Sozi SS23
Sozialpsychologie
Sozialpsychologie
Kartei Details
Karten | 44 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 12.07.2023 / 10.02.2025 |
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In welche Richtung ist die Wahrnehmung der Einkommensungleichheit nach Hauser und Norton (2017) bei US-amerikanischen Versuchspersonen verzerrt?
- Ungleichheit wird unterschätzt (folgt eigentlich dem Homophilie-Prinzip -> nimmt immer weniger ungleich wahr)
- Kommt auf Land an -> Frankreich eher überschätzt, Norwegen relativ akkurat
Wie ist die Wahrnehmung der Einkommensmobilität verzerrt?
- Menschen glauben, dass Aufwärtsmobilität wahrscheinlicher ist als Abwärtsmobilität, was logisch gesehen unmöglich ist
Nennen und erklären Sie die drei Faktoren/Prozesse, die nach Hauser und Norton (2017) der Wahrnehmung von Ungleichheit zugrunde liegen.
- Akzeptanz von Hierarchien und den Glauben an die Größe der Rolle der eigenen Entscheidungen auf Ergebnisse (Soziopolitische Einstellung)
-> eine Person, die generell Hierarchien befürwortet, nimmt wahrscheinlich weniger die Ungleichheit zwischen Gruppen wahr
-> auch die Überzeugung, dass entweder Verdienst oder Glück etwas mit dem Ergebnis zu tun hat, kann die Schätzung von Ungleichheit und Umverteilungspräferenzen vorhersagen
- Die direkte Umgebung von Menschen (social circle) -> Wenn sie gefragt werden, wie groß die Ungleichheit in ihrem Land ist, beantworten sie eher die Frage, wie groß ist die Ungleichheit um mich herum
- Medienbericht -> wenn mehr über Ungleichheit berichtet wird, dann machen sich Menschen mehr Sorgen über die generelle ökonomische Situation und Unfairness in der Gesellschaft (Frauentausch -> Ungleichheit bzw. ärmere Familie wird vorgeführt, bei sozialer Klasse kein Aufschrei, wäre wahrscheinlich größer bei Geschlecht oder ethnischer Herkunft)
Sind Verzerrungen der Wahrnehmung der Einkommensungleichheit nach Hauser und Norton (2017) interkulturell gültig? Erläutern Sie ihre Antwort!
- Prinzipiell gibt es in sehr vielen Länder, die Verzerrung der Wahrnehmung von Ungleichheit, oft auch in die gleiche Richtung also Unterschätzung, aber es gibt auch Länder, in denen sie überschätzt wird und auch Länder, in denen es keine Verzerrung gibt. Sowohl in den USA als auch in Australien wird Ungleichheit unterschätzt, also ist diese Verzerrung schon interkulturell vorhanden, aber es gibt eben auch Länder ohne diese Verzerrung, beispielsweise Norwegen. Deswegen würde ich nicht sagen, dass diese Verzerrungen interkulturell überall gültig sind, aber in vielen Teilen der Welt.
Welchen Effekt hat es nach Hauser und Norton (2017) auf die Bereitschaft zur Umverteilung finanzieller Ressourcen, wenn man Personen die tatsächliche Ungleichheit und ihre tatsächliche eigene Position in der Einkommenshierarchie vor Augen führt?
- Wenn man Personen über ihre wahre Position aufklärt und sie sich als reicher angesehen haben als sie sind, dann unterstützen sie mehr die Umverteilung -> könnten davon profitieren
- Wenn sie sich selbst als ärmer angesehen haben, unterstützen sie Umverteilung weniger -> könnten darunter leiden
- Wenn man die Menschen nur über die tatsächliche Ungleichheit informiert, aber nicht über ihre eigene Position, dann verstärkt das den Glauben der Menschen, dass Ungleichheit ein wichtiges Problem ist und ändert auch kurzfristig ihre Einstellung zur Umverteilung, aber nur für eine Woche
Diskutieren Sie potentielle positive und negative Auswirkungen verzerrter Ungleichheitswahrnehmung auf Individuen und Gesellschaften.
