Methodenlehre SS Lernfragen
Uni Würzburg
Uni Würzburg
Set of flashcards Details
Flashcards | 266 |
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Students | 10 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 20.04.2023 / 29.01.2025 |
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Was unterscheidet Lockes Konzeption der Außenwelt vom naiven Realismus?
- Naiver Realismus:
- Alles ist genau so, wie wir es wahrnehmen
- Lockes:
- Unterscheidet in Eigenschaften der Außenwelt und Eigenschaften, die nur in unserem Geist eintstehen
- Primary qualities
- Eigenschaften der Außenwelt
- Festigkeit, Ausdehnung, Gestalt, Bewegung, Ruhe, Anzahl
- Secondary qualities
- Keine Eigenschaften der Außenwelt
- Entstehen in unserem Geist
- Farbe, Geruch, Geschmack, Töne
- Kausalistische Abbildtheorie der Erkenntnis
- Gegenstände in der Außenwelt verursachen Ideen
Warum sprach Fechner in Bezug auf Lockes primary qualities von einer „Nachtsicht“ der Welt?
- Lockes primary qualities entsprechen einer Nachtansicht der Welt, da ohne Farbe etc
Wie grenzt Berkeleys Idealismus argumentative von Lockes Realismus ab?
- Locke unterscheidet zwischen Eigenschaften, die Objekte als materielle Substanz haben und Eigenschaften, die sie nur subjektbezogen haben
- Man kann sich allerdings kein Objekt ohne seine sinnlichen Qualitäten (secondary qualitites) vorstellen
- Nicht vorstellbar, also sinnlos
- Schluss: alle Eigenschaften sind nur im Geist
- Radikaler Idealismus: Außenwelt existiert nur im Geist
Wie lautet Berkeleys Leitspruch zum „Sein“? Und ist für ihn ein Stuhl nicht existent, wenn man nicht hinsieht?
- Sein bedeutet wahrgenommen werden
- Kritik mit Stuhl macht nur Sinn, wenn man eine unerkennbare materielle Außenwelt annimmt
- Außenwelt gibt’s nach Berkeley nicht, also kann da auch nix verschwinden?
Gibt es nach Berkeley dann garkeine Außenwelt?
- Es gibt keine materielle aber eine phänomenale Außenwelt
- Diese ist insofern unabhängig, dass sie unabhängig von unseren Willensakten ist
- Wir können den Stuhl nicht wegbeamen
Wie erklärt Berkeley sich die Existenz von Gegenständen vor Anbeginn der Menschheit?
- Bevor es Menschen gab, waren sie in Gottes Geist
Definieren Sie Realismus, Idealismus und Konstruktivismus.
- Realismus:
- Es gibt eine von uns (mehr oder weniger erkennbare) unabhängige Außenwelt
- In moderner Psychologie „real Existierendes“, „natural kind“
- Descartes, Locke
- Idealismus:
- Eine von uns unabhängige Außenwelt ist nicht erkennbar bzw. nicht existent
- Berkeley, Hume, Kant
- Konstruktivismus:
- Betont aktive Rolle des Subjekts beim Konstruieren der Wirklichkeit
Vgl. psychologische Konstrukte
Geben Sie Beispiele für realistische und idealistische Positionen klassischer Psychologen.
- Realismus:
- Wundt
- Seelische Erlebnisse so gegeben, wie sie sind
- Skinner
- Durch Reaktionsrate macht man kognitive Prozesse sichtbar?
- Neisser
- man soll kognitive Prozesse untersuchen, weil es sie gibt
- gehen davon aus, dass psychologische Gegenstände direkt anschaulich (=real) & keine theoretische Begriffe nötig sind
- Wundt
- Idealismus:
- Ebbinghaus:
- Psychologisch relevantes oft erraten, erschlossen, konstruiert
- Boring:
- Psychologische Phänomene sind nur aus Erfahrung erschlossen
- MacCorrquodale & Meehl:
- Psychologische Begriffe als hypothetische Konstrukte
- Ebbinghaus:
Inwieweit hat der Begriff „Konstrukt“ etwas mit Idealismus zu tun? Geben Sie psychologische Beispiele für „Konstrukte“.
- Konstrukt: KZG, LZG, Intelligenz
- Nach Idealismus sind diese Dinge real existierend und nicht nur durch Geist konstruiert, also eben keine Konstrukte?
Was spricht dagegen, dass das Erlebte unbezweifelbar evident ist?
- Z.B. optische Täuschungen
Gibt es kognitive Strukturen, Prozesse und Mechanismen wirklich? Was spricht dafür, was dagegen?
