Uni Würzburg


Kartei Details

Karten 223
Lernende 15
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 02.10.2020 / 24.01.2025
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Was ist damit gemeint, wenn die Geschichte der Emotionspsychologie in ein goldenes, dunkles und Renaissance-Zeitalter eingeteilt wird? Welches Verständnis von Emotionen war in der Antike vorherrschend und wie lebt diese Sichtweise auch heute noch fort?

Antike: Dreiteilung der Seele in Vernunft, leidenschaftliche Effekte und begierdehafte Sinnlichkeit à heute: Dreiteilung in Kognition, Emotion und Motivation

Goldenes Zeitalter: beginnt mit Gründung des ersten Instituts für experimentelle Psychologie durch Wundt in Leipzig (1879) à Gründung der Psychologie als eigenständiges Fach (mit vielen klassischen Büchern zu Emotionen)

Dunkles Zeitalter: Behaviorismus, ab Beginn 20. Jhd., subjektive Erlebniszustände wie Emotionen wurden weitgehend ignoriert und als abergläubisches Denken verunglimpft

Renaissance: 1960er Jahre durch erneutes Erscheinen von Werken mit Betonung der Emotion und langsamem Abschwächen des Behaviorismus

Diskutieren Sie folgende Definition: „Emotion ist eine auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtete affektive Reaktion, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergeht“ und grenzen Sie Emotion nach dieser Definition von folgenden Konzepten ab: Stimmung, emotionales Temperament, Einstellung.

Emotion hat folgende Merkmale:

  • Affektivität (Gefühlscharakter), d.h. Empfindungen liegen zugrunde, wichtig dabei ist die Valenz der Gefühle (Angenehm vs. Unangenehm)
  • Intentionalität (Objektgerichtetheit): Emotionen sind immer auf ein Objekt ausgerichtet (kann auch nur in Gedanken vorliegen)
  • Zeitliche Dynamik und begrenzte zeitliche Dauer: an Auftreten des Bezugsobjektes gekoppelt

Abgrenzung zu Stimmung: sind diffuse (positive oder negative) Gefühlszustände ohne Bezugsobjekt und dauern eher länger an

Abgrenzung zu emotionalen Dispositionen (Temperament): zeitüberdauernde Persönlichkeitseigenschaften mit sehr allgemeinem Objektbezug

Abgrenzung zu Einstellung: relativ zeitstabile positive/negative Beurteilung eines Objektes, weniger dynamisch in der Veränderung als Emotionen

Welchen Vorteile hat eine multidimensionale Sichtweise von emotionalen Reaktionen? 

=kognitive, physiologische, motivationale Komponente sowie Erlebens- und Ausdruckskomponente

Es können unterschiedliche Facetten von Emotionen untersucht werden, ohne dass auf einen subjektiven Erlebnisbericht zurückgegriffen werden muss

Bestimmte Abläufe und Sequenzen in Aktivierung von Komponenten können studiert werden

Was ist der Unterschied zwischen emotional motivierten Verhaltensstrategien und Verhaltenstaktiken? Erläutern Sie den Unterschied anhand konkreten Beispielen.

Verhaltensstrategie: abstrakte Mittel-Zweck-Relation (Vermeidung, Attacke)

Verhaltenstaktik: konkrete Verhaltensweise, die einer Verhaltensstrategie untergeordnet sein kann (z.B. Entscheidung des Bundestages macht mich ärgerlich und wütend, weshalb meine Verhaltensstrategie Attacke sein könnte. Meine Verhaltenstaktik kann trotzdem noch erheblich variieren, da ich nun friedlich demonstrieren kann, aber auch selbstjustizartig versuchen kann Entscheidungen nicht in meinen Lebensbereich eindringen zu lassen

5. Welche Muskelpartien des Gesichts sind für einen mimischen Ausdruck von Freude, Ärger, und Ekel besonders wichtig?

Ärger: Augenbrauenrunzler (Musculus corragutor supercilii),

Ekel: Oberlippenheber (Musculus levator labii)

Freude: großer Jochbeinmuskel (Musculus zygomaticus major)

6. Was ist das EmFACS?

FACS: =Facial Action Coding System: ausgeklügeltes Codiersystem der Gesichtsmimik (von Paul Ekman), kann 44 Bewegungseinheiten erkennen

EmFACS: =emotional facial action coding system: Lexikon bestimmter Emotionskategorien, denen die Bewegungseinheiten zugeordnet werden

7. Diskutieren Sie die Aussage, dass das emotionale Empfinden ein Epiphänomen von Aktivitäten auf anderen Verhaltensebenen ist.