- Positiv könnte sein, dass Menschen ein positiveres Weltbild haben und somit auch zufriedener mit sich und ihrem Leben sind
- Negativ ist, dass viele Menschen, die eigentlich von Umverteilung profitieren würden, das nicht wissen und nicht dementsprechend wählen, und somit Ungleichheit nicht wirklich bekämpft wird. Ungleichheit wird nicht wirklich als großes wichtiges Problem angesehen und das führt dazu, dass der Status quo beibehalten wird, obwohl viele darunter leiden.
Was bedeutet "smoothing" im social sampling model (Galesic et al., 2012)?
Wenn Personen von ihrem social circle auf die Gesamtbevölkerung extrapolieren, tendieren sie dazu extreme Peaks und Valleys (Extreme) von ihrer social circle Verteilung zu glätten. (Regression zur Mitte)
Nennen Sie die drei Erklärungen, die Galesic et al. (2012) für smoothing
anführen!
- Zufälliges Vergessen und weglassen von Personen (Rauschen im Gedächtnis) -> wie wenn man Blutdruck misst, Standardfehler ist normalverteilt, wenn man bei der ersten Messung einen extrem niedrigen Wert bekommt, dann ist es unwahrscheinlich, dass bei der zweiten Messung auch ein extrem niedriger Wert kommt -> geht eher zur Mitte insgesamt
- Haben selber die Theorie, dass ihre social circles ein bisschen extrem sind und viele Leute gleich sind und machen deswegen Anpassungen, bei denen sie extremere Verhältnisse von Eigenschaften mitreinnehmen als es in der Gesamtbevölkerung eigentlich gibt
- Anfangs nimmt gehirn an, dass jeder gleich viel verdient -> je mehr man lernt, desto mehr passt man die Verteilung an, wenn man unendlich lernen würde, dann wäre die Verteilung immer besser, wird upgedatet vom eigenen social circle
Auf welcher "Datenbasis" beurteilen Menschen nach dem social sampling
model (Galesic et al., 2012) die Ungleichheit in Gesellschaften?
Auf den Daten ihres social circles
Welches Phänomen im Hinblick auf die Selbsteinschätzung auf sozialen
Dimensionen kann mit dem social sampling model (Galesic et al., 2012),
nicht aber mit dem Motiv nach Selbstwerterhöhung erklärt werden?
Begründen Sie ihre Antwort!
Mit dem Motiv nach Selbstwerterhöhung kann nur erklärt werden, warum Menschen ihre eigene Position überschätzen, aber nicht warum sie sie manchmal unterschätzen. Eine Unterschätzung führt nicht zu einer Erhöhung des Selbstwerts. Mit dem Social sampling model kann erklärt werden, warum sich Menschen unterschätzen und warum das vor allem bei Menschen vorkommt, die eher besser dran sind im Vergleich mit der Gesellschaft.
Was verstehen Kraus et al. (2017) unter dem Terminus "social class symbols"/"social class cues"?
- Äußere Anzeichen zu welcher Schicht man gehört, Menschen beurteilen anhand dieser sehr schnell ohne nachzufragen in welcher Klasse Menschen sind
- Verhalten, dass Informationen darüber bereithält, wie das Einkommen der Person ist, den Bildungsstand und den Tätigkeitsstand
Beschreiben Sie drei beispielhafte social class cues, die Kraus et al. (2017) diskutieren.
- Körper: Gesichtsausdruck, äußerliches Erscheinungsbild
- Vokalisation/Sprache: linguistische und paralinguistische Hinweise, Wortwahl
-> Mächtige Menschen sprechen tiefer
-> Menschen passen ihre Tonlage an die der Menschen mit höherem Status an
-> Dialekte, die sagen, wo man her kommt (sprechen eher Menschen mit niedrigerem Status, wechseln zu mehr standardmäßigen Sprache, um nicht aufzufallen)
-> da reichere Menschen mehr reisen können, haben sie oft keine bestimmte, lokal definierte Sprachmuster
- Soziale Symbole
- Freizeitaktivitäten (teuer oder günstig? Überhaupt welche?)
