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Medikamente richten und verabreichen

Medikamente richten und verabreichen


Kartei Details

Karten 55
Sprache Deutsch
Kategorie Berufskunde
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 21.02.2024 / 15.10.2024
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Applikationsform

Buccal und sublingual 

Bei einigen Zubereitungsformen werden bereits in der Mundhöhle die Wirkstoffe über die Schleimhaut aufgenommen und rasch direkt ins Blut abgegeben (Umgehung des First-Pass-Effekts). Es handelt sich um Sprays oder Kaukapseln sowie um spezielle Tabletten, die unter die Zunge (sublingual) oder in die Wangentasche (buccal) gelegt werden, zum Beispiel Nitrospray oder -kapseln zur Schmerzlinderung bei Angina-pectoris-Anfällen.

Applikationsform

Konjunktival 

Augentropfen und -salben werden auf die Innenseite des unteren Augenliedes (Konjunktiva) verabreicht.

Applikationsform 

Per Oral

Durch Herunterschlucken eingenommene Arzneimittel werden, je nach Zubereitungsform, im Magen oder Dünndarm freigesetzt und dann über die Darmwand aufgenommen (resorbiert). Über das Pfortadersystem gelangen die Wirkstoffe zunächst zur Leber (First-Pass-Effekt), dann über die Lebervene in den Kreislauf. Aufgrund des langen Wegs tritt die Wirkung nach etwa einer halben Stunde ein.

Die orale Gabe ist bei schluckfähigen, orientierten Menschen die häufigste Form der Verabreichung

Applikationsform

Rektal

Die Arzneimittel werden als Zäpfchen in den Enddarm (Rektum) platziert, wo die Rektumschleimhaut die Stoffe rasch resorbiert. Da das venöse Blut vom Enddarm nicht über die Pfortader und Leber, sondern direkt in die untere Hohlvene (V. cava inferior) gelangt (Umgehung des First-Pass-Effekts), ist der Wirkungseintritt schneller. Das ist zum Beispiel bei der Schmerzbehandlung vorteilhaft. Die rektale Applikation ist auch bei Säuglingen, bei Schluckbeschwerden und bei Verwirrtheit eine gute Alternative zur oralen Gabe.

Zur Behandlung von Hämorrhoiden und Entzündungen im Enddarm (Proktitis) werden rektal Arzneimittel verabreicht, die an Ort und Stelle (lokal) wirken.

Applikationsform

Pulmonal

Die Partikelgrösse bestimmt den Wirkungsort und die Eindringtiefe in die Lunge. Aerosole entfalten wegen der Partikelgrösse ihre Wirkung häufig im Bronchialsystem (Bronchodilatatoren wie Ventolin®), seltener gelangen sie bis in die Alveolen. Gase dringen immer bis in die Alveolen ein (z. B. Inhalationsanästhetika).

Applikationform

Nasal, oral, vaginal 

Sprays, Tropfen, Salben, Gels etc. werden in die Nase, in die Ohren oder in die Vagina appliziert und lokal aufgenommen.

Applikationsform 

Subkutan, intramuskulär oder intravenös

Spezielle Zubereitungen flüssiger Arzneimittel können mit einer Spritze und Kanüle unter die Haut, direkt ins Blut oder in die Muskulatur gebracht werden. Vor der Injektion ist auf der Ampulle nachzusehen, für welche Injektionsform das Arzneimittel zugelassen ist. Einige Substanzen sind gewebeschädigend und dürfen nur intravenös verabreicht werden.

Applikationsformen

Systemisch

Arzneimittel, die über das Blut an den Wirkort transportiert werden, wirken systemisch.

Applikationsformen

Lokal

Eine Arzneimittelwirkung am Ort der Ein- oder Aufbringung in den Körper, zum Beispiel eine Salbe, nennt man lokal.

Ob ein Arzneimittel systemisch oder lokal wirkt, ist unabhängig vom Ort der Applikation oder der Arzneimittelform. Beispielsweise wirken:

 

  • Kortisoncremen meistens nur lokal,
  • transdermale therapeutische Systeme (TTS) dagegen systemisch,
  • Hämorrhoidalzäpfchen im Enddarm lokal,
  • Paracetamolzäpfchen systemisch.