Wegen Problemen bei der Messung von emotionalem Empfinden, aber dem gesicherten Einfluss von Kognitionen, Motivationen und Expressionen darauf kann

  • Emotionales Gefühl als eigene Komponente betrachtet werden, da sie das momentane Erleben maßgeblich durch Kognitionen, Motivationen und körperliche Expression beeinflusst

- Oder als Epiphänomen: = integrative Wahrnehmung von Aktivitäten auf anderen Verhaltensebenen

8. Was sind Mischtheorien und Prototypen-Theorien von emotionalen Empfindungen?

Mischtheorien: aus Vermischung von primären Emotionen ergeben sich komplexe sekundäre Emotionen (z.B. Liebe als Mischung zwischen Freude und Akzeptanz)

Prototypische Zustände: Basisemotionen werden als prototypische Zustände, um die sich ähnliche emotionale Zustände herum gruppieren gesehen (z.B. Freude ist eine Familie von emotionalen Zuständen, die Erheiterung, Erleichterung, Genugtuung, Zufriedenheit und Stolz mit einschließt), Basisemotion (Freude) wird je nach Situation unterschiedlich benannt (z.B. Stolz ist Freude über vollbrachte Leistung)

Was ist der Unterschied zwischen einer bivariaten und einer bipolaren Repräsentation von Valenz? Warum könnte diese Unterscheidung wichtig sein?

 

Bivariate Repräsentation: positive und negative Affekte sind voneinander unabhängige Dimensionen und können gleichzeitig auftreten

Bipolare Dimension: Affekte abhängig; zunehmende Positivität führt zu verringerte Negativität und umgekehrt

10. Erläutern Sie eine modale Strukturbeschreibung von Emotionen. Worin grenzt sich dieser Ansatz von diskreten und dimensionalen Ansätzen ab?

Diskreter Ansatz: suche nach primären Emotionen, aus deren Vermischung der Kombination zusätzliche Emotionen abgeleitet werden

  • Annahme: begrenzte Anzahl von Basis- oder primären Emotionen, die klar voneinander abgrenzbar sind und bei allen Menschen auftreten
  • Angeboren, bei allen Menschen vorhanden, unverwechselbarer Ausdruck im Verhalten, distinkte physiologische Veränderung, kohärentes Reaktionsmuster, automatisch ausgelöst
  • Angst/Furcht, Ärger, Traurigkeit und Freude
  • Primär, da sie grundlegend für alle emotionale Emfpindungen sind

Dimensionale Ansatz: Suche nach primären Dimensionen des emotionalen Erlebens, auf denen sich alle emotionalen Zustände verorten lassen

  • Lust/Unlust (Valenz), Erregung/Beruhigung (Aktivierung) und Spannung/Lösung (Erwartungshaltung)

Modaler Ansatz: Mittelweg zwischen diskreten und dimensionalen Ansätzen

  • Kognitive Situationseinschätzungen erzeugen fortlaufend Veränderungen in den emotionalen Reaktionssystemen
  • Gegensatz zu diskreten Modellen: keine limitierte Anzahl von angeborenen Basisemotionen, theoretisch unendlich viele Emotionszustände
  • Immer wieder ähnliche Herausforderungen für Organismus à ähnliche Situationsbewertungen à ähnliche Veränderung der Emotionen
    • Zusammenfassung dieser Reaktionsmuster mit Labels (wie Angst, Ärger, Freude)
    • Gegensatz zu diskreten Modellen: limitierte Anzahl an Emotionsmodulen ist nicht biologisch bedingt, sondern durch sprachliche Kategorisierungsprozesse erklärbar

Welche Funktionen werden Emotionen allgemein zugeschrieben?