- Stimmlage (Menschen in Machtpositionen eher tiefer,
- Geographische Mobilität (dadurch verändert sich vllt auch die Sprache)
- Körper (Übergewicht, Arbeit beeinflusst vllt die Muskularität, schwer körperliche Arbeit hinterlässt Spuren -> vllt gebrechlicher, Schlaf-Wach-Rhythmus -> vorzeitiges Altern (Schichtdienst), Regenerieren (Urlaub, Reha), Tönung der Haut (damit einhergehend auch mehr Falten vllt)
Wie akkurat können Menschen die soziale Klassenzugehörigkeit aus kurzen Verhaltenssequenzen oder wenigen Fotos vorhersagen?
- Soziale Klassen werden sehr schnell und akkurat wahrgenommen in frühen Stadien der sozialen Wahrnehmung
- 60 Sekunden kennenlernen führt zu einer Korrelation von 0.28 -> eigentlich nicht viel, aber in Psychologie nicht schlecht
- 20 Facebookbilder anschauen -> Korrelation von 0.27
- Schlagwörter, Speech Style -> Korrelation von 0.22
Beschreiben Sie die von Kraus et al. (2017) diskutierten Gründe, warum social class cues die Grenzen zwischen Gruppen verhärten könnten.
- Social class cues sortieren Individuen in soziale Klassenkategorien
-> Einkommen, verschiedene Nachbarschaften, verschiedene Schulen
-> social class cues reduzieren Klassenmobilität und limitieren den Kontakt zwischen den Klassen
-> Ähnlichkeit fördert Mögen und Beziehungsbildung
-> höheres Zugehörigkeitsgefühl zu Menschen, die ähnliche social class cues aussenden
- Stereotypisierung: social class cues aktivieren bestimmte Stereotype über Menschen aus verschiedenen Enden des wirtschaftlichen Spektrums
-> man hat Vorurteile über die Kompetenz von Menschen aufgrund von Stereotypen
- Social class cues treiben den Konflikt zwischen Habenden und Nicht-Habenden an
-> machen sichtbar, dass Ressourcen unfair verteilt sind
-> verletzen Annahmen, die man über die Großzügigkeit von anderen Menschen gemacht hat
-> wenn Menschen high wealth signals ausgesetzt sind, fühlen sie sich temporär niedriger in den sozialen Klassen und es ist wahrscheinlicher, dass sie wütend und aggressiv sind
Beschreiben Sie die von Kraus et al. (2017) diskutierten Gründe, warum social class cues Ungleichheit aufrechterhalten könnten.
- Social class cues rufen entmenschlichende Urteile über diejenigen am unteren Ende hervor
-> sind nicht vertrauenswürdig in Beziehungen
-> sind nicht fähig, ihren Status zu ändern oder zu erreichen, was sie wollen
-> schaden anderen
-> berücksichtigen nicht ihren mentalen Zustand und menschliche Charakteristiken (Entmenschlichung)
- Begünstigen strategische Teilungsmuster, die das Teilen mit denen, die bereits Ressourcen haben, gegenüber denen ohne Ressourcen bevorzugen
-> teilen mit Menschen ohne Ressourcen wird als riskantes Verhalten gesehen
- Rechtfertigen Ideologien, die Wahrnehmungen von wirtschaftlichen Strukturen als fair, legitim, mobil und leistungsorientiert hervorrufen
Geben Sie jeweils ein Beispiel für Eigenschaften, die laut Durante und Fiske (2017) per Klassenstereotyp Menschen mit hohem SES und Menschen mit niedrigem SES zugeschrieben werden.
- Niedriger SES:
-> weniger kompetent, inkompetent
-> weniger menschlich, wie Tiere -> Entmenschlichung
-> mehr objektifiziert
-> faul
-> Drogenmissbraucher
- Hoher SES:
-> kompetent
-> kalt
-> intelligent
Ab ungefähr welchem Alter können Kinder Sozialstatus erkennen?
