Motivation & Emotion
Fragenkatalog SS21 Eder Uni Würzburg
Fragenkatalog SS21 Eder Uni Würzburg
Set of flashcards Details
Flashcards | 281 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 04.07.2021 / 22.01.2025 |
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Erläutern Sie die Katharsis-Hypothese und ihre empirische Überprüfung in der Studie von Geen, Stonner & Shope (1975). Warum führt aggressives Verhalten häufig zu noch mehr Aggression?
Katharsis-Hypothese: Ausleben von Triebzuständen reduziert Triebdruck
Versuch Geen et al. (1975)
- Aufbau
- Phase 1: Vpn als Schüler
- UV1: erhält Schocks (Provokation) vs. keine Schocks
- Phase 2: Vpn als Lehrer
- UV2: verabreicht Schocks (Katharsis) vs. Beobachtung (VL gibt Schocks) vs. keine Schocks
- AV: Intensität der Schock-Bestrafung durch Vpn in Phase 3, physiol. Maße (Blutdruck)
- Phase 1: Vpn als Schüler
- Ergebnis
- verabreichte Schocks bei Provokation und Karthasis am stärksten (v.a. Kombi)
--> widerspricht Karthasis-Hypothese - Blutdruck: bei Provokation stärkste Zunahme, bei Karthasis stärkste Abnahme
- verabreichte Schocks bei Provokation und Karthasis am stärksten (v.a. Kombi)
- Erklärung
- Belohnungslernen: absenken des Blutdrucks bei Karthasis positiv --> nochmal so machen
- bestehen auf Konsistenz: 1. Bestrafung angemessen, dann muss 2. auch sein
Was versteht Hull unter „Triebe“ und wie werden sie operationalisiert?
Trieb nach Hull
- unspez. Antriebsquelle des Verhaltens
- Defizitmotivation: unbefriedigtes Bedürfnis
- keine Verhaltensaktivierung ohne Defizitmotivation
- Verhaltensrichtung durch gelernte Verhaltensweisen (habits) festgelegt
- Verhaltensgewohnheit spiegelt Verstärkungsgeschichte (Bekräftigungszahl) wider
- zielgerichtetes Verhalten von Trieben energetisiert und von habits gelenkt
Operationalisierung
- über Verstärkermenge bzw. Verstärkerqualität
- Entzugsdauer, Deprivation
Welche Implikationen ergeben sich aus der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit in der Theorie von Hull?
Multiplikatives Modell
- Reaktionspotential als Produkt von drive und habit
- hypothetisch (intervenierende) Variablen
- D x H = E
- D= Antriebsniveau, drive
- H= Verhaltensgewohnheit, habit
- E= Reaktionspotential
- beobachtete Variablen
- t x n = R
- t= Entzugsdauer, Deprivation
- n= Anzahl vorherige Verstärkungen
- R= Reaktionsstärke (Löschungsresistenz, Häufigkeit des Auftretens)
Durch welche experimentelle Evidenz konnte das Postulat der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit belegt werden? Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Studie.
multiplikative Verknüpfung: D x H = E
hoher empirischer Gehalt
- Triebe (zB Hunger, Durst) beliebig substituierbar
- Verhaltensstärke sollte monoton mit D und H steigen
- wenn D = 0 oder H = 0 --> kein E
Versuch Williams, Perin
- verherige Konditionierung von Verhalten und Futter
- UV1: Anzahl der vorherigen Verstärkungen (Habitstärke)
- UV2: Länge der Nahrungsdeprivation (3h vs. 22h) (Triebstärke)
- AV: Löschungsresistenz des Verhaltens als Indikator der Verhaltensstärke (Dauer, bis die Versuchstiere das zuvor erlernte Verhalten nicht mehr zeigten)
- Ergebnis
- ensprechend der Theorie --> Interaktionseffekt
- Löschungsresistenz am geringsten, wenn wenig Verstärkung und wenig Deprivation (und umgekehrt)
- Unterschied in Löschungsresistenz höher, je stärker habit
- Löschungsresistenz steigt mit Entzugsdauer und Anzahl der vorigen Bekräfitgungen
- nicht rein additiv
- "Schere" zwischen Graphen spricht für multiplikativ
Schildern Sie die Untersuchung von Meryman (1952) zum Nachweis, dass Triebe unspezifisch Verhalten energetisieren. Welcher Ergebnisaspekt passt nicht so gut zu den Annahmen.
