Sozi-Seminar Soziale Ungleichheit
sozialpsychologie 2 - Studienfragen zu den Grundlagentexten
sozialpsychologie 2 - Studienfragen zu den Grundlagentexten
Kartei Details
Karten | 46 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 13.07.2022 / 12.07.2024 |
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In welche Richtung ist die Wahrnehmung der Einkommensungleichheit nach Hauser und Norton (2017) bei US-am. VPn verzerrt?
nach unten, Ungleichheit wird als geringer wahrgenommen
Wie ist die Wahrnehmung der Einkommensmobilität verzerrt?
Die Versuchspersonen glauben, Mobilität aufwärts sei wahrscheinlicher als Mobilität abwärts.
Nennen und erklären Sie die drei Faktoren/Prozesse, die nach Hauser und Norton (2017) der Wahrnehmung von Ungleichheit zugrunde liegen.
- eigenes Umfeld: Menschen schätzen die Ungleichheit eher so ein, wie sie sie im eigenen Umfeld wahrnehmen (projizieren)
- Medienberichte: je mehr über Ungleichheit berichtet wird, desto ungleicher wird die Gesellschaft mit der Zeit wahrgenommen
- Akzeptanz von Hierarchien / Glaube an eigene Verantwortung: Menschen, die Hierarchien akzeptieren, nehmen Ungleichheit zwischen Gruppen weniger wahr, Glaube an eigene Verantwortung führt dazu, dass Ungleichheit als gerechtfertigt wahrgenommen wird
Sind Verzerrungen der Wahrnehmung der Einkommensungleichheit nach Hauser und Norton (2017) interkulturell gültig? Erläutern Sie Ihre Antwort.
verzerrte Wahrnehmung der Einkommensungleichheit existiert interkulturell, aber mit Variationen: z.B. US- und UK-Bürger*innen neigen dazu, Einkommensungleichheit zu unterschätzen, während z.B. Deutsche, Franzosen diese eher überschätzen
Welchen Effekt hat es nach Hauser und Norton (2017) auf die Bereitschaft zur Umverteilung finanzieller Ressourcen, wenn man Personen die tatsächliche Ungleichheit und ihre tatsächliche eigene Position in der EInkommenshierarchie vor Augen führt?
tatsächliche Ungleichheit: schwacher Effekt
tatsächliche eigene Position: wenn höher als erwartet, eher gegen Redistribution; wenn niedriger als erwartet, eher für Umverteilung
Diskutieren Sie potentielle positive und negative Auswirkungen verzerrter Ungleichheitswahrnehmung auf Individuen und Gesellschaften.
auf Individuen: positiv: pers. Wohlbefinden mglw gesteigert durch Überschätzung der eigenen Position;
negativ: wenn Unterschätzung der eigenen Position, z.B. wenn sehr reiches Umfeld
auf Gesellschaften: positiv: mehr Unterstüzung für redistributive Maßnahmen, wenn sie sich selbst als ärmer wahrnehmen, negativ: weniger wenn sie sich selbst als reicher einschätzen (ändert sich durch korrekte Info über eigene Position)
Was bedeutet "smoothing" im social sampling model (Galesic et al., 2012)?
"Extremfälle" innerhalb der Vergleichsgruppe werden in der Gesamteinschätzung weniger beachet (wenn vom eigenen social circle af die gesamte Population geschlossen wird) -> Verteilung wird "geglättet"
Nennen Sie drei Erklärungen, die Galesic et al. (2012) für smoothing anführen.
- Rauschen in Antwort- und Abrufprozessen
- anfängliches Urteil wird aktualisiert durch Infos über social circle
- absichtliches Angleichen (man weiß, dass die Menschen im eigenen circle gleiche Eig. wie man selbst, evtl. stark ausgeprägt, besitzen, was aber in der Gesamtpopulation nicht zwangsläufig der Fall ist)
Auf welcher "Datenbasis" beurteilen Menschen nach dem social sampling model (Galesic et al., 2012) die Ungleichheit in Gesellschaften?
auf Grundlage des eigenen social circles -> folgt Prinzip der Homophilie -> Freunde, Familie, regelmäßige Bekanntschaften
Welches Phänomen im Hinblick auf die Selbsteinschätzung auf sozialen Dimensionen kann mit dem social sampling model (Galesic et al.,2012), nicht aber mit dem Motiv nach Selbstwerterhöhung erklärt werden? Begründen Sie Ihre Antwort.
