Uni Würzburg


Kartei Details

Karten 266
Lernende 10
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 20.04.2023 / 29.01.2025
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Welche Probleme gibt es mit der doppelten Dissoziation?

  • Wenig misslungene Dissoziationsversuche
    • Sind evtl. alle Prozesse dissoziierbar und der Begriff damit nicht fruchtbar?
  • Mentale und hirnphysiologische Dissoziationen wurden oft schlecht auseinandergehalten

Geben Sie ein anschauliches Beispiel für die Idee, dass zum Verstehen eines Sachverhalts / Begriffs dessen Abgrenzung zu anderen Sachverhalten / Begriffen nützlich ist. Kennen sie einen Wissenschaftstheoretiker, der auf diese Idee der Abgrenzung besonders Wert gelegt hat?

  • Was etwas ist, verstehe ich, wenn ich weiß, was es nicht ist
  • Um einen Begriff zu verstehen sollte man danach fragen, welche Gegenstände er von anderen Gegenständen abgrenzt
  • Beispiel: Mentales
    • Ist nicht physikalisch
    • Nicht direkt beobachtbar
    • Nicht das organischer Gehirn
    • Kp
  • Wissenschaftstheoretiker?

Wo wird in der Psychologie etwas eingeteilt und geordnet? Inwiefern ist das eine Vorbedingung von Erkenntnis überhaupt?

  • Einteilen und Ordnen ist wichtig für das Ziel Beschreiben
    • Ist damit Voraussetzung für Erklärungen & Vorhersagen
  • Man kann Gegenstände nur untersuchen, wenn sie eingeteilt, geordnet und unter einem Begriff zusammengefasst sind
  • Beispiele Psychologie:
    • Symptome werden Störungsbildern zugeordnet
    • Ich kann Depressionen nur untersuchen, wenn ich definiert habe was eine Depression ist und eingeteilt wurde welche Phänomene darunter fallen

Die Welt wird vom Wissenschaftler erfasst im Rahmen eines Subjekt-Objekt-Verhältnisses. Was ist Subjekt, was Objekt? Wie strukturiert der Wissenschaftler die Welt? Was lässt sich daraus schließen?

  • Subjekt = Wissenschaftler
  • Objekt = Welt (hier: psychologische Gegenstände / Prozesse
  • Mittels Wahrnehmung, Gedächtnis und Sprache wird die „chaotische Masse“ (die Wirklichkeit= strukturiert
    • -> Allgemeinpsychologische Konzepte sin Voraussetzung jeder Erkenntnis (nicht nur psychologischer!)
    • -> Erkenntnistheorie bildet Grundlage der Psychologie & umgekehrt

Welchen Umbruch gab es bei den alten Griechen in Bezug auf die Art, sich die Welt zu erklären? Inwiefern ist dieser Umbruch ein Vorteil (oder ist es garkeiner)?

  • Zuerst: alter Griechen (& auch alle anderen Kulturtraditionen)
    • Erklärung der Entwicklung vom Chaos zur Struktur per Mythos (Kosmologie)
      • Chaos = Unordnung, usprüngl. Kluft, Leere
      • Struktur -> Kosmos = geordnetes Universum
    • -> pseudo-historische Prozesse basierend auf Götter- & Heldenhandlungen
  • Umbruch: griechische Philosophen
    • An Stelle der Götter treten abstrakte Prinzipen/Begriffe wie Kraft, Energie etc.
      • -> Übergang vom Mythos zur Wissenschaft#
    • Allerdings:
      • Gibt es Dinge wie „Kraft“ und „Energie“ oder sind das bloße Begriffe in unserem Geist
      • -> Könnten genauso durch den Geist konstruierte Dinge sein, wie die Helden und Götter der alten Griechen

Was ist Begriffsbildung? Was hilft dabei? Wovon ist es die Vorbedingung

  • = Treffen von Unterscheidungen, Analyse (=Zergliederung) und Strukturierung
  • Ist die Vorbedingung jeder Erkenntnis
  • Einteilen & Ordnen hilft bei Begriffsbildung

Aufgrund von welchem Kriterium werden typischerweise Dinge unter einem Begriff subsummiert? Inwieweit ist dieses Kriterium objektiv? Geben sie ein psychologisches Beispiel (Nicht aus den Folien).