Meryman (1952): Triebenergie unspezifisch?
- Furchtkonditionierung von Ratten
- 4 Gruppen (Hunger-Angst-Kombinationen)
- Triebtheorie: jeder Trieb sollte Verhalten gleich stark aktivieren
- Ergebnisse
- passend: Verhalten durch Hunger + Angst am stärksten energetisiert (auch Hunger verstärkt Angstreaktion)
- unpassend: Verhaltensaktivierung stärker bei "passender" Triebquelle (Angst)
--> Trieb sollte aber eigentlich unspez. sein
Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Crespi (1942) zum Nachweis von Anreizeffekten. Warum können diese Anreizeffekte mit der ursprünglichen Theorie von Hull nicht erklärt werden?
Crespi (1942)
- Ratten in Labyrinth, Futter am Ende
- UV1: Anzahl Futterpallets am Anfang 1 vs. 16 vs. 256
- nach 20. Durchgang Wechel auf 16 in allen Gruppen
- AV: Veränderung der Laufgeschwindigkeit zum Futter hin
- Ergebnis: massive und plötzliche Veränderung bei Anpassung der Futtermenge
Widerspruch zu Hull
- Verstärkung beeinflusst nur die Habitstärke
- innere Zustände sollten keine Rolle spielen (Enttäuschung, Freude...)
- Theorie kann abrupten Anstieg/Abfall nicht erklären, plötzliche Veränderung ist das Problem
Wie lautet die Formel zur Berechnung der Verhaltensstärke im erweiterten Motivationsmodell von Hull? Erläutern Sie jede Komponente der Formel (inklusive Operationalisierung).
Formel: D x H x K = E
- D= Trieb als Druckkräfte (--> Entzugsdauer, Deprivation)
- H= Habit als Zugkraft (--> Anzahl vorheriger Verstärkungen)
- K= Anreiz als Zugkraft (--> Veränderung Verstärkermenge, -qualität)
- E= Reaktionspotential (--> Reaktionsstärke, Löschungsresistenz, Häufigkeit des Auftretens)
Erklären Sie den Unterschied zwischen der revidierten Formel zur Berechnung der Motivationsstärke nach Hull und dem Alternativvorschlag von Kenneth Spence
Alternativmodell von Spence: (D + K) x H = E
- Trieb und Anreiz als additive Kräfte
- nicht beide müssen gegeben sein
- Trieb als Energiequelle (Multiplikator) nicht mehr nötig
--> zB hoher Anreiz ohne Drive: Lust auf Schoki ohne Hunger - Vorläufer von Erwartungs-mal-Wert Modellen bzw. Formeln ohne Drive
Nennen Sie kritische Einwände gegen Triebtheorien. Inwiefern sprechen die Ergebnisse von Sheffield und Kollegen (1951) gegen die Triebreduktionshypothese?
Kritische Einwände
- Triebenergiekonzept (Druck) überhaupt nötig?
- alternativ: bedürfnisabh. Anreize
- Woher wissen Tiere, wo sich welche Belohnung befindet?
- fragmentarisch antizipatorische Zielreaktion (R_G)
- kognitive Erklärung: Erwartung
- Einwände gegen belohnende Trieberregungsabfuhr (Triebreduktion)
- spontanes Explorationsverhalten und Risikosuche (Neugier)
- zB Ratte läuft trotz Belohnung links auch mal nach rechts
- Aversion gegen geringe Stimulation (Reizentzug)
- müsste eigentlich optimal sein, da kein Trieb (unangenehmes Gefühl) vorhanden ist
- Intrakranielle Selbststimulation
- Ratte, die sich immer stärker selbst stimuliert
- Intragastrische Verstärkung
- künstl. Nahrungszuführung reduziert Hunger nicht
- spontanes Explorationsverhalten und Risikosuche (Neugier)
Coitus Interruptus (Sheffield et al.)
- männl. Ratten in einem Labyrinth und lernen, dass Weibchen in Zielkammer ist
- Unterbrechung der Kopulation vor Samenerguss
- Kontrolle: Männchen in Zielkammer
- Ergebnis: Experimentalgruppe läuft am schnellsten (keine Bestrafungserfahrung)
- sexuelle Stimulation (nicht Reduktion) wirkt belohnend
Erläutern Sie das Yerkes-Dodson-Gesetz der Motivation. Inwiefern sind die hier beschriebenen Zusammenhänge wichtig für Verhaltensvorhersagen auf der Basis trieb- oder aktivationstheoretischer Ansätze?
