Diagnostik 2

Universität Bern

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 05.02.2020 / 02.01.2024
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Grenzen der Intelligenzdiagnostik 

  • keine Prozessinforamtionen
  • Verhalten (nur) in vorgegebenen Kategorien beschrieben
  • Abhängkeit Testleistungen von Vorerfahrungen
  • nur 1 diagnostischer Bestandteil

Alfred Binet

  • erster Intelligenztest
  • Ziel: angemessene Beschulung von Kindern
  • Intelligenzalter

Alfred Binets Einfluss auf heutige Intelligenzdiagnostik

  • Konzept der Reliabilität: mehrere Items pro Test
  • Abstufung Aufgaben leicht bis schwer
  • Standardisierte Testdurchführung
  • Vergleichsnormen
  • konkretes Verhalten messen
  • Tesergebnis ist nur ein Faktor bei der Bewertung der Intelligenz

Charles Spearman: 2-Faktoren-Theorie

Hohe positive Korrelation zwischen
• Schulwissen
• «gesundem Menschenverstand»
• Sensorischer Diskrimination (welches von 2 Gewichten schwerer ist etc.)

-> es muss einen allgemeinen Faktor geben, der das Intelligenzniveau bestimmt
-> Beginn der faktorenanalytischen Tradition

Louis Thurstone: Primary Mental Abilities

• Eine Person kann in einer Fähigkeit eine hohe Ausprägung haben und in einer anderen nicht
• Mehrere Fähigkeiten sind an spezifischer Testleistung beteiligt, aber unterschiedlich stark
• Heterogenere Tests als bei Spearman
• nicht minderungskorrigierte (= geringere) Korrelationen; homogene Stichproben

kein Gesamtscore! -> Profil von Scores (9 später 7 primary abilities die durch Untertests bestimmt werden)

Raymond Cattell: Fluide & kristalline Intelligenz

  • fluide Intelligenz: Leistung in Aufgaben mit neuartigem Matrial, wenig durch Lernerfahrungen bestimmt (gf)
  • Kristalline Intelligenz: Ergebnis erworbener Lernerfahrung; Leistung in vertrauten Aufgaben; stark kulturabhängig (gc)

-> gf lädt stärker auf g, da in jüngerem Alter von höherer Bedeutung

John Carroll, John Horn & Raymond Cattell: CHC - Modell

primäre Indexwerte des WISC-V

  1. Sprachverständnis
  2. Visuelll-räumliche Verarbeitung
  3. Fluides Schlussfolgern
  4. Arbeitsgedächtnis
  5. Verarbeitungsgeschwindigkeit

Eigenschaften des WISC-V

  • mehrdimensionale Tests
  • Paper-Pencil
  • Einzeltestung
  • Sprachbasiert
  • Speed Tests und Power Tests
  • konventioneller Test

Beispiele für Intelligenztests

  • SON-R: nonverbaler Intelligenztest für Kinder
  • AID: adaptiver Intelligenztest für Kinder
  • AZUBI-TH: Intelligenztest für Erwachsene
  • PAI 30: Test der Praktischen Alltagsintelligenz

SON-R 2-8: Bewertung

  • kein spezifisches Intelligenzmodell
  • erfasst v.a. fluide Intelligenz und visuelle Verarbeitung -> kristalline Intelligenz, Gedächtnis und auditive Verarbeitung nicht erfasst
  • feinmotorische und visuelle Fähigkeiten notwendig
  • nicht unbedingt kulturfreie Messung
  • macht Kindern Spass -> Motivation

Adaptives Intelligenz-Diagnostikum AID

  • Messung möglichst verschiedener kognitiver Fähigkeiten
  • zeitsparende und an individuelle Fähigkeiten angepasste Testdurchführung (adaptives Testformat)
  • Parallelformen für wiederholte Testungen
  • prinzipiell Auswertung als Leistungsprofil, kein Gesamt- IQ vorgesehen
  • Einzeltestung

Anwendungsbereich des AID

  • klinische (kinder und Jugendliche) Abklärung, bei dnen breites Begabungsprofil gewünscht ist
  • bei wiederholter Testungen
  • bei Kindern mit Motivationsporblemen
  • Bei Diagnostik von Hochbegabung/Intelligenzminderung

Persönlichkeitsentfaltungsverfahren

  • Sceno-Test
  • Operante-Motiv-Test
  • Adult Attachment Projective Picture System

