Uni Würzburg


Kartei Details

Karten 266
Lernende 10
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 20.04.2023 / 29.01.2025
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Was ist der Unterschied zwischen Gründen und Ursachen (für) eine(r) Handlung?

  • Gründe sind im Gegensatz zu Ursachen zukunftsgerichtet

Was sind teleologische Ursachen?

  • = Zweckursachen, intentionale Ursachen, Gründe
  • Sind in die Zukunft gerichtet
  • Z.B. belief-desire psychologie:
    • Wir tun etwas, weil wir ein Ziel (desire) erreichen wollen und glauben, dass wir es mit bestimmten Handlungen erreichen können (beliefs)

um würden manche Philosophen sagen, der Satz Handlungen seien intentionsgeleitet ist analytisch war?

  • Handlungen unterscheiden sich von Körperbewegungen gerade dadurch, dass sie eine Intention haben

Was sind funktionale Erklärungen, und welches wissenschaftstheoretische Problem besteht dabei?

  • = Handlungen durch ein biologisches Ziel erklären
    • Dieses ist nicht notwendigerweise bewusst
  • Problem: Post-Hoc-Rationalisierung:
    • Fehlende Falsifizierbarkeit
    • Zweckursachen unwissenschaftlich und unnötig für evolutionäre Erklärungen?
    • Man kann sich zu jedem Fakt, post hoc eine Story ausdenken

Erläutern Sie Mills Canon of Induction und seine verschiedenen Methoden anhand eines Beispiels.

  • = Methode zur Isolation von Ursachen
  • Basis: Induktion
  • Keine experimentelle Methode aber Vorläufer des experimentellen Denkens
  • Methoden:
    • Method of Agreement
      • Nach Essen schlecht, in jedem Essen war Milchprodukt -> vermutliche Ursache Milch
    • Method of Difference
      • Nach Essen mit Milch schlecht, Essen ohne milch nicht Schlecht
    • Joined Method
      • Bei allem Essen mit Milch schlecht, bei Essen ohne Milch nicht schlecht
    • Method of Concomitant Variation
      • Umso mehr Milch enthalten, umso mehr schlecht
      • Monotoner Zusammenhang zwischen Stärke der Bedingung und Effektstärke
    • Methof of Residuance
      • Man weiß schon vom Essen von Milchprodukten wird einem Schlecht
      • Essen enthält Milch und Weizen
      • Danach Schlecht + Bauchkrämpfe -> Weizen vermutlich Ursache für Bauchkrämpfe

Inwiefern ist Mills Canon heute noch relevant, und was sind Probleme/Grenzen seiner Verfahren?

  • Probleme:
    • Zum Teil keine klare Abgrenzung von Korrelation und Kausalität
    • Menge potenziell relevanter Bedingungen muss begrenzt und bekannt sein
    • Annahme Uni-Kausalität: Interaktionen werden nicht berücksichtig
  • Trotzdem sind einige seiner Prinzipien in moderner experimenteller Methodologie wiederzufinden
    • Z.B. die isolierte Bedingungsvaration

Erläutern sie Mackies Konzeption von Ursachen anhand eines Beispiels.

  • Identifikation der Ursache abhängig davon, was als normal und was als Ausnahme angesehen wird
    • Die Ausnahme in den Bedingungen des Ereignisses ist die Ursache
  • Beispiel:
    • Sauerstoff im Raum (normal) + Streichholz anzünden (normal) + Gasleck (Ausnahme) = Explosion
    • -> das Gasleck ist die Ursache

Inwiefern besteht eine subjektive Komponente in der Bestimmung, was die entscheidende Ursache für ein Ereignis ist?

  • Nach Mackie:
    • Sehr subjektiv, was normal und was als Ausnahme angesehen wird
  • Außerdem: Menge notweniger und hinreichender Bedingungen scheint gegen unendlich zu gehen
    • Es gibt kein Kriterium, was die eine entscheidende, essentielle Ursache ist
    • Demnach Entscheidung, welche Bedingung die wesentlich ist stark subjektiv und interessengeleitet

Was ist der Unterschied zwischen notwenigen und hinreichenden Bedingungen, und was haben diese mit Ursachen zu tun?

  • Notwendig: muss vorhanden sein, damit Ereignis eintrifft
  • Hinreichend: ist alleinig ausreichend, damit Ereignis eintrifft
  • Erklärung von Mackie von Ursachen als INUS
    • =insufficient but necessary part of an unnecessary but insufficient condition
    • Ereignisse haben meist mehrere Bedingungen / Ursachen, die in einem Erklärungsmodell auftauchen sollten

Wie kann man INUS-Bedingungen bestimmen? Was ist dabei das Problem

  • Durch wiederholte Erfahrung
  • Problem: komplettes Bedingungsgefüge meist nicht absehbar

Worin besteht für Dilthey der Unterschied zwischen Erklären und Verstehen? Was bedeutet diese Unterscheidung für die Psychologie?

