sozi 23

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 29.07.2023 / 27.07.2024
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Was ist die Low-ball Verkaufstechnik, wie und wie lange wirkt sie?

= nachdem einer Abmachung schon zugestimmt wurde, werden versteckte Nebenkosten enthüllt. Man fühlt sich meist trotzdem verpflichtet weiterhin zuzustimmen.

Die Lowball Technik wirkt auch langfristig

Drei Mechanismen:

  • Direkte Wirkung der Norm
    • z.B. in Verkaufssituationen wird oftmals schnell ein „Versprechen“ gefordert und anschließend werden die Bedingungen verschlechtert (z.B. Produkt ist doch teurer geworden)
  • Positive Selbstsicht
  • Rechtfertigung der ursprünglichen Entscheidung
    • Menschen suchen nachdem sie eine Entscheidung getroffen haben eher nach Informationen, welche die Entscheidung bestätigen
    • Auch dies erhöht beispielsweise in Verkaufssituation die Chance beim Deal zu bleiben, da man die Entscheidung, das Produkt zu kaufen, vor sich mit guten Gründen begründet hat

Was ist die Autoritätsnorm?

  • Inhalt: Legitimen Autoritätspersonen folgen
    • Es gibt eine gewisse Hierarchie in Gruppen. Einzelne Menschen haben mehr Macht
    • Gründe dafür: körperliche Macht, Kompetenz, Moralität
    • Aufgrund der Legitimierung folgen Menschen der Autoritätsperson
  • Funktion: Soziale Koordination
  • Typische Erscheinungsformen:
    • Gehorsam
    • Autoritätssignale (z.B. Uniform, Kittel für Wissenschaftler)

Experiment Milgram (1963) zu Autorität und Gehorsam

Hintergrund?

Fragestellung?

Ablauf?

Ergebnis?

Prozesse laut Milgram?

Hintergrund

  • Viele Sozialwissenschaftler beschäftigen sich noch lange mit dem Krieg und dem Dritten Reich , vor allem mit der Frage, was dazu führen konnte, dass durchschnittliche Menschen zu Folterern und Mördern werden und wie es zu dieser Persönlichkeitsänderung kommen konnte

Die Frage des Experiments

  • N = 40 („Normalbürger“)
  • Fragestellung: Ist Gehorsam eine Folge kultureller und persönlicher „Abnormität“?

(Würden auch Menschen in den USA andere töten oder helfen wenn sie von einer kompetenzorientierten Autorität aufgefordert werden?)

  • (Annahme vor dem Experiment: Keiner wird der Autorität so lange gehorchen, bis jemand sterben könnte)

Der Ablauf

  • Vp ist „Lehrer“ in fiktivem Lernexperiment
    • Beaufsichtigt Lernen und bestraft Misserfolge mit Stromstößen (15 – 450 Volt; fiktiv)
  • Lerner ist Verbündeter
    • Äußert mit zunehmender Stromstärke Protest
    •  Reagiert bei höheren Stromstärken gar nicht mehr
  • Den VP wird vor dem Experiment mitgeteilt, dass sie das Experiment jederzeit abbrechen dürfen
  • Der Versuchsleiter (Autorität) gibt bei Zweifel der VP immer wieder die Anweisung, fortzufahren
  • Die verschiedenen Stromstärken waren beschriftet und es standen drohende Worte daneben, um den VP zu verdeutlichen, dass die Shocks nicht harmlos sind
  • AV: stärkster vergebener Stomstoß

Ergebnis

  • Nur wenige der Versuchspersonen steigen aus
  • Mehr als die Hälfte der Versuchspersonen (26) geben den maximalen Stromstoß von 450 Volt, der tödlich für den Lernenden wäre

-> die meisten Menschen sind sehr autoritätsgläubig

-> Auch Menschen in den USA folgen der Autorität

Experiment Milgram (1963) zu Autorität und Gehorsam

Reaktionen der Vpn?

Prozesse laut Milgram?

Andere Erklärungen laut Blass, 1991?

Generelle Geschlechtseffekte?