  • adaptive Reaktion auf eine persönlich bedeutsame Herausforderung in der Umwelt
  • informative, handlungsvorbereitende und sozial-kommunikative Funktion

. Welche informativen Funktionen haben Emotionen? Ordnen Sie diese Funktionen unterschiedlichen Stufen der Informationsverarbeitung zu.

informative Funktion: Emotionen informieren die Person über bedeutsame Ereignisse und Veränderungen in der Umwelt:

  • Relevanzdetektoren: lenken Aufmerksamkeit auf Chancen und Risiken der Umwelt (Orientierung, Gedächtnis)
  • Überwachungssysteme: melden Fortschritte und Rückschläge in der Zielverfolgung
  • Feedbacksysteme: informieren über Folgen von Entscheidungen und Handlungen

 

Was ist eine visuelle Suchaufgabe und welche emotionalen Prozesse können mit dieser Aufgabe untersucht werden?

Ein bestimmter Reiz muss unter anderen gesucht werden (z.B. unter 9 Bildern eines mit bestimmten Merkmalen), damit kann die automatische Aufmerksamkeitsausrichtung auf emotionale Reize untersucht werden: z.B. unter Pilzen (neutrale Reize) und Spinnen (als Bedrohungsreize) à Ablösung von Spinnen deutlich schwerer als von Pilzen = Effekt einer emotionalen Aufmerksamkeitslenkung

14. Was ist eine sog. „Blitzlichterinnerung“? Wie lassen sich Blitzlichterinnerungen mit Beobachtungen eines „Tunnelgedächtnisses“ für emotionale Inhalte in Einklang bringen.

=flashbulb memory: plötzlich auftretende Erinnerung an traumatische Erlebnisse

Tunnelgedächtnis: Fokus auf zentrale Inhalte auf Kosten von peripheren Details einer Erinnerung

Es bleiben Begleitumstände dieser emotionalen Erlebnisse besonders lebhaft und detailgetreu im Gedächtnis (=Tunnelgedächtnis)

Details können gedächtnisrelevant werden, wenn sie inhaltlich in Zusammenhang mit Zentralem stehen oder sie persönlich bedeutsam für Ziele und Bedürfnisse sind

15. Welche Entscheidungs-/Verarbeitungsstrategien werden von positiven Affekten und welche Strategien von negativen Affekten begünstigt?

Positive Emotionen à flexible, heuristische und weite Informationsverarbeitung

Negative Emotionen à systematische, detaillierte und fokussierte Verarbeitung

16. Welche Funktionen schreibt die broaden-and-built theory von Frederickson (2001) positiven Emotionen zu?

Positive Emotionen fördern Aufbau und Erweiterung von Fertigkeiten und (soziale, physische, intellektuelle) Ressourcen

18. Welche Schlüsselstellen in der Zielverfolgung lösen nach Oatley und Johnston-Laird (1987) Emotionen aus? Welche Funktion haben diese Emotionen für die Zielverfolgung?

Serielle Informationsverarbeitung wird unterbrochen sobald ein drängendes Problem oder eine günstige Gelegenheit auftreten à weisen kognitives System auf die veränderte Situation hin

  • Emotionales System drängt das kognitive System auf eine Überführung (Transition) des aktuellen Zustands in einen neuen Zustand, der den Bedürfnissen der Person entspricht

Schlüsselstellen:

  • Freude -> Erreichung eines Etappenziels
  • Traurigkeit -> Scheitern eines Planes oder Unerreichbarkeit eines aktiven Ziels
  • Angst -> bedrohtes Selbsterhaltungsziel
  • Ärger -> Frustration eines aktiven Ziels
  • Ekel -> Verletzung eines Geschmacksziels

17. Beschreiben Sie den „feelings-as-information“ Ansatz und eine passende Studie. Wann vertrauen Menschen besonders auf ihr „Bauchgefühl“?

