Allgemeine Psychologie II
Uni Würzburg
Uni Würzburg
Set of flashcards Details
Flashcards | 223 |
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Students | 15 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 02.10.2020 / 24.01.2025 |
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41. Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Lazarus et al. (1965) zur kognitiven Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflößender Filme.
UV: vor dem Abspielen des Filmes entweder ein leugnender (falsches Blut, Trickaufnahmen), ein intellektualisierender (sachlicher Bericht über Arbeitsrisiken) oder ein neutraler (Kontrollbedingung) Kommentar zu dem Film gegeben
AV: Messung der HLF
Ergebnis: leugnende und intellektualisierende Kommentare verringerten die emotionale Erregung während des Filmes signifikant
42. Welchen Einfluss hat eine Unterdrückung von emotionalen Reaktionen auf den emotionalen Zustand der Person? Beschreiben Sie Studien, die (unerwünschte) Nebenwirkungen einer Reaktionskontrolle belegen.
Gross und Levenson: UV: fröhlicher, trauriger oder neutraler Film, UV 2: eine Gruppe soll emotionale Befindlichkeit nach außen hin verbergen
- Ergebnis: Verbergen Gruppe empfand weniger intensive Emotionen, aber dafür starke Zunahme der kardiovaskulären Erregung (unabhängig von der unterdrückten Emotion)
Reaktionskontrolle verbraucht kognitive Ressourcen und behindert Interaktionen mit anderen Personen:
- Studie: jeweils zwei Frauen sahen emotionalen Film, über den sie sich danach austauschen sollten, UV: eine sollte Gefühle verbergen à reduzierte Expressivität, reduzierte Reaktivität auf die Gesprächsbeiträge der Partnerin, erhöhte Ablenkung
43. Was ist eine hedonische Tretmühle?
Menschen gewöhnen sich sehr schnell an verbesserte Lebensumstände, deshalb werden wir zunehmend blind für die angenehmen Dinge in unserem Leben. (die erneute Wertschätzung von kleinen Erfolgen durchbricht die Gewöhnung)
44. Wie beeinflussen Furchtappelle gesundheitsförderliches Verhalten?
z.b. auf Zigarettenschachteln: schränkt Zigarettenkonsum ein und hält Jugendliche vom Rauchen ab
funktioniert nur mit großflächigen Abbildungen von angsteinflößenden Bildern, nicht mit Textbotschaften
Schlüsselelement: Erzeugung von Furcht mit dem Appell mit dem selbstschädigenden Verhalten aufzuhören
45. Beschreiben Sie den grundlegenden Ablauf eines (kognitiv-behavioralen) Ärger-Management Programms.
- Ärgerliche Situationen erkennen und vermeiden
- Strategien und Techniken einüben, mit denen überstürzte Reaktionen vermieden und Entspannung herbeigeführt wird (z.B. Atemübungen)
- Üben alternativer Problemlösestrategien und sozial unproblematischer Umgangsformen
- Erläutern sie zentrale Fragen der Motivations-, Volitions- und Emotionspsychologie mit eigenen Beispielen.
- Motivationspsychologie: Warum tun wir das, was wir tun? Wie wirken sich Motive, Ziele und Erwartungen auf unser Wollen aus? – Frage nach den Gründen unseres Handelns
Motive, Ziele und Erwartungen sind kausal verantwortlich für Entschlüsse
Beispiel: Warum studiere ich? – intrinsische Motivation: Faszination für das Fach, Interesse am Lernen – extrinsische Motivation: Geld, guter Job, Ansehen – Vermeidungsmotivation: Angst vor Arbeitslosigkeit – unbewusste Gründe, die wir nicht benennen können
- Volitionspsychologie: Wie tun wir das, was wir wollen? – Was ist nötig für Handeln, welche Methoden gibt es
Dazu gehört: Selbstregulation, Handlungsplanung und Handlungskontrolle
Beispiel: trainieren statt netflixen, Trainingsplan schreiben und sich daranhalten
- Emotionspsychologie: Was sind Emotionen? Wie funktionieren und entstehen sie? Wie können wir sie kontrollieren? Wie erleben wir bestimmte Situationen?
