Medizinische Grundlagen II

Psychopharmakologie

Psychopharmakologie


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Flashcards 261
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 20.01.2022 / 20.01.2022
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Histaminerges System

wichtiger Ursprungsort: Nucleus tuberomammilaris
Ag: Amygdala
HC: Hippocampus
Th: Thalamus
Str: Striatum

Antihistaminika- Wirkung

(genauer: H1- Antihistaminika) vermindern durch Blockade der H1- Rezeptoren diese Reaktionen und werden daher u.a. bei Allergien verordnet (bsp. Heuschnupfen) 
 

 

Wo finden sich noch H1- Bindungsstellen, was passiert bei deren Stimulierung bzw. bei Gabe von H1- Antihistaminika?

es befinden sich H1- Bindungsstellen im ZNS- ihre Stimulierung durch Histamin (das hier als Transmitter wirkt) führt zu einem Zustand besonderer Wachheit (alertness) 

-> H1- Antihistaminika der ersten Generation haben daher als Nebenwirkung oft beeinträchtliche Sedierung

-> Neuere Substanzen 
blockieren vergleichsweise selektiv periphere H1- Bindungsstellen und sedieren daher nicht oder kaum; sie haben die alten, müdemachenden Heuschnupfmittel weitgehend verdrängt

 

Wo werden die älteren, zentralnervös wirksamen H1- Antihistaminika dennoch weiter  gezielt genutzt?

In einigen Schlaf- und Beruhigungsmitteln

y- Amino- Buttersäure (GABA)

- Stärkster und häufigster inhibitorischer Transmitter im ZNS
- etwa 30-40% aller zerebralen Rezeptoren sind GABA- Rezeptoren
- GABA- Interaktion verbessert die Leitfähigkeit für Chloridionen 
- verstärkte Cl- Influx hyperpolarisiert die postsynaptische Membran und füjhrt zur Hemmung 
- Benzodiazepine (Tranqualizer) potenzieren diese Wirkung
-GABA: u.a. im Kortex, Hippocampus, Kleinhirn und den Basalganglien 
- Synthese aus Glutamat (Aminosäure). Inaktivierung durch Reuptake (Neuronen und Glia) und enzymatischer Abbau

Abbildung "GABA inhibitory chloride channel"
->Chlorid -Kanal... Interaktion von Rezptoren

Zwei Rezeptoren für GABA: Besetzung öffnet Kanal, Chloridionen störmen ein -> Hyperpolarisation (IPSP) 
 
Zwei Repzeotren für Benzodiazepine (z.B. Diazepam (Valium)), binden: Besetzung führt nicht direkt zur Weitstellung des Kanals, sondern verstärkt die Effekte der Andockung von GABA, sensibilisiert die eigentlichen GABA- Rezeptoren- weshalb Benzodiazepine wenig toxisch sind und eine große therapeutische Breite besitzen 

Ein Rezeptor für Barbiturate, eventuell auch Alkohol: Die Besetzung der fünften Bindungsstelle führt direkt zur Öffnung des Chloridkanals, was die höhere Toxizität der Barbiturate erklären würde. 

Ein Rezptor für Neurosteroide und Anästhetika

Glutamaterges System- 
NMDA Rezepor (komplexer Rezeptor)

Spannungs- und Liganden- stimulierter Rezptor
(Kanal mit vielen Rezeptoren)

- Bindungsstelle für Agonisten (Glutamat) 
- Natrium und Kalium- Kanal
- Magnesium- Ionen- Blockade (Magnesium- Teilchen blockiert Kanal)
- Co-Aktivtor Bindungsstelle Glycin)
- Inhibitorische Bindungsstelle 
-Polyamin- Bindestelle
- Kanalbklocker PCP

-> NMDA Rezpeptor immer direkt oder indirekt in Bewusstseinsprozesse involviert

Wirkung über longterm- potentiation

NMDA- Rezptor / AMPA- Rezptor

-Strutureller Umbau der Postsynaptischen Membran

NMDA- Rezeptor wird durch die Ausschüttung von Glutamat aktiviert. Wenn das sehr häufig passiert, dann bewirkt der Einstrom von Calcium/ die Aktivierung des Rezptors, dass in der Postsynaptischen Membran auch AMPA- Rezeptoren eingebaut werden. 
Diese bleibt dann dauerhaft in der Postsynaptischen Membran bestehen --> Langzeitpotenzierung: Wichtiges Prinzip von Lernen/ Gedächtnisbildung