Menschen nutzen momentane Gefühle als Entscheidungshilfen für Werturteile und Unsicherheit

Studie: Personen wurden nach Lebenszufriedenheit an sonnigen und regnerischen Tagen befragt, an sonnigen Tagen (gute Stimmung) à hohe Zufriedenheit, an regnerischen Tagen (schlechte Stimmung) à niedrigere Lebenszufriedenheit

Menschen vertrauen besonders auf ihr Bauchgefühl, wenn bei der Entscheidung wenig auf dem Spiel steht, kognitive Ressourcen knapp sind und/oder keine zuverlässige Entscheidungshilfe zur Hand ist

 

19. Was ist die Lamarck’sche Hypothese von emotionalen Verhaltensweisen? Wie lassen sich emotionale Verhaltensneigungen evolutionstheoretisch erklären?

= bewährte emotionale Verhaltensgewohnheiten werden an die nächste Generation vererbt

Es werden nur Verhaltensdispositionen vererbt (Verhaltensdispositionen sind breite motivationale Zustände (Flucht, Aggression,…))

20. Was verstand McDougall unter „emotionalen Instinkten“?

Emotionale Instinkte umfassen bestimmte Motivationen, Kognitionen und Gefühle (z.B. Fluchtinstinkt à Gefühle der Furcht und Tendenz zu fliehen)

Motivationaler Antrieb und begleitendes Gefühl sind angeboren, spezifische Verhaltensweisen von Lernerfahrungen abhängig

21. Was ist der Unterschied zwischen einem „Fluchtinstinkt“ und einer emotionalen Handlungsbereitschaft zur Flucht? Warum hat sich letztere Vorstellung gegen die Idee einer instinktgetriebenen Reaktion in der Wissenschaft durchgesetzt? 2

Fluchtinstinkt = Gefühl der Furcht und Tendenz zu fliehen (bzw. erweitert: Fight-Flight-Freeze System)

Emotionale Handlungsbereitschaft: abstrakte Mittel-Zweck-Relationen, die spezifische Verhaltensimpulse, generelle Motivationen der Annäherungen und Vermeidung sowie unspezifische Erregungszustände, umfassen können (auch Abwesenheit eines motivationalen Impulses)

Integration verschiedener Verhaltensweisen möglich

22. Was sind appetitive und aversive Motivationssysteme? Mit welchem Untersuchungsaufbau können diese Systeme untersucht werden?

  • Es sind solche, die dafür sorgen, dass wir Situationen, die wahrscheinlich positive Emotionen auslösen, aufsuchen, während wir Situationen, die wahrscheinlich negative Emotionen auslösen, eher meiden.
  • Der Lidschlagreflex wurde untersucht. Manipuliert durch einen Schreckreiz wurde er ausgelöst bei positiv vs. neutral vs. negativ erregenden Bildern. Bei positiven fand man den Reflex deutlich abgeschwächt im Vergleich zu negativ

23. Erläutern Sie die Bedeutung des sozialen Kontexts für den Ausdruck von Emotionen am Beispiel der Studie von Kraut & Johnston (1979). Warum sprechen die Ergebnisse dieser Studie gegen die Annahme, dass Lächeln eine Emotion „ausdrückt“?

Emotionen werden sehr häufig im sozialen Kontext gezeigt

Ausdruck von Bowlern nach einem geglückten/missglückten Bowling Wurf, Zuschauerreaktion bei einem Hockey Match,… à Menschen lächeln häufig dann, wenn sie mit anderen Personen interagieren (z.B. Bowling Spieler nur, wenn er sich zu Mitspielern umdreht und nicht, wenn er mit dem Rücken zu ihnen steht), das Ergebnis scheint keine Rolle zu spielen à nicht Ausdruck einer inneren Befindlichkeit, sondern eher sozialer Zweck (z.B. Begrüßung, Auflockerung von Beziehungen)

24. Welche Hauptfunktionen haben Emotionen in sozialen Beziehungen? Beschreiben Sie jede Funktion mit einem Beispiel.

  • soziales Signal für emotionale Befindlichkeit (so fühle ich mich), Verhaltensabsicht (das werde ich tun) und Verhaltensaufforderung (Ich will nicht, dass du das tust)
  • Ausdrucksregeln befolgen (z.B. über ein Geschenk freuen
  • Helfen Kontakt mit anderen Personen aufzunehmen und bestehende Beziehungen zu verstärken (z.B. erster Arbeitstag: man begrüßt Kollegen lächelnd, um guten Eindruck zu machen)
  • Können dazu beitragen eine soziale Position relativ zu anderen einzunehmen und abzusichern (z.B. in einer Beziehung Eifersucht zeigen, um zu zeigen, dass ich für die Beziehung kämpfe)
  • Intra- und interpersonale Funktion: Emotionen informieren die Person über Ereignisse in der Umwelt, die für sie persönlich bedeutsam sind (regulieren soziale Interaktionen) à sind funktional (aber nicht immer vorteilhaft, z.B. Angst vor dem Zahnarzt)