Beispiel: kann Angst erlernt werden?
- Erklären Sie das Wechselwirkungs-Modell der modernen Motivationspsychologie. Welches Ergebnis der klassischen Studie von Le Magnen (1976) stützt dieses Modell?
Motivation als ERgebnis einer Wechselwirkung (Interaktion) zwischen Situation und Person
- Äußere Faktoren = Situation, innere Faktoren = Person
Beispiel: Person (hat Hunger auf Süßes) und befindet sich in passender Situation (vor einer Eisdiele) daraus entsteht die Motivation sich ein Eis zu kaufen und schließlich das Verhalten
Motiv, Anreiz und Motivation sind nur hypothetische Konstrukte
Personen stellen oft Situationen her, die zu ihrem Motiv passen
- Experiment: hungrige Ratten bekommen vier verschieden Menüs (A-D) zur Auswahl, alle vier werden gleich gerne gegessen; an den Folgetagen bekommen sie verschiedene Menükombinationen (z.B. 4x dasselbe oder 4 verschiedene) à an den Tagen mit verschiedenen Menüs essen die Ratten deutlich mehr, da das Essen als Anreiz dient und die Ratten nicht nur aus Hunger essen
- Erläutern Sie grundlegende Probleme, mit denen sich die Motivationspsychologie beschäftigt.
- Motivklassifikation: Welche Motive gibt es? Wie viele Motive gibt es?
- Motivgenese: Sind die Motive erworben, angeboren, anerzogen? (z.B. Leistungsmotiv)
- Motivmessung: Wie können wir unbewusste Motive messen? Direkte vs. Indirekte Methoden der Messung
- Motivanregung: Wodurch werden Motive angeregt? (z.B. braucht das Leistungsmotiv einen Maßstab, an dem die Leistung gemessen werden kann)
- Wechsel und Wiederaufnahme der Motivation: Hat die vorherige Motivation noch Nachwirkungen? (z.B. Lernmotivation wechselt nach der Lesung zur Befriedigung von Hunger)
- Motivierte Zielgerichtetheit und Motivationskonflikt: Meist sind mehrere Motivationen gleichzeitig aktiv und treten miteinander in Konflikt (z.B. Lesung ansehen und auf Whatsapp schreiben)
- Selbstregulatorische Zwischenprozesse der Motivation: wenn eine andere Motivation das jetzige Ziel stört, muss man sich selbst disziplinieren (Zielsetzung, Planung, Durchführung = Volitionspsychologie)
- Motivationswirkungen: Auswahl von Handlungen, Intensität der Handlungen, Persistenz unseres Handelns (wobei diese drei Variablen nicht immer korrelieren, z.B. kann beim Training die Intensität steigen, aber die Persistenz sinken)
- Motive und Motivation sind nur erschließbar und nicht beobachtbar!
Was ist „Affective Computing“?
Anwendungsgebiet der Motivationspsychologie
= maschinelle Verarbeitung von Emotionen und Optimierung von Mensch-Computer-Systemen
Daran beteiligt sind neben Psychologen auch Informatiker, Neurowissenschaftler, Medienwissenschaftler, Pädagogen,…
Beispiele: Überwachungssysteme im Auto, die Müdigkeit erkennen; Optimierung von Werbung
Affective Computing wächst mit dem technischen Fortschritt immer weiter
Was ist der Gegenstand der Motivationspsychologie?
Definition Motivation:
- Wie Verhaltensweisen beginnen, wann sie beginnen, wie sie energetisiert werden, wie lange sie aufrechterhalten werden, worauf sie gerichtet sind, wann sie wieder aufhören
- Motivation wählt zwischen Handlungsmöglichkeiten, steuert Handeln, um motivspezifische Zustände zu erreichen (=zielgerichtet)
- Steuert zielgerichtetes Handeln
- „milde Form der Besessenheit“ (Denken, Aufmerksamkeit, Handeln)
Gegenstand der Motivationspsychologie:
- Ergebnisorientiertes, zielgerichtetes Verhalten (Handlungen) erklären (ausgeschlossen sind Reflexe, Gewohnheiten/automatisierte Verhaltensweisen, physiologische Reaktionen wie Herzschlag)
- Richtung (Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten)
- Intensität (Anstrengung, die wir aufbringen, um die Handlung auszuführen)
- Beginn und Ende (Latenz)
- Dauer (Persistenz, Hartnäckigkeit)
- Besonders soll auffälliges, normabweichendes Verhalten erklärt werden
- Anwendung im Alltag: Zuschreibung von Gründen für Verhalten, um die Person/Situation besser zu verstehen (Attributionsfehler: Gründe werden in der Person und nicht in der Situation gesucht; mangelnder Erklärungswert wegen Zirkularität)
Motive sind theoretische Konstrukte zur Erklärung von intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität. Erläutern Sie diese Aussage.
