APSY II Emotionspsychologie
Prüfungsfragen
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Set of flashcards Details
Flashcards | 76 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 28.11.2020 / 10.02.2024 |
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Kognitiver Theorieansatz:
kognitive Einschätzungen in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden entscheidene
Ursache ist die subjektive Situationseinschätzung (Appraisal)
= diskreter Ansatz, unbegrenze Emotionsanzahl
Stärken:
- alltagsplausibel
- Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen können so erklärt werden
- hohe Vorhersagegenauigkeit
Schwächen:
- nicht-kognitive Erlebnisse (Gefühle) werden durch kognitive verursacht
- geringe Reaktionskohärenz
- Ursachen von Emotionen sind nicht kognitiv
Konstruktivistischer Ansatz:
Bezieht sich auf die sozio-kulturell geprägte Kategorisierungen von unspezifischen affektiven Zuständen.
Ursache durch Veränderung von Basisaffekten; Emotionen als emotionale kategorisierte Basisaffekte definiert
= kein diskreter Ansatz, unbegrenze Emotionsanzahl
Stärken:
- soziale & kulturelle Einflüsse werden berücksichtig
- Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen
- breiter Erklärungsanspruch
Schwächen:
- Der Auslöser von Basisaffekten ist unklar
- universeller Ausdruck von Emotionen
- bislang wenig überprüft
Beantworten Sie aus der Sicht von evolutionsbiologischen Emotionstheorien folgende Frage:
Was sind Emotionen?
Was verursacht eine Emotion?
Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
Was sind Emotionen?
Emotionen und ihr Ausdruck sind angeborene Merkmale, die durch natürliche Selektion entstanden sind. Emotionen sind also das Output von Emotionsmodulen. Sie sind das Ergebnis der Bewältigung von fundamentalen und wiederkehrenden Herausforderungen, die für das Überleben und die Reproduktion wichtig sind.
Ursachen sind biologische Schlüsselreize und emotional gelernte Reize. Emotionen werden also als spezifische Strategie im Umgang mit bestimmten Herausforderungen direkt durch Situationsmerkmale ausgelöst, die angeborene perzeptuelle Schemata aktivieren. Gelernt werden emotionale Reaktionen auf neue Hinweisreize und Situationen in Form von Furchtkonditionierung und durch vorbereitetes Lernen.
Emotionen werden demzufolge als evolutionär erprobte Reaktionen gesehen, die von bestimmten Situationsmerkmalen auf multiplen Ebenen automatisch ausgelöst werden.
Unterschiedliche Emotionen entstehen durch die verschiedenen Emotionsmodule, die auf einer begrenzten Anzahl an Basisemotionen basieren, die die Grundlage für alle übrigen Emotionen bilden.
Was sind Emotionsmodule?
Emotionsmodule sind seperate, informationsverarbeitende Systeme, mit:
- genetisch festgelegte Schaltkreise
- domänenspezifisch (durch spez. Thema aktiviert)
- funktional spezialisiert (dienen z.B. dem Schutz)
- hoch automatisiert
- Enkapsulation, also in sich geschlossene Systeme > ungeklärt
- direkt durch Situationsmerkmale ausgelöst, wobei angeborene perzeptuelle Schemata aktiviert werden
- Lernen von emotionalen Reaktionen auf neue Hinweisreize und Situationrn (durch Furchtkonditionierung, vorbereitetes Lernen)
Beschreiben sie den Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung des kleinen Alberts (Watson&Rayner, 1920). Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für biologische Emotionstheorien?
Versuch:
11 Monate alter kleiner Albert, keine Angst vor der weißen Ratte
1. Phase; Furchtkonditionierung
7 Mal wird weiße Ratte (NS) zusammen mit einem lauten Geräusch (UCS) gezeigt
Ergebnis: Dann zeigt Albert auch Furcht, wenn nur die Ratte (CS) gezeigt wird, ohne lautes Geräusch
Reaktion auch übertragbar auf andere weiße Tiere oder sogar auf den Nikolaus (weißer Bart). Reizgeneralisierung
Hohe Löschungsresistenz, Albert zeigt Furch auch noch einen Monat später.
Beleg für den biologischen Ansatz, nach dem Emotionen entweder durch biologische Schlüsselreize oder durch gelernte Reize ausgelöst werden können. Dieser Befund führte dazu, dass biologische Theorien in die Lerntheorien aufgenommen wurden.
Emotionen sind also erlernbar und modulierbar!
Beschreiben Sie die Studie von Rakinson & Derringer (2008). Welche Aussage macht diese Studie über die Wahrnehmung von "emotionalen" Reizen?