25. Welche (neuronalen) Schaltwege sind nach Papez (1937) grundlegend für die Emotionsentstehung?

Sensorische Information wird im Thalamus in zwei neuronale Bahnen aufgeteilt:

  • Gedankenpfad, der zum sensorischen Cortex führt und für Wahrnehmung, Kognition und Gedächtnisprozesse zuständig ist
  • Gefühlspfad, der direkt zum Hypothalamus führt

Emotionen entstehen aus der Integration der Informationen aus beiden Pfaden im cingulären Cortex

26. Beschreiben Sie die Theorie eines „dreeinigen Gehirns“ von Paul MacLean (1949). Warum ist diese Dreiteilung in der modernen Emotionspsychologie nur mehr von marginalem Interesse?

Laut seiner Theorie eines „dreieinigen Gehirns“ besteht das menschliche Gehirn aus drei

interagierenden Systemen:

1. dem evolutionär alten Reptiliengehirn (den Basalganglien) als Sitz primitiver Triebe und Emotionen wie Aggression und Furcht,

2. dem limbischen System (bestehend aus Amygdala, präfrontalem Cortex, Hypothalamus, Thalamus, Hippocampus und cingulärem Cortex) als Sitz komplexer Emotionen,

3. dem neomammalischen Gehirn (Neocortex), das emotionale Reaktionen über Kognitionen beeinflusst und kontrolliert.

Emotionen entstehen durch die Integration von sensorischer Information bezüglich der Außenwelt mit Information über den Körper im limbischen System

Aber geringe empirische Evidenz: Funktionen der Strukturen falsch

 

 

27. Welche Funktion haben die Amygdala bei der Verarbeitung von emotionalen Reizen und beim emotionalen Lernen?

  • Decodierung von emotional relevanter Information (schnelle Verarbeitung und prioritäre Verarbeitung)
  • Assoziative emotionale Lernprozesse (z.B. Furchtkonditionierung bei Personen mit Läsionen der Amygdala schwer)
  • Konsolidierung von emotionalen Gedächtnisinhalten
  • Beteiligt an der Verarbeitung aller emotionaler Reize (auch unter der Wahrnehmungsschwelle präsentierte)

28. Erläutern Sie das Zwei-Wege Modell der Furchtkonditionierung von Joseph LeDoux. 

Lernprozesse über zwei Bahnen:

  1. Direkte Verbindung Thalamus – Amygdala (low road) für schnelle Auslösung einer Furchtreaktion (nur grobe Information)
  2. Längere Verbindung Thalamus – sensorischer Cortex – Amygdala (high road), langsamer, aber gründliche Reizverarbeitung

 

 

29. Welche Einfluss hat der präfrontale Kortex auf die Entstehung und Regulation von Emotionen.

  • Lernen des emotionellen und motivationalen Werts eines Stimulus (v.a. OFC = orbitofrontaler Cortex)
  • Repräsentation von Assoziationen zwischen sekundären und primären Verstärkern und flexible Reaktion auf Änderung dieser
  • Integration körperlicher Signale von emotionalen Handlungskonsequenzen und Nutzung dieser für Entscheidungsfindung

30. An welchen emotionalen Vorgängen ist der anteriore cinguläre Cortex beteiligt?

  • Wichtigstes Integrationszentrum von visceralen, emotionalen und kognitiven Informationen
  • Schaltstelle für die Emotionsregulation und für andere Formen einer Top-down-Regulation
  • Registriert Konflikte zwischen aktuellen und intendierten Zuständen und leitet Korrekturen ein
  • In Schmerzwahrnehmung involviert (auch soziale Schmerzen), Mitleid und Empathievermögen

31. Welche emotionalen Funktionen werden der Insula zugeschrieben?

Repräsentation körperlicher Zustände im Gehirn, an vielen emotionalen Vorgängen beteiligt (z.B. Emotionserkennung, Empathie, Risikoentscheidungen)

32. Was behauptet die Theorie der somatischen Marker von Antonio Damasio? Erläutern Sie dazu die Studie von Bechara et al. (1994).

