Psychologie Klausur
Psychologie Klausur (Pädagogische Diagnostik & Lehr- Lernpsychologie) bei Heine & Leutner
Psychologie Klausur (Pädagogische Diagnostik & Lehr- Lernpsychologie) bei Heine & Leutner
Set of flashcards Details
Flashcards | 293 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 06.01.2023 / 02.07.2023 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20230106_psychologie_klausur_biwi
|
Embed |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20230106_psychologie_klausur_biwi/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Wer war Binet?
- gilt als Urvater psychometrischer Intelligenzmessung
- wurde 1904 vom französischen Bildungsministerium damit beauftragt, einen Test zu konstruieren, um Kinder mit spezifischem (schulischen) Frderbedarf zu identifizieren.
- Ergebnis: sog. Standford-Binet-Test (Standford-Binet Intelligence Scale)
Was ist das Binetsche Konzept des "mentalen Alters"?
- je Altersstufe liegt ein Set typischerweise zu lösender Items vor
- Das Intelligenzgrundalter eines Kindes entspricht dem Level, auf dem alle Aufgaben richtig gelöst werden
- hinzu kommen Monatsanteile, für gelöste Aufgaben auf höheren Levels
Mittels des Binet-Tests wird erstmals Intelligenz unter Rückgriff auf ein Entwicklungskonzept operationalisiert, was in die moderne Definition des IQ eingegangen ist:
→ Klassischer IQ (William Stern, 1912): \(IQ= {Intelligenzalter \over Lebensalter} x 100\)
Welche Einschränkungen weisen etablierte Intelligenztests dennoch auf?
- Höchste Genauigkeit im mittleren Bereich, i.e. Boden-/Deckeneffekte (→ spezielle Tests für Extrembereiche!)
- Behaftet mit Messfehlern (geringer im mittleren Leistungsbereich): deshalb Angabe sog. Konfidenzintervalle
- Je nach zugrundeliegender Intelligenzdefinition des Tests ggf. unterschiedliches Ergebnis
- Nur Ausschnitte des Spektrums kognit. Fähigkeiten
- Reine Statusdiagnostik vs. Lerntestkonzept (nur ergänzend!) mit
- klassischen Test-Items, aber
- Feedback und Lernhilfen
Was ist die Metaanalyse (Glass, 1976)
- Formen bzw. Stufen der Analyse von Untersuchungsergebnissen
- Primäre Analyse: legt der Forscher selbst von (als "Primärstudie")
- Sekundäranalyse: spätere Reanalyse der Daten (auch durch andere Forscher)
- Metaanalyse: Zusammentragen aller Untersuchungen (Primärstudien) zu einem Thema und zusammenfassende statistische Analyse der in den Primärstudien berichteten Daten
- Arithmetisches Mittel der Effektstärken d der Primärstudien
- Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Stichprobengrößen, z.B. mehr Probanden (gewichtete Effektstärken d+)
- Prüfung der Effektstärken auf Homogenität, ggf. Analyse von Moderatoren
Was ist PISA?
- PISA ist ein Programm der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development (wirtschaftl. Zus.Arbeit & Entwicklung)
- PISA: Programme for International Student Assessment
- Ziele der Studien (2000, 2003, 2006, 2009, 2012, 2015; alle 3 Jahre)
- Erfassung grundlegender Kompetenzen der nachwachsenden Generation am Ende der Pflichtschulzeit (15-Jährige)
- Orientierung an Basis-Kompetenzen, weniger an Curricula
- Bereitstellung von Prozess- und Ertragsindikatoren für politisch-administrative Entscheidungen zur Verbesserung der nationalen Bildungssysteme
Was ist der PISA-Schock?
- 2001: Veröffentlichung der PISA-2000-Ergebnisse
→ Deutschland erlebt den PISA-Schock
- Ergebnisse haben gezeigt, dass DE unter dem OECD-Durchschnitt lag
- 10% lagen unter der KStufe 1
- 13% auf KStufe 1
- Risikogruppe von 23% kann nur auf sehr elementarem Niveau lesen (im "Volk der Dichter und Denker")
- nur 9% auf KStufe 5
- Lesekompetenz von 9. Klässlern mit/ohne Migrationshintergrund hoch korreliert
- Kopplung von sozialer Herkunft & Kompetenzerwerb:
- Starke soziale Disparität
- niedrige Chancengleichheit
- unterschiede zwischen Bundesländern
Wie funktioniert die PISA-Studie?
- Drei Haupt-Inhaltsbereichen:
- LesekompetenZ, mathematische & naturwissenschaftliche Grundbildung
- ergänzend: fächerübergreifende Kompetenzen (Problemlösen, Lernen...)
