeit und
  • den Lichtschutz durch Belassen der Arzneimittel in der Originalverpackung zu achten.

Sie werden in einem verschliessbaren Medikamentenschrank aufbewahrt.

Betäubungsmittel werden zusätzlich in einem Separandum im Medikamentenschrank verschlossen

Richten der Medikamente

 

Medikamente werden von der Ärztin verordnet. Es müssen der Name der Klientin, das Medikament mit exakter Dosierungsangabe, die Verabreichungsart und der Zeitpunkt der Verabreichung in schriftlicher Form in der Klientendokumentation vorliegen. Beim Richten der Medikamente wird die 6-R-Regel umgesetzt.

Richten der Medikamente

Es müssen zudem die hygienischen Vorschriften eingehalten werden. Ein ruhiger Arbeitsplatz sowie Medikamententabletts erleichtern die Aufgabe. Zu beachten sind?

  • Medikamente nicht mit den Händen berühren.
  • Tropfen und Säfte erst direkt vor der Verteilung umfüllen. Viele sind lichtempfindlich und/oder verdunsten.
  • Infusionslösungen unter Beachtung der Sterilität maximal eine Stunde vor Verabreichung richten.
  • Injektionen erst kurz vor der Verabreichung richten. Die Ampulle neben der Spritze belassen oder an dieser fixieren, um eine Kontrolle zu ermöglichen.
  • Tropfflaschen oder Stechampullen nach dem ersten Gebrauch mit einem Datum versehen. Die Haltbarkeit nach Anbruch ist begrenzt.
  • Äusserlich veränderte Arzneimittel nicht richten

Verabreichen der Medikamente

Was muss man nach der Verabreichung des Medikamentes machen?

Nach der Verabreichung muss der Vorgang dokumentiert werden. Der Eintritt der Wirkung wird dokumentiert, zum Beispiel «Linderung der Schmerzen». Besonderheiten wie unerwünschte Wirkungen sowie die anschliessenden Massnahmen sind zusätzlich aufzuführen.

 

Verabreichen der Medikamente

Was macht man wenn ein Patient den Medikament nicht verträgt?

Bei jeder Unverträglichkeit oder beobachteten unerwünschten Wirkung ist der Arzt zu informieren. Eine erneute Gabe des Medikaments darf erst nach Rücksprache erfolgen.

Verabreichen der Medikamente

Wie gibt man ein Medikament  an einem Patient?

Die Medikamentengabe muss immer angekündigt werden. Die Klientinnen und Klienten werden bei der Medikamenteneinnahme wenn notwendig unterstützt, und die Einnahme wird kontrolliert.

Verabreichem der Medikamente

Besonders bei Umstellung oder Neuverordnung von Medikamenten ist die Beobachtung wichtig.:

  • Akut kann es zu Luftnot oder deutlichen Blutdruck- und Pulsveränderungen kommen.
  • Verzögert können Übelkeit, Erbrechen, Schwindel mit Kopfschmerzen auftreten.
  • Bis zu Tagen nach Verabreichung sind Durchfälle und Allergien möglich.

Verabreichen der Medikamente

Was tun wenn man einer f Bew, das falsche Medikament abgegeben hat?

Wird festgestellt, dass ein falsches Medikament oder eine falsche Medikamentendosis verabreicht wurde, muss dies unverzüglich der zuständigen Ärztin gemeldet werden. Die betroffene Klientin muss auf allfällige unerwünschte Wirkungen überwacht werden. Verfügt die Institution über ein Fehlermeldesystem, soll das Ereignis dort dokumentiert werden. Das hilft bei zukünftiger Fehlervermeidung, denn die Einträge sollten ausgewertet werden, um daraus entsprechende Massnahmen abzuleiten

Applikationsformen

Dermal

Salben, Gele, Cremen, Puder oder Lösungen (etc.) werden auf die Haut aufgetragen und entfalten die Wirkung lokal bzw. dermal (Kortisonsalben), oder werden transdermal absorbiert und wirken systemisch (TTS)

Applikationsform

Buccal und sublingual 

Bei einigen Zubereitungsformen werden bereits in der Mundhöhle die Wirkstoffe über die Schleimhaut aufgenommen und rasch direkt ins Blut abgegeben (Umgehung des First-Pass-Effekts). Es handelt sich um Sprays oder Kaukapseln sowie um spezielle Tabletten, die unter die Zunge (sublingual) oder in die Wangentasche (buccal) gelegt werden, zum Beispiel Nitrospray oder -kapseln zur Schmerzlinderung bei Angina-pectoris-Anfällen.