Yerkes-Dodson-Gesetz: nicht-linearer Zusammenhang zwischen Aktivierung und Leistung
- x-Achse: Arousal (low - high)
- y-Achse: Leistung (poor - good)
- Kurve: umgedreht U-förmig (versch. Verformungen je nach Schwierigkeitsgrad der Aufgabe)
Annahmen
- mittleres Arousal am besten für normale Aufgaben
- schwere Aufgaben durch Arousal gestört
- motorische Aufgaben kaum durch Arousal gestört
Optimales Erregungsniveau statt Triebreduktion
- kein rein linear steigender Zusammenhang (--> widerspricht Treibtheorie)
- Aktivitätstheorie: mittleres Erregungsniveau optimal (ähnl. Yerkes-Dodson-law)
Skizzieren Sue die wissenschaftstheoretische Grundposition des radikalen Behaviorismus
- Strömung in den USA Anfang/Mitte des 20.Jhd
- John B. Watson (1913): Behavioristisches Manifest
- Gegenbewegung zu Bewusstseinspsychologie und Introspektion
- nur beobachtbare S-R Psychologie
- keine Beachtung interner Zwischenschritte
INPUT (Reiz, Stimuli) --> BLACK BOX (interner Zwischenschritt wird ignoriert) --> OUTPUT (Reaktion, Verhalten)
Was ist der Unterschied zwischen „respondentem“ und „operantem“ Verhalten?
Respondentes Verhalten (Pavlovsche Hund)
- Klassische Konditionierung
- S (Reiz) --> R (Reaktion)
- CS + US --> CR
- passiv
operantes Verhalten (Thorndikes Katze)
- operante Konditionierung
- R (Aktion) --> S (Effekt)
- lernen durch Belohnung & Bestrafung
- aktiv
Erklären Sie Thorndikes „Law of Effect“. Was wird hier gelernt?
Law of Effect von Edward Lee Thorndike (1874-1949)
- Lernen am Erfolg
- durch Versuch & Irrtum (trial & error)
- zufälliger Erfolg --> Verstärkung des ausgeführten Verhaltens
- veraltet: gradueller Aufbau der S-R Assoziation (Ausgangssituation S und Aktion R)
- habit-Aufbau
- moderen Erklärung: Relation zwischen Aktion & Ergebnis
- Erwartung!
Welche Vorteile bietet die sog. „Skinner Box“?
- einheitlicher Aufbau
- Testkäfig für Verarbeitung von Belohnung & Bestrafung
- allerlei Einflussmöglichkeiten
- visuelle & akustische Hinweisreize
- objektive Erfassung von Reaktionsraten
Erläutern Sie funktionale Definitionen einer „Verstärkung“ und „Bestrafung“. Erklären Sie verschiedene Typen einer Bestrafung und Verstärkung anhand von Beispielen.
Verstärkung: jedes Ergeignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht
- postive Verst.: Hinzufügen eines angenehmen Reizes (zB Eis kaufen)
- negative Verst.: Entfernen eines aversiven Reizes (zB Aufhören zu schimpfen)
Bestrafung: jedes Ereignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit reduziert
- positive Bestr.: Hinzufügen eines aversiven Reizes (zB Schimpfen, Elektroschocks)
- negative Bestr.: Entfernen eines angenehmen Reizes (zB Fernsehverbot)
Was sind primäre und sekundäre Verstärker?
Primäre Verstärker
- von Geburt an effektiv
- kein Training nötig
- zB Futter, Wasser, Sex
sekundäre Verstärker
- nicht von Geburt an effektiv
- erworben über Paarung mit primären Verstärkern (--> klass. Kond.)
- zB Geld, Likes, Preise
Wirksamkeit
- Passung (unterschiedliche Wirksamkeit zB von Lob, Geld)
- sofortige Belohnung wirksamer als aufgeschobene
- Orientierung nach subjetiven Werten
- Identifizierung mit Premack-Prinzip
Was ist das Premack-Prinzip?
