Beratung im Kontext Hochbegabung
Fragen sind selbst ausgedacht
Fragen sind selbst ausgedacht
Set of flashcards Details
Flashcards | 104 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 17.07.2022 / 28.07.2022 |
Weblink |
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Nenne die 4 development levels beim TAD Framework zu Hochbegabung und erkläre sie jeweils in einem Satz:
Aptitude: spiegelt individuelle Unterschiede in psychologischen Variablen wider (z.B. Musikalität), die eine Person dazu veranlassen würde, sich für Aktivitäten zu interessieren oder sich an Aktivitäten zu beteiligen
Competence: befähigen eine Person, in einer Situation effektiv zu handeln, die sich aus systematischem Lernen ergibt
- erfolgreiches Lernen, Anlagemerkmale, Gewissenhaftigkeit, Selbstkonzepte, Interessen
Expertise: hohes Maß an konstant überlegener Leistung, beinhaltet offenes Engagement für eine Domäne, entwickelte und fortgeschrittene metakognitive Fähigkeiten
Transformational Achievement: Leistungsniveaus, die über das Fachwissen hinausgehen, indem kreative Antworten generiert werden, die das Überschreiten von Domänengrenzen oder das Stellen neuer Fragen erfordern
Was ist der Intelligenzquotient und welchen Stellenwert hat er in der Hochbegabungsdiagnostik?
- Maß für die allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit, hoher Stellenwert
- Gleichverteilung mit MW = 100, SD = 15
- Mithilfe von Intelligenztests gemessen (zuverlässig, hoher Zusammenhang mit vielen positiven Kriterien)
- Ergebnis im Verhältnis zu den Ergebnissen einer repräsentativen Bezugsstichprobe
- Zur Diagnostik neben Intelligenz evtl. weitere Daten (Schulleistung, Lern- und Lebensumwelt, Kreativität, Selbstkonzept, Interesse, Motivation) sammeln und kombinieren
- Aber: Beratungsperson sollten auch die Grenzen der Aussagekraft des IQs bewusst sein!
Die 4 jährige Marie fällt im Kindergarten auf, weil sie bereits ihren Namen schreiben kann und sehr detaillierte Fragen stellt. Die Kindergärtnerinnen legen den Eltern nahe, mal eine Intelligenzdiagnostik machen zu lassen, frühe Förderung sei ja schließlich wichtig.
Was würden Sie den Eltern raten, ab wann ist eine Intelligenzdiagnostik sinnvoll?
(Generell auf Stabilität von Intelligenz eingehen)
- bei jüngeren Kindern im Vorschulalter wenig stabil und somit Veränderungen in weiterer Entwicklung möglich
- Messung unter 5 Jahren = eher Momentaufnahme mit wenig Allgemeingültigkeit
- IQ = stabiles Persönlichkeitsmerkmal, vor allem ab 7 Jahren
- Fazit: Intelligenz gilt als stabiles Persönlichkeitsmerkmal, vor allem im Erwachsenenalter. Für Kinder unter 7 Jahren können sich noch starke Schwankungen ergeben.
Inwiefern unterscheiden sich Hochbegabte von Normalbegabten hinsichtlich der Leistungsbereitschaft und der schulischen Selbstwirksamkeitserwartung?
Hochbegabte zeigen einen:
- höheren schulischen Ehrgeiz
- höhere Leistungsbereitschaft (ist auch nötig, damit Intelligenz genutzt werden kann, andernfalls Gefahr für Underachievement)
- geringere Angstwerte in Leistungssituationen
- höhere Einschätzung der Kontrollmöglichkeiten für schulische Lernziele / höhere Selbstwirksamkeitserwartung (ausgewogene Internalisierung und Externalisierung)
Welche Aussage zum Subjektiven Wohlbefinden bei Hochbegabten im Gegensatz zu Normalbegabten stimmt?
Existiert ein Zusammenhang zwischen Hochbegabung und psychischen Störungen?
Hochsensibilität/ Overexcitability wurde nicht ausreichend untersucht
Depression und Selbstmordrate: keine Unterschiede
Verhaltensauffälligkeiten keine Unterschiede
neuere Befunde insgesamt psychisch stabiler und weniger Auffälligkeiten
Welche Aussage zu sozialen Kontakten von Hochbegabten stimmt?
