Einführung


Kartei Details

Karten 271
Sprache Deutsch
Kategorie Politik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 03.02.2021 / 08.02.2022
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Definition von Wissenschaft

"überprüfbare und systematische Beschäftigung mit nahezu beliebigen Bereichen der Natur, des menschlichen Denkens und des menschlichen Zusammenlebens und seiner Gestaltungsformen."

  1. Mittelbar
  2. Nachvollziehbar
  3. Kritisierbar

Aussagen werden in einen systematischen Zusammenhang gebracht, der Einzeltatsachen zu ordnen hilft, sie in übergreifende Aussagen genereller Natur (Regeln) stellt und möglichst zu Erklärungen, d.h. zu verallgemeinernden Begründungsableitungen, vorstößt.

Definition von Soziologie

Wissenschaft vom Zusammenleben von Menschen. 
Wissenschaft über das Funktionieren von Gemeinschaften und Gesellschaften.

doppelte Konstruktion: Gesellschaft + Wissenschaft > Wirklichkeit gibt es nicht erkenntnistheoretisch, sondern wird erst mit deren Benennung zur Realität

Max Weber: "Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem ABlauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will."

 

Definition von Politik

"... jenes menschliche Handlen,das auf die Herstellung allgemein verbindlicher Regelungen und Entscheidungen in und zwischen Gruppen von Menschen abzielt."

findet im staatlichen Rahmen statt

 

Differenzierung von Politik

  • polity: Form
    • politische Strukturen (Verfassungen, Gesetze, Regierungssysteme)
    • Handeln
  • politics: Prozess
    • politische Verfahren (Wahlen, Interessenskonflikte, Partizipation)
    • Entscheidungen
  • policy: Inhalt
    • politische Inhalte, Leistungen des Staates (Wirtschafts-, Umweltpolitik)
    • Regeln und Normen

Aktuelle Trends der Politikwissenschaften

  1. Auflösung der Lager
  2. Entpolitisierung oder pragmatische Politisierung (Berater statt Propheten)
  3. zunehmende Bedeutung der methodischen Fundierng (empirisch-analytischer Ansatz)
  4. Internationalisierung
  5. Bedeutungsverlust normativer Themen

Welche Haupttendenzen gab es in der Geschichte der Politikwissenschaft?

  1. normativ-ontologisch
    1. praktische Philosophie
    2. Freiburger Schule
  2. historisch-dialektisch
    1. kritische und neomarxistische Traditionen
    2. Berlin, Marburg, Frankfurt
  3. deduktiv-empirisch
    1. empirisch-analytisch
    2. Mannheim, Köln

Was ist eine Definition?

ein analytischer Satz: A = B 

Begriff, das Definiendum (das zu Definierende) wurd durch den sprachlichen Ausdruck, dem Definiens (das Definierende) erläutert.

 

 

Was ist eine Nominaldefinition?

rein begriffliche Ebene sprachlicher Konventionen

kann sich mit der Zeit ändern

Junggesellen sind unverheiratete Männer

empirisch-analytischer Ansatz

forschungspragmatische Nützlichkeit

 

Was ist eine Realdefinition?

Das "Wesen des Begriffs" (empirischer Bezug)

Wahrheitsgehalt

genus proximum (nächste Gattung) und differentia specifica (Artunterschied, Subgattung)

Junggeselle = ein Mann, der unverheiratet ist

normativ-ontologischer Ansatz

 

Anforderungen an wissenschaftliche Definitionen

  1. klar, eindeutig (widerspruchsfrei) und präzise
    wenige Interpretationsmöglichkeiten
  2. scharfe Grenzen zu anderen Begriffen 
    keine negativen Definitionen, da zu unpräzise
  3. Definiens = nur bereits bekannte Begriffe
    bestehende Konventionen nur ändern, wenn unzureichend
  4. Definition ist erforderlich bei neuen Begriffsinhalten oder uneinheitlichen Konventionen

Conceptual Stretching (Satori)

konventionelle Bedeutung von Begriffen (Typologien) trifft nicht genau auf neue Falle zu

> Begriffe werden darunter subsumiert
> Ursprungsbedeutung wird gedehnt und unklar

Begriffsumfang: Extension
- Menge aller Gegenstände, den der Begriff umfasst
- europäische Monarchien sind: Belgien, Dänemark, ...

