Allgemeine Psychologie II
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Utilisateurs | 15 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 02.10.2020 / 24.01.2025 |
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- Wie werden Triebzustände in der Lerntheorie aufgefasst und wie werden sie operationalisiert?
Trieb als unspezifische Antriebsquelle des Verhaltens
Defizitmotivation: unbefriedigte Bedürfnisse motivieren uns dazu etwas zu tun; ohne Defizitmotivation auch keine Verhaltensaktivierung
Triebreduktion wirkt als Verstärker für ein Verhalten (Triebreduktionshypothese – Abbau der Triebenergie ist die Belohnung)
Richtung des Verhaltens wird durch gelernte Verhaltensweisen festgelegt (habits)
Eine Verhaltensgewohnheit spiegelt die Verstärkungsgeschichte (Anzahl der Bekräftigungen) eines Verhaltens in einer Situation wider
Zielgerichtetes Verhalten wird von Trieben energetisiert und von Gewohnheiten gelenkt
Operationalisierung: Beobachtung des Verhaltens nach Deprivation (Aushungern), je mehr Anstrengung das Tier unternimmt, desto größer ist die Triebstärke
Was versteht Hull unter „Triebe“ und wie werden sie operationalisiert?
nachbearbeiten
- Welche Implikationen ergeben sich aus der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit in der Theorie von Hull?
D * H = E
D: Antriebsniveau (Drive); manipulierbar durch t: Entzugsdauer (Deprivation)
H: Verhaltensgewohnheit (Habit); beeinflusst durch n: Anzahl vorheriger Verstärkungen
E: Reaktionspotential (Excitatory Potential); R: Reaktionsstärke (über Löschungsresistenz und Häufigkeit des Auftretens messbar)
D,H,E sind intervenierende (hypothetische) Variablen
t,n,R sind beobachtbare Variablen
Trotz einfacher Konzeption hoher empirischer Gehalt:
- Triebe (z.B. Hunger und Durst) sind beliebig substituierbar (wenn man hungrig und durstig gleichzeitig ist, sollte mehr Triebenergie entstehen)
- Verhaltensstärke sollte monoton steigen mit D bzw. H (Defizitmotivation und Habit)
- Wenn H=0 oder D=0, dann kein Reaktionspotential (ohne Drive und ohne Habit gibt es keine Motivation)
- Durch welche experimentelle Evidenz konnte das Postulat der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit belegt werden? Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Studie.
y-Achse: Löschungsresistenz
x-Achse: Anzahl der vorherigen Bestätigungen
2 Gruppen von Ratten: eine, die 22 Stunden hungrig war und eine die 3 Stunden hungrig war
- Perin (1942), Williams (1938)
- UV1: Anzahl der vorherigen Verstärkungen (Habitstärke)
- UV2: Länge der Deprivation (3h vs. 22h) (Triebstärke)
- AV: Löschungsresistenz des Verhaltens (Dauer, bis die Versuchstiere das zuvor erlernte Verhalten nicht mehr zeigten)
- Ergebnis
- entsprechend der Theorie à Interaktionseffekt
- Löschungsresistenz am geringsten, wenn wenig Verstärkungen und wenig Deprivation (und umgekehrt)
Löschungsresistenz steigt mit der Entzugsdauer und mit der Anzahl vorheriger Bekräftigungen
Die zwei stark auseinander gehenden Kurven sprechen dafür, dass es keine additive, sondern eine multiplikative Beziehung ist
- Schildern Sie die Untersuchung von Meryman (1952) zum Nachweis, dass Triebe unspezifisches Verhalten energetisieren. Welcher Ergebnisaspekt passt nicht so gut zu den Annahmen?