  • Unter einem Begriff werden diejenigen Dinge subsummiert, die einander ähnlich sind
    • = Begriffsbildung
    • Welt besteht aus Dingen, die einander mehr oder weniger ähnlich sind
  • Kriterium nicht objektiv, da Ähnlichkeit an sich schwer objektivierbar
  • Beispiel:
    • Wie viele (Basis-)Emotionen gibt es?
    • Welche Emotionen sind sich so ähnlich, dass man sie unter einen Begriff packen könnte?
      • Z.B. Sind Freude und Euphorie so ähnlich, dass man sie unter demselben Begriff zusammenfassen könnte

Welche Kritik haben Heraklit und Nietzsche an Prinzipien der Begriffsbildung geäußert?

  • Heraklit:
    • Begriffe erfordern gewisse Konstanz & eindeutige + objektivierbare Grenzen zw. Dingen
    • Welt ist aber nicht statisch, sondern prozesshaft
      • Alles ändert sich ständig
    • -> es ist schwer die Welt zu strukturieren (& damit einzuteilen / „einzufrieren“)
  • Nietzsche:
    • Begriffsbildung (und damit Erkenntnis) beruht auf bloß subjektivem Gleichsetzten des Nichtgleichen

Warum würde Nietzsche sagen, dass die Erkenntnis, dass der Wal ein Säugetier ist, nur von begrenztem Wert ist?

  • Definition ist einfach nur so vom Menschen festgelegt (nach Reproduktionsmodus)
  • Ebenfalls plausibel wäre eine Definition nach Lebensraum („Der Wal ist ein Fisch“)
  • Beispiel für Vermögenspsychologie:
    • Warum kann der Mensch X? Weil er ein x-Vermögen hat.
      • Warum ist der Wal ein Säugetier? Weil er seine Kinder säugen kann.
    • Problem:
      • Zirkularität
      • Essentialismus-Problem: Traits als etwas das Personen essentiell aufweisen, wie z.B. Körpergröße
        • (ist beim Wal jetzt weniger das Problem)

Was ist nach Strawson das Ziel der Sprache? Worin liegt der Informationswert eines Begriffs?

  • Ziel Sprache: Beschreibung
    • Damit auch Vergleich & Abgrenzung von Dingen zu anderen Dingen
  • Begriff verweist nicht nur auf ein Ding, sondern gleichzeitig auch per Abgrenzung auf alle anderen Dinge
    • Dadurch auch auf ganzes Begriffs- & Ordnungssystem (= „Holismus“, „Strukturalismus“
  • Informationswert:
    • Einen Gegenstand auf die eine statt auf die andere Seite einer Linie setzen

Was ist eine Realdefinition (inkl. Beispiel) und was hat sie mit porphyrischen Bäumen zu tun?

  • Realdefinition beinhaltet genus proximum und differentia specifica
    • Genus proximum = nächsthöherer Begriff
    • Differntia specifica =
      • das Sepzifische, dass den Begriff von anderen unter den Oberbegriff fallenden Exemplaren eindeutig abgrenzt
    • Beispiel:
      • Der Mensch (species) ist ein vernunftbegabtes (differentia specifica) Lebewesen (genus proximum)
      • Ein Lebewesen ist ein empfindender Organismus
  • Dadurch kann man einen porphyrischen Baum bilden
    • Höhere Hierachiestufe = genus proximum der darunterliegenden Stufe

Was hat das DSM-5 mit porphyrischen Bäumen zu tun?