- Vorschüler können, wenn man sie direkt fragt, Individuen als arm und reich klassifizieren
- Mit 6 Jahren sehen sie einen reichen Mann als kompetenter (hart arbeitend und intelligent) als einen armen Mann
- 4-6 Jahre alte Kinder entwickeln eine Präferenz für wohlhabendere Gruppen
- Weiße Kinder verbinden die ethnische Herkunft mit der sozialen Klasse wie Erwachsene
- Ab 11 Jahren nehmen Kinder ihren eigenen subjektiven sozialen Status wahr
Beschreiben Sie zwei Auswirkungen des Aufeinandertreffens von Mitgliedern unterschiedlicher sozioökonomischer Schichten, die von Durante und Fiske (2017) beschrieben werden.
- Begegnungen zwischen verschiedenen Klassen können ein gegenseitiges Misstrauen der Klassen beinhalten, die angeblich die andere ausnutzen
-> Der Ausdruck von Klassenidentitäten kann die Wirksamkeit der unteren SES-Gruppe untergraben und zu Verachtung führen. Aber die stereotypisierte Identität der unteren SES kann auch Wärme und Vertrauenswürdigkeit beinhalten
-> Auf der anderen Seite kann Misstrauen gegenüber höheren SES-Berufen (CEOs, Anwälte, Wissenschaftler) zu Groll und Unglauben führen, gleichzeitig aber auch zu widerwilligem Respekt.
- Menschen mit höherem Status, die versuchen, über Klassengrenzen hinweg Beziehungen aufzubauen, neigen dazu, herablassend zu sprechen, indem sie einen wohlmeinenden, aber bevormundenden Kompetenzabfall annehmen - “sich mit den Leuten anfreunden” - vielleicht um ihrem eigenen stereotypischen Mangel an Wärme und Vertrauenswürdigkeit entgegenzuwirken.
- Menschen mit niedrigerem Status, die versuchen, Beziehungen aufzubauen, sprechen hingegen von Kompetenz, um ihrem Stereotyp der höhergestellten Person zu entsprechen.
Beschreiben Sie einen Mechanismus, der laut Durante und Fiske (2017) dazu führen könnte, dass Menschen mit niedrigem SES schlechtere akademische Leistung erbringen als Menschen mit hohem SES.
- Stereotype Threat: eine situative Zwangslage beeinflusst die intellektuelle Performance von Individuen, die zu einer im intellektuellen Bereich, negativ stereotypisierten Gruppe gehören
-> sie denken, dass ihre Performance auch auf ihre soziale Gruppe und sie selbst reflektiert wird
- Wenn der SES salient gemacht wird oder ein standardisierter Test als Diagnose für den negativ stereotypisierten Bereich präsentiert wird, sind Schüler mit niedrigem SES schlechter in verbaler und mathematischer Performance
- Hat negative Konsequenzen für ihr Selbstbewusstsein, für ihre Identifikation mit akademischen Bereichen und ihr Angstniveau
Welche Stereotype über Eltern mit niedrigem SES beschreiben Durante und Fiske (2017)?
- Eltern schätzen Bildung nicht wert bzw. sehen sie nicht als so wichtig an, aufgrund ihres angeblichen Desinteresse (Nicht-Engagements) für die Schulaktivitäten ihres Kindes
- Die linguistischen Fähigkeiten ihrer Kinder sind mangelhaft
- Ihren Kindern wird mehr akademisches Versagen zugeschrieben
Entwickeln Sie zwei hypothetische Beispiele dafür, dass Psychologinnen und Psychologen durch Klassenstereotype in ihrer Wahrnehmung, ihren Urteilen und Entscheidungen beeinflusst werden könnten.
- Schulpsychologe: gibt bei Kinder mit Eltern mit niedrigerem SES eine Empfehlung für eine niedrigere Schulform an, weil er davon ausgeht, dass die Eltern die Bildung nicht unterstützen würden und die Kinder weniger kompetent und intelligent sind
- Bei Therapie könnte einem Menschen mit niedrigem SES manche Medikamente nicht verschrieben werden, weil man davon ausgeht, dass sie bestimmt süchtig werden
Welche Richtung hat der Zusammenhang zwischen Ungleichheitsakzeptanz und sozialer Mobilität?
