Gutachten
Diagnostik
Diagnostik
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Cartes-fiches | 70 |
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Utilisateurs | 12 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 07.01.2022 / 22.07.2023 |
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Erläutere das übergeordnete Ziel des diagnostischen Prozesses bei Gutachten.
- Das Ziel der Begutachtung ist die Beantwortung der Fragestellung. Zu diesem Zweck wird ein psychologisch-diagnostischer Prozess durchgeführt.
- in einem Gutachten wird eine personenbezogene Fragestellung durch einen Experten unter Anwendung diagnostischer Methoden beantwortet. Es ergibt sich eine Entscheidungshilfe oder eine Entscheidung für den Auftraggeber.
- Hilfestellung (Vorbereitung und Unterstützung) bei wichtigen Entscheidungen eines Auftraggebers Entscheidungshilfe
- Ziele entscheidungsorientierten Diagnostizierens: Beschreibung, Erklärung und Vorhersage individuellen Verhaltens in einem definierten Verhaltensbereich (kein Persönlichkeitsbild).
- Das heißt, es werden die entscheidenden Bedingungen für vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten in einem bestimmten Verhaltensbereich eines Individuums aufgezeigt.
Nenne die Hauptgliederungspunkte/Gliederung eines Gutachtens.
- Titelblatt mit Auftraggeber
- Fragestellung (konkrete Ausformulierung)
- Hypothesen / psychologische Frage (mit Begründung / Literaturangabe)
- Untersuchungsplan / Methode (so detailliert, dass er replizierbar ist)
- Ergebnisbericht / Datenauswertung (Zahlen! Vergleiche mit Normwerten)
- Befund (Absicherung der Hypothese aus den Daten heraus) hier noch keine Schlussfolgerung für Fragen!!
- Stellungnahme / Empfehlung (hier wird Fragestellung so klar wie möglich beantwortet und was sich zb nicht beantworten lässt vorsichtig mit Interventionsempfehlungen. Wirklich nur, wenn gefragt!)
- Unterschrift, Literatur, Anhang
Formuliere eine mögliche Stellungnahme. Was ist eine gutachterliche und was eine psychologische Stellungnahme?
- gutachterliche Stellungnahme: psychologische Antwort auf eine eingeschränkte Einzelfrage
- psychologische Stellungnahme: Stellungnahme zu einem Gutachten oder einer Fragestellung ohneeigene Befunderhebung
- Zur Frage steht, ob Herr XY seinen Beruf als Diplom Ingenieur weiterhin in Vollzeit ausüben kann.
Die Fragestellung soll unter zwei Aspekten betrachtet werden: die der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie die der emotionalen Belastbarkeit. Bezüglich seiner kognitiven Fähigkeiten zeigt Herr XY deutliche Defizite im Bereich der Intelligenz, der Aufmerksamkeit
sowie der Konzentration. Damit ist davon auszugehen, dass Herr XY seinem früheren Beruf als Diplomingenieur nicht mehr in vollem Umfang nachkommen kann.
Auch unter dem Aspekt der emotionalen Belastbarkeit ist Herr XY eingeschränkt. Seit seinem Unfall mit schwerem Schädelhirntrauma berichtet er, zunehmend antriebs- und freudlos zu sein. Dies konnte durch ein Depressionsscreening bestätigt werden.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Herr XY weder von Seiten seiner kognitiven Leistungsfähigkeit noch seitens der emotionalen Belastbarkeit dafür geeignet ist, seinen Beruf weiterhin in Vollzeit auszuüben. Eine Reduktion der Stundenzahl sowie der Arbeitsmenge ist zu empfehlen.
Nenne zwei essenzielle Qualitätsannahmen beim Gutachten.
