Familienpsychologie X: Klinische Familienpsychologie

Seminar Familienpsychologie WS21/22

Seminar Familienpsychologie WS21/22


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 02.02.2022 / 06.02.2022
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Beschreibe Hochkonfliktfamilien: 

  • Familien, die in chronische, (hoch-)emotionale Konflikte verstrickt sind, auch nach der Trennung 
  • 3. Stufe der Konflikteskalisation: "Beziehungskrieg - Kampf um jeden Preis" (Jacob, 2019) 
  • Beziehungen (auch Eltern-Kind) stark beeinträchtigt 
  • Gefährdung der Kinder wahrscheinlich 
  • Beratungen, Gerichtsentscheidungen etc. helfen kaum, häufig verweigert 
  • ca. 5% aller Scheidungsfamilien betroffen 
  • binden extrem viele Ressourcen (im Mittel 5-8 Hilfspersonen involviert, häufig mit verstrickt (Triangulation))

Nenne Eigenschaften von Hochkonfliktfamilien: 

  • mangelnde Selbstreflexion/Eigenverantwortung 
  • Abwertung des Partners, Misstrauen, Anschuldigungen 
  • starke (negative) emotionale Verbindungen 
  • keine neuen Liebesbeziehungen 
  • Instrumentalisierung der Kinder, hoher Leidensdruck 

keine Unterschiede bei 

  • soziodemographischen Merkmalen 
  • Dauer seit Trennung 
  • Anzahl/Alter der Kinder 
  • Streitthemen 

Beschreibe wie es Kindern in Hochkonfliktfamilien geht: 

  • häufig Persönlichkeitsakzentuierungen/-störungen bei mind. einem Elternteil 
  • bei ca. 30% Gewalt in Beziehungen 
  • dauerhafte emotionale Unsicherheit in der Familie: chronischer Stress + Entwicklungsrisiko 
  • häufig externalisierendes + internalisierendes Problemverhalten und schulische Probleme 
  • Jouriles et al. (2014): Involviertheit der Kinder in Paarkonflikte war Prädiktor für späteres externalisierendes Verhalten (nicht umgekehrt) 
    • Kinder können trotzdem fröhlich und unbelastet wirken! 

Berichte die Ergebnisse von Mahrer et al. 2018 zu der Frage, ob co-parenting nach Trennung bei Hochkonflikthaftigkeit schadet: 

  • uneinheitliche Befunde bez. Zusammenhang Vaterkontakt und Problemverhalten 
  • Hinweise darauf, dass co-parenting ungünstig ist, wenn elterliche Konflikte viele Jahre nach Trennung anhalten (chronischer Stress) 
  • dabei ist aber nicht die Konflikthaftigkeit entscheidend, sondern die Involviertheit des Kindes 

Worauf sollte man bei Interventionen bei Hochkonfliktfamilien achten? 

  • Intervention wird häufig boykottiert 
  • ggf. Einzel- kombiniert mit Paarsitzungen (therapeutisches Team!) 
  • Lösungsorientiert, NICHT Aufarbeitung (Ziel:"Elternteam") 
  • Rederegeln (Beiträge müssen lösungsorientert sein, Berater*in darf unterbrechen) 
  • Kind einbeziehen: Einzelsitzungen, um Bedürfnisse zu erfragen und Eltern (hinterher, ohne Kind) zu sensibilisieren 

Ergebnisse Rothenberg et al. 2018 

  • chronische Familienkonflikte führen zu depressiven und externalisierenden Symptomen der Kinder 
  • diese wiederum sagen einen Konflikt in ihrer späteren, eigenen Familie vorher

Was ist der höchste Risikofaktor für Kinder, selbst psychisch zu erkranken? 

Psychische Erkrankung der Eltern

Wieviele Kinder in Deutschland haben psychisch kranke Eltern? 

ca. 3 Millionen

Nenne die Elternschatsraten für affektive Störungen, Suchterkrankungen, schizophrene Erkrankungen, Persönlichkeits- und neurotische Störungen: 

  • Affektive Störungen: 70% 
  • Suchterkrankungen: 55% 
  • Schizophrene Erkrankungen: 47% 
  • Persönlichkeits- und neurotische Störungen: 44% 

Was ist die Drittelhypothese? 

Ungefähr ein Drittel der Kinder psychisch kranker Eltern sind unauffällig, ein Drittel tragen vorübergehende Störungen davon und ein Drittel sind langandauernd behandlungsbedürftig. 

Bei welcher psychischen Erkrankung ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder ein langandauerndes psychisches Problem davontragen am höchsten? 

Persönlichkeitsstörungen der Eltern

Bei psychisch kranken Eltern ist es ..., dass der Partner auch psychisch erkrankt ist. 

Wahrscheinlicher! 

Was sind Risikofaktoren für die Kinder psychisch erkrankter Eltern? 