Cholinerges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Gedächtnis, Schlaf, vegetative Prozesse

Pharmakologische Beeinflssung: 
Fördernd: Cholinesterasehemmer, Niktotin
Hemmend: Anticholinergika 

Dopaminerges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Motorik, Belohnung (Euphorisierung), Prolaktinausschüttung, psyotische Symptomatik 

Pharmakologische Beeinflussung:
Fördernd: L-Dopa, Kokain, Amphetamine, MAO-Hemmer 
Hemmend: Neuroleptika (durch Rezeptorblockade)

 

Noradrenerges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Aktivierung, Angst, affektive Störungen, vegetative Prozesse
 Pharmakologische Beeinflussung: 
Fördernd: Kokain, Amphetamine, MAO- Hemmer, trizyklische Antidepressiva

Hemmend: Neuroleptika, Betablocker
 

Serotonerges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Schlaf, Angst, affektive Störungen, Zwänge, Impulskontrolle, Schmerzhemmung

 Pharmakologische Beeinflussung:
Fördernd: trizyklische Antidepressiva, selektive Serotoninwiederaufnhamehemmer (SSRI), MAO- Hemmer, Buspiron, Serotoninpräkursoren
Hemmend: Rezeptorblocker, Tryptophanentzug
 

Histaminerges System ((Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Allergische Reakionen, Magensäuresekretion, Wachheit

Pharmakologische Beeinflussung:
Fördernd: ? 
Hemmend: H1- Antihistaminika

GABAerges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Sedierung, Anxiolyse
 Pharmakologische Beeinflussung:
Fördernd: Benzodiazepine, Alkohol
Hemmend: Benzodiazepinantagonisten

Glutamaterges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Aktivierung, Gedächtnis
Pharmakologische Beeinflussung:
Fördernd: eventuell atypische Neuroleptika
Hemmend: Alkohol, NMDA- Antagonisten

Opioderges System (Bedeutung/ Pharmakologische Beeinflussung)

Bedeutung: Schmerzhemung, Euphorisierung 

 Pharmakologische Beeinflussung: 
Fördernd: Exogene Opioide (z.B. Morphin, Heroin) 
Hemmend: Opiatantagonisten

Rezeptortypen 
Dopamin

D1- D5

Rezeptortypen 
Noradrenalin/ Adrenalin

alpha 1, alpha 2

beta 1, beta 2, beta 3

Rezetortypen Serotonin

13 Varianten von 5-HT (z.B. 5-HT1A, 1B, ...)

Rezpetortypen 

Glutamat

NMDA 
AMPA
Kainat
metabotrop

Rezeptortypen GABA
 

A
B

Pharmakokinetische Kenngräßen

-> Kenntnis dieser Kenngräßen ist notwendig um Dosierungsempfehlungen zu geben, Wirkungen und Nebenwirkungen, abe auch Dauer und potenzielle Wechselwirkungen beurteilen zu können 
z.B. Clearance: Blut- und Plasmavolumen, aus dem in einer definierten Zeiteinheit das Pharmakon eliminiert wird 
Hepatische Clearance abhängig von Enzymaktivität, Lebermasse und Leberdurchblutung


Pharmakokinetisch: verbunden mit der Veränderung pharmakokinetischer Kennparameter wie z.B. höhere Plasmakonzentrationen, verlängerte Eliminationshalbwertszeit usw.

Arzneimittelinteraktionen:

Pharmakodynamisch 

- identischer Wirkmechanismus (z.B. durch Verstärkung anticholinerger Nebenwirkungen durch Kombination anticholinerg wirksamer Antipsychotika und Antidepressiva)

 

Anderer Wirkmechanismus (z.B. zentrales Serotoninsyndrom durch MAO- Hemmung und gleichzeitige 5-HT- Wiederaufnahmehemmung)

Synergisch: Verschiebung der Dosis- Konzentrations-Wirkungskurve des Pharmakons nach links (sich verstärkende Wirkung)

Antagonostisch: Verschiebung der Dosos-/Konzentrations- Wirkungskurve nach rechts -> Wirkung eines Medikaments wird durch ein zweites behindert