- wissenschaftliche Fundierung
- Nutzung methodischer Mittel die dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand entsprechen
- Bezugnahme auf ein theoretisch begründetes, methodisches Vorgehen
- Formulierung von psychologischen Fragen, die anhand geeigneter diagnostischer Daten überprüfbar sind
- Berücksichtigung aller Ergebnisse, keine selektive Nutzung von Informationen
- begründete Auswahl von Verfahren, die eine Prüfung der formulierten psychologischen Fragen ermöglichen
- Nachvollziehbarkeit und Transparenz in der Darstellung der Begutachtung. Es muss nachvollziehbar sein,
- welche spezifische Fragen bzw. Hypothesen untersucht und warum sie geprüft wurden
- zu welchen Ergebnissen der Gutachter gekommen ist und auf welchem Wege sie ermittelt wurden
- auf welche Informationen die Beurteilung beruhen
- die genannten Schritte sind sprachlich so darzustellen, dass der Adressat sie inhaltlich nachvollziehen kann
- Qualifikation der beteiligten Personen (Psychologen)
Nenne zwei häufige Fehler beim Verfassen von Gutachten. / Nenne zwei Probleme, die bei der Praxis bei Gutachten auftauchen
- Tests und Fragebögen widersprechen dem aktuellen Forschungsstand
- Verwendete Tests und Fragebögen sind nicht nachvollziehbar ausgewählt, insbesondere welches Merkmal mit einzelnen Verfahren erfasst werden soll
- fehlende Testwerte
- meist kein durchgängig nachvollziehbar dokumentiertes Vorgehen
- Vorgehen nicht explizit hypothesengeleitet oder nur ein geringer Teil
Formuliere eine Hypothese zu einer quantitativen Variable.
- Die Probandin erfüllt die Kriterien einer leichten Intelligenzminderung (ICD 10 F70; d.h. IQ 50-69)
Erläutere, was unter „hypothesengeleitetem Arbeiten“ im Gutachtenprozess verstanden wird.
· Unter hypothesengeleitetem Vorgehen wird verstanden, dass die Fragestellung explizit in eine oder mehrere empirisch überprüfbare psychologische Hypothesen umgewandelt wird. Diese Hypothesen sollten alle für die Fragestellung relevanten zu messenden Variablen, sowie ein Entscheidungskriterium enthalten.
- Grundlage jeden wissenschaftlichen Arbeitens ist ein hypothesengeleitetes Vorgehen, dies gilt dem- nach auch für eine wissenschaftliche Begutachtung. Für Gutachter und Leser von Gutachten machen die Hypothesen deutlich, welche Gesichtspunkte der Fragestellung einer eigenen Betrachtung bedürfen.
Erläutere den Zweck/die Funktion des Untersuchungsplans im Gutachten
- es muss möglich sein auf Grundlage des Untersuchungsplans den Verlauf der Begutachtung zu rekonstruieren
- zeitlicher Ablauf
- Informationsquellen
- Untersuchungsmethoden
- untersuchte Personen
- übersichtlich für den Gutachtenempfänger
- die Fragestellung des Auftraggebers wird aufgelöst in psychologische Fragen; zu ihrer Beantwortung wird ein Untersuchungsplan entwickelt, der die Untersuchung steuert. Der Plan wird in der Untersuchung verwirklicht. Im Gutachten stellen wir in den psychologischen Fragen dar, was wir untersuchen wollen; im Untersuchungsplan beschreiben wir das Wie. --> wie wird Hypothese Operationalisiert
Nenne zwei andere Informationsquellen außer standardisierte Verfahren.
- Erfahrungsberichte
- Interviews
- Teilstandardisierte Verfahren (Gespräche, Verhaltensbeobachtungen)
- sonstige Informationsquellen (Akten, Zeugnisse, Arztberichte)
Erläutere zwei Fälle, in denen teststandardisierte Verfahren genutzt werden.
- Frage der Intelligenzminderung (IQ Test)
- Bei Fragen der Lese-Rechtschreibschwäche
Nenne eine praktische Folge von geringer Testreliabilität.
- das Testergebnis als Schätzung des latenten Merkmals ist mit höherer Unsicherheit belegt
- Retest-Reliabilität gibt an, wie übereinstimmend die Getesteten von einem Verfahren hinsichtlich des gemessenen Merkmals in dieselbe Rangordnung gebracht werden (= Übereinstimmung zwischen Zeitpunkten)
- Testergebnis ist i.d.R. immer mit Messfehlern und -ungenauigkeiten behaftet, d.h. das Testergebnis ist eine Schätzung deswahren Wertes
Genauigkeit der Schätzungen hängt mit der Reliabilität des Tests zusammen: je reliabler ein Test ist (je größer seine Messgenauigkeit) desto besser die Schätzung
Nenne zwei Dinge, die einen Einfluss auf die Breite des Konfidenzintervalls eines individuellen Wertes haben.
