Kapitel 02

Entwicklungsgeschichte der Ernährung des Menschen

Entwicklungsgeschichte der Ernährung des Menschen


Kartei Details

Karten 45
Sprache Deutsch
Kategorie Ernährung
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 19.01.2021 / 19.01.2021
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Benötigt die menschliche Spezies eine ganz bestimmte Ernährungsweise, um überleben zu können? Begründe deine Antwort.

Nein. Um überleben zu können, braucht der Mensch keine spezielle Ernährungsweise, da er sehr flexiblel und Anpassungsfähig ist. Das beweisen die ganz unterschiedlichen Ernährungsformen verschiedener Völker. Die Inuit z.B. erhähren sich fast ausschliesslich vom Tier und diverse indische Völker leben seit generationen grösstenteils vegetarisch. 

Allerdings bleibt die Frage, welche Ernährungsform denn auf lange Sicht gesundheitlich besser ist.

Welche globalen Ernährungstrends zeigen sich (im Hinblick auf den Verzehr unverarbeiteter Lebensmittel und raffinierter Produkte)?

Der Trend geht deutlich in Richtung mehr raffinierter Produkte wie Weissmehl und zugesetzten Zucker, mehr Speiseöl, und mehr tierischen Lebensmitteln sowie eine Verringerung von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.

Wodurch konnte das menschliche Gehirn im Laufe der Evolution wachsen?

Die Zunahme des Gehirnvolumens unserer Vorfahren wurde wahrscheinlich durch eine höhere Energiezufuhr, wie durch den Konsum von Fleisch und/oder gekochter Nahrung, ermöglicht. Zusätzlich führte wahrscheinlich das Kochen der Nahrung (Fleisch, Speicherknollen) zu einer besseren Verdaulichkeit und dies widerum reduzierte den Energieverbrauch für die Verdauung.

Welche Nahrung leistete wahrscheinlich den wichtigsten Beitrag zur Deckung des erhöhten Energiebedarfs des Menschen?

Gekochte Nahrung.

Warum ist das Konzept der Paläo-Ernährung fehlerbehaftet? Warum ist es nicht richtig, von einer ganz bestimmten Ernährungsweise des Menschen während des Paläolithikums (Paläo-Ernährung) zu sprechen?

Wenn wir die Ernährung während des Paläolithikums betrachten, können wir maximal Hypothesen entwickeln. Die beiden Begriffe Paläo- bzw. Mischkost-Ernährung sind sehr ungenau, da sie unterschiedlich definiert werden.

Die prähistorische Ernährungsweisen sind nicht im Detail bekannt. Es war dank eines langen Zeitraums, eine weite geographische Verbreitung und tiefgreifende Klimaveränderungen hinweg keineswegs homogen. Und selbst dann, könnte daraus nicht abgeleitet werden, dass diese Ernährung für den heutigen Menschen automatisch gesund wäre.

Wie ernähren sich heutige wildlebende (nichtmenschliche) Menschenaffen? Ernähren sie sich vegan?

Die Nahrung der nichtmenschlichen Menschenaffen besteht hauptsächlich auf Früchten sowie Blättern, Insekten oder Wirbeltieren.

Woher kommt die Laktoseintoleranz?

Laktose-Intoleranz ist die Symptomatik bei Milchverzehr, wenn man das Enzym Lactase im Dünndarm nicht produzieren kann.

Laktose-Intoleranz kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und kann sich in Bauchkrämpfen und Durchfall oder Verstopfung äussern.

Laktose-Intoleranz kann jedoch auch andere Ursachen haben, wie Enzymdefekte, Darmerkrankungen, Operationen oder Medikamentenbehandlung.

Die Laktose (=Milchzucker) ist das einzige in der Milch vorkommende Kohlenhydrat.

Wer gehört zu den Primaten?

Zu den Primaten zählen alle Menschenaffen sowie wir Menschen.

Die ersten Primaten waren etwa so gross wie heutige Spitzmäuse. Sie ernährten sich wahrscheinlich überwiegend von Insekten und kleinere Wirbeltiere. Im Laufe der Zeit wurden sie grösser und ernährten sich hauptsächlich von pflanzlichen Bestandteilen, wie Früchte, Blätter und Nektar.

Heute existieren über 300 verschiedene Primatenspezies. Eine Familie der Primaten sind die Menschenaffen zu denen heute gehören: Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen, Bonobos (unsere nächsten Verwandten). Zusammen mit den Menschen gehören sie zur Untergruppe: Homininae

Wer sind die nächsten Verwandten des Menschen?

