M5- Einführung 2

Themenliste 6: Bindung und Die Entwicklung des Selbst

Themenliste 6: Bindung und Die Entwicklung des Selbst


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Flashcards 17
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 29.01.2020 / 28.01.2023
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Bindung

Eine emotionale Beziehung zu einer bestimmten Person, die räumlich und zeitlich Bestand hat. Meistens werden Bindungen im Hinblick auf die Beziehung zwischen Kleinkindern und den jeweiligen Betreuungspersonen diskutiert; sie treten aber ebenfalls im Erwachsenenalter auf.

Bindungstheorie (John Bowlby)

Die auf John Bowlbys Arbeiten zurückgehende Theorie, welche die biologische Veranlagung von Kindern postuliert, Bindungen zu Betreuern und Bezugspersonen zu entwickeln, um die eigenen Überlebenschancen zu erhöhen

Bowlby ersetzte jedoch die psychoanalytische Ansicht vom „bedürftigen, abhängigen Kleinkind“ durch die Vorstellung eines „kompetenzmotivierten Kleinkindes“. 
 
*Sichere Basis – Bowlbys Begriff dafür, dass die Anwesenheit einer vertrauten Bindungsperson dem Säugling oder Kleinkind ein Gefühl von Sicherheit bietet, dass es ihm ermöglicht, die Umwelt zu erforschen. *Weiterhin dient die primäre Bezugsperson als sicherer Hafen, wenn sich das Kind bedroht oder unsicher fühlt, und das Kind erfährt durch die Nähe zu dieser Person Wohlbehagen und Freude. 
 
 Einfluss ethologischer Ideen (Konrad Lorenz), Bindung erhöht Überlebenschancen des Neugeborenen. angeborene Grundlage, z. b. Betrachten von Gesichtern 

Phasen der Bindung

  1. Vorphase der Bindung (Geburt bis sechs Wochen):     angeborene Signale:  schreien führt zu trösten 

2. Entstehende Bindung (sechs Wochen bis 6-8 Monate):Beginn bevorzugte Reaktion auf vertraute Personen (Lächeln, beruhigt werden, entspanntes      Verhalten).  Entwicklung der Erwartung von Fürsorge 

 

3. Ausgeprägte Bindung (6-8 Monate bis 1 ½ Jahre):     aktive Kontaktsuche zu Bezugspersonen, freudige Begrüßung, Trennungsangst

 

4. Reziproke Beziehungen (ab 1 ½ bis 2 Jahre): rapide ansteigende kognitive sprachliche Fähigkeiten,     besseres Verständnis für Gefühle, Ziele und Motive der Eltern → aktives Suchen von Nähe,     abnehmende Trennungsangst 

*Inneres Arbeitsmodell von Bindung

Die kindliche mentale Repräsentation des Selbst, der Bindungsperson(en) und der Beziehungen im Allgemeinen, die als Ergebnis der Erfahrungen mit den Bezugspersonen entstehen. Das Arbeitsmodell leitet die Interaktionen der Kinder mit den Bezugspersonen und anderen Personen in der Kindheit und später.

zwei wichtige Maße für Qualität der Bindung

1. Fähigkeit zur Nutzung der Bezugsperson als sichere Basis

 

2.  Reaktion des Kindes auf kurze Trennung und auf erneutes Zusammentreffen 

Die Messung der Bindungssicherheit im Kleinkindalter

*Fremde Situation Tes

wird in einem unvertraut im Kontext durchgeführt

→ Kind sitzt mit Bezugsperson und interessantem Spielzeug in einem Zimmer.

→ nach Eingewöhnung folgen 7 Situationen: Trennung und Rückkehr der Bezugsperson, Interaktion mit einer Fremden allein und in Anwesenheit der Bezugsperson (Sofern das Kind nicht zum beunruhigt ist)

→ Beurteilung des Verhaltens (Suche von Nähe zum Elternteil, Widerstand oder Meidung des Elternteils, Interaktion mit der fremden, Verwendung von Sprache oder Gesten) 

Sichere Bindung

 (*62% der typ. Mittelschichtkinder in USA) – Ein Bindungsmuster, bei dem Säuglinge oder Kleinkinder eine qualitativ hochwertige, relativ eindeutige Beziehung zu ihrer Bindungsperson haben. In der Fremden Situation regt sich ein sicher gebundenes Kind vielleicht auf, wenn die Bezugsperson weggeht, freut sich aber, wenn sie zurückkehrt, und erholt sich schnell von seinem Unbehagen. Wenn Kinder sicher gebunden sind, können sie ihre Bezugsperson als sichere Basis für die Erkundung ihrer Umwelt nutzen. 