Ratten Gruppe 1: Furchtkonditioniert
Ratten Gruppe 2: Furchtkonditioniert und 46h ohne Essen
Ratten Gruppe 3: 46h ohne Essen
Ratten Gruppe 4: weder hungrig noch ängstlich
Ergebnis: Motivation am stärksten, wenn ängstlich und hungrig; dann ängstlich und nicht hungrig passt zur Theorie, dass man mehr Motivation hat, wenn mehrere Triebe unbefriedigt sind
Verhaltensaktivierung war stärker bei furchtkonditionierten Ratten als bei denen ohne, wenn Triebe substituierbar sind, sollte hungrig konditionierte Gruppe auf derselben Höhe sein wie ängstlich konditionierte Gruppe
- Columbia Obstruction Box
Ratte muss von A über das Elektrogitter nach C oder D laufen
Je nach Defizit (Hunger, Durst, Sex) und Entzugsdauer gehen die Ratten häufiger über das Gitter; ohne Entzug keine Reaktion
Berücksichtigt aber nicht die Anreize
- massive und plötzliche Veränderung in der Performanz bei Veränderung der Verstärkungsmenge und -qualität (durch mehr Belohnung wird habit verstärkt)
- Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Crespi (1942) zum Nachweis von Anreizeffekten. Warum können diese Anreizeffekte mit der ursprünglichen Theorie von Hull nicht erklärt werden?
Anreizeffekt: massive und plötzliche Veränderung in der Performanz bei Veränderung der Verstärkungsmenge und -qualität
Ratten waren in Labyrinth und mussten zum Futter laufen, Laufgeschwindigkeit wurde gemessen (sollte als Maß für Motivation dienen)
UV: 1, 16 oder 256 Futterpillen als Belohnung bekommen
AV: Laufgeschwindigkeit (bei vielen Pellets schneller)
Dann nach 20 Durchgängen bekommen alle Gruppen 16 Pillen:
Ergebnis: 256er Gruppe läuft langsamer (depression effect)
- 16er Gruppe ca. gleich schnell = monoton
- 1er Gruppe wird schneller
Schneller Anstieg/Abfall ist durch habit Veränderung nicht erklärbar
Verstärkung beeinflusst also nicht nur die Habitstärke
- Wie lautet die Formel zur Berechnung der Verhaltensstärke im erweiterten Motivationsmodell von Hull? Erläutern Sie jede Komponente der Formel.
D*H*K=E (Trieb*Habit*Anreiz = Reaktionspotential)
Triebe (D) als Druckkräfte und Anreize (K) als Zugkräfte energetisieren im Verbund gelernte Reaktionen (H)
- Erklären Sie den Unterschied zwischen der revidierten Formel zur Berechnung der Motivationsstärke nach Hull und dem Alternativvorschlag von Kenneth Spence.
(D+K)*H= E((Trieb + Anreiz)*Habit=E)
Hier würde Trieb oder Anreiz reichen, damit die Formel nicht null wird
Trieb als Energiequelle nicht mehr notwendig (Anreiz reicht aus)
Vorläufer von Erwartungs-mal-Wert-Modellen
- Nennen Sie kritische Einwände gegen Triebtheorien. Inwiefern sprechen die Ergebnisse von Sheffield, Wulff & Baker (1951) gegen die Triebreduktionshypothese?
Benötigen wir das Triebenergiekonzept überhaupt noch (Alternativerklärung: bedürfnisabhängige Anreize)
Woher wissen die Tiere, wo sich welche Belohnung findet? (Erklärungsansatz: fragmentarisch antizipatorische Zielreaktionen = Kette von Stimulus-Reaktions-Verbindungen; kognitive Erklärung: Erwartungen als Erklärungsansatz, Ratte ist enttäuscht, weil es weniger Futter als erwartet gibt)
Einwände gegen belohnende Trieberregungsabfuhr (z.B. Katharsis)
- Spontanes Explorationsverhalten und Risikosuche (Annahme, dass neue Umgebungen Neugier auslösen, ist schwer für Triebtheorie zu erklären)
- Aversion gegen zu geringe Stimulation (Reizentzugsexperimente zeigen, dass zu geringe Erregung/Stimulation schwer auszuhalten ist)
- Intrakranielle Selbststimulation (Stimulation des dopaminergen Systems, obwohl kein Defizit vorhanden ist)
- Intragastrische Verstärkung (Nahrung direkt in Speiseröhre zugefügt, reduziert den Hunger nicht, weil sensorische Empfindungen fehlen)
- Experimentelle Befunde (z.B. Coitus Interruptus)
- Coitus Interruptus: männliche Ratten werden untersucht
Weibchen in der Zielkammer; Versuchsleiter haben Ratten vor Samenerguss unterbrochen (Experimentalgruppe)
Kontrollgruppe: Männchen in der Zielkammer
14 Tage Training: AV: wie schnell läuft das Männchen zur Zielgruppe Experimentalgruppe läuft schneller als Kontrollgruppe (und wird über die Zeit deutlich schneller)
Problem für klassische Triebtheorie: nicht die Triebreduktion ist nicht belohnender Faktor, sondern die sexuelle Erregung (die nach Triebtheorie zu Frust führen müsste, weil sie nicht abgebaut wird)
- Erläutern Sie das Yerkes-Dodson-Gesetz der Motivation. Inwiefern sind die hier beschriebenen Zusammenhänge wichtig für Verhaltensvorhersagen auf der Basis trieb- oder aktivationstheoretischer Ansätze?