Pharmakokinetisch- verschiedene Ebenen der Arzneimittelinteraktion

Absorption  (z.B. Resorptionshemmung durch Antazida, Ionenaustauscher, Nahrungsbestandteile wie Gerbstoffe, Resorptionsveränderungen durch anticholinerge AM aufgrund von Motilitätsstörungen der Magen- Darm- Passage) 

Metabolismus (Enzyminhibition durch Hemmstoffe wie z.B. Fluvoxamin oder Melperon oder Enzyminduktion z.B. durch Carbamezepin oder Rauchen)

Exkretion (z.B. Veränderung der Nierendurchblutung durch nichtsteroidale Antiphlogistika, ACE- Hemmer oder Coffein)
 

Biotransformationsreaktionen im Arzneistoffwechsel werden unterteilt in 

Phase 1
Veränderung durch Oxidation, Reduktion, Hydrolyse -> oftmals biologisch aktive Metaboliten (Phase 1 führt oft erst dazu, dass Wirksamkeit entsteht)



Phase 2: Kopplungsvorgänge (Konjugationsbildung) mit Glukuronsäure, Schwefelsäure, Aminisäuren an Reaktionsfähigken Gruppen aus Phase 1 -> Unwirksame Metaboliten (können dann auch ausgeschieden werden)

Für Phase-1- Reaktionen (überwiegend in Leberzellen)  sind v.a. Cytochrom P450 Isoenzyme von Bedeutung...

Im menschlichen Genom sind 57 Cytochrom P450 Enzyme encodiert 

- Nur 5 dieser Enzyme sind für die Metabolisierung von nahezu 95% aller Medikamente verantwortlich: 

CYP 3A4: 46%
CYP 2D6: 12 % 
CYP 2C9%: 16%
CYP 2C19%: 12%
CYP 1A1/2 

- Insgesamt 15 dieser Enzyme sind an der Metabaolisierung von Medikamenten und anderen Fremdstoffen beteiligt

Unterschiede im Arzneimittelmetabolismus können u.a. genetisch determinierte Allelvarianten determiniert sein: 

--> Metabolisierungstypen

"langsame" Metabolisierer (poor metabolizer,PM)
- "intermediär" Metabolisierer  (intermediate metabolizer, IM)
- "normaler" Metabolisierer (extensive metaboliser, EM)
"Schneller" Metabolisierer (ultrarapid metaboliser, UM, Verdopplung bzw. Vervierfachung der CYP 2D6 Allele)

Metabolisierung:
Haufigkeiten je nach Ethnie (Polymorphismen) 

CYP 2D6: Poor Metabolizer: 5-10% der Europäer 
Intermediate Metabolizer: 5-10% der Europäer 
ultrarapid metabolizer: 1-10% der Europäer, 12% der Spanier / 15% der Nordafrikaner , bis zu 21% Saudi Arabien, bis zu 29% (Sehr hohe Dosierung, Plamakonzentration aber normal, weil UM)

--> Aufdosierungs- Schemata! 

Beispiel Enzyminhibition (1)

Perazin (Antipsychotikum) hemmt CYP1A2 deshalb keine Kombination mit Substraten von  CYP1A2 wie Clozapin

Risiko von Unverträglichkeit und Intoxikation

Beispiel Enzyminduktion (2)

Rauchen induziert CYP1A2

Erhöhte Clearance (schnellerer Abbau) von Substraten wie Olanzapin, Duloxetin oder Clozapin um ca. 50 %
->geringere Wirkung

- Was passiert nach Aufhören des Rauchens? (Achtung: deutlich höhere Dosierung aufgrund von Rauchen! -> Nebenwirkungen! 
muss abgesprochen werden!)

Beispiel Kombination von pharmakodynamische und pharmakokinetischen Effekten 

Amitryptillin (Trizyklisches Antidepressivum) und Fluoxetin (SSRI)- beide (z.T.) am Serotoninsystem wirkend
- Serotonerg: pharmakodynamische Interaktion (pharmakodynamisch) + 
- Fluoxetin und sein Metabolit Norfluoxetin sind potente Inhibitoren von CYP2D6, über das Amitryptelin abgebaut wird 

Tacharrhythmien bis zum Herzstillstand
 

Arzneimittelinteraktion: Was ist wichtig?

