ANHÖRUNG DES KINDES

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ANHÖRUNG DES KINDES


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Flashcards 41
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 07.02.2020 / 06.10.2023
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KINDESWOHL

„best interest of the child“

Gemäss UNO-Kinderrechtsdeklaration gilt das Kindeswohl dann als gewahrt, wenn sich ein Kind "...gesund und natürlich in Freiheit und Würde körperlich, geistig, moralisch, seelisch und sozial" entwickelnkann.

"[...] günstige Relation zwischen seiner Bedürfnislage und seinen Lebensbedingungen"

PSYCHOSOZIALE GRUNDBEDÜRFNISSE

1. Bedürfnis nach Liebe und beständigen Beziehungen

2. Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und Sicherheitund Regulation

3. Bedürfnis nach Erfahrungen, die auf individuelle Unterschiede zugeschnitten sind

4. Bedürfnis nach neuen entwicklungsgerechten Erfahrungen

5. Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen (Regeln)

6. Bedürfnis nach stabilen und unterstützenden Gemeinschaften

7. Bedürfnis nach einer sicheren Zukunft

Vom Kind zum Erwachsenen (Phasen)

Säugling: 1 Jahr

Kleinkind: 5 Jahre

Kindesalter: 11 Jahre

Jugendalter: frühe 11 Jahre, mittlere 18, späte 25 (Adoleszenz)

WAS HILFT, DIE VERÄNDERUNGEN ZU BEWÄLTIGEN?

Kompetenzen

▪ Umgang mit Emotionen

▪ Selbstständigkeit

▪ Problemen angehen und lösen können

▪ Kommunikationsfertigkeiten (zuhören, reden, sich äussern dürfen, für sich einstehen können)

➢ Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein

➢ Positive Erfahrungen!

WIE LERNEN KINDER UND JUGENDLICHE?

  • Individuelle Anlage und Fähigkeit
  • Soziales Umfeld: Feunde Schule
  • Erfahrungen: Erfolge und Misserfolge
  • Familie

WIE WIRD ENTWICKLUNG ERMÖGLICHT?

  • Endogene Faktoren (Anlage)
  • Autogene Faktoren (eigener Wille)
  • Exogene Faktoren (Umwelt)

RISIKOFAKTOREN: zur Entwicklung von kindlichem Problemverhalten und emotionalen Störungen

Faktorenbeim Kind (genetischeund biologische Faktoren)

• Temperament

• Geschlecht

• Lernschwierigkeiten/ Wahrnehmungsstörungen

Soziale Faktoren und Umwelteinflüsse

•Niedriger sozioökonomischer Status, Arbeitslosigkeit, beengte Wohnverhältnisse

• Limitierte soziale Unterstützung

• Schule

• Freunde, Medien

Familiäre Faktoren:

• PsychischeStörungender Bezugsperson/en

• Konflikteder Eltern

• Mangel an Erziehungskompetenzen

- Inkonsistente Erziehung

- Gewalt/ Strafen

• Fehlen einer warmen, emfpänglichen Bindung

Familiäre Einflüsse auf das Befinden des Kindes

  • Bindung
  • Erziehung
  • Elterliche Konflikte

ZUSAMMENHANG RISIKOFAKTOREN UND ERZIEHUNGSVERHALTEN

▪ Partnerschaftskonflikte

▪ Elterliches Befinden

▪ Stress

▪ Mangel an sozialer Unterstützung

▪ Mangel an finanziellen Ressourcen

▪ Suchtmittel

ERZIEHUNGSVERHALTEN UND ENTWICKLUNG DES KINDES

o Positives emotionales Klima in der Familie

o Offener Umgang mit eigenem Emotionsausdruck

o Gespräche über Gefühle

o Angemessener Umgang mit den Gefühlen des Kindes

o Unterstützung des Kindes bei der Regulation von Emotionen

Positive Erziehung

  • Wertschätzung, Unterstützung, Zuneigung und Liebe
  • Lenkung, Grenzsetzung, Anforderungen
  • Konsistenz und Stabilität

ProblematischeErziehung

  • Mangelnde Konsistenz eines Elternteil
  • Mangelnde Konsistenz zwischen den Eltern
  • Mangelnde emotionale Wärme/Liebe
  • Inadäquater Erziehungsstil

