Störungsbilder der Psychiatrie - Heilpraktikerwissen

Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie

Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
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Crée / Actualisé 15.01.2020 / 02.07.2024
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Sexuelle Störungen - Formen

  • Organische Funktionsstörungen (durch Gynäkologe oder Urologe behandelt)
  • Nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen: Störungen des sexuellen Verlangens oder der Befriedigung, Störungen körperlicher Abläufe (z.B. Erektion, Schmerzen beim Verkehr), Orgasmusstörungen, im ICD-10 unter F52
  • Störungen der Geschlechtsidentität: kontinuierliche, tiefe Unzufriedenheit mit dem eigenen Geschlecht, Empfindung, im falschen Körper zu sein, dem anderen Geschlecht anzugehören, dringender und anhaltender Wunsch, das andere Gechecht teilweise oder vollständig anzunehmen, im ICD-10 unter F64
  • Störungen der sexuellen Präferenz:eher stereotype Forme sexueller Betätigung und Befriedigungn mit Kopplung außergewöhnlichern Bedingungen an sexuelle Handlungen, fast ausschließlich auf nichtmenschliche Objekte, Leiden oder Demütigung der eigenen Person, des Partners, inder oder Personen, die nicht mit sex. Interaktion einverstanden sind, kann suchtähnlichen Charakter mit Verlust der Impulskontrolle annehmen, bei Ausleben drohen oft strafrechtliche Konsequenzen, in ICD-10 unter F65

Nichtorganische sexuelle Funtionsstörungen - Forme und Symptome

  • F52.0 Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (Frigidität, sexuelle Hypoaktivität): sexuelles Aktivitäten seltener wegen vermindertem Verlangen, aber sexuelle Erregung und Befriedigung nicht ausgeschlossen
  • F52.10 Sexuelle Aversion: Vermeidung sexueller Aktivität wegen Aversion gegen Sexualität, auch in Partnerbeziehung, Vorstellung erzeugt Angst und Furcht
  • F52.11 Mangelnde sexuelle Befriedigung: häufiger bei Frauen, trotz Orgasmus kein Lustgefühl
  • F52.2 Versagen genitaler Reaktionen: Erektionsstörungen, Störungen der sexuellen Erregung mit Mangel an vaginaler Lubrifikation
  • F52.3 Orgasmusstörungen: Orgasmus tritt nicht oder stark verzögert ein, häufiger bei Frauen
  • F52.4 Ejaculatio praecox: frühzeitiger Samenerguss mit Beeinträchtigung des sexuellen Erlebens
  • F52.5 Nichtorganischer Vaginismus: Verkrampfung der den Scheideneingang umgebenen Muskulatur, macht Geschlechtsakt unmöglich oder nur durch Schmerzen möglich
  • F52.6 Nichtorganische Dyspareunie: Schmerzen während Sexualverkehr, sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommend
  • F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen (Nymphomanie, Satyriasis): selten auftretendes Problem bei meist jungen Menschen

Störungen der Geschlechtsidentität - Formen und Symptome

- F64.0 Transsexualismus

  • Wunsch, Angehöriger des anderen anatomischen Geschlechts zu sein und als dieses zu leben und anerkannt zu werden, Wunsch seit mind. 2 Jahren stabil
  • anhaltendes Unbehagen und Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen Geschlecht
  • zusätzlich Wunsch nach Angleichung des Körpers an das bevorzugte Geschlecht durch hormonelle und chirurgische Behandung

- F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechterrollen

  • anhaltendes oder wiederholtes Tragen der jeweilsgegengeschlechtlichen typischen Kleidung
  • kein Wunsch nach langfristiger Geschlechtsumwandlung, beide Geschlechterrollen beibehalten
  • fast nur bei Männern auftretend
  • Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung dient nicht dem Zweck der sexuellen Erregung (im Gegensatz zum fetischistischen Tranvestitismus)

- F64.2 Störung der Geschlechtsidentität im Kindesalter

  • anhaltendes und starkes Unbehagen über das angeborene Geschlecht, zusammen mit dem starken Wunsch, zum anderen Geschecht zu gehören (relativ seltene Störung)
  • Beginn in der frühen Kindheit, beständige Beschäftigung mit der Kleidung oder den Aktivitäten des anderen Geschlechts oder der Ablehnung des eigenen Geschlechts