- Beobachtung von spontanem Verhalten erlaubt Rückschluss auf Verstärker
- häufiger auftretendes Verhalten kann als Verstärker für weniger häufiges wirken
- zB Aufräumen/Lernen verstärken mit Spielen/Eis essen
- zB durch Wahlmöglichkeiten identifizieren
Erläutern Sie Vor- und Nachteile eines Token-Systems.
Token-Systeme: künstliche Währung für Eintausch gegen Belohnung
Vorteile
- Eintausch gegen individuell wirksame Verstärker
- leichte & kontrollierbare Verabreichung
- keine Unterbrechung durch Konsum
- keine Sättigung
Nachteile
- stereotypisches Verhalten
- nur bestimmtes Verhalten zeigen, das auch sicher eine Belohnung bringt
- verhindert kreatives denken
- geringe Generalisierung
- nicht automatisch gutes Verhalten außerhalb des Zuhauses (bzw. Ort, an dem System verwendet wird)
- Korrumpierungseffekt (intrinsische Motivation untergraben)
Welche Beobachtung spricht gegen die Annahme, dass Löschung assoziative Verbindungen schwächt?
Löschung: Verhalten wird nicht mehr verstärkt --> Reaktionsrate sinkt
Widerspruch
- komplette Wiederherstellung nach einmaliger Verstärkung (reinstatement) --> erneute Löschung notwendig
- Bsp: Großeltern geben Kind Aufmerksamkeit, nachdem quengeln gelöscht wurde --> Kind quengelt auch bei Eltern wieder
- stattdessen eher inhibitorische Beziehungen, Salienzverschiebungen
Wie sollte eine (positive) Bestrafung gestaltet werden, damit sie möglichst wirksam ist?
Bestrafung Typ 1: Verhalten produziert einen aversiven Reiz (zB Schmerz)
Einflussfaktoren
- Kontiguität
- intensität (je intensiver, desto effektiver)
- zeitliche Nähe (Kontingenz)
Wirksamkeit einer Bestrafung maximieren
- so hart wie möglich (zulässig)
- zeitl. Abstand zwischen Bestrafung und Verhalten möglichst kurz
- Start mit maximaler Stärke
- Bestrafung konsistent dem Verhalten folgend
- Verstärkung des unerwünschten Verhaltens eliminieren/reduzieren
- Zugang zu Verstärker über alternatives Verhalten ermöglichen
Welche kurz- und langfristigen Auswirkungen hat der Einsatz von körperlichen Züchtigungen/Bestrafungen als pädagogische Maßnahme auf die Entwicklung von Kindern?
Meta-Analyse (Gershoff, 2002)
kurzfristige Konsequenzen
- sofortiger Gehorsam
langfristige Konsequenzen
- Aggression
- antisoziales Verhalten
- schlechte mentale Gesundheit
- schlechte moralische Internalisierung
- schlechte Qualität der Eltern-Kind-Beziehung
- Identifikation Opfer physische Gewalt
sehr langfristige Konsequenzen (als erwachsene Person)
- Aggression
- schlechte mentale Gesundheit
- Misshandlung eigener Kinder (Modelllernen)
- kriminelles & antisoziales Verhalten
Erläutern Sie das Experiment zur erlernten Hilflosigkeit von Seligman & Maier (1967). Wie wird erlernte Hilflosigkeit erklärt?
