3AP01_G02/03/04/05 Notfallsituationen
3AP01_G02/03/04/05 Notfallsituationen- Intoxikationen- Fremdkörperaspiration- Thermische Verletzungen- Pseudokrupp- Fieberkrampf
3AP01_G02/03/04/05 Notfallsituationen- Intoxikationen- Fremdkörperaspiration- Thermische Verletzungen- Pseudokrupp- Fieberkrampf
Set of flashcards Details
Flashcards | 36 |
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Students | 11 |
Language | Deutsch |
Category | Care |
Level | Other |
Created / Updated | 12.05.2021 / 16.03.2023 |
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https://card2brain.ch/box/20210512_3ap01g02030405_notfallsituationen
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Definition "Fieberkrampf"
Fieberkrämpfe sind die häufigste Manifestationsform zerebraler Krampfanfälle. Fieberkrämpfe ist keine Epilepsie. Er tritt plötzlich und oft beim ersten Fieberanstieg an.
Sie treten jenseits des 1. Lebensmonats im Rahmen fieberhafte Infektionskrankheiten ohne Beteiligung des ZNS auf. Die Körpertemperatur beträgt dabei mindestens 38 Grad.
Man unterschiedet dabei den unkomplizierten Fieberkrampf und den komplizierten Fieberkrampf. Der Unterscheid dabei ist, dass der komplizierte Fieberkrampf länger geht als 15 Minuten oder ein Fieberkrampf tritt mehrfach innerhalb von 24 Stunden auf.
Es ist ein Fieberkrampf, wenn keine vorausgegangene Neugeborenenkrämpfe oder afebrile Anfälle und ohne Zeichen eines anderen symptomatischen Anfalls auftreten
In welchem Alter tritt der Fieberkrampf häufig auf?
Kinder zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 6. Lebensjahr.
Welche Risikopatienten gibt es?
- Kinder zwischen 6. Lebensmonat und dem 6. Lebensjahr
- Familiäre Häufigkeit
- Bereits bekannte Fieberkrämpfe
Wie zeigt sich die Symptomatik eines Fieberkrampfes?
1. Kind wird Bewusstlos
2. Das Kind wird steif (Arme und Beine) und zeigt rhythmische Zuckungen am ganzen Körper → tonisch-klonische Anfälle
3. Augen sind offen und nach oben verdreht
4. Gesichtsfarbe kann Blau, Rot oder Blass sein
- Dauer: unter 5 Minuten
- Danach: Das Kind ist nach einem Fieberkrampf meist sehr müde und benötigt Ruhe
Welche Massnahmen müssen bei einem Fieberkrampf beachtet werden?
- Verletzungsgefahren wegräumen
- Ruhe bewahren und Zeit beobachten
- Arzt alarmieren
- Temperatur und SpO2
- Bei Emesis das Kind in die Seitenlange bringen
Dauert ein Fieberkrampf 5 min und länger, ist das unverzügliche Unterbrechen durch rektales Diazepam oder bukkales Midazolam (sehr selten bei den Kindern) angezeigt.
Welche Prognose besteht bei einem Fieberkrampf?
Der Fieberkrampf ist an sich nicht Gefährlich. Das Aspirieren von Nahrung oder das Verletzen an
Gegenständen ist während des Krampfereignisses ein Risiko. Der Fieberkrampf hat keine
neurologischen Folgen oder Einfluss auf die Kindesentwicklung. Das Risiko für eine spätere Epilepsie
ist gering. 30% der Kinder erleiden an einem zweiten Krampfanfall. 10% der Kindern erleiden an
einem zweiten oder mehr.
Was sollten Eltern tun bzw. nicht tun bei einem Fieberkrampf?
Do`s
- Verletzungsgefahren wegräumen- Ruhe bewahren und Zeit beachten
- Krampflösende Medikamente nach Verordnung verabreichen, wenn Fieberkrämpfe bekannt
sind.
- Arzt informieren
- Dauert der Fieberkrampf länger als 10 Minuten soll 144 angerufen werden.
