Psychopharmakologie
Begriffe der Psychopharmakologie
Begriffe der Psychopharmakologie
Set of flashcards Details
Flashcards | 278 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 29.09.2022 / 08.12.2024 |
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Inwiefern ist das Gehirn bezüglich Abhängigkeit/Sucht involviert? (3 Punkte)
- Dopaminerges Belohnungssystem massgeblich an der Ausbildung einer Abhängigkeit beteiligt
- Vermehrte Freisetzung von Dopamin und anschliessende Bindung am D4-Rezeptor im Nc. Accumbens verstärkt die euphorisierende Wirkung
- Neuroendokrinologische Störung: Abhängigkeit auf molekularer Ebene durch deutlich erhöhte Rezeptoraffinität für zugeführte Substanzen (z.B. Opioide) erkennbar, die auch nach Abstinenz bestehen bleibt!
Wie sieht die historsiche Entwicklung von Heroin und anderen Opioiden grob aus?
1998 Einführung des Opiod Agonisten Heroin
(Diacetylmorphin) als Schmerz- und Hustenmittel
Nach 1900 populäre i.v. applizierte Droge junger Menschen in den USA
60er Jahre häufigste Todesursache junger Erwachseenr in New York
1992 419 Drogentote in der Schweiz
Wirkung von Opioiden?
- 3 verschiedene Rezeptoren (Hauptrezeptor supraspinal m-Rezeptor)
- Erhöhte Dopaminfreisetzung im Nucleus accumbens (Abhängigkeitsentwicklung, Euphorie)
- Atemdepression
- Analgesie
- Sedierung
- Verminderung Darmaktivität
Wie verhält sich Opioidabhängigkeit bezüglich Prävalenz, Komorbidität, und somatiscehn Folgeschäden?
- Chronisch-rezidivierende Abhängigkeitserkrankung, mit 0.4% Prävalenz
- Komorbidität mit anderen Substanzstörungen über 70% (Kokain > Alkohol > Cannabis = Sedativa)
- Psychiatrische Komorbidität über 50% (PS > Depression >Angststörungen)
- Somatischen Folgeschäden (Hepatitis, HIV, Endokarditis, Abszesse)
Was sind Symptome des Opiatenzugssyndrom?
- Übelkeit, Erbrechen
- Magenkrämpfe
- Muskelzuckungen
- Hitze- und Kältegefühl
- Tränen-, und Nasenfluss
- Unruhiger Schlaf
- Muskelverspannungen
- Glieder-, Rückenschmerzen
- Gähnen
- Herzklopfen
- Unruhe
mit welchen Medikamenten kan das Opiatentzugssyndrom behandelt werden?
Lioresal, Truxal, Benzodiazepine
Was ist sind die TRIAS einer Opiatintoxikation?
- Miosis
- Bewusstseinseintrübung (GCS <12)
- Atemdepression (Atemfrequenz < 12Min)
Welche Vorteile brachte die Substitutionstherapie von Methadon bei Heroinabhängigen?
- Reduktion der Mortalität
- Reduktion der Morbidität
- Reduktion von illegalem Opioid- und Kokainkonsum
- Längeres Verbleiben in der Behandlung verglichen mit Abstinenzorientierten nicht pharmakologischen
- Verbesserung der Lebensqualität
- Senkung der Kriminalitätsrate
- Senkung der volkswirtschaftlichen Kosten um ein Mehrfaches der Behandlungskosten
- Vorteil auf den Verlauf einer Schwangerschaft und die fetale Entwicklung
Wie ist die Pyramide der Bahndlungsziele bei SUbstanzstörungen aufgebaut (Differenzierung)?
(oben = Spitze der Pyramide, Unten = Boden)
- subjektiv zufriedene selbstbestimmte Lebenserfahrung
- Ausbau von Fähigkieten
- Ausweitung von konsumfreien Perioden
- Konsumreduktion, Stabilisierung der Lebenssituation
- Schadensminderung
- Sichern des Überlebens
Was ist für den Behandlungserfolg einer SGB entscheidend?
Eine adäquate individuelle Dosierung des Substituts
Wie wird die optimale Erhaltungsdosis bei der Substituttherpaie ermittelt? und wann ist sie erreicht?