Erlernte Hilflosigkeit: Lernerfahrung der Unkontrollierbarkeit eines (negativen) Ereignisses
Versuch
- Lernphase (Konditionierung)
- Fluchtgruppe (vermeidbar): können durch Kopfbewegung durch Druckplatte den Schock vermeiden
- Yoked-Control (unvermeidbar): sind Schocks ausgesetzt und können nichts dagegen tun
- Kontrollgruppe (keine Schocks): keine Lernerfahrung
- Testphase (nach 24h)
- Hund ist in einer Shuttlebox, kann über eine Barriere springen, um jeweils in die andere Hälfte der Box zu kommen
- eine Hälfte wird elektrifiziert mit eindeutigem Lichtsignal (CS) davor
- Hund kann auf die andere Seite, um Schock zu entkommen
- Ergebnis
- Fluchtgruppe: alle schnell verstanden und springen auf die andere Seite
- Kontrollgruppe: fast alle verstanden und springen zur anderen Seite
- Yoked-Control: 75% nicht verstanden, legen sich auf den Boden und versuchen, den Schock auszuhalten (selbst nachdem sie mal zur anderen Seite gesprungen sind und merken müssten, dass sie so dem Schock entkommen könnten)
- Erklärung
- Unkontrollierbarkeit negativer Ereignisse untergräbt motivation für die Ausfürhung einer Reaktion
Lerntheortische Erklärung
- Hund lernt, dass Verhalten keine Auswirkungen auf Schock hat
- P (Schock | Aktion) = P(Schock | keine Aktion)
- Generalisierung der Lernerfahrung auf ähnliche & neue Situationen
--> Lernerfahrung, dass Reaktion und Effekt unabhängig sind, wichtig dafür
Kognitive Erklärung
- scheinbar unkontrollierbare Situation wahrgenommen
- Überzeugung entwickelt, dass solche Situationen unkontrollierbar sind
- Attribuierung auf zeitlich stabile Eigenschaften der eigenen Person
- Verallgemeinerung auf alle Situationen (internale, stabile, globale Attribution)
- Fähigkeit, Situationen positiv beeinflussen zu könne, wird verneint
- --> Kontrollüberzeugung & Kausalattribution wichtig
Reaktive Depression
- depressive Störung aufgrund traumatischer Erlebnisse (Anpassungsstörungen)
- Symptome von Hilflosigkeit und Depression ähnlich
Welchen Einfluss hat Kontingenz und Kontiguität auf das Kausallernen? Erläutern Sie dazu typische Befunde aus der empirischen Forschung.
Einfluss von Kontingenz
- Wahrnehmung von Kontingenz wichtig
- Bsp: Panzer-Versuch
- UV: P(Panzer explodiert durch Tastendurck vs automatisch) variiert
- 75/25; 75/75; 25/75; 25/25
- AV: Einschötzung der Effektivität/Kontrolle
- Ergebnis
- bei 75/25 stärkste Kontingenzwahrnehmung
- bei Gleichwahrscheinlichkeit 75/75 Kontrollillusion
- UV: P(Panzer explodiert durch Tastendurck vs automatisch) variiert
Einfluss von Kontiguität
- temporale Kontiguität
- Bsp: Tastendruck Aufleuchten
- UV: Zeit zwischen Tastendruck & Aufleuchten
- AV: Wahrnehmung von Kausalität
- Ergebnis: je jürzer die Zeit, desto höher die Kontingenzwahrnehmung bzw. stärker wird die Kausalität eingeschätzt
Warum heißt Lewins Motivationstheorie “Feld”-Theorie?
- Feld = Kräftefeld
- Analogie zu physikalischem Feld
- Gesamtheit der inneren und äußeren Kräfte, die auf eine Person einwirken
- dynamische Theorie
- Verhalten & Erleben als Resultate von verschiedenen, zu einem Zeitpunkten wirksamen gerichteten Kräften (abstoßend/anziehend)
- Analogie zu Vektoren
- Unterschied zu Triebtheorie: dort gibt habit Richtung vor
- Verhalten (V) als Funktion von Merkmsalen einer Person (P) und Umwelt (U)
- V = f(P,U)
Was versteht Lewin unter dem „Lebensraum“ einer Person?
- kognitive Repräsentation der Umwelt
- Lebensraum= aktuelle, subj. Wahrnehmung der inneren & äußeren Situation
- Dinge außerhalb der Wahrnehmung ohne Einfluss auf Person
Erläutern Sie strukturelle & dynamische Elmente des Personenmodells von Kurt Lewin
Personenmodell = p in Lewins Modell
strukturelle Komponente
- Bereiche einer Person
- Bedürfnisse, Motive (Ziel, sozialen Anschluss zu haben)
- Quasibedürfnisse (Ziele & Intentionen)
- keine klassischen motive der Motivationsforschung
- zB Ziel an einer Videokonferenz teilzunehmen
- Lage von Bereichen
- je zentraler, desto grundlegender
- zB zentral: Zeit mit Freunden und Familie verbringen
- zB eher peripher: Weihnachtsbaum kaufen
- je zentraler, desto grundlegender
- Nachbarschaft von Bereichen
- je näher, desto ähnlicher
dynamische Komponente
- Spannung
- System kann etweder unter Spannung oder Entspannung liegen
- Spannung, wenn best. Bedürfnis besteht, das befriedeigt werden muss
- Grenzwände & Durchlässigkeit von Bereichen
- Substitution, Ersatzhandlungen
- Bedürfnis A nicht erfüllt --> Bedürfnis B ersatzweise erfüllen, um Spannung abzubauen
Beschreiben Sie die Auswirkungen gespannter Bereiche in der Person auf Handeln und Kognition anhand eines Beispiels.
- gespannte Systeme in Personenmodell, die auf Spannungsausgleich drängen
- Handeln: über Zugang zu sensumotorische Zonen (M)
- Ersatzhandlung: Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen
- Spannung besteht bis das Bedürfnis befriedigt ist
- Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter/Salienz von Dingen, die zur Bedürfnisbefriedigung taugen (Bsp Hunger: eher Restaurants an denen man vorbeiläuft bemerken)
- Einfluss auf Gedächtnis: erhöhte Zugänglichkeit zielbezigener Inhalte (einem fällt eher ein, wo das nächste gute Restaurant ist bzw. wo man am nächsten etwas essen könnte)
- Einfluss auf Handlen: Aktivierung zielbezogener Verhaltensweisen (im Zusammenspiel mit Umwelt) (man läuft zum Restaurant bzw. holt/macht sich etwas zu essen)
Was ist nach Lewin eine Ersatzhandlung? Geben Sie ein Beispiel. Wie erklärt die Feldtheorie das Auftreten von Ersatzhandlungen? Welche Aktivitäten besitzen einen hohen Substitutwert?
- Ersatzhandlung: Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen
- Erklärung über Durchlässigkeit der Grenzwände der Bereiche --> dadurch erst Diffusion möglich
- Einfluss auf Handeln: Aktivierung zielbezogener Verhaltensweisen (im Zusammenspiel mit der Umwelt)
- Substitutwert steigt, je ähnlicher die Bereiche/Handlungen sind, die man durchführt bzw. nicht durchführen kann (je ähnlicher, desto näher sind sie nebeneinander, desto einfacher der Ausgleich durch Diffusion)
- Bsp: E-Mail schreiben anstatt einer Postkarte --> Bereiche liegen nah aneinander --> Spannung kann übergehen bzw. durch Diffusion ausgeglichen werden
Was versteht man unter Wiederaufnahmetendenzen? Schildern Sie hierzu Ablauf und Ergebnis der Untersuchung von Ovsiankina und erklären Sie das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie.
- Wiederaufnahmetendenzen = Tendenz, unterbrochene Aufgaben wiederaufzunehmen
- Untersuchung
- Unterbrechung einer spannungsausgleichenden Aufgabenbearbeitung durch
- Störungshandlung: Unterbrechung durch andere Aufgabe
- Zufallsunterbrechung: zB Stift ist runtergefallen, Vpn soll ihn aufheben
- Wiederaufnahme:
- Störung: 79%
- Zufall: 100%
- Wiederaufnahme selbst wenn
- betont, dass Wiederaufnahme unwichtig ist
- Wiederaufnahem explizit untersagt wurde (--> "diebische" Wiederaufn.)
- Aufgabe außer Sichtweite gerückt wurde
- Wiederaufnahme sinkt, wenn Störhandlung das Bedürfnis stellvertretend befriedigt (Ersatzhandlung)
- zB wenn andere Aufgabe den gleichen Aufgabentyp hat
- Unterbrechung einer spannungsausgleichenden Aufgabenbearbeitung durch
- Feldtheorie: innere Spannung aktiviert zielbezogenes Verhalten bis Bedürfnis befriedigt ist
- bei Unterbrechung noch nicht befriedigt --> Wiederaufnahme
- funktioniert bei positiver und negativer Valenz
- bei neg. nur, wenn Verpflichtung zu Erledigung vorhanden ist
Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchungen von Zeigarnik (1927). Wie erklärt man das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie? Was ist der „Zeigarnik-Quotient“?
- Vpn machen verschiedene einfache Aufgaben
- UV: Unterbrechung und Überspringen bestimmter Aufgaben (--> Aufgaben erledigt vs. nicht erledigt)
- AV: an welche Aufgaben sich Vpn erinnern können
- Ergebnis: bessere Erinnerung an unerledigte Aufgaben
- Zeigarnik-Quotient: 2:1
- Erklärung: man ist kognitiv noch mit der Aufgabe beschäftigt
- funktioniert besser, wenn die Vpn nicht aufgeregt, dann kogn. Beschäftigung möglich
Wie kann man mit der Feldtheorie erklären, dass in der Untersuchung von Marrow (1938) mehr abgeschlossene als unterbrochene Aufgaben erinnert wurden?
- zentraler Faktor: subj. Abgeschlossenheit
- Unterschied, wie zur nächsten Aufgabe übergegangen wurde
- Unterbrechung: Vpn werden gelobt und sollen deswegen zur nächsten Aufgabe (--> subj. abgeschlossen)
- Abschluss: Vpn werden nicht gelobt und sollen nur zur nächsten Aufg., weil sie die davor obj. abgeschlossen haben (subj. nicht abgeschlossen)
- Spannung bei subj. nicht unerledigten Aufgaben noch vorhanden --> Einfluss auf Gedächtnis --> werden besser erinnert als subj. erledigte (obj. abgebrochene) Aufgaben
Was ist mit einem Aufforderungscharakter von Umweltobjekten gemeint? Wie wurde ein Aufforderungscharakter von bedürfnisrelevanten Objekten experimentell nachgewiesen?
- Obj. in der Umwelt gewinnen Aufforderungscharakter, wenn sie bedürfnisrelevant sind
Wispé & Dramberean
- Identifikation kurzfristig dargebotener Wörter
- UV1: Nahrungsdeprivation (0h/10h/24h)
- UV2: Bedürfnisrelevanz der Wörter (irrelevant vs. relevant)
- Ergebnis: nahrungsbezogene (relevante) Wörter schneller erkannt, je länger die Deprivation
- kein Unterschied bei Sättigung
- Erklärung: Deprivation senkt Wahrnehmungsschwelle (Gegenstände, die Bedürfnisse befriedigen können, werden stärker wahrgenommen)
Warum wird die Umwelt in Lewins Modell als “hodologischer” Raum bezeichnet?
- "hodos" (gr.) = Pfad
- Umwelt zeigt Handlungsmöglichkeiten auf bzw. Wege/"Pfade" zur Zielerreichung
--> klase Schritte von Ausgangsbereich zu Zielbereich / Einteilung in Schritte von Start zu Ziel - Lokomotion: Bewegung zum Ziel
- Umwelt zeigt Handlungsmöglichkeiten auf bzw. Wege/"Pfade" zur Zielerreichung
- Grenzen zwischen Bereichen entsprechen Hindernissen auf dem Weg zum Ziel
- unterschiedlich stark (zB Geld beschaffen, Auto fahren lernen)
Definieren Sie den Begriff der Valenz in Lewins Feldtheorie.
- Valenz = Wertigkeit
- positv = attraktiv
- negativ = unattraktiv
- Zielbereiche der Umwelt erhalten durch Relation zu (Quasi-)Bedürfnissen der Person pos./neg. Valenz
- Stärke der Valenz (Va) als Funktion der Bedürfnisspannung (s) & intrinsischer Eigenschaften des Zielobj. (Z)
- Va = f(s,Z)
- Valenz alleine erzeugt keine Motivation
- zB kann man ein Obj. toll finden, es aber trotzdem nicht kaufen wollen, weil man es nicht braucht
- Je intensiver das Bedürfnis, desto zweckdienlicher die Eigenschaften für die Bedürfnisbefriedigung, desto stärker die Valenz
- Valenz (Zielbereich) wird zum Zentrum des Kräftefeldes
Wie lautet Lewins Formel zur Berechnung der Kraft, die von einem Umweltobjekt auf eine Person wirkt?
- Kraft = Stärke der anziehenden / abstoßenden Wirkunf von pos./neg. Zielobjekten
- Attraktion / Abstoßung
- Stärke der Kraft (K) entspricht Quotienten von Valenz (Va) & Distanz zum Ziel (d)
- K = Va / d = f(s,Z) / d
- d = zB nahestehende Person
- Distanz kann räunlich, psychologisch, sozial etc. sein
- Stärke nimmt mit Nähe der Person zum Ziel zu
- "Schlusssprint": gleichbleibende Valenz, sinkende Distanz
- "Project completion effect": Tendenz, Projekt fertigzustellen, auch wenn es keinen Sinn mehr hat
- Kraft bestimmt Intensität (Betrag) & Richtung (Vorzeichen) der psychologischen Lokomotion der Person
Wovon wird das Verhalten einer Person unmittelbar beeinflusst: Von der positiven oder negativen Valenz, die ein Objekt oder eine Situation für eine Person besitzt, oder von der Kraft, die von diesem Objekt bzw. dieser Situation ausgeht? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Valenz und Kraft?