  • Im DSM-5 gibt es Ebenfalls Oberbegriffe (genus proximum) und Kriterien, die die Exemplare innerhalb des Oberbegriffs eindeutig voneinander unterscheiden
  • Das „höchste“ Genus Proximum wäre wohl „mental krank“ / „psychische Störung“
  • Anschließend könnt man mittels differntia specifica in unterschiedliche Störungsgruppen gliedern
    • Durch Diagnosekriterien (differntia specifica) wird Oberbegriff immer weiter spezifiziert bis nur noch eine Diagnose zutreffend ist
  • Beispiek:
    • Genus proximum: affektive Störung
      • Differentia specifica: traurige, niedergeschlagene Stimmung
        • Vorhanden: affektive Störung mit depressiven Anteil
        • Nicht vorhanden: Manie
      • Nächstes Differnetia specifica: Manische Episode vohanden?
        • Ja: Bipolar
        • Nein: Major Depression

Welche Kritik übte Wittgenstein an der Beschaffenheit der Welt im Sinne eines „poryphyrischen Baums“?

  • Besteht die Welt wirklich aus statischen Dingen oder eher aus Tatsachen?
  • Laut im Welt satzartig, statt baumartig strukturiert
    • Vgl. Hypothesen in der Psychologie

Wovon hängt eine korrekte Realdefinition ab? Welche Probleme gibt es sonst noch?

  • Vom Wissenstand und der Art, wie man die Welt strukturiert
    • -> deswegen nicht eindeutig
  • Nicht alle Wirklichkeitsbereiche lassen sich hierarchisch ordnen

Beweisen sie, dass Wirklichkeitsbereiche nicht nur auf eine Weise hierarchisch strukturierbar sind.

  • Mensch als mentales Lebewesen
  • Mensch als ungefiederter Zweibeiner
  • à beides korrekt hergeleitete Realdefinitionen

Beschrieben sie einige Unterschiede zwischen antiken und modernen psychologischen Theorien. Was kann man aus diesen Unterschieden für eine Schlussfolgerung zu psychologischen Theorien allgemein ziehen?

  • Platon: Seele unterteil in 3 Bereiche
    • Mutartiger Teil (vgl. Motivation)
    • Begehrender/Triebartiger Teil (vgl. Emotion)
    • Denkender Teil (Vgl. Kognition)
  • Aristotales:
    • Menschliche (allgemeinpsychologische) Fähigkeiten (Hierarchisch gedacht):
      • Ernährung, Fortpflanzung
      • Wahrnehmung
        • Sinneswahrnehmungen durch 5 Sinne
        • Konservierte Sinneseindrücke (heute: Gedächtnis)
      • Denken: operiert mit Gedächtnis
        • Ist typisch menschlich
    • Verstandestugend = Klugheit / Intelligenz, Funktion: Mitte wählen
    • Charaktertugend (Persönlichkeitsdimensionen)
      • Optimum in der Mitte zwischen Extrem-Polen
      • Rolle von Erziehung, Gewöhnung und freier Entscheidung
        • Charakter wird auch durch freie Entscheidung definiert, die abhängig von Verstandestugend mehr oder weniger „mittig“ ausfällt
  • Schlussfolgerung:
    • Theorien werden u.a. davon geprägt, was Menschen zu der Zeit gerade besonders beschäftigt (=Zeitgeist)
    • Theorien sind nichts dauerhaftes oder eindeutiges
      • Verändern sich über die Zeit
    • Wie man die Psychologie definiert und strukturiert bestimmt darüber, welche Erkenntnisse man überhaupt gewinnen kann!

Worin unterscheidet sich Aristoteles Persönlichkeitspsychologie vom Big Five-Ansatz?

  • Aristoteles Persönlcihkeitspsychologie:
    • Verstandestugend = Klugheit / Intelligenz, Funktion: Mitte wählen
    • Charaktertugend (Persönlichkeitsdimensionen)
      • Optimum in der Mitte zwischen Extrem-Polen
      • Rolle von Erziehung, Gewöhnung und freier Entscheidung
      • Charakter wird auch durch freie Entscheidung definiert, die abhängig von Verstandestugend mehr oder weniger „mittig“ ausfällt
  • Unterschied:
    • Es gibt eine ideale Persönlichkeit bzw. ein Optimum
      • -> hat ethische Komponente
    • Big 5 Ansatz vermeidet, Persönlichkeitseigenschaften als gut oder schlecht darzustellen
    • Außerdem:
      • Bei Aristotales sind nicht nur Person & Umwelt, sondern auch die freie Entscheidung Ursache von Verhalten und damit auch der Persönlichkeit

Wie ist die Motivationspsychologie bei Aristoteles beschaffen?

