Familienpsychologie II: Familientheorien

Seminar Familienpsychologie WS21/22

Seminar Familienpsychologie WS21/22


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Flashcards 36
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 31.01.2022 / 20.01.2023
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Systemische Perspektive von "Familie" 

Familie als soziales System mit besonderen Verhaltensweisen, Beziehungen und Subsystemen

Wie heißen die Familiendimensionen nach dem Familienklima-Ansatz? 

nach Schneewind (1988): 

  • Normativ-autoritäres Klima 
  • Anregendes Klima 
  • Positiv-emotionales Klima 

Beschreibe das normativ-autoritäre Klima nach dem Familienklima-Ansatz. 

  • Kontrolle, starre Regeln und Organisation 
  • Leistungsorientierung 
  • geringe Selbstständigkeit

Beschreibe das anregende Klima nach dem Familienklima-Ansatz. 

  • aktive Freizeitgestaltung 
  • kulturelle Aktivitäten 
  • Offenheit 

Beschreibe das positiv-emotionale Klima nach dem Familienklima-Ansatz. 

  • Zusammenhalt 
  • Geringe Konfliktneigung 

Nenne und beschreibe die vier Bindungstypen nach Ainsworth (1978) im Fremde-Situation-Test. 

  • sicherer Bindungsstil: kein Vermeidungsverhalten bei Wiedervereinigung 
  • unsicher-vermeidender Bindungsstil: Ignorieren/Ablehnen bei Wiedervereinigung 
  • unsicher-ambivalenter (ängstlicher) Bindungsstil: Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (Nähe suchend - ablehnend) 
  • desorganisierter Bindungsstil: konfus, Nähe/Furcht-Konflikte 

Nenne und beschreibe Bindungsstile von Erwachsenen: 

  • Sicher: Ich finde das es ziemlich leicht für mich ist, anderen gefühlsmäßig nahe zu sein. Es geht mir gut, wenn ich mich auf andere verlassen kann und wenn andere sich auf mich verlassen. Ich mache mir keine Gedanken darüber, dass ich allein sein könnte oder dass andere mich nicht akzeptieren könnten. 
  • Abweisend: Es geht mir auch ohne enge gefühlsmäßige Bindung gut. Es ist sehr wichtig für mich, mich unabhängig und selbstständig zu fühlen, und ich ziehe es vor, wenn ich nicht von anderen und andere nicht von mir abhängig sind. 
  • Ängstlich: Ich empfinde es manchmal als ziemlich unangenehm, anderen nahe zu sein. Ich möchte Beziehungen, in denen ich anderen nahe bin, aber ich finde es schwierig ihnen vollständig zu vertrauen oder von ihnen abhängig zu sein. Ich fürchte manchmal, dass ich verletzt werde, wenn ich mir erlaube, anderen zu nahe zu kommen. 
  • Besitzergreifend: Ich möchte anderen gefühlsmäßig sehr nahe sein, aber ich merke oft, dass andere Widerstände dagegen errichten, mir so nahe zu sein, wie ich ihnen nahe sein möchte. Es geht mir nicht gut, wenn ich ohne enge Beziehung bin, aber ich denke manchmal, dass andere mich nciht so sehr schätzen wie ich sie. 

Berichte die Ergebnisse der Stude von Cohn, Silver et al., 1992 zur Qualität der Paarbeziehung in Abhängigkeit von interner Bindungsrepräsentation der Partner: 

  • unsicher-unsicher: viele Konflikte, wenig positive Interaktionen, geringe Paarkompetenz 
  • unsicher-sicher: wenige Konflikte, viele positive Interaktionen, mittlere Paarkompetenz
  • sicher-sicher: wenige Konflikte, mittlere positive Interaktionen, hohe Paarkompetenz

Berichte die Ergebnisse von Cohn, Cowan et al., 1992 zur Qualität der Eltern-Kind-Beziehung in Abhängigkeit von interner Bindungsrepräsentation der Partner: 

  • Eltern, die einen unsicheren Bindungsstil hatten wurden als weniger warm und weniger strukturgebend eingeschätzt als Eltern, die sicher gebunden sind 

Risikofaktoren nach Verhage et al. 2018, die dazu führen, dass ein sicherer Bindungsstil nicht weitergegebn werden kann: 

  1. Jugendliche Mutter
  2. keine biologische Beziehung 
  3. Frühgeburt und/oder niedriges Geburtsgewicht 
  4. Psychopathology der Mutter
  5. Substanzmissbrauch der Eltern 
  6. elterlicher Missbrauch/Kindheitstrauma 
  7. Kindsmissbrauch 
  8. Gesundheit des Kindes 
  9. Mutter aus anderem Grund nicht in der Lage zu antworten 
  10. Demografisches Risiko/Armut 

Was ist die Grundannahme der Austauschtheorie? 