Gorillas, Schimpansen und Bonobos. Sie bilden zusammen mit dem Menschen die Unterfamilie der Homininae. Die einzige überlebende Spezies des Tribus der Hominini ist der heute lebende Mensch (Homo sapiens).

Nenne zwei direkte Vorfahren der Spezies Mensch (unsere Hominini Verwandten) und ihre typischen Merkmale?

Australopithecus und Paranthropus.

Typische, neue Merkmale des Hominini-Tribus sind der Gang auf zwei Beinen sowie kleinere und stumpfe Eckzähne Die Australopithecus-Spezies wohnte in Afrika und noch teilweise auf Bäumen, wo sie Nahrung und Schutz fand. Sie hatte ein leicht vergrössertes Gehirn im Vergleich zu ihren Vorgängern.

Vertreter der Australopithecus-Spezies waren opportunistisch in Bezug auf ihre Ernährung. Die Gattung Paranthropus folgte evolutionsgeschichtlich nach Australopithecus. Auch sie ernährte sich von faseriger pflanzlicher Nahrung.

Wie haben sich unsere Vorgänger Australopithecus und Paranthropus ernährt? Was hat sich evolutionär bei der menschlichen Gattung (Homo) verändert bzw. entwickelt?

Australopithecus- und Paranthropus-Spezies haben sich wahrscheinlich vornehmlich pflanzlich ernährt, mit geringen Menschen an tierischen Bestandteilen.

Die menschliche Gattung (Homo) entwickelte ein grösseres Gehirn und kleinere Backenzähne. Der anfängliche Gebrauch von einfachen Steinwerkzeugen erweiterte sich hin zu komplexeren Werkzeugen und ausgefeilterem Jagdverhalten. Zudem wurde vermehrt Feuer kontrolliert eingesetzt.

Der Übergang der Jäger- und Sammlerkulturen zu Ackerbau und Viehzucht führte zur Sesshaftigkeit und einem Ernährungswandel. Was bedeutet das?

Einerseits konnte mehr Nahrung und Energie verfügbar gemacht werden, andererseits reduzierte sich die Vielfalt der Nahrungsmittel.

Was ist Laktose?

Laktose ist ein Zucker in der Muttermilch, der aus zwei Zuckermolekülen besteht und kann als intaktes Zweier-Zucker-Molekül nicht im Darm absorbiert werden. Nur wenn Laktose in ihre zwei Zuckerbestandteile (Glucose und Galaktose) gespalten wird, können diese beiden Zucker absorbiert werden. Diese Spaltung der Laktose geschieht im Dünndarm durch das Enzym Lactase.

Was ist Lactase?

Lactase ist das verdauende Enzym, das Laktose spaltet um es zu verdauen.

In allen Säugetieren nimmt die Lactase-Produktion im Darm nach dem Säuglingsalter, also nach der Entwöhnung von der Muttermilch, deutlich ab, denn normalerweise steht nach dem Säuglingsalter keine Muttermilch mehr zur Verfügung.

Wie ist es dem Menschen möglich Laktose zu verdauen?

Die Domestikation von grösseren Säugetieren, wie Schafen, Ziegen und Rindern und der Konsum der Milch dieser Spezies begünstigte in verschiedenen Menschengruppen eine genetische Anpassung, die es ermöglichte, die in der Milch enthaltene Laktose auch nach dem Kleinkindalter verdauen zu können.

 

Was ist eine Lactase-Persistenz?

Lactase-Persistenz nennt man die Eigenschaft, auch nach dem Kleinkindalter noch das Enzym Lactase im eigenen Darm zu produzieren.

Ist die Lactase-Persistenz in einer Person nicht gegeben, kann Lactose nicht gespalten und verdaut werden. (Man spricht von Lactase-Nicht-Persistenz)

Grob ein Drittel der Menschheit weist eine Lactase-Persistenz auf.

Was ist Speichelamylase?

Die Speichelamylase ist ein weiteres physiologisches Merkmal des Menschen eine enzymatische Anpassung an gekochte Nahrung. (Verstärkte Produktion der Amylase im Speichel)(Merkmal für Herbivore)

Dieses stärkespaltende Enzym sorgt für eine Vorverdauung von gekochter Stärke im Mund und wird nicht in allen menschlichen Populationen gleichermassen produziert. Speichelamylase kann rohe Stärke nur in sehr geringem Ausmass, gekochte Stärke jedoch viel besser aufspalten.

Können die Form der Zähne oder die Darmlänge des Menschen beweisen, dass der Mensch an eine ganz bestimmte Ernährungsweise angepasst ist?

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Was können wir daraus ableiten, dass zum Beispiel Vitamin C und Vitamin B12 nicht vom menschlichen Körper selbst produziert werden können?

