Beratung II


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Flashcards 15
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 12.02.2021 / 23.03.2021
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Phasen der Scheidung 

  1. Ambivalenz oder Vorscheidungsphase: Misstrauen, Streitereien, Angst vor Trennung; oft leben die Ehepartner schon getrennt 
  2. Juristische/faktische Trennung: endet mit Scheidungsurteil 
  3. Nachscheidungsphase: Reorganisation, Anpassung an die neue Situation

Diagnostische Methoden 

Ziel der Diagnostik: Visualisierung der Familien- und Konfliktgeschichte 

Genogramm 

  • Erkennen von transgenerationellen Mustern und familiären Belastungen wie Sucht, Suizid oder Traumata
  • wird mit Eltern separat erarbeitet
  • hilft verfügbare Problemlösestrategien eines Familiensystems zu erkennen

Zeitstrahl 

  • In Jahresabschnitten werden bedeutsame Ereignisse eingetragen z.B. Paarbildung, Hochzeit, Geburt des Kindes, Umzüge, Trennung etc.
  • auch subjektiv erlebte Belastungen
  • wird mit Eltern separat erarbeitet

Sorgerecht

  • gemeinsam, sofern nicht anders beantragt
  • Ziele: Konflikte vermeiden, Elternverantwortung stärken, dem Kind beide Elternteile erhalten

Umgangsrecht

  • Recht auf Umgang mit beiden Elternteilen
  • Ausmaß nicht gesetzlich festgelegt
  • Abhängig von Kindeswohl
  • der Elternteil mit den Aufenthaltsbestimmungsrecht hat eine Verpflichtung des Umgang zu ermöglichen und zu unterstützen --> Ausmaß des Umgangs ist nicht festgelegt

Konfliktdimensionen

Transformationskrise

  • Neuordnungsprozess des Familiensystems nach der Trennung
  • dauert im Schnitt bis zu zwei Jahren nach der Trennung
  • Stabilisierung und Entlastung der Familie durch sachlichen, informierenden Ansatz
  • hilfreich: psychoedukative Aufklärung, dass extreme Gefühlsäußerungen ein Teil des Loslösungsprozesses sind 
  • aufklärender und sachlich informierender Ansatz
  • Beratungstermine sollten schnell und gerade am Anfang der Trennungskrise in zeitlicher Dichte stattfinden 

Strohfeuer 

  • Veränderungskrisen in den Jahren nach der Trennung z.B. Wohnortwechsel eines Elternteils, tiefgreifende berufliche Veränderungen, Familienzuwachs etc.
  • Beratung:  Wechsel zwischen gemeinsamen Elterngesprächen und Einzelgesprächen
  • Kinder werden i.d.R. nicht direkt mit einbezogen
  • Ziel ist finden von Kompromissen und Lösungen für aktuelle Konflikte

Mehrfachbelastete

  • neben dem Elternkonflikt bestehen weitere familiäre Belastungen wie Armut, psychische und körperliche Erkrankungen, Beeinträchtigungen der Kindern oder verwahrloste Verhältnisse
  • Beratung: bei gewalttätigen Übergriffen in der Familie --> mögliche Gefährdung des psychischen und körperlichen Wohlbefindens des Kindes abklären
  • intensive Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst

Kalter Krieg

  • geprägt von Feindseligkeit und extremen Misstrauen
  • eigene Verluste werden in Kauf genommen, solange der Zweck verfolgt wird, dem anderen Schaden zuzufügen (Dämonisierung)
  • jahrelang anhaltender Konflikt, oft auch vor Gericht ausgetragen
  • hohe Stressbelastung für die Kinder

 

Was ist coparenting und ist es gut?  

  • Coparenting = kollaborative Beziehung zwischen Elternteilen bezüglich des Umgangs
  • Herrero et al., 2020: 
    • Negativer Zusammenhang zwischen Coparenting und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern nach Scheidung
    • möglicher Puffer bei strukturellen Veränderungen (z.B. sozioökonomisch)
    • eventuell schädlicher Einfluss von Coparenting bei konfliktreichen Ex-Beziehungen
  • „Gute“ Umgangskontakte: Umgangsmodelle (z.B. Fthenakis) --> Einteilung nach Altersstufen (In welchem Alter welcher Art von Umgang günstig ist) 

