Leadership 1+2
Begriffe und Auflistungen VL Leadership 1 und 2, BA Staatswissenschaften ETHZ (HS20/FS21)
Begriffe und Auflistungen VL Leadership 1 und 2, BA Staatswissenschaften ETHZ (HS20/FS21)
Set of flashcards Details
Flashcards | 168 |
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Language | Deutsch |
Category | Social |
Level | University |
Created / Updated | 18.08.2021 / 24.05.2022 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20210818_leadership_12
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Was bedeutet Empowerment?
Miteinbezug der Unterstellten, geminsame Lösungsfindung, Aufteilung/Abgabe von Macht, um Ziele zu erreichen --> Auftragstaktik
Was sagt Plato mit der Geschichte des Ring von Gyges über Macht aus?
Macht kann korrumpieren bzw. notwendigerweise unmoralisch machen. Deshalb sind nur Personen als Führer geeignet, die die nötige Charakterstärke mitbringen, um nicht Macht eigennützig einzusetzen. Sie müssen dazu sehr sorgfältig ausgewählt und ausgebildet werden.
Was spielt für Aristoteles bei Macht eine Rolle?
Selbstkontrolle: Nur wer sich (seine Leidenschaft) im Griff hat, darf Macht über andere Menschen haben. Nur die weisesten Menschen (wie bei Plato) haben Anspruch auf Führungspositionen.
Was sagt Niccolò Machiavelli über Macht aus?
Ein Herrscher muss stark wie ein Löwe und schlau wie ein Fuchs sein, um an der Macht zu bleiben. Durch das werden auch unethische Taten legitimiert (Zweck heiligt die Mittel).
Wie lautet Max Webers Definition von Macht?
Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstände durchzusetzen, gleichviel, worauf die Chance beruht.
Drei zentrale Eigenschaften von Macht der Forschung
1. Discretion
2. Means
3. Enforcing of will
Vier Quellen von Macht
- Strukturelle Macht (Belohnungen; Bestrafungen; Ressourcen legitim kontrollieren)
- Kognitive Macht (Empfinden von Macht)
- Macht durch Persönlichkeit (Expertise; Symbolische Kraft - Charisma - Authentizität)
- Macht und physische Umwelt (Körperhaltung)
Wirkung von Macht auf Führungspersonen
1. Kognitiv - Gedanken und Informationsverarbeitung
2. Affektiv - Gefühle und Stimmungen
3. Verhalten - Handeln, insb. bei Risiken
4. Neurochemisch - Verschiedene Hormonspiegel
Wirkung von Macht auf Führungskräfte - Kognitiv
- Ermöglicht priorisieren und setzen von Zielen
- Vermindert Ablenkung durch Details
- Stärkt Stereotypisierung
- Stärkt Heuchelei
- Stärkt abstraktes und analytisches Denken
Wirkung von Macht auf Führungspersonen - Affektiv
- Stärkt positive Affekte
- Führt zu mehr Resilienz
- Priorisiert sich höher als andere
Wirkung von Macht auf Führungspersonen - Verhalten
- Stärkt Handlungsbereitschaft
- Fördert Streben nach lohnenden Ereignissen
- Stärkt Risikofreude
- Befördert berührendes und flirtendes Verhalten
Wirkung von Macht auf Führungspersonen - Neurochemisch
- Erhöhter Testosteronspiegel, fördert aggresivität
- Mindert Cortisolspeigel, puffert Stress
- Erhöht Dopaminspiegel, aktiviert Behlohnungszentren --> Suchtgefahr!
- Erhöht Serotoninspiegel, fördert Selbstwertgefühl
Was sind Philipp Zimbardos Erkenntnisse durch die Vorkommnisse im Abu Ghraib Gefängnis?
Leute kann man dazu bringen, die Linie zwischen Gut und Böse zu übertreten. Machtmissbrauch hat gewisse situationale Kriterien, und geht nicht nur vom Akteur selbst aus. Bevor die Person oder System des Ganzen in Frage gestellt wird, sollten situationelle Faktoren betrachtet werden.