Intraindividuelle Stabilität: warum verhält sich eine Person in verschiedenen Situationen ähnlich (z.B. warum ist jemand in verschiedenen Gebieten ehrgeizig?) – innerhalb einer VP sind die Merkmale konstant, im Vergleich zu anderen unterschiedlich
Interindividuelle Variabilität: warum verhalten sich verschiedene Personen in gleichen Situationen unterschiedlich? (keine situationelle Erklärung, deshalb muss die Erklärung in der Person liegen) – Unterschied liegt im Motiv
Welche Unterschiede bestehen zwischen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erklärungen von zielgerichtetem Verhalten?
Alltag: Beschreibung der Gründe des Verhaltens einer Einzelperson (z.B. Person x ist ehrgeizig), mangelnder Erklärungswert durch Zirkularität
- Erklären: Ursache-Wirkungs-Beziehungen (allgemeingültig) identifizieren (Ursache unabhängig von Wirkung erklären)
- Motive als theoretische Konstrukte zur Erklärung von
- Intraindividueller Stabilität
- Interindividuelle Variabilität
- Beschränkung auf wenige grundlegende Motive (Äquivalenzhypothese) (möglichst viel mit möglichst wenig Annahmen erklären, da jede Annahme einzeln geprüft werden muss à in der Motivationspsychologie nicht einfach neue Motive hinzufügen, sondern lieber prüfen, ob es ein untergeordnetes Motiv ist
- Spezifikation situativer Anregungsbedingungen (in welchen Situationen entsteht eine Motivation? Z.B. Leistungsmotivation nur wenn Gütemaßstab vorhanden ist)
- Explananz (=Motive, Ziele) von Explanandum (=Handlungen) trennen: Unabhängige Erfassung von Motiven und zu erklärendem Verhalten (sonst Zirkularität)
- Empirische Prüfung von Theorien motivationaler Vermittlungsprozesse:
- Direkte Manipulation der Vermittlungsprozesse (z.B. hohe Motive vermitteln oder Motive reduzieren und schauen, ob es Einfluss auf Persistenz, Häufigkeit,… des Verhaltens hat)
- Messung kognitiver und affektiver Begleitprozesse (fühlen sich Leute gut oder schlecht, wenn sie etwas tun?)
- Empirische Prüfung von Theorien motivationaler Vermittlungsprozesse:
- Motive als theoretische Konstrukte zur Erklärung von
Erläutern Sie die Heider-Simmel Illusion. Welche alltagspsychologischen Prozesse werden hier aktiv?
Simple bewegte Formen lösen Interpretationen des Geschehens bei uns aus (statt Kreis bewegt sich weg, Kreis läuft davon oder großes Dreieck attackiert kleines Dreieck) bis hin zu sozialer Interpretation (großes Dreieck ist wütend und zerstört das Haus) à Illustration zeigt wie leicht es uns fällt uns in Beweggründe hineinzuversetzen und wie schnell man Figuren Intentionen und Emotionen unterstellt
Was unterscheidet Motive von Trieben?
Motiv (motive):
- Zeitlich stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition (Motivation ist nicht stabil), z.B. Hungermotiv (auch wenn wir aktuell nicht hungrig sind, ist dieses Motiv immer da)
- Inhaltsklasse von Handlungszielen (z.B. Macht, Anschluss, Leistung), ebenfalls zeitlich stabil
- Anregung durch passende situative Hinweise (Anreize), ohne passende Situation ist Motiv nicht handlungsleitend (Motiv + Situation à Motivation)
Bedürfnis (need): oft gleichgestellt mit Motiv
- Psychologische, physiologische und soziale Bedürfnisse/Mangelzustände (wie Hunger, Sexualtrieb,…)
Trieb (drive): aktivierende (unangenehme) Anspannung, deren Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bedürfnissen und Anreizen?