Umgangsvereitelung

  • Nichteinhalten der Umgangsregelung 
  • häufig ähnliches Schema: 
    • "Kind braucht Ruhe/ist krank" 
    • "Kind will keinen Umgang" 
    • Trumpfkarte: Missbrauchsvorwürfe 
  • Folge: Loyalitätsverwirrung und Entfremdung: Parental Alienation Syndrom auch elterliches Feindbild-Syndrom 
    • Kind kann eigener Wahrnehmung oder eigenem Gefühl nicht mehr vertrauen (u.a. Persönlichkeitsstörungen, Esstörungen, Süchte, "verwaschene Identität" 
  • Motivation Umgang zu vereiteln: Angst Kind zu verlieren, Rachegefühle, Druckmittel für Unterhalt --> in jedem Fall wird Kind instrumentalisiert --> nicht Im Sinne des Kindeswohles 

Auswirkungen positiver Kommunikation in der Familie

Herrero et al. (2020) 

  • Positive Kommunikation = Emotionsausdruck, gegenseitige Unterstützung,  Anerkennung
  • negativer Zusammenhang mit psychologischen Schwierigkeiten der Eltern
  • negativer Zusammenhang mit sozioökonomischen Folgen für Kinder
  • höherer Einfluss bei niedrigeren Coparenting-Levels
  • insgesamt: protektiver Faktor

Kommunikation in der Familie

  • Ziel: grundlegende Faktoren der elterlichen Kommunikation klären à Entscheidung über Setting der weiteren Beratung
  • Ideal: Positive Kommunikation = Emotionsausdruck, gegenseitige Unterstützung,  Anerkennung
  • Mögliche Settings
    • Einzelsetting
    • Gemeinsame Beratung mit den Eltern 
    • Co-Beratung
    • Fürsprechermodell

Settings: Einzelsetting

  • Zu Beginn der Beratung: Aufbau Klient*in – Berater*in – Beziehung 
  • Bei Konfrontation: schwierige Themen können alleine besser aufgenommen werden

Settings: Gemeinsame Beratung mit den Eltern

  • Voraussetzung: konstruktiver Umgang zwischen Elternteilen
  • vereinbarte Themen besprechen und Lösungen erarbeiten
  • Berater*in vermittelt und moderiert

Settings: Co-Beratung

  • Jedes Elternteil bekommt eine eigene Beratungskraft zur Seite gestellt, es finden Sitzungen allein und in der Gruppe statt
  • Bei hohem Konfliktlevel 
  • Berater*in – Klient*in Beziehung profitiert 
  • Sitzung kann in kritischen Situationen aufgeteilt werden 

Settings: Fürsprechermodell

  • Wenn keine gemeinsamen Elterngespräche möglich sind
  • Berater*innen übermitteln die Bedürfnisse ihres jeweiligen Klienten und helfen dabei, konstruktiv auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen

Review: Do parenting education programs promote healthy postdivorce parenting? (Sigal et al., 201I)

  • Post-Scheidungserziehung als entscheidender Faktor für das weitere Wohlbefinden des Kindes
  • Relevante Aspekte: Umgangsregelung, elterliche Zusammenarbeit, Erziehungsqualität
  • Interventionen mit 4 Komponenten hilfreich
    • Aufklärung
    • Motivation
    • Training
    • Self-assessment: Brauchen wir weitere Unterstützung?
  • Wenn diese Komponenten gegeben sind können Erziehungsprogramme die post-Scheidungserziehung positiv beeinflussen

Risiko- und Entwicklungsfaktoren (folgende Faktoren können sowohl Risiko- als auch Entwicklungsfaktoren sein) 

Stress

  • Trennung als bedeutender Stressor in sensiblen Entwicklungsphasen
  • fordert verschiedene Anpassungsleistungen der Kinder
  • Wichtig im Beratungsprozess: diagnostische Einschätzung des Stresserlebens des Kindes sowie verfügbare Bewältigungsstrategien

Fürsorge

  • Parentifizierung: Verhaltensweisen, bei denen Eltern ihre psychischen Belastungen ihren Kindern aufbürden und damit überfordern (innerfamiliäre Rollenumkehr)
  • Kann Selbstbewusstsein stärken und zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen
  • Aber auch Risiko der Schädigung der psychischen Entwicklung --> depressiver Verstimmung, Subtanzmissbrauch etc.
  • standardisierter Elternbildfragenbogen für Kinder und Jugendliche (EBF-KJ)

Dämonisierung 

  • Feindselige Grundhaltung geprägt von Denken in Freund-Feind-Schemata
  • Risiko, dass kognitive Differenzierungsfähigkeit nicht ausreichend gelernt wird und Kinder anderen Menschen mit Misstrauen begegnen
  • Extreme psychische Spannungszustände > selbstverletzendes Verhalten, emotionale Ausbrüche und extremer Rückzug