  • Hierarchisch mit 3 Ebenene:
    • Lust à Genussleben
    • Ehre à politisches Leben
    • Erkenntnis à theoretisches Leben
  • Ziel: Glückseligkeit
    • Ist am besten durch theoretisches Leben erreichbar
  • Neben Person (körperliche Voraussetzungen) und Umwelt (Lernen / Sozialisation) noch die freie Entscheidung als Ursache von Verhalten

Was ist die 4-Säfte-Lehre? Welches Prinzip der antiken 4-Säfte-Lehre ist heute noch aktuell?

  • Von Hippokrates & Galen
  • Versuch, die Seele durch psychologische Prozesse zu erklären
    • Dieses Prinzip ist heute noch aktuell
    • Erklärungen durch Gehirn, Hormone, etc.
  • Die Säfte:
    • Gelbe Galle: Choleriker (erregbar, jähzornig)
    • Schwarze Galle: Melancholiker (traurig, depressiv)
    • Blut: Sanguiniker (heiter, lebhaft, leichtsinnig)
    • Schleim: Phlegmatiker (ruhig, schwerfällig)
  • Ungleichgewicht der Säfte als Ursache seelischer & körperlicher Probleme

Wie war Platons Psychologie aufgebaut?

  • Platon: Seele unterteil in 3 Bereiche
    • Mutartiger Teil (vgl. Motivation)
    • Begehrender/Triebartiger Teil (vgl. Emotion)
    • Denkender Teil (Vgl. Kognition)

Was ist Eyesenecks-Trait-Theorie? Welche Dimensionen gibt es? Wo lassen sich die Typen der 4-Säfte-Lehre verorten?

  • Dimensionen: Extraversion und Neurotizismus
    • Ergeben zusammen ein kreisförmiges Diagramm
  • Jedem Quadranten ist ein Persönlichkeitstyp nach Hippokrates zuzuordnen
    • Introvertiert + labil à Melancholiker
    • Introvertiert + stabil à Phlegmatiker
    • Extravertiert + labil à Choleriker
    • Extravertiert + stabil à Sanguiniker
  • Lässt jedoch Raum für individuelle Variationen innerhalb dieser Kategorien

Was ist eine Real-, was eine Nominaldefiniton? Geben sie Beispiele.

  • Realdefinition:
    • Anspruch, dass sie etwas über wirkliche/reale Beschaffenheit einer Sache aussagt
    • Sagt etwas über Ort eines Begriffs in einem gegebenen (hierarchischen) Sprachsystem aus
    • Z.B. „Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen.“
  • Nominaldefiniton:
    • Reine Umbenennung aus ökonomischen Gründen
      • Besseres Verständnis, Einfachheit
  • Z.B. „Alle Menschen mit grünen Augen werden als Gründlinge bezeichnet.“

Was unterscheidet eine Begriffsintension von einer Begriffsextension

  • Begriffsintention = Menge der charakteristischen Merkmale eines Begriffs
    • Z.B. Tisch: „hat 4 Beine“, „kann man dran sitzen“
    • Intensionale / konnotative Definition
  • Begriffsextension = Menge aller unter den Begriff fallenden Objekte
    • Z.B. Aufzählung aller realen Tische
    • Extensionale / denotative Definiton

Was unterscheidet eine deiktische von einer operationalen Definition?

  • Deiktische Definition:
    • „Das da ist ein Tisch“
    • Gibt sichtbare Beispiele, sozusagen unvollständig extensional
    • Ist typisch für den Spracherwerb
  • Operationale Definition:
    • Definition über Angabe der Messmethode
    • Z.B. „Intelligenz ist was der Intelligenztest misst“
  • Unterschied:
    • Operationale Definitionen ermöglichen keine intensionalen Definitionen, deiktische schon

Was ist an typischen psychologischen Definitionen problematisch? Geben Sie ein Beispiel.