Begriffsinhalt: Intension
- Alles, was in Begriff enthalten ist
- Eigenschaften, Merkmale
- Definition wäre: alle europ. Staaten, deren formelles Staatsoberhaupt auf Lebenszeit durch Erbfolge bestimmt wird."

Je mehr Informationen ein Begriff trägt, desto höher die Intension und geringer die Extension. 

Funktionen von Begriffen

  1. Ordnungsfunktion (Systematisierung und Kategorisierung)
  2. Kommunikationfunktion (gleiche Sprache)
  3. Bewertungfunktion
  4. Appellfunktion

Welche Aussagetypen gibt es?

Aussagen = Verknüpfung von Begriffen

  • empirische Aussagen
    • theoretisch: Zusammenhänge
      • Kausale Aussagen
      • korrelative Aussagen
    • deskriptiv: Informationen, Nachrichten
  • normative Aussagen
    • Werturteile
    • Handlungsanweisungen

Welche Theorieebenen gibt es?

  1. Großtheorie
    1. umfassende Vorstellungen
    2. erklären komplexe Zusammenhänge gesellschaftlicher Entwicklungen
  2. Theorie mittlerer Reichweite
    1. gilt nicht für alles (Regionen, Länder, Zeiten)
  3. Hypothesen: Verbindung weniger Variablen
  4. Modell: Schematische Nachbildungen, begrenzter Wirkungszusammenhang
  5. Analytischer Rahmen: forschungsrelevante Theorieelemente

Was ist Verstehen?

  • wissenschaftstheoretische Position
  • normativ-ontologische, kritisch marxistische Ansätze, verstehend-histeographischh
  • Gegenstand: Handlungen und Verhaltensmotive
  • doppelter Sinn: kennenlernen und sinnhaft nachvollziehen
  • Versuch, die Sinnhaftigkeit des Handelns zu verstehen bzw. nachzuvollziehen
  • zwei Ebenen:
    • Grundlagen des Verstehens
    • Wesen der Dinge erfassen
  • Höhlengleichnis von Platon
  • klassische Methode des Verstehens
    • hermeneutisches/deutendes Verfahren (Introspektion, hermeneutischer Zirkel)
    • Probleme
      • subjektiv
      • unvollständig (keine explizite Gesetze, keine Gesetzmäßigkeiten)
      • explorative Verwendung (von einzelnen auf allgemeines schließen)
  • alternative Methoden
    • Objektive Hermeneutik (nachvollziehbarere Verfahren, systematisch)
    • qualitative Sozialforschung (ethnografische Verfahren, Inhaltsanalysen, ...)

Was ist Erklären?

  • empirisch-analytische oder deduktive Ansätze
  • Annahme, dass sich eine Wirkung auf eine Ursache bezieht
    • hinreichende Bedingung: Immer wenn A, dann B (leicht zu widerlegen)
    • notwendige Bedingung: nur wenn A, dann B
    • = strenger Determinismus (präzises Kausalitätsverständnis)
    • Probleme:
      • leichte Falsifizierung
      • Wahrscheinlichkeitsaussagen
      • wie viele Ursachen gibt es wirklich?
      • Reichweite der Theorien - universell, kontextrelevant?
  • große Fallzahl
  • Identifzierung allgemeiner kausaler Zusammenhänge (nicht realitätsnah)
  • Gesetzmäßigkeiten nur durch empirische Forschung festzustellen

Was sind die Inkompatibilitäts- und die Kompatibilitätsthese?

Kompatibilitätsthese

  • Verstehen setzt Erklären voraus
  • Erklären und Verstehen haben Bezug zueinander (ohne Gesetzmäßigkeit)

Inkompatbilitätsthese

  • Wesen der Dinge und die Sinnzuweisung lässt sich empirisch nicht prüfen
  • keine Verbindung mit Erklären

Welche Kriterien für Methoden gibt es und in welche Kategorien lassen sich Methoden untergliedern?

Kriterien:

  1. Klarheit
  2. Transparenz
  3. Nachvollziehbarkeit
  4. kritisierbar

quantitative Methoden:
- deskriptive Statistik
- Variablenanalyse
- Zahlenangaben

qualitative Methoden:
- Beobachtung
- Interviews
- Daten und Textanalysen

Was sind Anforderungen an eine wissenschaftliche Definition?

Die Extesion eines Begriffs bezieht sich auf alle Eigenschaften und Merkmale, die mit diesem Begriff verbunden werden.

Welche Funktionen werden Begriffen zugeschrieben?