- klinische Ermittlung
- Optimale Ermittlung ist dann erreicht, wenn sich der behandelte Patient über 24 Stunden am Tag unbeeinträchtigt fühlt, also ohne Einsetzen von Entzugssymptomen, ohne gesteigertes Verlangen nach Opiaten (Craving) und ohne Symptome einer Überdosierung, wie etwa Sedation.
Welche Punkte bezüglich Toleranz in der Substitutionsbehandlungs sind wichtig?
- Anders als in der Schmerzbehandlung ist die Entwicklung einer Toleranz in der Substitutionsbehandlung ausdrücklich erwünscht!
- Vorhandene Opioidtoleranz:
- Grosse therapeutische Breite: Dosisänderung i.d.R. unproblematisch
- Verminderte oder nicht vorhanden Opioidtoleranz:
- Enge therapeutische Breite: prinzipiell vorsichtige Dosierung notwendig.
- Beachte: Ein Opiatentzug birgt wegen des Toleranzverlusts erhebliche Risiken mit stark erhöhter Gefahr einer lebensgefährlichen Übersosierung in sich!
Wie lautet das Primäre Ziel einer Substitutionsbehandlung?
- Primäres Ziel ist es, Bedingungen zu schaffen, die es den Patienten ermöglichen, den illegalen Opiatkonsum einzuschränken oder bestenfalls ganz zu sistieren
Was ist ein Vorteil der Substitutionsbehandlung bei Substanzstörungen?
- Durch das Substitutionsmedikament kann auf die riskobehaftete, illegale, verdreckte und auch nicht sicher dosierbare Droge verzichtet werden.
Wieso ist eine hohe Dosierung des Substituts notwendig?
- Keine Entzugssymptome auszulösen
- Das Verlangen (sog. Craving) nach Heroin wirksam zu unterdrücken
- Schutz vor lebensgefährlichen Überdosierungen gewährleisten zu können (sog. Toleranzentwicklung)
Welche Substitutionsmedikamente stehen in der Schweiz zur Verfügung?
- Methadon (seit 1976) Methadon®, Ketalgin®
- Buprenorphin (seit 2000) Subutex®
- Retard. Morphine (seit 2013) Sevre-Long®
- Levometahdon (seit 2015) L-Polamidon®
- Diacetylmorphin (seit 1994/ 2009) Diaphin® i.v./ Diaphin® Tbl.
Was beschriebt die Wirksamkeit eienr Substitutionstherapie nach Evidenzbasierten medizinischen (EBM-)Kriterien?
Im gegenseitigen Vergleich zeigen die genannten Medikamente kaum Unterschiede in Bezug auf Effektivität und Erfolgsraten
Was kann man über den Verlauf einer Opioidabhängigkeit aussagen?
Abstinenz kann erreicht werden durch die Pharmakologische Behandlung, Ziel ist es aber die Lebensqualität zu verbessern. In einer Behandlung kann es immer wieder zwischen den Stufen hin und her wechseln.
Welche Punkte fassen die Psychopharmakologie bei Opiodiabhängigkeit zusammen?
- Substitutionsbehandlung als einzige evidenzbasierte Langzeitbehandlung
- Aufklärung über verschieden Präparate, Alternativen anbieten, Präferenzen berücksichtigen
- Intoxikation: Sauerstoff und ggf. Naloxon
- Entzugsbehandlung symptomatisch: zur Muskelentspannung (lioresal), niederpotente Neuroleptika (Truxal), vorübergehend Benzodiazepine.
Wie wirkt eine Kokainintoxikation?
- Euphorie, Enthemmung, gesteigertes Selbstbewusstsein, Antriebssteigerung, sexuelle Erregung, psychomotorische Erregung, Kritiklosigkeit, Grössenideen; paranoides Erleben, kognitive Störungen, Verwirrtheit
- Tachykardien Hypertonie, Pupillenerweiterung, Tremor, Hyperthermie, Hyperhidrosis
Was bewirkt eine Kokanabhängigkeit im Gehirn?