= Nicht-linearer Zusammenhang zwischen Aktivationsniveau und Leistung
Triebtheorie: je mehr Energie, desto stärker die Motivation
Yerkes-Dodson-Law: es kann auch zu viel oder zu wenig an Energie geben (z.B. bei zu hohem Arousal sinkt Leistung wieder ab); Maximum ist abhängig von der Aufgabenschwierigkeit
Es gibt optimale Erregungsniveaus Aktivationstheorie
Hohes Arousal kann bis hin zum Stresszustand führen, der kognitive Ressourcen beeinträchtigt (Aufmerksamkeit ist fokussiert, weniger Flexibilität, weniger Kreativität) Leistungsfähigkeit sinkt
Warum heißt Lewins Motivationstheorie “Feld”-Theorie?
Feld = Kräftefeld, psychologisch analog zu physikalischen Kraftfeldern à Gesamtheit der inneren und äußeren Kräfte, die auf eine Person einwirken
Ist dynamische Theorie (da dynamis = Kraft)
Verhalten und Erleben als Resultate von verschiedenen, zu einem Zeitpunkt wirksamen gerichteten Kräften (=Vektoren)
Verhalten (V) als Funktion von Merkmalen der Person (P) und der Umwelt (U): V = f(P,U)
Was versteht Lewin unter dem „Lebensraum“ einer Person?
Lebensraum = aktuelle, subjektive Wahrnehmung der inneren und äußeren Situation
Gesamtheit der inneren und äußeren Kräfte, die aktuell auf die Person einwirken (Feld)
Erläutern Sie strukturelle und dynamische Elemente des Personenmodells von Kurt Lewin.
Bereiche einer Person: Bedürfnisse/Motive, Quasibedürfnisse (ziele und Intentionen)
Lage von Bereichen: je zentraler, desto grundlegender
Nachbarschaft von Bereichen: je näher, desto ähnlicher das Bedürfnis
Grenzwände und Durchlässigkeit von Bereichen: Substitution, Ersatzhandlung (z.b. soziale Anerkennung in einem anderen Bereich erlangen)
Dynamische Elemente:
Gespannte Systeme innerhalb der Person, die auf Spannungsausgleich drängen:
- Ausgleich über Zugang zur sensumotorischen Zone: Handeln
- Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen: Ersatzhandlung
Spannung besteht so lange, bis das Bedürfnis befriedigt, bzw. das Ziel erfüllt ist:
- Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Bedürfnisbefriedigung taugen
- Einfluss auf Gedächtnis: erhöhte Zugänglichkeit von zielbezogenen Inhalten
- Einfluss auf Handeln: Aktivierung zielbezogener Verhaltensweisen (im Zusammenspiel mit Umweltmerkmalen)
Beschreiben Sie die Auswirkungen gespannter Bereiche in der Person auf Handeln und Kognition anhand eines Beispiels.
Hunger auf ein Sandwich
- aktiviert Zielbezogene Verhaltensweisen
- Suche nach Kiosk
- Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Befriedigung taugen
- nächster Kiosk nimmt die ganze Aufmerksamkeit auf sich
- Gedächtnis
- man erinnert sich besonders gut, wo der nächste Kiosk ist
. Was ist nach Lewin eine Ersatzhandlung? Geben Sie ein Beispiel. Wie erklärt man Ersatzhandlungen?