Störungen der Sexualpräferenz - Formen und Symptome

- F65.0 Fetischismus:

  • Durchführung sexueller Handlungen ist an Gebrauch lebloser Objekte gekoppelt (z.B. Kleidungsstücke, Schuhe, Leder, Gummi, Plastik), dienen der Erregung und Befriedigung
  • fast ausschließlich bei Männern
  • fetischistische Fantasien werden nicht als Störung angesehen

- F65.1 Fetischistischer Transvestitismus

  • Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung (u.U. auch Make-up und Perücke) zur Erlangung sexueller Erregung
  • häufig starker Wunsch, Kledung nach Abklingen der sexuellen Erregung schnell wieder abzulegen

- F65.2 Exhibitionismus:

  • Entblößen der Genitalien in der Öffentlichkeit vor gegengeschlechtlichen Fremden
  • oft begleitet von sexueller Erregung und Masturbation
  • fast ausschließlich bei heterosexuellen Männern vorkommend
  • die meisten Betroffenen empfinden ihren Drang als schwer kontrollierbar und persönlichkeitsfremd

- F65.3 Voyeurismus:

  • meist heimliches Beobachten anderer bei sexuellen Aktivitäten oder beim Entkleiden, verbunden mit sexueller Erregung und Masturbation

- F65.4 Pädophilie:

  • sexuelle Kontakte Erwachsener mit Kindern (meist nicht älter als 13 Jahre), vermehrt bei Männern auftretend
  • ein großer Teil der Menschen mit pädophilen Neigungen lebt seine Störung nicht in der Realität aus

- F6.5 Sadomasochismus:

  • sexuelle Aktivitäten bevorzugt, die mit Schmerzen, Erniedrigungen oder Fesselungen einhergehen - Bevorzugung der aktiven Rolle = Sadismus, Bevorzugung der passiven Rolle = Masochismus
  • Diagnosestellung nur bei Unerlässlichkeit oder extremer Ausprägung dieser Praktiken, leichte Formen weit verbreitet und kein Krankheitswert

Sexuelle Störungen - Therapie

- sollten spezifisch erfolgen, Partner mit einbeziehen, wenn vorhanden

- starke Partnerschaftskonflikte vorher bearbeiten

  • Sensualitätstraining: vom Masters und Johnson entwickelt, Basistherapie bei vielen Sexualstörungen, Paar bekommt Raum und Zeit, sich entspannt körperlich zu begegnen, Hausaufgaben, bei denen es zunächst nicht gestattet ist, miteinander zu schlafen, zu Beginn Streichelübungen
  • Sqzeezemthode und Stopp-Start-Methode: dienen Ejakulationskontrolle, Frau stimuliert Mann, bis er kurz vor Orgasmus signalisiert, dann drücken Frau oder Mann bestimmte Stellen am Penis bis Erregung abklingt, so Kontrolle über Samenerguss zurückerhalten, Vorgehen mehrfach wiederholen und über Monate üben, auch nach Therapie, bie Start-Stop-Methode dies nur über verbale Signale
  • Gesprächsführung nach dem PLISSIT-Modell: (P)ermission: Therapeut gibt zu erkennen, dass er willens ist, sexuelle Fragen zu besprechen, (L)imited (I)nformation: Therapeut gibt wichtige Informationen über sexuelle Störungen, (S)pecific (S)uggestions: Therapeut macht konkrete Vorschläge zur Lösung des Problems, (I)ntensive (T)herapy: wenn nötig, wird Therapie durchgeführt
  • Spezifische Therapie bei Geschlechtsidentitätsstörungen: am Ende der THerapei kann vollständige Geschlechtsumwandlung stehen, wegen weitreichener Kosequenzen Beratung und Therapei nur durch spezialisierte Therapeuten, vor Geschlechtsumwandlung muss psychiatrisches Fachgutachten erstellt werden
  • Behandlung von Errektionsstörungen: zurückhaltend mit technischen oder medikamentösen Hilfen (z.B. Viagra), Vorgehen nach Masters und Johnson oft erfolgreich, gute Erfolge auch durch Hypnotherapie nach Erickson, Rauchen schadet

F63 abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle

F63.0 pathologisches Spielen

F63.1 pathologische Brandstiftung (Pyromanie)

F63.2 pathologisches Stehlen (Kleptomanie)