- Werden nicht erlebt
- Können nicht durch Introspektion beobachtet werden
- Sind nicht bewusst
- Sind keine Verhaltensweisen
- Sind nicht neurophysiologisch
- à Begriffe der Psychologie nur nützliche Fiktion?
Inwiefern spielen Metaphern eine Rolle in Bezug auf theoretische Konstrukte in der Psychologie?
- kognitive Prozesse (z.B. Gedächtnisabruf) können nicht beobachtet werden und werden nicht notwendigerweise erlebt
- kein Gegenstand des Erlebens und Verhaltens?
- Sind oft eher ein theoretisches, kaum falsifizierbares Postulat auf der Basis eines metaphorischen Modells (der „kognitiven Mechanik“)
- Psychologische Theorien entsprechen oft eher Metaphern
- Metaphern oft an Informatik oder Nachrichtentechnik angelehnt
- Erkenntnis wird über Rückschluss von Verhalten auf die Passung der Metapher gewonnen
Ist die Zugriff auf die Außenwelt in der Teilchenphysik unmittelbarer als in der kognitiven Psychologie
- Kognitive Psychologie:
- Rückschluss von Verhalten auf Passung der Metapher
- Teilchenphysik:
- Rückschluss von Strahlungswerten auf Geschehnisse im Teilchenbeschleuniger bzw. auf Strukturen/ Mechanismen im Teilchenbeschleuniger
- -> ist nicht unmittelbarer
- Bezieht sich aber im Gegensatz zur Psychologie auf physikalisch Vorhandenes
Was besagt die Theorie des sozialen Konstruktivismus zum Thema Persönlichkeit? Was bedeutet das für empirische Persönlichkeitspsychologie?
- Persönlichkeit ist keine Eigenschaft der Person
- Ist in sozialer Interaktion sprachlich ausgehandelt
- Demnach (weitgehend beliebige) Zuschreibung und Konstruktion menschlicher „Eigenschaften“
- Empirische Persönlichkeitspsychologie wäre dann eher Sprachgebrauchsanalyse
- Welche Traits relevant sind, ist kontigent (d.H. könnte auch anders sein)
- Verschiedene Personen legen verschiedene sprachliche Dimensionen Zugrunde und legen auf andere korrespondierende Verhaltensweisen wert
- ->sprachliche Selbst- und Fremdzuschreibungen sind in sozio-kulturellem Diskurs systematisch konstruiert
Was bedeutet der soziale Konstruktivismus für die Big-5?
- Big-5 bilden durchschnittliche sozio-kulturelle Sprachpraxis der Fremd- und Selbstzuschreibung ab
- Persönlichkeit ist sprachlich zwischen, nicht in Menschen lokalisiert
- Angekreuzte Items reflektieren nur an mich gerichtete sprachliche Zuschreibungserwartungen
Inwieweit kann man Schopenhauers philosophische Positionen von Descartes abgrenzen? Wie argumentiert Schopenhauer gegen Descartes?
- Kernmerkmal des Subjekts ist nicht Rationalität/Denken, sondern der Wille
- Wandel von Kognition zu Motivation/Volition
Was versteht man unter Willensmetaphysik? Nennen sie zwei wichtige Vertreter.
- = blinder, irrationaler Wille als göttliches Weltprinzip
- Vertreter: Jakob, Böhme & Schopenhauer?
- Ist die historische Wurzel Schopenhauers Theorie
- Seine Theorie ist allerdings atheistisch gedacht
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen Schopenhauers und Kants philosophischen Positionen?
- Idealistische Grundannahme wie bei Kant:
- Die Welt ist meine Vorstellung
- Daher durch mich konstituiert
- Raum und Zeit als Brille des Subjekts, keine Charakteristika der Außenwelt
Was ist das Ziel nach Schoppenhauers Theorie?
- Erlangung eines Verständnisses der gesamten Erscheinungen mittels Auffindung ihres Sinnes
- Welt wie sie scih im Alltag darstellt ist eine Täuschung
- Dahinter steht nur der Wille
- Richtige Weltansicht steht im Vordergrund
Wie löst Schopenhauer das Problem, dass der Wille eine Einheit sein soll, unsere Welt aber aus vielen Dingen besteht?
- Jeder ist sich selbst als Wille und Leib gegeben
- Wiellensakte und Leibesveränderungen sind ein Vollzug in zwei Bereichen (nicht trennbar -> Parallelismus)
- Welt = Vorstellung gewordener Wille
- Welt ist vielgestaltig, da der Wille sich in Raum und Zeit erscheinend partikularisiert
- = principium individuationis
Wie ist Schoppenhauers buddhistisch gefärbte Moralphilosophie aufgebaut?