Dont`s
- Kind schütteln, festhalten oder etwas in den Mund legen
- Kind beatmen
Definition Fremdkörperaspiration
Die Fremdkörperaspiration ist die unbeabsichtigte Inhalation fester Gegenstände in den Tracheobronchialraum. Im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren ist dieses Ereignis nicht selten. 50% der Fälle passieren zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr. Häufig sind es Nüsse, Spielzeuge, Gummi oder metallische Gegenstände, die aspiriert werden.
Risikofaktoren Fremdkörperaspiration
-unbeaufsichtigte Kinder
-frei herumliegende Gegenstände
-Neugierde
-zahnen
-orale Phase
-Dysphagie
Pathophysiologie Fremdkörperaspiration
Die meisten Gegenstände landen in den Haupt- und Zwischenbronchien, wobei die rechte Seite etwas häufiger betroffen ist: Abgang ist auf der rechten Seite steiler. Meistens kommt es durch die Aspiration zu einer Obstruktion der Atemwege, wobei unterschiedliche Mechanismen zu beobachten sind. Wird das Lumen nicht vollständig verschlossen, bildet sich meist eine Ventilstenose aus, die zu einer distalen Überblähung führt. Bei vollständigem Verschluss kommt es zu einer distalen Minderbelüftung (Atelektase)
Komplikationen Fremdkörperaspiration
-Atelektase
-Ventilstenose
-Nekrose
-Atemnot
-Hypoxie
-Pneumonie
-Tod
Akute Bedrohung Fremdkörperaspiration
Bei Komplikationen wie Zyanose, Atemnot, Atelektase, Erstickungsgefahr und
allergische Reaktionen. Es kann auch eine akute Bedrohung sein, wenn der
Fremdkörper in der Lunge für längere Zeit unbemerkt verweilt und die Atmung
nicht behindert. Irgendwann entstehen gefährliche Infektionen, die in der Lunge
irreversible Schäden verursachen.
Sofortmassnahmen beim Ersticken (zuhause):
-Heimlichmanöver ab 12 Monaten
-Ambulanz alarmieren
-ruhig bleiben
-Kopftieflage auf dem Rücken oder Bauch
Sofortmassnahmen beim Atmen:
-aufrechte Körperhaltung
-enge Kleidung entfernen
-Ambulanz holen
-Bronchoskopie im Spital
Behandlung Fremdkörperaspiration
-Symptomatik beachten/Monitorisieren
-Bei Verdacht Thoraxröntgen
-Bronchoskopie (Lokalisation des Fremdkörpers, Grösse, Beschaffenheit)
-Unter Sicht mit Hilfe der starren Bronchoskopie werden die Gegenstände mit
der Zange erfasst und entfernt
-Kleine Gegenstände können nach einer Spülung abgesaugt werden.
-Sehr selten kommt es zur OP
Definition Pseudokrupp
Laryngotracheitis
Pseudokrupp ist eine akute Entzündung des Kehlkopfs, Trachea und den Bronchien, die plötzlich auftreten kann. Schwellung führt zu Verengung
Eine Virusinfektion des Kehlkopfes (Larynx) und der Trachea.
Ursachen Pseudokrupp
• Erkältungsviren (Parainfluenzaviren)
Ursache ist eine Virusinfektion. Kommt durch absteigende Infektion und Beteiligung der Trachea und Bronchien eine exspiratorische Atembehinderung hinzu, spricht man von einer Laryngotracheitis.
Diagnose Pseudokrupp
• Anamnese (Impfstatus Diphtherie und Hib)
• Klinische Untersuchung (VZ: 02 Sättigung, Temp.
• Epiglottitis, Diphtherie, EBV-Tonsillitis, Fremdkörperaspiration, tonsilläre und retropharyngeale
Symptome Pseudokrupp
• Die Kinder sind meist seit einigen Tagen erkältet.
Die Symptome beginnen in der Regel nachts!