  • Naturwissenschaften Erklären
  • Geisteswissenschaften versuchen zu verstehen
  • Denkansatz:
    • „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“
  • Psychologie als Mischform

Was ist die Methode des Verstehens nach Dilthey? Was untersucht sie? Welche Annahmen werden dabei gemacht?

  • Hermeneutik mit ganzheitlicher Psychologie als Grundlage
  • Gegenstand: Erzeugnisse des menschlichen Geistes
  • Einmaligkeit des Entstehungszusammenhangs
  • Annahme, dass das Nacherleben einer Biographie zur Umformung des Geistes führen kann

Was ist der hermeneutische Zirkel?

  • Um Einzeldaten (einer Biographie) verstehen zu können, müssen wir sie vor dem Hintergrund des Kontext betrachten
  • Um den Kontext zu kennen, muss man allerdings die Einzeldaten verstehen

Welche Kritik kann man an Diltheys Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen üben?

  • Trennung zwischen Erklären und Verstehen ist unklar und eventuell sogar unnötig

Was unterscheidet die nomothetische von der idiograpischen Forschung? Welche Kritik gibt es gegen diese Unterteilung?

  • Nomothetische Wissenschaft:
    • Finden allgemeiner Gesetze der Naturwissenschaft
    • Allausagen
  • Idiographische Forschung:
    • Analyse konkreter raum-zeitlich einzigartiger Gegenstände der Geisteswissenschaften
    • Partikuläre Aussagen
  • Kritik:
    • Auch die Naturwissenschaften machen partikuläre Aussagen & die Geisteswissenschaften Allaussagen

Welche Aspekte kennzeichnen gute Erklärungen?

  • Interne Kohärenz
    • Das Argument bildet einen stimmigen Zusammenhang
  • Vollständigkeit
    • Erfordert die Erklärung unausgesprochene Zusatzannahmen?
    • Sind diese selbstverständlich oder suggestiv und müssen demnach selbst gut begründet werden
  • Eindeutigkeit
    • Begriffe sind klar definiert
  • Qualität der Argumente / Ausschluss von Alternativerklärungen
    • Bloße Plausibilität oder Ausschluss aller denkbaren Alternativerklärungen
    • Post-hoc-Rationalisierung
      • Nach der Datengewinnung passend gemacht Erklärung oder experimentelle Hypothesenüberprüfung
  • Kein Korrelations-Kausalitäts-Fehlschluss
    • Gemeinsames Auftreten von 2 Ereignissen kann viele Ursachen haben
    • Zufall, A->B, B->A, C->A,B
  • Sparsamkeit
    • Einfachere, sparsamere Alternative bevorzugen

Was ist Ockhams razor? Was sind die historischen Wurzeln?

  • Aus der Scholastik (Mittelalter)
  • Von zwei möglichen Theorien ist die sparsamere/einfachere, der weniger Annahmen zugrundeliegen, zu bevorzugen
  • Historische Wurzeln:
    • Aristoteles: „Die Natur nimmt stets den einfachsten Verlauf“

Welche Fähigkeiten braucht es zur wissenschaftlichen Kritikfähigkeit?

  • Fantasie: Generieren von Alternativerklärungen
    • Sind meist unendlich viele
    • Dadurch wäre jede Theorie angreifbar, deswegen
  • Erfahrung: Realistische, relevante Alternativen herausfiltern
  • Bei Versuchsplanung: Gespür für realistische Validitätsgefährdungen

Was genau soll in der Psychologie erklärt werden (zwei verschiedene Aspekte)?

  • Ereignisse, Events, Phänomene
  • Fähigkeiten, Dispositionen, Vermögen
  • Effekte typischerweise entdeckt und dazugehörige Fähigkeiten dann erklärt

Was versteht man unter funktionaler Analyse? Was meint der Begriff „how possibly“ in Bezug auf Erklärungen?

  • Funktionale Analyse:
    • Ist Vorbedingung von Erklärung
    • Zergliederung einer Disposition in Unterfunktionen bzw. Komponenten mit einfacher Struktur
      • Meist mittels logischer Analyse
      • Sind diskret und weniger komplex
  • How possibly:
    • Empirischer Effekt wird gefunden
    • Plausible Erklärung (how possibly) wird postuliert
    • Erklärung wird Theorie genannt
    • Aus Theorie warden Effekte (Hypothesen) abgeleitet
    • Damit wird Theore gegen alternative how-possibly Erklärungen getestet
      • Ideal: testen aller Alternativerklärungen
    • „hypothetico-deductivism

Welche 4 Erklärungstypen kann man in der Psychologie unterscheiden?

