Beratung II
Kartei Details
Karten | 19 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 12.02.2021 / 26.01.2022 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20210212_beratungsanliegen_zum_thema_geschwisterbeziehungen_und_techniken_zur_loesungsfindung
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Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Geschwistern
Zu beobachtende Gemeinsamkeiten verweisen auf Abstammung aus gleicher Familie
- 50 % gemeinsames Erbgut
- Selbes familiäres Umfeld
- Soziokultureller und familiärer Beziehungskontext ist der gleiche, nicht derselbe
„Man identifiziert sich mit Geschwistern und wird ihnen so ähnlich, man differenziert sich über die Vergleiche mit den Geschwistern und wird so verschieden“
- Ziel der Individuation ist Erwerb der eigenen Identität
Erleben von geschwisterlichen Beziehungen - geschwisterliche Unterstützung
- Trägt zur Entstehung von Urvertrauen bei
- Funktioniert oft ein Leben lang
- Oft besonders relevant, wenn Eltern z.B. wegen Partnerschaftskonflikt mit sich selbst beschäftigt sind
Erleben von geschwisterlichen Beziehungen - Geschwisterbindung
- Bindungsmodelle (Bowlby) vermutlich anwendbar
- Übereinstimmung in inneren Arbeitsmodellen wahrscheinlich (in den meisten Fällen geht zum Beispiel die Mutter mit den Geschwistern ähnlich um)
- Kinder suchen Bindung zu Geschwistern umso mehr, wenn Bindung zu Eltern unsicher ist
Erleben von geschwisterlichen Beziehungen - •Geschwisterrivalität und -neid
- Machtkämpfe um Beachtung und Aufmerksamkeit der Eltern sind Überlebensstrategie und tragen wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung bei
Rolle von Geschwisterbeziehungen in Familientherapie
Allgemein:
- Geschwisterbeziehungen sind entscheidender Schauplatz für soziales Lernen
- Geschwister können elterliche Einflüsse ergänzen oder unterminieren
Unproblematische Geschwisterbeziehung
- gute Beziehung und Kommunikation zwischen Geschwistern kann zu anderweitigen Veränderungsprozess beitragen
Problematische Geschwisterbeziehungen
- Interaktion im Geschwistersubsystem hat gravierende, unmittelbare Auswirkungen auf das Problem
- Kinder verhalten sich untereinander destruktiv und misshandeln sich
Wichtige Bereiche bei Geschwisterbeziehungen
- Familiäre Vorstellungen: welche Vorstellungen der Geschwisterbeziehung herrschen in der Familie; welcher Einfluss wird der Geschwisterbeziehung zugesprochen
- Geschichte der Geschwisterbeziehung
- Geschehnisse nach Geburt eines Geschwisterchens
- wichtige Ereignisse und Krisen im Familienleben
- Konkurrenzkämpfe und Eifersucht
Wichtige Fragen bei Konflikten zwischen Geschwistern
Wie schlecht ist die Lage?
- Sind die Konflikte altergemäß? Wie häufig treten sie auf? Wie gewalttätig und gefährlich sind sie? Was beabsichtigen die Beteiligen durch die Konflikte? Gibt es Verbündungen? Wie schwer ist die emotionale Verletzung? Was sind die kulturellen Normen?
Wie reagieren Eltern (nicht)?
- Wann intervenieren sie? Wer interveniert? Gibt es klare Regeln - also folgt auf ein Verhalten immer die gleiche Konsequenz? Sind die Bezugspersonen kompetent?
Welche Ursachen?
- Gibt es eine unterschwellige Bevorzugung? Vergleichen die Eltern die Geschwister? Oder setzen sie sie gleich? Wie regeln die Eltern ihre Konflikte? Was sind die untergründigen Gefühle der an dem Konflikt Beteiligten?
Entwicklung einer Alternativlösung
- Wie kann man in der Situation anders reagieren? --> Gemeinsam Regeln erarbeiten und Übung von Alternativlösungen
Familien mit behindertem oder chronisch krankem Kind
- Häufige Themen: Alltagsorganisation, Umgang mit Stress oder Trauer, Paarbeziehung der Eltern
- Zwickmühle für nicht-behinderte Geschwister:
- Zeit, Aufmerksamkeit, emotionale Zuwendung, (finanzielle Ressourcen) oft an behindertes oder krankes Kind gebunden --> Bedürfnisse des gesunden Kindes werden weitgehend ignoriert
- Gesundes Kind möchte Last der Eltern nicht erhöhen
- Ständig gefordert zu helfen --> teilt Verantwortung für Geschwisterkind
- Wichtige Themen/Punkte in der Familientherapie
- Was denkt/fühlt Kind über Erkrankung des Geschwisterkind (magisches Denken, Schuldgefühle, Ängste)?