- Blockade des Dopamintransporters im Nucleus accumbens
- Reduzierte Rückaufnahme von Dopamin
- Bis zu 35-fach erhöhte Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt
Was soll eine Substitution bei Kokainabhängigkeit mit einem krueztoleranten Wikrstoff?
- die positiven Effekte von Kokain nachahmen
- Craving und Entzugssymptome unterdrücken
- Euphorie generierende Wirkungen durch Kokain blockieren (vgl. z.B. Czoty et al., 2016)
Welches Medikament zus zur Behandlung der Kokainabhängigkeit zugelassen?
Noch keines!
Welche Therapiemöglichkeiten einer Kokainabhängigkeit sind bisher evidenzbasiert und was sind Vorteile/Nachteile davon?
Was gibt es noch für Therapiemöglichkeiten?
- V.a verhaltenstherapeutische Interventionen (KVT, CM); diese sind kosten- und personalintensiv, weisen bzgl. Retention und Abstinenz moderate Effektstärken auf
- Behandlung mit «Agonisten» ist ein plausible pharmakotherapeutischer Ansatz, wird erfolgreich zur Behandlung der Opioid- und Nikotinabhängigkeit eingesetzt
Was sind Gemeinsamkeiten zwischen Kokain und Methylphenidat?
- DAT-Blockade führt zu Dopaminanstieg, v.a. im Striatum
- Gleich in-vivo-Potenz zur DAT-Blockade
- Heterogene Befunde in Bezug auf subjektive Effekte, oral nur vergleichbar in MPH-Dosen von ≥ 90mg
- «High» auslösbar durch intravenöse Applikation, nasale Einnahme oder Konsum hoher oraler Dosen
- Deutlich längere Rezeptorbindung im Striatum, 9-mal längere HWZ im Gehirn als Kokain, aber High von vergleichbarer Dauer (ca. 10 min)
Mit welchen Medikamenten kann Kokainabhängigkeit substituiert werden? Und welche Punkte beschreiben sie?
- Methylphenidate (Ritalin) und Dexamphentamin (Elvanse)
- Verlangen nach Kokain
- Positive Effekte von Kokain
- Mehrere Fallstudien mit Hinweisen für Reduktion des Kokainkonsums auch bei PatinetInnen
- DXA scheint MPH als Substitut für Kokain deutlich überlegen zu sein
- Substitution mit MPH (bis 60mg) und DXA (bis 60 mg) wird in der Regel gut toleriert und ist vergleichsweise sicher
- Bei Kokainkonsumierenden mit ADHS scheint der Einsatz von MPH zumindest bzgl. ADHS Verbesserung zu bringen
- Generell sind Präparate mit verzögerter, lang andauernder Wirkung zu bevorzugen
Wie kann Missbrauchspotential eine Substitutionstherapie von Koakin verringert werden?
Durch einen verzögerten Wirkeintritt und eine lange Wirkdauer
Welche Ansatzstelle (Gehirn) in der Behandlung der Kokainabhängigkeit bietet sich an und weshalb?
- Da Kokain seinen verstärkenden Effekt primär über die Blockade der präsynaptischen Dopamintransporter (DAT) ausübt, biete sich das dopaminerge System als Ansatzstelle in der Behandlung der Kokainabhängigkeit an.
Welche Punkte fassen die Psychopharmakologie bei Kokainabhängigkeit zusammen?
- Bisher eine Substitutionsbehandlung zugelassen, kann aber in Einzelfällen off-label angeboten werden
- Intoxikation: Benzodiazepine, niederpotente Neuroleptika
- Symptomatische Behandlung Entzugssymptome
- Anti-Craving: Truxal, N-Acetylcystein
Welche Punkte beschrieben die Benzodiazepinabhängigkeit?
- Breites «Indikationsfeld»
- Motive sind oft nicht bekannt (nicht erfragt)
- BZD-Abhängigkeit tritt häufiger beim Vorliegen anderer Abhängigkeitserkrankungen und komorbider psychiatrischer Störungen auf
- Internationale Behandlungsleitlinien fokussieren praktisch alle auf die Durchführung einer Entzugsbehandlung
- Auch wiederholte Entzugsbehandlungen sind bei vielen Patienten nicht erfolgreich
Wie wirken Benzodiazepine?
