CVI

• Erworbene Sprachstörungen, die als Folge einer akuten Hirnschädigung der dominanten (bei Rechtshändern meist linken) Hemisphäre auftreten
• Die Störungen zeigen sich in allen sprachlichen Verarbeitungsmodalitäten, das heisst beim Sprechen und Hören (Lautsprache) und beim Lesen und Schreiben (Schriftsprache)
• Dementsprechend tritt häufig zusätzlich eine Hemiparese rechts und eine Apraxie auf
• Sie betrifft Sprachproduktion und -verständnis in unterschiedlicher Ausprägung

Hemiparese der dominanten Seite und eine Apraxie

• Phonologie (Lautstruktur): „Jecke“ statt „Jacke“
• Morphologie (Wortbildung): „Ich laufen nach Hause“, „Freiung“ statt „Freiheit“
• Semantik (Bedeutung): „Käse“ statt “Kühlschrank“, “Staubrüssel“ statt „Staubsauger“ (semantische Neologismen)
• Syntax (Satzbildung): „Schlaganfall...Krankenhaus fahren...da hab ich schrien“ (Agrammatismus)
•  Pragmatik (sprachliches Handeln): ungehemmter überschiessender Rededrang (Logorrhoe)

• "sensorische Aphasie“
• Verlust des Verständnisses von geschriebener und gesprochener Sprache
• Flüssige Sprachproduktion mit wenig Inhalt und häufig ohne Sinn
• semantische Paraphasien (Verwechslungen von Wörtern)
• phonematische Paraphasien (Lautverdrehungen)
• Neologismen (Wortneuschöpfungen)
• zum Teil Logorrhoe (überschiessender Sprachfluss)
• Meist werden die Fehler von den Betroffenen nicht wahrgenommen

• „motorische Aphasie
• stockende, angestrengte Spontansprache mit stark eingeschränkter Grammatik (Agrammatismus) - die Betroffenen sprechen im Telegrammstil.
• Mittelgradige Störungen des Sprachverständnisses

• schwerste Form der Aphasie (motorisches und sensorisches Sprachzentrum betroffen)
• kaum lautsprachliche Äußerungen möglich (z.T. Floskeln, Stereotypien, Neologismen)
• Schwere Störung des Sprachverständnis

Globale/komplette Aphasie

• Sprechstörung, die Produktion der Sprechprduktion ist gestört, motorisch koordinativ
• Beim Sprechen agieren die Muskelgruppen verschiedener Funktionskomponenten genau abgestimmt mit- und nebeneinander: respiratorisch (Zwerchfell und Interkostalmuskulatur), laryngeal (Kehlkopfmuskulatur), velopharyngeal (Gaumensegel- und Rachenmuskulatur), linguo-mandibulär (Muskeln von Zunge und Kiefer), labio-mandibulär (periorale und Kiefermuskulatur)
• Sprachverständnis und Wortfindung intakt
• Läsionslokalisation: häufig im Hirnstamm, in den Basalganglien oder im Cerebellum, Links- oder rechtshemisphärische Läsionen, Periphere Hirnnervenläsionen

Bei der Aphasie ist die gesamte Sprache gestört, d.h. beim Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben. Bei der Dysarthrie ist das Sprachverständnis  und die Wortfindung intakt. Die laute können nicht mehr gebildet werden, da die motorisch/ koordinative Funktion der Muskulatur gestört ist.  