Reaktionen der Vpn

  • Zittern, Lachen
  •  Bitte, stoppen zu dürfen, Lerner zu werden

-> Konflikt zw. Empathie und Gehorsam

Prozesse laut Milgram:

  • Direkte Wirkung der Autoritätsnorm
  • Allmähliche Steigerung -> Gewöhnung und Konsistenzsstreben
  • Verantwortungsdelegation (empirisch wenig gestützt)

Nicht nur die Macht der Situation (Blass, 1991):

  • Persönlichkeitseffekte: z.B. autoritäre Persönlichkeit, Empathie
  • Kulturelle Einflüsse: 28% Gehorsam in Australien vs. 62% in den USA (Kilham & Mann, 1974) (Bei Replikationsversuch möglicherweise in Australien eine Stichprobe, die besonders empathisch war; es gibt keine Gründe, warum es in Australien anders sein sollte)

Generelle Geschlechtseffekte:

Zwei mögliche Mechanismen

  • Generell mehr unprovozierte Aggression bei Männern
    • Männer sind eher zu körperlicher Gewalt bereit
  • Compliance: Gemischte Befunde (F > M, F = M; )
    • Möglicherweise widersetzen sich Frauen weniger der Beeinflussung durch Autoritäten aufgrund von Geschlechterrollen
  • Insgesamt findet man aber keine Geschlechterunterschiede

-> Möglicherweise wirken beide Mechanismen und dadurch gleichen sie sich aus und es gibt keine Geschlechterunterschiede

Welchen Einfluss hatte der Moderator Salienz im Milgram-Experiment?

Moderator: Salienz (Augenfälligkeit) der Autoritätsnorm

  • Je auffälliger man die Autoritätsnorm macht, desto eher gehorchen die VPn
  • Gehorsamkeit wird reduziert, wenn das Experiment in einem Büro (office setting) anstatt in einem wissenschaftlichen Setting stattfindet (Legitimität der Autorität aufgrund der Wissenschaft)
  • Gehorsamkeit nimmt weiter ab, wenn eine normale Person anstatt eines Wissenschaftlers die Anweisung gibt
  • Gehorsamkeit nimmt ebenfalls ab, wenn der Wissenschaftler die Anweisung gibt und dann den Raum verlässt

Welchen Einfluss hatte der Moderator Empathieintensität im Milgram-Experiment?

Moderator: Intensität der Empathie

  • Es spielt ebenfalls eine Rolle wie stark die Empathie für die andere Person ist -> diese kann verstärkt werden, wenn mehr soziale Interaktion stattgefunden hat
  • Am höchsten ist die Gehorsamkeit, wenn der Lernende nicht sichtbar ist
  • Wenn der Lernende über eine Höranlage hörbar ist, nimmt die Gehorsamkeit etwas ab
  • Wenn der Lernende und die VP im gleichen Raum sind, nimmt die Gehorsamkeit stark ab
  • Am stärksten sinkt die Gehorsamkeit wenn die VP und der Lernende sich vor dem Experiment berührt haben

-> Das Mitgefühl und die leidende Person zu sehen, verringert die Gehorsamkeit

(Vergleich Krieg: Früher stand man dem Gegner direkt gegenüber; heute sieht man den Gegner oft nicht und kann durch das Drücken eines Knopfes in einer Steuerzentrale viele Menschenleben vernichten -> Starke Entkopplung zwischen der Handlung und dem, was sie produziert)

Welchen Einfluss hatte der Moderator soziale Vorbilder im Milgram-Experiment?

Moderator soziale Vorbilder

  • Sobald nur eine andere Person nicht gehorcht, sinkt der Anteil der Gehorsamkeit sehr stark
  • Auch wenn keine anderen Personen, die gehorchen anwesend sind, ist der Anteil der Gehorsamkeit etwas kleiner als wenn andere gehorsame Teilnehmer anwesend sind

-> das soziale Umfeld hat einen dramatischen Einfluss

-> eine andere Person, die sich widersetzt, kann einen sehr großen Einfluss haben

Kritik am Milgram-Experiment?

