Psychologie Klausur

Psychologie Klausur (Pädagogische Diagnostik & Lehr- Lernpsychologie) bei Heine & Leutner

Psychologie Klausur (Pädagogische Diagnostik & Lehr- Lernpsychologie) bei Heine & Leutner


Kartei Details

Karten 293
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 06.01.2023 / 02.07.2023
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Worum geht es bei der Quantifizierung in den Sozialwissenschaften?

  • Bei der Quantifizierung in den Sozialwissenschaften geht es darum, Erleben und Verhalten von Menschen (Intelligenz, Angst, Interesse etc.) möglichst detailliert zu erfassen:
    ⟶ „Vorgänge im Kopf“ sollen beleuchtet werden.
  • Das ist nicht selbstverständlich!
    ⟶ Noch bis in die späten 1960er (Behaviorismus) ging
    die Mainstream-Psychologie davon aus, dass das, was in der sog. Black-Box vor sich geht a) nicht relevant und – vor allem – b) nicht objektiv bestimmbar ist

Was ist Ausdruck von Motivation?

  • Aufmerksamkeit: on Task-Fokus
  • Anstrengung: Ressourcen, die aufgewandt werden
  • Latenz: Dauer des Aufschubs einer Handlung
  • Persistenz: Zeitspanne zwischen Start und Abbruch einer Handlung
  • Wahl: Präferenz, wenn mehr als eine Option zur Verfügung steht
  • Verhaltenswahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist Verhaltensmanifestation, wenn entsprechende Trigger/Möglichkeiten gegeben sind
  • Affektiver (emotionsbezogener) Ausdruck: emotionaler Gesichtsausdruck, Haltung, Gestik

Das Zählen gibt Auskunft über Häufigkeit; das Messen erlaubt eine feinere Erfassung von Ausprägung:

  1. ____ Merkmale, die also zur Erfassung nur ganze Zahlen zulassen werden gezählt.
  2. ____ Merkmale, die zur Erfassung in ganzen Zahlen nicht geeignet sind, werden gemessen.

⟶ Prinzipielle Messbarkeit muss sichergestellt sein und Messinstrumentarium muss gefunden werden (Operationalisierung!)

Welche Skalenniveaus gibt es?

Je nach der Art eines Merkmals lassen sich verschiedene
Stufen der Relation zwischen Ausprägungen unterscheiden: 

  • Nominalskala: Relation der Verschiedenheit ⟶ Haarfarbe rot vs. blond: gleich/ungleich?
  • Ordinalskala: Relation der Rangordnung ⟶ Tabellenplatz 1 vs. 10: größer/kleiner?
  • Intervallskala: Relation der Differenz ⟶ IQ 60 vs. 120: zahlenmäßiger Unterschied
  • Verhältnisskala: Relation des Verhältnisses ⟶ Reaktionszeit 50ms vs. 150ms: Zahlenverhältnis?

Beschreibe die Facettentheorie.

Eine Facette ist eine Menge von Attributen, die zusammen konzeptuelle Komponenten des Inhaltsuniversum repräsentieren:

⟶ Facetten von akademischer Emotion (vgl. z.B. AEQ, Pekrun et al., 2002)

  • Valenz (“Polarität“) der Emo [positiv/+ (Hoffnung), negativ/- (Angst)]
  • Kontext [unterrichts-, lern-, prüfungsbezogen]
  • Zeitpunkt (vorab, während, danach)

⟶ Eine Facettenmatrix verhindert Ungleichverteilungen:

Sie haben einen Fragebogen in die Hnad gedrückt bekommen, der die Motivation von Studierenden ermitteln soll.

Wie kann man empirisch ermitteln, wie valide er ist?

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Was ist der Reliabilitätskoeffizient?

⟶ Heißt: der Reliabilitätskoeffizient ist unser Maß für die Stabilität eines Messzugangs (Maß für replizierbare Merkmalsvarianz!):

  • Schwankt (in der Realität ;) zwischen:
    • 0=inakzeptabel und 1=perfekt
  • „Bei Intelligenztests wird man aus der Erfahrung heraus eine Reliabilität von 0,8 bis 0,95 (maximal) erwarten. Persönlichkeitstests werden wesentlich niedrigere Reliabilitätskoeffizienten aufweisen, sie liegen meist in der Größenordnung von 0,6 bis 0,7.“

Wo liegt der unterschied zwischen klassischen Intelligenztheorien und alternativen Intelligenztheorien?

  • Klassische Intelligenztheorien haben bestimmte engere Fähigkeiten (logische, schulische, sprachliche, numerische Komponenten) im Fokus.
  • Alternative Ansätze gehen von einem breiteren Spektrum an Intelligenzdomänen (Gardner) sowie von Interaktion mit Umwelt (Sternberg) aus.