- Reliabilität
- Standardabweichung (= Varianz, Streuung der Messwerte, aus der Norm entnommen)
- Irrtumswahrscheinlichkeit (alpha) bzw. Sicherheitswahrscheinlichkeit
- ein- oder zweiseitige Testung
Nenne drei Bestandteile der Darstellung von Ergebnissen?
- Rohwerte
- Normwert
- KI
Nenne jeweils einen Vor- und Nachteil von zwei Informationsquellen aus standardisierten Verfahren.
- Testmanuale (ausführliche Informationen, nicht unabhängig/ neutral, Zugang nur über Testbibliothek)
• Kataloge (akutell, übersichtlich, nicht unabhängig/ neutral)
• Testrezensionen (unabhängig, hoch standardisiert, nur für wenige Tests)
Ergebnisdarstellung von Gesprächen (Sprache Modus und Tempus)?
- Infos richtig wiedergeben
- aus Sicht des Probanden
- genau aber gekürzt (nur für GA-Frage Relevantes)
- sparsam mit wörtlichen Zitaten umgehen
- Sprachlich korrekt
- Tempus: Präteritum
- Modus: Konjunktiv 1
- indirekte Rede
- Leser des Gutachtens beachten
- verständlich formulieren
- möglichst wenig wertend darstellen
Nenne/ Erläutere die Funktionen des Befunds.
- Zusammenfassung und Integration der Informationen aus Vorgeschichte und Untersuchungsbericht, die
• ein gewisses Maß an Invarianz (Gleichbleiben) über Zeit und Untersuchungssituationen / -methoden besitzen,
• für den Probanden charakteristisch erscheinen sowie
• relevant für die Fragestellung des Gutachtens sind.
Im Befund beantworten wir die vom Auftraggeber übernommene Fragestellung, indem wir alle im Ergebnisteil
angeführten Informationen verwenden.
Nenne zwei vorbereitende Schritte bei der Befundstellung.
· 1) Befundliste/ Befundbogen [nicht im Gutachten]
Zusammenfassung und Ordnung der Einzelergebnisse nach Themen/ Hypothesen
· 2) Befundskizze [nicht im Gutachten]
Integration der zu einem Merkmal in der Befundliste gesammelten Informationen in einem Abschnitt. Auswahl und
Gewichtung der Daten aus unterschiedlichen Verfahren. Daraus wird ein fortlaufender Text erstellt, der ins
Gutachten geht.
Nenne zwei Aspekte für sprachliche korrekte Formulierung beim Befund./ Nenne/Erläutere sprachliche Besonderheiten.
• Tempus: Präsens, denn die Aussagen sollen generalisierbar sein, d.h. relativ konstante Merkmale der Person
beschreiben
• Persönliche Prädikation, d.h. klare Aussagen wie „Herr X ist überdurchschnittlich intelligent.“
• Möglichst wertneutral (keine wertenden Aussagen „gut“, „bedauerlich“ etc.)
Formuliere ein Beispiel für eine psychologische Fragestellung
- Bsp. Aus VL-Folien:
- Es soll Beweis erhoben werden über die Erziehungsfähigkeiten der beiden Kindeseltern x und y in Bezug auf die Kinder x, y, und z durch Einholung eines schriftlichen Sachverständigengutachtens
- Bei Frau Müller (geb. x, Führerscheinerwerb Klasse B 1976) wird von der zuständigen Bezirksbehörde aufgrund von zwei Alkoholdelikten innerhalb von fünf Jahren (Vorfälle aufgezählt nach Jahr mit Promille) eine verkehrspsychologische Untersuchung angeordnet. Die von der Bezirksbehörde zugewiesene Fragestellung lautet: Ist Frau Müller zum Lenken von Kraftfahrzeugen der Klasse B geeignet?
- Im Einverständnis mit Frau M. wandten sich ihre Tante und ihr Onkel, Frau und Herr S., an uns mit der Fragestellung: “Unsere Nichte hat massive Konzentrationsstörungen. Wie kommt es dazu? Was kann man dagegen unternehmen?