Bedürfnisse:
- Zeitlich stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdispositionen
- Inhaltsklasse von Handlungszielen (z.B. Macht, Anschluss, Leistung)
- Anregung durch situative Reize
Anreiz (incentive):
- Wert eines Objektes oder einer Situation für eine Person
- Affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize (z.B. Wohlgefallen beim Essen)
- (intrinsische/in der Person innewohnende) Tätigkeits- (z.B. Anreize in der Tätigkeit, z.B. weil es Spaß macht Sport zu machen) und (extrinsische) Ergebnisanreize (z.B. Gehalt, Belohnung)
Wenn wir hungrig sind (Bedürfnis), finden wir essen (Anreiz) besser als Radfahren, wenn wir abnehmen wollen, ist Radfahren attraktiver als Essen (der Anreizwert ist höher)
- Affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize
Was ist ein Ziel?
Anstreben einer positiv bewerteten Umweltveränderung (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel)
- Hierarchisch in Ober- und Unterziele organisiert (z.B. übergeordnetes Ziel: satt werden, untergeordnete Ziele: Einkaufen, Kochen und Essen)
Mit welchen konzeptuellen Problemen hat die Motivationspsychologie zu kämpfen?
- Terminologische Verwirrung: Abgrenzung von Motiv, Trieb, Bedürfnis, Emotion,…
- Problem der Motivklassifikation: Anzahl von Motiven? Zusammenfassung verschiedener Motive zu unterschiedlichen Gruppen
- Richtiger Abstraktionsgrad: Welche Hierarchiestufe (Handlung, Aktion, Bewegung) wird betrachtet? (z.B. Handlung: lernen, um Prüfung zu bestehen, Bewegung: Muskeln anspannen, um Stift zu halten)
- Gefahr der Zirkularität: Motive werden aus Verhalten erschlossen, Motive erklären Verhalten
Erläutern Sie zwei allgemeine Prinzipien der Verhaltensregulation.
Allgemeine Verhaltensprinzipien:
- Hedonistisch: Streben nach Lust, Vermeiden von Unlust (günstige Affektbilanz durch Selbstregulation)
- Homöostase: Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes, Verringerung einer Diskrepanz zwischen einem Ist-Wert und einem Soll-Wert (Regelkreis), z.B. Blutzuckerspiegel
Erläutern Sie den Unterschied zwischen motivationspsychologischen Druck- und Zugvariablen.
Druck und Zug:
- Druck: wir werden angetrieben von Instinkten, Trieben und Emotionen (Instinkttheorien, Triebtheorien, psychodynamische Theorien) (von innen, passiv, von negativem zu neutralem Zustand à Erleichterung)
- Zug: wir werden angezogen von Anreizen und Zielen (in der Motivationspsychologie) (von außen, aktiv, selbst entscheidend, von neutralem zu positivem Zustand à Freude)
- In der Mitte steht die Feldtheorie
Was sind direkte und indirekte Messverfahren der Motivationspsychologie und was messen sie?
Warum ist die Unterscheidung zwischen expliziten und impliziten Motivanteilen für eine Verhaltensvorhersage wichtig?
Explizite Motivanteile: bewusste, verbalisierbare Vorlieben und Handlungspräferenzen
- Messung: direkte Messverfahren (Selbstberichte, Interviews, Fragebögen,…)
- Methodische Schwierigkeiten:
- Problem der Qualia: intersubjektive (objektive) Erfassung von subjektiven Inhalten (was versteht jemand anderes unter Akzeptanz?)