• Patienten, die z.B. nach einem Schlaganfall einen Neglect aufweisen, nehmen eine Hälfte ihrer Umgebung bzw. des eigenen Körpers nicht oder nur schlecht wahr.
•  Alle Sinne können betroffen sein (z.B. visuell, sensibel, motorisch...
• Auftreten typischerweise nach Schädigungen der rechten, nicht sprachdominanten Hemisphäre, d.h. Einschränkung der Wahrnehmung der linken Raum-/Körperseite

Auftreten typischerweise nach Schädigungen der rechten, nicht sprachdominanten Hemisphäre, d.h. Einschränkung der Wahrnehmung der linken Raum-/Körperseite

• Räumliche Orientierung: Häufige Kollisionen z.B. mit dem Türrahmen, Häufigeres Verlaufen, z.B. auf Station, Gefährdung im Alltag, z.B. im Strassenverkehr
• Motorische Vernachlässigung der betroffenen Seite: Gefährdung der entsprechenden Extremität, z.B. Arm hängt in den Speichen des Rollstuhls, schlechtere Reha-Prognose!
• Einschränkungen im Alltag: Gegenstände werden auf der betroffenen Seite nicht gefunden, Körperpflege (z.B. Rasieren) wird nur einseitig durchgeführt, Teller wird nur zur Hälfte aufgegessen, Einschränkungen beim Lesen, Fernsehen usw., Personen auf der betroffenen Seite werden nicht wahrgenommen

Schädigungen überwiegend (ca. 85 %) re. hemisphärisch, (Parietal- / Übergang Temporallappen, häufig bei Media-Infarkt (ggf. auch Posteriorinfarkt)

Neclect = Vernachlässigung einer Körperhälfte, Pat sieht aber noch alles

Hemianopsie = Halbseitenblindheit

Unter doppeltsimultaner Stimulation der rechten und linken Körper-/Raum- /Gesichtsfeldhälfte wird der kontraläsionale Input nicht mehr beachtet, bei einseitiger Darbietung wird Reiz beachtet (bei ca. 70 % der Neglect Patienten)

• Wahrnehmungsstörung für die aufrechte Körperposition des betroffenen Patienten mit (objektiv scheinbar unbegründeter) Angst im Sitz oder Stand, zur nicht gelähmten Seite zu fallen --> aktives drücken mit den nichtgelähmten Extremitäten zur gelähmten Seite
• Auftreten bei Schlaganfällen mit Halbseitenlähmung (bei ca 10%)

Pusher Syndrom (bei ca. 10%)

• Es handelt sich um eine Dysfunktion prämotorischer Areale, das heisst Hirnregionen, die dem motorischen Kortex vorgeschaltet sind.
• Störung der Ausführung willkürlicher zielgerichteter und geordneter Bewegungen bei intakter motorischer Funktion. Eine Apraxie betrifft damit BEIDE Seiten!
• Apraxie kann Mund und Gesicht oder die Gliedmassen alleine betreffen
• Überbegriff für verschiedene Apraxie-Formen mit unterschiedlicher neuroanatomischer Lokalisation. Die Ursache liegt häufig in einer Hirnschädigungen der sprachdominanten Großhirnhälfte (meist links), daher ist die Kombination mit einer Aphasie typisch.

• motorische Apraxie
  • Ideomotorische (ideokinetische) Apraxie: Handlungsabläufe können nicht mehr nachgeahmt werden (Pantomime). Handlungsabläufe, die der Patient einmal erfasst hat, werden immer wieder wiederholt (Perseveration)
  • Ideatorische Apraxie: Sequenzielle Apraxie: gestörtes Handlungskonzept, das es den Patienten unmöglich macht, Einzelbewegungen zu einer Handlung zusammenzusetzen. Und konzeptuelle Apraxie: Verlust des semantischen Wissens von Objektgebrauch
  • Gliedkinetische Apraxie: Verlust der Finger- und Handgeschicklichkeit, die durch die Störung präziser und koordinierter Bewegungen charakterisiert ist
• visuell-konstruktive Apraxie: Unfähigkeit, geometrische Gebilde korrekt zu erfassen und nachzuzeichnen

• Störung des Erkennens bei erhaltener Wahrnehmung
• Kann sich auf verschiedene Sinnesmodalitäten beziehen
  • Visuelle Agnosie: Störung der Fähigkeit, Formen zu erkennen und zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen
• Drei Stufen der Objekterkennung: 1 Wahrnehmen und Erkennen der Striche, Punkte, Farben, 2 Erkennen der Figur, des Ganzen  3 Erkennen des Objektnutzen