F63.3 Trichotillomanie

F63.8 sonstige abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle

F63.9 abnorme Gewohnheit und Störung der Impulskontrolle, nicht näher bezeichnet

F63.0 pathologisches Spielen - Symptome

nach ICD-10:

  • beharrliches, wiederholtes Glücksspiel, das anhält und sich oft noch trotz negativer sozialer Konsequenzen wie Verarmung, gestörte Familienbeziehungen und Zerrüttung der persönlichen Verhältnisse steigert

- Differenzialdiagnosen:

  • gewohnheitsmäßigem Spielen: wegen Spannung oder Geld verdienen, Personen schränken dies ein, wenn schwere Verluste oder negative Auswirkungen
  • exzessives Spielen bei Manie
  • Spielen bei Personen mit soziopathischer oder dissozialer Persönlichkeit

F63.1 Pathologische Brandstiftung (Pyromanie) - Symptome

nach ICD-10:

  1. wiederholte Brandstiftung ohne erkennbare Motive wie materieller Gewinn, Rache oder politischer Extremismus
  2. starkes Interesse an der Beobachtung von Bränden
  3. betreffende Person berichtet über Gefühle wachsender Spannung vor der Handlung und starker Erregung sofort nach ihrer Ausführung

- Differentialdiagnosen:

  • vorsätzliche Brandstiftung ohne deutliche psychische Störung: Motiv
  • Brandstiftung einer jugendlichen Person mit Störung des Sozialverhaltens: Vorliegen anderer Verhaltensnstörungen wie Diebstahl, Aggressivität, Schulschwänzen
  • Brandstiftung eines Erwachsenen mit soziopathischer bzw. dissozialer P.
  • Brandstiftung bei Schizophrenen
  • Brandstiftung bei organisch-bedingten psychiatrischen Störungen
  • akute Tunkenheit, chronischer Alkoholismus, oder Drogen. und Medikamentenintoxikation

F63.2 Pathologisches Stehlen (Kleptomanie) - Symptome

nach ICD-10:

  • häufiges Nachgeben gegenüber Impulsen, Dinge zu stehlen, die nicht zum persönlichen Gebrauch oder der Bereicherung dienen, Dinge werden dann weggeworfen, weggegeben oder gehortet
  • steigende Spannung vor der Handlung und ein Gefühl der Befriedigung während und sofort nach der Tat
  • versucht, Tat zu verbergen, aber nicht Ausnutzung aller Möglichkeiten
  • Diebstahl allein, ohne Komplizen
  • zeigen manchmal Angst, Verzagtheit oder Schuldgefühle zwischen Diebstählen, verhindert aber Rückfall nicht

- Differntialdiagnosen:

  • wiederholter Ladendiebstahl ohne deutliche Störung: Handlungen gelant und Nutzen der Gegenstände vorhanden
  • organisch bedingte psychische Störung
  • depressive Störung mit Diebstahl

 

 

F63.3 Trichotillomanie - Symptome

nach ICD-10:

  • sichtbarer Haarverlust
  • ständige Impulse zum Haareausreißen
  • vor dem Ausreißen meist zunehmende Spannung, danach Entspannung oder Befriedigung
  • nicht diagnostizieren bei Hautentzündungen oder wenn auf Wahn oder Halluzination beruht

F63.8 sonstige abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle

- sonstige Arten sich dauernd wiederholenden schlecht angepassten Verhaltens, welche nicht Folge eines anderen psychiatrischen Syndroms sind

- Person, kann Impulsen nicht widerstehen

- Handlung geht Anspannung voraus, danach Erleichterung

F7 Intelligenzminderung

F70 leichte Intelligenzminderung

F71 mittelgradige Intelligenzminderung

F72 schwere Intelligenzminderung

F73 schwerste Intelligenzminderung

F74 dissoziierte Intelligenzminderung

F78 andere Intelligenzminderung

F79 nicht näher bezeichnete Intelligenzminderung

Intelligenzminderung - Definition und Allgemeines

- stehengebliebene oder unvollständige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten

- Störung wirkt sich sehr auf Denken, Verhalten, Problemlösefähigkeiten, Sprechen, Lebensbewältigung, soziale und teilweise motorische Fähigkeiten aus

- auch Oligophrenie, Schwachsinn oder Minderbegabung genannt

- kann allein oder zusammen mit anderen psychischen Störungen auftreten

- in dieser Gruppe ist Risiko, an anderer psychischer Störung zu erkranken 3-4 x so groß