Selbstabwertungseffekte
- Motiv nach Selbstwerterhöhung: Wahrnehmungsverzerrungen dienen dazu, das eigene Selbstwertgefühl zu erhöhen
- social sampling model: bei Dingen, bei denen es den meisten Leuten schlecht geht, überschätzen Menschen tendenziell die Häufigkeit derer, denen es gut geht und unterschätzen die Hkt. derer, denen es schlecht geht -> lässt eigene Postion schlechter erscheinen als sie eigentlcih ist
Geben Sie ein Beispiel für eine J-left, eine J-right und eine eher normalverteilte soziale Eigenschaft in der Studie von Galesic et al. (2012).
J-left: Haushaltsvermögen
J-right: gesundheitliche Probleme
normalverteilt: Treffen mit / Anzahl von Freunden
Beschreiben Sie, wie nach dem social sampling model die Verteilungsform und die eigene Position interaktiv bestimmen, ob man sich selbst ab- oder aufwertet.
J-right (most ppl doing well): eigene Position scheint generell besser (Überschätzung der Hkt. derer, denen es schlechter geht), eher Selbstwerterhöhung, größere Einschätzungsfehler bei denen, denen es schlechter geht (mehr Selbsterhöhung)
J-left (most ppl doing badly): eigene Position scheint generell schlechter (Überschätzung der Hkt. derer, denen es besser geht), eher Selbstabwertung, größere Einschätzungsfehler bei Menschen, denen es besser geht (mehr Selbstabwertung)
Was verstehen Kraus et al. (2017) unter dem Terminus "social class symbols"/"social class cues"?
Verhaltensweisen, die in alltäglichen Interaktionen wahrgenommen und ausgedrückt werden, die Informationen über die Klasse einer Person vermitteln (Einkommen, Bildung, Beschäftigung)
Beschreiben Sie drei beispielhafte social class cues, die Kraus et al. (2017) diskutieren.
- Aussehen, z.B. Bewerbungsfotos, Kleidung (kostet Geld, Mglkt. auf Klasse zu schließen)
- Sprachstil, z.B. Akzente, Betonung bestimmter Buchstaben
- Freizeitaktivitäten, Präferenzen
- äußere Anzeichen für Gesundheit
Wie akkurat können Menschen die soziale Klassenzugehörigkeit aus kurzen Verhaltenssequenzen oder wenigen Fotos vorhersagen?
sehr akkurat, signifikant größerer Anteil an korrekten Einschätzungen in Experimenten als bei zufälliger Entscheidung
vermutlcih mehr in Ländern, in denen größere Ungleichheit herrscht
Beschreiben Sie die von Kraus et al. (2017) diskutierten Gründe, warum social class cues die Grenzen zwischen Gruppen verhärten könnten.
- vereinfachen das Sortieren in Klassenkategorien -> verringern Kontakt zw. Klassen und reduzieren Mobilität (Zugang für niedrigere Klassen wird verhindert)
- aktivieren class stereotyping -> Stereotype tragen zu prjufice und discrimination bei & kreieren / verhärten so Grenzen
- verstärken Konflikt zw. Klassen -> machen ungleiche Ressourdcenverteilung salient -> Fairness des Systems wird in Frage gestellt -> aggressivere Haltung ggü. anderen Klassen
Beschreiben Sie die von Kraus et al. (2017) diskutierten Gründe, warum social class cues Ungleichheit aufrechterhalten könnten.
- lösen entmenschlichende Bewertungen aus -> Abwertung der menschl. Charakteristika der lower class ppl. & weniger Inbetrachtziehen von deren Mind (Individuen als unfähig, Ziele zu erreichen und more likely to harm others)
- lösen strategische Muster des Teilens aus -> Teilen mit Menschen mit weniger Ressourcen bringt keinen direkten Vorteil -> Teilen mit denen, die auch mehr Ressourcen haben, wird bevorzugt
- lösen Dissonanzprozesse aus (weil der Glaube, die Gesellschaft sei fair und gerecht, in Frage gestellt wird) -> zur Dissonanzreduktion wird das ökon. System als fair, legitim, mobil und leistungsabhängig gerechtfertigt
Geben Sie jeweils ein Beispiel für Eigenschaften, die laut Durante und Fiske (2017) per Klassenstereotyp Menschen mit hohem / niedrigem SES zugeschriebn werden.
niedriger SES: faul, inkompetent,
hoher SES: intelligent, kompetent, wohlhabend
Ab ungefähr welchem Alter können Kinder Sozialstatus erkennen?
Kinder im Vorschulalter können bereits zwischen reichen und armen Menschen differenzieren, ab middle school age (13-14) werden sie sich dem eigenen Sozialstatus bewusst
Beschreiben Sie zwei Auswirkungen des Aufeinandertreffens von Mitgliedern unterschiedlicher sozioökonomischer Schichten, die von Durante und Fiske (2017) beschreiben werden.
