Störungsbilder der Psychiatrie - Heilpraktikerwissen

Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie

Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie


Set of flashcards Details

Flashcards 421
Language Deutsch
Category Psychology
Level Vocational School
Created / Updated 15.01.2020 / 02.07.2024
Weblink
https://card2brain.ch/cards/20200115_stoerungsbilder_der_psychiatrie_heilpraktikerwissen?max=40&offset=400
Embed
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20200115_stoerungsbilder_der_psychiatrie_heilpraktikerwissen/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen - Allgemeines

- meist chronische psychische Störungen, die sich aufgrund einer Hirnerkrankung, chronischer toxischer Einwirkungen auf das Gehirn oder fortschreitender Hirnabbauprozesse entwickeln

- auch als organisches Psychosyndrom oder hirnorganisches Psychosyndrom bezeichnet

- überwiegend alte Menschen betroffen

- fast alle psychische Störungen in dieser Gruppe entwickeln Demenz

 

Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen - Charakteristika

- Verlust kognitiver Fähigkeiten

  • Gedächtnisstörungen: je nach Schweregrad Vergesslichkeit, Merkschwächen des Kurzzeitgedächtnisses, Störungen des Langzeitgedächtnisses, Ausfall von Erinnerungen
  • Denkstörungen: VErarmung des Denkens, Perseverationen, eingeschränktem Abstraktionsvermögen, Urteilsschwäche

- Antriebsstörungen: Antriebsminderung, psychomotorische Verlangsamung, rasche Erschöpfbarkeit

- Affektlabilität bzw. -inkontinenz: erhöhte Reizbarkeit, Schwankungen zwischen euphorischen und depressiven Verstimmungen

- Orientierungsstörungen: Ort , Zeit oder Person

Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen - Symptome einer Demenz

- nach ICD-10:

  1. Abnahme des Gedächtnisses v.a. mit gestörter Aufnahme neuer Informationen
  2. Beeinträchtigung des Denkvermögens
  3. Reduzierung der Urteilsfähigkeit und des Ideenflusses
  4. Bewusstseinsklarheit
  5. Bestehen der Symptomatik seit mindestens 6 Monaten

Demenz - Allgemeines

- bezeichnet einen Symptomenkomplex, der bei verschiedenen Hirnerkrankungen auftritt (keine eigenständige Störung)

- bezeichnet den Verlust einer zuvor einmal erreichten kognitiven Fähigkeit

- entwickelt sich als Folge einer Erkrankung des Gehirns

- 60-70% Morbus Alzheimer

- 10% vaskuläre Demenz

- 15% Mischformen beider Erkrankungen

- 5% frontale Demenzen (Morbus Pick)

- 5% Demenzen bei anderen neurologischen Erkrankungen

- 5% reversible Demenzen

Demenz - uncharakteristische Anfangssymptome

  • Konzentrationsschwäche
  • Vergesslichkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Abnahme von Initiative und Interesse
  • Vernachlässigung von Routinetätigkeiten

Demenz - obligate Symptome

  • Merkfähigkeitsstörungen des Kurz-, später auch des Langzeitgedächtnisses
  • Desorientiertheit zu Ort, Zeit und später zur Person
  • Denkstörungen mit Verlangsamung, Umständlichkeit, zähflüssigem Gedankenablauf
  • Beeinträchtigung der Urteils- und Abstraktionsfähigkeit
  • Konzentrationsstörungen

Demenz - häufige, aber nicht obligate Symptome

  • Zuspitzung charakterlicher Eigenschaften
  • Antriebslosigkeit (>80%)
  • Unruhe (>50%)
  • Depressivität (>40%)
  • Wahn (>30%)
  • Halluzinationen (15%)
  • zusätzlich andere organische Störungen (z.B. Delir)

Demenz - neurologische Symptome

- z.B. Parkinson-Syndrom

Demenz - Schweregrade

- können unterschiedlich sein

  • leichte Demenz: unabhängiges Leben möglich
  • mittelschwere Demenz: Beaufsichtigung
  • schwere Demenz: kontinuierliche Hilfestellung