In welche Phasen kann die Beratung eingeteilt werden? Gehe kurz auf die zentralen Punkte jeder Phase ein:
Einstiegsphase
erster Kontakt zwischen Ratsuchenden und den Beratenden
Ziel: Unsicherheit und Anspannung bei Ratsuchenden abbauen und Vertrauen aufbauen
Ungestörten und entspannten Rahmen bieten
durch Gestaltung des Beratungsraums Ankommen und Wohlfühlen erleichtern
Aufmerksamkeit signalisieren
Zielfindung
Bearbeitungsphase
Nach Erfassung des Anliegens: Erarbeitung, wie eine Annäherung an den erwünschten Zustand erfolgen kann
Ausnahmemomente erarbeiten
Lösungsversuche erfragen
Wertschätzung und Ressourcenaktivierung
Abschlussphase
Abschluss dialogisch festlegen
Gemeinsames Fazit und Evaluation der gefundenen Lösungen
Veränderungsprozess gemeinsam reflektieren und erarbeitete Schritte hinsichtlich ihrer konkreten Umsetzung beleuchten
offenes Feedback durch Klienten
“Zuversicht Skalafrage” verwenden
Wie kann ich als Beraterin Wirkfaktoren in der Praxis umsetzen? Gebe hierzu drei Beispiele:
- Einleuchtende Erklärungsmodelle verwenden
- Verständnis von Veränderungsprozessen sollte zum eigenen Menschenbild und zum Menschenbild des Ratsuchenden passen
- Sicheres Auftreten/ Kompetenz ausstrahlen
- v.a. praktische Erfahrung, Supervision,eigene Kompetenz mithilfe von Videoaufnahmen verbessern, beraterische Erfolge sammeln
- Erfolgserwartung des Therapeuten
- Druck nehmen, Berater ist nur Anstoß, aber nicht derjenige, der in einer Beratungssitzung alles lösen muss
- Erfahrung: mit jeder erfolgreichen Beratung steigt die Erfolgserwartung
- Variationsmöglichkeiten im beraterisch-therapeutischen Vorgehen
- = Fähigkeit, verschiedene Interventionen eines Ansatzes oder aber mehrere Ansätze so zu beherrschen, dass in Beratungssituationen jeweils passend darauf zurückgegriffen werden kann, ohne dass bei den Klientinnen und Klienten der Eindruck eines Bruchs entsteht.
- Ausdruck von persönlichem Interesse am Erleben der Klienten
- betrifft eigenes professionelles Berufsverständnis, Bezug zu verschiedenen Rollen von Ratsuchenden
- Beraterische Selbstfürsorge
- sich außerhalb und innerhalb des Berufs Ausgleich suchen
- Therapiesetting
- angenehme, räumliche Atmosphäre
Nenne 5 Themenbereiche, die im Beratungsverlauf einer Begabungsberatung besprochen werden könnten:
- Hochbegabtentestung und Assessment
- Information über Hochbegabung
- Beratung zu Fördermöglichkeiten
- Probleme bezüglich externalisierenden Verhaltens
- internalisierendes Problemverhalten
- Leistungsbezogene Probleme
- Probleme im Sozialverhalten mit der Peer-Group & Lehrkraft oder Familie
- Probleme hinsichtlich Motivation, Arbeitsverhalten & Umgang mit Herausforderungen
Welche Familien suchen Begabtenberatungen auf? (Demographie aus Karg-Studie)
- eher bildungsnah und hoher SÖS
- mehr Jungs als Mädchen (3:1)
- überwiegend Erstgeborene oder Einzelkinder
- meist Vorschulalter oder Grundschule
- Durchschnittsalter: 8 Jahre
- 23% interkultureller Hintergrund
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Beratungsanliegen und Geschlecht in der Hochbegabtenberatung?
- Insgesamt: eher Gemeinsamkeiten als Unterschiede
- signifikant mehr bei Jungs:
- externalisierendes Verhalten
- Underachievement
- leistungsbezogene Probleme
Zeichnen sich Familien mit begabten Kindern durch charakteristische Merkmale aus?
- Family Dynamics
- Zeit alleine
- Unkonventionalität und unabhängiges Denken
- Coping Skills im Umgang mit Stress, Anst und hohen intellektuellen Spannungslevels
- persönliche Bedeutung durch kreative Arbeit
- Eigenschaften von HB-Familien
- Anpassungsfähigkeit
- Familienkohäsion
- Ergebnisse Fullerton Studie:
- höhere kulturelle Orientierung
- weniger Konflikte
- höheres Ausmaß an familiärem Zusammenhalt
- höheres Ausmaß an Förderangeboten im kognitiven Bereich
Nenne die Stufen des Rahmenmodells für Talententwicklung innerhalb der Familie. Was ist im Übergang zur jeweils nächsten Stufe besonders wichtig?
- Potential
- Teilnahme an Aktionen unterschiedlicher Domänen (z.B. Ausflüge ins Museum)
- Entdecken von Interessen (intrinsische Motivation!)
- Kompetenz
- Commitment fürs Lernen steigern
- Eltern als Vorbildfunktlion
- extrinsische Belohnungen gleich wichtig wie intrinsische Motivation
- Expertise
- Rolle der Eltern als Mediator nimmt ab
- emotionale und finanzielle Unterstützung der Eltern
- Eminenz
Rahmenmodell zur Talententwicklung innerhalb der Familie: Nenne pro Übergang einer Stufe ein Beispiel, wie Eltern ihre HB-Kinder unterstützen können.