*Unsichere Bindung

(24% der typ. Mittelschichtkinder in USA) – Ein Bindungsmuster, bei dem Säuglinge oder Kleinkinder eine weniger positive Beziehung zu ihrer Bindungsperson haben als sicher gebundene. Bei unsicher gebundenen Kindern lässt sich zwischen unsicher-ambivalenter, unsichervermeidender und desorganisiert-desorientierter Bindung unterscheiden.

Unsicher-ambivalente Bindung

 (*9% der typ. Mittelschichtkinder in USA) – Ein Typ unsicherer Bindung, bei dem Säuglinge klammern und nahe bei der Bezugsperson bleiben, statt ihre Umwelt zu erkunden. In der Fremden Situation werden unsicher-ambivalent gebundene Kinder häufig ängstlich, wenn die Bezugsperson sie allein im Raum lässt, und können von Fremden nicht leicht beruhigt werden. Wenn die Bezugsperson zurückkehrt, lassen sie sich nur schwer beruhigen; einerseits suchen sie Trost, andererseits widersetzen sie sich den Tröstungsbemühungen der Bezugsperson. 

*Unsicher-vermeidende Bindung

 (*15% der typ. Mittelschichtkinder in USA)– Ein Typ unsicherer Bindung, bei dem Säuglinge oder Kleinkinder gleichgültig gegenüber ihrer Bezugsperson erscheinen und diese gegebenenfalls sogar meiden. In der Fremden Situation erscheinen sie der Bezugsperson gegenüber gleichgültig, bevor diese den Raum verlässt, und gleichgültig oder vermeidend, wenn sie zurückkehrt. Wenn sie weinen, nachdem die Bezugsperson sie allein gelassen hat, können sie von einem Fremden ebenso leicht beruhigt werden wie von der Mutter oder dem Vater.

Desorganisiert-desorientierte Bindung 

(nicht von Ainsworth)

 (*15% der typ. Mittelschichtkinder in USA) – Ein Typ unsicherer Bindung, bei dem Säuglinge oder Kleinkinder in der Fremden Situation keine konsistente Stressbewältigungsstrategie zeigen. Ihr Verhalten ist oft konfus oder sogar widersprüchlich, und sie erscheinen oft benommen oder desorientiert.   → gehäuft bei Missbrauch etc.

Selbst im Kleinkindalter: Rolle der Eltern

Eltern tragen zu der Entwicklung des kindlichen Selbstbil-
des bei:
- beschreibende Informationen über das Kind liefern („Du bist ein großer Junge“)

-wertende Beschreibungen des Kindes abgeben („Du bist so schlau“)

- Informationen über das Ausmaß, in dem das Kind Regeln und Normen beachtet
hat, bereitstellen („Gute Mädchen hauen ihre kleine Schwester
nicht“).

Selbst im Kleinkindalter

- Bindungserfahrungen in den ersten Lebensjahren beeinflussen das Selbstgefühl, das im Kleinkindalter entsteht und bis in die Kindheit wirksam bleibt

- Entwicklung des Selbstwertgefühls -> fortwährender, sehr komplexer Prozess, der viel mehr beinhaltet als nur die frühen Vorstellungen des Selbst

 

 

- Säuglinge schon in den ersten Lebensmonaten: rudimentäre Vorstellung vom Selbst

- 2-4 Monate: Fähigkeit, außerhalb ihrer selbst zu kontrollieren (Mobile)

- Verständnis von ihren eigenen Körperbewegungen

 

- im Alter von 8 Monaten: Vorstellung von Selbst bei Kindern wird deutlicher erkennbar:
Kinder reagieren auf die Trennung von Mutter mit Trennungsangst

-> Betrachten Menschen als Wesen, die von ihnen selbst verschieden sind

- um den 1. Geburtstag: Beginnen mit anderen geteilte Aufmerksamkeit auf Objekte ihrer Umgebung zu richten (zeigen auf andere Objekte)

 

- im Alter von 18-20 Monaten: Spiegel schauen: Bild ist ihr eigenes (roter Punkt ins Gesicht geschminkt -> Spiegel berühren vs. nichts tun)

 

-  Mit 2 Jahren: Kinder können sich auf Fotografien erkennen

- Mit 3 Jahren: Selbstbewusstheit der Kinder

-> mit zwei zeigen sie Scham/Verlegenheit; Tendenz zur Selbstbehauptung (Trotzalter)

- Gebrauch der Sprache (Promina, Namen) und „Lebensgeschichte“ konstruieren: Entwicklung eines dauerhaften Bild von sich selbst

 

-> Eltern tragen dazu bei, indem sie beschreibende Informationen über Kind liefern, wertende Beschreibungen des Kindes abgeben und Informationen über das Ausmaß, in dem das Kind Regeln und Normen beachtet hat, bereitstellen