FOLGEN VON UNGÜNSTIGEN ERFAHRUNGEN IM ELTERNHAUS

Psychische Störungen

•Angststörungen

•Depression, Suizidversuche oder –gedanken

•Selbstverletzendes Verhalten

•Störungen der Impulskontrolle

•Persönlichkeitsstörungen: BorderlinePersönlichkeiten

•antisoziales, delinquentes, kriminelles Verhalten

•Bindungsprobleme

Kompetenzdefizite:

•Emotionsregulation

•Sozialkompetenz

•Adäquate Problemlösekompetenzen

•Stressbewältigungskompetenzen

Lernstörungen

Psychosomatische Störungen

DEFINITION „KINDESWILLE“

Unter Kindeswille wird die altersgemäss stabileund autonome Ausrichtungdes Kindes auf erstrebte, persönlich bedeutsame Zielzustände verstanden.

Bei der kindlichen Willensbildung handelt es sich umeinen meist langanhaltenden, oft sogar dauerhaften Prozess, der vielfältigen Änderungen unterworfen sein kann.

STADIEN DER WILLENSBILDUNG

Präintentionale Phase:

Woher des Willens:Bedürfnisse, Triebe, Wünsche, Motivationen, Neid, Instinkt oder Anreiz

Intentionale Phase:

Wohin des Willens:

◼Zielintentionen

◼Mittelintentionen

 

DIMENSIONEN DES KINDESWILLENS

  • ZIelortientierung
  • Autonomie
  • Stabilität
  • Intensität

WILLENSBILDUNG UND ENTSCHEIDUNGSFINDUNG; Voraussetzungen für Entscheidungsfindung

Willensbildung nicht = Entscheidungsfindung

Voraussetzungen für Entscheidungsfindung

▪Problem verstehen

▪Fähigkeit,

▪Risiken und Vorteile zu erkennen

▪Alternativen zu vergleichen

▪kurz-und langfristige Folgen zu bedenken

▪Ambivalenzen ertragen

HERAUSFORDERUNG bei Willensbildung

▪Aufschub von aktuellen Bedürfnissen

▪Vorstellung von künftigen Bedürfnissen

▪Zuordnung von Motiven und Bedürfnissen

▪Ordnen in eine zeitliche Abfolge

VORAUSSETZUNGEN FÜR AUTONOME ENTSCHEIDUNGSBILDUNG

kognitiven Fähigkeiten

-Wahrnehmung-Gedächtnis-Denken (konkret, abstrakt, formal)

emotionale Fähigkeiten

▪eigene Gefühle wahrzunehmen

▪interpretieren Emotionsregulation,

▪kommunikative Fähigkeiten

▪Ausdrücken von eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Meinungen

▪Anhören von anderen Meinungen Kompromisse finden

Fähigkeiten der Umsetzung im Alltag

▪Problemlösung,

▪Umgang mit Stress.

Wille des 3-4 jährigen Kindes

Sozialkognitive Voraussetzungen

•Erwerb der Konzepte:

•„Absicht“•„Überzeugung“

•Perspektivenübernahme

•Vorhersage v. emot. Reakt

•Fähigkeit zur Täuschung

Rahmenkompetenzen

•Autobiograph. Gedächtnis

•Reflektion üb. Zeitspannen

•logisch-kausales Denken

Entscheidungen treffen; Kinder von 6-13 Jahre

Sind„...von ihrem kognitiv-interaktionalen und emotionalen Entwicklungsstand her in der Lage, eigenständige Positionen einzunehmen und kritische, auch von der Erwachsenenperspektive abweichende Meinungen und Sichtweisen über die Beratung, deren Verlauf, Arbeitsweisen und Ergebnisse zu äussern“

ab Alter von 14 Jahren

nicht mehr unterscheidbar, ob die Antworten von einer erwachsenen Person oder einem Minderjährigen gegeben werden.

EINFLUSSFAKTOREN: KIND

▪Alter (kognitive Reife, emotionaler Entwicklungsstand)

▪Besonders gefährdet: Prä-Adoleszente sowie Adoleszente Kinder

▪Kinder mit emotionaler Instabilität

▪Geschlecht

NEUE PSYCHOLOGISCHE DEFINITION VON FAMILIE II

Familien zeichnen sich durch zwei wesentliche Merkmale aus:

o das subjektive Erleben von Nähe und Verbundenheit,

o biologische bzw. soziale Elternschaft und die Sorge für die nachfolgende Generation

 