- Potential -> Kompetenz
- Möglichkeiten zur Teilnahme an Aktionen und unterschiedlichen Domänen bieten
- Entdecken von Interessen
- Kompetenz -> Expertise
- Eltern als Vorbild: Umgang mit Hindernissen und Rückschlägen zeigen Persistenz und Motivation
- Erklärung Zusammenhang von kurzfristigen und langfristigen Zielen
- Organisieren und Koordinieren von Aktivitäten und Angelegenheiten
- Aufbau soziales Netzwerk
- Expertise -> Eminenz
- Rolle der Eltern als Mediator von Talententwicklungsaktivitäten nimmt stark ab
- Eltern genießen das Talent der Kinder
- Emotionale Unterstützung, Leitung bei Entscheidungsfindung über Karriere, Ehe, Kinder
- Partiell: finanzielle Unterstützung (z.B. bei Praktika)
Achievement-Orientation Modell: An welchen Punkten kann man bei Underachievement ansetzen? Nenne jeweils eine beispielhafte Intervention.
Selbstwirksamkeitserwartung: Mentoring
- positive erwachsene Identifikationsfigur
Inhalte: Psychoedukation, Enrichment, Aufholen von Defiziten
sehr wirksam
Wahrnehmung des schulischen Umfelds
positive Lehrerbeziehung
Familie: Vertrauen in das Kind vermitteln
Kontakte zu Peers stärken
Austausch aller Beteiligter
Bedeutsame Ziele: Inhaltliche Anregungen schaffen
Zusammenhang Schule - persönliche Ziele aufzeigen
Differenzierung im Regelunterricht
Möglichkeiten in der Schule (Wettbewerbe, AGs, Wahlkurse, Begabtenklassen,...)
Frühstudium
Selbstregulation
Lernstrategien fördern
Formen: spezifisches Training, Austausch mit Gleichaltrigen, Erinnerungshilfen schreiben
selbstreguliertes Lernen fördern: Feedback, Metakognition
Welche drei großen Ansätze zur Begabtenförderung gibt es?
Nenne jeweils eine kurze Definition.
Akzeleration:
Absolvieren des Bildungsprogramms in einer kürzeren Zeit oder in einem jüngeren Alter als üblich (Entwicklungsangemessene Platzierung)
Enrichment:
Zusätzliche Angebote zum Unterricht, die auf eine Anreicherung des Lehrstoffs und ein vertieftes Lernen setzen
Separation:
Separation der Hochbegabten in extra Hochbegabtenklassen oder sogar Hochbegabteninternaten
Mix aus Enrichment und Akzeleration, weil Schulinhalte schneller und intensiver behandelt werden können
intensivste Form der schulischen Begabtenförderung
Erkläre ein Beispiel für Separation
- Deutschhausgymnasium mit Separationsklasse
- Hochbegabteninternat (siehe Video)
Wie wirksam sind die drei Ansätze zur Begabtenförderung?
Welcher Ansatz ist am besten wissenschaftlich untersucht?
am besten belegt: Akzeleration
insgesamt überall sehr positives Outcome, sowohl leistungsbezogen als auch sozial
bei Enrichment vor allem Ferienprogramme sehr positiv im Outcome
Welche Vorteile hat Akzeleration gegenüber anderen Begabtenförderungen?
- kostengünstig
- unbürokratisch
- schnell
- intensiv
Nenne drei Kritikfpunkte zum Drei-Ringe-Modell der Hochbegabung:
Modell an sich nicht entwicklungsorientiert
fehlende Umwelteinflüsse
Wirkmechanismen und Wechselwirkungen nicht definiert
keine empirische Überprüfbarkeit
Erfüllung aller drei Bereiche
Nenne einen Vorteil und einen Kritikpunkt zum Münchner Hochbegabungsmodell
Vorteil:
- bezieht mehrere Leistungsbereiche ein (mehrdimensionales Modell)
- modelliert internale und externale Moderatoren
- zieht bereits Interaktionen zwischen den Begabungsfaktoren, Persönlichkeitseigenschaften und Umweltbedingungen mitein
Kritik:
- viele undefinierte Variablen
- individuumszentriert (wie welchselwirken Begabungsfaktoren und Moderatoren?)
- Keine Aussage, wie man andere Leistungsbereiche messen kann
Erkläre das Verständnis von Leistungsekzellenz im Aktiotop Modell
- Entwicklung von Leistungsexzellenz als Erweiterung des individuellen Handlungsrepertoires
- Vorgängerprinzip: alle Lernstufen müssen durchlaufen werden
- Person ist talentiert, wenn sie die Kluft zwischen gegenwärtigem Handlungsrepertoire und leistungsbezogenem Handlungsrepertoire überbrückt
•Welche zwei Thesen gibt es zum Zusammenhang von Begabung und psychischen Merkmalen?
Divergenzhypothese
Hohe Begabung aber anfälliger für psychische Probleme und sozial-emotionale Defizite
→ Alltagsmeinung, Presse
Harmoniehypothese
Hohe Begabung und hohe psychische Stabilität; günstige sozial-emotionale Entwicklung
→ eher belegt durch Forschung, d.h. generell Hochbegabung als Schutzfaktor