Leitfragen


Kartei Details

Karten 157
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 17.07.2022 / 08.02.2024
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Erläutern Sie zentrale Fragen der Motivations- und Volitionspsychologie mit eigenen Beispielen.

Motivation: Warum tun wir das, was wir tun? z.B. Warum studiere ich? (Frage des Wollens)

Volition: Wie tue ich was ich tun will? Selbstregulation, Zielabschirmung, Handlungsplanung… 
z.B. wie habe ich organisiert, dass ich es mit Familie schaffe, zu studieren: Babysitter, freie Lernzeiten, starker Wille,… (Frage des Könnens)

Erklären Sie das Wechselwirkungs-Modell der modernen Motivationspsychologie. Welches Ergebnis der klassischen Studie von Le Magnen (1967) mit Diätplänen stützt dieses Modell?

Motivation ist das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Situation (äußere Faktoren, Anreize) und Person (innere Faktoren, Motive) -> Motivation führt zu Verhalten 

Le Magnen: Ratten bekommen verschiedene Futtermenüs angeboten. Konsumieren mehr bei vielfältigerem Menü. Variation (mehr äußerer Anreiz) erzeugt mehr Motivation (mehr Hunger)

Erläutern Sie grundlegende Probleme, mit denen sich die Motivationspsychologie beschäftigt.

Motivkonstrukt und Motivationskonstrukt

Motivklassifikation, -genese, -messung, -anregung

Wechsel & Wiederaufnahme der Motivation, motivierte Zielgerichtetheit & Motivationskonflikt, selbstregulatorische Prozesse, Motivationswirkungen

 

Was ist der sexuelle Reaktionszyklus?

Kreislauf der sexuellen Erregung

Erregungsphase, Plateuphase, Orgasmusphase, Rückbildungsphase

-> Motivation ist dynamisch!

Was ist der Gegenstand der Motivationspsychologie?

Die Erklärung von zielgerichtetem, ergebnisorientiertem Verhalten und Handeln -> allgemeingültige Prinzipien finden 

Motive sind theoretische Konstrukte zur Erklärung von intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität. Erläutern Sie diese Aussage.

Man versucht, mithilfe theoretischer, festgelegeter Motive zu erklären, warum sich ein Mensch in unterschiedl. Situationen gleich verhält & warum sich versch. Menschen in ein und derselben Situation unterschiedl. verhalten

Welche Unterschiede bestehen zwischen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erklärungen von zielgerichtetem Verhalten?

alltags: man schreibt dem Verhalten von Menschen Gründe zu, um es zu verstehen. Problem: Zirkularität & fundamentaler Attributionsfehler

wissensch.: Erklärung durch Erfassen bestimmter, allgemeingültiger Ursache-Wirkungs-Beziehungen
                    Nutzung weniger, grundl. Motive (z.B. Leistung, Anschluss, Macht), Spezifikation der situativen Bedingungen,
                    unabh. Erfassung von Motiven und Verhalten, Prüfung von Theorien auf emp. Weise 

Erläutern Sie die Heider-Simmel Illusion. Welche alltagspsychologische Prozesse werden hier aktiv?

kleines Dreieck und kleiner Kreis werden scheinbar von großem Dreieck verfolgt, können ihm entkommen 

-> wird nicht nur auf Wahrnehmungs-, sondern auch auf Verhaltens- und sozialer Ebene beschrieben

-> den Formen werden spontan Intentionen und Absichten zugeschrieben

Was unterscheidet Motive von Trieben?

Motive: zeitl. stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdispositionen, lösen bestimmte Motivation aus wenn passend aktiviert

Triebe: momentane, aktivierende Anspannung -> Reduzierung = befriedigend -> Motivation entsteht dadurch, ANspannung loswerden zu wollen

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bedürfnissen und Anreizen?

Bedürfnis = Mangelzustand oder Wachstumsorientierung -> entscheidet, welche Anreize für Bedürnidbefriedigung attraktiv / unattraktiv sind

Was ist ein Ziel?

positiv bewertete Veränderung (Endzustand), angestrebt durch dafür nötiges Verhalten (Mittel)

Mit welchen konzeptuellen Problemen hat die Motivationspsychologie zu kämpfen?

terminologische Verwirrung (abgrenzung der Konstrukte), Problem der Motivklassifikation, richtiger Abstraktionsgrad, Gefahr der Zirkularität

Erläutern Sie zwei allgemeine Prinzipien der Verhaltensregulation. 

