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Kartei Details

Karten 48
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Grundschule
Erstellt / Aktualisiert 29.07.2021 / 02.08.2023
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Seit wann wird die Schuldunfähigkeit als Begriff im Strafrecht genutzt?

Deutschland, 1975: Schuldunfähigkeit löst die Zurechnungsunfähigkeit im Strafrecht ab.

Was besagt § 20 StGB?

Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen

Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen
einer krankhaften seelischen Störung,
einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder
Schwachsinns oder
einer schweren anderen seelischen Abartigkeit
unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

Eingangsmerkmale der Schuldfähigkeit?

krankhaft seelische Störung,
tiefgreifende Bewusstseinsstörung 
Schwachsinn
schwere andere seelische Abartigkeit

 

mind 1 muss erfüllt sein

In welchem Artikel wird die Verminderte Schuldfähigkeit beschrieben?

Was ist verminderte Schuldfähigkeit?

Ist die Fähigkeit des Täters,
das Unrecht der Tat einzusehen (Einsichtsfähigkeit) oder
nach dieser Einsicht zu handeln (Steuerungsfähigkeit),

Schritte die zur Beantwortung der Frage aufgehobener oder verminderter Schuldfähigkeit führen:

  1. Stellen einer klinischen Diagnose,
  2. Subsumption der klinischen Diagnose unter einen juristischen Krankheitsbegriff (= eines der vier Eingangsmerkmale des § 20 StGB),
  3. Entwicklung einer Hypothese über die störungsbedingte Funktionsbeeinträchtigung aufgrund des klinischen Erfahrungswissens,
  4. Quantifizierung der rechtsrelevanten Funktionsbeeinträchtigung,
  5. Benennung der Wahrscheinlichkeit, mit welcher die klinische Hypothese zutrifft.

Was ist eine krankhafte seelische Störung?

 

umfasst alle Erkrankungen und Störungen, bei denen nach traditioneller
Auffassung Ende des vorigen Jahrhunderts entweder eine organische Ursache bekannt ist oder aber eine solche Ursache
vermutet wird

Welches EIngangsmerkmal beschreiben die folgenden Diagnosen?

 

• körperlich begründbare (exogene) Psychosen,
• endogene Psychosen (schizophrene und affektive Psychosen),
• hirnorganisch bedingte Störungen (Organische Psychosyndrome)
Hirnorganische Prozesse rufen Wahrnehmungs‐, Bewusstseins‐ und Wesensänderungen sowie Denkstörungen hervor, z.B. Delir,
amentielles Syndrom, Durchgangssyndrom, Dämmerzustand, Verwirrtheit, Demenz, Organische Persönlichkeitsänderung,
Organisches neurasthenisches Syndrom
• Durchgangssyndrome, die entweder toxisch oder traumatisch bedingt sind (z. B. Alkoholrausch oder Drogen- bzw.
Medikamentenintoxikation, Akute Intoxikationen oder Entzugserscheinungen von akuten oder chronischen
Substanzmitteleinflüssen (Abusus/ Dependenz),
• epileptische Erkrankungen, einschließlich epileptischer Dämmerzustände,
• genetisch bedingte Erkrankungen, zum Beispiel Mongolismus (Down-Syndrom).

Wann wird bei Schizophrenie häufig Schuldunfähigkeit angenommen?

Beim akuten Schub.

Auch meistens beim Residualzustand, weil Man davon ausgehen  muss, dass Persönlichkeitsgefügte beeinträchtigt ist und nun das Handeln lenken

bei ehemals schizophrenen Patienten keine Schulunfähigeit.

Früher reichte die Diagnose, um direkt als schuldunfähig zu gelten

Was sind affektive Psychosen?

Nicht nachvollziehbare depressive und manische Stimmungsschwankungen.
Beeinträchtigen die Willensbildung des Kranken.

bei welchen affektiven Psychosen ist die Schulfähigkeit idR beeinträchtigt?

einfache affektiven Störung

schwerwiegenden depressiven oder manischen Episode

ggf. bei mittelgradigen Depression oder Manien, zusätzlich die Aufhebung der Willenskraft zu diskutieren

Welche EIgenschaften von hirnorganisch bedingten Störungen beeinflussen die Schuldfähigkeit

Mangel an Überschauvermögen
Verminderte kognitive und affektive Flexibilität und Belastbarkeit

 

--> Beeinträchtigen Steuerungsfähigkeit

Welcher Grundsatz galt früher in Bezug auf Alkohol und Schuldfähigkeit?