- Zielpopulation: 15-jährige in Schulischer Ausbildung (N= 924.549 in Deutschland)
- Stichprobe:
- für internationalen Vergleich: ca. 5000 SchülerInnen aus 219 Schulen (weltweit: ca. 180.000 Pbn)
- Ergänzungsstudie für nationalen Vergleich der Bundesländer (PISA-E): ca. 48.000 SchülerInnen aus 1.479 Schulen
- Auswahl von Bundesländern
- Kopplung von sozialer Herkunft und Kompetenzerwerb: Soziale Gradienten der Lesekompetenz:
- Niveau: Mittlere Leistung
- Steigung: Indikator für den Anteil der Ungleichheit in der Lesekompetenz aufgrund unterschiedlicher sozialer Herkunft (je steiler, desto bedeutsamer die soziale Herkunft)
- Länge der Projektion auf x-Achse: Indikator für Heterogenität der Sozialstruktur
- Deutschland: sehr enge Kopplung von sozialer Herkunft und Lesekompetenz
- starke soziale Disparität
- Niedrige Chancengleichheit
- Relative Unterschiede zwischen Bundesländern:
- Bayern, Baden-Würtemberg, Sachsen, Thüringen: Überdurchschnittliche Lesekompetenz bei unterdurchschnittlichen sozialen Disparitäten des Kompetenzerwerbs
PISA 2003: Deutschland beim Problemlösen vergleichsweise gut, über OECD-Durchschnitt.
Geringe Variationsbreite und keine Asymmetrie zu lasten des unteren Kompetenzbereichs
PISA 2003 hat gezeigt, dass SchülerInnen in Mathematik besser abschneiden als in Problemlösen.
10 Punkte Differenz: Problemlösen > Mathematik
Nenne die 7 Handlungsfehler nach PISA 2000.
- Verbesserung der Sprachkompetenz im vorschulischen Bereich
- Verzahnung Grundschule / vorschulischer Bereich, frühzeitige Einschulung
- Verbesserung der Grundschulbildung, insbes. bzgl. Lesekompetenz
- Wirksame Förderung bildungsbenachteiligter Kinder, insbes. bei Migrationshintergrund
- Verbindliche Standards & Evaluation für Unterricht und Schule
- Professionalisierung der Lehrertätigkeit, insbes. Diagnostische & methodische Kompetenzen
- Ausbau schulischer & außerschulischer Ganztagsangebote
Wofür gibt es den Abweichungs-IQ?
Die Klassische IQ-Definition hat ein Problem:
→ Die Entwicklungskurve allgemeiner kognitiver Fähigkeiten flacht mit der Adoleszenz ab, was es schwierig macht den IQ als Verhältnismaß IA/LA nach Jugendalter zu btrachten
- Deshalb gibt es den Abweichungs-IQ (AIQ; Wechsler, 1939):
- Leistung wird nicht am Lebensalter, sondern mit Leistung einer Normstichprobe relativiert (IQ: normalverteilt, m = 100, sad = 15):
- \(AIQ = 100 + 15 •{(x-μ) \over σ}\)
Definiere den AIQ.
- David Wechsler, 1939
- Es gibt (je Gruppe) keine altersspezifischer Aufgaben, sondern Items, die für alle Subgruppen eingesetzt werden (→ großes Schwierigkeitsrange!)
- Der AIQ ist der Parameter, um die Intelligenz einer Person im Verhältnis zu einer repräsentativen Gruppe zu beschreiben.
- Unabhängig von der jeweils betrachteten Bezugsgruppe wird der Mittelwert der Gruppe auf IQ m=100 (sd=15) festgelegt
Die Standard-IQ-Verteilung:
- 68,3% der Realisierungen im Intervall μ ± σ
- 95,4% im Intervall μ ± 2σ
- 99,7% im Intervall μ ± 3σ
Definiere den Begriff "Begabung".
allgemein = leistungsbezogenes Potenzial einer
Person in einem bestimmten Zielbereich
Was ist Talent nach Ziegler?
Talent: eine Person wird möglicherweise einmal Leistungsexzellenz erreichen
Was bedeutet 'Hochbegabt' nach Ziegler?
Hochbegabt: eine Person wird wahrscheinlich einmal Leistungsexzellenz erreichen
Was ist ein 'Experte' nach Ziegler?
Experte: eine Person, die Leistungsexzellenz erreicht hat
Was ist ein 'Underachiever' nach Ziegler?
Underachiever: Talent, deren Leistung aktuell beeinträchtigt ist, wodurch sich bei Nicht-Intervention ungünstige Prognosen für die Erreichbarkeit von Leistungsexzellenz ergeben.
Nenne die 4 Ziele wissenschaftlicher Forschung.
- Beschreiben
- Erklären
- Vorhersagen
- Verändern
Ziele empirischer Zugänge:
Definiere 'Beschreiben'.