- Hedonismus: Streben nach Lust und Vermeidung von Unlust, günstige Affektbilanz durch Selbstregulation (um langfristig Ziele zu erreichen (= größere Lust) momentane Unlust in Kauf nehmen) 

- Homöostase: Verhalten gesteuert durch das Aufrechterhalten eines Gleichgewichtszustands bzw möglichst geringer Diskrepanz zw Ist- und Sollzustand

Erläutern Sie den Unterschied zwischen motivationspsychologischen Druck- und Zugvariablen.

Instinkte, Triebe, Emotionen haben antreibende Wirkung; Druckvariablen

Anreize, Ziele, Sollwerte haben anziehende Wirkung; Zugvariablen

Wie kann Motivation bzw. ihre Stärke gemessen werden?

- anhand verschiedener Verhaltens- und physiologischer Variablen, die dann einen Anhaltspunkt für die Stärke der Motivation darstellen 

- durch Verbalisierung, direkt (Selbstberichte), indirekt (Rorschach-Test, TAT)

Was sind direkte und indirekte Messverfahren der Motivationspsychologie und was messen sie? Warum ist die Unterscheidung zwischen expliziten und impliziten Motivanteilen für eine Verhaltensvorhersage wichtig?

direkt: Selbstberichte -> messen explizite, bewusst und verbalisierbare Motivanteile 

indirekt: Messverfahren wie Rorschach-Test, Thematischer Apperzeptionstest -> messen implizite, nicht bewusst zugängliche Motivanteile

warum wichtig: nicht alle Motivanteile bewusst zugänglich, evtl. soz. Erwünschtheit, Verdrängung, evtl. unehrlcihe Aussagen bei Selbstberichten -> jeweils begrenzt anwendbar, muss sorgfältig ausgewählt werden

Beschreiben Sie den Thematischen Auffassungstest und nennen Sie methodische Mängel des TAT. Mit welchem Verfahren/Modifikationen können diese Mängel beseitigt werden?

Personen erhalten 10 Bildtafeln, sollen dazu frei Geschichte erzählen. Antworten werden qualitativ analysiert und bestimmten Motiven zugeordnet. methodische Mängel: geringe Objektivität und Reliabilität

besser: MMG (Multi-Motiv-Gitter) -> zeigt 14 Lebenssituationen, verschiedene Antwortkategorien für mehrere Motive (ja/nein Antworten) -> hohe Reliabilität

Welche grundlegenden Motivationsdefizite können unterschieden werden. Nennen Sie für jedes einzelne Motivationsproblem eine mögliche Intervention zur Behebung des Problems.

vollständiges Motivationsdefizit: Imaginationstraining

Anreizdefizit: Zielvereinbarungen

Wirksamkeitsdefizit: Interessenförderung, Reappraisaltraining

Volitionsdefizit: Training der Selbstregulation 

Erläutern Sie zwei Haupt-Ansatzpunkte für motivationale Interventionen.

 

- Anreizstruktur (Situation, Aufgabe) wird angepasst an Motivstruktur (der Person), z.B. Teamtraining für Sportler mit Anschlussmotiv 

- Motivstruktur wird angepasst an Anreizstruktur: passende Person (für die Situation) wird ausgewählt bzw. Motivstruktur der Person angepasst (schwierig, hauptsächlich Ausprägungen können geändert werden)

Erläutern Sie die motivational-emotionalen Funktionen der im Schaubild dargestellten Hirnstrukturen.

präfrontaler Kortex: Zielplanung, Intentionssteuerung, Selbststeuerung = höhere motivationale Prozesse

Hypothalamus: Hunger, Durst, Sex

Amygdala: Bedrohung, Furcht, Salienz

Formatio Reticularis: Erregung

Hippocampus: Lernen, Gedächtnis

mediales Vorderhirnbündel: Verstärkung, Belohnung

Erläutern Sie Lage und Hauptfunktion der Formatio reticularis im menschlichen Gehirn.

- im Hirnstamm, säulenartige Struktur

- aktivierende und desaktivierende Funktionen, Regulation der allgemeinen Aktivierung der Hirnrinde (Wachheit, Aufmerksamkeit), Steuerung der wichtigsten Körperfunktionen (Atmung, Schlucken, Kreislauf), absteigende Impulse (Vegetativum, Muskelapparat)

Erläutern Sie Lage und Hauptfunktion des Hypothalamus im menschlichen Gehirn.