ArzneimittelwirkungD

Der Einsatz von Arzneimitteln dient unterschiedlichen Zwecken

  • Prophylaktisch, um Krankheiten vorzubeugen. Ein Beispiel sind Impfungen.
  • Diagnostisch als Hilfsmittel zur Erkennung von Krankheiten, zum Beispiel Kontrastmittel beim Röntgen
  • Therapeutisch zur Behandlung von Krankheiten
  • Kausal: Die Krankheitsursache wird behandelt, schädigende Erreger werden abgetötet oder an der Vermehrung gehindert.
  • Symptomatisch: Die Krankheitserscheinungen werden behandelt, zum Beispiel Dämpfen eines Reizhustens mit einem Hustenblocker.
  • Palliativ: Beschwerden werden gelindert, zum Beispiel die Schmerztherapie bei einer Krebskrankheit

Besonderheiten im Alter

Physiologische Veränderungen im Alter beeinflussen die Pharmakokinetik und -dynamik:

  • Ein niedriger Wasseranteil im Körper verbunden mit einer verminderten Blutzirkulation verlangsamt die Verteilung des Arzneistoffs im Körper.
  • Der Fettanteil des Körpers nimmt gegenüber der Muskulatur zu, dies kann zu erhöhter Speicherung und länger dauernder Freisetzung des Arzneistoffs führen, die Wirkstoffe können kumulieren.
  • Die Leistungsfähigkeit der Leber ist eingeschränkt und die Umwandlung des Arzneimittels verlangsamt. Es kann zur Kumulation, zur Wirkungsverstärkung oder -verlängerung kommen. Unerwünschte Wirkungen nehmen zu.
  • Die Darmmotilität sinkt. Dadurch wird der Magen-Darm-Trakt schlechter durchblutet, und es kann zu einer Wirkverzögerung oder -verstärkung kommen.
  • Die Nierenleistung nimmt ab und damit die Ausscheidung des Arzneimittels über die Nieren. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend, um einer Kumulation vorzubeugen

Pharmakokinetik Definition

pharmakokinetik bezeichnet alle Prozesse, die ein Arzneistoff im Körper durchläuft

Pharmakokinetik bezeichnet alle Prozesse, die ein Arzneistoff im Körper durchläuft

Es handelt sich um folgende Prozesse:

  • Freisetzung des Arzneistoffs (Liberation)
  • Aufnahme des Arzneistoffs ins Blut (Absorption) 
  • Verteilung im Körper (Distribution)
  • Um- und Abbau (Metabolisierung) 
  • Ausscheidung (Exkretion)

  • Freisetzung des Arzneistoffs 
  • Aufnahme des Arzneistoffs ins Blut 
  • Verteilung im Körper 
  • Um- und Abbau 
  • Ausscheidung

  • Liberation
  • Absorption
  • Distribution
  • Metabolisierung
  • Exkretion

Welche Medikamentenformen gibts es?

Es werden feste, halbfeste, flüssige und gasförmige Arzneiformen unterschieden.

Übersicht der Arzneimittelformen

Fest

  • Tabletten
  • Dragees
  • Granulate
  • Pulver
  • Suppositorien
  • Ovula

Übersicht der Arzneimittelformen

Halbfeste

  • Salben
  • Cremes
  • Pasten
  • Gele
  • TTS (Transdermale therapeutische Systeme, Pflaster

Übersicht der Arzneimittelformen

Flüssig

  • Lösungen
  • Tinkturen
  • Suspensionen
  • Emulsionen
  • Sirupe
  • Injektions- und Infusions-Lösungen

Übersicht der Arzneimittelformen

Gasförmig

Gase

  • Sauerstoff
  • Narkosegase

 

  • Aerosole

Feste Arzneiformen

• Tabletten 

Tabletten sind in unterschiedliche Formen gepresste Wirk- und Hilfsstoffe und die häufigste Zubereitungsform. Sie werden normalerweise über den Mund eingenommen. Zur Erleichterung der Einnahme gibt es unterschiedliche Arten wie Kau- oder Lutsch-/Schmelztabletten, die auf die Zunge gelegt werden, sowie lösliche Brausetabletten.

Feste Arzneiformen

Dragees

Dragees sind mit einem Überzug – meist aus Zucker – versehene Tabletten. Dadurch lassen sie sich besser schlucken, der unangenehme Geschmack eines Wirkstoffs lässt sich so verdecken. Die auffällige Färbung erleichtert die Zuordnung. Besondere Überzüge sind gegen Magensaft unempfindlich und sorgen dafür, dass der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird. Magensaftresistente Überzüge dürfen nicht, zum Beispiel durch Teilung der Arznei, zerstört werden

Feste Arzneimittel

Kapseln

Kapseln bestehen meist aus Gelatine und enthalten den Wirkstoff in Form von Granulat, Pulver oder Flüssigkeit. Meist erfolgt die Auflösung im Magen. Wirkstoffe, die bereits über die Mundschleimhaut aufgenommen werden können, werden in Kaukapseln gefertigt, zum Beispiel Nitroglycerin

Feste Arzneimittel

Granulate

Granulate bestehen aus kleinen Arzneimittelkörnchen. Zur inneren Anwendung werden sie meist in Wasser gelöst.

Feste Arzneimittel

Pulver

Pulver sind feinstverteilte Arzneiformen, die zum Beispiel als Basis zur Herstellung von Injektionslösungen oder Säften verwendet werden, aber auch zur Inhalation in besonderen Geräten bei Atemwegserkrankungen.