- Problem des (retrospektiven) Selbstberichts: Beschränkung auf verbalisierbare, bewusst zugängliche Inhalte und Beeinflussung durch sprachliche Gepflogenheiten (Gedächtnisinhalte können später verfälscht sein; es ist nicht möglich unbewusste Motivationen zu berichten; sozial problematische Motivationen werden oft nicht berichtet)
Implizite Motivanteile: unbewusste affektive Vorlieben und Reaktionsformen
- Der reflektierten Selbstbeobachtung nicht unmittelbar zugänglich (unbewusst und nicht verbalisierbar)
- Zeigen sich in Situationen, die Freiraum für spontane, selbstinitiierte Handlungen und Interpretation zulassen (z.B. Straße überqueren, wenn man eine Gruppe Menschen sieht; spontane Kaufentscheidungen)
- Messung: indirekte (projektive) Messverfahren
- Mehrdeutige, interpretationsoffene Reizvorlagen
- Offenes Antwortformat
- Beispiel: Rohrschach-Test (berichten, was man in Tintenklecksen sieht), Thematischer Apperzeptionstest (TAT)
Beispiel: Schultheiss, Dargel und Rhode: Messung von impliziten Motiven mit Picture Story Exercise (PSE) und explizit durch Fragebogen
- Ergebnis: explizite Befragung sagt schlecht vorher wie sexuelle Aktivität aussehen wird
- Implizite Befragungsergebnisse haben besseren Zusammenhang mit sexueller Aktivität
Wichtig zu unterscheiden, weil Motivation explizite und implizite Motivanteile hat, die nur durch entsprechende Verfahren gemessen werden können
Beschreiben Sie den Thematischen Auffassungstest und nennen Sie methodische Mängel des TAT.
Man zeigt Leuten Bildtafeln und die Menschen sollen Geschichten dazu erzählen, diese werden dann qualitativ analysiert à vom Inhalt auf Motive schließen
Problem: geringe Auswertungsobjektivität (kommen zwei Auswerter zum selben Ergebnis?); geringe Reliabilität (selbe Tafel wird derselben Person mehrmals vorgelegt à unterschiedliche Antworten, also beeinflussen auch andere Faktoren die Antworten (dabei sollten Motive stabil sein))
Mit welchem Verfahren/Modifikationen können diese Mängel beseitigt werden?
Weiterentwicklungen wie das Multi-Motiv-Gitter (MMG)
- Semi-projektives Verfahren: 14 Lebenssituationen mit Antwortkategorien für mehrere Motive und Fülleritems (=Auswertungsskala)
- Interpretation fällt so weg à Auswertungsobjektivität steigt, maschinelle Auswertung möglich
- Hohe Retest-Reliabilität (r>0,80) (also bei erneutem Test ähnliches Ergebnis)
- Geringe Verfälschung durch soziale Erwünschtheit
Erläutern Sie zwei Haupt-Ansatzpunkte für motivationale Interventionen.
- Ansatzpunkte: Anreizstruktur (Situation); Motivstruktur
- Anpassung der Anreiz- an die Motivstruktur (Aufgabe à Person), z.B. Leistungssport je nach Motiv im Team oder einzeln
- Anpassung der Motivstruktur an die Anreizstruktur (Person à Aufgabe)
- Anforderungsanalysen, Veränderung von Motivkomponenten (z.B. passende Person für den Job finden, Bsp.: Für Führungsposition: Hohes Machtmotiv, aber wenig Anschlussmotiv, da sie sonst niemanden kündigen können, nicht zu stark ausgeprägtes Leistungsmotiv, damit er die Aufgaben gut verteilen kann und es nicht selbst machen will
- Interventionen: Interessenfördermaßnahmen, Imaginationstraining, Reappraisal-Training (Erfolge sichtbar machen, Misserfolge günstig attribuieren), Zielvereinbarungen (was hat Priorität?), Training der Selbstregulation (z.B. Persistenz stärken)
18. Erläutern Sie motivational-emotionale Funktionen der im Schaubild dargestellten Hirnstrukturen.
Präfrontaler Cortex: Zielplanung, INtentionsbildung, Selbststeuerung
Hypothalamus: angenehme GEfühle, Hunger, Durst, Sex
Amygdala: Bedrohung/Furcht/ Salienz von Stimuli (auch positive)
Formatio Reticularis: Erregung
Hippocampus: lernen, GEdächtnis, Verhaltensinhibition während unerwarteten Ereignissen
Mediales forebrain bundle: Verstärkung, Belohnung, Vergnügen
19. Ordnen Sie folgenden (neuro)hormonellen Systemen motivationale Funktionen zu: Serotonin, Noradrenalin, Kortisol, Oxytocin.