  • Das Experiment an sich wird angezweifelt (Sind die VP überhaupt repräsentativ, Haben die VP die Täuschung überhaupt geglaubt)
  • Ethische Kritik (Persönlichkeitsänderung bei den VP; sie müssen damit leben, dass sie unter einer Autorität Mörder sein könnten)
  • Altes Experiment: Damals war die Welt anders, würde es heute auch passieren?

Milgram Experiment Replikationsstudie Burger (2009)

Fragestellung?

Wesentliche Abweichungen?

Ergebnis?

Fazit?

  • Fragestellung: Would people still obey? (in 2006; Gesellschaft hatte sich verändert)
  • Generell Nachbildung der Milgram Studie
  • Wesentliche Abweichungen von Milgrams Originalarbeit:
    • Nicht mehr als 150 Volt (Ethik; man erspart den VP das Erlebnis, Mörder zu werden; es wird davon ausgegangen, dass sie wenn sie 150 Volt geben, auch bis zum Ende Stromstöße gegeben hätten)
    • Ausführlicheres Screening der Vpn (keine VP, die besonders anfällig sind für psychischen Stress oder psychische Krankheiten haben)
    • Dreifache Information über Abbruchmöglichkeit
    • Schwächerer Probeschock
    • Sofortige Aufklärung (Milgram hatte die VP nach dem Experiment noch einige Minuten interviewt z.B. über ihre Gründe bevor sie aufgeklärt wurden -> hat die VP sehr belastet)
    • Versuchsleitung = klinischer Psychologe, instruiert, bei „excessive stress“ sofort abzubrechen

-> auf ethischer Seite besser vertretbar als Milgrams Studie

  • Es wurde außerdem sichergestellt, dass die Stichprobe repräsentativ für die Gesellschaft ist (z.B. in Hinblick auf Education und Ethnicity ausgeglichen)
  • Ergebnis: Die Unterschiede nicht signifikant
    • Die Unterschiede könnten auch nur Zufall sein
    • Die Streuung ist zu groß als das Mittelwerte interpretiert werden könnten
    • Auch in dieser Studie haben 70 Prozent der VPn weitergemacht
  • Ebenfalls: Keine Geschlechtsunterschiede

 

  • Indizien, dass es immer noch ähnlich abläuft -> Gehorsamkeitsquoten sind negativ beeindruckend
  • Erforderliche Randbedingungen für das Auftreten: Starke Autoritätsnorm und geringes Maß an Empathie

Fazit:

  • Ähnliche Gehorsamsraten 2006 wie bei Milgram in den 1960’ern
  • Keine Replikation früherer Vorbildeffekte
  • Keine signifikanten Geschlechtseffekte

Warum ist das Kollektiv in manchen Situationen intelligenter?

  • Drei häufig postulierte Mechanismen:
    • Gegenseitige Fehlerkorrektur (vor allem beim Schätzen)
    • Kompetenzaddition (Kompetenzen verschiedener Menschen ergänzen sich)
    • Stimulation (man ist manchmal motivierter, wenn andere da sind)
  •  Grundfrage: Ist die Gruppenleistung besser als die Summe oder die Einzelleistung

-> hängt von Aufgabentyp (additiv!) und Entscheidungsregel ab

Welche Arten von Gruppenaufgaben gibt es nach Steiner und woraus ergibt sich das Potential dieser Gruppe?

  • Additiv: Tauziehen, Brainstorming, Schneeschaufeln
    • Summe der Leistungen der einzelnen Mitglieder = Gesamtleistung
  • Disjunktiv:Problemlösen, Fällen einer Entscheidung, Mathe
    • Einzelleistung des besten Mitglieds zählt für gesamte Gruppe
  • Konjunktiv: Klettern/Bergsteigen, etwas geheim halten
    • Einzelleistung des schlechtesten Mitglieds -> wie sehr wird Gruppe eingeschränkt?