- löst anxiety aus, wodurch Menschen sich konform zu Regeln ihrer Klasse verhalten. -> klassenspezifisches Verhalten reduziert Anxiety und stärkt eigene positive Identität, aber verstärkt Unterscheidung zwischen einzelnen Klassen
- bringen gegenseitiges Misstrauen (/ Angst vor Ausnutzung durch andere Klasse) mit sich
Beschreiben Sie einen Mechanismus, der laut Durante und Fiske (2017) dazu führen könnte, dass Menschen mit niedrigem SES schlechtere akademische Leistungen erbringen als Menschen mit hohem SES.
Stereotype Threat: Angst, negative Stereotype über die eigene Klasse durch eigenes Verhalten zu bestätigen
-wenn salient gemacht wird, dass ein Test Stärken und Schwächen analysiert, schneiden Kinder aus niedrigeren sozioökonomischen Schichten schlechter ab als die aus höheren
-> sich selbst erfüllende Prophezeiungen: Angst beeinflusst Leistung im Sinne des Vorurteils
Welche Stereotype über Eltern mit niedrigem SES beschreiben Durante und Fiske (2017)?
- schätzen Bildung wenig, wenig in schulische Aktivitäten eingebunden ("bildungsferne Schichten")
- kümmern sich weniger um ihre Kinder (setzen sie lieber vor den Fernseher etc.)
Welche Richtung hat der Zusammenhang zwischen Ungleichheitsakzeptanz und sozialer Mobilität?
positiv linear; je höher soziale Mobilität eingeschätzt wird, desto höher die Ungleichheitsakzeptanz
Geht es bei den Effekten sozialer Mobilität laut Shariff et al. (2016) nur um die eigene Mobilität oder auch um die Mobilität anderer Menschen?
nein, auch um die anderer Menschen, besonders um die der eigenen Kinder
Wie kann man laut Shariff et al. (2016) soziale Mobilität quantifizieren? Erklären Sie die Methode der "father-son-income elasticity".
Maß für die Relation zwischen Einkommensunterschieden in der Elterngeneration und in der Kindergeneration
-> wenn Elastizität z.B. bei 0,2: 100% Einkommensunterschied bei den Vätern, 20% Einkommensunterschied bei (erwachsenen) Söhnen
Erklären Sie die zwei Prozesse, aufgrund derer laut Shariff et al. (2016) der Glaube an soziale Mobilität zur Akzeptanz ungleichheitssteigernder politischer Strategien beitragen könnte.
- Prospect of Upward Mobility (POUM): man akzeptiert Ungleichheit / höhere Position der Reichen, weil ma hofft, das man selbst / die eigenen Kinder in diese Schichten aufsteigen kann & deshalb die Vorteile der Ungleichheit für die zukünftigen Reichen beibehalten will
- own efforts: man geht davon aus, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben und deshalb durch eigene Anstrengung (und nicht aufgrund äußerer Umstände) einen höheren sozioökonomischen Status erreichen können
Inwiefern hängt die Aufrechterhaltung konservativer Regierungen laut Jost (2017) von den Stimmen von Menschen mit niedrigem SES ab?
30-35% der working class wählen konservativ, bilden damit ca. die Hälfte der Anhänger konservativer Parteien / Regierungen
Nennen Sie eines der Motive, welches laut Jost (2017) hinter "working-class-conservatism" steckt!
Unsicherheiten reduzieren / Bedrohungen reduzieren / Verbindungen zur mainstream society aufbauen
Wie erklärt die System Justification Theory laut Jost (2017), dass Menschen mit niedrigem SES konservative Parteien wählen?
- Motive des working class conservatism
- besonders starkes Verlangen nach Sicherheit & Stabilität -> Werte, die von konservativen Parteien vertreten werden (built-in advantage)
(- sind motiviert zu glauben, dass der staus quo fair, gut, wünschenswert und legitim ist (es ist angenehmer, sich selbst als richtig platziert in einer gerechten Gesallschaft zu sehen als als ausgebeutet von ungerechter Gesellschaft) -> Dissonanzreduktion)
Wie verteilt sich das Personenmerkmal "ökonomische Systemrechtfertigung" laut Jost (2017) ungefähr auf die Anhänger Donald Trumps und Hillary Clintons in der Präsidentschaftswahl 2016?
Trump-Wähler rechtfertigten das System im Allgemeinen wesentlich stärker als Clinton-Wähler (unabh. vom Einkommen)
Wie wird generalisiertes Vetrauen laut Stephany (2017) in vielen großen Studien gemessen?
mit der general trust measure = folgende Frage: Würden Sie generell sagen, dass man den meisten Menschen vertrauen kann oder dass man nicht vorsichtig genug sein kann?, Antwort mithilfe einer Skala
Was versteht Stephany (2017) unter "age group GINI"?