Feste Arzneiformel

Suppositorien (Zäpfchen)

Suppositorien (Zäpfchen) ermöglichen das Einführen in den Mastdarm. Sie enthalten Wirkstoffe in Verbindung mit einem Gleitmittel und müssen kühl gelagert werden. Bei Körpertemperatur wird der Wirkstoff freigesetzt. Sie dienen sowohl der äusseren, lokalen Behandlung, zum Beispiel bei Obstipation, als auch der systemischen Behandlung, zum Beispiel bei Fieber.

Feste Arzneimittel

Ovulva

Ovula (Vaginalzäpfchen) werden in die Vagina eingeführt und dienen in der Regel der lokalen Behandlung, beispielsweise bei Vaginapilz (Vaginalmykose).

Halbfeste Arzneiformen

  • Salben 
  • Cremes. 
  • Paste

Salben sind streichfähig und werden lokal aufgetragen. In dieser wasserfreien Arzneiform ist der Wirkstoff mit Fett, Paraffin oder Vaseline vermengt. Durch Zugabe von Wasser entstehen streichfähige Cremes. Ein hoher Anteil an Wirkstoffpulver oder anderem Pulver lässt eine Paste entstehen

Halbfeste Arzneiformen

Gel

Ein Gel besteht aus einem Wasser-Wirkstoff-Gemisch und einem Gelbinder, der als Verdickungsmittel dient. Durch die Verdunstung des Wassers haben Hautgele eine kühlende Wirkung

Halbfeste Arzneiformen

Arzneimittelpflaster erleichtern die Anwendung. Da der Wirkstoff über die Haut aufgenommen wird, heissen sie auch transdermale therapeutische Systeme (TTS). Arzneimittelpflaster ermöglichen eine kontinuierliche Wirkstoffaufnahme unter Umgehung der oralen Aufnahme. Sie werden u. a. zur Vorbeugung der Osteoporose (Östrogen), als Schwangerschaftsverhütungsmittel («die Pille»), bei der Raucherentwöhnung (Nikotin), gegen Seekrankheit sowie in der Schmerztherapie (Opiate) eingesetzt.

Flüssige Arzneiformen

Tinkturen

Tinkturen sind Pflanzenauszüge mit Alkohol. Das heisst, zur Herstellung von Tinkturen werden Pflanzenteile in Alkohol eingelegt

Flüssige Arzneiformen

Tropfen

Tropfen sind wässrige Lösungen mit oder ohne Alkohol, in denen der Wirkstoff gelöst vorliegt. Ihre Dosierung ist einfach, und sie wirken rasch, da die Inhaltsstoffe schon gelöst sind.

Flüssige Arzneiformen

Säfte 

Säfte sind Lösungen, die entweder als Suspension gut verteilte Feststoffe enthalten oder als Sirup einen hohen Zuckeranteil haben. Aus Gründen der Haltbarkeit werden Antibiotika auch als Trockensäfte hergestellt. Die Suspension in Wasser erfolgt direkt vor der Einnahme

Flüssige Arzneiformen

Emulsionen

Emulsionen bestehen aus schwer oder nicht mischbaren Flüssigkeiten. Zur Verbesserung der Mischbarkeit werden sogenannte Emulgatoren beigefügt. Emulsionen können eingenommen oder äusserlich angewendet werden.

Flüssige Arzneiformen

Injektionslösung

Injektionslösungen sind steril und bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel Insulin, klar. Meist kann die Injektionslösung zum sofortigen Gebrauch entnommen werden, teilweise sind Wirkstoff und Lösungsmittel getrennt und müssen vor Gebrauch vermischt werden.

Flüssige Arzneiformen

Infusionslösungen

Infusionslösungen sind grössere Mengen steriler Lösungen in Glas- oder Plastikbehältern. Diese reichen von Kurzinfusionen mit 100 Millilitern, zum Beispiel für Antibiotika, bis zu Mengen von 1000 Millilitern, zum Beispiel Lösungen zum Flüssigkeitsersatz bei Austrocknung. Infusionslösungen werden über besondere Infusionssysteme verabreicht

Gasförmige Arzneiformen

Sauerstoff

Sauerstoff dient der unterstützenden Inhalation bei Lungenerkrankungen oder in Notfällen. Die Anwendung erfolgt über ein System, das den Sauerstoff anfeuchtet

Gasförmige Arzneiformen

Narkosegase 

Narkosegase werden bei Narkosen eingesetzt und über spezielle Narkoseapparate verabreicht

Gasförmige Arzneimittel

Aerosole

Aerosole sind feinstverteilte flüssige Wirkstoffe. Ein Zerstäuber dient zum Aufbringen auf Haut, Schleimhäute oder zur Hilfe bei der Inhalation. Je nach Grösse der Tröpfchen gelangen sie nur bis in den Rachenraum, bis in die Bronchien oder bis in den Bereich der Lungenbläschen (Alveolen). Sind die Teilchen sehr gross, spricht man von Spray, zum Beispiel Pflasterspray, Desinfektionsspray und Nitrospray.