- Je mehr soziale Mobilität wahrgenommen wird, desto mehr wird Ungleichheit akzeptiert
- Warum:
- Aus egoistischer Sicht: es ist ja möglich selber mal aufzusteigen und somit auch die Vorteile der reicheren zu nutzen
Geht es bei den Effekten sozialer Mobilität laut Shariff et al. (2016) nur um die eigene Mobilität oder auch die Mobilität anderer Menschen?
- Geht vor allem auch um die wahrgenommene Mobilität ihrer Kinder
-> Hoffnung, dass es das Kind einmal besser haben kann und wird als man selber
-> stärkere Auswirkungen als die wahrgenommene eigene Mobilität
Wie kann man laut Shariff et al. (2016) soziale Mobilität quantifizieren? Erklären Sie die Methode der „father-son-income elasticity“
- Man erfasst den Unterschied zwischen Eltern- und Kinder-Einkommen
- man schaut zwei Väter an und deren Unterschied und schaut wie sich das auf die Söhne auswirkt -> je geringer, desto mehr Mobilität
- Zum Beispiel: zwei Väter mit zwei Söhnen, die in einer Gesellschaft leben, in der die intergenerationale Elastizität 0,2 beträgt
-> wenn die Väter einem 100% Einkommensunterschied haben, dann resultiert das in einem 20% Unterschied bei den Söhnen im Erwachsenenalter
- (bei Grafik, nur Korrelation -> keine Kausalität, und mögliche Drittvariablen -> z.B. mit Partialkorrelation wegrechnen, Ländern die weniger der Aussage auf der x-Achse zustimmen haben oft auch weniger Ungleichheit
Erklären Sie zwei Prozesse, aufgrund derer laut Shariff et al. (2016) der Glaube an soziale Mobilität zur Akzeptanz ungleichheitssteigernder politischer Strategien beitragen könnte.
- Prospect of Upward Mobility (Hoffnung):
Menschen sind bereit die höhere Position der Reihen zu tolerieren, weil sie hoffen, dass sie oder ihre Kinder in diese Reihen aufsteigen werden und somit selber die Vorteile in den höheren Reihen nutzen können und aufrechterhalten wollen
- Own Efforts (Fairness):
Menschen haben die Idee, dass gleiche Chancen es ermöglichen, eine wirtschaftliche Stellung durch ihre eigenen Anstrengungen zu erreichen, anstatt durch Umstände außerhalb ihrer Kontrolle, wie Geburtsunfälle und Ungleichheiten der Chancen
Laut Shariff et al. (2016) sind der Glaube an „own efforts“ und der Glaube an Aufwärtsmobilität der Kinder eigenständige Determinanten der Ungleichheitsakzeptanz. Diskutieren Sie, inwiefern diese Determinanten sich inhaltlich überhaupt unterscheiden.
- Beide Richtung argumentieren
- Leistungsgerechtigkeit und Mobilität
- Nicht verschieden: wenn man meint, dass eigene Anstrengung zum Aufsteigen führen, glaubt man auch an Mobilität (zumindest hohe Wahrscheinlichkeit)
- Glaube an Aufwärtsmobilität der Kinder
-> Kinder haben die Möglichkeit, ihre eigene wirtschaftliche Stellung zu verbessern
- Glaube an "own efforts"
-> Überzeugung, dass jemand seine wirtschaftliche Stellung durch seine eigenen Handlungen und Entscheidungen erreicht hat
-> aber wenn jemand daran glaubt, dann glaubt er ja auch daran, dass man sich nur genug anstrengen muss, um eine höheren Stellung zu erreichen und damit glaubt man ja auch an Aufwärtsmobilität (Einkommensmobilität -> die Möglichkeit für Menschen, sich zwischen verschiedenen Stationen auf der Einkommensleiter zu bewegen)
- Inwiefern hängt die Aufrechterhaltung konservativer Regierungen laut Jost (2017) von den Stimmen von Menschen mit niedrigem SES ab?