  • Sind oft eher wie Statements formuliert, das alles Mögliche enthält, dass mit dem Begriff assoziiert wird
  • vgl. Emotionsdefinition aus Vorlesung

Von welchem griechischen Wort stammt unser Begriff Wissen ab und von welchem anderen griechischen Wort wurde er abgegrenzt?

  • gr. episteme: „Wissen“ „Erkenntnis“ „Wissenschaft“ à schafft Wissen
  • Abgrenzung zu bloßen Glaubenssätze / Meinung (gr.: doxa)
  • Etymologie „Wissen“ (althochdeutsch „wissan“): „gesehen haben“
    • Hinweis auf empirischen Zugang zu Wissen, also subjektiven Evidenz erforderndes Urteilsverfahren

Wie wird typischerweise Wissen von Philosophen definiert? Erläutern Sie, wozu jedes der einzelnen Attribute in der Definition notwendig ist.

  • Wissen = durch gute Gründe gerechtfertigter wahrer Glaube
  • Glaube: genus proximum
  • Diffentia specifica:
    • „wahr“ à sollte zutreffen
    • „begründet“ à es sollte Gründe dafür geben
    • „gut begründet“ à Sicherstellung, dass Gründe gut sind durch methodisch kontrollierte kritische Überprüfung von Sätzen

Was haben wissenschaftliche Methoden mit der Definition von Wissen zu tun?

  • Wissen = gut begründete wahre Meinung
  • Guten Gründe müssen sichergestellt werden
    • Durch methodisch kontrollierte kritische Überprüfung von Sätzen
    • Z.B. durch wissenschaftliche Methoden

Was sind Grundfragen der Erkenntnistheorie, und wie kann man diese Lehre noch bezeichnen?

  • Grundfrage: Wie gelangen wir zu Wissen?
    • Was können wir wissen? Was ist gewiss? Worin können wir uns täuschen? Wie erlangt man Gewissheit Was sind gute Gründe, etwas zu glauben?
  • Auch Epistemologie / Wissenschaftstheorie genannt

Ist unser Wissen allein durch einen empirisch-naturwissenschaftlichen Zugang zur Natur zu leisten? Wenn ja/nein warum (nicht)?

  • Nein
  • Bereits die Behauptung, dass nur empirische Erkenntnis sinnvoll ist, ist selbst nicht empirisch begründbar
    • Behauptung setzt voraus, dass sie selbst nicht gilt
    • à logischer Widerspruch
  • Leugnung andere Welt-/Erkenntniszugänge (z.B. Dichtung, Kunst)

Wie lautet der Standpunkt von Sokrates zur Frage, was wir mit Sicherheit wissen können? Was bedeutet das für Wissenschaftler heute?

  • Vieles ist nicht gewiss und man meint nur zu wissen
  • Es ist wichtig, dass einem die Grenzen des eigenen Wissens bewusst sind
  • Selbstkritik & Bescheidenheit als Kennzeichen echter Wissenschaft!

Was halten die Psychologen für gewiss / ungewiss? Was die Philosophen?

  • Psychologen:
    • Physikalisch messbares Verhalten ist objektiv und gewiss, alles Mentale ist nur zu erschließen und daher ungewiss
  • Philosophen:
    • Gewiss ist das, was uns subjektiv unbezweifelbar (evident) erscheint
      • -> also gerade das Mentale

Nennen sie sechs erkenntnistheoretische Positionen und sortieren sie diese auf der Basis von Fragen, auf die sie jeweils Antworten finden.

  • Was ist die Quelle von menschlicher Erkenntnis? Welchen Beitrag liefert welche Quelle?
    • Z.B. Rationalismus, Empirismus
  • Gibt es eine Außenwelt (unabhängig vom Subjekt)
    • Z.B. Realismus, Idealismus
  • Was ist die Struktur von allem, was existiert?
    • Z.B. Monismus, Dualismus

Wie kann man die Heisenberg’sche Unschärferelation auf die Psychologie übertragen?