Beispieldaten zu Schätzaufgabe

 Frühe Thematisierung: Francis Galton - Vox Populi (Nature, 1907) 

-> Nutztiermesse

  • Feldstudie auf Nutztiermesse
  • Besucher konnten Gewicht eines Ochsen schätzen und Geld gewinnen
  • Auswertung von 787 Schätzungen durch Galton
  • Darunter teils Experten (Schlachter, Züchter etc.)
  • Beobachtung:
    • Teils sehr starke Abweichungen
    • Mediane Schätzung: 0,8% Abweichung vom wahren Wert (Bei sehr vielen Schätzungen trifft der Durchschnittswert den echten Wert fast ohne Fehler

 Beispielstudie Sniezek & Henry (1989) zu Gruppenurteilen

Fragestellung?

Ablauf?

Beobachtung?

Interpretation?

 

  • Fragestellung: Sind Gruppenurteile akkurater als Individualurteile?
  • Vpn: N = 54 MBA-Studenten
  • Hohe Belohnung für akkurate Urteile
  • Entscheidungsfindung in 3-er Gruppen
  • UV: Art des Urteils: Gruppenurteil vs. Individualurteil
    • Zunächst individualurteil
    • Dann Gruppendiskussion bis Konsens
  • AV: Geschätztes Todesrisiko für 15 Todesursachen in den USA

(seltene Todesrisiken werden häufig überschätzt, da Menschen sehr viel Angst vor dem Tod haben)

  • Beobachtung: Gruppenurteile im Durschnitt 23% akkurater als Einzelurteile, insbesondere bei seltenen Todesursachen
  1. Subjektive Einschätzung weicht bei besonders stark bei seltenen Todesursachen ab)
  2. Bis auf sehr wenige Ausnahmen weichen Urteile von Gruppen vor allem bei seltenen Todesursachen weniger stark ab)
  • Interpretation: Gruppendiskussion -> Prozessgewinne

Was sind Moderatoren der kognitiven Intelligenz?

  • Wissen um die Präferenzen anderer Teilnehmer verschlechtert kollektive Entscheidungen
  • Diversität verbessert kollektive Entscheidungen
  • Vermutlich besser bei additiven Aufgaben
  • Anwesenheit und Identifikation von Experten

Was sind Ursachen für das Groupthink-Phänomen? Wie kann es zu solchen Fehlentscheidungen wie imm Fall des Raumschiffs Challenger kommen?

  • Antezedente Bedingungen (Ursachen)
    • Hohe Kohäsion (Enger Zusammenhalt)
    • Abschottung der Gruppe von qualifizierten anderen
    • Mangel an vorher vereinbarten Vorgehensweisen bei der Diskussion
    • Direktive Führung (Autorität)
    • Druck zum Erreichen einer Lösung (oft Zeitdruck)

 

  • Neigung, voreilig zu einer Übereinkunft zu kommen
    • Streben nach Einmütigkeit ist wichtiger als die Motivation, Alternativen realistisch zu bewerten

 

  • Symptome des Gruppendenkens (Gruppendenken wie eine kurzzeitige Erkrankung)
    • Überschätzung von Unverletzlich- keit und mora- lischer Legitimation
    • Gruppenmitglieder werden engstirnig
    • Druck in Richtung Uniformität (Streben nach Konsens größer als alles andere)

 

  • Symptome einer unzulänglichen Entscheidungsfindung

Versagen bei:

  • Suchen der besten Lösung
  • Durchspielen von Alternativen
  • Bewertung von Alternative

Probleme der Groupthink Theorie?

  • Intuitiv einleuchtend aber in seiner Gesamtheit schlecht belegt
  • Einzelfälle, die Modell widersprechen
    • Es müssen nicht immer alle Einzelbedingungen gegeben sein, damit Groupthink entsteht
    • Auch wenn alle Bedingungen gegeben sind, muss es nicht immer zu einer „schlimmen Entscheidung" kommen
  • Schwierig, im Labor Kohäsion herzustellen
  • Kohäsion weder notwendig noch hinreichend, direktiver, parteiischer Führungsstil klar problematisch

=> wenn die Bedingungen des Group-Think Modells eintreten, muss es nicht immer zu einer schlechten Entscheidung durch die Gruppe kommen aber sie erhöhen das Risiko

Wirksame Strategien gegen Groupthink?