Klinik: 

• Umgang mit Hilfsmittel
•  Verkehr/ Orrientierung
• Erkennung von Gesichtern
• Umgang mit Werkzeugen

• Fähigkeit, Defizite als Folge einer Hirnschädigung an sich selbst wahrzunehmen und sich deren Konsequenzen vorzustellen
• Nicht für alle Funktionsstörungen gleichermassen ausgeprägt

Messgrad der Awareness: Unterschied zwischen der vom Patienten erwarteten Leistung und den tatsächlichen Untersuchungsresultaten

• Globale Unawareness Defizit wird nicht wahrgenommen, geleugnet. Überraschte Reaktion, wenn das Defizit durch andere demonstriert wird.
• Informelle Awareness Defizit kann verbal beschrieben werden. Im Moment des Auftretens erfolgt jedoch keine Reaktion, es wird nicht wahrgenommen
• Auftauchende Awareness Defizit wird im Moment des Auftretens wahrgenommen und verbalisiert, dies hat aber noch keine weitere Konsequenz.
• Vorausschauende Awareness Defizit ist dem Patienten bewusst und wird im Alltag entsprechend berücksichtigt

• Handlungsplanung: Handlungsabläufe in sinnvoller Weise planen (Handeln wird unproduktiv unverständlich)
• Antrieb: Initiiere: der Handlung u. diese ablaufen lassen
• Aufmerksamkeit: Sich auf diese Handlung konzentrieren können
• Flexibilität: Von einer Handlung abzulassen und sich auf eine neue konzentrieren, wenn dies nötig ist.

• Störungen äussern sich durch unproduktives und umständliches Verhalten.
• Fehlende Krankheitseinsicht (Anosognosie) ist auch ein Symptom der Frontalhirnläsion und führt zur Überschätzung der eigenen, ohnehin gestörten Fähigkeiten.
• Die fehlende Einsicht kann zu komplexeren Verhaltensstörungen führen: Unpünktlichkeit, Nichterscheinen am Arbeitsplatz oder Ignorieren persönlicher Bindungen, was mitunter das Sozialleben gänzlich ruiniert.

• In leichteren Fällen manifestiert sich ein verminderter Ideenfluss, psychomotorische Verlangsamung bis hin zur Apathie.
• Gesteigerter Antrieb wird von der Umwelt als Ungeduld negativ gewertet

• Fehlende Flexibilität führt mitunter zu stereotypen Verhalten (Perseverationen) – auf der Ebene Denken, Reden und Handeln.
• Handeln an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen

deklarativ: semantisch: gelernte „Fakten“, episodisch: „erinnerungen“ an erlebtes

non deklarativ: prozedurales: eine gelernt Aktivität

Unter Gedächtnis oder der Mnestik im neurologischen Sinne versteht man die Fähigkeit des Nervensystems, aufgenommene Informationen zu kodieren, zu speichern und wieder abzurufen. Einteilung nach der Dauer der Informationsspeicherung:

• sensorisches Gedächtnis: Hält Informationen für Millisekunden bis Sekunden
• Arbeitsgedächtnis (auch Kurzzeitgedächtnis): Speichert Informationen etwa 20–45 Sekunden
• langzeitgedächtnis: Speichert Informationen über Jahr

Störung des Gedächtnisses für zeitliche oder inhaltliche Erinnerungen

Betroffen sind Erwerb und der Abruf neuer deklarativer Informationen Ursachen sind vor allem diffuse oder lokale Läsionen im Bereich des erweiterten hippocampalen Systems

Betroffen sind Gedächtnisinhalte, die vor dem Erkrankungszeitpunkt schon bestanden (vor allem episodische und damit auch autobiographische Informationen)