- Intelligenz besteht aus mehreren Facetten, deshalb Diagnose nicht so einfach und unter Berücksichtigung der verschiedenen Facetten

- Menschen mit Intelligenzminderung benötigen oft gesetzliche Betreuung, Geschäftsfähigkeit oft eingeschränkt oder nicht vorhanden

- oft nebenher auch weitere körperliche und psychische Beeinträchtigungen

- veraltet für leichte I.: Debilität, mittelgradige I.: Imbezilität, schwerstgradige I.: Idiotie

Intelligenz - Faktoren

- nach Thurstone:

  • Wortverständnis
  • Rechenfertigkeit
  • Sprachproduktion
  • Merkleistung des Kurzzeitgedächtnisses
  • Auffassungsvermögen
  • räumliches Vorstellungsvermögen
  • schlussfolgerndes Denken

- nach Howard Gardner kommen 4 weitere hinzu:

  • musikalisch-rhythmische Intelligenz
  • körperlich-kinästhetische Intelligenz
  • interpersonale Inteligenz
  • intrapersonale Intelligenz

Intelligenzminderung - Ursachen

  • angeborene Struktur- oder Funktionsstörungen des Gehirns
  • Chromosomenanomalien und Erbkrankheiten
  • Verletzungen, Unfälle
  • Infektionskrankheiten der Mutter während der Schwangerschaft
  • Stoffwechselkrankheiten
  • Vergiftungsfolgen bei der Mutter

Intelligenzminderung - Symptome allgemein

- durchschnittliche Intelligenz bei IQ zwischen 85 und 115

- darüber bis 129 überdurchschnittliche Intelligenz

- darüber bis 135 hohe Intelligenz

- noch hoher Hochbegabung

- grenzwetige Inelligenz zwischen 70 - 85 wird nicht als psychiatrische Störung angesehen, sondern als Lernbehinderung

F70 leichte Intelligenzminderung - Symptome

- Sprachentwicklung verzögert, alltägliche Unterhaltung aber in der Regel möglich

- meist wird Unabhängigkeit in der Selbstversorgung und in praktischen und häuslichen Tätigkeiten erreicht, wenn auch deutliche Langsamkeit in der Ausführung dieser

- oft besondere Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben

- Mehrheit für eine Arbeit anlernbar, die praktische und weniger schulische Fertigkeiten verlangt

- oft auch deutliche emotionale und soziale Unreife, daraus Ehe oder Kindererziehung nicht nachkommbar und schwierige Anpassung an kulturelle Überlieferungen und Erwartungen

- nach ICD-10 bei IQ zwischen 50 und 69

- selten organische Ursache

- angemessen ist Förderschule für Lernbehinderte oder geistig behinderte Kinder, meist Probleme beim Lesen und Rechnen

F71 Mittelgradige Intelligenzminderung - Symptome

- verlangsamte Entwicklung von Sprachverständnis und Sprachgebrauch, Leitungsfähigkeit in diesem Bereich begrenzt

- Erwerb von Fähigkeiten zur Selbstversorgung und motorische Fertigkeiten verzögert, einige benötigen lebenlange Beaufsichtigung

- schulisches Vorankommen begrenzt

- einige erlernen Lesen, Schreiben und Zählen, oft mit Hilfe von Lernprogrammen

- als Erwachsene gewöhnlich in der Lage, einfache, praktische Tätigkeiten zu verrichten, wenn Aufgaben sorgsam strukturiert und ausreichend Beaufsichtigung da

- vollständig unabhängiges Leben selten

- in der Regel voll beweglich und körperlich aktiv

- bei Mehrzahl Anzeichen sozialer Entwicklung (Kontakt aufnehmen, kommunizieren, einfache soziale Aktivitäten)

nach ICD-10 IQ zwischen 35 und 49

- angemessen: Förderschule für geistig behinderte Kinder

F72 schwere Intelligenzminderung - Symptome

- meist deutlich ausgeprägte motorische Schwäche oder andere Ausfälle

- weist auf Bestehen einer klinisch bedeutsamen Schädigugn oder Fehlentwicklung des Zentralnervensystems hin