Früher: über 2 Promille = verminderte; über 3 Promille = aufgehobene Steuerungsfähigkeit

Alkohol und Schuldfähigkeit heute?

hat der Blutalkoholwerte für die Beurteilung der Steuerungsfähigkeit an Gewicht verloren, kann sogar zu
Strafverschärfung führen.

Inwiefern beeinflusst die ALkoholabhängigkeit die Schuldfähigkeit?

Forensisch-psychiatrische Beurteilung der Alkoholabhängigkeit: Beurteilungskriterium ist nicht die Alkoholabhängigkeit
(das süchtige Verhalten selbst), sondern die psychopathologischen Folgen des chronischen Alkoholmissbrauchs. 

Eines von 4 Merkmalen muss bei ALkoholabhängigkeit, um die Beeinträchtigung der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit in Erwägung zu ziehen. Welche Merkmale sind dies?

eines hirnorganischen Psychosyndroms
einer Persönlichkeitsdeprivation
einer Alkoholhalluzinose
eines Eifersuchtwahns

Was ist eine tiefgreifende Bewusstseinsstörung?

Bewusstseinsveränderungen, die bei einem ansonsten gesunden Menschen auftreten können, aber in extremen
Belastungssituationen zu einer erheblichen Beeinträchtigung der psychischen Funktionsfähigkeit führen.

Ist Somnam bulismus eine tiefgreifende Bewusstseinsstörung?

Zwar fällt Somnambulismus auch darunter, aber hier ist das Merkmal unter starker affektiver Belastung gemeint, wie Wut,
Angst oder Verzweiflung (starke affektive Belastung), aber eben nicht Schlaftrunkenheit oder Somnambulismus.

Bei welchen Delikten kommt die tiefgreifende Bewusstseinsstörung am häuigsten in Betracht?

Affektdelikte

In welche zwei Arten von Taten unterscheidet Marneros (2006)?

Affekttaten

Impulstaten

Was fordert Marneros (2006) im ICD-10?

fordert Diagnosestellung „schwere akute Belastungsreaktion“ nach ICD-10


= vorübergehende Störung, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine
außergewöhnliche körperliche oder seelische Belastung entwickelt und im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder
Tagen abklingt

Nach DSMIV-TR müssen für die Diagnose einer akuten Belastungsstörung mindestens drei der folgenden Kriterien erfullt
sein:

subjektives Gefühl von emotionaler Taubheit, von Losgelöstsein oder Fehlen emotionaler Reaktionsfähigkeit,
Beeinträchtigung der bewussten Wahrnehmung der Umwelt (z. B. wie betäubt sein),
Derealisationserleben,
Depersonalisationserleben,
dissoziative Amnesie (z. B. Unfähigkeit, sich an einen wichtigen Aspekt des Traumas zu erinnern).

Was ist "SChwachsinn"?

Alle Störungen der Intelligenz, die nicht
- auf nachweisbaren organischen Grundlagen beruhen, wie
- Dementielle Prozesse im Alter
- Genetische Formen von Minderbegabung.

Bei Schwachsinn liegt der SChwellenwert hinsichtlich der Intelligenz bei 60.

R/F?

Falsch, es gibt keinen SChwellenwert

Persönlichkeitsstörungen
Neurotische Störungen
Sexuelle Verhaltensabweichungen
Chronische Missbrauchsformen (die nicht oder noch nicht zu körperlicher Abhängigkeit geführt haben)
Neu: auch Störungen der Impulskontrolle (z.B. pathologisches Spielen).

 

Welches Eingangsmerkmal für die Schuldunfähigkeit wird beschrieben?

Schwere andere seelische Abartigkeit

Welche Voraussetzung muss erfüllt sein, damit die schwere andere seelische Abartigkeit zutreffen kann?

Funktionsbeeinträchtigungen und Einbußen sozialer Kompetenz müssen so ausgeprägt sein wie bei
psychotischen Erkrankungen

Welche ist die Häufigste Diagnose bei Schuldfähigkeitsbegutachtungen?

Persönlichkeitsstörung

Bei welchen Persönlichkeitsstörungen liegt die Hypothese der Steuerungsfähigkeit lnäher,
als bei anderen Persönlichkeitsstörungen?