PHASEN DER SCHEIDUNG

Phase I Ambivalenzphase; Phase der Unentschiedenheit

Phase II Trennungsphase

Phase III Phase der Anpassung an die Trennung

Phase IV Nachscheidungsphase; Phase der Neudefinition und psychischen Trennung

1.PHASE: AMBIVALENZPHASE

▪Paare erwägen Trennung,

▪Suche nach Lösungen der Konflikte wechseln mit Anläufen zur Initiierung der Trennung

▪Vor-und Nachteile werden abgewogen

▪Besonders belastende Phase, da grosse innere Konfliktspannung

▪Interaktion zwischen Partnern: oft fordernd, anklagend, abwägend, kritisch, oft gekoppelt mit Enttäuschung

=> Bedürfnisse der Kinder können oft zu wenig wahrgenommen werden

2. TRENNUNGSPHASE

Start: Einleitung der Trennung

▪Hohe äussere und innere Anpassungsleistungen sind gefordert

▪Verstärkung der aggressiven Konflikte

▪Zerstörung der aufgebauten Gemeinsamkeiten

▪Gleichzeitig auch Zerstörung von Anteilen der eigenen Identität, „Teilselbstzerstörungen“ und „Kampf ums Überleben“

▪Trotz starker emotionale Betroffenheit müssen finanzielle, rechtliche und räumliche Fragen geklärt werden

=> Erzieherische Zuständigkeitist nicht klar geregelt, die Verfügbarkeit der Eltern ist stark eingeschränkt, obwohl Kind Unterstützung und Halt braucht

3. PHASE: PHASE DER ANPASSUNG AN DIE TRENNUNG

Beginnt mit der juristischen Trennung Dauer: Ca. 2 Jahre

▪Geprägt von Trauer, Abschied und Neuorientierung

▪Organisation und Funktionsweise der Familie muss neu geregelt und gelebt werden

▪Es kommt zu einer allmählichen Stabilisierung innerer und äusserer Lebensverhältnisse

▪Es werden neue Lebensstile und Kontakte entwickelt

4. PHASE: NACHSCHEIDUNGSPHASE

Dauert oft mehrere Jahre

▪Psychische Verarbeitung der Trennung und innere Akzeptanz

▪Phase des persönlichen Wachstums

▪Endgültige Umwandlung der Familie in neue Lebensform (neue Ziele, Perspektiven, evt. neue Partner...)

DER ENTFREMDUNGSPROZESS

Ein Entfremdungsprozess entsteht

=> wenn Kind die Ambivalenzfähigkeit noch ungenügend ist, um den Loyalitätskonflikt zu ertragen

Zu wem wendet sich das Kind? => Zu dem Elternteil mit grösserer Abhängigkeit

PARTIZIPATION: BEGRIFF

▪Der Begriff „Partizipation“ stammt vom Lateinischen ab und bedeutet wörtlich übersetzt „Teilhabe“.

▪Partizipation = Beteiligung / Mitwirkung an für die betreffenden Personen bedeutsamen Entscheidungen

▪Partizipation kann im heutigen Sprachgebrauch sowohl Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitsprache, Mitwirkung, Einflussnahme wie auch Einbezug bedeuten

Stufen der Beteiligung

Autonomie:

  • Selbstverwaltung
  • Selbstbestimmung

echte Partizipation

  • Mitbestimmung
  • Mitwirkung

Zugewiesen / informiert

Nichtbeteiligung/Scheinbeteiligung

  • Alibi-Teilnahme
  • Dekoration
  • Fremdbestimmung

POSITIVE AUSWIRKUNGEN DER PARTZIPATION

▪Ki& Ju: zufriedener mit den entschlossenen und durchgeführten Massnahmen

▪die Zufriedenheit mit der Behandlung kann erhöht werden.ROSENETAL, 1994

▪die Platzierungen können stabiler verlaufen LINDSAY, 1995

▪das Interesse der Kinder und Jugendlichen kann steigern, sie sich verstärkt einzubringen, sich zu investierenTaylor et al, 1985

▪kann Eltern entlasten, da Entscheidung im Einvernehmen mit dem Kind getroffen werden kann

SELBSTWIRKSAMKEIT UND KONTROLLÜBERZEUGUNGEN

▪Erfahrungen der eigenen Wirksamkeitspielt für das Wohlbefinden, die Gesundheit und die psychische Entwicklung eine zentrale Rolle

▪Erfahrungen von Hilflosigkeit und Ohnmacht spielen beim Entstehen depressiver Erkrankungen eine ursächliche Rolle

▪Erfahrung eigener Wirksamkeit tragen wesentlich zur Stärkung der Widerstandskraft und zur Bewältigung widriger Umstände bei

WARUM WERDEN KI& JU NICHT EINBEZOGEN?