Versuchsaufbau:
5 Monate alte Säuglinge bekommen spinnenähnliche Netze gezeigt vs. ähnlich komplexe Reizstruktur vs. ganz anderer, chaotischer Reiz
AV: Länge der Fixationsdauer
Ergebnis: Spinnenähnliches Netz wurde signifikant am längsten von den Säuglingen fixiert
Dieses Ergenis spricht für eine angeborene, hochautomatisierte Wahrnehmung von emotionalen Reizen, da die Säuglinge noch kein soziales Lernen erlebt haben können.
Scheit somit auch angeborene Lernbereitschaften zu geben, die ein emotionales Lernen in bestimmten Situationen gegünstigen. Diese Idee eines biologisch vorbereiteten Lernens (prepardness) deckt sich mit der Verbreitung von Phobien.
Emotionales Lernen setzt also keine kognitive Analyse der Situation voraus.
Was ist "vorbereitetes Lernen"?
Wie wurde es experimentell nachgewiesen?
Vorbereitetes Lernen:
Einige Assoziationen zwischen zwei Stimuli werden besser gelernt als andere. Diese sind biologisch festgelegt. Es scheint also angeborene Lernbereitschaften zu geben, die ein emotionales Lernen in bestimmten Situationen begünstigen. (Reiz-Reaktionsmuster erleichtern)
Experiment von Cook & Mineka (1989)
In Gefangenschaft aufgewachsene Laboraffen
UV: Affe bekommt ein Video gezeigt, in dem ein anderer Affe Angst vor einem Spielzeugkrokodil zeigt vs.
Affe bekommt ein anderes Video gezeigt, indem ein Affe Angst vor einem Spielzeug Hasen hat
AV: Zeigt Affe Furcht vor dem Hasen oder dem Krokodil?
Ergebnis: Affe zeigt starke Angst beim Krokodil, und kaum Angst vor dem Hasen
Beleg für vorbereitendes Lernen!
Angst lässt sich schneller bei biologisch relevanten Reizen lernen (Krokodil = Fressfeind)
Beantworten Sie aus der Sicht von modernen konstruktivistischen Emotionstheorien folgende Fragen:
Was ist eine Emotion?
Was verursacht eine Emotion?
Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
Definition: Eine Emotion ist ein emotional kategorisierter Basisaffekt
2) Die Ursache einer Emotion liegt in der Veränderung von Basisaffekten (
Wie wir eine Situation erleben und welchen Stellenwert wir einer Gefühlsreaktion zu schreiben, hängt vorallem davon ab,ob sie in ein emotionales Skript passen, das eine „typische“ emotionale Reaktion beschreibt.
Was wir fühlen wird vorallem davon bestimmt, welche interpretativen Schemata zu einem Zeitpunkt kognitiv verfügbar sind. Individuelle Unterschiede im Wissen über Emotionen können deshalb dazu führen, dass ein affektiver Zustand von verschiedenen Personen unterschiedlich erlebt wird.
3) Unterschiedliche Emotionen entstehen durch Unterschiede in affektiven Zuständen und deren emotionalen Kategorisierung
Emotionen entstehen also in einem Zusammentreffen von „bottom-up“ getriebener affektiver Information (Basisaffekt) und „top-down“ spezifizierten emotionalen Kategorien:
Basisaffekte sind positive oder negative, kognitiv-physiologische Reaktion auf Ereignisse und bestehen aus einem Mix aus Valenz und Erregung. Man spricht bei ihnen von objektungerichteten affektiven Signalen. Veränderungen dieser unspezifische Affektzustände werden unter Einbezug von interpretativen Schemata (Emotionskonzepten), also unserem Wissen über Emotionen, automatisch kategorisiert und es entsteht ein objektgerichteter emotionaler Zustand.
Was behaupten sogenannte "Mischtheorien" von Emotionen?
•Mischtheorien erklären das Entstehen sekundärer Emotionen durch eine Vermischung verschiedener primärer Emotionen.
Bsp.: Liebe als Verschmelzung aus Freude und Akzeptanz
Erläutern Sie die 4 Hauptgruppen von "Stimulus Evaluation Checks" (SEC) des Komponenten-Prozess-Modells von Scherer.
In welcher Reihenfolge werden die SECs vorgenommen?