 

Nenne die 3 wesentlichen Punkte des "Triachischen Modell der Fähigkeiten für eine erfolgreiche Lebensbewältigung" von Sternberg (1999)

  • Kontextbezogene Anwendungskomponente
  • Erfahrungskomponente
  • Informationsverarbeitung
    • Wissenserwerb
    • Strategien
    • Metakognition

Was bedeutet 'Passive Interaktion'?

Kinder, die von biologischen Eltern erzogen werden (gleiche Gene!), erfahren deren Umwelt.

Was bedeutet 'Evokative Interaktion'?

Die genetische Ausstattung der Kinder beeinflusst Umwelt via Verhalten der Kinder

Was bedeutet 'Aktive Interaktion'?

Die genetische Ausstattung beeinflusst die Umwelt, die sich das Individuum aussucht

Wie erklärt Plomin (1997) den steigenden genetischen Einfluss auf Intelligenzentwicklung?

Nature&Nurture

  • Plomin (1997) erklärt steigenden genetischen Einfluss auf Intelligenzentwicklung mittels einer Unterscheidung von Typen der Genotyp-Umwelt-Interaktion:
    • Passive Interaktion: Kinder, die von biologischen Eltern erzogen werden (gleiche Gene!), erfahren deren Umwelt
    • Evokative Interaktion: die genetische Ausstattung der Kinder beeinflusst Umwelt via Verhalten der Kinder
    • Aktive Interaktion: genetische Ausstattung beeinflusst die Umwelt, die sich das Individuum aussucht

 ⟶ Einfluss aktiver Genotyp-Umwelt-Interaktion
steigt im Laufe des Lebens, denn das Individuum kann seine genetische
Ausstattung zunehmend „ausleben“!

Der IQ ist Im Schulalter und im hohen Erwachsenen alter in der Regel gleichbleibend.

Zwillings- und Adoptionsstudien deuten auf einen großen Einfluss von erblichen Faktoren hin!
⟶ Empirisch abgesichert: ca. _____ der IQ-Variation zwischen Personen (interindividuelle Unter- schiede) ist hereditär!

Was ist das Berliner Intelligenzstrukturmodell / -Test

Berliner Intelligenzstrukturmodell, empirisch unterstützte Intelligenztheorie von A.O. Jäger und Mitarbeitern, derzufolge Intelligenzleistungen faktorenanalytisch nach zwei Modalitäten gegliedert werden können: nach "operativen Fähigkeiten" – Bearbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnis, Einfallsreichtum und Verarbeitungskapazität – sowie nach "inhaltsgebundenen Fähigkeiten" – sprachgebundenes, zahlengebundenes und anschauungsgebundenes Denken. Neben den Operations- und Inhaltsfaktoren wird auch eine allgemeine Komponente postuliert, die als Generalfaktor ("g") allen Intelligenzleistungen gemeinsam ist (Intelligenz) (  Abb. ). 
Die Gültigkeit des Berliner Intelligenzstrukturmodells konnte in verschiedenen Ländern und Kulturen sowie für verschiedene Alters-, Geschlechts- und Bildungsgruppen demonstriert werden. Ein Testverfahren, das dem Berliner Intelligenzstrukturmodell unmittelbar entspricht, ist der Berliner Intelligenzstruktur-Test (BIS-Test).

"Adoptierte Kinder ähneln mit zunehmendem Alter den biologischen Eltern weniger."

(In Sachen Intelligenz)

Plomin et al. (2008): Adoptierte Kinder ähneln mit zunehmenden Alter biologischen Eltern mehr und mehr!

Was ist das "Mentale Alter"?

  • Revolutionär: Binets Konzept des "Mentalen Alters":
  • Je Altersstufe liegt ein Set typischerweise zu lösender Aufgaben (Testitems) vor.
  • Das Intelligenz(grund)alter eines Kindes entspricht dem Level, auf dem alle Aufgaben richtig gelöst werden.
  • Hinzu kommen Monatsanteile für gelöste Aufgaben auf höheren Alterslevels.

 

  • Mittels des Binet-Tests wird erstmals Intelligenz unter Rückgriff auf ein Entwicklungskonzept operationalisiert, was in moderne Definitionen des IQ eingegangen ist:
    ⟶ Klassischer IQ (William Stern, 1912): \(IQ= {Intelligenzalter \over Lebensalter} • 100\)
 

Erkläre Konfidenzintervalle.

