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Psychologie Uni Würzburg Methoden Vorlesung SS und WS

Psychologie Uni Würzburg Methoden Vorlesung SS und WS


Kartei Details

Karten 274
Lernende 28
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.01.2021 / 07.06.2025
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Was sind Merkmale der Qualia und das Problem des Fremdpsychischen?

  • Qualia = phänomenales Bewusstsein, wie sich etwas anfühlt, nicht physikalisch reduzierbar (Empfindungen/ Stimmungen haben Qualia)
  • Qualia haben keine Funktion
  • Problem des Fremdpsychischen: denkbar, dass alle Menschen andere Farben sehen, aber die Unterschiede zwischen den Farben selber sind immer noch gewährleistet (rot bezieht sich nicht auf die Farbe, sondern die Differenz zu anderen Begriffen --> philosophischer Strukturalismus)
  • Existenz der Qualia macht reine Beschreibung der Welt durch pysikalische Prozesse unmöglich

Was verstanden Descartes, Kant und Hume jeweils unter dem "Ich"?

  • Descartes: Ich als "reale" Substanz (res cogitas) mit Denken, Wollen, Wünschen etc. (Modi)
  • Kant: Ich nur das, was alle meine Vorstellungen begleitet (ohne Modi)
  • Hume (auch E.Mach): nichts deutet auf "ich" hin -> immer von Perzeptionen begleitet

Was sind spezielle Eigeschaften des "Ich"?

  • Perspektivität ("jetzt"/"hier")
  • Meinigkeit (ob ich oder wer anders Schmerzen hat, macht Unterschied)
  • Einheit/ Identität (vgl. Kant)
  • Reflexivität (Selbstbezug/ -bewusstsein)

Was besagt die Wechselwirkung bei Psychischem und Physischem und wo ist da das Problem?

1) Physisches kann Psychisches verursachen (Aspirin)
2) Psychisches kann Physisches verursachen (Absichten-->Bewegungen)

Problem: fehlende kausale Geschlossenheit (eig. sollte nur Physisches psychisches beeinflussen?)

Welche Positionen gibt es zum Leib-Seele Problem?

  • Parallelismus: z.B. Leibniz: Beide Bereiche sind exakt aufeinander abgestimmt, aber interagieren nicht
  • Idealismus: Reduktion auf Psychisches (z.B. Berkeley: „esse est percipi“)
  • Materialismus: Reduktion auf Physikalisches (Carnap, Hempel), z.T. auch im Behaviorismus vertreten (vgl. Watson, Skinner)
  • Eigenschaftsdualismus: Das gleiche Etwas hat physische und psychische Eigenschaften
  • Epiphänomenalismus: Physisches bewirkt Psychisches, aber nicht umgekehrt (Huxley, 1974, s. Extrem-Interpretation der Libet-Experimente)
  • Identitätstheorie (z.B. Spinoza): Gedanke = Gehirnzustand
  • Zwei-Sprachen-Theorie: Zwei inkommensurable (nicht aufeinander reduzierbare) Sprachen über dieselbe Welt

Welche Annahme macht der naive Realismus?

Außenwelt ist so, wie wir sie wahrnehmen (unabhängig von uns)

Wie beschreibt J. Locke die Außenwelt? Was war Fechner's Position dazu?

  • "primary qualities" (Festigkeit, Gestalt, Bewegung, etc. -> Eigenschaften der Außenwelt)
  • "secondary qualities" (Farbe, Geruch, Geschmack, Töne -> keine Eigenschaften der Außenwelt)
  • kausalistische Abbildtheorie der Erkenntnis (Gegenstände in Außenwelt verursachen Ideen)
  • Bsp. Ausdehnung des grünen Baums ist real in der Außenwelt vorhanden, die Farbe aber nicht 

Fechner: Locke's primary qualities entsprechen einer Nachtansicht der Welt

Was war Berkeley's Position zu Locke's Ansicht zur Außenwelt? was sind mögliche Einwände gegen Berkeleys Position?