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Ist eindeutig bewiesen, dass der menschliche Körper anatomisch und physiologisch an gekochte Nahrung angepasst ist?

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Was ist Urikase? Kann der Mensch sie bilden?

Urikase ist eine Enzym, das Harnsäure abbauen kann. Harnsäure ist das Endprodukt des Purinstoffwechsels bzw. das Abbauprodukt der Purinnukleotide. Die grösste Menge an Purinen wird über tierische Lebensmittel wie Fleisch (auch Fisch und Meerestiere) aufgenommen.

Erhöhte Harnsäure-Blutwerte können Gicht verursachen und möglicherweise Herzkreislauf-Erkrankungen begünstigen.

Der Mensch kann keine Urikase bilden.

Worauf weist unser Magen, Dick- und Dünndarm hin?

Magen, Dünn- und Dickdarm weisen Proportionen und Grössen auf, die auf eine omnivore Ernährung mit hohem Pflanzenanteil hindeuten. Der Mensch weist gegenüber seinen Vorfahren einen kürzeren Darm auf. Dies deutet darauf hin, dass energiedichtere Nahrung zuführte als sein Vorgänger.

Kann Vitamin C vom Menschen produziert werden?

Nein. Vitamin C muss von aussen zugeführt werden. Karnivoren können Vitamin C selbst synthetisieren, was darauf hindeutet, dass Vitamin C immer in der Nahrung des Menschen vorhanden sein musste.

Kann der Mensch Vitamin B12 selbst produzieren?

Nein, wobei es im Gegensatz zu den meisten (wasserlöslichen) Vitaminen sehr lange gespeichert werden kann. Dies deutet darauf hin, dass tierische Nahrung, die Vitamin B12 lieferte, von unseren menschlichen Vorfahren manchmal über einen längeren Zeitraum nicht verzehrt wurde.

Menschen haben einen länglichen Magen mit komplizierter Struktur und im Allgemeinen eine schwächere Salzsäure-Sekretion als karnivore Tiere. Wofür?

Die stärkere Magensäure schützt karnivore Tiere vor pathogenen Bakterien in rohem Fleisch.

Was signalisiert ein süsser Geschmack und wer kann ihn wahrnehmen?

Ein süsser Geschmack signalisiert Zurckergehalt und somit wahrscheinlich Energiereichtum.

Karnivore Tiere wie z.B. Katzen können die Geschmacksrichtung süss nicht wahrnehmen.

Es ist uns nicht möglich, von reinen Äusserlichkeiten auf die "wahre Natur" der Dinge zu schliessen. Was ist daher nötig?

Besonders im naturwissenschaftlichen Bereich ist es daher nötig, kritisch zu hinterfragen und voreilige Schlüsse zu vermeiden.

Auf anatomisch-physiologischen Beobachtungen basierende Hypothesen über gesunde Ernährung müssen in Human-Studien getestet werden. Nur durch bestimmte Arten von Human-Studien können aussagekräftige Informationen über eine gesunde Ernährungsweise für den Menschen gewonnen werden.

Können die Form der Zähne oder die Darmlänge des Menschen beweisen, welche Ernährungsweise die gesündeste ist?

Nein, es sind nur anatomische Beobachtungen. Diese können zu Hypothesen über evolutionäre Anpassung oder gesunde Ernährung führen, aber nicht zu Beweisen. Dazu braucht es Human-Studien.

Was können wir daraus ableiten, dass z.B. Vitamin C und Vitamin B12 nicht vom menschlichen Körper selbst produziert werden können?

Dass diese Substanzen, während der Evolution regelmässig zugeführt wurden - Vitamin C über pflanzliche und Vitamin B12 über tierische Nahrung.

Ist eindeutig bewiesen, dass der menschliche Körper anatomisch und physiologisch an gekochte Nahrung angepasst ist?

Nein, es ist möglich, aber nicht bewiesen.

Welche grossen Veränderungen gab es in den letzten 200 Jahren?

Vor etwa 200 Jahren war die Ernährung relativ ballaststoffreich und meist pflanzenbasiert. Heute werden deutlich mehr zugesetzter Zucker, Weissmehl, Fleisch, Eier und Milchprodukte konsumiert.

Was sind Mikronährstoffe und Makronährstoffe?

Mikronährstoffe sind: Vitamine, Mineralstoffe (Mengen-, Spuren- und Ultraspurenelemente)

Makronährstoffe sind: Kohlenhydrate (inklusive Ballaststoffen), Fette und Proteine.

Was ist eine marginale Zufuhr und was ist ein Mangel?

Eine marginale Zufuhr beschreibt einen Mangel, bei dem möglicherweise negative gesundheitliche Konsequenzen auftreten. Hierbei zeigen sich nicht unbedingt Symptome.