Borderline, paranoide und schizotypische Persönlichkeitsstörung

Dissoziale Persönlichkeitsstörung gehört zur schweren anderen seelischen Abartigkeit. R/F?

Normverstoß und Delinquenz gehören zu ihrem Lebensstil und sind somit nicht Symptome einer Störung (wie bei einer
Krankheit). i. d. R. keine Zuordnung zu SASA

Erste Voraussetzung für sachgerechte Diagnostik?

Gutachten soll Kriterien ICD-10 und DSMIV-TR verwenden

Zweite Voraussetzung für eine sachgerechte Beurteilung des Schweregrades?

Stellungnahmen zum Schweregrad getrennt von der Diskussion der Einsichts- bzw. Steuerungsfähigkeit

Gründe für die Einstufung einer Persönlichkeitsstörung als schwere andere seelische Abartigkeit (Boetcher et al., 2005)

Erhebliche Auffälligkeiten der affektiven Ansprechbarkeit bzw. der Affektregulation
Einengung der Lebensführung bzw. Stereotypisierung des Verhaltens
Durchgängige und wiederholte Beeinträchtigung der Beziehungsgestaltung und psychosozialen Leistungsfähigkeit
durch affektive Auffälligkeiten, Verhaltensprobleme sowie unflexible, unangepasste Denkstile
Durchgehende Störung des Selbstwertgefühls
Deutliche Schwäche von Abwehr- und Realitätsprüfungsmechanismen

Gründe gegen die Einstufung einer Persönlichkeitsstörung als schwere andere seelische Abartigkeit (Boetcher et al.,
2005)

Auffälligkeiten der affektiven Ansprechbarkeit ohne schwerwiegende Beeinträchtigung der Beziehungsgestaltung
und psychosozialen Leistungsfähigkeit
Weitgehend erhaltene Verhaltensspielräume
Selbstwertproblematik ohne durchgängige Auswirkungen auf die Beziehungsgestaltung und psychosoziale
Leistungsfähigkeit

Intakte Realitätskontrolle, reife Abwehrmechanismen
Altersentsprechende biografische Entwicklung

Mindestanforderungen an die Schuldfähigkeitsbegutachtung bei Paraphilie. Prüfung..

des Anteils der Paraphilie an der Sexualstruktur,
der Intensität des paraphilen Musters im Erleben,
der Integration der Paraphilie in das Persönlichkeitsgefüge sowie
der bisherigen Fähigkeit des Probanden zur Kontrolle paraphiler Impulse.

Welche Aspekte beinhaltet die EInsichtsfähigkeit?

  • Fähigkeit zur Beurteilung von Unrecht eigener Handlung aufgrund der intellektuellen, kognitiven und wertgebundene Handlungsgrundlagen.

• „Freie Willensbestimmung“ im Sinne kognitive Fähigkeiten, Werte,
• affektive bzw. dynamische Elemente, Reflexion, Planung und Wahl

Definition verminderte Schulfähigkeit

Voraussetzung, dass Täter bei Begehung der Tag in seinen Steuerungsfähigkeiten erheblich gemindert war.
Der Täter ist zwar schuldfähig, das Gericht kann allerdings die Strafe mildern.

Welche Aspekte sprachen Für forensisch relevante Beeinträchtigungen der Steuerungsfähigkeit )

o konflikthafte Zuspitzung und emotionale Labilisierung in der Zeit vor dem Delikt,
o abrupter, impulshafter Tatablauf,
o relevante konstellative Faktoren (z. B. Alkoholintoxikation),
o enger Zusammenhang zwischen («komplexhaften») Persönlichkeitsproblemen und Tat.
Tat muss Symptomcharakter haben

Merkmale für forensisch relevante Beeinträchtigung der Steuerungsfähigkeit bei abweichendem Sexualverhalten

konflikthafte Zuspitzung und emotionale Labilisierung in der Zeit vor dem Delik
Tatdurchführung auch in sozial stark kontrollierter Situation,

 abrupter, impulshafter Tatablauf, 

archaisch-destruktiver Ablauf mit ritualisiert wirkendem Tatablauf 


konstellative Faktoren (z. B. Alkoholintoxikation, Persönlichkeitsstörung, eingeschränkte Intelligenz), die
unter Umständen auch kumulativ eine erheblich verminderte Steuerungsfähigkeit bedingen können.

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Psychotische Störungen & Schizophrenie
Suchterkrankung

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Intelligenzminderung