Soziale Interaktionen werden geleitet von Kosten-/Nutzenerwartungen. 

Laut der Austauschtheorie sind soziale Beziehungen...

  • gekennzeichnet durch Interdependenz 
  • werden durch Gegenseitigkeit und Fairness reguliert: "Belohnung" wird gegeben in Erwarung des eigenen Vorteils, nicht aus Altruismus 
  • bisherige Beziehungserfahrungen sind entscheidend 

Beschreibe das Investment Modell der Austauschtheorie: 

Ein hohes Commitment für eine Beziehung (=Verpflichtung/Bindung gg.über Partner) ergibt sich aus einer hohen Zufriedenheit (Nuzen>Kosten?), wenig Alternativen (Verfügbarkeit, Qualität) und dem schon erfolgten Investment (=Ressourcen, die in die Beziehung investiert wurden und evtl. bei Trennung verloren gehen). Ein hohes Commitment trägt zu einer Aufrechterhaltung der Beziehung bei. 

Beschreibe das Konzept der Familienphasen: 

Es gibt typische und untypische Familienentwicklungsaufgaben, die gemeinsam bewältigt werden müssen. 

Was sind typische/normative Entwicklungsaufgaben? 

Familienentwicklungsaufgaben, die aufgrund körperlicher Veränderungen, gesellschaftlicher Erwartungen und individueller Ziele entstehen. 

Was sind untypische/nicht-normative Entwicklungsaufgaben? 

Familienentwicklungsaufgaben, die aufgrund besonderer Lebensumstände der Familien hinzu kommen. Zum Beispiel durch eine Patchwork-, Regenbogenfamilie oder durch Trennung, Tod, Krankheit, Behinderung, etc. . 

Nenne und beschreibe die Unterteilung familiärer Stressoren nach Burr & Klein, 1994: 

  • Level 1: "Familienübliche" Stressoren (normativ: Zeitdruck, Schulprobleme, ...) 
  • Level 2: potenziell krisenhafte (strukturverändernde aber normative) Übergänge (Elternschaft, empty nest, ...) 
  • Level 3: Grundlegende Konzepte in Frage gestellt (lebensbedrohliche Erkrankungen etc., nicht-normativ) 

Unspezifische Familienressourcen nach der Familienstresstheorie: 

  • gute soziale Unterstützung
  • positive Grundeinstellung 
  • Bildung 
  • gute Paarbeziehung 
  • familiärer Zusammenhalt 
  • konstruktive Kommunikationsmuster 
  • finanzielle Ressourcen 

Was ist ein System? 

= Menge von Elementen sowie ihre Beziehungen und Wechselwirkungen untereinander 

Wie definiert die Familiensystemtheorie Familie? 

  • intimes Beziehungssystem 
  • Verbindung durch emotionale Bindungen und Kommunikation 
  • Familien sind offene, sich entwicklende, zielorientierte und sich selbst regulierende Systeme 
  • Familie als Ganzes steht im Mittelpunkt, Familie ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder 

Erkläre den Aufbau im Familiensystem 

  • Subsysteme: Geschwister, Eltern, Individuum 
  • Suprasysteme: Verwandtschaft, Freunde, Nachbarn 

Beschreibe die Ebenen im Famliensystem und die sich daraus ergebende Sichtweise:

  • Personale Ebene: Individuum als körperlich-seelisches System 
  • Interpersonale Ebene: Individuum in wichtiger sozialer Beziehung 
  • Systemische Ebene: Individuum im Gesamtkontext 

--> multiperspektivische systemische Sichtweise 

Nenne zentrale Aspekte der Familiensystemtheorie: 

  1. Ganzheitlichkeit 
  2. Offene und geschlossene Systeme 
  3. Zielorientierung 
  4. Regelhaftigkeit 
  5. Zirkuläre Kausalität 
  6. Rückkopplung 
  7. Äqui- und Multifinalität 
  8. Selbstorganisation und Homöostase 
  9. Wandel erster und zweiter Ordnung 
  10. Internes Erfahrungsmodell 