• Die Kinder wachen nachts auf mit plötzlicher Atemnot und bellendem Husten, pfeifen bei der Atmung, Fieber als Begleiterscheinung
• 22:00-04:00 meist dann weil Cortisolspiegel am tiefsten ist
• Atemnot
• Bellender Husten
• Einziehungen
• Tachypnoe
• lautes Atemgeräusch (Pfeifen) → inspiratorischer Stridor
• Heiserkeit
• Angst und Unruhe-> Je unruhiger ein Kind ist, desto schlimmer werden die Krankheitszeichen!
• Es fällt den Kindern schwer, durch die verengten
Luftwege einzuatmen, was die Atemnot, die lauten
Atemgeräusche und die Unruhe erklärt.
• Atemgeräusch beim Einatmen (Stridor)
Pathophysiologie Pseudokrupp
Die Entzündung führt zu einer Schwellung der Schleimhäute
und den oberen Luftwege. Durch die Schwellung der
Stimmbänder im Kehlkopf wird der bellende Husten und die
Heiserkeit ausgelöst.
Die Schleimhautschwellung kann von den Stimmbändern bis
zur Trachea reichen.
Massnahmen Pseudokrupp
Wichtigste Massnahme ist die Beruhigung des Kindes und das
Einatmen von feuchter und kühler Luft, dies lässt die
Schleimhäute abschwellen.
• Spazieren gehen nach draussen
• Sich ans offene Fenster oder auf den Balkon stellen
• Im Bad die Fenster schliessen und das Wasser heiss
laufen lassen und den Dampf einatmen
Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Krankheit. In
einigen Fällen kann der Krupp nach kurzem, bedrohlichem
Atemnotanfall rasch wieder abklingen. In andern Fällen kann
sich ein lebensgefährliches Erstickungsbild mit Tachykardie,
graublasser Hautfarbe und Apathie entwickeln.
Wann zum Arzt bei Pseudokrupp?
• Bei starker Atemnot oder Unruhe des Kindes.
• Bei hohem Fieber oder schlechtem AZ
• Wenn die Massnahmen zuhause keine Linderung
bringen
• Stridor vorhanden
• Verweigerung von Essen und Trinken
• Schluckbeschwerden
• Unsicherheit und grosse Sorge
Behandlungs- und
Strategiemöglichkeiten bei Pseudokrupp
• Verabreichen von Fieber- und SZ-Lindernden
Medikamenten (Dafalgan, Algifor)
• Wenn sich die Diagnose bestätigt, kann ein
Kortisonpräparat verabreicht werden (wirkt
abschwellend und entzündungshemmend)
• In schweren Fällen kann eine Inhalationstherapie mit
Adrenalin nötig sein.Jeder Krupp sollte möglichst stationär behandelt werden! Es sollte stets die Bereitschaft bestehen, für eine Intubation im Notfall (Tracheotomie)!!
• Beruhigung des Kindes und den Eltern
• Ggf. medikamentöse Sedierung (Diazepam)
• abschwellende Medis durch die Gabe von Glukkokortikoide
• Gabe von angefeuchtetem 02
• Sekretverflüssigung durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr
Verlauf und Prognose von Pseudokrupp
• Verläuft meist ohne Komplikationen, die Kinder erholen sich meist nach einigen Tagen wieder ohne bleibenden Schaden
• Pseudokrupp tritt häufig für 2-3 Nächte hintereinander auf.
• Manche Kinder haben eine Neigung zu Pseudokruppanfällen (sie erkranken mehrmals).
Rund 15% der Kinder erkranken einmalig an einem Krupp, bis zu 15% der Kinder benötigen eine stationäre
Altersstufe Pseudokrupp
• Schulkinder erkranken seltener an einem Pseudokrupp
• Am häufigsten bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren
• Kann auch bis zum 6. Lj. auftreten
Knaben sind häufiger Betroffen als Mädchen (meist dicke Kinder).
Impfung gegen Pseudokrupp?