Demgegenüber zeigen sich bei einem schweren Mangel an einem essentiellen Nährstoff klar sichtbare Symptome, die manchmal für einen speiellen Nährstoff spezifisch sind.

Mit welchen Nährstoffen sind viele Menschen in Deutschland nicht gut versorgt?

  • Obst und Gemüse
  • Ballaststoffen
  • Vitamin D
  • Vitamin E
  • Folsäure
  • Calcium
  • Eisen
  • Jod
  • Selen
  • Vitamin B12

Viele Lebensmittel sind sehr stark verarbeitet. Welche Konsequenzen können sich daraus ergeben?

Verarbeitete Lebensmittel sind oft Ballaststoffarm, arm an Mikronährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen sowie reich an Energie, gesättigten Fetten, Zucker und Salz. Der geringe Ballaststoffgehalt kann die Sättigungswirkung der Nahrung vermindern.

Hat der Mensch eine evolutionär bedingte Vorliebe für bestimmte Geschmacksrichtungen? Wenn ja, welche?

Der Mensch hat im allgemeinen eine Vorliebe für süsse und fettige Nahrung. Beide Geschmacksrichtungen signalisieren Energiereichtum.

Welche Ergebnisse zeigt die bekannte "China-Studie" und was sagen diese Ergebnisse in Bezug auf vegane Ernährung aus?

  • Die Ernährung der ländlichen Bevölkerungsgruppen war pflanzenbasiert, relativ fettarm und ballaststoffreich.
  • Das Gesamtcholesterin der Chinesen lag im Durchschnitt sehr niedrig
  • Die Mortalität für koronare Herzerkrankungen war 6 bis 17-mal niedriger in China im Vergleich zu den USA
  • Die Zufuhr von tierischem Protein korrelierte mit erhöhten Blut-Cholesterinwerten
  • Hohe Cholesterinwerte und eine hohe Fettzufuhr waren mit einer höheren Brustkrebsmortalität assoziiert
  • Eine hohe Ballaststoffzufuhr korrelierte mit einem niedrigeren Risiko für Dickdarmkrebs
  • Ein höherer Salzverzehr korrelierte mit einem höheren Risiko koronare Herzkrankheiten und ein höherer Verzehr von grünem Blattgemüse mit einem niedrigeren Risiko für koronare Herzkrankheit
  • Vitamin C und ß-Carotin wurden als Marker für Antioxidantien im Blut untersucht: Je höher die Werte, desto geringer war das Risiko für bestimmte Krebsarten
  • Die Autoren schlossen aus ihren Ergebnissen, dass eine fettarme, pflanzenbasierte Ernährung in Bezug auf viele chronische Erkrankungen präventiv wirken kann.

Die Ursachen könnten aber auch ganz woanders liegen, wie z.B. Zigarettenrauch, Alkoholkonsum, genetische Einflüsse, Umweltverschmutzung, Umgamg mit gefährlichen Substanzen am Arbeitsplatz etc. 

Eine Korrelation ist noch kein Kausalzusammenhang!

Welche Aussagen sind möglich aufgrund von einfachen Beschreibungen von Bevölkerungsgruppen?

Mit einfacher Beschreibung der Ernährungs- und Lebensweise bestimmter Bevölkerungsgruppen, können Korrelationen festgestellt werden. Eine Korrelation beweist jedoch keinen Kausalzusammenhang, Korrelationen sind lediglich zwei (oder mehr) zusammen auftretende Faktoren.

Die längere Lebenserwartung einiger Bevölkerungsgruppen ist wahrscheinlich auf ihre Ernährung und Lebensstil zurückzuführen. Jedoch ist dies kein kausaler Zusammenhang.

Was sind zentrale Ergebnisse der beiden grössten Studien mit Veganern?

Im allgemeinen lässt sich beobachten, dass Veganer im Schnitt ein geringeres Risiko aufweisen an Diabetes Mellitus Typ 2 zu erkranken, eine reduzierte Sterberate für Kardiovaskuläre Erkrankungen haben und ein niedrigeres Krebsrisiko. Ausserdem ist der Bluthochdruck niedriger und die Lebenserwartung höher.

Soja nimmt einen hohen Stellenwert in der Ernährung auf Okinawa, im restlichen Japan und China ein. Welche gesundheitlichen Vorteile könnte Soja haben?

Sojabohnen enthalten Isovlavone und der Verzehr von Isoflavonen Soja-Lebensmitteln kann möglicherweise das Risiko für Brust- und Prostatakrebs sowie für kardiovaskuläre Erkrankungen senken.