- Schamgefühle
- Jede Form von Groll explorieren
- Eltern unterstützen
- Praktische Abmachungen und Problemlösungen: Wie kann gesundes Kind Teil der Belastung der Familie übernehmen und gleichzeitig eingermaßen normale Kindheit erleben?
- Geschwisterbeziehung --> am besten über spielerische Aktivität
Studie: Child Behavior and Sibling Relationship Quality: A Cross-Lagged Analysis (Pike & Oliver, 2017): Allgemein
- Längsschnittliche Untersuchung von Zusammenhängen zwischen positiven und negativen Aspekten von Geschwisterbeziehungen und prosozialem Verhalten und Verhaltensstörungen
- Fokus: Geschwisterpaare in früher und mittlerer Kindheit (4 bis 12 Jahre)
- 2043 Familien mit Target-Kind und einem älteren Geschwisterkind, Altersdifferenz < 5 Jahre
- 2 Messzeitpunkte: Alter des jüngeren Geschwisterkinds 4 und 7 Jahre
- Maße (eingeschätzt durch die Mutter):
- Positivität/Negativität der Geschwisterbeziehung
- Verhalten des jüngeren/älteren Geschwisterkinds
- Verhaltensstörungen des jüngeren/älteren Geschwisterkinds
Studie: Child Behavior and Sibling Relationship Quality: A Cross-Lagged Analysis (Pike & Oliver, 2017): Ergebnisse
Prosoziales Verhalten
- moderate positive Assoziationen zwischen den drei Variablen zu MTP 1
- Zusammenhänge bestehen auch noch zu MTP 2, sind aber signifikant schwächer
- gewisse Stabilität über die Zeit
- Bidirektionalität zwischen prosozialem Verhalten und der Positivität der Geschwisterbeziehung
- keine Auswirkung des prosozialen Verhaltens des jüngeren Geschwisterkindes zu MTP 1 auf das prosoziale Verhalten des älteren Geschwisterkindes zu MTP 2 oder die Positivität der Geschwisterbeziehung zu MTP 2
Verhaltensauffälligkeiten
- moderate positive Assoziationen zwischen den drei Variablen zu MTP 1
- Zusammenhänge bestehen auch noch zu MTP 2, sind aber signifikant schwächer
- gewisse Stabilität über die Zeit
- positive Korrelation zwischen Verhalten des jüngeren Geschwisterkindes zu MTP 1 zu der Positivität der Geschwisterbeziehung zu MTP 2
- keine Korrelation zwischen Verhalten des jüngeren Geschwisterkindes zu MTP 1 zum Verhalten des älteren Geschwisterkindes zu MTP 2
Studie: Child Behavior and Sibling Relationship Quality: A Cross-Lagged Analysis (Pike & Oliver, 2017): zusammenfassende Ergebnisse
Moderate Verbindungen zwischen Qualität der Geschwisterbeziehung und Prosozialem Verhalten sowie Verhaltensauffälligkeiten
- Positivität in Geschwisterbeziehung stärker mit Prosozialem Verhalten
- Negativität stärker mit Verhaltensauffälligkeiten
Reziprozität (Geschwisterbeziehung zu MTP 1 wirkt auf das Verhalten zu MTP 2 und Verhalten zu MTP 1 wirkt auf die Geschwisterbeziehung zu MTP 2)
Dominanz des älteren Geschwisterkinds
- Prosoziales Verhalten des älteren Geschwisterkindes (T1) sagt Positivität der Geschwisterbeziehung und prosoziales Verhalten des jüngeren Geschwisterkindes (T2) vorher
- prosoziales Verhalten des jüngeren Geschwisterkinds (T1) hat keine Vorhersagekraft
Wie vermittle ich Informationen, dass der Klient etwas damit anfangen kann?
- Wiederholen lassen
- Bedenken und Widerstand ernst nehmen
- Die Umsetzung besprechen
- Ziele schriftlich fixieren
- Ziele regelmäßig imaginieren
- Zeitlichen Ablauf verbindlich planen (Welchen Meilenstein wann?)