1) Relevanz
- für die eigenen Ziele und Bedürfnisse
- intrinsische Angenehmheit (biolog. determiniert > Erbrochenes wird man unabh. von Zielen negativ bewerten, da Relevanz)
- Neuigkeitsbewertung (plötzliches Auftreten, Vertrautheit, Vorhersagbarkeit)
2) Implikationen
> Konsequenzen des
- kausale Attribution (Warum tritt Ereignis auf? > kogn. Einschätzung)
- Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zu den eigenen Erwartungen, Dringlichkeit
- Zu- bzw. Abträglichkeit zu den eigenen Zielen und Bedürfnissen (dienlich/hinderlich)
3) Bewältigungspotenzial
- Macht (wie sehr Ereignis an meine Bedürfnisse anpassen?), Kontrolle und Anpassungspotential (inwieweit das Ergebnis mit eigenen Ressourcen bewältigt werden kann)
4) Normative Signifikanz
- Kompatibilität mit interne & externe Standards wird abgelichen
- wie wichtig sind die Konsequenzen des Ereignisse und wie beeinflussen sie unmittelbare oder langfristige Ziele in Bezug auf mein Selbstkonzept und auf meine sozialen Normen und Werthaltungen
Erläutern Sie den Einfluss von Attributionsstilen auf die Emotionsentstehung anhand der Studie von Neumann (2000).
Prozedurales Priming
UV: VP mussten unterschiedliche Sätze bilden, einmal in der ersten Person ("Ich nehmen...") vs. in der dritten Person ("Er nimmt...") - prozedurales Priming
AV: Gezeigte Reaktion bei der Zurechtweisung des VL, als VP ein Raum mit einem Stoppschild betritt (wurden angewiesen rein zu gehen)
Ergebnis: Personen, die Sätze in der ersten Person geschrieben haben zeigen Schuldgefühle (internale Attribution), während Personen, die Sätze in der dritten Person geschreiben haben Ärgerreaktionen (externale Atrribution) zeigen. > wurde aus der berichteten Intensität der Emotion und verhaltensbezogenen Reaktionen abgeleitet
Die Studie zeigt also, dass man durch eine veränderte Attribution unbewusst die Reaktion von Personen beeinflussen kann. (Attributionsstil hat eine entscheidende Bedeutung für die Emotionsentstehung)
Erklären Sie die Grundzüge der klassischen Zwei-Faktoren Theorie der Emotionsentstehung und ihre experimentelle Überprüfung in der Studie von Schachter & SInger (1962).
Welches Ergebnis wurde in dieser Studie beobachtet und wie wurde es interpretiert?
2 Annahmen der Theorie:
> Emotionen werden auf der Basis von emotional unspezifischen affektiven Zuständen kognitiv „konstruiert“.
- man braucht einen emotionsunspezifischen, physiologischen Erregungszustand ( physiologische Komponente)
- eine kognitive Erklärung für den physiologischen Zustand (kognitive Komponente)
Versuchsaufbau:
VP bekamen gesagt, dass sie ein Vitaminpräperat zur Verbesserung des Sehens bekommen
UV1: Eine Gruppe bekam Adrenalin vs. eine Gruppe bekam eine Kochsalzlösung (Placebo)
UV2: Erklärungsbedürfnis: Die eine Gruppe wurde über die richtigen Nebenwirkungen informiert (informierte Gruppe) vs. eine Gruppe wurde über falsche Nebenwirkungen informiert (falsch informiert Gruppe) vs. einer Gruppe und der Placebogruppe wurden gesagt, dass das Präparat keine Nebenwirkungen habe. (nicht informierte Gruppe und Placebo Gruppe)
Nach der Verabreichung des Präparats sollten VP einen Fragebogen zusammen mit einer anderen angeblichen VP ausfüllen, die aber eigentlich ein Strohmann war.
UV3: Strohmann war entweder sehr gut drauf (Freude) vs. sehr verägert über den Versuch (Ärgerbedingung)
AV: Anpassung an das Verhalten vom Strohmann (gemessen durch Befragung der VP und Beobachtung) Befindlichkeit der VP
Annahme der Theorie: Die uninformierte und falsch informierte Gruppe (erklärungsbedürftiger Erregungszustand, 2) müsste die Emotionen des Strohmanns annehmen, wenn diese Adrenalin (1) bekommen haben
Ergebnis: Nur zum Teil bestätigt. Die Gruppen, die keine (passende) Erklärung für ihre Erregung hatten, zeigten in Abhängigkeit von der Emotionsbedingung zwar mehr Freude bzw. Ärger als die Gruppe, die über ihren Erregungszustand korrekt aufgeklärt wurde. Sie passten sich vor allem bei Euphorie stärker an den Confederate an. Die Placebogruppe unterschied sich aber nur geringfügig, wehalb die Bedeutung dr physionlogischen Komponente der Emotionsentstehung fragwürdig ist.