Beim Beobachten/ Beschreiben, werden Angaben über die Erscheinungsformen und Merkmale eines oder mehrerer Sachverhalte gemacht.
Dies geschieht durch:
- Benennung und Definition
- Ordnung und Klassifikation
- Angabe von Art und Intensität von Sachverhalten
- Darstellen von Relationen zwischen Sachverhalten (Beispiel in Abb.)
Was sind 'Explikative Konstrukte'? Nenne auch ein paar Beispiele.
Explikative Konstrukte sind begriffliche Zugänge welche Vielfalt beobachteten Verhaltens fassbar machen sollen.
Z.B.:
- Wissen
- Interesse
- Leistungsbereitschaft
- Motivation
Wir operieren mit psychologischen Konstrukten wie z.B Motivation (distal Merkmale; Brunswik, 1956) nicht mit (wie auch immer gearteten) realen Entitäten!
→ Wissen um proximale Merkmale, die distal Merkmale abbilden ist notwendig (Validität!)
Leistung ist ein Indikator.
Leistung ist nur ein Konstrukt, weshalb es kein Indikator ist.
Ziele empirischer Zugänge:
Definiere 'Verändern'.
Was ist die Klassische Testtheorie (KTT)?
- Das Reliabilitätskonzept ist unmittelbar mit den Annahmen der Klassischen Testtheorie (KTT; Messfehlertheorie) verknüpft:
→ Wir schätzen die "wahren" Werte eines Merkmals (z.B. Studienmotivation) anhand von Mittelung gemessener Werte!
- Es gilt: Je höher die Korrelation der zu verschiedenen Zeitpunkten bei denselben Personen gemessenen Ausprägungen des Merkmals ist, desto höher ist die Reliabilität im Sinne der KTT.
→ Es werden also Annahmen über die "Zusammensetzung" der Messwerte getroffen!
Was nimmt die KTT (Klassische Testtheorie) an?
Die KTT nimmt an:
- Gemessene Ausprägungen eines Merkmals setzen sich aus wahren Werten und Messfehlern zusammen. Messfehler sind unsystematisch, das heißt,
- dass ihr Erwartungswert (Mittelwert bei unendlicher Anzahl von Messungen) null ist,
- dass sie nicht mit dem wahren Wert korrelieren und
- dass sie bei parallelen Messreihen nicht miteinander korrelieren.
⇒ Deshalb nennt man sie auch Messfehlertheorie, i.e. da sie Annahmen über den Messfehler formuliert.
Durch welche 2 Metaphern lassen sich (laut Weiner, 1992) Motivationstheorien umschreiben bzw, unterscheiden?
Erkläre die "Person as Machine" Sichtweise.
- Zwei Perspektiven bzw. Traditionen:
- Push-Theorien betonen die Rolle internaler Antriebsfaktoren
- Triebtheorien: z.B. Freud, Hull etc.
- (phys./psych.) Bedürfnistheorien: z.B. Maslow, Rogers etc.
- Pull- oder Anreiztheorien betrachten v.a. externale Faktoren, also
- primäre (lernunabhängige) und
- sekundäre (lernabhängige) Verstärker.
- Push-Theorien betonen die Rolle internaler Antriebsfaktoren
- Maslows Bedürfnistheorie:
Menschen sind mit einem Set basaler Bedürfnisse ausgestattet, die sich im Laufe des Lebens manifestieren und als internaler Druck (push-Konzept!) wirken.
Erkläre die "Person as Scientist" Sichtweise.
- Die ‘kognitive Wende’ in der Psychologie (late 1960s) hat auch entsprechende Motivationstheorien hervorgebracht: ⟶ Das denkende Individuum kann aus Erfahrungen lernen und die Zukunft antizipieren. Damit möglich:
- Intentionales Verhalten
- Planen
- Zielsetzung
- Auswahl
- Die Sicht wandelt sich: Vom Individuum, das v.a. reagiert, zum aktiven, bewussten, zielgerichtet und v.a. rational handelnden Menschen („homo economicus“; )
- Basierend auf Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz: Individuen präferieren psycho-physiologisches “Gleichgewicht” und richten ihr Verhalten danach aus.
- "In dem Moment, in dem ich Ungleichgewicht verspüre, handle ich."
- Klassisch: Adams (1965) Equity-Theorie der Motivation (Theorie des Gleichheitsprinzips):
àIndividuen vergleichen eigenen Input (Aufwand) und eigene Outcomes (Gratifikation) mit denen anderer (Gerechtigkeitsmotiv).- "Wenn man selber bevorzugt wird, handelt man auch um Harmonie zu erhalten."
- Wenn eigenes I/O-Verhältnis von dem anderer unterschieden ist, entsteht Spannung (= Motivation zu handeln):