Methoden
Psychologie Uni Würzburg Methoden Vorlesung SS und WS
Psychologie Uni Würzburg Methoden Vorlesung SS und WS
Kartei Details
Karten | 274 |
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Lernende | 28 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 10.01.2021 / 07.06.2025 |
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Was ist Induktion und was Deduktion?
Induktion (z.B. Mill): Schluss vom Einzelnen aufs Allgemeine
Dieser Schwan ist weiß, jener Schwan ist weiß usw. Also: Alle Schwäne sind weiß (kein logisch zwingender Schluss, vgl. D. Hume)
Deduktion: Schluss von Allgemeinen aufs Einzelne
Wenn es stimmt, dass alle Schwäne weiß sind, dann ist auch jeder einzelne Schwan weiß (logisch zwingend, vgl. H-O-Schema)
Was besagt der Logische Empirismus? Welche Annahmen macht er? Was sind Probleme?
Gesetze (Aussagen über Regularitäten) werden als Verallgemeinerung einzelner Tatsachen per Induktion gewonnen und durch Feststellung weiterer Geltung bestätigt:
--> „Empirische Verifikation“ (anfangs)
--> „Bestätigung“ (engl. confirmation) (später war er also etwas vorsichtiger…)
Annahmen:
- Sinnvolle wissenschaftliche Aussagen: analytische oder synthetische Sätze
- letztere logisch ableitbar
- Zweisprachenkonzeption--> Theorie-Empirie (Beobachtungsbegriffe als Kurzzsmfassung der Experimentresultate)
Probleme:
- Induktionsprinzip nicht logisch begründbar
- Ziehung aus endlicher „Phänomenmenge“ unter Annahme der Gleichwahrscheinlichkeit (gamblers fallacy)
- Willkürlichkeit der Forschung ohne Theorieleitung
- Begriff der Verifizierbarkeit problematisch wegen Induktionsproblem
Vergleiche Carnaps (logischer Empirismus) frühere und spätere Aussagen!
früher: Aussagen über Gegenstände müssen sich übersetzen lassen in Aussagen, die von eigenen Wahrnehmungen spricht (Problem: subjektive Erlebnisinhalte nicht nachprüfbar)
später: Erkenntnis gründet auf Protokollsätzen bzgl. raum-zeitlich identifizierbarer Gegenstände/Ereignisse (Physikalismus)
--> alle psychologischen Sätze sind prinzipiell umformulierbar in physikalische Sätze (vgl. Behaviorismus)
Was besagt der kritische Rationalismus (Popper)? Was waren seine Annahmen und Probleme?
- Wissen als Sammlung fehlgeschlagener Falsifikationen --> Skeptizismus
- keine theoriefreien Beobachtungssätze möglich --> Theorie immer als Basis
- Basissätze (statt Protokollsätze), auf die sich per Konvention geeinigt wird
- Falsifizierbarkeit von Sätzen als Sinnkriterium
- wissenschaftliche Sätze nie verifizierbar (da Allsätze)
- maximale Falsifikationsbemühung der Forscher
- Hypothesen brauchen Zusatzannahmen
- Bezug der Begriffe in Theorien zu wirklich vorhandenen Sachverhalten (Realismus) (aber: diese Annahme nicht falsifizierbar)
Probleme:
- Ein Forscher, der so vorgehen würde, dass er aus seiner Theorie eine empirische Vorhersage deduziert und testet, hätte zu viele Freiheitsgrade
- Lösung: es müssten immer mind. 2 theoretische Annahmen zu unterschiedl. empirischen Vorhersagen kommen--> beide müssen plausibel sein, damit Studie nicht trivial wird
Was beschreibt eine "Immunisierung" einer Theorie?
Theoretisch genügt ein Gegenbeispiel, um ein Gesetz (oder generell einen Allsatz) zu falsifizieren
Faktisch ist das in den empirischen Wissenschaften nicht so einfach, da man stets diskutieren kann, ob das Gegenbeispiel auch als solches „zählt“ (genau dann spricht man von der Gefahr einer Immunisierung der Theorie)
Welches Problem haben singuläre Behauptungssätze?
Basissätze (Popper) bzw. Beobachtungssätze (Schlick) bzw. Protokollsätze (Carnap)
Sind dies wirklich unbezweifelbare, absolut sichere Tatsachenaussagen?
Problem: Singulärer Satz könnte sein: „Das Blatt gehorcht nicht der Schwerkraft“ -> Wäre aber eine theorieabhängige Beschreibung
Popper: Einigung von WIssenschaftlern auf best. Basissätze
Welche Annahmen machte der Wissenschafttheoretiker Paul Feyerabend?