- Klar definierte Zeiträume schaffen (Wann will ich daran arbeiten?)
- Das Umfeld darüber informieren
- Kontrollsysteme installieren
- Das soziale Umfeld mobilisieren (Wer kann mir bei welchem Problem helfen? Wenn frage ich, wenn das und das eintritt?)
Wie unterstütze ich den Klienten dabei an Infos zu kommen?
Mit dem Klienten eine Suchstrategie für die Informationen erarbeiten:
- Das Ziel der Suche festlegen (Welches Wissen musst du haben, um die Entscheidung treffen zu können? Welche Kriterien sind überhaupt relevant für deine Entscheidung?
- Geeignete Quellen bestimmen (Wo sind diese Infos zu finden? Bücher, Beratungsstellen, Internet, Personen)
- Den Ablauf planen (Wo schaut man zuerst nach? In welcher Reihenfolge? Welche Infos sind leichter zugänglich? Wie will ich meine Ergebnisse festhalten? Was ist das wichtigste Kriterium? Wer kann mir vielleicht bei der Suche helfen?)
- Die Informationen auswerten (Welche Möglichkeit kann man als Erstes ausschließen? Dann die restlichen Entscheidungsalternativen nach Attraktivität sortieren)
Wie helfe ich Klienten eine abschließende Entscheidung zu treffen?
Rationale Analyse
- Argumente auflisten und gewichten
- Kriterien auflisten, gewichten und dann schätzen, wie sehr die Kriterien durch die möglichen Alternativen erfüllt werden
Emotionale Analyse
- Imaginationsübungen!
- Ein Tag im Leben mit einer bestimmten Entscheidungsalternative
- Jeweils bestes, neurales und schlechtestes Szenario ausarbeiten
Wie helfe ich Klienten, wenn sie eigentlich wissen, was sie tun sollen?
- Bei vorangegangener Entscheidung: „Was würden Sie tun, wenn Sie die zeit zurückdrehen könnten und die Entscheidung noch nicht getroffen wäre?“ (Tabula rasa)
- Bei aktueller Entscheidung: „Was würden Sie tun, wenn Ihnen die aktuelle Entscheidung von jemand anderem oder dem Schicksal abgenommen würde?“
Wie helfe ich Klienten problematische Gefühle und Verhaltensweisen zu ändern?
- Situation verändern
- Bestimmte Reize lösen ungünstige Gefühle oder Verhaltensweisen aus --> können vermieden oder verändert werden
- Beispiele: Wichtiges nur noch in ruhigen Momenten ansprechen; feste Zeiten für Problembesprechung
- Denk- und Bewertungsmuster verändern
- Methode: Wahrheitsgehalt prüfen
- Methode: Distanz zum Problem
- Methode. Feedback
- neue Denkmuster festigen --> Aufmerksamkeit, Wiederholen und starke Emotionen festigen eine neue Einisicht z.B.: konkretes Wiederholen, Tagebuch schreiben, Üben
- Verhalten ändern
- Wunschverhalten attraktiver machen, zum Beispiel durch
- Aufforderung zu positivem Verhalten (konkrete Wünsche aussprechen)
- Lob und Aufmerksamkeit
- Gemeinsame Aktivität
- Wunschverhalten attraktiver machen, zum Beispiel durch
Methode: Wahrheitsgehalt prüfen
- Pro- und Kontra-Argumente sammeln
- Konkretisieren (Was genau macht denn einen schlechten Menschen aus?)
- gemeinsame Analyse der destruktiven Gedanken
Methode: Distanz zum Problem
- Nutzung von Metaphern, Analogien oder Geschichten
- Lebensnah und an den persönlichen Interessen des Klienten orientiert
- Dadurch Möglichkeit für einen anderen Blickwinkel mit mehr Distanz
Methode: Feedback
Analyse: Wirkung des Klienten auf andere durch den Berater oder den Klienten selbst
- Positive und negative Aspekte ansprechen
- Im Gespräch oder als einzelne Übung, z.B. Rollenspiele
Wichtig zu beachten:
- Erst positives Rückmelden
- Nur eine Verbesserung pro Übung ansprechen
- Auf gute Vertrauensbasis achten
- Formulieren an Selbstvertrauen des Klienten anpassen
Auch Videofeedback möglich