- Ist es zu erwarten, dass die 25 Jahre alte Frau B. ihr Umschulungsziel zur Notfallkrankenschwester erreichen und diesen Beruf daraufhin später erfolgreich ausüben wird ?
- Liegt bei Frau Müller der IQ-Wert im Bereich einer Intelligenzminderung (ICD 10, F70-F79), d.h. ein IQ-Wert < 70 vor)
- Fragestellung eher allgemein formuliert —> daraus ergeben sich dann Vielzahl von Hyothesen
- Hintergrundinfo sinnvoll bei Fragestellung unterzubringen
- Anamnese oder ähnliches gehört hier aber nicht rein
Erläutere zwei Gründe, wann/ warum man ein Gutachtenauftrag ablehnen sollte.
- Wenn die Fragestellung nicht eindeutig und präzise formuliert ist
- Wenn nicht genügend Wissen zur Beantwortung der Fragestellung vorliegt bzw. wenn der Psychologe nicht der zuständige Experte ist
- Wenn die Fragestellung nicht juristisch vertretbar ist
- Wenn die Fragestellung nicht ethisch vertretbar ist
- Wenn nicht die Diagnostik nicht im Vordergrund steht
Erläutere was unter hypothesengeleitete, Vorgehen im Gutachtenprozess verstanden wird.
- Unter hypothesengeleitetem Vorgehen versteht man, dass die gutachterliche Fragestellung explizit in eine oder mehrere empirisch überprüfbare, psychologische Hypothesen umgewandelt wird. Diese Hypothese sollten alle für die Fragestellung relevanten, zu messenden Variablen, sowie ein Entscheidungskriterium enthalten.
- steuern und gliedern die Planung des diagnostischen Vorgehens und die Beantwortung der Fragestellung im Befund.
- dienst Transparenz und Prüfbarkeit der Begutachtung
Formuliere eine Hypothese zu einer quantitativen und qualitativen Variable.
- quantitativ:
- Der Proband erfüllt die Kriterien einer leichten Intelligenzminderung nach ICD10 (F70, d.h. IQ 50-69)
- Liegt bei Frau Müller der IQ-Wert im Bereich einer Intelligenzminderung (ICD 10, F70-F79), d.h. ein IQ-Wert < 70 vor)
- qualitativ:
- welcher Art sind die Bindung und anderen Beziehungen von XY zu seiner Mutter? Und wie haben sich diese Beziehungen bis heute entwickelt ?
- Kann Frau Müller mit der Borderline-Diagnose den Beruf der Altenpflegerin ausführen?
- Frau H. hat sich ausreichend im Vorhinein bezüglich ihrer Entscheidung informiert.
Nenne zwei Möglichkeiten für die Gliederung von psychologischen Hypothesen.
- psychometrische Qualität (hoch - niedrig)
- Breite der Aussagen (allgemein vs. differenziert)
- zeitlicher Ablauf (psychologische Fragen zu jetzigen Situationen, zu Anforderungen in der Umschulung, zu Anforderungen im Beruf)
- Standardgliederung nach Westhoff für psychologische Fragen / Hypothesen verwendet man im Gutachten die Bereiche der Verhaltensgleichung:
- nicht psychologische Variablen
- Umgebungsvariable U
- Organismusvariable O
- psychologische Variablen
- kognitive Variable K
- emotionale Variable E
- motivationale Variable M
- soziale Variable S
- deren Wechselwirkungen Subskript I
- nicht psychologische Variablen
Nenne für 2 Informationsquellen über standardisierte Verfahren Vorteile und Einschränkungen
- Kataloge von Verlagen à oft werbende Texte, aber aktuell und mit Preisinfo
- Datenbanken
- Kompendien Brickenkamp Handbuch psychologischer und pädagogischer Tests Vorteile: Tabellen, die essentielle Infos zusammenfassen und mit anderen Verfahren vergleichen à umfassend und übersichtlich. Nachteil: aus dem Jahr 2004, nicht aktuell! Beispiele essentielle Infos Tabelle: für Gruppen geeignet, Altersbereich, parallelform, Zeitangabe netto/brutto, Gütekriterien, Auswertungsform, computergestützt, Adaptiv)
- Testrezensionen in Fachzeitschriften. Testrezension nach bestimmten festgelegten Kriterien. Testbeurteilungssystem des Testkuratoriums (TBS-TK). Vorteile: Gute Zusammenfassungen, (nur) aktuelle Tests, alle relevanten Infos, Nachteile: keine Vergleiche zwischen Tests, Rezensionen liegen für nicht sehr viele Tests vor, ist noch nicht so viel genutzt
- testzentrale.de (aktuell und mit Prüfkriterien, aber nur von Hogrefe – über diese nicht kritisch)
- (standardisierte Verfahren: Tests, Fragebögen, Verhaltensbeobachtung)
Nenne zwei praktische Konsequenzen von niedriger Reliabilität
- je niedriger die Reliabilität eines Tests, desto schlechter die Schätzung.