Es gibt keine Impfung gegen den Pseudokrupp
Was versteht man unter einer Intoxikation bei Kindern?
Unter einer Vergiftung versteht man Krankheitserscheinungen nach Kontakt mit oder
Ingestion von möglicherweise schädigenden Substanzen. Ein Ingestionsunfall ist die
versehentliche Einnahme von möglicherweise schädigenden Substanzen.
Ingestion → Aufnahme des Giftstoffes über den Magen-Darm-Trakt
Welche Symptomatik zeigt sich bei einer Intoxikation?
Die Symptome sind meist uncharakteristisch, selbst bei sehr auffälligen Befunden:
Bewusstlosigkeit, Krämpfe, Kollaps oder Organversagen können auftreten.
Deswegen ist die Anamnese ein sehr wichtiger Bestandteil für das weitere vorgehen
➔ Alter, Gewicht, Menge des Gifts, Art des Gifts, Zeitpunkt der Intoxikation,
vorangegangene Symptomatik
Welche Erstmassnahmen sollten bei Eltern bei einer Intoxikation durchführen?
- Vitalfunktionen überprüfen und aufrechterhalten (ohne sich selbst zu gefährden)
- Bei Bewusstlosigkeit bzw. schweren Vergiftungen ist ein schneller Transport (in
stabiler Seitenlage) in die nächste Klinik dringlich
- Bei Giften, die durch die Haut aufgenommen werden, muss die Kleidung entfernt,
das Kind geduscht und mit Seife gewaschen werden.
- Bei Augenverätzungen müssen die Augen 5-10 Min. bei offenen Lidern mit
fliessendem Wasser gespült werden.
- Bei Säuren- und Laugeningestion sollte viel Wasser oder Tee getrunken werden.
Welche Massnahmen werden im Spital bei einer Intoxikation vorgenommen?
Als primäre Giftentfernung wird das Entfernen einer Substanz aus dem Magen-Darm-
Trakt vor erfolgter Resorption bezeichnet; Sie erfolgt (nach Information durch die
Vergiftungsnotrufzentrale) durch induziertes Erbrechen (mittels Ipecacuanha-Sirup,
anschliessend Tee oder Fruchtsaft).
Wichtig ist die Gabe von Carbo medicinalis (Aktivkohle, 1g/kg Körpergewicht, mind. 10-
facher Überschuss, max. 50 g) und eines Abführmittels, um die Absorption zu
verhindern und die Elimination der Giftsubstanz zu beschleunigen. Diese Gabe ersetzt
in letzter Zeit meistens die Magenspülung.
Magenspülung
Dies wird nur noch selten durchgeführt. Dabei ist auf folgendes zu beachten: Seitenund
Kopftieflage, möglichst grosses Schlauchvolumen, ausreichende Länge des
Schlauches, Ablassen des Mageninhaltes durch Tiefhalten des Schlauchendes, danach
Einlaufen lassen von physiologischer Kochsalzlösung.
Zuletzt sollte klare Flüssigkeit abfliessen.
Unter der sekundären Giftentfernung versteht man die Giftentfernung aus dem Körper
nach erfolgter Resorption. Sie wird dann durchgeführt, wenn nach primärer
Giftentfernung respiratorische, hämodynamische oder neurologische Symptome oder
hohe Blutkonzentration weiterbestehen. Diese Giftentfernung muss im Krankenhaus
erfolgen und es folgt die Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufes z.B. durch
künstliche Beatmung bei Substanzen, die über die Lunge ausgeschieden werden,
forcierte Diurese bei Toxinen, die über die Nieren ausgeschieden werden, wasserlöslich
und nicht an Eiweiss gebunden sind, Hämodialyse.
Antidotgabe binden Gift oder haben eine physiologische oder chemisch definierte
Gegenwirkung. Bei einigen Vergiftungen kann Antidot vom Arzt gegeben werden.