Empirische Aussagen sind deskriptiv oder normativ ausgerichtet.

"90% der Deutschen glauben, dass Demokratie eine gute Herrschaftsform ist."
Das ist (A) eine empirische oder (B) eine normative Aussage

"Nur wenn A, dann B". Welche Aussage stimmt?

Nenne das Erkenntnisinteresse, die Ausrichtung, Erschrinungsform und Untersuchungsgegenstände von Polity.

Erkenntnisinteresse: Rahmenbedingungen von Politik (Form)

Ausrichtung: Institutionenorientiert

Erscheinungsform: Verfassungen, gesetze, Normen, formale und informelle Regeln

Untersuchungsgegenstände: Verfassungsrecht, Herrschafts- und Staatsformen, Regimetypen, formale und informelle Instutitionen

Nenne das Erkenntnisinteresse, die Ausrichtung, Erschrinungsform und Untersuchungsgegenstände von Politics.

Erkenntnisinteresse: Ausgestaltung politischer Prozesse

Ausrichtung: Input

Erscheinungsform: Einstellungen, Interesse, Verhalten, Handlungspotenziale, Entscheidungsfindung und -durchsetzung

Untersuchungsgegenstände: Parteien, Interessengruppen, Verbände, Wahlen, politische Kultur

Nenne das Erkenntnisinteresse, die Ausrichtung, Erschrinungsform und Untersuchungsgegenstände von Policy.

Erkenntnisinteresse: Inhalte von Politik

Ausrichtung: Output

Erscheinungsform: Tun und Lassen von Regierungen, politische Steuerung, Ziele, Aufgaben, Ergebnisse, EInflussfaktoren auf Politikfelder

Untersuchungsgegenstände: Politikfelder - Wirtschafts-, Bildungspolitik, Staatstätigkeit

Zentrale Forschungsbereiche der Vergleichenden Politikwissenschaft sind: 

  1. Herrschafts- und Regierungssysteme
  2. Systemwechsel und Transformationen
  3. Demokratiemessung
  4. Parteien und Parteiensysteme
  5. Verbände und Interessengruppen
  6. Wahlen und Wahlsysteme
  7. Politische Kultur und Wertewandel
  8. Gender Studies
  9. Politikfelder

Definition "Staat" (Max Weber)

"Der Begriff Staat wird definiert als eine Institution, welche innerhalb eines bestimmten Territoriums über die sich darin aufhaltende Bevölkerung ein Monopol auf die Anwendung physischer Macht besitzt. 

Das Gewaltmonopol und die darin lebende Bevölkerung stellt somit die Minimaldefinition von Staatlichkeit dar."

> Abgabe-, Rechtssetzungsmonopol, Legitimität als Merkmale?

 

Ziele des Vergleichens in PoWi:

  1. Gleichheit und Identität feststellen
  2. Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen
  3. auf Unbekanntes und Besonderes hinweisen
  4. funktionale Äquivalente erkennen
  5. Informationen über die Fälle erhalten
  6. empirische Phänomene ordnen
  7. Klassifikationen und Typologien entwickeln
  8. einzelne Fälle an Maßstäben messen, um Defizite zu identifizieren oder best practices zu erkennen
  9. Entwicklung und Prüfung von Hypothesen und Theorien
  10. Vorhersagen treffen

Geschichte der vergleichenden Powi

  1. Klassische Vergleichende Regierungslehre (-1950)
    1. Institutions matters; Verfassungslehre und -forschung
  2. Vergleichende politische Systemforschung (ab 1950)
    1. Entkolonialisierung; neuer Analyserahmen
  3. Vergleichende Kulturforschung (ab 1960)
    1. behavioralistische Wende; Einstellungsforschung
  4. Policyforschung (ab 1970)
    1. Untersuchung der Politikfelder
  5. Vergleichende Politikwissenschaft/Integration der Perspektiven (ab 1980)
    1. Neoinstitutionalistische Phase; Polity, Politics, Policy

Inhalte und Kritik der Klassischen vergleichenden Regierungslehre

Untersuchung von Demokratien

Verfassungslehre und -forschung: enges und weites Verfassungsverständnis

Institutionen im Mittelpunkt > "good governance"

Kritik:
1) Einzelfallorientiert
2) a-theoretisch
3) auf Industrieländer konzentriert
4) deskriptiv
5) statistisch
6) unsystematisch