Wirksame Strategien gegen Groupthink (in ihrer Schwierigkeit und den Kosten absteigend)

  • Advocatus Diaboli
    • Jemand wird in die Gruppe eingeschleust, der nicht zur Gruppe gehört und die Aufgabe hat, immer zu widersprechen -> hilft der Gruppe Konformität zu widerstehen
    • Problem: Es ist schwierig eine solche Person zu finden, denn sie muss sich sehr gut mit dem relevanten Themengebiet auskennen und darf gleichzeitig keine Beziehungen zur Gruppe haben
  • Unparteiischer Führer
    • Die Führungskraft nimmt die Rolle des Advocatus Diaboli ein
    • Hat zwar Machtposition in der Gruppe aber stellt auch ein Vorbild dar
    • Aufgabe: Die Gruppe soll nichts übersehen bei der Entscheidungsbildung
  •  Externe Berater
    • Unternehmen kaufen sich teuer Berater, welche die Rolle des Advocatus Diaboli einnehmen und Schwachstellen suchen
  • Untergruppen
    • Die Gruppe wird in zwei Untergruppen geteilt, welche unterschiedliche Aufgaben erhalten: Befürworten vs. Nörgeln -> verringert den Druck auf der einzelnen Person, da die Untergruppe gemeinsam die Meinung vertritt
  • Anonyme Abstimmungen
    • Nehmen den Konformationsdruck weg -> Personen trauen sich eher ihre eigene Meinung zu äußern

Was ist das Hidden Profiles Paradigma?

  • Ausgangspunkt:
    • Bei Gruppenentscheidungen haben nicht alle Personen dieselbe Information
    • Geteilte Information: Allen Teilnehmern zugänglich
    • Ungeteilte Information: Nur Individuen zugänglich (die Ressource aus der sich Kompetenzaddition ergeben kann)
    • Ungeteilte Information kann entgegengesetzte Implikationen wie geteilter Information haben
  • Wie wirkt sich das auf Entscheidungen aus?
  • Hidden Profile Paradigma:
    • Aufgrund der geteilten Information kann eine suboptimale Entscheidung getroffen werden; wenn alle ungeteilten Information mit einbezogen werden, kann eine optimale Entscheidung getroffen werden
    • die optimale Entscheidung kann nur getroffen werden, wenn alle Individuen ihre einzigartige Information mit der Gruppe teilen und die Gruppe diese Information bei ihrer Entscheidung mit einbezieht
    • möglicherweise gibt es insgesamt mehr Argumente für A als für B, aber das fällt nur auf, wenn jeder alle seine Informationen teilt
    • Dominanz geteilter Information (Menschen sprechen eher über geteilte Information)

Warum kommt es zur Dominanz geteilter Informationen?

  • Größere Abrufwahrscheinlichkeit geteilter Information
    • Die Basiswahrscheinlichkeit, dass die geteilte Information genannt wird, ist größer (Jeder kennt sie und jeder könnte sie äußern)
  • Positivere Bewertung geteilter Information
    • Menschen finden vertraute Information angenehmer und schätzen sie daher positiver und als wahr ein
    • Wenn vertraute Ideen geäußert werden, erhält man Zustimmung
  • Größere subjektive Validität geteilter Information

 

Dominanz geteilter Information Metaanalyse Lu et al. (2012)

Fragestellungen?

Auswertung?

  • 65 Studien, 101 Effektstärken, 3.189 Gruppen, 11.317 Vpn
  • Mehrere Auswertungsfoci:
    • Welche Information wird diskutiert?
    • Welche Chance hat versteckte Information bei Entscheidungsfindung?
    • Moderatoren

=> Insgesamt zeigt sich, dass die Prädominanz der geteilten Information zunimmt, wenn die Gruppe größer wird, der Information Load größer wird und der Anteil an ungeteilter Information, die nur einzelne Mitglieder vor der Diskussion erfahren, größer wird

=> Sie wurde nicht beeinflusst durch die Art der Aufgabe und die Stärke des Hidden Profils