Was ist Erregungstransfer?
Beschreiben Sie dazu das Ergebnis von mindestens einer Studie.
Erregungstransfer bedeutet, wenn die Resterregung aus Situation A die nachfolgende Erregung in Situation B verstärkt.
Fehlattribution einer Resterregung aus Situation A auf eine emotionale Erregung in Situation B.
Z.B. Studie von Cantor (1976)
Körperliche Ertüchtigung steigert sexuelle Erregung;
VP war erst auf dem Laufband, und dann anschließend Softporno im Warteraum.
Personen, die vorher auf dem Laufband waren empfinden Porno als erregender
Weiteres Experiment:
- Männer mussten über eine hohe oder niedrige Hängebrücke gehen, an deren Ende ihnen eine attraktive Versuchsleitern ihre Handynummer für Rückfragen gab. Die Angst durch die große Höhe steigerte Zuneigung bzw. Liebe, gemessen anhand der größeren Zahl an Anrufen der Männer, die über die hohe Brücke liefen.
Schildern Sie die Studie von Valins (1966).
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse dieser Studie für die klassische Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung von Stanley & Schachter?
Studie:
VP bekamen erotische Bilder von halbnackten Frauen gezeigt
UV1: akustische (fiktive) Präsentation der eigenen Herzrate (Zu- oder Abnahme) vs. andere akustische Töne (Kontrollgruppe)
AV: Bewertung der Attraktivität der Bilder
Ergebnis: Personen mit fiktiver Zunahme der Herzratenveränderung bewerten Frauen als attrakitver als die Kontrollgruppe oder die Gruppe, bei der die fiktive HRV abgenommen hat
Auch wenn die VP nur glauben, dass sich ihre Herzratenfrequenz verändert, also zunimmt, empfinden sie die Bilder als attraktiver
Der bloße Glaube einer Person, erregt zu sein, reicht aus, um die emotionale Einschätzung zu verändern
Studie stellt infrage, ob man für die Emotionsentstehung physiologische Erregung braucht!
In welchen Annahmen unterscheiden sich moderne konstruktivistische Emotionstheorien von der klassischen Zwei-Faktoren-Theroie?
Wie werden durch diese Unterschiede ursprüngliche Einwände gegen den klassischen Ansatz ausgehebelt?
Moderne konstruktivistische Emotionstheorien basieren auf der klassischen Zwei-Faktoren Theorie, aber sie modifizieren die Grundannahme.
Sie sagen, dass Emotionen durch die Kategorisierung von emotionsunspezifischen affektiven Zuständen mit Emotionskonzepten entstehen.
Also liegt die physiologische Grundlage von Emotionen in Rohgefühlen, die in ihrem Erregungsniveau und in ihrer Valenz varrieren.
1) Veränderungen: positive und negative Basiseffekte statt Erregung
- Basiseffekte als kognitiv physiologische Reaktion auf Ereignisse
- Mix aus Valenz & Erregung (dimensionales Modell)
- Basisaffekten fehlt oft der Objektbezug und ihre Entstehung ist meist unbewusst.
Durch diese bottom-up Einschränkung der Emotionsklasse kann also ein Einwand der klassischen Theorie ausgehebelt werden.
2) Zweiter Unterschied: Emotionale Kategorisierung statt Attribution
- Emotionskonzepte (Angst, Ärger) als interpretative Schemata
- Automatische Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmung durch Abgleich mit bekannten Situationen
- emotionale Kategorisierung als objektgerichteter, emotionaler Zustand
Kategorisierungen werden von unserem Wissen über Emotionen geleitet, weshalb für das Auftreten einer Emotion somit nicht das Antreffen einer bestimmten Situation oder eine bestimmte Situationseinschätzung entscheidend ist, sondern die Frage, ob eine Gefühlsreaktion unserer Vorstellung von einer „typischen“ emotionalen Reaktion entspricht.
Emotionen entstehen in einem Zusammentreffen von dieser „bottom-up“ getriebenen affektiven Information (Basisaffekt) und einer „top-down“ spezifizierten emotionalen Kategorie.
Was sind Basisaffekte?
Wodurch werden Basisaffekte ausgelöst und wie hängen sie mit den Stimmungslagen einer Person zusammen?
Basisaffekte sind Rohgefühle einer Person, die in ihrem Erregungsniveau und ihrer Valenz variieren können. Deshalb spricht man hier von einem dimensionalen Modell.
