GP701 Geschichte und Politik

Die Industrielle Revolution

Die Industrielle Revolution


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Langue Deutsch
Catégorie Histoire
Niveau Collège
Crée / Actualisé 20.04.2022 / 24.08.2022
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Zeigen Sie die Wechselwirkungen zwischen der landwirtschaftlichen und der technologischen Entwicklung im 18. Jahrhundert auf. Erstellen Sie dazu ein Schema.

Kreuzen Sie von folgenden Aussagen die richtige(n) an und begründen Sie Ihre Entscheidung.

A]  Die englische Textilindustrie wurde dank der Erfindung der «Spinning Jenny» durch James Hargreaves erheblich effizienter und damit profitabler.

B]  Der mechanische Webstuhl wurde erfunden, als die Garnmenge, die die Spinnmaschinen herstellten, aufgrund der wachsenden Menge des produzierten Garns nicht mehr verarbeitet werden konnte.

C]  Im 18. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Seidenstoffen stark an und gab den Anstoss zur Entwicklung der Textilindustrie.

A]  Die Aussage ist so nicht richtig. Eine technische Erfindung allein löst noch keine wirtschaftliche Entwicklung aus. Wir könnten diese Aussage aber insofern umkehren, als die «Spinning Jenny» erfunden wurde, gerade weil sich die Textilindustrie entwickelte. 

B]  Diese Aussage ist richtig. 

C]  Diese Aussage ist so nicht richtig. Zwar nahm im 18. Jahrhundert die Nachfrage nach Seidenstoffen zu; die industrielle Revolution nahm jedoch in der Baumwollindustrie ihren Anfang. Die Bevölkerung verlangte in erster Linie nach den verhältnismässig preiswerten Baumwollstoffen.

Welche naturgegebenen Grundlagen waren für eine frühe Industrialisierung günstig?

Die bequemsten – und vor allem sichersten – Verkehrswege waren lange Zeit die Wasserwege. Die Lage in Küstennähe oder an grösseren Flüssen begünstigte deshalb eine frühe Industrialisierung. Eine zweite Grundlage waren entweder Kohlevorkommen oder reichlich vorhandene Wasserkraft.

Von allen Industriesektoren in Grossbritannien hatte die Baumwollindustrie den höchsten Anteil am gesamten britischen Volkseinkommen. Um 1815 waren es 7–8%. Die folgende Grafik zeigt die Wachstumsraten der britischen Baumwollindustrie im 19. Jahrhundert.

Welchen Stellenwert hatte aufgrund dieser Zahlen die Baumwollindustrie in der britischen Wirtschaft des 19. Jahrhunderts?

Mit diesen Wachstumsraten – einer Verdoppelung zwischen 1810 und 1830 – war die Baumwollindustrie eindeutig der Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs, der seinerseits die Entwicklung anderer Industriezweige begünstigte. 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sanken die Wachstumsraten in der Baumwollverarbeitung – andere Industriezweige übernahmen die Führung.

Interpretieren Sie die unten abgedruckte Karikatur «Capital and Labour».

A]  Zählen Sie die wichtigsten Bildelemente auf.

B]  Beschreiben Sie, wie die englische Gesellschaft dargestellt wird.

C]  Welche Haltung vertrat der Karikaturist? Begründen Sie.

A]  Das Bild besteht aus drei Teilen. Oberer Teil: Leben im Luxus. Ein wohlhabender Mann lässt sich bedienen. Eine Frau betrachtet ihr Spiegelbild. Hunde liegen auf Kissen und Säcken voller Geld auf einem Tisch. Exotische Tiere zieren den Raum. Der Affe lässt sich bedienen. 

Unterer Teil: Leben in Armut. Ausgezehrte und verkrüppelte Menschen warten in einem höhlenartigen Raum. Ein fülliger Mann sitzt auf einem Haufen Goldsäcke und raucht Pfeife. Zwei kleine Mädchen stehen in einem Förderkorb. Im Hintergrund sind Arbeitsszenen aus dem Bergbau dargestellt. 

Linke Seite: Eine Frau stützt sich auf einen Anker. Sie stellt die Allegorie der Hoffnung dar. Ein Engel in der Gestalt eines Kinds mit Flügeln klopft an der Tür der unteren Welt.

B]  Die englische Gesellschaft ist in zwei Welten geteilt. Die obere Schicht zelebriert ihren Reichtum, der aus den Kolonien und aus der Ausbeutung der Arbeiterschaft resultiert. Luxus und gesellschaftlicher Status werden selbstbewusst zur Schau gestellt. Die Welt der Arbeiter dagegen ist hoffnungslos. Die Hoffnung gelangt nicht zur Unterschicht, da wirtschaftliche Macht und der damit verbundene politische Einfluss der Elite die Tür blockieren. Wer zur Armut bestimmt ist, kann derselben – wie die beiden Kinder im Korb – nicht entkommen. Ähnlich wie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit die Ständegesellschaft verhindert auch die Klassengesellschaft die Durchlässigkeit zwischen den sozialen Schichten.

C]  Die Karikatur erschien in einem Satiremagazin. Der Autor zeigt auf, wie gespalten die Gesellschaft um 1843 in England ist. Indem er die ökonomischen Verhältnisse satirisch übertreibend darstellt, kritisiert er die Prekarisierung der Arbeiter und äussert damit seine persönliche Haltung.

Kommentieren Sie folgende Behauptung:

«Mit der industriellen Revolution in England wurden zum ersten Mal in grossem Stil Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt.»