Locke's Außenwelt: primary und secondary qualities

Berkeley: Substanzen mit rein primären Qualitäten gar nicht vorstellbar also sinnlos 
--> alle Eigenschaften sind also im Geist (Unterscheidung zwischen primary und secondary und Wahrnehmung und Wirklichkeit macht keinen Sinn)
-->"esse est percipi" (Sein = wahrgenommen werden)

Problem:
- Sind Gegenstände dann weg, wenn wir nicht hinsehen?
- gab es dann vor den Menschen keine Gegenstände? (Berkeley: doch, in Gottes Geist)

Was besagen Realismus, Idealismus und Konstruktivismus?

  • Realismus: es gibt eine von uns unabhängige Außenwelt (Descartes, Locke) (heutige Philosophie: "natural kind")
  • Idealismus: eine von uns unabhängige Außenwelt existiert nicht (Berkeley, Hume, Kant)
  • Konstruktivismus: aktive Rolle des Individuums in der Konsruktion der Wirklichkeit (Extremform Idealismus)

Wer waren Vertreter des Realismus in der Psychologie und was waren deren Standpunkte dazu?

  • Wundt: "seelische Erlebnisse in uns sind uns als das gegeben, was sie sind"
  • Skinner: Sichtbarmachen von zeitlichen Aspekten von VH --> wissenschaft als "simple looking"
  • Neisser: Hauptgrund, weshalb man kognitive Prozesse studieren sollte: „weil es sie gibt“ 

Wer waren Vertreter des Idealismus in der Psychologie und was waren ihre Standpunkte?

  • Ebbinghauspsychologisch Relevantes wird oft nicht erlebt, sondern erraten, erschlossen, konstruiert  
  • Boring: psychological phenomena „are not to be found in experience, but inferred from it“ (gilt ebenso für Physik!)
  • MacCoquodale & Meehl: psychologische Begriffe als hypothetische Konstrukte (ausschließlich durch Beziehung zu anderen theoretischen Begriffen definiert, nicht durch Erfahrung)

Was ist das Problem der Außenwelt/ Realität des Psychischen in der Psychologie?

Man kann Prozesse (Verarbeitung, Speicherung etc.) weder erleben, noch durch Introspektion beobachten, noch neuropsychologisch oder verhaltensmäßig nachweisen

--> Fiktion?

Was besagt der soziale Konstruktivismus?

  • Bspw. Persönlichkeit keine Eigenschaft, die Person hat sondern eine in sozialer Interaktion sprachlich ausgehandelte (letztlich weitgehend beliebige) Zuschreibung und Konstruktion menschlicher „Eigenschaften“ (Sprachanalyse als Methode, statt Analyse der tatsächlichen Eigenschaften)
  • Korrelationen in Eigenschaftswortzuschreibungen eher Hinweis auf systematische Konstruierung von sprachlichen Selbst- und Fremdzuschreibungen
  • Persönlichkeit ist (sprachlich) zwischen, nicht (essentiell) in Menschen lokalisiert (sprachliche Zuschreibungserwartungen, mit denen Umwelt wahrgenommen und geordnet wird)

Was waren Schopenhauers Grundannahmen?

  • sein Schwerpunkt liegt anders als bei Descartes nicht auf Rationalität/Denken (Descartes: „cogito“) als Kernmerkmal des Subjekts, sondern auf dem Willen (soz. Wandel von Kognition zu Motivation/ Volition)
  • Ziel: Herausfinden, welcher Wille/ Sinn hinter jeder Erscheinung/ Handlung steckt-> richtige Weltsicht
  • Idealistische Grundannahme (vgl. Kant) --> Welt ist "meine" Vorstellung und dadurch durch mich "konstituiert"

Welche Methode benutzte Schopenhauer hauptsächlich?

Selbstreflexion (vgl. Descartes) --> Subjekt macht sich zum (Erkenntnis-) Objekt

Was war Schopenhauers Kritik an Descartes?