- Falls möglich, immer Monotherapie bevorzugen

- Ältere Patienten: für Arzneimittelinteraktionen  besonders anfällig

- Bei bestimmten Psychopharmaka muss mit Arzneimittelinteraktioenn auch noch nach dem Absetzen gerechnet werden, z.B. irreversible MAO- Hemmer bis 14 Tage (bei Umstellung der Medikamente so lange warten) , Fluoxetin bis zu 5 Wochen

Benzodiazeptine

- wirken am ionotropen GABA- Rezeptor
- sind hochwirksame Substanzen, die schnell und zuverlässig wirken, gut verträglich sind und eine große therapeutische Breite haben 

- Einsatz Nosologie- übergreifend symptomorientiert, a.e. nur kurzfristig und inital bevor andere therapeutische Strategien greifen (z.B. bei schweren Depressionen mit akuter Suizidalität oder auch mit schnellem Kupieren von Panikattacken vorübergehend; z.B. bis zum Wirkeintritt des Antidepressivums), oder bei internistischen Notfällen (z..B. akuter Herzinfarkt)
- bei akuter Symptomatik sollten Benzodiazepine nicht länger als 1-2 Wochen gegeben werden 

-Sehr sorgfältige Indikationsstellung wegen Abhänigigkeitsrisiko und Toleranzentwicklung

Benzodiazepine: Abhängigkeitsrisiko

Punktprävalenz  (DE) / Geschlechtsverhältnis/ Erkrankungsalter

- Medikamentenabhängigkeit geschätzt ca. 1-2 Millionenn 
Abhängige Benzodiazepinabhängigkeit: geschätzt 1,2 Millionen 
 

- Geschlechtsverhältnis: Schädlicher Gebrauch Männer 3,2%; Frauen 5,5%,
--> Steigerung der Prävelenz mit zunehemden Alter, insbesondere ab dem 50. LJ


 

Benzodiazepine: 
Wichtige Komorbitäten

Angsterkrankungen, Schlafstörungen, Depressionen, Schmerzerkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, andere Suchterkrankungen 
 

Benzodiazepine: Übersicht und Epidemiologie
 

- gehören zu den am häufigsten verordneten Medikamenten, welche als Hypnotika oder Anxioloytika zur Behandlung von Entzugssymptomem sowie als Antiepileptika und gelegentlich als Muskelrelaxanzien verwendet werden 

- Abhängigkeit wird durch eine Einnahme länger als 3-4 Monate prädisponiert 

- Psychiatrischen Vorerkrankungen, speziell Angsterkrankugnen oder eine orimäre Sucht, sind Risikofaktoren für Abhängigkeitsentwicklungen

- Dosis sollte gering gehalten werden ("low dose dependence")

- Ursachen für eine Abhängikeit können vielseitig sein (Analgetika, Schlafmittel), Frauen haben höhere WSK für Abhängigkeit

Neurobiologische Grundlagen:
Mechanismus?
Wieso eigentlich Suchtmittel? 

B. wirken im Gehirn über den inhibitorisch wirkenden Neurotransmitter GABA
- Molekularbiologisch wurden am GABA Rezeptor mehrer Untereinheiten identifiziert, wobei am GABA((A)- Rezpetor bestimmte Benzodiazeptin- Rezeptoren existieren 

- diese wirken modulierend auf die Dopamin- Aussschüttung im Nucleus accumbens und im bentralen Tegmentum ein, was als gemeinsame Endstrecke der meisten Suchtmittel angesehen wird

- Klinisch kann man u.a. kurz und lang wirksame Benzodiazepine bzw. solche mit und ohne pharmakologisch aktiven Metaboliten unterscheiden

Symptome einer Benzodiazepin- Überdosierung

- Ausgeprägte Sedation

-Müdigkeit

- motorische Schwächung

-Verlangsamung

- Dsyarthrie (Sprechstörung)

-Ataxie (Bewegungsstörung)
- konsekutive Stürzneigung etc.

Benzodiazepinentzugssymptome 
- psychopathologisch

Vermehrte Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, innere Unruhe, ängstlich depressive Syndrome, erhöhte Irritabilität, psychoseähnliche Zustände, Delirien, Depersonalisation, Derealisation, Verwirrtheitszustände

Benzodiazepinentzugssympome
- Vegetative Symptome

Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Motorische Unruhe, Erhöhe Herzfrequenz, Blutdrucksteigerung, Kopfschmerzen, Muskelverspannung