- wenn die Grenzen der Zonen durchlässig sind, kann die Spannung übergreifen, wenn sie nicht direkt abbaubar ist
- àstellvertretender Abbau in benachbarten Bereichen, auf die sich die Spannung überträgt = Ersatzhandlung (Befriedigung)
- Beispiel
- Misserfolg beim Fußball à Spannung
- Abbau durch Erklettern eines Baumes
- möglich da beide Handlungen dem Grundbedürfnis „körperliche Geschicklichkeit beweisen“ zugrunde liegen
Was versteht man unter Wiederaufnahmetendenzen? Schildern Sie hierzu Ablauf und Ergebnis der Untersuchung von Ovsiankina und erklären Sie das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie.
Unterbrechung einer Aufgabenbearbeitung (zw. 1- 60 Minuten)
- Entweder durch andere Aufgabe (Störaufgabe) à Wiederaufnahme von 79% der VPN
- Oder durch Zufallsunterbrechung: Wiederaufnahme von 100% der VPn
Wiederaufnahme, selbst wenn
- Betont wurde, dass eine Wiederaufnahme unwichtig ist
- Eine Wideraufnahme explizit untersagt wurde (diebische Wiederaufnahme)
- Die Aufgabe außer Sichtweite gerückt wurde
- Wiederaufnahme sinkt, wenn die Störhandlung das Bedürfnis stellvertretend befriedigt (Ersatzhandlung)
Beobachtungen:
- Starke Tendenz zur Wiederaufnahme der unterbrochenen Tätigkeit
- Weigerung zur Unterbrechung
- Beschäftigung mit Aufgabe dauert gedanklich an
Erklärung:
- Wiederaufnahmetendenz durch aufrecht erhaltene Spannung in diesem Aufgabenbereich, dessen Abschluss durch Unterbrechung verhindert wurde
- Führt zu Aktivierung entsprechenden (spannungsabbauenden) Verhaltens (also Wiederaufnahme) bei nächster Gelegenheit
. In den Untersuchungen von Lissner und Mahler konnte gezeigt werden, dass die Wiederaufnahmetendenz durch eingeschobene Aktivitäten reduziert werden kann. Wie erklärt man dieses Ergebnis? Welche Aktivitäten besitzen einen hohen Substitutwert, welche nicht?
- bei Einschub von ähnlichen Aufgaben deutlich reduzierte Wiederaufnahmetendenz
- ähnliche Aufgaben haben einen hohen Ersatzwert (Substitutionswert)à stellvertretender Spannungsabbau
- inwiefern es ein passendes Substitut ist hängt von der funktionalen Äquivalenz der Bereiche ab (Bereiche weisen für die Person auf dasselbe grundlegende Bedürfnis)
- Störhandlung befriedigt das Bedürfnis stellvertretend (Ersatzhandlung)
Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchungen von Zeigarnik (1927). Wie erklärt man das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie? Was ist der „ZeigarnikQuotient“?
Verschiedene Aufgaben wurden an die VPn gestellt:
- Gruppe 1 schließt sie ab
- Gruppe 2 wird vom VL unterbrochen
- AV: wie viele Aufgaben wurden erinnert?
Beobachtung: bessere Erinnerung an unerledigte als an erledigte Aufgaben (Zeigarnik-Quotient 2:1), dabei ist die subjektiv wahrgenommene Aufgabenerledigung entscheidend
Erklärung:
- Unterbrechung verhindert den Spannungsabbau im jeweiligen Bereich à höhere kognitive Zugänglichkeit der Inhalte aus der unerledigten Aufgabe
Wie kann man mit der Feldtheorie erklären, dass in der Untersuchung von Marrow (1938) mehr abgeschlossene als unterbrochene Aufgaben erinnert wurden? Beschreiben Sie, wie Marrow den Aufbau von Zeigarnik (1927) anpasste, um diesen Befund zu produzieren.
- VPN wurde gesagt, wenn sie unterbrochen werden, machen sie die Aufgabe gut
- à subjektives Erfolgserleben
- à Probanden erinnerten mehr erledigte als unerledigte Aufgaben
- Erklärung
- Unterbrechung ist hier ein erfolgreicher Spannungsabbau, keine Unterbrechung hält die Spannung aufrecht
. Was ist mit einem Aufforderungscharakter von Umweltobjekten gemeint? Wie wurde ein Aufforderungscharakter experimentell untersucht?