- oft besteht Pflegebedürftigkeit

- Angemessen: Förderschule für geistig behinderte Kinder

- nach ICD-10 IQ zwischen 20 - 34

F73 schwerste Intelligenzminderung - Symptome

 - Sprachverständnis und Sprachgebrauch im besten Fall nur grundlegende Anweisungen und einfachste Formulierungen

- meist Unfähigkeit, Aufforderungen oder Anweisungen zu verstehen oder auszuführen

- einfachste visuellräumliche Fertigkeiten wie Sortieren oder Zuordnen oft möglich

- unter Beaufsichtigung können Betroffene in der Lage sein, in geringem Maße sich an häuslichen und praktischen Aufgaben zu beteiligen

- häufig organische Schädigungen feststellbar (schwere neurologische oder die Bewegungsfähigkeit betreffende körperliche Defizite)

- tiefgreifene Störungen der Entwicklung in schwersten Formen

- ständige Hilfe und Überwachung nötig

- Beschulung durch Förderschule für geistig behinderte Kinder

Intelligenzminderungen - Verlauf

- kann nicht behoben werden

- zeitige und intensive Förderung ermöglicht aber große Entwicklungsschritte

 

Intelligenzminderung - Diagnostik

  • individuell angepasste Leistungsdiagnostikä
  • Hamburg-Wechsler-Intelligenztest (HAWIE oder HAWIK)
  • BGB-Testbatterie für geistig behinderte Kinder
  • zur Ursachenklärung ausführliche Untersuchung inkl. Labordiagnostik
  • ICD-10 fordert neben IQ auch Feststellung der Einschränkungen in der Alltagsbewältigung
  • Befragung von Familienangehörigen und Betreuer

Intelligenzminderung - Differenzialdiagnosen

  • sozial bedingte Leistungsminderung, ausgeprägte Vernachlässigung, psychiatrische Störungen
  • Komorbidität: kann mit Autismus, Selbstverletzungen, stereotyper Bewegungstörung, Pica, Enuresis oder Enkopresie auftreten

Intelligenzminderung - Therapie

  • meist vollständige oder teilweise Unterbringung in spezialisierte Einrichtungen sinnvoll
  • individuelle Förderung mit konsequentem Training lebenpraktischer Fertigkeiten
  • Logopädie
  • Krankengymnastik
  • Familienberatung

F8 Entwicklungsstörungen

F80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache

F81 umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten

F82 umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen

F83 kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen

F84 tief greifende Entwicklungsstörungen

F88 andere Entwicklungsstörungen

F89 nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörung

F80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache

F80.0 Artikulationsstörung

F80.1 expressive Sprachstörung

F80.2 rezeptive Sprachstörung

F80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie (Landau-Kleffner-Syndrom)

F80.8 sonstige Entwicklungsstörungen der Sprechens und der Sprache

F80.9 Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache, nicht näher bezeichnet

F80.0 Artikulationsstörung - Allgemeines

- Fehler in der Lautbildung, außerhalb des Normbereichs

- sprachliche Fertigkeiten normal

- andere Bezeichnungen: phonologische Störung, Dyslalie, Lallen oder Stammeln

- am häufigsten falsch ausgesprochene Laute: "s", "sch", "r" und "g"

- ca. 2-3% der 6-jährigen Kinder betroffen

Artikulationsstörung - Ursachen

- nicht hinreichend bekannt

- evtl. genetische Zusammenhänge oder schlecht bestehende Sprachmodelle in der Familie oder im Umfeld des Kindes

 

Artikulationsstörung - Symptome

nach ICD-10:

  • Lauterwerb verzögert oder abweichend
  • mit Artikulationsfehlern in der Sprache, so dass andere Verständigungsschwierigkeiten haben
  • Auslassungen, Verzerrungen oder Ersetzen von Lauten und inkonsistente Lautfolgen
  • Diagnose nur, wenn bezogen auf Intelligenz des Kindes außerhalb der Normgrenzen und nonverbale Intelligenz sowie expressive und rezeptive Sprachfertigkeiten innerhalb Normbereich
  • außerdem darf die Störung nicht durch sensorische, organische oder neurologische Störung verursacht sein und die Aussprachestörung muss sich eindeutig vom Sprachgebrauch innerhalb der Subkultur des Kindes unterscheiden

Artikulationsstörung - Verlauf

- kann sehr unterscheidlich sein

- hängt ab von Schwere, Unterstützung durch soziales Umfeld und rechzeitig einsetzender Therapie ab