- Ansammlung von Kernen, relativ zentral

- Regulation des ANS & Hormonabgabe (über Hypophyse) -> zentrale Unschaltstelle zwischen Gehirn und Körperperipherie

- Regulation motivationaler Zustände (z.B. Essen, Schlaf, Sexualität)

Erläutern Sie Lage und Hauptfunktion des orbitofrontalen Kortex im menschlichen Gehirn.

- Teil des präfrontalen Kortex

- Repräsentation des subjektiven Werts von Belohnungen -> sensorische Integration, Vergleiche zw. verschiedenartigen Belohnungen, Updating von Belohnungswerten, Erwartungsableich & Einleitung von Verhaltenskorrekturen

- wichtig v.a. für "moralische" Entscheidungen (abstrakte Werte spielen eine Rolle)

Ordnen Sie folgenden (neuro)hormonellen Systemen motivationale Funktionen zu:

 

- Serotonin: vermeidende, aversive Motivation

- Noradrenalin: Wachheit, Aktivation

- Cortisol: Stress

- Oxytocin: "Bindungshormon", Stress-Coping

- Endorphin: Glücksgefühl, Schmerzunempfindlichkeit

- Dopamin: aufsuchende, appetitive Motivation

Welche dopaminergen Systeme gibt es im menschlichen Gehirn? Welches ist das (neurohormonelle) "Belohnungssystem"?

tubero-infundibulär: endokrine Funktionen

nigro-striatal: Bewegungssteuerung

mesolimbisch-mesokortikal: Belohnungssystem, aufsuchende Motivation

Beschreiben Sie die klassische Studie mit Selbststimulationen des mesolimbischen Systems von Milner und Olds (1954). Warum sind die Ergebnisse dieser Studie für Triebtheorien ein Problem?

- Ratten mit implantierter Elektrode können durch Hebeldruck das mesolimbische System selbst elektrisch stimulieren

- Beobachtung: Ratten drücken Hebel mehr als 6000 mal pro Stunde, vernachlässigen andere Reize wie Futter und Wasser (Verhalten wie Drogenabhängige)

- Problematik für Triebtheorien: keine externe Belohnung vorhanden & keine an sich belohnende Aktivität

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Dopamin und Sucht? Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Dopamin, Wanting und Liking. 

- Drogenkonsum (Kokain, Amphetamine, Opiate) verstärkt Dopaminkonzentration im syn. Spalt -> Highgefühl -> Gehirn gewöhnt sich (mit der Zeit) an erhöhte Dopaminkonzentration, braucht höhere Dosis für für Highgefühl (Habituation & geringere Sensitivität)

- dopaminerge Aktivitäten sind zentral, um einen Anreiz herzustellen & einem Stimulus einen motivationalen Wert zu geben (=Wanting)

- unterscheidet sich von simplem Liking, untersch. Systeme involviert (man kann etwas wollen, ohne es zu mögen)

Diskutieren Sie kritisch die Deep-Brain Stimulation Studie von Schlaepfer und Kolegen (2008).

Implantieren von Elektroden zur Behandlung von z.B. schwerer Depression (Antidepressiva unwirksam)

- Stimulation hilft bei der Entwicklung von Antrieben, Wünschen (-> Motivation) & hilft gegen Depression

- schwierig: sehr invasiv & bietet Risiko für moralisch fragwürdige Experimente (z.B. "Umpolung" v. Homosexuellen); 
                   nur Fallstudien, gemischte Resultate, viele Freiheitsgrade, nichts über Habituation bekannt

Was versteht man unter einer "pulsativen Hormonfreisetzung"?

nicht kontinuierlich, sondern in größeren Schüben, z.B. mehrmals täglich

Welchen Einfluss haben Sexualhormone auf das Sexualverhalten?

niedriger Hormonspiegel (z.B. durch Entfernung der Hoden/Eierstöcke) reduziert sexuelles Verlangen
 -> Aufnahme sexueller Aktivitäten setzt ausreichende Menge an Sexualhormonen voraus

Erläutern Sie eine "konditionierte Hormonreaktion" am Beispiel von Testosteron. 

wenn sexuelle Aktivität erwartet wird oder währenddessen: erhöhter Testosteronspiegel -> bei allem, was als sexuell attraktiv wahrgenommen wird, erhöhter Testosteronspiegel (was als sexuell attraktiv wahrgenommen wird, ist variabel)

Was ist der Unterschied zwischen sexueller Identität, sexueller Orientierung und sexuellem Verhalten?

sexuelle Identität: weiblich, männlich, nonbinär, trans,... -> Kontinuum, kein binäres Denken

sexuelle Orientierung: hetero, homo, bi, pan,... -> nicht gebunden an Geschlecht

sexuelles Verhalten: motivationale Vorgänge, beeinflusst von Geschlechterrollen, aber nicht biologisch fixiert

Was behauptet die Challenge-Hypothese? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Testosteron und Aggression? Erläutern Sie dazu die Studie mit dem "Ultimatum Game" von Eisenegger und Kollegen (2010).