- Anxiolytisch
- Sedierend
- Beruhigend
Was sind sofort auftretende Entzugssymptome einer Benzodiazepinabhängigkeit?
- emotinlae Labilität
- Agiertheit
- psychomotorische Unruhe
- Aggressionen
- Kopfschmerzen
- innere Unruhe
Was sind häufige Entzugssymptome einer Benzodiazepinabhängigkeit?
- Sehstörungen
- Muskelverspannungen
- Tremor
- depressive Verstimmungen
- Appetitstörungen
- vermehrtes Schwitzen
Was sind belastende Entzugssymptome einer Benzodiazepinabhängigkeit?
- Angst
- Schlafstörungen
- Albträume
- sensorische Überempfindlichkeit (lich, Lärm)
- ilussionäre Verkennungen
Was sind gefährliche Entzugssymptome einer Benzodiazepinabhängigkeit?
- paranoid-halluzinatorische Zustandsbilder
- Delirium
- Entzugsepilepsie
Was sind langanhaltende Entzugssymptome einer Benzodiazepinabhängigkeit?
- Schlafstörungen
- Angst
- Depression
- gastrointestinale Symptome
- Parästhesien
- Tinnitus
- vers. neuromuskuläre Symptome
- Schmerzen
Wie sieht die Entzugsbehandlung von Benzodiazepinabhängigkeit aus?
- Technisch entspricht der stationäre Entzug dem ambulanten Entzug:
- Umstellung auf langwirksames Benzodiazepin (vgl. Aequivalenztabelle)
- Sehr langsamer Abbau (Wochen bis Monate)
- Anpassung (oft vorübergehende Erhöhung) von Substitutionsmitteln wie Methadon oder Subutex®
- Intensive therapeutische Begleitung
- Zur entzugsbegleitende Psychopharmakotherapie existieren nur wenige Evidenzbasierte Empfehlungen
- Diese umfassen Antidepressiva gegen Schlagstörungen
- Daneben werden (bei schlechter Datenlage) auch Stimmungsstabilisierer
- Für Patienten mit Angststörungen eigene sich SSRI
- Ggf. Substitution mit langwirksamen Benzodiazepinen
Welche Punkten fassen allgemein die Psychopharmakologie von Suchterkrnakungen zusammen?
- Die psychopharmakologischen Behandlungsoptionen orientieren sich primär an den neurobiologischen Grundlagen der vorhandenen Abhängigkeitserkrankungen –
- Pharmakologische Interventionen im Entzug zielen auf eine Wiederherstellung der Balance zwischen Dämpfung und Erregung ab
- Entzugsbedingte Begleitsymptome werden symptomatisch behandelt
- Alternativ zu Entzugsbehandlungen existiert die Möglichkeit der Substitution, wobei diese auf Grund der neurobiologischen Wirkweise der Opioide bei Opioidabhängigkeit die Therapie erster Wahl darstellt.
- Sie kann aber auch bei Abhängigkeit von Benzodiazepinen und Kokain sinnvoll sein.
Wann bekommt Angst Krankheistwert?
- Wenn sie unangemessen stark oder anhaltend ist
- Wenn sie ohne ausreichenden Grund auftritt
- Wenn sie nicht mehr kontrolliert oder ausgehalten werden kann
- Wenn sie Leid verursacht und das Leben einschränkt und
- Wenn typische Symptommuster vorliegen!
Welche verschieden Angststörungen gibt es (und was sind Beispiele dafür)?
- Agoraphobie mit oder ohne Panikstlrung --> "Platzangst (öffentliche Plätze, Menschenmengen)
- soziale Phobien --> Krankhaftes Lampenfieber7 Krankhafte Schüchternheit
- spezifische Phobien --> Tierphobien, Höhenangst
- Panikstörung --> Angstattacken, Herzneurose
- generalisierte Angsstörung --> Angstneurosen, chronisches Grübeln
- Zwangsstörung --> Waschzwang, Kontrollzwang
- akute Belastungsreaktion --> Nerbenzusammenbruch
- Posttraumatische Belastungsstörung