- Wenn Menschen mit niedrigem SES konservative Parteien nicht wählen würden, wäre zumindest die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie nicht die Mehrheit bekommen und somit auch nicht regieren
-> somit sind konservative Regierungen auch angewiesen auf die Stimmen von Menschen mit niedrigem SES, um auch an der Macht zu bleiben
- Nur mit Stimmen von Menschen mit niedrigem SES würden konservative Regierungen nicht zustande kommen, aber ohne sie auch nicht (es wählen auch nicht die Mehrheit der Working class konservative Parteien)
- Eigentlich komisch, dass sie die Parteien wählen, die scheinbar ihren Interessen widersprechen und dafür sind, dass das System beibehalten wird
- Nennen Sie eines der Motive, welches laut Jost (2017) hinter "working-class conservatism" steckt!
- Siehe System Justification Theorie
- Cognitive dissonance Theorie:
“Menschen mit niedrigerem Status empfinden es im Allgemeinen als weniger bestrafend, sich selbst als korrekt platziert von einer gerechten Gesellschaft zu betrachten, als sich selbst als ausgebeutet oder von einer ungerechten Gesellschaft zum Opfer gemacht zu betrachten.”
Wenn es Menschen schlecht geht, ist es ihnen unangenehmer zu sagen, dass das System schlecht ist, als dass sie schlecht sind
Just world motive: Menschen sind unterschiedlich überzeugt, wie gerecht die Welt ist
-> wenn sie sehr davon überzeugt sind und dann doch Ungerechtigkeit mitbekommen, dann betreiben sie victim blaming, um ihr Weltbild nicht zu zerstören
Wie erklärt die System Justification Theorie laut Jost (2017), dass Menschen mit niedrigem SES konservative Parteien wählen?
- Nach der System Justification Theorie sind Menschen motiviert zu glauben, dass die Institutionen, Autoritäten und Vereinbarungen, von denen sie abhängen, gut, fair, wünschenswert und legitim sind
- Einige Werte von konservativen Parteien sind eben Stabilität des Systems, Gesetz und Ordnung und befürworten meist das bestehende System -> Menschen mit niedrigem SES wollen Stabilität
- Die Theorie der Systemrechtfertigung postuliert, dass Menschen motiviert sind, den Status Quo als gerecht, legitim und als den bestmöglichen Zustand zu rechtfertigen1. Diese Theorie schlägt vor, dass die Menschen mehrere zugrunde liegende Bedürfnisse haben, die von Individuum zu Individuum variieren, die durch die Verteidigung und Rechtfertigung des Status quo befriedigt werden können, auch wenn das System für bestimmte Menschen nachteilig sein kann2.
- Nach der Systemrechtfertigungstheorie wollen die Menschen nicht nur günstige Einstellungen über sich selbst (Ego-Rechtfertigung) und die Gruppen, denen sie angehören (Gruppenrechtfertigung), sondern auch positive Einstellungen über die übergreifende soziale Struktur, in der sie verwickelt sind und sich verpflichtet sehen (Systemrechtfertigung).
Zum Beispiel: Verkehrs- und Wärmewende
-> mit dem aktuellen System konnten sich alle irgendwie arrangieren (mit dem Status quo konnte man leben, bei einem neuen besteht die Gefahr, dass das nicht mehr geht), aber wenn ein neues System kommt, dann geht das für ärmere Menschen vielleicht nicht mehr -> wollen Stabilität
- Wie verteilte sich das Personenmerkmal "ökonomische Systemrechtfertigung" laut Jost (2017) ungefähr auf die Anhänger Donald Trumps und Hillary Clintons in der Präsidentschaftswahl 2016?
- In jedem Einkommensbereich zeigen Anhänger von Donald Trump stärker das Personenmerkmal "ökonomische Systemrechtfertigung" als Anhänger von Hillary Clinton, auch in niedrigen Einkommensbereichen
Warum wird die AfD gewählt?
-> System Justification Theory würde eigentlich sagen, dass die AfD nicht gewählt werden würde, weil sie eine konservative "Revolution" fordern, also Änderung des Status quo
-> aber was ist Status quo? -> wenn Regierungsparteien sich verändern, dann steht die AfD vielleicht für das, was davor Status quo war
-> ist es dann vielleicht doch eher ein Streben je nach Interessen?
Wie wird generalisiertes Vertrauen laut Stephany (2017) in vielen großen Studien gemessen?