Gini-Koeffizient separat für versch. Altersgruppen gemessen; Ungleichheit in einem Land ist unterschiedlich stark in versch. Altersgruppen (U-förmiger Zusammenhang)
Beschreiben Sie einen Grund, den Stephany (2017) als Erklärung dafür angibt, dass größere Ungleichheit zu geringerem Vertrauen führt.
Ungleichheit führt zu verschiedenen Lebenswirklichkeiten -> weniger Sozialkapital, kein gutes Hineinversetzen in Lebenswirklichkeit anderer, die anderen wissen nicht was gut für mich ist, verhalten sich deshalb auch nicht so -> schwierige Basis für Vertrauen
außerdem: Wahrnehmung der ungleichen Verteikung von Gütern führt zu Annahme, dass andere wenig egalitäre Werte haben & die Interessen derer, denen es schlecht geht, weniger gewichtet werden -> auch schlechte Basis für Vertrauen
Wie verändert sich laut Stephany (2017) die Einkommensungleichheit in Deutschland in Abhängigkeit vom Lebensalter?
- U-förmiger Zusammenhang von Ungleichheit und Lebensalter
- relativ hohe Ungleichheit für Alterkohorten unter 20, sinkt dann auf minimales Level (bei ca. 30 Jahren), steigt dann wieder, ab 60 und älter dann wieder gleicher Gini wie bei 20-Jährigen
Nennen und erklären Sie die epidemiologischen Kriterien, die Pickett und Wilkinson (2015) zur Beurteilung der Kausalität der Ungleichheit für Gesundheit heranziehen.
- Konsistenz: die Assoziation wurde über verschiedene Settings hinweg nachgewiesen
- Temporality: Die Ursache geht dem Effekt voraus
- Assoziationsstärke: je stärker die Assoziation, desto unwahrscheinlicher sind unbekannte Alternativerklärungen
- Spezifität: hohe Wkt. dass die Exposition einige Outcomes mehr begünstigt als andere
- Dosis-Wirkungs-Beziehung: höhere Exposition hängt zusammen mit Zunahme in Outcomes
- Beendigung der Exposition: wenn sich die Exposition verändert, verändert sich auch das Auftreten des Effekts
- Alternativerklärungen: Die Assoziation is nicht von einem oder mehreren Faktoren konfundiert
- biologische Plausibilität: die Assoziation passt zu vorhandenem biologischem Wissen
- Kohärenz: die Assoziation wird unterstützt durch andere wissenschaftliche Befunde
Nennen und erklären Sie die spezifischen Gesundheitsergebnisse, welche laut Pickett und Wilkinson (2015) mit sozialer Ungleichheit assoziiert sind.
physische Gesundheit, psychische Gesundheit (z.B. Depression, Schizophrenie, psychotische Symptome) und öffentliche Gesundheit (Gewalt, Teenager-Geburten, Übergewichigkeit, Kindeswohl)
Welche Variablen gingen in den Index gesundheitlicher und sozialer Probleme in der Studie von Pickett und Wilkinson (2009) ein?
Lebenserwartung, mentale Krankheiten, Übergewichtigkeit, Kindersterblichkeit, Teenager-Geburten, Morde, Inhaftierungen, Bildungsabschluss, Misstrauen, soziale Mobilität
Erklären Sie Abb. 2 aus Pickett und Wilkinson (2015): Was wurde beobachtet? Was bedeutet die Beobachtung?
- Probleme, die auf Bezirksebene (county) mit Armut korrellieren, korrellieren auf Staatenebene mit Ungleichheit -> gemeinsamer Hintergrund
-> je mehr Ungleichheit, desto schlechter geht es den Menschen
Erklären Sie eine Beobachtung, die laut Pickett und Wilkinson (2015) dafür spricht, dass Ungleichheit eine Gesundheitsergebnissen zeitlich vorgelagerte Ursache ist.
eine Analyse von Zheng, von Einkommensungleichheit in Bezug auf Sterblichkeit
-> nachteiliger Effekt von Ungleichheit auf Sterblichkeit nach 3-5 Jahren, ansteigend bis zu stagnierend höherer Sterblichkeit nach 12 Jahren
Beschreiben Sie kurz einen Mediator, den Pickett und Wilkinson (2015) für einen kausalen Effekt der Ungleichheit auf Gesundheit vermuten.
Ungleichheit verstärkt die Effekte sozioökonomischer Statusunterschiede, sprich relative deprivation / soziale Vergleichsprozesse -> bedeutet Stress -> wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus