P22

LV 2

LV 2


Kartei Details

Karten 90
Sprache Deutsch
Kategorie Literatur
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 18.06.2021 / 04.07.2021
Weblink
https://card2brain.ch/box/20210618_p22
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20210618_p22/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Welche verschiedenen Arten der Aggression kann man unterscheiden?

  • Instinktive Aggression: Verteidigung eines Reviers, Rangposition, Notwehr…
  • Instrumentelle Aggression: Aggression als Instrument um zB Aufmerksamkeit, Anerkennung, Macht usw. zu erreichen
  • Ärger-Aggression: Abreaktion einer negativen Stimmung, Rache oder Verteidigung
  • Aggression als Nervenkitzel oder Selbstzweck: Lustgewinn aus Streit oder/und sadistisches Verhalten

Hat aggressives Verhalten in den letzten Jahren zugenommen?

Nein! Keine systematischen Schwankungen
großer Teil des Mobbings auf eher kleine Gruppen von Tätern zurückzuführen
„Bully-Index“ ist konstant geblieben 

Wie unterscheiden sich die Arten der Aggression zwischen Jungen und Mädchen. Wie ist der Verlauf von Aggressionen über die Zeit?

Insgesamt verhalten sich mehr Jungen als Mädchen aggressiv ->Im Kindergarten kaum Unterschiede, in Grundschule dann 3:1
Mädchen eher indirekte Aggression; Jungen eher körperliche Aggression
Ab Sekundarstufe II weniger offen-aggressives Verhalten
Verbale Aggression und Störungen des Unterrichts nehmen mit dem Alter zu!

Individualentwicklung von aggr. Verhalten: Was führt zu aggressivem Verhalten und welche Arten von Tätern werden unterschieden?

Aggr. Verhalten gehört zur normalen Verhaltensausstattung des Menschen
->Extreme Aggression hat immer eine individuelle Geschichte, die aber nicht immer nachvollziehbar sind
Ursache = Fehlende Kontroll- und Bewältigungsstrategien für Risikofaktoren (Familienprobleme, deviante Cliquen, Stress, Armut, Misserfolge, inadäquate Erziehung…)
Unterscheidung von:

  • Early Starters: bereits vor 13. LJ wiederholt auffällig
    ->Präventions- und Interventionsmaßnahmen sinnvoll
  • Late starters: erst nach dem 13. LJ auffällig
    ->Aggr. Verhalten zur Bewältigung einer schwierigen Lebensphase

Welche 3 Formen der Störung des Sozialverhaltens werden unterschieden?

  • Oppositionelles Vh -> v.a. in Kindesalter
  • Delinquentes Vh -> v.a. in Jugendalter
  • Aggressives Verhalten

->Verhalten ist stabil und strahlt auf nahezu alle Lebensbereiche aus

Wie unterscheiden sich DSM-IV und ICD-10 hinsichtlich der Kategorisierung der Störung des Sozialverhaltens?

DSM-IV: Störung mit oppositionellem Trotzverhalten und Störung des Sozialverhaltens

ICD-10: 6 Subtypen der Störung des Sozialverhaltens und 4 mit den Störungen des Sozialverhaltens kombinierte Störungen 

Hat eine Störung des Sozialverhaltens einen genetischen Anteil?

ja, wird vermutet. Entfaltet sich aber v.a. durch ungünstige psychosoziale Bedingungen

Welches Erziehungsverhalten trägt zu einer Störung des Sozialverhaltens bei? Was sind Risikofaktoren?

  • Erziehungsverhalten:
    zu wenige / keine eindeutigen Regeln; keine konsequente Einhaltung der Regeln; dulden/verstärken aggressives Verhalten; Vorbild für aggr. Problemlösungen
  • Risikofaktoren:
    • Regulationsstörungen im ersten Lebensjahr; Störungen im Bindungsverhalten
    • Psychopathologie der Eltern
    • Sprachstörungen im Kindesalter (nur für Jungen belegt)
      ->Sprachverständnis wesentlich für Regelverständnis
    • Misshandlungserfahrungen 

Welche Komponenten umfasst das Programm Faustlos?

  • Empathietraining
  • Impulskontrolle
  • Konfliktlösen
  • Strategien im Umgang mit Wut und Ärger 

Was definiert Mobbing? Nennen Sie 2 Methoden zur Erfassung

  • Regelmäßigkeit, über langen Zeitraum hinweg, wiederholt
  • Ggü. Person mit einer klaren Unterlegenheit ->keine Gegenwehr
  • Angriffe körperlich, verbal oder mit Hilfe indirekter Strategien

Erfassung: Bully / Victim Questionnaire (BVQ) oder Participant Role Questionnaire (PRQ) = Zuordnung von Rollen

Welche Entstehungskriterien sind für Mobbing ausschlaggebend?

  • Hierarchisch strukturierte Systeme ohne Gruppennormen gegen Aggression
  • Gruppenzugehörigkeit nicht frei gewählt und Verbleib ist vorgegben
  • Situative Faktoren und Täter-/Opferpersönlichkeiten
  • Missbrauch sozialer Macht durch den Täter

Beschreiben Sie ein typisches Täter- und Opferprofil. Inwieweit sind die Rollen über die Zeit hinweg stabil?

Manifestation der Rollen ca. im 13.-16. LJ

Täter: Rolle über die Zeit hinweg stabil

  • Streben nach Dominanz und Überlegenheit; nach außen hin selbstbewusst
  • Gute soziokognitive Fähigkeiten -> Manipulation des Umfelds
  • Pos. Einstellung zu Aggression; wenig Empathievermögen für Opfer

Opfer: Viele Opfer können langfristiger Viktimisierung entkommen; sind eher explorativ statt systematisch ausgewählt; Rolle ab weiterführender Schule aber stabil

  • Ängstlich und unsicher; eher unbeliebt
  • Selbstbewertung als negativ und körperlich schwach
  • Äußerliche Auffälligkeiten und Isolation
    -> Unsicherheit und Rückzug als „Auswahlkriterien“
  • Ängstliche / Unterwürfige vs. Provokative Opfer (selten)

Welche Maßnahmen sind zur Prävention von Mobbing notwendig? Beschreiben Sie hierzu das „Olweus Bullying Prevention Program“

  • Gezielte Förderung des Verständnisses der Dynamik und Rollen beim Mobbing
  • Whole School approach ->geteilte Normen und Werte

„Olweus Bullying Prevention Program“

  • = Präventions- und Interventionsprogramm
  • Dauer vs. 18-20 Monate
  • Involviert alle Mitglieder einer Schulgemeinschaft
  • Interventionen auf Individual-/ Schul- und Klassenebene !!!
  • Gespräche mit involvierten Schülern in aktuellen Fällen
  • Erarbeitung von Klassenregeln

Mobbing: Ist es besser als Intervention direkt Opfer oder Täter anzusprechen? Was ist besonders hilfreich?

=>Täter sollte im Fokus stehen!

  • Am effizientesten, wenn Intervention direkt aus der Klasse kommt -> Zivilcourage fördern
  • Gutes Klassenmanagement durch die Lehrkraft
  • Langfristige Restrukturierung der Schul- und Klassenebene

Welche Ergebnisse lieferten die Studien von Bowlby und Harlow?

 

Primaten benötigen für ihre Entwicklung nicht nur Nahrung und Wasser, sondern auch emotionale Zuwendung!
->ansonsten starke Rückstände in der Entwicklung, die nicht mehr aufzuholen sind!

Welche Formen der Kindeswohlgefährdung werden unterschieden?

  • Materielle Vernachlässigung
  • Körperliche Misshandlung
  • Emotionale Vernachlässigung / Misshandlung
  • Sexueller Missbrauch 

Gibt es Geschlechtsunterschiede hinsichtlich unterschiedlicher Missbrauchsarten?

  • Jungen: häufiger körperliche Misshandlungen
  • Mädchen: häufiger sexueller Missbrauch, v.a. mit Körperkokontakt

Was versteht man unter körperlicher Vernachlässigung? Von wem geht sie aus? Wer ist als Risikogruppe zu nennen?

= Unzureichende Ernährung, Pflege, Förderung, gesundheitliche Versorgung oder mangelnde Beaufsichtigung / Schutz vor Gefahren

  • geht notwendigerweise von den Sorgeberechtigten aus
  • Risikogruppe: Alleinerziehende

Welche Langzeiteffekte kann körperliche Vernachlässigung haben?

  • Angst
  • Depression
  • Erhöhte Suizidalität

Wie ist der Zusammenhang zwischen materieller Vernachlässigung und psychischem Missbrauch / Vernachlässigung?

Materielle Vernachlässigung geht häufig mit emotionaler Vernachlässigung einher
Umgekehrt nicht zwingend der Fall!! („goldener Käfig“)

Was versteht man unter psy. Formen der Misshandlung und Vernachlässigung? Von wem geht sie aus? Wer ist als Risikogruppe zu nennen?

= Alle Handlungen bzw. Unterlassungen von Eltern oder Betreuungspersonen, die Kinder ängstigen, überfordern, ihnen das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit vermitteln und sie in ihrer psy. Und/oder körperlichen Entwicklung beeinträchtigen können

  • Vernachlässigung geht definitionsgemäß von Eltern aus; Misshandlung (zB ständiges Schimpfen) nicht immer
  • Risikogruppe / Ursache: Sadistische, Rücksichtslose oder egoistische Eltern
    ->Oft aber auch Unfähigkeit (zB depressive Mutter)

Was versteht man unter Parentifizierung?

=> Rollentausch: Kind sorgt für Elternteil oder für beide
Kind stellt eigene Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit, Sicherheit, Fürsorge zurück und lernt, sich in das Elternteil einzufühlen und für es zu sorgen
=>Wahrnehmung eigener Gefühle leidet stark darunter

  • Kind übernimmt Rolle des Sündenbocks, der „guten Mutter“ oder sogar des sexuellen Partners
  • Emotionale Parentifizierung schädlich und prädispositionierend für die Entstehung psy. Beschwerden
  • Risikogruppe: Alleinerziehende und Alkoholikerfamilien

Welche Definitionen gibt es bezügl. körperlicher Misshandlung? Wie sind Langzeitfolgen zu bewerten?

=>Unterschiedliche Definitionen: Schläge oder andere gewaltsame Handlungen, die beim Kind zu Verletzungen führen
->oft wird Notwendigkeit einer ärztlichen Behandlung zugrunde gelegt
=> auch niederschwellige Definitionen wie blaue Flecken oder Wunden (Ohrfeige wäre dann nicht körperliche Misshandlung)

Negative Langzeitfolgen im Vergleich zu anderen Kindheitsbelastungen gering
ABER: erhöhte Suizidalität (sich selbst Gewalt antun)

Ist die Hypothese der transgenerationalen Vermittlung von Gewalt bestätigt?

„Wer geschlagen wurde, schlägt selbst wieder“?!
=>Nein, nicht bestätigt

Was versteht man unter sexuellem Missbrauch? Welche Schweregrade werden unterschieden und wo findet er in der Regel statt?

= Beteiligung noch nicht ausgereifter Kinder und Jugendlicher an sex. Aktivitäten, denen sie nicht verantwortlich zustimmen können, weil sie deren Tragweite noch nicht erfassen

  • 3 Schweregrade:
    • Verkehr
    • Mit Körperkontakt
    • Ohne Körperkontakt (zB Exhibitionisten)

=>Einschätzung des Belastungsgrades durch Betroffene variiert innerhalb der Kategorien

Wo? 1/3 in der Kernfamilie, 1/3 in weiterer Familie und 1/3 außerhalb der Familie
=>Missbrauch v.a. in Familie lang andauernd und führt zu Vertrauensverlust
=>Oft Schuld- und Schamgefühle 

Warum werden in Statistiken hauptsächlich Männer als Täter bei sex. Missbrauch genannt?

  • Körperkontakt mit Kindern ist für Frauen „normaler“ -> Missbrauchserlebnisse werden nicht als solche wahrgenommen
  • Erlebnisse mit weiblichen Tätern werden von Opfern seltener als schlimm beschrieben

Auswirkungen von sex. Missbrauch: Gibt es ein eindeutiges „Syndrom“?

->Nein! Dauer und Schwere des Missbrauchs entscheidend; oft wird Missbrauch aus Scham und Furcht verschwiegen

  • Häufig Sleeper Effekt: Auswirkungen erst später zu erkennen
  • 0-6 Jahre: Alpträume, Angst, Regressionen, internalisierendes und sexuelles Verhalten
  • 7-12 Jahre: Angst, Alpträume, schul. Probleme, altersinadäquates Verhalten, Hyperaktives und aggressives Verhalten
  • 8-13 Jahre: Depression, suizidale Tendenzen, soz. Rückzug, Weglaugen, Substanzmissbrauch 

Was wird als Prävention für sex. Missbrauch eingesetzt?

=>v.a. Wissensvermittlung!
Es fehlt an Wirksamkeitsnachweisen, aber pos. Effekte hinsichtlich Wissen und Einstellung

Welche Schutzfaktoren sind im Zusammenhang zu Missbrauch zu nennen?

  • Unterstützende Familie
  • Intelligenz
  • Vorteilhafte Anlagen

Was kennzeichnet das Störungsbild von depressiven Kindern und Jugendlichen?

Nach ICD-10 müssen mind. 2 der 3 Kernsymptome erfüllt sein:

  • Depressive Verstimmung
  • Anhedonie
  • Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit

Bei Kindern / Jugendlichen häufig zusätzlich:

  • Reizbarkeit
  • Gelangweilt sein
  • Trennungsängste
  • Rückzug, Isolation
  • Ausbleibende typische Gewichtszunahme
  • Bauch- und Kopfschmerzen
  • SV 

Welche affektiven Störungen bei Kindern werden im ICD-10 unterschieden?

  1. Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung
    ->trotziges, aggr. Oder dissoziales Verhalten
  2. Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotion
    wie 1 + emotionale Auffälligkeiten + unspezifische Symptome wie Schulverweigerung
  3. Anpassungsstörungen = emotionale Reaktionen nach belastenden Ereignissen
  4. Bipolare Störungsbilder
  5. Anhaltende affektive Störungen zB Dysthymia

Epidemiologie und Verlauf von affektiven Störungen?

  • Schon bei 3-6 Jährigen Depression
  • Bis Pubertät 1-2% dabei Gleichverteilung M=J
  • Ab Pubertät 2-8% und mehr M als Jungen (2:1)
  • Early onset Störung: eher Männer
  • Late onset Störung: eher Frauen

Jugendliche genesen häufig schneller als Erwachsene, aber höhere Rückfallwahrscheinlichkeit
->erhebliches Langzeitrisiko für ungünstigen Verlauf !

Welche Komorbiditäten sind bei affektiven Störungen für Kinder und Jugendliche getrennt zu nennen?

  • Kinder:
    • Ängste: Trennungsängste, soziale Unsicherheit
    • Störung des Sozialverhaltens
    • Hyperkinetische Störungen
  • Jugendliche:
    • Zusätzlich Störungen des Substanzkonsums
    • Essstörungen

Welche Erklärungsmodelle zur Entstehung gibt es und welche Risikofaktoren begünstigen eine Depression?

  • Erklärungsmodelle:
    • Gen-Umwelt-Interaktion
    • Jugendalter als kritische Phase
    • U.a. Bindung, Verhalten, Kognition, Selbstkontrolle, Psycho-dynamisch, interpersonell, sozial und umweltbezogen, neurobiologisch
  • Risikofaktoren
    • Biologische Faktoren: Alter, Frauen, Gene, Hormone…
      ->Depressionen setzen sich in Familien fort!!!
    • Kognitiv-emotionale Faktoren: kogn. Triade, ungünstige Emotionsregulation…
    • Familiäre Faktoren und Eltern-Kind-Interaktion: Geringe Bindungsqualität und Verlusterlebnisse
    • Soziale Kontakte und Beziehung zu Gleichaltrigen: geringe soz. Kompetenzen, belastende Erfahrungen
    • Kritische Lebensereignisse und Stress

Warum sind mehr Mädchen von affektiven Störungen betroffen?

  • Lernen in Erziehung einen stärker emotionalen Umgang mit Problemen
  • Pubertät 1-2 Jahre vor Jungen; Verschiedene Rollenanforderungen
  • Häufiger Opfer von Missbrauch und Misshandlung

Welche Interventionsmaßnahmen gibt es für affektive Störungen?

  • Prävention
  • Psychopharmakotherapie
  • KVT
  • In einzelnen Fällen: Elektroschocktherapie
  • Spieltherapie
  • Interpersonale Therapie und Familientherapeutischer Ansatz

Welche Arten der Prävention werden bei affektiven Störungen unterschieden?

  • Universelle Prävention: Allgemeinbevölkerung durch öffentliche Kampagnen
  • Indizierte Prävention: bei ersten Depressionssymptomen ->Aufklärung und Ressourcen stärken
  • Selektive Prävention: Bei Entwicklungsrisiken ->gezielte Aufklärung und Beratung

Welche Art von Antidepressiva werden bei Kindern und Jugendlichen meist angewendet? Was sind Vor- und Nachteile?

->SSRIs
Pos.: gute Wirksamkeit bei geringen körperlichen Nebenwirkungen
Neg.: kann vorübergehend Suizidgedanken verstärken

Was sind typische Therapiebausteine und Interventionsmethoden bei KVT bei affektiven Störungen?

  • Therapiebausteine:
    • Aufbau und Förderung von Freizeitinteressen
    • Training soz. Kompetenzen
    • Kogn. Umstrukturierung & Selbstkontrolle
    • Stressbewältigung und Problemlösefähigkeit
    • Elternarbeit
  • Interventionsmethoden
    • Therapeutische Beziehung
    • Zur Selbstreflexion anleitende Gesprächsführung
    • Tages- und Wochenpläne; Hausaufgaben
    • Kogn. Techniken & Rollenspiele

Welche Interventionsmöglichkeiten haben die Lehrer bzw. die Schule in Bezug auf affektive Störungen?

 

Gesunder Lebensstil wirkt protektiv

=>2 Hauptstressoren in der Schule: Motivations- und Lernprobleme & Interpersonale Probleme
=> Reduktion des Aufgabenpensums und sozialpsy. Überlegungen
=> Kogn. Umstrukturierung und Beziehungsorientierung