- leichte Fälle können sich von allein zurückbilden

Artikulationsstörung - Diagnostik

- verschiedene Tests und über logopädischen Befund

- Beobachtung des Sprechverhaltens

- Aussagen der Eltern nicht immer verlässlich, da sie Sprache des Kindes gewohnt sind

Artikulationsstörung - Differenzialdiagnosen

  • Intelligenzminderung
  • Entwicklungsstörung der expressiven oder rezeptiven Sprache
  • organische Ursachen (z.B. Hörschäden, Fehlbildungen im Mundsegment)
  • neurologische Erkrankungen
  • Komorbidität (wenn ausgeprägt, dann mehrere Diagnosen nebeneinander)

Artikulationsstörung - Therapie

- i.d.R. ambulant, möglichst vor Einschulung abgeschlossen

- logopädische Maßnahmen:

  • bei kleinen Kindern spielerische Übungen, bei älteren mit Einsatz eines Tonbandes
  • motorisches Training des Mundsegments
  • verschiedene Lautbildungsübungen

- ergänzend intensive Elternberatung

- wenn psychische Störung zusätzlich, diese separat behandeln

 

Artikulationsstörung - Hinweise für Eltern

  • als Vorbild sauber und deutlich sprechen
  • Sprech- und Imitationsspiele spielen
  • richtige Wiederholung falsche gesprochener Wörter oder Sätze
  • bei Therapieresistenz oder ungünstigem familiärem Umfeld Unterbringung in Sprachheilkindergarten oder Sprachheilschule erwägen

F80.1 Expressive Sprachstörung - Allgemeines

- Niveau der gesprochenen Sprache deutlich unter dem Intelligenzniveau des Kindes

- dazu gehören: Wortschatz, Grammatik und Fähigkeit, Inhalte sprachlich auszudrücken

- Sprachverständnis entspricht Altersnorm

- andere Bezeichnungen: entwicklungsbedingte Dysphasie oder Aphasie (expressiver Typ)

Expressive Sprachstörung - Ursachen

- unbekannt

- vermutlich Defizite des phonologischen Arbeitsgedächtnisses

- auch genetische Veranlagung möglich

Expressive Sprachstörung - Symptome

nach ICD-10:

  • Nichtbeherrschen einzelner Wörter oder wortähnlicher Gebilde im Alter von 2 Jahren
  • Unvermögen, einfache Zweiwortsätze zu bilden (mit 3 Jahren)
  • später:
  • eingeschränktes Vokabular
  • häufiger Gebrauch weniger einzelner Wörter
  • Schwierigkeiten in der Auswahl zutreffender Wörter und Synonyma
  • kurze Satzlänge
  • unreife Satzstruktur
  • syntaktische Fehler, besonders Weglassen von Wortendungen und Präfixen
  • falscher Gebrauch grammatischer Einzelheiten wie Präpositionen, Pronomina, Artikel, Beugung von Verben und Substantiven
  • möglich sind auch unrichtige Übergeneralisierungen von Regeld oder Schwierigkeiten in der Zeitenfolge bei Nacherzählungen
  • häufig von leicht verzögerten oder auffälligen Wort-Laut-Produktionen
  • Diagnose darf nur gestellt werden wenn Schwere der Störung außerhalb der Normgrenzen und rezeptive Sprachfertigkeiten normal oder nur leicht unter Durchschnitt
  • Gebrauch von Mimik und Gestik, sowie innere Sprache und soziale Kommunikation ohne Wirt unbeeinträchtigt
  • Kind versucht anders zu kommunizieren

Expressive Sprachstörung - Diagnostik

- Befragung der Eltern

- Erhebung der Sprachanamnese

- Sprachentwicklungstests

Expressive Sprachstörung - Differenzialdiagnosen

  • Frühkindlicher Autismus: Kontaktstörung mit Entwicklungsrückstand
  • Erworbene Aphasie mit Epilepsie: Sprach erwerb erst normal, Schädigung erst durch Epilepsie
  • rezeptive Sprachstörung: Verstehen von Gesprochenem gestört
  • Elektiver Mutismus: Kind spricht mit wenigen Menschen, mit den meisten aber nicht
  • Intelligenzminderung

Expressive Sprachstörung - Therapie

- logopädische Therapie

- Einbeziehung der Eltern

- verhaltenstherapeutische Elemente (z.B. operante Verstärkung)