- Schüler von Popper
- theorieunabhängige Beschreibungen nicht möglich --> Poppers erkenntnistheoretischer Ansatz nicht haltbar
- keine Wahrheit, sondern selbst konstruiert; Falsifikation gar nicht möglich
- Vorwurf des Dogmatismus gegen Poppers Falsifikationismus
- Kernprinzip der logisch-deduktiven Ableitung von Hypothesen bei Popper unsinnig --> Wissenschaft verläuft de facto nicht so
Welche Annahmen machten die beiden Wissenschaftstheoretiker Lakatos und Sneed jeweils?
Lakatos (1970):
- Empfehlung zur Änderung der Hilfshypothesen, nicht des Theoriekerns (d.h. er empfiehlt explizit eine Theorieimmunisierung; entgegen Popper)
- Forschungsprogramm sollte erst bei Konkurrenzprogramm mit höherem explanatorischem Gehalt aufgegeben werden
Sneed (1971):
- Grundelemente von Theorien sind ohne empirischen Gehalt, stattdessen analytisch (stellen Vokabular/Metaphorik zur Verfügung)
- Theorien gar nicht veri-/falsifizierbar (= empirische Immunität)
- Ziel der Forschung: Erweiterung der Anwendungsbereiche, Einführung neuer Theorieelemente etc.
- Zirkelschluss als Hinweis auf Analytizität des Theoriekerns, der hier aber nicht als „verwerflich“ gesehen wird
Welche mengentheoretischen Formulierungen macht der Strukturalismus?
- Sneed Strukturalismus: Grundelemente von Theorien sind ohne empirischen Gehalt, stattdessen analytisch
- Theoriekern (analytisch, nicht falsifizierbar, immunisiert) + Anwendungen in der Empirie (= Menge der Partialmodelle)
- Menge der intendierten Anwendungen (Ausdehnung = empirischer Fortschritt)
- Menge der paradigmatischen Anwendungen
- Menge aller erfolgreichen Anwendungen (= empirischer Gehalt einer Theorie)
Was sind Implikationen des Strukturalismus?
- Strukturalismus: Grundelemente von Theorien sind ohne empirischen Gehalt, stattdessen analytisch; Theorien gar nicht veri-/falsifizierbar
- Implikationen:
- externe Validität hier kein Gütemerkmal
- Inferenzstatistik macht also keinen Sinn, da kein Schluss auf Grundgesamtheiten
- Ziel: zeigen, inwieweit best. Hypothese auch für ausgewählte SP gilt --> Heuristik zur Entscheidungsfindung (statt Generalisierung)
- Achtung: keine Verbindung zum psychologischen Strukturalismus (Wundt)
Welche Annahmen macht T. Kuhn in seiner Soziologisch-geschichtliche Analyse des Wissenschaftsprozesses?
- Theorien werden nicht durch objektiv bessere ersetzt
- Theorien lösen sich eher ab wie Modeströmungen
- Theorien sind oft inkommensurabel (und somit gar nicht empirisch gegeneinander testbar)
- Phasen der „Normalwissenschaft“ werden abgelöst durch wissenschaftliche „Revolutionen“ (neue Strömung mit neuen Fragen, Methoden, Begriffen)
Was meint T. Kuhn mit dem Pradigmenwechsel in der Wissenschaft?
- Theorien von Kuhn als Paradigma spezifiziert (schwammig) --> "alles worüber in einer Wissenschaftsrichtung Konsens besteht"
- Bsp.: Mechanik-Gleichung als Paradigma zur Lösung des Problems, wie Kugel auf schiefer Ebene rollt
- heute: Verwendung von Paradigma in der Psychologie: typische Versuchsanordnung oder allgemein theoretische Glaubensrichtung
Aus welchen Bestandteilen besteht eine Nominaldefinition?
Definiendum = zu bestimmender Begriff
Definiens = der Begriff, der es bestimmt
Wie wird die Methode genannt, bei der Gehirnaktivität direkt auf der Hirnrinde gemessen wird?
Elektrokortigographie
Nach dem Modell von Findlay & Walker gibt es 5 Level der okulomotorischen Steuerung, welche sind das?
- Motor command
- Movement Decision
- Automatic
- Automated
- Voluntary
Was sind Methodologien?
Allgemeine Verfahrensweisen, die weitgehend unabhängig vom Forschungsgegenstand sind (Bsp. experimentelle vs. korrelative forschung, quantitativ vs. qualitativ, Theorienbildung etc.)
gr. methodos: nachgehen, verfolgen
gr. logos: Wort, Lehre
Was sind Methoden?
Konkrete Verfahrensweisen der Datengewinnung, für best. Forschungsgegenstand konzipiert (Bsp. physiologische Methoden, Verhaltenserfassungen, Beragungen, Erschließung nicht beobachtbarer mentaler Strukturen und prozesse)
"planmäßiges und systematisches Vorgehen beim Versuch, ein Ziel zu erreichen" (Regeln, Ziel: Antwort auf Frage finden)
Wie sieht der empirische Zirkel bei Methodologien/ Methoden aus? (Komponenten)
Vorhersage (partikuläre Aussage) --> Test --> Boebachtung (partikuläre Aussage) --> Induktion --> Schlussfolgerung (Allaussage) --> Deduktion (auf Vorhersage zurück)
Welche Schritte beinhaltet der Stufenplan zur Studiendurchführung?