Applikationsform

Konjunktival 

Augentropfen und -salben werden auf die Innenseite des unteren Augenliedes (Konjunktiva) verabreicht.

Applikationsform 

Per Oral

Durch Herunterschlucken eingenommene Arzneimittel werden, je nach Zubereitungsform, im Magen oder Dünndarm freigesetzt und dann über die Darmwand aufgenommen (resorbiert). Über das Pfortadersystem gelangen die Wirkstoffe zunächst zur Leber (First-Pass-Effekt), dann über die Lebervene in den Kreislauf. Aufgrund des langen Wegs tritt die Wirkung nach etwa einer halben Stunde ein.

Die orale Gabe ist bei schluckfähigen, orientierten Menschen die häufigste Form der Verabreichung

Applikationsform

Rektal

Die Arzneimittel werden als Zäpfchen in den Enddarm (Rektum) platziert, wo die Rektumschleimhaut die Stoffe rasch resorbiert. Da das venöse Blut vom Enddarm nicht über die Pfortader und Leber, sondern direkt in die untere Hohlvene (V. cava inferior) gelangt (Umgehung des First-Pass-Effekts), ist der Wirkungseintritt schneller. Das ist zum Beispiel bei der Schmerzbehandlung vorteilhaft. Die rektale Applikation ist auch bei Säuglingen, bei Schluckbeschwerden und bei Verwirrtheit eine gute Alternative zur oralen Gabe.

Zur Behandlung von Hämorrhoiden und Entzündungen im Enddarm (Proktitis) werden rektal Arzneimittel verabreicht, die an Ort und Stelle (lokal) wirken.

Applikationsform

Pulmonal

Die Partikelgrösse bestimmt den Wirkungsort und die Eindringtiefe in die Lunge. Aerosole entfalten wegen der Partikelgrösse ihre Wirkung häufig im Bronchialsystem (Bronchodilatatoren wie Ventolin®), seltener gelangen sie bis in die Alveolen. Gase dringen immer bis in die Alveolen ein (z. B. Inhalationsanästhetika).

Applikationform

Nasal, oral, vaginal 

Sprays, Tropfen, Salben, Gels etc. werden in die Nase, in die Ohren oder in die Vagina appliziert und lokal aufgenommen.

Applikationsform 

Subkutan, intramuskulär oder intravenös

Spezielle Zubereitungen flüssiger Arzneimittel können mit einer Spritze und Kanüle unter die Haut, direkt ins Blut oder in die Muskulatur gebracht werden. Vor der Injektion ist auf der Ampulle nachzusehen, für welche Injektionsform das Arzneimittel zugelassen ist. Einige Substanzen sind gewebeschädigend und dürfen nur intravenös verabreicht werden.

Applikationsformen

Systemisch

Arzneimittel, die über das Blut an den Wirkort transportiert werden, wirken systemisch.

Applikationsformen

Lokal

Eine Arzneimittelwirkung am Ort der Ein- oder Aufbringung in den Körper, zum Beispiel eine Salbe, nennt man lokal.

Ob ein Arzneimittel systemisch oder lokal wirkt, ist unabhängig vom Ort der Applikation oder der Arzneimittelform. Beispielsweise wirken:

 

  • Kortisoncremen meistens nur lokal,
  • transdermale therapeutische Systeme (TTS) dagegen systemisch,
  • Hämorrhoidalzäpfchen im Enddarm lokal,
  • Paracetamolzäpfchen systemisch.

ArzneimittelwirkungD

Der Einsatz von Arzneimitteln dient unterschiedlichen Zwecken

  • Prophylaktisch, um Krankheiten vorzubeugen. Ein Beispiel sind Impfungen.
  • Diagnostisch als Hilfsmittel zur Erkennung von Krankheiten, zum Beispiel Kontrastmittel beim Röntgen
  • Therapeutisch zur Behandlung von Krankheiten
  • Kausal: Die Krankheitsursache wird behandelt, schädigende Erreger werden abgetötet oder an der Vermehrung gehindert.
  • Symptomatisch: Die Krankheitserscheinungen werden behandelt, zum Beispiel Dämpfen eines Reizhustens mit einem Hustenblocker.
  • Palliativ: Beschwerden werden gelindert, zum Beispiel die Schmerztherapie bei einer Krebskrankheit