- Es wird ein Maß für generalisiertes Vertrauen aus der ESS 5-Umfrage abgeleitet, die fragt: "Im Allgemeinen, würden Sie sagen, dass die meisten Menschen vertrauenswürdig sind oder dass man bei der Begegnung mit Menschen nicht vorsichtig genug sein kann.
Was ist Vertrauen?
-> hat die andere Person eine gute Intention mir gegenüber
-> besonders dann wichtig, wenn man selber verletzlich ist
Beispiel:
-> man vertraut dem Dozenten, dass er die Klausur so erstellt wie er gesagt hat
-> danach lernt man
-> ist wichtig, weil man sonst die Klausur vielleicht nicht besteht
Warum ist Vertrauen wichtig?
- Multiple outcomes
- Initiation of cooperation
- Relationship commitment and satisfaction
- Flourishing of groups, organizations and nations ("social capital")
- Creation and maintenance of public goods (z.B. Kürbisstände, wo man Geld in Kassen werfen muss -> Vertrauensverhältnis)
- Stavility and quality of social networks
- Broken trust -> demise of social relations
Was versteht Stephany (2017) unter "age group GINI"?
- "age group GINI" bezieht sich auf den Gini-Koeffizienten, der zur Messung der Einkommensungleichheit innerhalb einer bestimmten Altersgruppe verwendet wird.
- Der Gini-Koeffizient ist ein Maß für die statistische Streuung, das häufig zur Darstellung der Einkommens- oder Vermögensverteilung einer Bevölkerung verwendet wird. Ein Gini-Koeffizient von 0 bedeutet perfekte Gleichheit, während ein Gini-Koeffizient von 1 maximale Ungleichheit bedeutet.
- Unterschiede im Gini-Koeffizient abhängig vom Alter: siehe letzte Frage
Beschreiben Sie einen Grund, den Stephany (2017) als Erklärung dafür angibt, dass größere Ungleichheit zu geringerem Vertrauen führt.
- Unterschiede zwischen Individuen sind zu groß, um sich zu vertrauen
- Stratification effect: Ungleichheit teilt die Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen, Vertrauen geht zurück, je mehr die Gesellschaft wirtschaftlich in unterschiedliche Gruppen geschichtet ist
- Perception effect: Wahrnehmungen und Überzeugungen über die Verteilung von Ressourcen und wie sie idealerweise verteilt werden sollten, bestimmen unser Vertrauen in andere
Ungleichheit wird vermittelt durch
- Entfremdung (wenn mehr Ungleichheit, dann geht das runter, wenn hoch, dann geht Vertrauen hoch)
- Optimismus (-"-)
- Egalitäre Wert (-"-)
Wie verändert sich laut Stephany (2017) die Einkommensungleichheit in Deutschland in Abhängigkeit vom Lebensalter?
- U-geformte Entwicklung
- Im jüngeren Alter (unter 20) ist die Ungleichheit noch relativ hoch, weil viele den Arbeitsmarkt noch nicht betreten haben
- Danach sinkt die Ungleichheit zu einem minimalen Level (um die 30)
- Danach steigt die Ungleichheit im jährlichen Einkommen
- Im höheren Alter (60+) hat die Einkommensverteilung wieder das gleiche Gini-Level erreicht wie mit 20
Hat berechnet, wie man das Vertrauen aus dem age-group GINI vorhersagen kann
-> mehr Ungleichheit (Land, Alterskohorte) -> weniger Vertrauen
-> mehr Ungleichheiten "multiplizieren" sich (Interaktion)
Nennen und erklären Sie die epidemiologischen Kriterien, die Pickett und Wilkinson (2015) zur Beurteilung der Kausalität der Ungleichheit für Gesundheit heranziehen.
- Konsistenz (consistency): der Zusammenhang wurde mit verschiedenen methodischen Verfahren, in unterschiedlichen geographischen und zeitlichen Settings reproduziert
- Zeitlichkeit (temporality): die vermeintliche Ursache muss der Wirkung vorausgehen, das ist ein unbestreitbares Kriterium für Kausalität
- Stärke des Zusammenhangs (strength of association): Je stärker ein Zusammenhang ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es eine unbekannte alternative Erklärung gibt
- Spezifität (specificity): Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass eine Exposition kausal mit einigen Ergebnissen mehr als mit anderen verknüpft ist.