Bei Reiz- und Ätzsubstanzen im Haushalt sollte als Sofortmassnahme in den ersten 30
Minuten nach Einnahme 100 bis 150 ml Wasser verabreicht werden, sofern keine
Zeichen einer Perforation vorliegen. Nach Ingestion von gewerblichen Korrosiva muss
das Kind in jedem Fall, auch wenn es asymptomatisch ist, 6 Stunden im Spital
überwacht werden.
Was ist zu beachten bezüglich des induzierten Erbrechens bei einer Intoxikation?
Induziertes Erbrechen (primäre Massnahme) ist ein ärztlich ausgelöstes Erbrechen,
das als Therapiemassnahme bei einer akuten Intoxikation mit
einem oral aufgenommenen Giftstoff eingesetzt wird.
Induziertes Erbrechen: kann durch Gabe von Ipecacuanha-Sirup unterstützt werden,
Kontraindikationen: Bewusstlosigkeit, Säugling älter als sechs Monaten, Verätzung mit
Laugen oder Säuren, schäumende Substanzen.
Welche präventiven Massnahmen können Sie den Eltern bei einer Intoxikation empfehlen?
- Chemikalien und Medikamente in Originalverpackung aufbewahren; nie in
Trinkflaschen oder andere Gefässe umfüllen, auch nicht mit entsprechender
Beschriftung.
- Chemikalien nicht vom Arbeitsplatz nach Hause nehmen. Chemikalien und
Medikamente für Kinder unerreichbar wegschliessen.
- Anweisungen und Gefahrensymbole beachten. Vor der Verwendung Etikette
anschauen, um Verwechslungen zu vermeiden.
- Medikamente nicht vor Kindern einnehmen (Nachahmungsgefahr). Nicht
gebrauchte Chemikalien und Medikamente mindestens einmal im Jahr entsorgen
lassen.
- Tabakwaren und Alkohol nie unbeaufsichtigt stehen lassen.
- Keine giftigen Pflanzen im Umfeld platzieren.
- Heizungen mit fossilen Brennstoffen regelmässig überprüfen und bei offenen
Feuern gut lüften (Gefahr CO-Vergiftung)
Was versteht man unter einer thermischen Verletzung?
Zu der thermischen Verletzung gehören die Verbrennung, Verbrühung sowie die Erfrierung.
Durch eine Stichflamme, brennende Kleidung oder Kontaktverbrennungen entsteht eine
Feuerverbrennung.
Bei einer Verbrennung mit elektrischem Strom, kann es zu tiefen Nekrosen kommen.
Verbrennungen sind thermische Verletzungen durch Temperaturen, welche die
Regulationsfähigkeit der Haut überfordern und auch zu Gewebeschädigungen führen. Dies
erfolgt durch heisse Flüssigkeiten (Verbrühung), Dämpfe oder Gase, heisse Stoffe,
Kontaktflächen, Flammeneinwirkung, Explosionen, starke Sonneneinstrahlung, elektrischer
Strom oder durch Reibung. Ebenfalls chemische Noxen können Verbrennungen
verursachen.
Was ist eine Verbrühung?
Bei 70% der Verletzungen liegen Verbrühungen vor. Handelt es sich um bedeckte
Körperteile, sind diese mehr betroffen, da die heisse Flüssigkeit in der Kleidung verbleibt.
Ölige Flüssigkeiten haben eine höhere Temperatur als Wasser und eine längere Kontaktzeit.
Bei Strumpf oder Handschuhförmigen Verbrühungswunden sollte auch an eine
Kindsmisshandlung gedacht werden.
Wie wird der Schweregrad der Verbrennung/Verbrühung eingestuft?