Erkennen des Erkennens (Descartes) nicht möglich, da bei Erkenntnis das Subjekt immer Subjekt bleiben muss (und nicht Objekt werden kann)
Daher bleibt im Zuge der Selbstreflexion übrig: Erkenntnis des Selbst als „wollendes Subjekt“ (Wille hier sehr breit definiert: alle Affekte und Leidenschaften

Was war Schopenhauers Lehre (Leib-Seele, Moralphilosophie)?

  • jeder ist sich selbst Wille + Leib
  • Parallelismus: Willensakte und Leibesveränderungen als Vollzug in zwei Bereichen
  • Welt = Vorstellung gewordener Wille und vielgestaltig, da Wille sich partikularisiert ("principium individuationis")
  • Moralphilosophie: buddhistisch gefärbt--> je mehr einer Will, desto mehr Leiden --> Folge: Verneinung des eigenen Lebenswillens; jeder Mensch ist eigentlich mit mir identisch (weil Teil des gleichen großen Willens)

Was ist das Problem Schopenhauer's Lehre?

Wille nimmt Rolle von Kants "Ding an sich" an, aber der Wille (wie Schopenhauer ihn definiert ist eigentlich unerkennbar (wie Ding an sich) -> Selbstwiderspruch?

Warum kann man von Schopenhauer als Entdecker des Unbewussten reden?

Intellekt als "Sklave" des Willens (Willen = unbewusst)

Spaltung des Subjekts--> Probleme, unsere Motive introspektiv selbst zu erkennen (mittels Intellekt und Denken)

Was beschreibt "linguistic turn"?

Sprachanalyse als philosophische Kernmethode (Sprachliche Bedingungen von Erkenntnis erforschen, statt Möglichkeiten des Erkennens selbst)

Erkläre das Beispiel "Ich denke also bin ich" (Descartes) bezogen auf die Sprachphilosophie!

Ist er, v.a. mit seinem zweiten Teilsatz (sinngemäß: „Ich existiere“) überhaupt ein sinnvoller Satz?

  1. Gedankenschritt: Das Wort "ist" drückt versch. logische Verhältnisse aus (bspw. Subsumption, Identität, Subordination, Existenz)
  2. Gedankenschritt: Philosophen fragen "Was wäre denn das Allgemeinste?"; hier: nichts bestimmtes mehr, sonder nur "das Sein" (Problem: Argument tut so, als sei "Sein" eine Eigenschaft aber allgemeiner, aber es ist eig. ein komplett anderes logisches Verhältnis)
  3. Gedankenschritt: Beweis--> Präsupposition (Annahme, dass Gegenstand existiert), darauf basierend zu- oder absprechen von normalen Prädikaten
  4. Gedankenschritt: Existenz als Eigenschaft von Begriffen (statt Gegenständen) 
  5. Gedankenschritt: Anwendung auf Zitat--> Existenz ("also bin ich") kann nicht sinnvoll von konkreten Gegenständen ausgesagt werden--> "ich existiere nicht" wäre unlogisch (vgl. analytische Sätze)

Was war G. Freges Standpunkt zur Sprachphilosophie?

Alltagssprache ist oft unpräzise, und führt daher (besonders in der Philosophie) zu Missverständnissen (Vertreter des linguistic turn)

Beispiele: Untersuchung des „Seins“ (in Philosophie: Ontologie), des „Nichts“ (Heidegger), des „Innen“ (wie z.B. in Introspektion) …

Was würde P(a) und E(a) in der formalen Prädikatenlogik bedeuten?

  • „P(a)“ als Symbol für „Gegenstand a fällt unter den Begriff (erster Stufe) P“ wie in „Gegenstand a ist ein Tisch“
  • „E(a)“ (mit E für Existenz) würde logisch keinen Sinn machen (z.B. „Dieser Tisch existiert“)
  • „∃x P(x)“ als Symbol für „Es existiert etwas, das unter den Begriff P fällt“ (z.B.: „Es gibt Tische“)

Was kann man als Fazit zur Sprachphilosophie sagen/ inwiefern kann sie helfen?