  • Elementare Teilcheneigenschaften (z.B Ort) verändern sich durch die Methode der Beobachtung
  • Je genauer man etwas in der Wissenschaft studiert, desto unklarer wird oft der Forschungsgegenstand.
    • Begriffe differenzieren sich mehr aus
    • Mehr mögliche Antworten
    • Neue Frage, …

Wie wurde historisch auf das Problem geantwortet, dass für viele Hypothesen Fakten dafür wie dagegen zu sprechen scheinen?

  • Pyrrhonische Skepsis
  • Absolute Urteilsenthaltung
    • Dies führt zur Seelenruhe / Gelassenheit

Was bedeutet epoche bei den Stoikern?

  • Gr.:epoche = Urteilsenthaltung
  • Man sollte sich des Urteils enthalten, wenn keine Gewissheit vorliegt
    • Evidenz als Weg zur Gewissheit
    • Manche Erkenntnisse sind evident (also absolut gewiss)
    • Beispiel: „Ich weiß, dass da eine Hand ist“ beim Anblick der eigenen Hand (Wittgenstein)

Was war Ciceros Argument für die Aussage, dass nichts gewiss ist? Was ist das Problem an diesem Argument? Welche Schule vertritt diese Ansicht

  • Cicero:
    • „Der Nachweis, dass nur eine falsche Vorstellung einmal glaubhaft war, genügt, um alles zweifelhaft zu machen.“
  • Dogmatischer (akademische) Skepsis
    • Schule der Stoa
    • Täuschung der Erkenntnis ist niemals ausgeschlossen
      • à „Nichts ist gewiss“
  • Probleme:
    • Dass nichts gewiss ist, wird mit Gewissheitsanspruch gesagt
      • à performativer Widerspruch

Wozu sollte die Methode des „nach beiden Seiten Argumentierens“ in der akademischen Skepsis dienen?

  • Glaubten, dass nichts gewiss ist
  • Zweifelten aber nicht an gradueller Wahrheitsannäherung
    • Auch wenn nichts gewiss ist, muss man zumindest nach der glaubhaftesten Erkenntnis suchen, um so gut wie möglich leben zu können
  • Methode: nach beiden Seiten hin argumentieren
    • „Weil das Glaubhafte nicht hervorleuchten könne, wenn man in Streitfragen nicht beide Standpunkte verteidigt“ (Cicero

Was sind die Argumente der pyrrhonischen Skepsis und zu welchem Schluss gelangt diese Richtung? Schließen sie sich dieser Schlussfolgerung an?

  • Idee: Für jede Erkenntnis spricht gleich viel dafür wie dagegen
  • Argumentationslinie:
    • „Manchmal erscheint X plausibel zu sein, manchmal das Gegenteil, alles erscheint gleich glaubhaft, daher weiß ich auch nicht weiter, erfahre aber diese Urteilslosigkeit als der Seelenruhe zukömmlich“
    • Skepsis in Bezug auf absolute Begründbarkeit von Meinung
    • Schule gegen die Rationalisierung
  • Vermeiden performativen Wiederspruch der dogmatischen Skepsis
    • Stellen lediglich aus Alltagsbeobachtung fest, dass es sich bisweilen so verhält
    • Vermeiden absolute Aussagen oder Begründung ihrer Beobachtung
    • à Leiten aus Beobachtung nicht logisch-analytisch, sondern empirisch die Urteilslosigkeit als Mittel zur Seelenruhe ab
  • Ich schließe mich nich an, da
    • Es mir im Alltag bei manchen Dingen so geht, allerdings nicht bei allen
    • Ich rationales Denken trotzdem für wichtig halte
    • Eventuell ist es bei manchen Themen ganz gut

Wie sieht das psychologische Programm der pyrrhonischen Skepsis aus?

  • Wer von Natur aus Gutes oder Schlechtes zu kennen glaubt, befindet sich in ununterbrochener Beunruhigung durch Eifer
    • Begierde des Guten
    • Furcht vor Verlust
  • Wer kein von Natur aus Gutes oder Schlechtes zu kennen glaubt, verfolgt/meidet auch nicht mit Eifer und ist vor Beunruhigung frei
  • à motivationspsychologische Ethik