  • Belief-Desire-Intention (BDI)
  • Quasi-mechanistische Verarbeitungsproesse mentaler Repräsentationen
    • Mechanistisches Modell
    • Konnektionistisches Modell
    • Mathematisches Modell
  • Neurowissenschaftliche Erklärungen
  • Evolutionäre Erklärungen

Was leisten die verschiedenen Typen von Erklärungen und was sind jeweils die Grenzen?

  • War mir zu kompliziert sry

Was lässt sich aus den Grenzen der 4 Erklärungsmodellen der Psychologie schließen?

  • Übergreifende Theorie of Mind nicht in Sicht
  • Quasi-mechanistische Repräsentationsverarbeitungssysteme vermutlich das Beste, was es aktuell gibt
  • Gap zwischen mentalem und physischen führt dazu, dass man aus den Metaphern niemals herauskommt
  • Dadurch ist Psychologie ein genuin kreativer Prozess und demnach weniger oder auf andere Weise auf die Entdeckung der Wahrheit ausgerichtet

Was nennen wir in der Wissenschaft „Zufall“?

  • Ereignis, dass typischerweise aufgrund der Komplexität der Einflussfaktoren nicht erwartbar / berechenbar ist

Ist es sinnvoll, in eine wissenschaftliche Erklärung eine Zufallskomponente einzubauen (z.B. normalverteilte Varianz in den Daten)?

  • Ja
  • unerwartete Ereignisse sind nie vermeidbar, weil die Kausalbedingungen für jedes Ereignis unendlich sind

Welche subjektiven Momente kennzeichnen den Zufall im natürlichen Sprachgebrauch? Erläutern Sie dies anhand von Beispielen.

  • Im natürlichen Sprachgebrauch bezeichnet man etwas, dass unerwartet und bedeutsam oder im Aufmerksamkeitsfokus liegt
  • Zwei subjektive Momente:
    • Unwissenheit: Ich weiß nicht, welche Zahl ich würfle
    • Interesse: Welche Zahl ich würfle bedeutend, wie rum der Brühwürfel fällt ist egal

Geben Sie Beispiele für positive und negative „Zufälle“, die vor dem Hintergrund persönlicher Pläne unerwartet sind.

  • Positiv: Lottogewinn
    • Wird oft nachträglich versucht durch Verdientheit zu erklären (Zufalls-Neglect)
  • Negativ: Jemand fährt in mein Auto
    • Führt zu Gefühl des Machtverlusts

Wie reduzieren wir mit experimentellen Methoden den Zufall als Wissenschaftler? Inwieweit gibt es auch hier ein subjektives Moment?

  • Durch isolierte Bedingungsvariation und Störvariablenkontrolle
  • Subjektives Moment:
    • Auswahl welche Variablen isoliert werden
    • Welche Randbedingungen festgelegt werden (CP)

Wie wurde in der antiken Philosophie typischerweise mit dem Zufall umgegangen?

  • Persönliches Interesse an nicht beeinflussbaren Variablen, wie dem Tod oder der Meinung anderer reduzieren
  • Vgl. Stoa, pyrrhonische Skepsis

Was haben gebiaste Erwartungen mit dem Zufall zu tun?

  • Menschen haben Schwierigkeiten den Zufall als Zufall zu erkennen oder zu akzeptieren
    • -> Schwierigkeit fehlende Zusammenhänge (Zufall) als solchen einzusehen
  • Deswegen wird er im Nachhinein erklärt (=Retrospektiver Bias)
  • Post-Hoc-Rationalisierung
  • Fundamentaler Attributionsfehler
    • Geschehnisse werden als Resultat unseres planmäßigen Willens angesehen
  • Tendenz den Zufall zu unterschätzen
    • Es wird immer nach Ursachen und Zusammenhängen gesucht, auch wenn da garkeine sind
    • Siehe zahlreiche Biases

Was ist der fundamentale Attributionsfehler, und was hat er mit dem Zufall zu tun?

  • Fundamentaler Attributionsfehler
    • Geschehnisse werden als Resultat unseres planmäßigen Willens angesehen
  • Geschehnisse werden also fehlerhaft auf eigenen Willen / Handeln attribuiert obwohl eventuell etwas anderes wie der Zufall verantwortlich ist

Inwiefern unterschätzt ein Bias Zufallskomponenten in unserer persönlichen Biographie?