Interpretation von Persönlichkeitsentfaltungsverfahren

  • Formdeutung
  • verbal-thematisch (Geschichten zu Bildern erzählten)
  • zeichnerisch/gestalterisch (Szene mit Figuren darstellen)

Sceno-Test

  • für Kinder ab 3. Lebensjahr
  • als diagnostisches & therapeutisches Hilfsmittel in der kinderpsychologischen Praxis geeignet; nicht zur alleinigen klinischen Diagnostik
  • Ängste, Bewältigungsstrategien, Beziehungen zeigen sich in den gebauten Szenarien

Operante Motiv-Test

misst implizite (unbewusste) Motive

  • Leistungmotiv
  • Anschlussmotiv
  • Machtmotiv

4 Bilder je Motiv, für die Fragen schriftlich beantwortet werden sollen.
Die Antworten werden einer von 5 Kategorien für das jeweilige Motiv zugeordnet

5 Anschlussmotiv- Kategorien des Operanten Motiv-Tests

  1. Begegnung/Intimität
  2. Spass mit anderen/Extraversion
  3. Beziehungsprobleme meistern
  4. Nähe/Beziehung kontrollieren
  5. Alleinsein/nicht gemocht werden

Differential Item Functioning (DIF)

liegt vor, wenn bei gleicher Ausprägung eines Merkmals Personen einer Gruppe nicht die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, ein Item zu lösen (bzw. eine bestimmte Option auszuwählen) wie Personen einer anderen Gruppe

everyday cognition

Problemlösefähigkeiten, die für das alltägliche Funktionieren notwendig sind

gemessen mit Instrumental Activities of Daily Living (IADL)Aufgaben

Child Behavior Checklist 6-18 Jahre (CBCL6-18R)

• Hinweise auf psychopathologische & Verhaltensauffälligkeiten sowie Kompetenzen durch drei Perspektiven ermitteln -> Bedarf für genauere Diagnostik
• Breitbandverfahren/ Screening; Abdeckung vieler Problembereiche

Drei Versionen des CBCL6-18R

  1. CBCL (Child Behavior Checklist; 6-18 Jahre): Beurteiler sind Eltern/ Betreuungspersonen
  2. YSR (Youth Self Report; 11-18 Jahre): Selbstbericht für Jugendliche
  3. TRF (Teacher’s Report Form; 6-18 Jahre): Beurteiler ist LehrerIn

Assessment of Identity Development in Adolescence (AIDA)

• Ziel: Screening zur Früherkennung von Identitätsdiffusion bei Jugendlichen (12-18 J.)
• gestörte Identitätsentwicklung als ein Kernelement von entstehenden Persönlichkeitsstörungen (PS)

Identitätsintegration: stabile Identität - einfache Identitätskrise - Identitätsdiffusion

AIDA Hauptskala 1

Diskontinuität
Fehlende Stabilisierung der Identität

  • Fehlende Kontinuität von Eigenschaften über die Zeit
  • Fehlende Kontinuität von Beziehungen
  • Fehlende Kontinuität von Emotionen

AIDA Hauptskala 2

Inkohärenz
fehlende Konsistenz der Identität

  • Innere Gegensätzlichkeit, innere Leere
  • Stakre Beinflussbarkeit durch andere, mangelnde Affektregulierung
  • Probleme, eigene/fremde Motive und Taten zu verstehen und zu integrieren

AIDA Auswertung 4 Gruppen

  • Externalisierend
  • Populationsnorm
  • Internalisierend (Anzeichen für Depression)
  • Persönlichkeitsstörung

Levels of Personality Functioning Questionnaire (LoPF-Q 12-18)

Screening des psychologischen Funktionsniveaus & Erfassung des Risikos für Persönlichkeitsstörung (PS)

4 Dimensionen; je gesund ↔ beeinträchtigt

LoPF-Q 12-18: Aufbau

  1. Identitätsdiffusion
    - Diskontinuität
    - Inkohärenz
  2. Ineffektive Selbststeuerung/Willenspathologie
    - Mangelnde Selbstkongruenz/Selbstablehnung
    - Mangelnde Zielgerichtetheit

-> Beeinträchtige Selbstfunktion

  1. Mangelnde Empathie/Sozialverhalten
    - Beeinträchtigter Perspektivenwechsel
    - Mangelnde Prosozialität
  2. Mangelnde Nähe und Bindung
    - Mangelnde Fähigkeit, nahe Beziehungen einzugehen
    - Mangelnde Reziprozität in nahen Beziehungen/ Oberflächlichketi