- Verursachung unbewusst
- kein Objektbezug
- positiv oder negativ
- kognitiv-psychologische Reaktionen auf Ereignisse und Reize
Milde und lang anhaltende Basisaffekte können eine Art "affektives Hintergrundrauschen" bilden, das die aktuelle Stimmung einer Person widergibt. Emotionen entstehen in einem Zusammentreffen von dieser „bottom-up“ getriebenen affektiven Information (Basisaffekt) und einer „top-down“ spezifizierten emotionalen Kategorie.
Welche Bedeutung schreiben konstruktivistische Emotionstheorien emotionalen Kategorisierungsprozessen zu?
Beschreiben Sie dazu die Untersuchung einer Emotionswahrnemung in Patienten mit einer semantischen Demenz von Lindquist et. al (2014)
- Emotionale Kategosisierungsprozesse anstatt von Attribution
- Durch die Kategorisierungsprozesse entstehen aus unspezifischen Affektzuständen Emotionen mit einem Objektbezug
- Kategorisierungsprozesse ordenen affektive Erregungszustand in einen Sinnzusammenhang, der über die Benennung von dem alleinigen Gefühlszustand hinausgeht.
- Affektive Valenz von Basisaffekten schränkt dabei ein, sodass keine beliebige Kategorisierung entsteht
- Aufgrund von Ähnlichkeitsbestimmungen kommt es dann zur Kategorisierung
- Kategorisiert wird dann ein objektgerichteter emotionaler Zustand.
Versuch:
3 Patienten mit semantischer Demenz und eine gesunde Kontrollgruppe sollten 6 verschiede Gesichtsausdrücke in sinnvolle Kategorien einteilen.
Annahme dabei war, dass die Patienten Schwierigkeiten haben sollten, eine emotionale Kategorisierung von affektiven Rohgefühlen zu machen, aber keine Beeinträchtigung in der Wahrnehmung vom Rohgefühl selbst haben.
Ergebnis: VP mit Demenz ordnen die emotionalen Gesichtsausdrücke auf 2 Stapel mit jeweils positiver und negativer Valenz. Die gesunde Kontrollgruppe differentiert nach diskreten Emotionen.
Die Patienten erkannten also die Valenz, aber konnten darüber hinaus keinen Zugang zum nuancierten Wissen über emotionale Ausdrücke aufstellen.
Erläutern Sie den themenbasierten Appraisal-Ansatz von Richard Lazarus (1991).
- Es gibt eine limitierte Anzahl fundamentaler „relationaler Themen“ im Appraisal-Prozess (Bewertungsprozess), die bestimmte Emotionen generieren. Daher gleicht er diskreten Emotionsmodellen
- Bsp.:
relationales Thema > Emotion
Beleidigung oder Angriff gegen mich > Ärger
Beantworten Sie aus Sicht der kognitiven Emotionstheorie folgende Fragen:
Was ist eine Emotion?
Was verursacht eine Emotion?
Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
Was ist eine Emotion? Kognitive Einschätzungen in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden ist entscheidend für eine Emotionsentstehung
Ursache: ist die subjektive Situationseinschätzung (Appraisal), die Einschätzung ist im Hinblick auf Werte, Ziele und Normen der Person relevant
Reihe von kognitiven Variablen, die das Auftreten von Emotionen in einer Situation erklären. Zu den wichtigsten dieser Variablen zählen Einschätzungen der Zielvarianz, Zielkongruenz und Zuschreibungen der Kontrollierbarkeit und Verantwortlichkeit
Unterschiedliche Emotionen: Ergeben sich aus der Kombination unterschiedlicher Einschätzungs
EInschätzungen bzw. Bewertungsmuster eines Reizes lösen unterschiedliche Muster von physiologischen, expressiven motivationalen Veränderungen aus, was sich letztlich im Reaktionsprofil einer Emotion zeigt. Die Dynamik dieser Veränderung wird von der Person wahrgenommen und als spezifische emotionale Erfahrung erlebt
sozio-kulturelle Beeinflussung: Kulturspezifische und kulturübergreifende Einschätzungen
Worin unterscheiden sich diskrete & dimensionale Klassifikationssysteme von emotionalen Zuständen?
Diskrete Klassifikationssysteme:
unterscheidet verschiedene Grundemotionen (Ärger, Freunde,...)
Untersuchung von Homologien (ähnl. Erscheinungsbild) und Analogien (ähnl. Ursachen) im emotionalen Verhalten auf.
Dimensionale Klassifikationssysteme:
Man verortet emotionales Erleben auf noch grundlegenderen Dimensionen (z.B. Valenz, Erregung)
Man versucht, latente Emotionen durch datenreduzierende, statistische Verfahren (z.B. Cluster- oder Faktorenanalyse) erkennbar zu machen.