- Dosis-Wirkungs-Beziehung (dose response relationship): höheres Aussetzen hängt mit höheren Wirkungen zusammen
- Beendigung der Exposition (cessation of exposure): Wenn sich die Exposition positiv oder negativ ändert, wird die Inzidenz des Ergebnisses steigen oder fallen.
- Miteinbeziehen von alternativen Erklärungen (consideration of alternative explanations): Der Zusammenhang ist nicht konfundiert mit einem oder mehreren anderen Faktores
- Biologische Plausibilität (biological plausibility): Der Zusammenhang passt zu existierenden biologischen Wissen.
- Kohärenz (Coherence): Der Zusammenhang wird von anderem wissenschaftlichen Wissen gestützt.
Nennen und erklären Sie die spezifischen Gesundheitsergebnisse, welche laut Pickett und Wilkinson (2015) mit sozialer Ungleichheit assoziiert sind.
- Erhöhte Sterblichkeit von Männern und Frauen zwischen 1 und 49 Jahren, bei Frauen auch noch im höheren Alter
- Mord
- Weniger verbesserte Lebenserwartung: eigentlich steigt die Lebenserwartung pro Jahrzehnt um 2-3 Jahr, je höher die Ungleichheit desto weniger passiert das
- Psychische Gesundheit schlechter (r=0,73)
- Höhere Teenage-Geburtenrate (r=0,73)
- Drogenmissbrauch (r=0,63)
- Kindliches Wohlbefinden (r=0,63)
- Übergewicht (r<0,5), auch im Teenagealter
- Säuglingssterblichkeit (r<0,5)
- Aber weniger Suizid in ungleicheren Gesellschaften: man vermutet, dass es daran liegt, dass Menschen eher sich selbst dafür verantworten, was falsch läuft als andere
Welche Variablen gingen in den Index gesundheitlicher und sozialer Probleme in der Studie von Wilkinson und Pickett (2009) ein?
- Lebenserwartung
- Mentale Gesundheit
- Übergewicht
- Säuglingssterblichkeit
- Teenage-Geburten
- Morde
- Verhaftungen
- Bildungsabschluss
- Misstrauen
- Soziale Mobilität
Erklären Sie Abb. 2 aus Wilkinson und Pickett (2015): Was wurde beobachtet? Was bedeutet die Beobachtung?
- Es wurde beobachtet, dass die Krankheiten: Prostatakrebs, Brustkrebs, Lebererkrankung aufgrund von Alkoholabusus, Diabetes, Säuglingssterblichkeit, Atemwegserkrankungen, Herzerkrankungen, Mord, all cause elderly und all cause working age positive mit der Einkommensungleichheit in einem Staat und negativ mit dem Median vom Einkommen in Countys korreliert
- Heißt, je ungleicher das Einkommen verteilt ist, desto mehr treten diese Krankheiten auf
- Je kleiner der Einkommensmedian ist, desto mehr treten diese Krankheiten auf
- Dabei ist die Korrelation zu all cause working age bei beiden am größten
- Die Korrelation bei Brust- und Prostatakrebs ist bei beiden am kleinsten, also näher an null
- Generell verlaufen die Punkte relativ linear
Erklären Sie eine Beobachtung, die laut Pickett und Wilkinson (2015) dafür spricht, dass Ungleichheit eine Gesundheitsergebnissen zeitlich vorgelagerte Ursache ist.
- Studie von Zheng: Zusammenhang von Einkommen auf Mortalität unterschucht
-> steigende Ungleichheit begann nach 3-5 Jahren zu einer höheren Mortalität zu führen
-> stieg an bis zu einem Plateau von 12 Jahren
Beschreiben Sie kurz einen Mediator, den Pickett und Wilkinson (2015) für einen kausalen Effekt der Ungleichheit auf Gesundheit vermuten.
Status anxiety und Vertrauen sind Mediatoren