Objekte haben einen Aufforderungscharakter aufgrund von inhaltlichen Bezügen zu Bedürfnissen und Quasi-Bedürfnissen
durch innere Spannungen: Auswirkungen auf Wahrnehmung der Umwelt, stärkere Wahrnehmung, „fordern“ Aufmerksamkeit
Versuch von Wispe und Drambarean: Identifikation von kurzfristig dargebotenen Wörtern
- UV 1: Nahrungsdeprivation (0, 10 oder 24h)
- UV 2: Bedürfnisrelevanz der Wörter (relevant vs. Irrelevant)
- Ergebnis: hungrige erkennen bedürfnisrelevante Inhalte schneller (neutrale Wörter in allen Gruppen ca. gleich schnell); Deprivation senkt Wahrnehmungsschwelle à Wörter über Nahrung haben hier einen Aufforderungscharakter
Warum wird die Umwelt in Lewins Modell als “hodologischer” Raum bezeichnet?
Hodos = der Pfad à verschiedene Wege zum Ziel
- Umwelt ist eine strukturelle Komponente, die psychologische (kognitive) in Handlungsmöglichkeiten gegliedert wird (Wege zum Ziel, Mittel-Zweck-Relationen); z.B. Kinoprogramm lesen, zum Kino fahren, Karte kaufen, Ziel: Film ansehen
- Grenzen zwischen den Bereichen entsprechen (unterschiedlich starken) Hindernissen auf dem Weg zum Ziel
. Definieren Sie den Begriff der Valenz in Lewins Feldtheorie.
Valenz = Wertigkeit eines Objekts, Anreizwert
Zielbereiche der Umwelt erhalten durch ihre Relation zu den (Quasi-) Bedürfnissen der Person positive oder negative Valenz
Stärke der Valenz ist eine Funktion der Bedürfnisspannung (s) und intrinsischen Eigenschaften des Zielobjekts (Z): Va= f(s, Z)
Je intensiver das Bedürfnis und je zweckdienlicher die Eigenschaften für die Bedürfnisbefriedigung, desto stärker ist die Valenz
Valenz (Zielbereich) wird zum Zentrum eines Kräftefelds
Wie lautet Lewins Formel zur Berechnung der Kraft, die von einem Umweltobjekt auf eine Person wirkt?
Kraft bezeichnet die Stärke der anziehenden bzw. abstoßenden Wirkung von positiven bzw. negativen Zielobjekten
Die Stärke der Kraft (K) entspricht dem Quotienten von Valenz (Va) und Distanz zum Ziel (d):
K= Va/d = f(s,Z)/d
Stärke nimmt mit der Nähe der Person zum Ziel zu
- Zieldistanz und Verhaltensintensität
- Project completion effect
Kraft bestimmt Intensität (Betrag) und Richtung (Vorzeichen) der psychologischen Lokomotion der Person
. Wovon wird das Verhalten einer Person unmittelbar beeinflusst: Von der positiven oder negativen Valenz, die ein Objekt oder eine Situation für eine Person besitzt, oder von der Kraft, die von diesem Objekt bzw. dieser Situation ausgeht? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Valenz und Kraft?
wird von motivationaler Kraft beeinflusst, die vom Objekt/Situation ausgeht
à Valenz allein bestimmt NICHT unser Handeln, sondern muss immer noch mit der Distanz relativiert werden
Valenz spielt eine Rolle, da sich Kraft aus Valenz und Distanz des Objekts/Situation zusammensetzt
. Was bedeutet Distanz in Lewins Theorie (geben Sie mindestens zwei verschiedene Beispiele) und welche Rolle spielt die psychologische Distanz für das Umweltmodell in Lewins Feldtheorie?
psychologische Distanz zwischen Person und Zielobjekt
z.B. räumliche Distanz (man will ins Kino, muss aber erst dort hin); finanzielle Möglichkeiten (in Urlaub fahren); zeitliche Entfernung
à sämtliche Faktoren, die die subjektive Salienz und Wahrscheinlichkeit des Zielobjektes beeinflussen
umso größer die Distanz, desto kleiner die Kraft
Was ist ein Konflikt und wie zeigt er sich im Verhalten? Wie erklärt man Konflikte in Termini der Feldtheorie Lewins?