Was ist eine hedonische Tretmühle?
•Die hedonistische Tretmühle ist ein Zustand, in dem man sich sehr schnell an verbesserte Zustände gewöhnt und sie deshalb nicht mehr wirklich wahrnimmt
•Die erneute Wertschätzung von kleinen Erfolgen durchbricht diese Gewöhnung und vermittelt wie gut man es eigentlich hat
Was ist eine Emotionsregulation?
Unter Emotionsregulation versteht man alle Wege, über die eine Person Einfluss darauf nimmt, welche Emotionen sie empfindet, wann sie sie empfindet und wie sie die Emtotion erlebt und zum Ausdruck bringt.
Welche Antriebe/Gründe gibt es für eine Emotionsregulation?
Gründe:
Hedonistische Motivation
- Unlust vermeiden, Lust anstreben
Funktionale Motivation
- Emotion an Aufgabe anpassen, optimales Erregungsniveau
Prosoziale Motivation
- aus Mitleid oder Aggressionskontrolle
Selbstschutz
- Verdrängung
Selbstdarstellung
Impressionmanagement
Erklären Sie an einem praktischen Beispiel fünf grundlegende Strategien der Emotionsregulation.
Welche Strategien setzen an den Bedingungen vor der Emotionsentstehung und welche setzten nach der Emotionsentstehung an?
- Situationsauswahl
- Man geht in den Supermarkt
- Situationsmodifikation
- Man hat vorher extra einen Einkaufszettel geschrieben und vermeidet die Süßigkeitenabteilung damit keine Süßigkeiten im Warenkorb landen
- Aufmerksamkeitskontrolle
- man vermeidet den Blick auf die Süßigkeiten und versucht, an seinen Sommerbody zu denken
- Kognitive Umbewertung
- man denkt an das ganze Zucker und Fett in Süßigkeiten und wie ekelig die eigentlich sind
- Reaktionskontrolle
Habe ich dann überhaupt noch das Verlangen nach Süßigkeiten?
Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Lazarus et. al. (1965) zur kognitiven Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflösender Filme.
Aufbau: VPs wurde ein furchteinflößender Film über Unfälle und Risiken am Arbeitsplatz gezeigt. Davor wurden verschiedene Vorspannen gezeigt
UV: vorher wurde ein interllektualisierende Film gezeigt,(sachlich, wie hoch sind die Risiken wirklich etc.) vs. neutraler Film vorher (Kontrollbedingung) vs. leugnender Film (Kunstblut etc.)
AV: emotionale Erregung während des Films (Hautleitfähigkeit)
Ergebnis: Die Gruppen, die vorher einen leugnenden und einen intellektualisierenden Film (am geringsten) bekommen haben, zeigten verringerte Erregung
= Kognitive Umbewertungen können emotionale Relevanz einer Situation wirksam verändern
Welchen Einfluss hat eine Unterdrückung von emotioanlen Reaktionen auf den emotionalen Zustand der Reaktion? Beschreiben Sie Studien, die (unerwüsnchte) Nebenwirkungen einer Reaktionskontorlle belgen.
Studie:
VP bekamen einen ekelerregenden Film zu sehen.
UV: VP bekamen entweder gar keine Instruktion, oder sie sollten versuchen, ihre Emotionen zu unterdrücken (Suppression) oder die Situation kognitiv Umbewerten (Reappraisal)
AV: physiologische Maße und Emotionsrating
Ergebnis: Ekelerfahrung sowohl in der Suppressions-Bedingung als auch in der Reappraisal-Bedingung verringert
Die äußerliche Unterdrückung einer Reaktion führt offensichtlich auch dazu, dass man sie weniger epfindet.
Aber Nachteile einer Suppression:
- Erhöhte kardiovaskuläre Aktivität (unabhängig davon, ob eine positive oder eine negative Emotion unterdrückt wird. Das erklärt, warum bei chronischer, defensiver Angstunterdrückung (sog. repressors) eine erhöhte Anfälligkeit für Asthma- und kardiovaskuläre Erkrankungen beobachtet wird.)
- verbraucht kognitive Kapazitäten (Phänomen des Ego-depletion. Das findet man vor allem im Leistungssport. )
-verringert die Qualität von sozialen Interaktion (durch Ablenkung und verringerter Reaktivität)
Ähnlich störende Auswirkungen einer Emotionskontrolle wurden jedoch nicht mit einer kognitiven Neubewertung der Situation beobachtet.