Assoziationen zwischen Verhaltensentscheidungen und ihren emotional-somatischen Folgen (z.B. feuchte Hände, hoher Puls) werden in Entscheidungssituationen automatisch gebildet

Steht ein Verhalten später erneut zur Auswahl wir die assoziierte emotionale Konsequenz automatisch reaktiviert und die Verhaltensoption wird auf diese Weise emotional markiert

Studie: gesunde VP und VP mit Läsionen des OFC spielten Kartenspiel: „guter Stapel“ bringt langfristig Gewinn (kurzfristig nur kleinen Gewinn), „schlechter Stapel“ bringt hohe Gewinne und Verluste und langfristig Verlust, Ergebnis: gesunde VP lernen schnell von gutem Stapel zu ziehen (+ hohe HLF bei schlechtem Stapel), läsionierte Spieler ziehen weiterhin von schlechtem Stapel ohne HLF Erhöhung (=intuitives Bauchgefühl = somatischer Marker)

33. Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen einer Reaktionsspezifität im vegetativen Nervensystem und der Idee einer Ressourcenmobilisierung. Wie lässt sich dieser Zusammenhang funktional erklären?

Reaktionsspezifität:

Ressourcenmobilisierung: Sympathikus bereitet einen auf Aktivitäten vor (z.B. durch steigende Herzrate), Parasympathikus konserviert Energie und fördert Ruhe

Laut bestimmter Theorien sollte man anhand der autonomen Reaktionen erkennen können, welche Emotion gerade verspürt wird (Reaktionsspezifität), dies wurde aber nur teilweise gefunden

Je nach Reaktionsoptionen (Spezifität) stellt das autonome Nervensystem in Form der beiden Zweige die Voraussetzung dafür zur Verfügung, indem sie Herzrate, Atemfrequenz,… beschleunigen/verlangsamen

Auf funktioneller Ebene entspricht die Reaktionsspezifität den Anforderungen der Situation

34. Erläutern Sie die Cannon-Bard Theorie der Emotionsentstehung. Welche Rolle spielen körperliche Erregungszustände für das emotionale Erleben laut dieser Theorie?

Emotionen entstehen im Gehirn und körperliche Veränderungen beeinflussen nur die Intensität und nicht die Qualität des emotionalen Erlebens

Weiterleitung sensorischer Signale vom Thalamus gleichzeitig an Cortex zur emotionalen Interpretation und Hypothalamus zur Stimulierung des vegetativen Nervensystems

Weil sie simultan auftreten, kann keines der beiden Signale das andere beeinflussen

 

35. Welche Vorgänge lösen eine Kampf-oder-Flucht Reaktion aus? Nennen Sie körperliche Veränderungen, die für eine Kampf-oder-Flucht Reaktion charakteristisch sind.

Versetzen Körper in Fluchtbereitschaft, Alarmsignal aus dem Gehirn setzt Stresshormone frei, stellen über sympathisches Nervensystem und den Blutstrom den Körper auf eine Notfallreaktion ein:  Erhöhte Herz- und Atemfrequenz, Muskelspannung steigt, Skelettmuskeln werden besser durchblutet

36. Erläutern Sie den themenbasierten Appraisal-Ansatz von Richard Lazarus (1991).

Appraisal = subjektive Einschätzung einer Situation in Hinblick auf Werte, Ziele und Wünsche

  • limitierte Anzahl fundamentaler relationaler Themen im Appraisal Prozess (=Bewertungsprozess), die bestimmte Emotionen generieren. Daher gleicht er diskreten Emotionsmodellen: Emotion à relationales Thema, Bsp. Siehe Tabelle
  • Ärger - Beleidigung oder Angriff gegen mich
  • Angst - unbestimmte existenzielle Bedrohung
  • Freude - Gutes Vorankommen bei der Realisierung von Zielen
  • Traurigkeit - ein unwiederbringlicher Verlust

37. Wie kann man erklären, dass Personen mit semantischer Demenz keine Emotionen erkennen können? Beschreiben Sie dazu das Experiment von Lindquist et al. (2014).