Zusammenhang
- Kraft bestimmt Intensität (Betrag) & Richtung (Vorzeichen) der psychologischen Lokomotion der Person
- Richtung durch pos./neg. Valenz vorgegeben
- Intensität steigt mit zunehmender Valenz (&Distanz)
- durch Valenz allein entsteht keine Motivation
- Valenz als Zielbereich, Kraft als Auslöser/Antreiber, zu Zielbereich zu gehen (Valenz als Aufforderungscharakter)
Was bedeutet Distanz in Lewins Theorie (geben Sie mindestens zwei verschiedene Beispiele) und welche Rolle spielt die psychologische Distanz für das Umweltmodell in Lewins Feldtheorie?
- Distanz = Nähe der Person zum Ziel
- Psychologische Distanz: Soziale Distanz, Erreichbarkeit (wenig, viel Aufwand)
- Nahestehende Person
- Leicht erreichbares Ziel
- "Schlusssprint": Gleichbleibende Valenz, sinkende Distanz
- "Project completion effect": Tendenz, Projekt fertig zu stellen, auch wenn keinen Sinn
- Psychologische Distanz: Soziale Distanz, Erreichbarkeit (wenig, viel Aufwand)
- Je niedriger Distanz, desto höher motivationale Kraft
Was ist ein Konflikt und wie zeigt er sich im Verhalten? Wie erklärt man Konflikte in Termini der Feldtheorie Lewins?
- Konflikt = Gleichgewicht anziehender & abstoßender Kraft
- führt zu Immobilität des Organismus bzw. zu schnell wechselndem widersprüchlichem Verhalten
- keine fehlende Motivation!
- starke Motivation in beide Richtungen
- Bsp.: Kind will sich auf einen Stein setzen, schafft es aber nicht, da es sich abwenden müsste, Anziehung des Steins aber zu stark --> läuft um Stein herum
Erläutern Sie typische Verhaltenstendenzen in einem Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (Beispiel) und erklären Sie das beobachtete Verhalten mit Millers Gradientenmodell.
Bsp: Katze will heißen Brei essen
- Brei heiß, aber lecker (--> ambivalent)
- Katze wird herumkreisen, weil sie nicht genau weiß, was sie machen soll (--> Immobilität/widersprüchliches Verhalten)
- bei Zurückweichen Immobilität aufgehoben --> Annäherung
- probieren & verbrennen --> Vermeiden und Zurückweichen
--> Pendelbewegung
Gradientenmodell bei ambivalentem Objekt
- Meidengradient: Stärker der abstoßenden Kraft in Abhängigkeit zur Entfernung (zB zeitl./räuml.) zum Objekt
- Aufsuchengradient: Stärke der anziehenden Kraft in Abhängigkeit zur Entfernung zum Objekt
- steigen beide an, je näher Objekt ist, aber Meidengradient steiler als Aufsuchengradient
- Schnittpunkt der beiden Gradienten bei bestimmter Entfernung --> Konflikt
- näher an Obj --> Vermeidung
- weiter weg --> erneute Annäherung
Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Brown (1948) zum Zusammenhang von Zieldistanz und Verhaltensintensität. [Stichwort: angeleintes Geschirr]
Aufbau
- Nahrungsdeprivierte Ratte in Tragegeschirr, verbunden mit Seilzug
- je weiter sie nach links laufen will, desto mehr Kraft muss sie dafür aufbringen
- Kraft als Maß für Motivation verwendet
- UV1: links ist Futter (Anziehung) / rechts ein elektrifiziertes Gitter (Vermeidung)
- UV2: Startposition bzw. Distanz zum Futter bzw. Gitter
- AV: Kraftanstrengung, um nach links zu laufen
- Ergebnis
- Futter: Distanz weniger entscheidend, niedrige Steigung
- Schock: Distanz stark entscheidend, hohe Steigung (starke Motivation)