Beschreibe den zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Ganzheitlichkeit: 

  • Person im Kontext ihrer Umwelt wahrnehmen 
  • jeder Teil eines Systems ist mit den anderen Teilen verbunden (Mobile) 
  • eine Änderung in einem Teil des Systems hat Auswirkungen auf das ganze System (Mobile) 

Beschreibe den zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie offene und geschlossene Familiensysteme: 

  • Ausmaß an Austausch von Materie, Energie und Information zwischen einem System und seiner Umwelt 
  • Abgrenzung von Systemen zu anderen Systemen z.B. in Subsysteme: zwischen den Geschlechtern innerhalb der Familie oder in Suprasystemen: von der Familie nach außen 

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Zielorientierung von Familien: 

  • explizite und implizite Ziele geben Sinn, können den Zusammenhalt fördern oder ihm schaden 
  • Ziele verändern sich je nach Lebensumständen und Familienphasen

Familienziel mit kleinen Kindern: Koordination von Kindererziehung und Berufstätigkeit/Studium

Familienziel mit Jugendlichen: Balanca zwischen elterlicher Verantwortlichkeit und Autonomie Kind 

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Regelhaftigkeit in Familiensystemen: 

  • explizite oder implizite regelhafte Strukturen von Verhalten, Kommunikation und Rollenverteilung 

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Zirkuläre Kausalität: 

  • Verhalten von Interaktionspartnern bedingt sich wechselseitig

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Rückkopplungsprozesse in Familien: 

  • Verhaltensweisen verschiedener Familienmitglieder wirken wechselseitig aufeinander zurück (Feedback)
  • z.B. positive Rückkopplung: Teufelskreis, Tendenz zur Eskalation, Streit schaukelt sich auf durch Schuldzuweisung und Aggression

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Selbstorganisation und Homöostase: 

  • Selbstorganisation = Autopoeisis: Selbsterhaltungs-, Selbstherstellungs- sowie Identitätsbildungs- und Anpassungsfähigkeit innerhalb der Grenzen des Systems 
  • Homöostase: Erhaltung eines Kräftegleichgewichts 
  • Systeme regulieren sich selbst mit dem Ziel, Homöostase herzustellen unter anderem durch negative Rückkopplung und Orientierung an Zielen und Regeln -> Schwierigkeit der externen Einflussnahme 

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Wandel erster und zweiter Ordnung: 

  • Art der Veränderung bei Anpassungsbedarf des Systems 
  • Wandel erster Ordnung: System bleibt bestehen, Konstellationen und Abläufe ändern sich; Bsp.: schlechte Noten des Kindes -> geringerer Videospielkonsum 
  • Wandel zweiter Ordnung: System ändert sich: Rollenverständnis und Kommunikationsregeln; Bsp.: Tochter beginnt Ausbildung zur Schreinerin, obwohl Eltern wollen dass sie Ärztin wird, nach Kontaktpause Annäherung und Verständnis 

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Internes Erfahrungsmodell: 

  • Repräsentation des Familiensystems inklusive dessen Kommunikationsregeln in der subjektiven Erfahrung einer Person

Beschreibe des zentralen Aspekt der Familiensystemtheorie Äqui- und Mulitfinalität: 

  • Äquifinalität: Viele Wege führen nach Rom --> Ziele können auf unterschiedliche Weise realisiert werden 
  • Multifinalität: Dasselbe Ereignis kann zu unterschiedlichen Wirkungen oder Endzuständen führen

Was ist Konstruktivismus? 

= eine erkenntnistheoretische Position: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? 

  • jeder Mensch konstruiert sich seine eigene subjektive Realität
  • die Familie als soziales Referenzsystem hat eine kollektive Sicht der Wirklichkeit, die von unterschiedlichen Personen akzeptiert wird 
  • subjektive und kollektive Familienrealität beeinflusst Wahrnehmung & Verhalten einzelner Familienmitglieder 

 

Welche Relevanz hat der Konstruktivismus für die psychologische Praxis? 

  • Therapeut*innen oder Berater*innen haben eine eigene, subjektive Sicht der Klient*innen und der Problematik 
  • die subjektive Realität der Klient*innen muss verstanden werden 
  • Veränderungsmotivation muss von Klient*innen kommen, alternative Sichtweisen können nicht aufgezwungen werden 

Doppeltes ABCX-Stressmodell nach McCubbin & Patterson (1983) (auf Tab) 

siehe Tab