  • Übergang von Urteilen (s. Kant) zu Sätzen als Untersuchungsobjekte
  • Schaffung einer idealen Sprache mit präzisen Begriffen?
  • Identifizieren von Irreführungen in der Sprache (vgl. analytisch/synthetisch) mittels logischer Analyse
  • Forderung nach „wissenschaftlicher“ Philosophie
  • Enge Verknüpfung mit Wissenschaftstheorie

Grenze die beiden Begriffe "Beschreibung" und "Erklärung" voneinander ab!

Beschreibung: Antwort auf Was-Fragen (Was ist passiert)?

Erklärung: Antwort auf Warum-Fragen (Warum ist es passiert)?

Was sind "Explanandum" und "Explanans"?

  • Explanandum = das Zu-Erklärende
  • Explanans = die Erklärung

Was ist eine wissenschaftliche Erklärung nach Hempel und Oppenheim?

H-O-Schema deduktiv-nomologischer Erklärungen oder Subsumptionserklärung (ein beobachtetes Phänomen wird unter ein allgemeines Gesetz subsummiert)

  1. Wenn A dann B (Gesetz, gr. nomos) --> Explanans (Erklärung)
  2. A gegeben (Antecedensbedingung) --> Explanans (Erklärung)
  3. dann folgt (logisch notwendig) B (Deduktion) ---> Explanandum (das Zu-Erklärende)

Was sind Probleme des H-O-Schemas?

  1. Problem: Bsp. Warum fallen Dinge herunter --> wegen der Schwerkraft
    ABER: Schwerkraft selber nur eine Beschreibung des Phänomens, also keine Erklärung?
    -->Oft sind Erklärungen Verallgemeinerungen oder genauere/ erweiterte Beschreibungen
  2. Problem: „Warum gilt das Gesetz?“ ist eine Meta-Frage und kann mittels H-O-Schema nicht gut beantwortet werden
  3. Problem: Gesetze gelten immer nur unter CP-Vorbehalt (gleiche Randbedingungen), aber diese Randbedingungen sind oft unbekannt und potentiell unendlich --> deshalb Allgemeingütligkeit von Laborexperimenten eingeschränkt, weil Randbedingungen/SV kontrolliert werden
  4. Gesetze in der Psychologie = Effekte (wenn-dann-Struktur); aber Effekt auf Ebene der Beschreibung, Erklärung nur darüber hinaus

Was sind leere Erklärungen in der Psychologie?

  • Vermögenspsychologie: „Der Mensch kann denken, weil er ein Denkvermögen besitzt.“
  • Triebpsychologie: „Der Mensch isst aufgrund seines Ess- Triebs.“
  • Hier werden theoretische (nicht beobachtbare) Begriffe als Ursache angegeben, die nicht unabhängig von ihrer Wirkung definiert sind. Sie funktionieren also wie „leerdrehende Räder“, die nichts erklären --> kommt in Psychologie häufig vor!

Was sind dispositionelle Erklärungen und was ist ihr potentielles Problem?

dispositionelle Eigenschaften (bspw. Wasserlöslichkeit--> wenn Objekt in Wasser getaucht wird löst es sich auf)

Dispositionen als zeitlich überdauernde Eigenschaften (von Personen); auch zuschreibbar, wenn gerade nicht beobachtbar (Bsp. Prüfungsangst erklärt, warum durch Prüfung gefallen)

Problem: ähnlich wie Vermögenspsychologie? („Der Mensch kann denken, weil er ein Denkvermögen besitzt.“--> leere Erklärung)

Was sind Deduktiv-/Induktiv-Statistische Erklärungen? was ist daran das Problem?

Übertragung des H-O Schemas auf statistische Erklärungen (statistische Gesetze)

Problem: hat sich in Widersprüche verwickelt

Was sind neuere Alternativen zum H-O-Schema in der Statistik?