Ist geteiltes Leid halbes Leid?
Erläutern Sie dazu Aufbau und Ergebnisse der Studie von Zech & Rime (2005)
VP sollten über das negativste Erlebnis sprechen, was sie je hatten und was sie auch immer noch bewegt
UV: Fokus während des Gesprächs auf Emotionen vs. Fakten vs. alltägliche Dinge
AV: subjektiver Nutzen des Gesprächs, eingeschätze und emotionale Erholung (Emotionsrating)
an 3 verschiedenen Meszeitpunkten; Baseline (1 Messzeitpunt) 1 Woche später (2 Messzeitpunkt) und einen Monat später (3 Messzeitpunkt)
Ergebnis: Trotz starken Glaubens daran, dass das Gespräch geholfen hat zeigt sich das nicht
keine Verbesserung durch emotionale Aussprache, emotionale Erholung ist gleich, egal über was geredet wurde
Erklärung: Habituation, Interaktion und Placebo-Effekt
Zeigt, wie wichtig eine gute psychologische Gesprächsführung ist!
Können Personen negative Empfindungen wie z.B. Schmerz ausblenden/ignorieren? Beschreiben Sie dazu Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Leventhal et al. (1979).
Idee Emotionsregulation durch Aufmerksamkeitskontrolle: Man kann druch beachten nicht-emotionaler Aspekte eines Reizes oder von irrelevanten Reizen eine Emotionsentsstehung hemmen. Demzufolge sollte man auch Schmerz durch Ablenkung ignorieren können.
Leventhal et al. untersuchte diese Hypothese mit dem Cold-Pressor Test, bei dem VPn ihre Hand in die Eiswanne legen müssen.
UV1: Variiert wurde der Aufmerksamkeitsfokus der Person: Die Aufmerksamkeit auf die sensorische Wahrnehmung (Fokus auf die Hand) vs. auf ganzheitliche Empfindungen (Fokus auf Körpergefühl) vs keine Instruktion (Kontrollbedingung)
AV: Das Schmerzempfinden wurde gemessen
Ergebnis: Es zeigt sich, dass beim Handfokus der Schmerz reduziert war. Der Fokus auf sensorische Reizeigenschaften verringert also das Schmerzempfinden. Der Grund liegt in einer selektiven Aufmerksamkeit; für eine emotionale Wahrnehmung ist eine holistische Empfindung des ganzen Körpers notwendig.
Aber man kann durch die Aufmerksamkeitslenkung die Schmerzwahrnehmung verändern, komplett ignorieren kann man sie jedoch nicht.
Welche Ereignisse und Situationen werden als Auslöser von Angst, Trauer, Ärger oder Freude häufig erinnert?
Häufig werden Ereignisse mit sozialen Interaktionen erinnert:
z.B. bei Angst: Gefahr vor sozialer Zurückweisung, Ineraktion mit Fremden
bei Traurigkeit: Probleme mit Beziehungen, Abbruch einer Beziehung, Probleme mit Freunden oder Verwandten, vorrübergehende Trennung
Emotionen hängen eng mit sozialen Beziehungen zusammen und auch der Ausdruck von Emotionen wird stark durch soziale Settings beeinflusst
bei Ärger: Persönliche Beziehungen, zwischenmenschliche Probleme, Rücksichtsloses Verhalten, das soziale Normen verletzt und ungerecht behandelt zu werden
bei Freude: Beziehungen zu Freunden und Verwandten, Achtung, Respekt, Lob erhalten, Begegnungen/ Treffen
Benennen Sie Komponenten von Emotionen bzw. Reaktionsebenen, die neben emotionalen Gefühlen untersucht werden.
Emotionen = Reaktionssydrome
Mind. 3 Komponenten: Erleben, Verhalten, Physiologie (Periphere Erregung, Zentralnervöse Aktivierung, Relfexe)
Weitere Komponenten:
Kognitionen ( Einschätzung, Bewertung, Ursachenzuschriebung, Kategorisierung, Bennenung)
Motivation ( Motivationale Orientierungen, Handlungsbereitschaften, Funktionaler Aspekt) > Handlungsimpulse, Verhltenssteuerung, ganz wichtige Komponente und funktionaler Aspekt
Ausdruck ( Soziale Kommunikation, Gestik, Haltung, Stimme, Mimik)
>Komponentenmodell geht davon aus, dass diese miteinander zusammenhängen und es sich um ein Syndrom handelt
Was ist „Affective Computing“?
Affective Computing ist ein interdisziplinärer Ansatz von Informatik, Psychologie und Kognitionswissenschaften und konzentriert sich auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine bzw. Mensch und Computer.