- bei einer erneuten Testung derselben Person mit demselben Test kommt es im schlimmsten Fall zu einem anderen Testergebnis als bei der ersten Messung
- Standardmessfehler nimmt zu, KIs werden größer, führt zu sehr ungenaue Aussagen (über/unterdurchschnittlich)
- Verfahren wird idealerweise nicht verwendet
- dieses Merkmal ist umso höher ausgeprägt, je besser die Ergebnisse des Verfahrens übereinstimmen
- wenn man entsprechende Teile wiederholt oder dieselben Teile zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt und ähnliche Ergebnisse herauskommen
Nenne zwei weitere Verfahren, die neben standardisierten Verfahren verwendet werden
- Teilstandardisierte Verfahren
- sonstige Informationsquellen, wie Akten, Vorbefunde, Arztberichte, Zeugnisse,...
Erläutere zwei Situationen, in denen teilstandardisierte Verfahren besser sind.
- höhere Flexibilität; man kann auf spontane Äußerungen des Begutachteten eingehen
- wenn kein geeignetes, standardisiertes Verfahren zur Verfügung steht
- wenn es zu meiner Hypothese/ meinem Konstrukt kein standardisiertes Verfahren gibt, keine relevanten Variablen standardisiert erhoben werden können
- wenn Proband kein Interesse an zutreffender Selbstdarstellung im Fragebogen hat, Fragebögen sind leicht manipulierbar!
- Testangst, Sprachbarriere
- Man kann durch das entscheidungsorientierte Gespräch z.B. besser auf Fragestellungen eingehen, welche Merkmale/Konstrukte beinhalten, die seltener erfasst/begutachtet werden, d.h. für die es vllt kleine standardisierten Testverfahren gibt. Z.B. Konstrukt Intelligenz – erstmal einfach IQ Test, aber z.B. Merkmal Bewältigungsfähigkeit von schwierigen Arbeitsbedingungen, erfordert eher, dass Befragte offen antworten können, um spezifische Antworten zu erfassen. Hierfür dieses teilstandardisierte Verfahren z.B. gut geeignet.
Nenne drei essenzielle Angaben bei der Darstellung der Ergebnisse standardisierter Verfahren.
• Darstellung der Rohwerte
• Darstellung der Normwerte, als Hinweise auf durchschnittliche bzw. unauffällige/ auffällige Ergebnisse
• Angabe von Konfidenzintervallen zur Verdeutlichung der (Un-)Genauigkeit der Schätzung
Sprachlich korrekte Verbalisierung der Ergebnisse. Nenne sprachliche Besonderheiten bei der Darstellung von Testergebnissen.
• (Verhaltensbeobachtung im Präteritum)
• Rohwerte im Präteritum
• Normwerte im Präsens
• Ergebnisse persönlicher Prädikation
• Interpretation und Normwerte in indirekter Prädikation
Ina [persönliche Prädikation] schrieb [Präteritum] 24 von 51 Wörtern richtig. Damit können [Präsens, da Interpretation der
Testleistung im Bezug auf die Normgruppe] die Rechtschreibleistungen [unpersönliche Prädikation] im Vergleich zu der
Altersgruppe als durchschnittlich ausgeprägt angesehen werden.
Nenne zwei Dinge, die einen Einfluss auf die Breite des Konfidenzintervalls eines individuellen Wertes haben. Welche Daten werden zur Berechnung des KI benötigt
Streuung und Reliabilität des Tests
Erläutere den Zweck von Normen.