  • Statistisches Relevanz-Modell (Sammlung von Faktoren, die statistisch relevant für das Phänomen sind; aber: fehlende explanantorische Relevanz)
  • Kausal-Mechanisches Erklärungsmodell (logische und mechanische Erklärungebestandteile--> Bezug auf Mechanismus, wie ein Ereignis in eine Kausalkette passt; aber: passt weniger in die Psychologie)
  • Mechanistische Erklärungen (Interaktionsprozesse zw. Komponenten eines komplexen, hierarchisch organisierten mechanischen Systems; vgl. psychologische Theorien)
  • Unifikationistische Erklärungen (Erklären als Aufzeigen, dass viele Ereignisse auf einem einheitlichen Prinzip beruhen --> viele Beobachtungen auf wenige Prinzipien reduzieren)

Welche zwei Erklärungsebenen gibt es in der Psychologie? Gib ein  Beispiel an

  1. Ebene: Frage: warum ist Ereignis B aufgetreten--> Antwort: H-O-Schema--> weil, "immer wenn A, dann B"--> Psychologie: "Effekt"
  2. Ebene: Frage: warum gilt dieses Gesetz/ warum tritt der Effekt auf? Antwort: Bezugnahme auf Theorien (oft Metaphern)

auf beiden Ebenen maximale Abstraktion

BeispielWarum kann ich mir eine Telefonnummer in Amerika nicht merken?
1. Ebene (Gesetz): Wenn mehr als 7 +/-2 Elemente zu merken, dann nicht alles reproduzierbar
2. Ebene (Theorie/Metapher): Weil das Gedächtnis ein Raum mit begrenzter Kapazität (Fassungsvermögen) ist (wie z.B. in ein Auto nur begrenzt Menschen passen) wenn Sitze belegt --> passt keiner mehr rein wenn Gedächtniskapazität erschöpft -->„passt keine Info mehr rein“

Wie sind Modelle in der Psychologie aufgebaut?

Modelle spezifizieren meist Strukturen, Prozesse, Inhalte, und sie basieren auf Metaphern

Bsp.: Gedächtnis (Struktur), Abruf (Prozess), verbale Information (Inhalt): Computer-Metapher

Welche vier Ursachen (causae) für Ereignisse gibt Aristoteles an? Welche Relevanz können diese in der Psychologie haben?

Bsp: Ein Löwe hat Ohren

  • causa materialis (Ohren bestehen aus Gewebe / Zellverbänden)
  • causa formalis (Ohren gehören zum Begriff/Definition eines Löwen; anderes Bsp.: „Warum ist die Banane krumm? Wenn die Banane gerade wär, wär sie keine Banane mehr...“)
  • causa efficiens (weil seine Eltern ihn gezeugt haben)
  • causa finalis (damit er besser hören kann)

Unterscheidung: Grund (psychisch), Ursache (physikalisch), Anlass (Auslöser), (notwendige/ hinreichende) Bedingung

Psychologie:

  • causa materialis: Gehirn-Erklärungen mentaler Prozesse
  • causa formalis: z.B. „man isst wegen des Hunger-Triebs, der wiederum zum Begriff (zum „Wesen“) des Menschen gehört“
  • causa efficiens: Nennung einer zeitlich vorgelagerten UV, die die Wirkung in der AV erzeugt; klassische Methode zur Bestimmung: Experiment (statt Korrelationsforschung)
  • causa finalis: z.B. introspektive Gründe für Handeln („ich habe das getan, damit ich … erreiche“; Effektantizipation); aber auch bei funktionalen (z.B. evolutionspsychologischen) Erklärungen populär (Phänomen/Handlung wird erklärt durch Verweis auf Nutzen, z.B. für natürliche/sexuelle Selektion)

Was sind Zweckursachen in der Psychologie?