  • Ohne Frage gilt: etablierte Intelligenztests = Goldstandard!
  • Dennoch gibt es gewisse Einschränkungen:
    • Höchste Genauigkeit im mittleren Bereich, i.e. Boden-/Deckeneffekte (-> spezielle Test für Extrembereiche!)
    • Behaftet mit Messfehlern (geringer im mittleren Leistungsbereich): deshalb Angabe sog. Konfidenzintervalle
    • Je nach zugrundeliegender Intelligenzdefinition des Tests ggf. unterschiedliches Ergebnis
    • Nur Ausschnitte des gesamten Spektrums kognit. Fähigkeiten
    • Reine Statusdiagnostik vs. Lerntestkonzept (nur ergänzend!) mit
      • klassischen Test-Items, aber
      • Feedback und Lernhilfen

Was ist ein Histogramm?

Eine Häufigkeitsverteilung gemessener Daten

Wie sehen eine Gleichverteilung, eine Normalsverteilung, eine positiv und eine negativ gekrümmte Verteilung  und eine spitze Verteilung aus?

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Was ist das besondere an "Glockenkurven" / Normalverteilungen?

  • 50% der Werte liegen unter dem Mittelwert
  • sie ist tollerweise sogar symmetrisch
  • die meisten Werte stapeln sich um den Mittelwert
  • je extremer die Werte, desto seltener
  • je größer n, desto mehr schmiegt sich die Verteilung der Werte an eine Glockenkurve an

Wie errechnet man den Z-Wert?

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Was ist der prozentuale Anteil (Wahrscheinlichkeitsaussage) der Anteile der Fläche unter der Kurve für Segmente bei der Standardnormalverteilung? (Wie viele Instanzen fallen auf jeden Anteil der Verteilung?

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Wie sind Z-Werte in die Standardnormalverteilung einzuordnen?

  • Vorzeichen: Wert liegt unter (-) oder über (+) dem Mittelwert
  • Größe: Distanz vom Mittelwert als SDs

 

Wie berechnet man den IQ?

\(IQ= {Intelligenzalter \over Lebensalter} • 100\)

"Innerhalb jeder Vergleichpopulation (z.B. jeder Altersgruppe, Geschlechtergruppe etc.) ist der IQ normalverteilt (d.h. "Merkmalsausprägungen ergeben eine Normalverteilung") mit einem Mittelwert von ____. (S. Formel)"

100

Nenne diverse Standardskalen (Normwertskalen), so wie ihre m und so Werte.

  •  z-Skala: m=0 & sd=1 
  • IQ-Skala: m=100 & sd=15
  • T-Skala, nicht-linear: m=50 & sd=10, (linear: m=100 & sd=10) § ...

Wo liegt die Grenze zur Hochbegabung?

  • IQ von 130
  • In etwa klassische psychometrische Definition:
    Obere 1% (Terman) Obere 1-3% (Robinson), obere 3% (Stanley), obere 20% Renzulli
  • Analog zum unteren Leistungsspektrum (z.B. im Bereich des Lesens, Schreibens und der Mathematik) schwankt die Schwelle zum Übergang in den Bereich der Hochbegabung stark! 
    • Willkürliche Festsetzung, die gesellschaftliche Werte und Notwendigkeit reflektieren!

Wie lassen sich explizite Zugänge zu Hochbegabung systematisieren?

  • Performanzorientierte Ansätze:
    • Ansätze für Hochbegabung über Hochleistung definieren 
    • → v.a. Für Erwachsene geltend
  • Kompetenzorientierte Ansätze: 
    • definieren Hochbegabung in Bezug auf ein bestimmtes Potenzial
    • → v.a. Für Kinder/Jugendliche akzeptiert
    • der Hintergrund ist hier der Fördergedanke!

Wie stellt renzulli (1978) Hochbegabubg dar?

  • Hochbegabung als Schnitt- menge dreier Merkmale von Personen
    • Intellektuelle Fähigkeiten
    • Motivation, Selbstregulation etc.
    • Flexibilität, Originalität, Produktivität

⟶ Unterscheidung: „schoolhouse giftedness“ von „creative-productive giftedness“
 

Was ist das sog. Münchner Hochbegabungsmodell?

Das sog. Münchner Hochbegabungsmodell (Heller et al., 1994) ersetzt Talent durch Leistung sowie Katalysatoren durch Merkmale.

Was ist das Problem aktueller Hochbegabungsmodelle?

  • Variablen teilweise nicht theoretisch unterfüttert
  • Folglich: Variablen teilweise nicht operationalisierbar
  • Damit: Modelle nicht empirisch überprüfbar
  • Zu stark auf Individuum fokussiert
  • Funktionale Beziehungen/Abhängigkeiten von Modellkomponenten nicht geklärt

Was ist eine (eher negative) Besonderheit der Hochbegabung?