  • Beeinträchtigung der Kinder ist umso größer, 
    • je länger die elterliche Erkrankung dauert 
    • je mehr Krankheitsepisoden bisher vorkamen 
    • je schwerer die elterliche Erkrankung ausgeprägt ist 
  • enge Wechselwirkung zwischen psychischer Erkrankung von Elternteil und ehelicher Disharmonie 
  • geringe Empathie, Bindungs- und Erziehungsfähigkeit des kranken Elternteils 
  • mangelnde Aufklärung über Störungsbild der Eltern, Tabuisierung --> Unsicherheit, Selbstzweifel 
  • evtl. Isolation - Mangel an kompensatorischen Beziehungen 
  • Parentifizierung --> chronische Überforderung 
  • "expressed emotions": Familienklima mit viel negativer Emotionalität, v.a. bei Psychosen 
  • Armutsrisiko 
  • additive Wirkung der Risikofaktoren!

Was sind Schutzfaktoren für Kinder psychisch kranker Eltern? 

  • positive tragfähige und Sicherheit vermittelnde Beziehungen
  • adäquate Aufklärung der Kinder 
  • gesunde erwachsene Bindungsperson(en) 
  • gute Bewältigungsstrategien der Eltern bei psych. Krisen 
  • Problembewusstsein der Eltern

--> Ressourcenstärkung als zentrales Ziel von Intervention

--> Schutzfaktoren wirken additiv --> Resilienz

Wie sollten Interventionen für Kinder psychisch kranker Eltern aussehen? 

  • sehr unterschiedlich je nach Störungsbild/Schweregrad: 
    • Alltagsanamnese! (Kindeswohlgefährdung) 
    • --> ggf. sozialpädagogische Familienhilfe, (temporäre) Fremdunterbringung 
    • kindgerechte Aufklärung (Entlastung) 
    • Resilienzförderung (z.B. "Auryn"-Gruppen) 
    • Psychoedukation (Eltern, Rückfallprävention) 
    • ggf. Familientherapie 

Was ist Resilienz? 

  • seelische Widerstandskraft, Belastbarkeit, innere Stärke, erworbene psychische Robustheit 
  • Fähigkeit vorhandene Mechanismen zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben trotz schwieriger Umstände zu aktivieren 
  • Resilienzfaktor wird nur wirksam, wenn Gefährdung vorliegt 
  • keine zeitlich stabile, situationsübergreifende Eigenschaft 

Schlüsselprozesse familiärer Resilienz

1. Überzeugung der Familie

  • optimistische Einstellung 
  • Spiritualität und Transzendenz 
  • Sinn finden in widrigen Lebensumständen

2. Strukturelle und organisatorische Muster 

  • soziale Ressourcen 
  • Verbundenheit
  • Flexibilität 

3. Kommunikation und Problemlösung 

  • Gefühle ausdrücken 
  • gemeinsam Probleme lösen 
  • Klarheit schaffen 

 

Emotionsorientierte Coping-Strategien kommen häufiger ...

... mit zunehmendem Alter vor. 

Berichte die Ergebnisse der Studie "Psychische Auffälligkeiten von Kindern psychisch kranker Eltern im
Perspektivenvergleich": 

Die CHIMPs Intervention für Kinder psychisch kranker Eltern wirkt sich positiv auf die Kinder aus und die Effekte sind über einen Zeitraum von 6 Monaten weitestgehend stabil

  • v.a. aus Sicht der Patienten 
  • aus Sicht der Kinder verringert sich nur die externe Symptomatik 

Was ist CHIMPS? 

  • = Children of Mentally Ill Parents 
  • manualisierte Intervention für Kinder psychisch kranker Eltern 
  • Fokus: Verbesserung der psychischen Gesundheit und der Lebensqualität der Kinder 
  • Interventionen zur Krankheitsbewältigung in der Familie, den Familienbeziehungen, der sozialen und professionellen Unterstützung und der Familiendynamik und -funktionalität

Berichte die Ergebnisse der Studie "A randomized comparative effectiveness trial of two court-connected programs for high -conflict families": 

  • Ziel des Programms: 
    • Eltern motivieren, ihre Kinder weniger zwischenmenschlichen Konflikten zwischen den Eltern auszusetzen 
    • ihre rechtlichen Konflikte zu lösen 
    • die Qualität der Elternschaft zu verbessern
  • "Programm zur Lösung von elterlichen Konflikten (PCR)" vs. "Familien Übergangsbegleitung (FTG)"
  • FTG
    • Bericht des Kindes: geringeres Gefühl in der Mitte zu stehen und dadurch weniger Verhaltensprobleme (Mediation)
    • weniger Schriftsätze und Protokolleinträge und weniger Gerichtszeit (nur bei denen, die einen Anwalt hatten)
  • PCR
    • Bericht der Eltern: PCR hat mehr positive Auswirkungen 
    • !soziale Erwünschtheit