  • häufig auch: teleologische Ursache (griech. telos = Ziel/Zweck) oder intentionale Ursache oder Grund
  • in die Zukunft gerichtet
  • Intention: bspw. "belief-desire-Psychologie"--> wir tun etwas, weil wir ein Ziel zu erreichen wünschen (desire) und glauben es mit best. Mitteln zu erreichen (belief)
  • funktionale Erklärungen: Handlung wird durch bioloisches (oft unbewusstes) Ziel erklärt
  • Problem: post hoc-Rationalisierungen (fehlende Falsifizierbarkeit?)

Was waren Mill's Methoden zur Isolation von Ursachen ("canon of induction")? Was sind Probleme an seinen Methoden aus heutiger Sicht?

  • Method of Agreement --> alle Fälle, in denen ein Effekt auftrit haben nur einen gemeinsamen Umstand gemeins, was dann wahrscheinlich die Ursache "C" ist (c = cause)
  • Method of Difference --> wenn ein Effekt bei Anwesenheit einer bestimmten Bedingung auftritt und bei Abwesenheit dieser Bedingung nicht, dann ist diese Bedingung vermutlich Ursache
  • joined method (agreement + difference) --> ergibt erst Sinn ab mind. drei Beobachtungen
  • method of concomitant variance --> monotoner Zsmhang zw.  Stärke einer Bedingung und Effektstärke
  • Method of residues --> Bsp. Austern und Salat führen zu Kopf- und Bauchschmerzen, ich weiß, dass Austern Kopfweh machen, also macht Salat Bauchweh

Probleme:

  • keine klare Abgrenzung Korrelation und Kausalität
  • Menge der relevanten Bedingungen muss begrenzt und bekannt sein (Mill: Annahme Uni-kausalität, keine Interaktionen)

Was war Mackie's Ursachentheorie?

  • Die Identifikation von Ursachen hängt davon ab, was wir an einer Situation als normal und was als Ausnahme beschreiben
  • sehr subjektive Komponente!
  • Bsp.: Sauerstoff (normal) + Streichholz anzünden (normal) + Gasleitung hat ein Leck (Ausnahme!) --> Hausexplosion
  • Folge: in Experimenten finden wir immer nur relevante Bedingungen für einen Effekt, aber wissen nicht wie wichtig dieser ist, da ceteris paribus gilt
  • Ursache als INUS (insufficient, but necessary part of an unnecessary, but sufficient condition)
    • Beispiel: Hausbrand - durch elektrischen Kurzschluss verursacht - durch Zusammenspiel von Kurzschluss und brennbarem Material bedingt; Kurzschluss allein nicht hinreichender (insufficient), aber notwendiger (necessary) Part „Kurzschluss + brennbares Material“ nicht notwendig (denn es gibt auch andere Wege, die zum Hausbrand führen können), aber hinreichend

Was ist das Grundproblem im Bezug auf Ursachen?

Die Menge der notwenidgen und hinreichenden Bedingungen scheint gegen unendlich zu streben

Bsp.: Sachverhalt: Ein Mann hat seine Frau aus Habgier umgebracht.
Was ist die Ursache? 1. Der Mann 2. Der Urgroßvater des Mannes 3. Der Sauerstoff 4. Die Habgier

subjektive Komponente in der Bestimmung, was entscheidende Ursache sein soll?

Philosophische Frage: Was ist das Kriterium, das uns annehmen lässt, dass „der Mann“ die „wahre“/ „entscheidende“/„essentielle“ Ursache ist?

Wie hat Dilthey die beiden Begriffe "Erklären" und "Verstehen" voneinander abgegrenzt?

  • Erklären: Naturwissenschaften
  • Verstehen: z.B. Geschichtswissenschaft
  • Denkansatz: „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“
  • Methode des Verstehens: Hermeneutik mit "ganzheitlicher" Psychologie als Grundlage
    • Gegenstand: Erzeugnisse des menschl. Geistes; Einmaligkeit des Entstehungszusammenhangs
    • hermeneutischer Zirkel: (biografische) Einzeldaten nur vor Hintergrund des ganzen Kontextes zu vestehen
  • Kritik: Trennung der Begriffe unklar