=> Insgesamt hat sich gezeigt, dass die Abweichung der Qualität der Leistung bei einem hidden profile, sich mit der Gruppengröße und dem Information Load erhöhte sowie für Aufgaben mit niedriger Demonstrabilität und starkem hidden profile und, dass der Anteil an Information, welche die Gruppenmitglieder vor der Diskussion erhielten keinen Einfluss auf die Leistung im Bezug auf die Abweichung vom hidden profile hatte

=> wenn man Gruppen zusammenbringt, um Entscheidungen zu treffen, mit dem Ziel, dass sich die Kompetenzen der Gruppenmitlgieder erhöhen, muss man sehr vorsichtig sein (vor allem bei hidden profile)

=> die Informationsweitergabe stellt ein großes Problem in Gruppendiskussionen dar

=> Man sollte die genannten Strategien verwenden und vor der Gruppendiskussion, das Wissen aller Gruppenmitglieder einzeln einsammeln

Was bewirkt Repetition?

  • Erhöhte Verarbeitungsleichtigkeit
  • Erhöhtes Mögen
  • Erhöhte subjektive Validität
  • Wiederholte Verarbeitung von Information bei Gruppenentscheidungen -> „Unangemessene“ Valenz oder Validität (Information wird für wahrer gehalten, weil sie öfter wiederholt worden ist) (kann vor allem bei geteilter Information passieren, wird von manchen Gruppenmitgliedern ausgenutzt)

Experiment von Moscovici & Zavalloni (1969) zur Gruppenpolarisation

Fragestellung?

Ablauf?

Beobachtung?

Interpretation?

  • Fragestellung: Führt Gruppendiskussion zur Polarisierung von Meinungen?
  • Gegenstand: Meinung zu politischen Themen (De Gaulle, Amerikaner)
  • Einschätzung von 11-12 Aussagen auf Skala von -3 bis +3
    • 1. Einschätzung allein
    • 2. Gruppendiskussion bis zu Einigung
    •  3. Einschätzung allein (haben die Teilnehmer es verinnerlicht oder nur in der Gruppe gesagt?)
  • Beobachtung: Extreme Urteile nach Gruppendiskussion (teils positiver, teils negativer)
  • Interpretation: Gruppendiskussion und – entscheidung führt zu Polarisierung

Wann kommt es nicht zur Gruppenpolarisierung?

Wenn ca 50% pro/contra: Dann eher Depolarisation (wenn vorher alle unentschieden)

Was kennzeichnet Gruppen? 

  • Subjektives Kriterium!
  • Social Group: Two or more people who share some common characteristic that is socially meaningful for themselves and others
  • Es gibt eine Gruppe, “wenn sich zwei oder mehr Einzelpersonen als Mitglieder einer Gruppe definieren"

Welche  Kennzeichen für Gruppen gibt es? Definiere sie

Entativität: Ausmaß an kohärenter Einheit

Interaktion: innerhalb der Gruppe

Bedeutsamkeit: der Gruppe für die Personen

Gemeinsame Ziele: der Gruppenmitglieder

Gemeinsame Handlungsergebnisse: der Gruppenmitglieder

Ähnlichkeit: der Gruppenmitglieder

Dauerhaftigkeit: der Gruppe

Durchlässigkeit: der Gruppe

Größe: der Gruppe

 

weitere wichtige Merkmale:

  • Kohäsion: Kraft, die Mitglieder zusammenbindet
  • Interdependenz: Ausmaß, in dem Zielerreichung von anderen Mitgliedern abhängt
  •  Rollendifferenzierung: Unterschiedliche Erwartungen, Aufgaben, Fertigkeiten, Befugnisse
  • Machtdifferenzierung: z.B. unterschiedliche Belohnungs- und Bestrafungsmacht
  • Gruppennormen: Geteilte Auffassungen über richtiges Verhalten, Denken und Fühlen 

Was sind die Funktionen von Gruppen?