Serotonin: vermeidende (aversive) Motivation
Noradrenalin: Aktivation und Wachheit
Kortisol: Stress: Fight-or-Flight; Tend-and-befriend (statt Kampf Verbrüderung)
Oxytocin: „Bindungshormon“, Stress-Coping
20. Welche dopaminergen Systeme gibt es im menschlichen Gehirn? Welches ist das
(neurohormonelle) „Belohnungssystem“?
- Tubero-indundibulär
Nucleus arcuatus Hypophyse
Steuerung von endokrine Funktion (z.B. Prolactin – Milchproduktion)
- Nigro-Striatal
Substantia nigra Neostriatum
Bewegungssteuerung (z.B. Parkinson)
- Mesolimbisch („Belohnungssytem“)
Ventrales Tecmentrum (VTA) nucleus accumbens präfrontaler Kortex
Belohnungssystem, aufsuchende Motivation
Dopamin am höchsten bei: (erwarteter) Belohnung
21. Beschreiben Sie die Studie von Milner und Olds (1954). Warum sind die Ergebnisse dieser Studie für Triebtheorien ein Problem?
Ratten wurde Elektrode ins mesolimbische System implantiert, Ratte konnte über Hebeldruck direkt ihr mesolimbisches System stimulieren
Beobachtung: Reaktionsrate >6000x pro Stunde (extrem hoch); Vernachlässigung von anderen Anreizen (Futter und Wasser)
Triebtheorien besagen, dass man versucht seine Triebe zu befriedigen und so Mangelzustände zu beseitigen. Allerdings beseitigt die Ratte keinen ihrer Triebe mit dem Hebeldruck, sondern scheint Freude daran zu haben den Hebel zu drücken und die Reaktion zu erleben à Triebtheorien sind nicht gut geeignet, um motivationales Verhalten zu erklären, da auch Belohnung verantwortlich für Verhalten ist
22. Diskutieren Sie kritisch die Deep-Brain Stimulation Studie von Schlaepfer und Kollegen (2008).
Zur Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen, Sucht, Dyskinesien werden zwei Elektroden im Gehirn implantiert, um bestimmte Gehirnregionen zu aktivieren (u.a. VTA)
Auswirkungen: Depressionsfragebögen zeigen Rückgang der Symptome solange Elektroden angeschaltet sind (bei Abschaltung steigt die Depressivität wieder an); es werden keine Glücksmomente ausgelöst, sondern motivationale Zustände verstärkt (z.B. Zukunftspläne)
Kritisch: gemischte Resultate, viele Freiheitsgrade (also Lokalisation der Elektroden), nur Fallstudien (Generalisierbarkeit und Aussagekraft ist gering)
23. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Dopamin und Sucht?
Aktivität im mesolimbischen System und Veränderung der dopaminergen Aktivität sind an Entstehung von Sucht beteiligt. V.a. Kokain, Amphetamine und Opiate verstärken
Drogenkonsum verstärkt die Dopaminkonzentration (Substanzen blockieren Rezeptoren und verhindern so den Rücktransport von Dopamin aus dem synaptischen Spalt)
Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt (bewirkt High-Gefühl) à adaptiver Prozess, Gehirn gewöhnt sich an Konzentration à man braucht mehr von der Droge = Abstinenz von Drogen reduziert Dopaminkonzentration (Craving)
24. Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Dopamin, Wanting und Liking.
Dissoziation zwischen etwas wollen und etwas mögen, Wollen von etwas vs. Freude über etwas
Dopamin markiert den Anreiz von Objekten (à Belohnungslernen); Wollen wird von Dopamin beeinflusst
Optogenetische (mit Laser) Stimulation des VTA Systems während operanten Konditionierung:
- ein Hebel schaltet Laser ein (aktiviert VTA System) + Zucker; zweiter Hebel gibt nur Zucker
- AV: welcher Hebel wird öfter gedrückt à der mit VTA
- Durch Kontrollbedingungen ausgeschlossen, dass es eine andere Erklärung gibt
25. Was behauptet die Challenge-Hypothese? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Testosteron und Aggression? Erläutern Sie dazu die Studie von Eisenegger und Kollegen (2010).