- Challenge-Hypothese: Anstieg von Testosteron in sozialen Wettbewerbssituationen (Status-/Hierarchiekämpfe, Partnersuche)
  -> Testosteron unterstützt diese Situationen, Wettbewerb kann aber auch prosozial ausgetragen werden

- Ultimatum-Game: "Proposer" schägt einen Deal vor, "Recipient" nimmt den Deal an oder schlägt ihn aus (bei Ablehnung     bekommt keiner etwas) -> Verabreichung von Testosteron führt zu prosozialeren Deal-Vorschlägen
  => Testosteron löst Dominanz- und Machtgefühle aus, die nicht zwangsläufig missbraucht werden müssen (=Aggression),
        sondern auch prosozial ausgeübt werden können. Aggression ist also kontextabhängiges Dominanzverhalten.

Was ist eine Instinkthandlung und wodurch wird sie ausgelöst?

= angeborene "Bewegungsformel" (regulative, stereotype Bewegungskette)

- ausgelöst durch Schlüsselreize, dann perzeptuell autonome Ausführung 
(Schlüsselreiz -> angeborener Auslösemechanismus -> Instinkthandlung)

Was ist "Humanethologie" und welchen Ansatz verfolgt dieser Wissenschaftszweig? 

- Ergebnisse von der Forschung an Tieren auf den Menschen übertragen

- Arbeit mit Attrappen (z.B. falsche Fische), um angeborene Auslösemechanismen auszulösen (Instinktansatz)

Welche Einwände gibt es gegen Instinkttheorien?

allgemein: weder nature (Gene) noch nurture (Erfahrung) alleine kann ein Verhalten erzeugen!

- terminologische Verwirrung (Instinkt, Gewohnheiten, Reflexe)

- fragwürdige Unterscheidung zwischen modifizierbaren Appetenz- und fixierten Endhandlungen

- nahezu jedes menschl. Verhalten ist modifizierbar (Zölibat, Hungerstreik etc.); selbst einfachste Verhaltensweisen (Essen, Trinken) sind erfahrungs- und lernabhängig

- Falsifikation von Lernen heißt nicht gleich Verifikation von Instinkt

- nicht-Berücksichtigung von Handlungsfeedback / -folgen

Was ist ein Trieb und was behauptet die Triebreduktionshypothese?

- Trieb = allgemeine, unspezifsiche Quelle der Verhaltensenergetisierung (eine Art Motor, Druckvariable, schiebt Verhalten von innen an -> Triebzustände sind  unausweichlich)

- Triebreduktionshypothese: Trieb ist ein Anspannungszustand, dessen Reduktion als befriedigend & lustvoll elebt wird (= Katharsis) 

(Motivation entsteht durch Wunsch, Energie loszuwerden)

Was ist der Unterschied zwischen Trieb und Instinkt?

Triebe -> Spannung, Triebenergie, die man loswerden möchte -> assoziiert mit Handlung zur Triebreduktion, 

Instinkte sind immer da, erfordern keine Reduktion

Warum ist der Mensch laut Triebtheorien Triebeinflüssen auf das Verhalten in stärkerem Maße "ausgeliefert" als Einflüssen, die von Anreizen ausgehen?

dann

Erläutern Sie die Auswirkungen von Triebzuständen auf das Denken und Handeln mithilfe der Begriffe Primär- und Sekundärprozess. Welcher Prozess folgt dem Lustprinzip und welcher dem Realitätsprinzip?

- Abfuhr der Triebenergie durch Primär- und Sekundärprozesse

- Primär (folgt Lustprinzip): direkte (unbewusste), befriedigungsorientierte Steuerung von Verhalten und Denken

- Sekundär (folgt Realitätsprinzip): bewusstes Aufschieben, Planen, Ersatzhandlungen