Grad I: epidermal, Rötung und Schwellung der Haut, starke Schmerzen lokal
Grad IIa: oberflächlich dermal, Rötung mit Blasenbildung und deutlichen Schmerzen,
feuchter hyperämischer Wundgrund, prompte Rekapillarisierung
Grad IIb: tief dermal, Blasenbildung, weisslicher, feuchter Wundgrund, gestörte
Rekapillarisierung, Haarfollikel und Schweißdrüsen mitbetroffen, mässiger SZ
Grad III: komplett dermal, Weisse Hautverfärbung ohne Blasenbildung, kaum schmerzhaft,
Hautnekrose bis hin zur Verkohlung
Grad IV: Verkohlung, schwarz, lederartig, trocken, keine Schmerzwahrnehmung, Haut- und
Weichteilnekrose
Welche Sofortmassnahmen am Unfallort sollten bei thermischen Verletzungen durchgeführt werden?
Rettung Patient aus der Gefahrenzone
- Unter ausreichendem Selbstschutz
Überprüfung und Sicherung der Vitalfunktionen
Ersteinschätzung der thermischen Verletzung
o Ausmass und Tiefe
o Begleitverletzungen
Einleitung Volumentherapie
Einleitung Analogsedierung
Sofortige Kühlung
o Körpertemperatur beachten
o Mit handwarmem Wasser 30 Minuten kühlen
Je nach Ausmass Intubation
Stationäre Aufnahme bei > 5-10% Schädigungen ab Grad II oder >2% bei Grad III
Welche Schwerpunkte bezüglich der Therapie werden im Spital gelegt? (thermische Verletzung)
Anamnese durchführen
o Zeitpunkt, Hitzequelle, Dauer/Art der Kühlung, Infusionsmenge vor Eintritt in
den Spital
o Tetanus-Impfstatus
o Geschlossener Raum? Inhalationstrauma?
o Stimmt die Anamnese mit der Verletzung überein? (auch an Verletzung durch
Dritte denken)
Überleben sichern
Infektion und Sepsis vermeiden
Schmerzfreie Behandlung
Eltern in die Behandlung miteinbeziehen
Minimierung stigmatisierender Narben
Wiedererlangen der vollen Beweglichkeit
Wiedereingliederung und Minimierung des psychischen Traumas
Flüssigkeitssubstitution
o Nach Parkland-Schema
Hämodynamisches Basismonitoring
o Pulsoxymetrie, Blutdruck, EKG
Blutentnahmen durchführen
o Vor allem bei beatmeten Patienten
Welche Massnahmen bei der Wundversorgung müssen beachtet werden? (thermische Verletzungen)
Debridement in Analogsedation oder Narkose
Vor und nach Debridement mit Octenisept desinfizieren
Anschliessend mit NaCl 0,9% neutralisieren
Fotodokumentation
Je nach Wunde folgende Wundauflagen wählen
o Wundauflage mit Mepilex AG
Verbandswechsel 3-5 Tage später
Weitere Verbandswechsel 3-5 Tage später, im Verlauf auch
wöchentlich möglich (mind. alle 7 Tage)
o Ialugen Plus (zirkulär und vor allem tiefgradig)
Verbandswechsel am Folgetag
Sobald wie möglich die Wundauflage mit Mepilex AG durchführen
Lokale Therapie
Grad I: konservativ mit Salben
Grad II: Behandlung erfolgt konservativ, Wundreinigung und Debridement unter aseptischen
Bedingungen in Analogsedierung oder Narkose. Okklusivverbände mit intakten, aktiven oder
biologischen Managementsystemen verwendet.
Grad IIb: Operative tangentiale Exzision bis in die punktuell blutende Dermisanteile.
Versorgung je nach Lokalisation, Grösse und Zeitpunkt:
Aktive oder biologische Wundmanagementsystem
Synthethisches oder biologisches epidermales Hautersatzmaterial
Autologe Spalthaut
Grad III: Tangentiale oder epifasziale Nekretomie durchführen. Defektdeckung durch
Spalthauttransplantation. Bei grossen Verletzungen kann eine Deckung mit biosynthetischen
Folien, allogener Spalthaut oder in Form der Vakuumversiegelung.
Escharotomie
Bei Verbrennungen oder Verbrühungen am hals oder am Rumpf, die meistens 2/3 betreffen,
kann die Escharotomie durchgeführt werden.