Gruppe als Quelle von Stärke und Kontrolle

  • Soziobiologische Auffassung: Gruppe = Selektionsvorteil
  • Kontrolle durch Gruppe
  • -> Arbeitsteiligkeit, Stärke

Gruppe als „Marktplatz“

  • Austauschtheorie
  • Bedürfnisbefriedigung durch Austausch in Gruppe
  • Ähnlich zu soziobiologischem Ansatz

Gruppe als Informationsquelle

  • Soziale Vergleiche -> Unsicherheitsreduktion
  • Gruppennormen und -stereotype

Gruppe als Quelle des Selbstwertes

  • Sociometer Theorie: Selbstwert = Maß der Integration 
  • Basking in reflected glory
  • Social Identity Theory: Eigengruppe als Teil der Identität

Was besagt die Social Identity Theory (Tajfel, Turner)?

Grundlage: Soziale Kategorisierung (Eigengruppe vs. Fremdgruppe)

• Personenmerkmal: Soziale Identität (Gruppe wird Teil des Selbstkonzepts)

• Zentrale angenommene Motivation: Positive Distinktheit (positive Sicht der Eigengruppe -> positiver Selbstwert)

• Zentraler angenommener Prozess: Sozialer Vergleich (Eigengruppe vs. Fremdgruppe)

Wie wird bestimmt wie in einer Situation kategorisiert wird?

• „Priming“ einer Kategorie: stärkere Verwendung der Kategorie

• Anwesenheit von Eigengruppenmitgliedern: stärkere Verwendung der Kategorie

• Anwesenheit von Fremdgruppenmitgliedern: stärkere Verwendung der Kategorie

• Minderheitenstatus: stärkere Verwendung der Kategorie 

• Intergruppenkonflikte: stärkere Verwendung der Kategorie 

• Kulturelle Unterschiede: Stärkere Kategorisierung in kollektivistischen Kulturen

• Personenunterschiede: Subjektive Wichtigkeit und Häufigkeit der Kategorisierung

Erkläre das Minimal Group Paradigm

  • Test inspiriert von the social identity theory approach to group relations; → Theorie der sozialen Identität
  •  not a zero-sum- situation – die Teilnehmer sind nicht gezwungen, eine feste Summe zwischen zwei Gruppen aufzuteilen, sondern können eine Aufteilung wählen, die eine höhere oder niedrigere Summe beinhaltet
  • Fragestellung: Kann die bloße Zuordnung von Menschen zu verschiedenen sozialen Kategorien zu Ethnozentrismus und problematischen Beziehungen zwischen den Gruppen führen?

Ablauf:

  • UV: Zuteilung zu belanglosen Gruppen (Präferenz Klee/Kavinsky)
  • AV: Zuteilung von Punkten nur abhängig von Codenummer und Gruppenzugehörigkeit

Ergebnis:

  • Jungen vergaben mehr Punkte an die Ingroup als an die Outgroup members→ bloße Zugehörigkeit zu einer Gruppe reicht, um eine Bevorzugung der Ingroup zu bewirken
  • Teilnehmer bereit, einige der Punkte zu opfern, die sie absolut gesehen der Ingroup zugewiesen hatten →  entweder 17 Punkte an die Ingroup und 21 Punkte an das Outgroup-Mitglied zu geben oder 18 Punkte an die Ingroup und 23 Punkte an das Outgroup-Mitglied ->nimmt erste Option

 

Kritik am minimal group paradigm

  • Ist das Paradigma der Minimalgruppe zu minimal? -> nicht alltagstauglich
  • Ist das Minimalgruppenparadigma nicht minimal genug? -> Teilnehmer können psychologische Eigenschaft hineininterpretieren
  • Unterliegt das Minimalgruppenparadigma einer Nachfragecharakteristik?  -> wollen Vpn nur tun, was von ihnen ihrer Meinung nach erwartet
  • Gruppenheuristik: Ich mache, was ich erwarte, dass die anderen mir machen wollen 
  • Realistic conflict oder identity? -> materielle Wohlstand und die Wertschätzung der Gruppe sehr gut miteinander verbunden sind

Merkmale einer Minimal Intergroup Situation wie beim Minimal Group Paradigm

  • Bedeutungslose Kategorien 
  • Anonymität der Gruppenmitgliedschaft
  • Keine direkte Interaktion
  • Person hat Belohnungs- und Bestrafungsgewalt
  • Keine bedeutsamen Konsequenzen für Person selbst
  • Bedeutsame Konsequenzen für andere Gruppenmitglieder

Was besagt die Social Accenuation Theory/Kategorieakzentuierung?