- Alle wollen verschiedenes
- Je mehr einer will, desto mehr müssen andere leiden
- Daraus folgt die Verneinung des eigenen Lebenswillens
- Grund:
- Jeder Mensch ist eigentlich, wenn man das Individuationsprinzip durchschaut, mit mir identisch
Inwieweit geraten Kant und Schopenhauer an ein ähnliches Problem in Bezug auf das Postulat des „Willens“ bzw. „Dinges an sich“?
- Der Wille, so wie Schopenhauer ihn definiert, ist eigentlich unerkennbar (liegt außerhalb von Raum und Zeit)
- Genauso wie Kants Ding an sich, dass keine Ursache für Erfahrung sein konnte, da es außerhalb unserer Welt liegt und damit ebenfalls unerkennbar ist
- Schopenhauers Theorie ist ein Selbstwiderspruch?
Inwiefern nimmt Schopenhauer Freuds Idee des Unbewussten vorweg?
- Intellekt ist „Sklave“ des Willens
- Er sorgt nachträglich für Rechtfertigung
- Primär wird Verhalten aber durch Willen gesteuert, der uns nur bedingt zugänglich ist (vgl. Unbewusstes)
- Bewusstsein ist nur „Oberfläche unseres Geistes“
- Deshalb ist es schwer unsere Motive mittels Intellekt und bewusstem Denken introspektiv zu erkennen (=Spaltung des Subjekts)
Warum wird Schopenhauer als wichtiger Wegbereiter der Psychologie angesehen?
- Entdecker unbewusster Trieb und Motive
- Darauf baut auf
- Freuds Motivationspsychologie
- Forschung zu unbewusster Informationsverarbeitung
- Annahme, dass uns die Gründe unseres Handelns meist selbst unklar sind
- Abschied vom Vertrauen in die Rationalität des Menschen
Wann/Was war der „linguistic turn“ in der Erkenntnistheorie?
- Erkenntnistheorie hat sich oft selbst widerspruchen und auf inkonsistente Theoriesysteme (-> Sprachsysteme) hingedeutet
- Da Erkenntnis immer sprachlich verfasst ist, eventuell sinnvoller die sprachlichen Bedingungen von Erkenntnis zu untersuchen
- Linguistic Turn:
- Sprachanalyse als philosophische Kernmethode
- War sehr wirkmächitg:
- Philosophielehrstühle heute meist mit sprachanalytischen Philosophen besetzt
Mit welchen Argumenten haben Sprachphilosophen die Sinnhaftigkeit philosophischer Sätze wie z.B. von Descartes („Ich denke, also bin ich“) angezweifelt?
- Alltagssprache ist oft unpräzise und führt daher zu Missverständnissen
- Dasselbe Wort kann verschiedene logische Verhältnisse ausdrücken
- Z.B. Subsumption, Identität, Subordination, Existenz
- Kategoriale Unterschiede in Alltagssprache oft verschleiert
- Beispiel „Ich denke also bin ich“
- Existenz ist eine Eigenschaft von Begriffen, nicht von Gegenständen
- „Existenz“ ist ein Begriff erster Stufe, „Tisch sein“ ein Begriff erster Stufe
Wie formalisiert man in der Prädikatenlogik die logische Struktur von Sätzen? Geben Sie Beispiele und erläutern Sie, wozu diese Formalisierung sinnvoll sein kann.
- P(a) = Gegenstand a fällt unter den Begriff (erster Stufe) P
- Z.B. Gegenstand a ist ein Tisch
- Ǝ x P(x) = Es existiert etwas, das unter den Begriff P fällt
- Z.B. Es gibt Tische
- E(a) (mit E für Existenz) würde logisch keinen Sinn machen
- Z.B. Dieser Tisch existiert
- Ist redundant, da die Bezeichnung „dieser Tisch“ dessen Existenz bereits impliziert
Inwieweit kann sprachanalytische Philosophie unmittelbar hilfreich für uns Psychologen sein?
- Sätze als Untersuchungsobjekte
- Schaffung einer idealen Sprache mit präzisen Begriffen
- Identifizierung von Irreführungen in der Sprache mittels logischer Analyse
Was haben die Sprachphilosophen gefordert? Womit war die Disziplin eng verknüpft?
- Forderung nach wissenschaftlicher Philosophie
- Enge Verknüpfung mit Wissenschaftstheorie
- Diese hat sich aus linguistic turn entwickelt
Was ist Gegenstand der Wissenschaftstheorie?
- Fokus auf Begründung der Einzelwissenschaften
Was sind Explanandum und Explanans? Geben Sie ein psychologisches Beispiel.