- Durch den Vergleich mit Normwerten (z.B.: Altersnormen, geschlechtsspezifische Normen, bildungs-/schultypspezifische Normen) kann man Aussagen darüber treffen, ob die Ergebnisse/Leistung eines Probandendurchschnittlich, bzw. unauffällige/auffällige ist.
- Ergebnisse anhand von bereits, über eine große Stichprobe von Menschen erhobener Daten, vergleichbar zu machen, sodass die Ergebnisse auch richtig eingeordnet und interpretiert werden können.
- Bei Ergebnissen von diagnostischen Verfahren sollte immer angegeben werden, auf welche Normstichprobe sich die Interpretationen beziehen.
- Außerdem: mehrere Variablen einer Person vergleichen (liegt z.B. das Interesse an sozialer Arbeit über - und das Interesse an naturwissenschaftlicher Arbeit unter dem Durchschnitt?)
· Bsp.: Altersnormen (welcher Altersbereich), geschlechtsspezifische Normen, bildungs, bzw. schultypspezifische Normen
Nenne für Standardnormen (aber keine Standardnormäquivalente) je eine feine bzw. grobe Norm. Standardnormen = Variabilitätsnormen oder Abweichungsnormen
- zwei Variabilitätsnormen (keine Standardnormäquivalente), mit einer groben bzw. feinen Differenzierung
Variabilitäts- oder Abweichungsnormen:
- Feinnormen: z.B. z-Werte, IQ-Werte, Standardwerte, T-Werte
- Grobnormen: z.B. c-Werte - (Standardnormäquivalente wären Stanine)
- (Äquivalentnormen z.B. Entwicklungsalter, Intelligenzalter)
- (Prozentränge bzw. Prozentrangwerte)
Vor- und Nachteile von Prozentrangnormen benennen.
- Vorteil: Verteilungsfrei und gut erklärbar/kommunizierbar
- Nachteil (laut Internet): Der in Testwerten ausgedrückte Abstand zwischen den Prozenträngen ist selbst bei intervallskalierten Testwerten nicht gleich, sondern kann unterschiedlich sein. Man kann durch die Prozentränge daher nichts über den Abstand in den Testwerten aussagen
Vorteile:
- gut erklärbar/ kommunizierbar, dann sehr verständlich
- verteilungsfrei (braucht keine NV)
- einfach zu berechnen
Nachteile:
- im mittleren Bereich (Peak der Verteilung) der NV führen schon kleine Unterschiede zu großen Sprüngen in den PRs
- am Rand der Verteilung führen selbst große Unterschiede nur zu kleinen Änderungen in den PRs
- uneinheitlich: enge und weite Definition von Normalbereich
- Der in Testwerten ausgedrückte Abstand zwischen den Prozenträngen ist selbst bei intervallskalierten Testwerten nicht gleich, sondern kann unterschiedlich sein. Man kann durch die Prozentränge daher nichts über den Abstand in den Testwerten aussagen
Modus und Tempus bei Ergebnisdarstellung des Gesprächs benennen.
• Tempus: Präteritum
• Modus: Konjunktiv I, keine wörtlichen Zitate außer sie stellen etwas für die Fragestellung wichtiges knapp und
treffend dar, ansonsten indirekte Rede, unstrittige Angaben Indikativ.
- Modus:
- i.d.R. Konjunktiv I zur Kennzeichnung der mittelbaren Wiedergabe des vom Probanden Geäußerten, Kon. II im „Notfall“, Umwandlung von dir. In indirekte Rede
- Nur unstrittige Angaben zu Fakten (z.B. Alter) dürfen im Indikativ stehen
- Tempus:
- Präteritum
- Außerdem:
- Schilderung genau, aber gekürzt
- aus Sicht des Probanden
- Informationsquelle angeben: wer hat was gesagt in welchem Zusammenhang (wenn mehrere Leute)
- nur relevante Gesprächsinhalte
- keine seitenlange wörtliche Protokollierung
- keine marginalen Details
- wörtliche Zitate sparsam verwenden
- Sprachduktus des Probanden sollte erkennbar sein
- Aussagen die der Proband betont/ wiederholt – entsprechend hervorheben
- Umwandlung direkte in indirekte Rede (inklusive Pronomen, Verbform ändern und Konjunktiv)
- Verständlich: nur deutsche, nicht zu ungebräuchliche Wörter
- Fair: möglichst wenig wertend
Nenne zwei Aspekte für sprachliche korrekte Formulierung beim Befund.