Besonderheiten im Alter

Physiologische Veränderungen im Alter beeinflussen die Pharmakokinetik und -dynamik:

  • Ein niedriger Wasseranteil im Körper verbunden mit einer verminderten Blutzirkulation verlangsamt die Verteilung des Arzneistoffs im Körper.
  • Der Fettanteil des Körpers nimmt gegenüber der Muskulatur zu, dies kann zu erhöhter Speicherung und länger dauernder Freisetzung des Arzneistoffs führen, die Wirkstoffe können kumulieren.
  • Die Leistungsfähigkeit der Leber ist eingeschränkt und die Umwandlung des Arzneimittels verlangsamt. Es kann zur Kumulation, zur Wirkungsverstärkung oder -verlängerung kommen. Unerwünschte Wirkungen nehmen zu.
  • Die Darmmotilität sinkt. Dadurch wird der Magen-Darm-Trakt schlechter durchblutet, und es kann zu einer Wirkverzögerung oder -verstärkung kommen.
  • Die Nierenleistung nimmt ab und damit die Ausscheidung des Arzneimittels über die Nieren. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend, um einer Kumulation vorzubeugen

Pharmakokinetik Definition

pharmakokinetik bezeichnet alle Prozesse, die ein Arzneistoff im Körper durchläuft

Pharmakokinetik bezeichnet alle Prozesse, die ein Arzneistoff im Körper durchläuft

Es handelt sich um folgende Prozesse:

  • Freisetzung des Arzneistoffs (Liberation)
  • Aufnahme des Arzneistoffs ins Blut (Absorption) 
  • Verteilung im Körper (Distribution)
  • Um- und Abbau (Metabolisierung) 
  • Ausscheidung (Exkretion)

  • Freisetzung des Arzneistoffs 
  • Aufnahme des Arzneistoffs ins Blut 
  • Verteilung im Körper 
  • Um- und Abbau 
  • Ausscheidung

  • Liberation
  • Absorption
  • Distribution
  • Metabolisierung
  • Exkretion

Welche Medikamentenformen gibts es?

Es werden feste, halbfeste, flüssige und gasförmige Arzneiformen unterschieden.

Übersicht der Arzneimittelformen

Fest

  • Tabletten
  • Dragees
  • Granulate
  • Pulver
  • Suppositorien
  • Ovula

Übersicht der Arzneimittelformen

Halbfeste

  • Salben
  • Cremes
  • Pasten
  • Gele
  • TTS (Transdermale therapeutische Systeme, Pflaster

Übersicht der Arzneimittelformen

Flüssig

  • Lösungen
  • Tinkturen
  • Suspensionen
  • Emulsionen
  • Sirupe
  • Injektions- und Infusions-Lösungen

Übersicht der Arzneimittelformen

Gasförmig

Gase

  • Sauerstoff
  • Narkosegase

 

  • Aerosole

Feste Arzneiformen

• Tabletten 

Tabletten sind in unterschiedliche Formen gepresste Wirk- und Hilfsstoffe und die häufigste Zubereitungsform. Sie werden normalerweise über den Mund eingenommen. Zur Erleichterung der Einnahme gibt es unterschiedliche Arten wie Kau- oder Lutsch-/Schmelztabletten, die auf die Zunge gelegt werden, sowie lösliche Brausetabletten.

Feste Arzneiformen

Dragees

Dragees sind mit einem Überzug – meist aus Zucker – versehene Tabletten. Dadurch lassen sie sich besser schlucken, der unangenehme Geschmack eines Wirkstoffs lässt sich so verdecken. Die auffällige Färbung erleichtert die Zuordnung. Besondere Überzüge sind gegen Magensaft unempfindlich und sorgen dafür, dass der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird. Magensaftresistente Überzüge dürfen nicht, zum Beispiel durch Teilung der Arznei, zerstört werden

Feste Arzneimittel

Kapseln

Kapseln bestehen meist aus Gelatine und enthalten den Wirkstoff in Form von Granulat, Pulver oder Flüssigkeit. Meist erfolgt die Auflösung im Magen. Wirkstoffe, die bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen werden können, werden in Kaukapseln gefertigt, zum Beispiel Nitroglycerin

Feste Arzneimittel

Granulate

Granulate bestehen aus kleinen Arzneimittelkörnchen. Zur inneren Anwendung werden sie meist in Wasser gelöst.