  • Implizite Theorien von Hochbegabung (Basis: Alltags- theorien, Laienwissen, Stereotype etc.) perpetuieren Annahmen (Endepohls-Ulpe, 2004; Preckel, 2013), dass die Entwicklung von Hochbegabten jenseits des Begabungsbereichs eher problematisch verläuft:
    • Besonders virulent sind Annahmen über problematische sozio-emotionalen Kompetenzen Hochbegabter,
    • was auch auf Annahmen über allgemeine leistungsbezogene und schulische Parameter ausgeweitet wird,
    • während Entwicklung in Hinblick auf Begabungsbereich im engeren Sinne als unproblematisch gesehen wird.

 

Was sind sonstige Persönlichkeitsmerkmale Hochbegabter, laut der Marburger Hochbegabtenstudie (Rost, 2000)?

  • Sozialkontakte: geringere Anzahl von sozialen Kontakten Hochbegabter, was allerdings ggf. mit Anspruch an Qualität der Kontakte zu tun hat (Kovaltchouk, 1998)
  • Motive: eher stärker ausgeprägter Ehrgeiz in Hinblick auf Begabungsdomäne, weniger aggressive Tendenzen
  • Selbstbild: weniger ängstlich in sozialen und schulischen Bewertungssituationen, pos. akademisches Selbstkonzept
  • Lehrerrating: geringere emotionale Unreife, deutlich höhere soziale Kompetenz, deutlich geringere Ängstlichkeit
  • Elternrating: v.a. weniger soziale Ängstlichkeit

 

Epidemiologische Studien zeigen keinerlei Unterschiede in Hinblick auf Inzidenz

  • psychischer Erkrankungen (Freund-Braier, 2009)
  • Selbstmord (Reis & Renzulli, 2004)

 

  • sog. Asynchronitätsannahme: keine empirischen Belege
  • Dauerhafte schulische Unterforderung: tatsächlich belegt und gilt als Risikofaktor
  • Perfektionismus: kein maladaptiver Perfektionismus belegt, höherer adaptiver Perfektionismus belegt, v.a. für hochbegabungsrelevante Bereiche
  • Furcht vor Stigmatisierung: nur für Mädchen im Jugendalter belegt (Reis, 2002)
  • Hochbegabung als Stressor für Familien: nicht belegt, nur wenn andere Stressoren vorhanden

Wie ist die Geschlechtsdifferenzierung bei Underachievement?

2:1 zu Ungunsten der Jungen

Welchen Zugang hat man zum 'Underachiever-Syndrom'?

  • Identifikation ungünstiger und belastender Eigenschaften:
    • Negative Einstellung zu Schule
    • Soziale, emotionale und motivationale Probleme
    • Geringes Selbstwertgefühl ⟶ Frage: Ursachen oder Folgen?

 

  • Erklärungszugänge:
    • Individuelle Ursachen: Selbstregulation, Arbeitsverhalten, Teilleistungsstörungen sowie Etikettierungsfolgen
    • Familiäre Faktoren: familiäre Konflikte, Leistungsdruck, geringer sozio-ökonomischer Status und damit verbundene Rollenkonflikte
    • Schulische Faktoren: belastete Peer-Kontakte, rigide Haltung von Lehrpersonal
    • Lerngeschichte: Beginn häufig in Sekundarstufe, wenn auch Hochbegabte Inhalte erarbeiten müssten

Was kann man bezüglich Lernbehinderungen sagen?

  • Klassisches Verständnis von Lernbehinderung operationalisiert diese über eine (begrenzte) Intelligenz- abweichung (vs. Intelligenzminderung):
    • IQ-Bereich zw. 55 und 85 (Dt. Bildungsrat, 1073)
    • IQ-Bereich zw. 70 und 80 (Titze et al, 1004)
  • Moderne Zugänge beziehen div. Leistungsdeterminanten ein
    • psychologische Faktoren (Motivation, Konzentration etc.)
    • soziale Faktoren (sozio-ökon. Status als Risikofaktor, Mangel an Lernmöglichkeiten statt Lernfähigkeit etc.)
    • medizinische Faktoren (motorische, sensorische Beeinträchtigungen, tiefgreifende Entwicklungsstörungen/F84, ICD-10 etc.)
  • Differenzialdiagnostische Zugänge zielen darauf ab, niedrige Intelligenz von sozialer Benachteiligung zu unterscheiden:

Fülle aus.

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Wie kommt es zum Erlernen emotionaler Reaktionen und Konditionoierung höherer Ordnung?

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