  • Verringerung von Unterschieden innerhalb von Kategorien
  •  Akzentuierung von Unterschieden zwischen Kategorien
  • Kategorienakzentuierung als kognitive Ursache für verzerrte Stereotype (Tajfel & Wilkes, 1963)
    •  Sobald Objekte/Menschen in Kategorien/Gruppen eingeteilt werden, kommt es zu Überschätzung von Unterschieden zwischen Gruppen, Unterschätzung von Unterschieden innerhalb von Gruppen

Definition: Outgroup Homogeneity Effect

The tendency to see the out-group as relatively more homogeneous and less diverse than the in-group

Park & Judd (1992) Studie zum Outgroup Homogneity Effect

Ablauf?

Beobachtung?

Interpretation?

Vpn: Ingenieur- und BWL Studierende

• AV1: Einschätzung der Verteilung der EG oder FG auf stereotypen oder gegenstereotypen Dimensionen

• AV2: Einschätzung des % der Zustimmung zu stereotyprelevanten Aussagen ASURES OF PERCEIVED VA

Beobachtung: FG wird als stereotypkonformer und weniger Unterschiedlich beurteilt Interpretation: Allgemeine Tendenz, Unterschiede bei FG zu unterschätzen. 

Ursachen für den Outgroup Homogeneity Effect?

 

  • Häufigerer und tieferer Kontakt zu Eigengruppe
  • Intergruppensituationen oft durch Normen homogenisiert 

Aber: Vermindertes Wissen greift nicht immer als Erklärung! 

  • Mehr OHE bei Konflikt
  • OHE auch bei minimalen Gruppen
  • OHE auch bei gleicher subjektiver Vertrautheit mit den Gruppe
  • Vertrautheit kann sogar Homogenitätswahrnehmung steigern 

Moderatoren für den  Outgroup Homogeneity Effect?

  • Mehr OHE bei Konflikt
  • Mehr OHE bei großen als bei kleinen Eigengruppen 
  • Mehr OHE wenn das Urteilsmerkmal die Gruppen (mit-)definiert
  •  

Definition: Ingroup-Favoritism

 

= Ingroup favouritism: Behavior that favours one‘s own group over other groups

  • Eigengruppenmitglieder werden als einem selbst ähnlicher wahrgenommen
  • Eigengruppenmitglieder werden mehr gemocht
  • Eigengruppenmitglieder werden sprachlich bevorzugt

 

Beispiel für Ingroup-Favoritism?

  • Eigengruppe wird in Verteilungssituationen bevorzugt  
  • Beispiel: Tajfel & Billig (1973):
    •  Minimale Gruppen (Bilderpräferenz)
    • Punkte-Verteilungsspiel
  • Bevorzugung mitunter selbst dann, wenn es absolut weniger Punkte für Eigengruppe bedeutet 
  • Womöglich Teilursache für Diskriminierung zwischen Gruppen (Aber: Beachte positiv-negativ Asymmetrie)

Ursachen für Ingroup Favoritism?

  • Streben nach positiver Distinktheit -> IF (Social Identitiy Theory; Tajfel & Turner, 1986)
  • Streben nach Sicherheit -> Identifikation -> IF ((Uncertainty Reduction Theory)
  • Positive Bewertung sozialer Hierarchien (Social Dominance Theory)
  • Wettbewerbsorientierung in realistischen Konflikten -> IF

Moderatoren für Ingroup-Favoritism?

  • Mehr Identifikation = mehr IF 
  • Kleinere ingroup = mehr IF
  • Hoher Status = mehr IF
  • Bedrohung =mehr IF
  • Positiv-Negativ Assymetrie
    • Positive Ressourcen (z.B. Geld): Starke Eigengruppenbevorzugung
    • Negative Ressourcen (z.B. Schmerz): Nur bedingte Fremdgruppenbenachteilung (z.B. bei Bedrohung)
  • Black Sheep Effec
    • Normverletzendes Verhalten von Eigengruppenmitgliedern wird negativer bewertet als von Fremdgruppenmitgliedern