  • Retrospektiver Bias:
    • Im Nachhinein wird gesagt, dass es so kommen musste
    • Alles erscheint geplant

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Wahrnehmung eines Ereignisses als Zufall und dem Problem der Willensfreiheit?

  • Interne Ursachen
    • Z.B. Krank, weil Kettenrauchen -> Ich bin schuld
    • Unter Annahme der Willensfreiheit, wäre das krank sein hier also kein Zufall
    • Bei keinem freien Willen, könnte man dies auch als Zufall ansehen
  • Externe Ursachen
    • Z.b. Krank weil angehustet -> Zufall, da ich machtlos

Inwieweit kann ein Bias, der zur Unterschätzung des Zufalls führt, auch psychische Probleme auslösen?

  • Wenn man sich auf den eigenen Willen / die eigene Entscheidung fokussiert, die eine Vorbedingung für etwas Schlimmes geschaffen hat
  • Beispiel:
    • Wäre ich nicht zu spät zum Kindergarten losgefahren, wäre mir der LKW nicht in die Seite gefahren und mein Kind wäre nicht gestorben
  • Ergebnis sorgt für Schuldgefühle

Nennen und skizzieren Sie mindestens sechs Wahrheitstheorien.

  • Korrespondenztheorie:
    • Übereinstimmung von Denken und Sache (Realität)
  • Abbildtheorie:
    • Sprache bildet Sachverhalte in der Welt ab
  • Performative Theorie:
    • Wahrheit bedeutet, dass Möglichkeit (Gedanke, Proposition) zu Wirklichkeit wird
  • Semantische Theorie:
    • Der Satz „Schnee ist weiß“ ist genau dann war, wenn Schnee weiß ist
    • Unterscheidung von Objekt und Metasprache
  • Kohärenztheorie
    • Aussage lässt sich widerspruchslos in ein Satzsystem einfügen
    • Satz verweist auf das gesamte Sprachgefüge (Theorie), in dem er auftritt (=Holismus)
  • Pragmatismus:
    • Wahrheit würd durch praktische Nützlichkeit bewiesen
    • Z.B. Wahrheit von mathematischen Sätzen dadurch bewiesen, dass man dank ihnen zum Mond fliegen konnte
  • Konsenstheorie:
    • Etw. ist wahr wenn Geltungsansprüche diskursiv eingelöst werden können
    • Also wenn es sich in Diskussion durchsetzt
  • Gebrauchstheorie:
    • Bedeutung von „wahr“ erschließt sich aus dem Gebrauch des Wortes in verschiedenen Kontexten
  • Satzwahrheiten vs. Sachwahrheiten
    • kann ein Begriff oder das Wort wahr für ein Objekt angewendet werden oder nicht (wahrer Freund)
    • ist die Aussage eines Satzes wahr

Sollten psychologische Theorien überhaupt wahr und damit auch falsch sein können?

  • Mentale Prozesse sind nicht direkt beobachtbar
    • Deswegen Theorie mentaler Prozesse nicht beweisbar
  • Metaphern können auch nicht wahr oder falsch sein
  • Deswegen statt Wahrheit eventuell empirische Adäquatheit anstreben

Was unterscheidet in der Wissenschaftstheorie Metatheorien von Methodologien?

  • Metatheorien:
    • Untersuchen Struktur von Theorien & Art und Weise ihrer Verknüpfung mit der Wirklichkeit
  • Methodologien:
    • Liefern Normen, wie der Vorgang zur Erkenntnisgewinnung idealerweise ablaufen sollte

Was unterscheidet in der Wissenschaftstheorie aprioristische von quasi-empirischen Herangehensweisen?

  • Aprioristisch:
    • Untersuchen, wie Theorien und Forschung sein, bzw. funktionieren sollten
  • Quasi-empirisch:
    • Stellen Frage danach, wie Wissenschaft wirklich funktioniert und sich entwickelt

Was sind Aufgaben der Wissenschaftstheorie?

  • Systematische Rekonstruktion von Theorien der Einzelwissenschaften
  • Aufzeigen von Unklarheiten und Problemen in Theorien

Was sind Induktion und Deduktion, und nach welchem Verfahren handelt die empirische Wissenschaft?

  • Induktion:
    • Schluss vom Einzelnen auf das Allgemeine
    • Logischer Empirismus (Carnap)
  • Deduktion:
    • Schluss vom Allgemeinen auf das Einzelne
    • Kritischer Rationalismus (Popper)