- Präsens
- persönliche Prädikation
- keine wertende Aussage
- Indikativ
- prägnant und verständlich
Erläutere drei Aspekte der Grobstruktur der Stellungnahme und deren Funktion fürs Gutachten.
· 1) Wiederholung der Fragestellung (ggf. gekürzt)
· 2) Integration der Antworten auf die Hypothesen (aus dem Befund) zu Antworten auf die übergeordnete Fragestellung
a. Widersprüche Informationen und Befunde werden ggf. diskutiert und gegeneinander abgewogen (z.B.
ausreichende kognitive Intelligenz, aber nicht emotionale)
b. Unterschiedliches Gewicht der Befunde herausarbeiten und begründen (z.B. Wichtigkeit oder auch
Veränderbarkeit einbeziehen)
c. Zusammenhänge zwischen Konstrukten
d. Insgesamt Rückgriff (und Verweis) auf wissenschaftliche, empirische Literatur
e. Grad der (Un-)Sicherheit der Aussagen muss deutlich werden (ggf. auch keine eindeutige Aussage, aber
dann Unklarheiten und deren Gründe zur Sprache bringen z.B. fehlende Informationen)
3) Fazit und zusammenfassende Antwort
a. Diagnose (ohne vs. mit Erläuterung möglicher Ursachen), Prognose, Interventionsvorschläge möglich
b. Antwort muss exakt zur Fragestellung passen, d.h. auf sie beschränkt bleiben
c. Sich auf alle Teilfragen beziehen, die in der Fragestellung formliert werden
d. Pro (Teil-)Frage möglichst nur ein Satz
Nenne zwei grundlegende Annahmen der Formulierung der Stellungnahme/was muss bei der Formulierung beachtet werden?
• Transparenz/Nachvollziehbarkeit der Argumente
• Zusätzlich genutzte Informationen (z.B. wissenschaftliche Theorien und Befunde) müssen mit Quelle genannt werden
• Alle Schlussfolgerungen und Entscheidungen bezüglich der Fragestellung in Präsens
• Explizite Beantwortung der Fragestellung
- jede Aussage muss aus dem Befund logisch hergeleitet werden
Präsenz, logische Herleitung der Aussagen
Nenne zwei formale Merkmale eines Gutachtens.
- im Präsens verfasst
- in Alltagssprache (jedoch nicht Umgangssprache!)
- bei allen Formulierungen soll beachtet werden, wer der Leser sein wird (Gericht, Versicherung, ..)
- Sprachniveau und Abstraktionsgrad auf "gebildeten Laien" abstimmen
- Gutachten als klassischer Brief mit Anrede
- Briefkopf und Titelseite ohne Anrede
Unterschiede der Anforderungen und eines Anforderungsprofils
- Anforderung: Erforderliche Ausprägung eines Verhaltensmerkmals eines Individuums in einem bestimmten Verhaltensbereich
- Anforderungsprofil: Die Menge aller Anforderungen (Tätigkeitsbeschreibung für den entsprechenden Beruf, Symptomlisten wie ICD10 Kriterien)
Nenne Voraussetzungen zur Auftragsannahme
(Die Frage muss mit "ja" beantwortbar sein)
- Ist die gutachterliche Fragestellung eindeutig und präzise formuliert ?
- Liegt prinzipiell genügend Wissen zur Beantwortung vor ?
- Ist ein Psychologe der zuständige Experte ?
- Ist die Bearbeitung der Fragestellung juristisch zu vertreten ?
- Ist die Bearbeitung der Fragestellung ethisch zu verantworten ?
- Schränkt de Fragestellung den Psychologen nicht unnötig ein ?
- Sagt die Fragestellung nicht, welche Intervention stattfinden soll ?
- Ist die Frage eindeutig in eine psych, Hypothese übersetzbar ?