-> Eltern arbeiten also auch an Konstruktion eines autobiographischen Gedächtnis mit (Erinnern Kinder an vergangene Ereignisse)

Das Selbst in der Kindheit

- Konzeption von Selbst wird zunehmend komplexer und umfassender

- Harter konstruiert Beispiele  typischer Selbstbeschreibungen in unterschiedlichen Altersstufen

 

- Kinder mit 3-4: Verstehen sich anhand konkreter, beobachtbarerer Eigenschaften, die sich auf körperliche Attribute, körperliche Aktivität, soziale Beziehungen und psychische Zustände beziehen

->  Aussagen sind immer eng an das tatsächliche Verhalten geknüpft; wenig verallgemeinert

- Beschreibung oft anhand Vorlieben und Besitztümer

 

Typisch für dieses Alter à Ihre Selbstbewertungen sind unrealistisch positiv; Kinder scheinen zu denken, dass sie so sind, wie sie sein wollen

à beim Einschätzen ihrer Fähigkeiten beziehen sie ihre eigenen früheren Erfolge und Misserfolge. Selbst wenn ihnen eine Aufgabe mehrere Male missglückt ist

 

 

 

- In der Grundschule:  nehmen verstärkt soziale Vergleiche vor -schließt viele Bereiche ein, darunter die körperliche und schulische Leistungsfähigkeit oder auch den materiellen Wohlstan

Sozialer Vergleich – Der Vergleich der eigenen psychischen, verhaltensbezogenen oder körperlichen Eigenschaften mit anderen Personen des sozialen Umfelds, um sich selbst zu bewerten.

- Mitte bis Ende der Grundschule werden die Vorstellungen der Kinder vom Selbst allmählich integrierter und umfassender

 

-> Entwicklungsveränderung spiegelt den Fortschritt wider, Konzepte höherer Ordnung zu bilden und spezifischere Verhaltensmerkmale des Selbst in sich zu integrieren

 

- Kinder können ältere Kinder gegensätzliche Selbstrepräsentationen koordinieren („gut“ und „schlecht“ in der Schule sein)

- Kapazität, Vorstellungen höherer Ordnung zu bilden: Konstruktion umfassender Ansichten über sich selbst

à Ausgeglichene und realistische Einschätzung des Selbst

à  Selbstkonzepte von Schulkindern verstärkt auf den Bewertungen der eigenen Person durch andere basieren, insbesondere durch Gleichaltrige; sind daher allerdings auch für geringes Selbstwertgefühl anfällig

 

Das Selbst in der Kindheit (kurz)

3-4 LJ               

 Beschreibung anhand konkreter, beobachtbarer Eigenschaften (körperliche                        Attribute, Aktivitäten und Fähigkeiten), soziale Beziehungen und psychische Zustände, Vorlieben,  Besitztümer, Fokus auf beobachtbaren Merkmalen                                  Selbstbewertungen meist unrealistisch positiv 

 

Grundschulaltes: genaueres Betrachten des Selbst aufgrund von sozialen Vergleichen                                 (Eigenschaften, Verhaltensweisen, Besitztümer) 

 

Mitte bis Ende der Grundschule: Vorstellungen vom Selbst integrierender und umfassender gegensätzliche Selbstrepräsentationen koordinieren ausgeglichene und realistische Selbstbeschreibung

Selbst im Kleinkindalter (kurz)

2-4 LM               

 Vorstellung ihrer Fähigkeit, Objekte außerhalb ihrer Selbst zu kontrollieren 
 
8 LM

  Trennungsangst (Erkennung von sich und anderen (Unterscheidung) 

 

12 LM  geteilte Aufmerksamkeit

 

18-20 LM Erkennen des eigenen Spiegelbildes:(Rouge- Test)

 

24 LM  Erkennen auf Fotografien Entwicklung der Emotionen des Selbstgefühls (Scham, Verlegenheit; Trotzalter

Selbst in der Adoleszenz 

abstraktes Denken entsteht (getrennte Abstraktion je nach Kontext)

Sorgen um soziale Kompetenz und Akzeptanz

Frage nach dem Sein (verwirrt/besorgt)

eigenen Standards gerecht werden und eigenes Selbst konzipieren

Widersprüchlichkeiten/ Ungereimtheiten als normalen Bestandteil des menschlichen Seins ansehen

Integration von Normen, Werten und Überzeugungen

 

 

David Elkind 1967: 

persönliche Fabel: Form des Egozentrismus von Jugendlichen, die den Glauben an die                                         Einzigartigkeit der eigenen Gefühle und Gedanken beinhalten

 

imaginäres Publikum: Überzeugungen, dass jeder andere Mensch seine Aufmerksamkeit auf die                                         Erscheinung/erhalten des Jugendlichen richtet