-> Beeinträchtigung interpersonelle Funktionen

LoPF-Q: Auswertung

  • ängstlich-vermeidend
  • Borderline
  • dissozial/narzistisch
  • schizoid/paranoid

Persönlichkeitsstil- & Störungsinventar (PSSI)

Ziel: Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften, die nicht-pathologische Entsprechungen von Persönlichkeitsstörungen darstellen
Anwendung: klinische Praxis, Schulpsychologie, Personalauswahl & -Entwicklung, Forschung
für Jugendliche & Erwachsene (Normen für 14-82 Jahre)

Entwicklungstests

Sammlung von standardisierten Aufgaben zur Erfassung alterstypischer Fähigkeiten

  • allgemeine Entwicklungstests: alle wesentlichen Entwicklungsbereiche werden gestestet
  • spezifische Entwicklungstests: mur ein Bereich wird vertiefend getestet
  • Entwicklungsscreenings: Kurztests zur Früherkennung von möglichen Beeinträchtigungen anhand des Testens von Vorläuferfähigkeiten; einzelne, besonders trennscharfe Aufgaben werden verwendet

Prognosen durch Entwicklungstests umso genaur...

  • je jünger das Kind
  • je länger der Prognosezeitraum
  • je unauffälliger das Kind

- zuverlässige Prognose für Entwicklungsstatus bei Einschulung (mit 7) für unauffällige Kinder frühestens ab 5. Lebensjahr
- wenn zusätzlich familiäres Umfeld, medizinische Risiken, institutionelle Fördermöglichkeiten usw. berücksichtigt -> bessere Prognose möglich

Entwicklungstest für Kinder 6 Monate – 6 Jahre (ET 6-6R) 

allgemeiner Entwicklungstest

6 Bereiche:
• Körpermotorik (KM) • Handmotorik (HM) • kognitive Entwicklung (KOG) • Sprachentwicklung (SPR) • sozio-emotionale Entwicklung (wird durch Elternfragebogen erfasst)
• Untertest «Nachzeichnen» ab 3,5 Jahren (UTN)

ET 6-6R - Auswertung Grenzsteinkonzept

Grenzstein =
• Fertigkeiten, die für eine ungestörte Entwicklung zu einem bestimmten Lebensalterszeitpunkt erworben sein sollten
• Zeitpunkt, zu dem 90-95% der Kinder in einer Kultur ein definiertes Entwicklungsziel erreicht haben

Verpassen eines Grenzsteins definiert eine Entwicklungsverzögerung, auch wenn Gesamtwert in einem Bereich unauffällig

DESK 3-6

Entwicklungsscreening

Aufgaben sind in ein «Zirkusspiel» integriert
Aufgabenarten:
• Durchführungsaufgaben -> Erledigung der Aufgabe wird unmittelbar bewertet (ja; unvollständig/ unsicher; nein)
• Beobachtungsaufgaben -> Aufgaben, die im Kita-Alltag überprüft werden (z.B. mit Schere auf Linie schneiden)

DESK 3-6 Bereiche

  • Feinmotorik
  • Grobmotorik
  • Sprache/Kognition
  • Soziale Entwicklung

Stanine-Skala

Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT)

spezifischer Entwicklungstest

Ziel: differenzierte Diagnose von Schwächen des Schriftspracherwerbs (wenn bereits Hinweise auf Schwächen)
2 Teile: • Leseflüssigkeitstest und Rechtschreibtest

Parallelversionen für mehrfache Testung

SLRT-II - Leseflüssigkeit

Gemessen werden zwei Teilkomponenten der Leseleistung:
• synthetisches, lautierendes Lesen (Zusammensetzen eines Wortes aus Lauten) bei Defizit: Kind rät z.B. Wort nach dem ersten Buchstaben, kompensiert durch Kontext
• automatische, direkte Worterkennung (schneller/ automatischer Abruf von Gedächtnisrepräsentation) bei Defizit: Kind ist sehr langsam bei bekannten Wörtern, muss diese zusammenlautieren

SLRT-II - Rechtschreibung

Zwei Teilkomponenten der Rechtschreibleistung:
• Lauttreues Schreiben: Laute des gesprochenen Wortes in Buchstaben übersetzen
bei Defizit: Segmentieren des Wortes in Laute & Anordnen der Buchstaben in richtige Reihenfolge beeinträchtigt
• Orthografisch korrektes Schreiben: Abrufen der korrekten Schreibweise aus dem Gedächtnis
bei Defizit: Schreibweise & Lautwort nicht miteinander vernetzt