- Gleichgewicht anziehender und abstoßender Kräfte
- führt zu Immobilität des Organismus bzw. zu schnell wechselndem, widersprüchlichem Verhalten
- Situation in der mehr als eine Kraft in unterschiedliche Richtungen widerstreitend auf eine Person wirkt
Erläutern Sie typische Verhaltenstendenzen in einem Annäherungs-VermeidungsKonflikt (Beispiel) und erklären Sie das beobachtete Verhalten mit Millers Gradientenmodell.
Ambivalentes Objekt besitzt attraktive und unattraktive Komponenten (anziehende und abstoßende Eigenschaften)
Verhalten
- wechselt meist sehr schnell zwischen Tendenzen des Aufsuchens und des Meidens
- Organismus hält sich in einer gewissen Entfernung zum Zielobjekt auf
à Meidengradient verläuft steiler als der Aufsuchengradient (umso näher man dem Objekt kommt, desto stärker wird die Angst/Meidung) à bei großer Entfernung gewinnt Aufsuchengradient, umso näher man kommt, desto stärker wird Meidengradient (man versucht wieder Abstand zu gewinnen) = ambivalentes Verhalten (z.B. Katze, die den heißen Brei fressen will, läuft hin, merkt ,dass es zu heiß ist, läuft weg, nähert sich wieder an; oder Fetisch entwickeln, wenn man Angst vor Sexualität hat und nur Unterwäsche kaufen?)
. Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Brown (1948) zum Zusammenhang von Zieldistanz und Verhaltensintensität.
Ratten bekommen Geschirr angelegt und werden in Gang gesetzt, Geschirr ist mit Stahlseil verbunden (Widerstand) – Kraftanstrengung Z+
UV: linkes Ende vom Gang enthält Futter vs. Rechtes Ende vom Gang enthält Elektroschock
UV 2: Abstand zu motivationalen Reizen wird variiert (nahe zum Futter/weit weg; Nah am Gitter/weit weg)
AV: Wie viel Kraft wendet die Ratte auf sich nach links zu bewegen?
Ergebnis: Ratten, die Angst vor Schock hatten, wenden mehr Kraft auf weg zu kommen als Ratten, die nah am Futter waren, um ans Futter hin zu kommen
- Je geringer die Distanz, desto höher die Verhaltensintensität
. Definieren Sie unterschiedliche von Lewin postulierten Konflikttypen. Welche Konflikte lassen sich vergleichsweise leicht auflösen, welche sind dagegen schwieriger aufzulösen (und warum)?
Annäherungs-Vermeidungs-Konflikte
- Gemisch positiver und negativer Valenz in einem Objekt
- Gleichgewicht durch unterschiedliche Steigung der Annäherungs- und Vermeidungs-Gradienten
- Schwer aufzulösen (wenn man sich entfernt, gewinnt Annäherung, wenn man sich annähert gewinnt Entfernungstendenz); auflösen z.B. durch Angstreduktion (=Vermeidungstendenz senken) oder Steigerung der Annäherungstendenz (z.B. durch besseres Futter)
Annäherungs-Annäherungs-Konflikt
- Z.B. attraktiver Kerl vs. Kluger Kerl
- zwei positiv valente Objekte, deren Verfolgung oder Konsum sich jedoch gegenseitig ausschließt, annähernd gleiche Anziehungskraft
- Leicht aufzulösen: Bewegung in eine Richtung verschiebt die Distanzen und verstärkt die Asymmetrie im Kräftefeld zugunsten der näheren Alternative (also der der einem zuerst zum Date einlädt, gewinnt)
Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt
- Schwer aufzulösen: Bewegung in eine Richtung erhöht die abstoßenden Kräfte der näheren Alternative
- Z.B. Entscheidung zwischen zwei unattraktiven Männern (Annäherung an einen lässt die Vermeidungstendenz steigen, Annäherung an den anderen ebenfalls)
- zwei unangenehme Alternativen, das Verlassen der Situation und Vermeiden beider Situationen ist nicht möglich
Doppelter Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt
- Strukturell ähnlich wie Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt (à schwer aufzulösen)
- Stroh dumm, aber hübsch vs. Hässlich und super reich
- Verhalten wird von zwei Objekten beeinflusst von denen jeweils sowohl anziehende als auch abstoßende Kräfte ausgehen
. Worin besteht eine Versuchungssituation? Wie kann man erklären, dass man einer Versuchung nachgibt? Welcher Zeitraum ist besonders kritisch?