Stadieneinteilung der Demenz gemäß FAST (Functional Assessment Staging) von Barry Reisberg

  • Stadium 1: normal
  • Stadium 2: subjektive Beschwerden, Verlegen von Gegenständen, Schwierigkeiten mit der Arbeit
  • Stadium 3: Verminderung der Arbeitsleistung, die auch anderen Personen auffällt, Schwierigkeiten, an neue Orte zu gelangen
  • Stadium 4: zunehmende Schwierigkeiten, komplexere Aufgaben zu erledigen, z.B. Abendessen für Gäste planen, Umgang mit Geld, Einkaufen
  • Stadium 5: eigenständige Lebensführungohne Hilfe zunehmend eingeschränkt möglich, benötigt Hilfe bei der Auswahl der korrekten Kleidung
  • Stadium 6: Verlust der Fähigkeit, grundlegende Tätigkeiten des Alltags durchzuführen (z.B. Anziehen, Waschen, Toilettengang, Urinkontrolle, Darmontrolle)
  • Stadium 7: Verlust der Sprache und Psychomotorik, Sprachvermögen reduziert sich auf wenige Worte am Tag, bis keine verständliche Sprach mehr möglich ist, nacheinander der Verlust der Fähigkeit zu gehen, zu sitzen, zu lächeln, den Kopf anzuheben

F00 Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Allgemeines

- Demenz durch diffuse Hirnatrophie (Rückbildung des Gehirns) bei ungeklärter Ursache

- ca. 5% der über 60-jährigen und 20% der über 89-jährigen

- Frauen häufiger als Männer (wegen höherer Lebenserwartung)

- etwa 50% der Plätze in Altersheimen von Alzheimer-Patienten belegt

- Prävalenz der Alzheimer-Demenz:

  • 30-59 Jahre: 0,02%
  • 60-69 Jahre: 0,3%
  • 70-79 Jahre: 3,2%
  • 80-90 Jahre: 10,8%

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Ursachen

- nicht bekannt, man geht von multifaktoriell aus

- Hypothesen:

  • Störungen der Neurotransmission (vor allem Acetylcholin)
  • Infektionen: Creutzfeld-Jakob-Krankheit
  • Toxizität: Alluminium

- Risikofaktoren:

  • genetische Komponente: Familienangeh. 1. Grades höheres Risiko, Zusammenhänge mit Chromomos, 14 und 21 (bei frühem Beginn)
  • Alter (wichtigster)
  • neurologische Erkrankungen: z.B. früheres Schädel-Hirn-Trauma
  • Down-Syndrom

 

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Symptome

- nach ICD-10:

  1. Vorliegen von Demenz
  2. schleichender Beginn, langsame Verschlechterung, Defizite schwer erkennbar zu Beginn
  3. Fehlen klinischer Hinweise oder spezieller Untersuchungsbefunde, die auf eine System- oder Hirnerkrankung hinweisen, welche eine Demenz verursachen
  4. Fehlen eines plötzlichen apoplektischen Beginns oder neurologischer Herdzeichen wie Hemiparese, Sensibilitätsverlust, Gesichtsfeldausfälle und Koordinationsstörungen in der Frühphase der Krankheit

- Erkrankungsbeginn vor dem 65. Lj. unter F00.0 diagnostizieren

- Erkrankungsbeginn nach dem 65. Lj. unter F00.1 diagnostizieren

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Symptome frühes Stadium

  • Gedächtnisstörungen
  • Wortfindungsstörungen
  • nachlassende Aktivität
  • sozialer Rückzug
  • Symptomatik ähnelt oft Depression