Es umfasst die Erforschung und Entwicklung von Systemen und Geräten, die menschliche Regungen erkennen, interpretieren, verarbeiten und simulieren können.
Anwendungsbeispiele:
- Anfragen von Anrufern in automatischen Callcentern. (zB Warnung bei verägerten Kunden)
- Überwachungssysteme verbessern (zB Autos Müdigkeit erkennen)
- Entertainingprogramme verbessern (zB PC spiele anpassen je nach Empfindung der Person)
- Werbung optimieren, dass sie positive Gefühle auslösen
Diskutieren Sie folgende Aussage: "Emotion ist ein multidimensionales Konzept"
Komponentenmodell: Minimum sind drei Komponenten
- Erlebens, Kognitive und eine physiologische/ verhaltens Komponente
- Es können aber auch noch mehr unterschieden werden wie die Motivations- und Ausdruckskomponenten
- Verschiedene Reaktionssysteme, die zusammenhängen > Eine Emotion kann nicht einfach nur als Erlebens- und Gefühlskomponente definiert werden, sondern besteht aus verschiedenen Reaktionssystemen und ist deutlich komplexer
Beschreiben Sie drei Messmethoden zur Erfassung von Gefühlen mit ihren Vor- und Nachteilen
1) Interview: Person im Gespräch fragen wie sie sich fühlt bzw. in bestimmten Situationen gefühlt hat
Vorteile: Wird meist als angemessen erlebt (z.B. in Therapie) und die Durchführung ist ökonomsich
Nachteile: Insbesondere Auswertung und Interepretation schwer zu standardisieren
2) Tagebuchmethode: Person schreibt auf wie sie sich (z.B. an diesem Tag gefühlt hat)
Vorteile: Alltagsnahe Erfassung der Gefühle
Nachteile: Auswertung und Interpretatsion schwer zu standardisieren
3) Ratingskala: Person stuft die Intensität (oder Häufigkeit) bestimmter Gefühle ein
Vorteile: Sehr ökonomisch, Gefühle werden direkt quantifziert, zeitnahe Messung möglich
Nachteil: Auswahl der Gefühlsbegriffe eventuell geringere Reliabilität
Welche emotionalen Gesichtsausdrücke sind laut Ekman und Friesen universell vorhanden beim Menschen?
Es gibt 5 universell auftretende Gesichstausdrücke bei Menschen:
Angst, Ärger, Freude, Trauer und Ekel > Daraus auf Basisemotionen geschlossen, die ganz grundlegende Emotionen sind und eine angeborene Basis haben
Untersuchung mit einem Volk in Neu Guinea, die sehr abgeschieden gelebt haben
- Fotos von einem des Volkes gemacht und Menschen aus anderen Kulturen sollten den Gesichtsausdruck bennen
Was wurde an der Idee einer "Basisemotion" kritisiert?
- Uneinheitliche Kriterien und Uneinigkeit über die Anzahl von Basisemotionen
- meistens keine Falsifikationsmöglichkeit
- Ist es überhaupt sinvoll primäre von sekundären (abgeleiteten) Emotionen abzugrenzen? Sollte man nach grundlegenderen Dimensionen suchen?
Erläutern Sie das Modell einer hierarchischen Struktur von Affekten.
Basale Ebene, die charakterisiert ist durch Rohaffekte
Die Rohaffekte kann man gut dimensional beschreiben: Unterscheiden sich in Intensitäten der Angenehmheit und Erregung, sind aber sonst nicht weiter ausdifferenziert
Differenzierung: Wird eher eine Annäherung- oder Vermeidungsmotivation aktiviert? Ist es oder angenhem oder unangenehm?
Darüber gibt es eine höhere Ebene: Die ist kategorial ausdifferentziert. Da sprechen wir über sogenannte emotion families oder eine prototypische emotionale Episode, die wir als Angst, Trauer , Scham oder Zorn z.B. bezeichnen und auf der postiiven Seite hätten wir z.B. Liebe, Freude, Stolz
Wann wird nun so ein Roheffekt zu so einer prototypischen emotionalen Episode?
Annahme: Es findet eine kognitive Ausdifferenzierung stattfindet. Also, dass aus den Rohaffekten durch eine kognitive Ausdiffrenzierung die prototypischen emotionalen Episoden entstehen
Rohgefühle sind die Basis für die Emotionen und es ist nicht kategorial oder dimensional, sondern es hängt davon ab welche Ebene man analysiert (Integration des dimensionalen und diskreten Modells)