Strukturell / Institutionell

▪Fehlende klare Vorgaben

▪Aufwand

▪Komplexität des Dossiers

▪Keine Auswahlmöglichkeiten

▪Fehlende Ausbildung in der Durchführung der Anhörung

Kindsfaktoren

▪Alter

▪Unrealistische Vorstellungen der Kinder, die allenfalls enttäuscht werden

▪Fähigkeit des Kindes (kognitiv, freie Willensäusserung)

▪Überforderungdes Kindes

Familie

▪Konflikte zwischen Eltern und Kind

▪Gefährdung der Autorität des Kinds

MÖCHTEN KINDER BETEILIGT SEIN ODER ENTSCHEIDEN?

Familien im Trennungsprozess?

Medizinische Behandlungen?

Familien im Trennungsprozess

▪91% der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 6-18 Jahren möchten in den Entscheidungen der Regelungen für die Zeit nach der Trennung der Eltern involviert sein (=> insbesondere Kinder und Jugendliche, die von Gewalt, Missbrauch und hohem Konfliktniveau zwischen den Eltern betroffen waren), ▪Sie möchten jedoch nicht immer die Entscheidung treffen möchten.

Medizinische Behandlungen

Miteinbezug:

▪80% der Jugendlichen

▪50% der Kinder Entscheidung:

▪25% der Kinder/Jugendlichen

VORBEREITUNG DER ANHÖRUNG

➢Kenntnis der Vorgeschichte und des familiären Umfelds

Vorteil: -Verständnis der Problemlage,-Hilfe für gezielte Fragen

Nachteil: Vorurteile, vorgefasste Lösung

➢Gespräch mit Eltern

▪Kinder von den Eltern beschreiben lassen

▪Beziehung der Eltern zu den Kindern explorieren

▪Beziehungen der Geschwister untereinander schildern lassen

▪Wie wurden Kinder über bevorstehende Änderungen der Familiensituation informiert

▪Bisherige Regelungen –Vorstellungen für Zukunft

▪Informationen zur Anhörung des Kindes geben

➢Evt. schriftliche Einladung des Kindesv

Anhörung des Kindes: Phasen

1. Begrüssung

  1. Warming-up
  2. Ziel der Anhörung erklären
  3. Rollen klären

2. Bieziehungsaufbau

  1. Auf alltägliche Lebensbereiche des Kindes eingehen
  2. Befinden des Kindes in der aktuellen Situation (der Anhörung) klären
  3. Überleiten zur Anhörungssituation

3. Anhörungsgespräch

  1. Wohnsituation, Nachbarschaft, Peergroup, Freizeit, SchuleWohnsituation –Vater / Mutter
  2. Aktivitäten mit den Eltern, Geschwistern
  3. Emotionale Beziehung zu den Eltern/Pflegeltern, Geschwistern
  4. Erziehungsstil der Eltern/Pflegeltern
  5. Präferenzen
  6. Wunsch des Kindes mit offener Frage klären
  7. Vorstellungen zur Zukunft
  8. Ansprechen von situativen Gefühlsäusserungen

4. Abschluss des Gesprächs

▪Zusammenfassungder wesentlichen Punkte, die das Kind gesagt hat („hab ich das richtig verstanden, du möchtest...?

▪Nachfragen („Gibt es etwas, was ich vergessen habe?“ „Gibt es noch etwas, was du mir sagen möchtest?“)

▪Protokoll gemeinsam erstellen, resp. vorlesen und allenfalls Korrekturen vornehmen

▪Nochmals Verantwortlichkeit klären

▪Weiteren Ablauf erklären

▪Sich beim Kind bedanken, seine Kooperation wertschätzen, Kontaktmögllichkeiten geben für allfällige Ergänzungen oder Fragen

 

 

Chancen einer Anhörung

▪ Ernstnehmen des Kindes

▪ Entlastung des Kindes

▪ Informationen, Kontrolle

▪ Verantwortung der Eltern stärken

Mögliche Gefahren einer nicht fachgerechten Anhörung

▪ Kognitive Überforderung des Kindes

▪ Emotionale Überforderung des Kindes

▪ Verstärkung des Loyalitätskonflikts

▪ Übernahme inadäquater Verantwortung (Schuldgefühle)