Testosteron: Sexualhormon (Androgen); wichtig für Spermatogenese, fördert Muskelwachstum
T steigert Libido, Aggression (nicht stark) und am stärksten Dominanzstreben (bei Männern und Frauen)
- Permanente Effekte: Gehirnentwicklung, Pubertät (stärker Ausgeprägte Längenunterschiede bei Ringfinger ggü. Zeigefinger zeigt, dass Mann potenter, dominanter,… ist)
- Temporäre Effekte: Wettbewerb, Risikosuche, Machtstreben à T steigt davor und danach an (bei Erfolg), T ist bei Erzeugung und Belohnung der Motivation beteiligt
Challenge Hypothese: Anstieg von Testosteron in sozialen Wettbewerbssituationen (z.B. Status-/hierarchiekämpfe, Partnersuche)
Bei Ratten v.a. physische Aggression
Bei Menschen auch heroischer Altruismus, prosoziales Verhalten
Ultimatum Game: VP kann anderen Leuten Angebot machen, wenn andere Person das Angebot annimmt, kriegen beide etwas, wenn sie es ablehnt, bekommt niemand etwas à wie fair sind die Angebote?
Mehr prosoziales Verhalten nach Testosterongabe (fairere Angebote)
Erklärung: faire Angebote sichern sozialen Status
Testosteron ist also nicht im Grunde böse; Aggression =kontextabhängiges Dominanzverhalten
26. Was ist eine Instinkthandlung und wodurch wird sie ausgelöst?
= angeborene „Bewegungsformel“ (automatisch, nicht kontrollierbar)
Charakteristika: angeboren, biologisch gereift, lernunabhängig! (nicht erlernt und nicht durch Lernerfahrung modifizierbar)
Ausgelöst durch Schlüsselreize; regulative, stereotype Bewegungskette; perzeptuelle autonome Ausführung
Schlüsselreiz à angeborener Auslösemechanismus (AAM) à Instinkthandlung
27. Was ist „Humanethologie“ und welchen Ansatz verfolgt dieser Wissenschaftszweig?
Wendet Instinkttheorien nicht nur auf Tiere, sondern auch auf Menschen an
Stammt aus der Biopsychologie
Tiere/Menschen sind keine unbeschriebenen Blätter, bestimmte Verhaltensneigungen werden von bestimmten Reizen beeinflusst
McDougall: es gibt 18 instinktive Verhaltenstendenzen (Neigungen), z.B. Sexualtrieb, Angst, Neugier, Schlafbedürfnis, Drang zu Lachen
28. Welche Einwände gibt es gegen Instinkttheorien?
Instinktkataloge nicht sehr systematisch angelegt, zu viele (14.000) Instinktnennungen, unglaubwürdig, dass das alles motorisch abgespeichert wird; Zirkulärer Gebrauch ohne Erklärungswert (aus Beobachtung eines Verhaltens auf Instinkt geschlossen, Instinkt wird als Erklärung für Verhalten genommen)
Terminologische Verwirrung (Instinkt, Gewohnheiten, Reflexe)
Nahezu jedes menschliche Verhalten ist modifizierbar (schwer vereinbar mit instinktiven Verhalten), z.B. Hungerstreik, Zölibat (man muss andere Motivationen als Instinkte haben)
Selbst einfachste Verhaltensweisen wie Aufsuchen von Essen und Trinken sind erfahrungs- und Lernabhängig
Falsifikation von Lernen => Verifikation von Instinkt (wenn etwas nicht gelernt ist, ist es ein Instinkt. Zu zeigen, dass es etwas nicht gibt, ist schwer zu beweisen