1. Fragestellung (Problem)
2. (Sach-)Hypothesen
3. Operationalisierung
4. Versuchsplan
5. Kontrolle der Störvariablen
6. Stichprobe
7. Empirische Vorhersage und statistische Hypothese
8. Durchführung
9. Auswertung der Daten
10. Schluss auf die Sachhypothese
11. Diskussion der Ergebnisse für Theorie und Praxis
12. Bericht
Was sind Möglichkeiten wissenschaftlicher Beobachtung (von psychologischem VH)?
Tests (standardisiert)
VH-Beobachtung
Physiologische/ Neurowissenschaftliche Verfahren (UV oder AV)
Verhaltensspurenanalyse (Briefe, Tagebuch etc.)
Befragungen
Was ist der Unterschied zwischen Labor- und Feldforschung?
Laborforschung: "sichere" Erkenntnisse (interne Validität, Ausschluss von Alternativerklärungen, Ursache-Wirkungszusammenhänge)
Feldforschung: "Realitätsnahe Erkenntnisse" (externe/ ökologische Validität)
Was sind typisch gemessene (psychologische) Verhaltensweisen?
Reaktionszeiten und Fehler
Was können Ziele der Verhaltensmessung sein?
- Bestimmung von Wahrnehmungsleistungen (z.B. Psychophysik)
- Bestimmung von kognitiven Verarbeitungsprozessen (Kognitionspsychologie im engeren Sinn)
- Spezifikation neuronaler Mechanismen
- Bestimmung von motorischen Kontrollprozessen (motor control)
--> Input, Throughput & Output als „Ziele“ der Messung
Welche Effektorsysteme werden in der Psychologie vermessen?
- Manuelle Reaktionen und Fehler
- Handbewegungen/ motorische Muster (motion capture etc.)
- Blickbewegungen/ Pupillometrie
- Sprachbezogene VH-Maße (Rezeption und Produktion)
- Gestik, Mimik, Fußbewegungen etc.
Wie kann man "Leistungsmessung" definieren?
Objektive Ermittlung der Fähigkeit einer Person, die an objektiven Kriterien beurteilbar ist (bspw. richtig/ falsch)
(Leistung als Teilmenge von VH)
Wie kann man bottom-up und top-down Prozesse unterscheiden?
bottom up-Prozesse: Verarbeitungsprozesse, die durch die aktuell vorhandenen physikalischen Merkmale bestimmt werden
top down-Prozesse: Verarbeitungsprozesse, die durch Gedächtnisinhalte oder den Kontext bestimmt werden
Wie kann man "Psychophysik" definieren?
Erforschung der Schnittstelle zw. Physischem und Psychischem (Fechner: "exakte Lehre von den Beziehungen zw. Leib und Seele")
-äußere Psychophysik: äußerer/ distaler Reiz in der Umwelt (1. Schritt)
-innere Psychophysik: innerer/ proximaler Reiz = Muster sensorischer Aktivität, die durch den distalen Reiz bestimmt wird (2. Schritt)
--> Wahrnehmung
Was besagt die Signalentdeckungstheorie?
2x2 Matrix --> Signal an vs. aus, Reaktion ja vs. nein (Treffer, Auslasung, falscher Alarm oder korrekte Zurückweisung)
--> Tendenzen von Ja-Sagern vs. Nein-Sagern in Matrix sichtbar (response bias)
Jemand, der alle Signale entdeckt, muss kein guter „Signalentdecker“ sein…
Wichtige Maße:
Sensitivität: d' = z(Treffer) - z(falscher Alarm)
Response bias: c = -0,5* (z(falscher Alarm) + z(Treffer)), ebenfalls gebräuchliches Maß für response bias: β
Beschreibe die Grundidee der menatalen Chronometrie nach Donders und seine Substraktionsmethode.
Analyse und Vergleich von Reaktionszeiten bei versch. basalen Aufgaben (Reaktionszeitexperimente)
Substraktionsmethode: Durch Subtraktion der Reaktionszeiten voneinander lassen sich die Dauern kognitiver Prozesse (z.B. „Reizklassifikation“ und „Reaktionsauswahl“) bestimmen (pure insertion-Annahme)
(Geburtsstunde der experimentellen Kognitionspsychologie)
-logische (nicht-empirische) Aufgabenanalyse, um mentale Prozessbestandteile herauszufinden
-empirische RT-Messung (Substraktionsmethode) für zeitliche Vermessung
Welche Grundannahme vertritt die kognitive Psychologie?
Repräsentationsannahme: Struktur des Geistes ähnlich der Struktur der Außenwelt (analoge Repräsentation in unserem Geist)
vgl. mental travel Versuch (mentaler Vergleich von Entfernungen versch. Orte--> für längere Distanzen braucht man mehr Zeit)
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