Versuchungssituationen: Konkurrenz zwischen einem geringen, aber sofort realisierbaren Anreiz (smaller-sooner reward, SS) und einem hohen, aber erst später realisierbaren Anreiz (larger-later, LL)
- Z.B. Bikinifigur (hoher reward), aber erst nach langer Zeit erreichbar, kurzfristig: Versuchung durch Süßigkeiten (sofort verfügbar)
- Kritischer Zeitraum: Subjektiver Wert von LL ist zu einem Zeitpunkt unterhalb des SS rewards gefallen; dann gibt man dem SS Reward nach
- Beispiel: Marshmallow Experimente mit kleinen Kindern (1 Marshmallow jetzt oder in 15min 2)
Erklären Sie, was mit preference reversal gemeint ist, und geben Sie ein Alltagsbeispiel.
Bevorzugung von LL (larger later reward), solange beide Anreize noch relativ weit entfernt sind
Aber Bevorzugung von SS (smaller sooner reward), sobald dieser in kritischer Nähe ist
Beispiel: mit Freunden weggehen, obwohl man am nächsten Tag eine wichtige Lesung hat
. Warum kann man das Phänomen des preference reversal nicht mit einem einfachen linearen Diskontierungsmodell erklären? Wie muss der Diskontierungsprozeß gefasst werden, damit man damit auch preference reversals erklären kann?
Erklärung:
Lineares Modell: steigende Geraden würden sich nicht schneiden (kein Präferenzwechsel)
Hyperbolic Discounting (je weiter ein Reward entfernt ist, desto unattraktiver ist er
Mit exponentieller Kurve nicht erklärbar, da sonst SS nie über LL liegen würde
à Abfall am Anfang sehr stark und dann nur noch flach; deshalb rapide Zunahme des SS, wenn dieser in unmittelbarer Nähe ist, sodass der Wert des SS über dem des LL liegt)
. Wofür stehen die Begriffe SS und LL in Versuchungssituationen? Skizzieren Sie entsprechend dem Modell der hyperbolischen Diskontierung graphisch den Verlauf von Präferenzen in Abhängigkeit von der zeitlichen Entfernung in einer Situation, in der ein SS und ein LL Anreiz miteinander konkurrieren.
SS- smaller-sooner-reward
LL- larger-later-reward
zwei Exponentialfunktionen
x- Achse: Zeit
y-Achse: Wert
SS schneidet LL an kritischer Stelle
Erläutern Sie die Annahmen von Erwartungs-mal-Wert Theorien. Was ist Erwartung? Was ist Wert?
Motivation/Verhalten ist Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen zwei intervenierenden Variablen:
Erwartung: Wissen über kausale Beziehungen zwischen Handlungen und ihren Folgen (Handlungs-Folge-Kontingenz)
Wert: Motivational-affektive Bewertung der Folgen (Anreiz)
Erwartungs-mal-Wert-Theorien: Handlungsmotivation (M) ergibt sich aus dem Produkt vom Wert (W) der Handlungsfolgen und der subjektiven Erwartung (E), mit dem Verhalten die erwünschten Folgen zu erzielen (M=W*E)
- keine Handlungsmotivation ohne Erwartung von Folgen
- keine Handlungsmotivation ohne erwünschte Folgen
Welche Arten von Erwartungen werden im erweiterten kognitiven Motivationsmodell von Heckhausen und Rheinberg unterschieden? Welche Erwartungstypen stärken die Motivation, welche untergraben sie? Nennen Sie jeweils Beispiele.
- Situations- Ergebnis – Erwartung: ist das Ergebnis (und die Folgen) bereits durch die Situation festgelegt? Antwort muss NEIN lauten, Motivation kann nicht entstehen, wenn Situation Ergebnisse festlegt (z.B. im Klassenzimmer nach fester Reihenfolge aufgerufen werden)
- Handlungs-Ergebnis-Erwartung: Kann ich das Ergebnis durch eigenes Handeln beeinflussen (Antwort muss JA lauten, z.B. Schüler muss glauben, dass die Wkt. aufgerufen zu werden durch Handheben steigt)
- Ergebnis- Folge-Erwartung: Zieht das Ergebnis auch die erwünschten Folgen nach sich? ()will ich überhaupt dran genommen werden?