Weder nature (Gene) noch nurture (Erfahrung) allein erzeugen ein Verhalten
29. Was ist ein „Trieb“ und was behauptet die „Triebreduktionshypothese“?
Trieb bezeichnet eine allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung
- Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung
Trieb ist eine Druck-Variable (push), die das Verhalten von innen anschiebt
- Triebzustände sind unausweichlich
Trieb ist ein Zustand der Anspannung, dessen Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird
- Triebreduktionshypothese
30. Was ist der Unterschied zwischen „Trieb“ und „Instinkt“?
Triebe im ES drängen nach Abfuhr (Lustprinzip)
Trieb bezeichnet eine allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung
- Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung
Instinkte = angeborene Bewegungsformel, angeboren, lernunabhängig, ausgelöst durch Schlüsselreiz, es gibt viele Verschiedene Instinkte (vs. Nur eine Triebenergie)
31. Warum ist der Mensch laut Triebtheorien Triebeinflüssen auf das Verhalten in stärkerem Maße “ausgeliefert” als Einflüssen, die von Anreizen ausgehen?
- Trieb ist eine Druckvariable von Innen à unausweichlich (außerdem befriedigend)
- äußeren Anreizen kann man hingegen sehr gut ausweichen
- Triebe sind eher unbewusst
- Triebe können sich „aufstauen“
Erläutern Sie Auswirkungen von Triebzuständen auf das Denken und Handeln mithilfe der Begriffe Primär- und Sekundärprozess. Welcher Prozess folgt dem Lustprinzip und welcher dem Realitätsprinzip?
Lustprinzip: Triebbefriedigung, Spannungsreduktion
Realitätsprinzip: in gesellschaftlich akzeptabler Form die Triebe ausleben (Abfuhr der Energie)
- Primärprozess: direkte (unbewusste) befriedigungsorienteierte Steuerung von Verhalten und Denken
- Sekundärprozess: bewusstes Aufschieben, Planen, Ersatzhandlungen (Vermittlung durch Ich)
- Abwehrmechanismen: Leugnen, Verdrängung, Sublimation/Verschiebung, Projektion (eigene Fehler bei anderen sehen), Rationalisierung
33. Erläutern Sie die Katharsis-Hypothese und ihre empirische Überprüfung in der Studie von Geen, Stonner & Shope (1975). Warum führt aggressives Verhalten häufig zu noch mehr Aggression
- Katharsis-Hypothese: Ausleben von Triebimpulsen nach Triebdruck, wenn sich aggressive Energie aufbaut, sollte man sie nach Möglichkeit gesellschaftlich akzeptiert ausleben
- UV I: VPn erhält als Schüler Elektroschocks (Attack) oder nicht (No Attack)
- UV II: VPn verabreicht als Lehrer Elektroschocks (Katharsis) vs. Beobachtung (VL verabreicht Schock) vs. Keine Schocks (nur Lichtsignal)
- AV: Messung der Intensität der Bestrafung mit E-Schocks in einer weiteren Phase als Lehrer
- Zusätzlich physiologische Maße (Blutdruck)
- Ergebnis: provozierte (Schocks) erhaltene VPn haben höhere Werte als die VPn mit No-Attack
- Geschockte VPn, die als Lehrer Schocks vergeben, vergaben in AV aller stärkste Schocks
- Geschockte VPn, die Lehrer nur beobachtet haben, hatten niedrigste Schockintensität bei AV
- Blutdruck sinkt, wenn VPn als Lehrer Schock vergeben dürfen (Katharsis hat im Sinne einer Beruhigung stattgefunden, führt aber nicht zu weniger aggressivem Verhalten)
- Gegenteil von Katharsis Hypothese
- 2 Erklärungsansätze:
- Es entspannt bestrafend zu handeln und wird als positive Verstärkung gesehen (also weiter gemacht)
- Dissonanztheorie: zuvor gezeigtes Verhalten wird fortgesetzt, um Übereinstimmung zu bewahren
- Welche Beobachtungen haben dazu geführt, dass das Triebkonzept in die Lerntheorie eingeführt wurde?
Beobachtung
a.satte Tiere lernen schlechter als hungrige (zeigen gelerntes Verhalten seltener)
- Triebbefriedigung als Verstärker
b.bestimmt Stärke der Defizitmotivation, wichtiger Lernfaktor (ohne Defizitmotivation auch keine Verhaltensaktivierung)
à Übernahme in Theorie