Dirty Hands Problem (Michael Walzer)
Frage: Dürfen politische Führungspersonen moralische Regeln verletzen, um höhere Ziele zu erreichen oder Katastrophen für eine Gesellschaft zu verhindern?
Für Walzer dürfen pol. und mil. Führungspersonen gegen moralische Regeln verstossen, wenn das Überleben der Gesellschaft oder eines Volkes oder seiner Lebensform auf dem Spiel steht.
Moral Disengagement und Prinzip der Selbstwirksamkeit (Bandura)
Personen handeln nur dort, wo sie erwarten, dass ihr Handeln eine Wirkung hat. Menschen haben einen inneren moralischen Kompass, der das gute Gewissen ausmacht und zur Selbstkontrolle drängt. In herausfordernden Situationen kann der moralische Kompass abgekopplet werden und Menschen handeln unmoralisch, ohne ein schlechtes Gewissen zu entwickeln.
Wesen des moralischen Handelns
- Moralische Unterscheidung nur Sinnvoll, wenn Entscheidung über eigenes Handlen möglich ist
- Selbstwirksamkeitserwartung hoch
Vier Bereiche der moralischen Selbstkontrolle
1. Behavior locus
2. Agency locus
3. Outcome locus
4. Victim locus
Behavior locus
- Moralische Rechtfertigung
- Beschönigendes Vergleichen
- Beschönigende Kennzeichnung (Euphemismus)
Agency locus
- Verantwortungsdiffusion
- Verantwortungsverschiebung
Outcome locus
- Resultate werden minimalisiert
- Resultate werden ignoriert
- Resultate werden falsch ausgelegt
Victim locus
- Opfer werden entmenschlicht
- Opfer selbst werden beschuldigt
Dirty Hands Problem in der Schweizer Armee
Dienstreglement sieht Regeln und Grundsätze vor, gegen die mil. Führungspersonen auch in extremen Situationen nicht verstossen dürfen. DR ist härter als Walzers Position. Aber aus DR lässt sich nicht ableiten, ob für Führungsethik unter normalen Umständen die selben Prinzipien gelten wie für mil. Führungsethik. Lässt sich auch nicht erarbeiten, was moralische Konsequenzen eines äussersten Notfalls wären.
Zwei grundsätzliche Arten von Führung
- Strukturelle (indirekte) Führung durch Gestaltung von Prozessen und Systemen
- Interaktionelle (direkte) Führung durch Beeinflussung von Geführten
Kennzeichen einer Gruppe
- Direkte soziale Interaktion
- Wir-Gefühl
- Physische Nähe
- Langfristiges Überdauern
- Gemeinsame Werte, Normen, Ziele
- Rollendifferenzierung
Arten von Gruppen
- Kleingruppe (3 - 25 Personen)
- Grossgruppe (face-to-face nicht mehr möglich)
- Primärgruppe (Familie, Freunde - eng, emotionaler Austausch)
- Sekundärgruppe (rational organisiert, formale Strukturen, Regeln)
- Fromelle Gruppe (Einzusehen im Organisationsplan)
- Informelle Gruppen (Soziale Kontakte, entsteht spontan)
Phasenmodell der Gruppenbildung (Tuckman)
1. Forming
2. Storming
3. Norming
4. Performing
5. Adjourning
Zusammenhalt der Gruppe (Kohäsion)
- Attraktivität der Gruppe
- Dependenz von der Gruppe (Verlust = Nachteil)
- Gruppennormen
Einflussfaktoren auf den Grad des Gruppenzusammenhaltes (Kohäsion)
- Konformität
- Homogenität
- Kommunikationsdichte
- Gruppengrösse
- Attraktivität der Gruppe für den Einzelnen
- Organisationsumwelt
Steuerungsmöglichkeiten für Führungskräfte in der Arbeit mit Gruppen - Bilden und Führen
1. Vorarbeit
2. Voraussetzungen für Leistung generiern
3. Gruppen bilden und formen
4. Weiterführend unterstützen
Hawthorne-Experiment
Experiment mit Lichtverhältnissen: Bessere Arbeitsleistung durch bessere Beleuchtung? Fragebögen zur Mitarbeiterzufriedenheit in verschiedenen Bereichen gestartet.