Was versteht man unter einer „Selbstwirksamkeitserwartung“? Erläutern Sie dazu auch das Experiment zur erlernten Hilflosigkeit von Seligman & Maier (1967).
= subjektive Überzeugung, Anforderungssituationen aufgrund eigener Kompetenzen bewältigen zu können
- Nah an Handlungs-Ergebnis Erwartung, wobei es viel um eigene Überzeugung geht
- Entwicklung durch:
- Kompetenzerlebnisse (Erfolge, Fehler, Hartnäckigkeit,…)
- Lernen am Modell (Vorbilder, Nachahmung)
- Soziale Persuasion (Überzeugung, Überredung durch andere, vgl. Motivationscoaches)
- Introspektive Wahrnehmung (Anspannung, Erschöpfung, Energetisierung)
- Spezifische (=situationsgebundene) und generalisierte (=situationsübergreifende) Erwartungen (z.B. nur in der Situation kann ich Erfolg haben, oder ich kann immer erfolgreich sein)
- Internale vs. Externale Kontrollüberzeugung (locus of control); internal ist z.B. Selbstwirksamkeitsüberzeugung, externale z.B. Attributionen auf externale Ursachen (z.B. die Prüfung war einfach leicht)
Erlernte Hilflosigkeit = die Erwartung Ereignisse nicht beeinflussen zu können
- Lernphase (Konditionierung)
- Fluchtgruppe (Elektroschock war vermeidbar)
- Yoked-Control (unvermeidbar)
- Kontrollgruppe (keine Schocks)
- Testphase nach 24h (neue Box: Millersche Shuttlebox mit zwei Bereichen, auf einer Seite wird Gitter elektrisch geladen, auf der anderen Seite ist es sicher) Frage: Wie schnell lernen die Hunde auf die sichere Seite zu gehen?
- Fluchtgruppe lernt sehr schnell
- Yoked-Control Gruppe lernen 60% nicht zu flüchten; scheint an Lernerfahrung aus 1. Phase zu liegen à erlernte Hilflosigkeit
- Kontrollgruppe
Welche Überzeugungen sind nach der Theorie des geplanten Verhaltens wichtig für die Intentionsbildung?
Wichtigste Determinante für Verhalten ist eine Intention, diese entwickelt sich abhängig von mehreren Faktoren
- Einstellung ggü. Spezifischem Verhalten (Vorteile oder Nachteile in der Ausübung des Verhaltens)
- Soziale Variable: subjektive Wahrnehmung einer sozialen Norm (Überzeugungen, wie finden andere meine Handlung?)
- Erwartungsvariable: kann ich etwas bewirken?
Diese drei Faktoren hängen wiederum von vielen anderen Faktoren ab
Was ist eine Nutzenfunktion? Was ist mit Nutzenmaximierung gemeint?
Nutzen: subjektive Bewertung von Situationen und Ergebnissen; Resultat ist ein Vektor verschiedener Aspekte einer Situation (z.B. Geschmack, Preis, Aussehen,… von Essen)
Nutzenfunktion: (u) Zuordnung von Nutzenwerten zu Ergebnissen
- Prinzip: x pref y = u (x) > u (y)
- Abbildung der Präferenzen auf einer numerischen Dimension
- Präferenzen werden als gegeben vorausgesetzt, nicht erklärt
Handlungsentscheidung: Nutzenmaximierung (Wahl der Option mit höchstem Erwartungswert/Nutzen), Konsistenzpostualte (Rationalitätsaxiome) also z.B. wenn A>B und B>C dann A>C
Wie lässt sich nach von Neumann & Morgenstern der erwartete Nutzen einer Handlung ermitteln, wenn das Ergebnis dieser Handlung unsicher ist?
Unsicherheit und Risiko: erwarteter Nutzen (EU) unter Unsicherheit: EU (H) = Summe pi(Fi I H)* u(Fi)
- Mit Fi: verschiedene mögliche Folgen
- Pi sind Wahrscheinlichkeiten dieser Folgen