Welche Emotionen wir fühlen und bei anderen wahrnehmen, hängt von den zu diesem Zeitpunkt verfügbaren interpretativen Schemata ab, die kognitiv verfügbar sind

  • individuelle Unterschiede im Wissen über Emotionen beeinflussen das emotionale Erleben einer Situation
    • Personen, die kein passendes Emotionskonzept zur Verfügung haben, können auch keine diskreten Emotionen empfinden und wahrnehmen
  • semantische Demenz (=neurodegenerative Erkrankung): Personen sind stark beeinträchtigt im Abruf von kategorialem Wissen aus dem semantischen Gedächtnis
    • Hypothese: Wahrnehmung von Rohgefühlen unbeeinträchtigt, aber Schwierigkeiten bei Kategorisierung eines affektiven Rohgefühles
    • Studie: Patienten und Kontrollgruppe sollten Bilder von sechs diskreten emotionalen Gesichtsausdrücken in Stapel sortieren à Kontrollgruppe bevorzugt Ausdruck einer diskreten Emotion als Sortierregel, Patienten sortierten in zwei Stapel: positive – negative Expression à können Valenzunterscheidung vornehmen (Rohgefühl erkannt), aber nicht die Nuancen (Kategorisierung) erkennen

38. Was ist unter einer Regulation von Emotionen zu verstehen?

Emotionsregulation bezeichnet alle Wege und Mittel, die Personen gebrauchen um Einfluss darauf zu nehmen, wann sie Emotionen verspüren, welche sie verspüren und wie sie sie erleben und ausdrücken.

39. Welche Antriebe/Gründe gibt es für eine Emotionsregulation?

  • hedonistische Motivation: Maximierung von Lust (positive Emotionen) und Vermeidung von Unlust (negative Emotionen)
  • funktionale Motivation: Emotion, die zur aktuellen Handlungsanforderung passt (z.B. Lächeln zur Begrüßung)
  • prosoziale Motive (andere nicht verletzen)
  • Selbstschutz (Distanzierung von Themen, kognitive Umdeutung,…)
  • Eindrucksmanagement (impression management), z.B. gute Laune vorspielen, damit andere einen guten Eindruck von einem haben

40. Erklären Sie an einem praktischen Beispiel grundlegende Strategien der Emotionsregulation. Welche Strategien setzen an den Bedingungen vor der Emotionsentstehung und welche Strategien an den Bedingungen nach der Emotionsentstehung an?

Antezedensfokussierte Emotionsregulation:

  • Situationsauswahl: Auftreten von bestimmten Emotionen beeinfluss, indem emotionsauslösende Situation aufgesucht/vermieden wird (z.B. Krankheit vortäuschen, um Referat nicht halten zu müssen)
  • Situationsmodifikation: emotionale Situationen aktiv verändern, damit sie den eigenen Wünschen/Bedürfnissen entsprechen (z.B. Referatsthema wählen, das einem liegt)
  • Aufmerksamkeitskontrolle: emotionale Reaktionen verstärken, indem Aufmerksamkeit auf emotionale Aspekte gerichtet wird (Konzentration) oder schwächen, indem Aufmerksamkeit auf nichtemotionale Aspekte oder irrelevante Reize gelenkt wird (Ablenkung) (z.B. Blickkontakt mit Dozent vermeiden)

Reaktionsfokussierte Emotionsregulation

  • Kognitive Umbewertung (reappraisal): Neubewertung, günstige Attribution, Verdrängung, Leugnung, Intellektualisierung (z.B. Bewusstmachen, dass Referat nur Teilbewertung der Gesamtnote ist)
  •  Reaktionskontrolle: emotionale Reaktionen willentlich verstärken oder unterdrücken (z.B. Angstminderung durch Hinsetzen oder Beruhigungsmittel)