--> Kommt nicht bloss auf ökonomische Aspekte an, sondern soziale Aspekte spielen mit und prägen Gruppendynamik. Menschen verhalten sich anders, wenn sie unter Beobachtung stehen
Kindergarten-Experiment (Ferenc Merei)
Gruppen in Kindergärten gebildet und beobachtet (Gruppenphasen). Danach Führer herausgelöst und in neue Gruppen gesetzt: Setzt sich der Führer in neuer Gruppe durch oder wird er sich an bestehende Norm halten? Keine klare Antwort. Zuerst Prägung und Angleichung, nach gewisser Zeit trotzdem Führungsrolle in neuer Gr übernommen. Erfolg hängt stark von der Erwartung der Gruppenmitglieder ab.
Asch-Experiment (Solomon Asch)
Experiment der Wahrnehmungspsychologie, Vergleich von Linien in einer Gruppe aus Schauspielern und einem Testsubjekt. Konformitätsdruck und Grösse der Gruppe beeinflusst die Wahrnehmung. Veränderung möglich durch Bildung einer Minderheitsmeinung.
Milgram-Experiment (Stanley Milgram)
Psychologisches Experiment zu Gruppenzwang, Gehorsam und Autoritätsgläubigkeit. Proband muss Wörter vorlesen und bei falschen Antworten des Schaupielers einen Stromstoss verabreichen, welcher nach jedem Fehler stärker bis tödlich wurde. Probanden hatten die Wahl, mit den Stromstössen aufzuhören, haben jedoch Verantwortung abgegeben in diesem Moment und trotz Wissen über Leid weiterhin Stösse verabreicht. --> Abgabe von Verantwortung schafft spezielle Situationen, die Menschen dazu bringt, Grenzen zu überschreiten, Entkoppelung des moralischen Kompass.
Stanford-Prison Experiment (Philippe Zimbardo)
Psychologisches Experiment zur Erforschung menschlichen Verhaltens unter den Bedingungen der Gefangenschaft, speziell unter den Feldbedingungen eines echten Gefängnislebens. Studenten wurden aufgeteilt in Wärter und Gefangene. Nach kurzer Zeit Machtmissbrauch der Wärter an den Gefangenen, Eskalation des Experimentes und Abbruch. --> Missbrauch der Macht in den Rollen, entkoppelung und Abgabe der Verantwortung
Symptome für kohäsive Gruppen
- Illusion der Unverwundbarkeit
- Illusion der Einigkeit
- Kollektive Rationalisierung
- Unhinterfragte Moral
- Exzessive negative Stereotypisierung
- Starker Konformitätsdruck
- Selbstzensur bei divergierenden Meinungen
- Selbsternannte Glaubenspolizisten
Kontextfaktoren: Zeitdruck und Führungsstil
Gegenmittel gegen (zu) kohäsive Gruppen
- Advocatus Diaboli
- Offener Meinungsaustausch
- Subgruppen
- Second-Chance-Meetings
Wieso führt Konformität zu Verhaltensänderungen aufgrund echter oder eingebildeter Einflüsse anderer?
- Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit
- Starkes individuelles Empfinden von Unsicherheit und Informationsmangel
- Stark ausgeprägtes Solidaritätsgefühl
Kohäsion - Compliance
Individuelle Werte und Gruppennormen stimmen nicht überein. Nur öffentlich gezeigte Konformität, privat bleibt eigene Meinung
Kohäsion - Identification
Individuelle Werte und Gruppennormen stimmen überein, Konformität privat und öffentlich solange Gruppe bestehen belibt.
Kohäsion - Internalization
Individuelle Werte und Gruppennormen stimmen überein, hohes Mass an Konformität, während und ohne Gruppenmitgliedschaft