Es trifft zwar zu, dass der Einsatz von Kindern im Arbeitsprozess mit der industriellen Revolution deutlich zugenommen hat; Kinderarbeit galt aber schon vorher als durchaus normal, z. B. auf dem Land. Ab einem bestimmten Alter musste jedes Familienmitglied, sofern es gesund und arbeitsfähig war, zum Unterhalt der Familie beitragen. Viele hungrige Mäuler mussten gestopft, nicht mehr arbeitsfähige Alte versorgt und die obligatorischen Abgaben an Adel und Klerus erwirtschaftet werden. Spiele und Bildung erhielten, wenn überhaupt, nur selten Zeit und Raum.

Lesen Sie folgenden Ausschnitt aus dem von Karl Marx und Friedrich Engels 1848 veröffentlichten «Manifest der Kommunistischen Partei». Ist die im Text beschriebene Entwicklung aus der Sicht von Marx ein Fortschritt oder ein Rückschritt? Begründen Sie Ihre Meinung.

Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übrig gelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose «bare Zahlung». Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spiessbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, dürre Ausbeutung gesetzt.

Nach marxistischem Verständnis entwickelt sich die Geschichte in Richtung einer klassenlosen Gesellschaft. Das bürgerlich-kapitalistische Zeitalter war eine der letzten Entwicklungsstufen vor diesem Ziel. Gegenüber der feudalen Gesellschaft war es ein Fortschritt. Erst jetzt traten die Ausbeutungsverhältnisse offen zutage, jetzt wurde der Klassengegensatz offenkundig und die proletarische Revolution konnte sich entwickeln.

Marx sagte voraus, dass der Kapitalismus zu immer grösserer Verelendung einerseits und immer stärkerer Konzentration des Reichtums und der Produktionsmittel andererseits führen würde. Hat sich seine Prognose Ihrer Meinung nach bestätigt?

Eine Verelendung hat zumindest in der westlichen Welt nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Der Kapitalismus hat dort Antworten auf die soziale Frage gefunden. Auch die Arbeiter profitierten allmählich von Löhnen, die ein auskömmliches Leben bis hin zu bescheidenem Wohlstand ermöglichten, zum Teil grosszügigen Sozialleistungen der Arbeitgeber und staatlichen Sozialversicherungen.

Eine Konzentration des Reichtums unter normalen Bedingungen (also abgesehen von Zeiten wie den beiden Weltkriegen und von Weltwirtschaftskrisen) ist dagegen feststellbar. In einzelnen Branchen, namentlich in der ICT-Industrie, beschränkt sich die Konkurrenz mittlerweile auf wenige internationale Marktführer. Auch in der Automobilbranche ist der grenzüberschreitende Konsolidierungsprozess vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der damit verbundenen kostenintensiven technischen Innovationen (E-Mobilität bzw. Wasserstoff-Antrieb) nicht abgeschlossen. Insbesondere Unternehmen mit forschungsintensiven Geschäftsmodellen wie die Chemie- und die Pharmaindustrie waren gezwungen, sich entweder mit ebenbürtigen Konkurrenten zusammenzuschliessen oder kleinere zu übernehmen, um in einem zunehmend kompetitiven Umfeld zu überleben.

Die Idee einer klassenlosen Gesellschaft wird auch «Utopie» genannt. 

A]  Informieren Sie sich über Herkunft und Bedeutung des Begriffs.

B]  Kann man den knappen Entwurf einer kommunistischen Gesellschaft von Karl Marx als Utopie bezeichnen?

A]  Der Begriff entstammt dem Titel des 1516 erschienenen Romans des englischen Staatsmanns Thomas Morus, der darin eine ideale Gesellschaft beschreibt. Utopia bezeichnet die Insel, auf der die Mitglieder der idealen Gesellschaft leben. Thomas Morus’ Utopia liegt nicht in der Zukunft, sondern in einer fernen Weltgegend.

Utopie ist der Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die nicht an übliche kulturelle Normen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen gebunden ist. Allgemein beschreibt Utopie eine in jeder Hinsicht positive, aber unrealisierbare Zukunftsvision, eine unerreichbare ideale Welt.

B]  Marx ging davon aus, dass eine klassenlose Gesellschaft erst in einer zukünftigen, sehr wohlhabenden Gesellschaft möglich sein werde. In seiner Gegenwart, dem 19. Jahrhundert, war eine solche Gesellschaft noch nicht möglich. 

Die Gründer des nach der Russischen Oktoberrevolution von 1917 entstandenen staatssozialistischen Systems erhoben den Anspruch, einen gemäss Marx dem Kapitalismus überlegenen Arbeiterstaat geschaffen zu haben, der den Übergang zum Kommunismus ermöglichen werde. Das auch als «real existierender Sozialismus» bezeichnete Gesellschaftssystem in der Sowjetunion und in Osteuropa war jedoch nicht in der Lage, seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Produktivität der zentralen Planwirtschaft vermochte die wachsenden Konsumbedürfnisse nicht zu decken und die Kontrolle der Bevölkerung durch den Staatsapparat blieb stets auf hohem Niveau, bevor der «reale Sozialismus» in Jahren nach 1989 an seinen eigenen Unzulänglichkeiten scheiterte und implodierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand infolge der sozialen Marktwirtschaft in den meisten westeuropäischen Industriestaaten eine Gesellschaft, die nicht mehr von den extremen sozialen Gegensätzen des frühindustriellen Zeitalters geprägt war, aber die Eigentumsverhältnisse zeigen, dass auch die modernen westlichen Gesellschaften Klassengesellschaften geblieben sind. Eine klassenlose Gesellschaft im Marx’schen Sinn ist somit nirgends auf der Welt entstanden, insofern kann sie als Utopie bezeichnet werden.