- Explanadum = das Zu-Erklärende
- Explanans = die Erklärung
- Beispiel:
- Explanadum: Trennungsbewältigung ist für Frauen leidvoll
- Explanans:
- A) Modell: 2-Phasen-Modell der Trennung
- 1. Rückgewinnungsversuch
- 2. Jammern
- B) Erklärung im engeren Sinn
- Zu 1) wegen hohem Investment zuvor
- Zu 2) damit andere Druck auf Mann ausüben
- A) Modell: 2-Phasen-Modell der Trennung
Erläutern sie das H-O-Schema für Erklärungen an einem Beispiel. Warum ist dies ein „deduktiv-nomologisches“ Erklärungsschema?
- H-O-Schema:
- 1. Wenn A dann B (Gesetz, gr. Nomos)
- 2. A gegeben (Antecedensbedingung)
- 2. Dann folgt logisch notwenid B (Deduktion)
- 3 gilt als das zu Erklärende, 1 & 2 gelten gemeinsam als Erklärung
Was ist eine Subsumptionserklärung?
- =ein beobachtetes Phänomen wird unter ein allgemeines Gesetz subsummiert
- Besagt „Ähnliches haben wir schon öfter gesehen“
- H-O Schema ist eine Subsumptionserklärung
- Etwas wird erklärt, indem auf zugehöriges Gesetz verwiesen wird
Was sind Grenzen des H-O-Schemas?
- Wo ist der Unterschied von Beschreibung und Erklärung
- Es lässt sich kein klares Kriterium angeben
- Erklärungen sind oft nur Verallgemeinerungen oder genauere/erweiterte Beschreibungen
- Kann nicht beantworten warum Gesetz gilt (Meta-Frage)
- Gesetze gelten nur unter Ceteris Paribus Vorbehalt
- Also unter gleichen Randbedingungen
- Diese sind oft unbekannt und prinzipiell unendlich
- Psychologie:
- Randbedingungen umfassen alle kontrollierten Variablen im Experiment
- Gesetze nur unter bestimmten Laborbedingungen gültig und daher weniger allgemeingültig als angenommen
- Gesetze in Psychologie als Effekte bezeichnet
- Haben wenn-dann-Struktur
- Wissenschaftler würden dies aber nicht als Erklärung sondern Beschreibung bezeichnen
Erläutern sie den Unterschied zwischen Beschreibung und Erklärung. Erläutern sie an einem Beispiel auch, warum diese Unterscheidung oft nicht klar zu treffen ist
- Es gibt kein klares Kriterium, dass Beschreibung von Erklärung unterscheidet
- Oft sind Erklärungen nur Verallgemeinerungen oder genauere Beschreibungen
- Beispiel:
- Warum geht die Sonne auf?
- Erklärung: Beschreibung der Himmelsmechanik
Was sind Probleme der Vermögens- und Triebpsychologie vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erklärungsmodelle?
- Theoretische nicht beobachtbare Begriffe, die nicht unabhängig von ihrer Wirkung definiert sind werden als Ursache angeben
- Zirkuläre Erklärungen
- Erklären eigentlich nichts -> leere Erklärungen
Was sind dispositionelle Erklärungen?
- Effekte werden mit dispositionellen Eigenschaften erklärt (z.B. Wasserlösligkeit)
- Dispositionen sind zeitlich überdauernde Eigenschaft
- Sind auch zuschreibbar, wenn sie gerade nicht beobachtet werden
- Probleme ähnlich wie bei Vermögenspsychologie
Was sind die zwei Erklärungsebenen in der Psychologie? Worum bemüht man sich dabei?
- 1. Ebene:
- Frage: Warum tritt Ereignis B auf?
- Antwort: Weil immer wenn A dann B und A lag vor (=Effekt)
- 2. Ebene:
- Frage: Warum gilt das Gesetz
- Antwort: Verweis auf Theorien (meist: Metaphern)
- Bemühen um maximale Abstraktion von konkreten Bedingungen, also Verallgemeinerung gemäß Unifikationismus
Was dient in der Psychologie letztendlich oft als Erklärung?
- Angabe einer passenden Metapher als Erklärung
Welche Ursachen unterscheidet Aristoteles? Geben sie je ein Beispiel.
- Causa materialis -> Angabe materieller Basis
- Z.B. Ohren bestehen aus Gewebe
- Causa formalis -> Teil der Definition
- Ohren gehören zur Definition eines Löwen
- Causa efficiens -> Angabe zeitlich vorgelagerter Bedingung
- Weil Löwe geboren wurde
- Cause finalis -> Ziel/Zweck (zukunftsgerichtet)
- Damit er hören kann