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Symptome spätes Stadium

  • zunehmende Störung des Neugedächtnisses (dafür berstärkt alte Erinnerungen erwähnt)
  • in 70% vermehrte Unruhe, wandern, reißen aus, 20% eher apatisch
  • Apraxie: Beeinträchtigung der Fähigkeit, motorische Aktivitäten auszuführen (Kochen, Ankleiden)
  • Aphasie: Beeinträchtigung der Sprechfunktion mit zunehmenden Wortfindungsstörungen, Verarmung der Sprache
  • Agnosie: Gegenstände werden in ihrer Bedeutung nicht erkannt, ebenso Gesichter (Prosopagnosie)
  • Alexie: Unermögen, zu lesen
  • Agrafie: Unfähigkeit zu schreiben
  • Akalkulie: Unfähigkeit mit Zahlen umzugehen
  • Orientierungsstörungen
  • Harn- und Stuhlinkontinenz
  • Parkinson-Syndrom (1/3 der Fälle)
  • Wahn und Halluzinationen (bei bis zu 20% der Fälle)
  • Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
  •  

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Verlauf

- beginnt meist schleichend mit Störungen des Gedächtnisses

- nimmt immer mehr an Schwere zu

- zu Beginn der Erkrankung langsame Verschlechterung über 2 Jahre

- dann rasche Verschlechterung

- im späten Stadium wieder langsames Fortschreiten

- Erkrankung führt nach etwa 8 Jahren zum Tod

- Erkrankungen mit frühem Verlauf (vor dem 65. Lj.) nehmen rascheren Verlauf

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Diagnostik

- Anamnese

- Psychischer Befund:

  • Orientierungsvermögen testen
  • Merkfähigkeit testen (3 Gegenstände nennen, dann aufzählen lassen)
  • Konzentrationsfähigkeit testen (ab 100 rückwärts immer 7 abziehen)
  • Sprachvermögen und -verständnis testen (Nehmen Sie ein Blatt Papier, falten Sie es und legen Sie es auf den Boden)

- Mini-Mental-State-Test

- körperliche Untersuchung

- Apparative Zusatzdiagnostik

  • EEG (Hirnströme), Ausschluss Epilepsie und Stoffwechselerkrankungen
  • CCT (des Schädels) oder
  • MRT, Ausschluss von Tumoren, Gefäßveränderungen, Wasseransammlungen
  • Herz-Kreislaufuntersichungen (EKG, Ultraschall)
  • Doppler-Sonografie, Ausschluss von Gefäßveränderungen
  • Liquorpunktion, Ausschluss von chronischen Entzündungen des ZNS

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Mini-Mental-State-Test

  • Zeitliche Orientierung: Datum
  • Merkfähigkeit: 3 Worte sagen, wiederholen lassen (bis zu 5x, nur 1. werten)
  • sprachliche Benennung: Was ist das?
  • Lesen: eteas durchlesen lassen und auffordern, zu tun, was da stand (Schließen Sie die Augen.)

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Differenzialdiagnosen

  • vaskuläre Demenz
  • Demenzen im Rahmen anderer neurologischer Erkrankungen (z.B. Chorea Huntington, MS, Morbus Parkinson)
  • andere hirnorganische Störungen
  • Depression (bei alten Menschen mit Depressionen = Pseudodemenz)
  • Delir
  • Intelligenzminderungen

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Abgrenzung zu Depression

bei Depression:

  • klagen über Vergesslichkeit
  • Alltagsleistung besser als Testleistung
  • über Tage / Wochen (nicht unbedingt Verschlechterung)
  • Orientierung verhältnismäßig intakt
  • sex. Bedürfnisse eher gestört
  • Hygiene eher unauffällig
  • Verbesserung der kogn. Leistung durch Antidepressiva
  • Beginn plötzlich
  • Stimmung niedergeschlagen
  • Wahn bei schwerer D. möglich

Demenz bei Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer) - Abgrenzung zu Depression

bei Demenz:

  • vertuschen Vergesslichkeit
  • Testleistungen entsprechen Alltagsleistungen
  • schleichende Verschlechterung
  • Orientierung gestört
  • sex. Bedürfnisse eher ungestört
  • Hygiene gestört
  • keine Verbesserung der kogn. Leistung durch Antidepressiva
  • Beginn langsam, schleichend
  • Stimmung schwankt
  • keine Wahnsymptome