Inhalte der vergleichenden politischen Systemforschung

systemtheoretischer Ansatz

Änderung der Rangordnung agierender Mächte - Entkolonialisierung: neue Staaten müssen analysiert werden

neue Begriffe:
- state = political system
- powers = function
- offices = role (Summe von Rollen = Strukturen=
- institutions = structures
- public opinion = political culture
- citizenship training = policital socialisation

Strukturen = regelmäßige, in bestimmten Interaktionsmustern verbundene Rollen (wahrnehmbare Handlungsformen)

Ziel: empirisches, dynamisches Modell inkl. Veränderungen

Politisches System definiert durch: Identität - Grenze - Interdependenz

Politisches System

Interdependenz: verändert sich eine Funktion/Struktur, verändern sich andere
System ist abgeschlossen (Grenze) - klar definierter Raum
Identität: individuelle Inhalte und Verfassungen

Systemfunktion:

  1. politische Sozialisation
    1. Einführung in politische Kultur eines Landes
    2. Kenntnis der Regeln und deren Anwendung in System (formal und informell)
  2. Politische Rekrutierung
    1. Einführung von Individuen in spezielle Rollen
    2. Verantwortungsübernahme in politischen Rollen
  3. Politische Kommunikation
    1. Mechanismen zur Übermittlung von Infos zwischen Gesellschaft und politischen Entscheidungsträgern
    2. System ist nicht ohne Kommunikation überlebensfähig

gemeinsame Merkmale politischer Systeme nach Almond

  1. Alle politischen Systeme besitzen eine Struktur
  2. alle politischen Systeme üben die gleichen Funktionen aus
    1. Input Funktionen
      1. politische Sozialisation und Rekrutierung
      2. Interessenartikulation (Individuen müssen artikulieren)
      3. Interessenaggregation
      4. politische Kommunikation (wechselseitig)
    2. Output Funktionen
      1. Regelsetzung
      2. Regelanwendung
      3. Regelauslegung
  3. Alle politischen Strukturen sind multifunktional
  4. Merkmal aller politischer Systeme ist ihr kultureller Mischcharakter

 

Kritik:

  1. Westlichkeit
  2. unklare Begrifflichtkeit (Systemfunktion?)
  3. Input-Zentrierung
  4. kategorialer Rahmen, keine Theorie
  5. wenig Klärung der Zusammenhänge
  6. empirische Prüfbarkeit 

Vergleichende Politikwissenschaft/Integration der Perspektiven

"Institutionen (formal/informell) als verbindliche Regeln, die Verhalten prägen, Erwartungen strukturieren und Handlungsmöglichkeiten generieren." (Douglass North)

Polity, Politics, Policy

formal-institutionelle und informelle Aspekte der politischen Realität werden berücksichtigt

Institutionen als UV und AV

Komparative Methoden

  • tertium comparationis: Maßstab des Vergleichs
  • innerhalb eines Zeitraums: synchron, Querschnitt
  • unterschiedlicher Zeitraum: diachron, Längsschnitt

Vergleichende Methode: "Art und Weise einer komparativen Untersuchung von empirischen Phänomenen mit einem bestimmten Erkenntnisziel, wobei es gilt, die maßgeblichen Variablen auf verschiedene Weise zu kontrollieren."

 

Welche komparative Methoden gibt es?

  1. Fallstudien
    1. a-theoretische Einzelfallstudien
    2. interpretative Einzelfallstudien
    3. theoriebestätigende Einzelfallstudien
    4. abweichende Fälle
  2. Komparative Methoden
    1. small-n-analysis
  3. experimentelle Methode, Quasi-Experiment
    1. Kontrolle aller Variablen
  4. Statistische Methode
    1. large-n-analysis + statistische Kontrolle

Typologien

Zuordnung von mindestens zwei Merkmalen, die 2 oder mehr Ausprägungen aufweisen

Realtypus vs. Idealtypus

Grundlage der vergleichenden Methode

  • regulärer Subtypus: hinzufügen eines weiteren Merkmals am entsprechenden Haupttypus
  • verminderter Subtypenbildung: grundlegende Merkmale des Haupttypus sind nicht ganz ausgeprägt
  • Hybride Typen: Mischtypen; mangelt an voller Ausprägung eines Merkmals und zugleich Merkmalsausprägung eines anderen Typus

In welchem Land kann ein Verfassungsgericht oder oberstes Gericht Gesetze für ungültig erklären?