Störungsbilder der Psychiatrie - Heilpraktikerwissen
Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie
Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie
Set of flashcards Details
Flashcards | 421 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | Vocational School |
Created / Updated | 15.01.2020 / 02.07.2024 |
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https://card2brain.ch/cards/20200115_stoerungsbilder_der_psychiatrie_heilpraktikerwissen?max=40&offset=160
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Binge Eating Disorder - Symptome
- Essanfälle: Kühlschrank wird leer gegessen, mindestens 2x die Woche seit mindestens 6 Monaten
- Gefühl des Kontrollverlusts: bezogen auf Menge und Beschaffenheit der Nahrung
- Schnelles Essen: Schlingen, bis unangenehmes Völlegefühl, essen ohne Hunger, Mahlzeiten allein wegen Scham
- Gefühle von Ekel, Depression und Schuld danach
- Gewichtszunahme wird nicht verhindert
- Auslöser oft Langeweile, Traurigkeit, Ärger, Angst oder andere negative Gefühle
- bei Chronifizierung sozialer Rückzug
Binge Eating Disorder - Verlauf
- chronisch
- gefährlich sind Folgen des Übergewichts (Diabetes mellitus, Hypertonie, Erkrankungen der Gallenblase, Herzerkrankungen
Binge Eating Disorder - Diagnostik
- ausführliches anamnestisches Gespräch
Binge Eating Disorder - Therapie
- Diäten fraglich, denn verstärken u.U. Störung
- Konzentration auf Reduzierung der Fressanfälle
- gesunde Ernährungsweise kennenlernen
- Teilnahme in Selbsthilfegruppen
- Kognitive Verhaltenstherapie: Analyse der Veränderung von Essgewohnheiten, Einübung neuer Problemlösetechniken, Erlernen von Bewältigungstrategien
- Hypnotherapie nach Erickson: entspannendere Verhaltensweisen finden
- Medikamentöse Therapie: manchmal Antidepressiva günstig
F51 nichtorganische Schlafstörungen - Allgemeines
- 2 Hauptgruppen: Dyssomnien und Parasomnien
- durchschnittliche Schlafdauer 7 - 8 Stunden
- Neugeborenes: 16 h täglich
- alter Mensch: nur noch 5 - 6 h nötig
- Schlafbedürfnis nimmt im Laufe des Lebens ab
- normaler Schlaf in 5 Schlafstadien, die sich zyklisch wiederholen
- REM-Phasen = aktiver Schlaf, dort meist Träume
- ca 30 % der Bevölkerung leidet an Schlafstörungen
- Frauen und alte Menschen besonders häufig
Schlafstörungen - Ursachen
- vielfältig
- Körperliche Erkrankungen: Z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Schlafapnoe, Morbus Parkinson, Polyneuropathie, Erkrankungen mit Juckreiz, Erkrankungen mit Schmerzen
- Seelischen Erkrankungen: z.B. Depressionen, Schizophrenie, Manie, Suchterkrankungen, Neurosen, Ängste, Demenzen
- Situative Faktoren: ungewohnte Umgebung, Zeitverschiebungen, Lärm, Hitze, Kälte
- Psychosoziale Belastungen: berufliche oder familiäre Krisen
- Medikamente und Drogen: Alkohol, Betarezeptorenblocker, Diuretika, Appetitzügler, Antidementia, Antibiotika, aktivierende Antidepressiva
- Weitere Faktoren: zu langes Arbeiten oder Fernsehen, Schichtarbeit
Schlafstörungen - Dyssomnien
F51.0 nichtorganische Insomnie
F51.1 nichtorganische Hypersomnie
F51.2 nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
nichtorganische Insomnie - Symptome
nach ICD-!0:
- Klagen über Einschlaf- und/ oder Durchschlafstörungen oder eine schlechte Schlafqualität
- wenigstens 3x pro Woche seit mindestens 1 Monat
- überwiegendes Beschäftigtsein mit der Schlafstörung und nachts und während des Tages übertriebene Sorge über negative Konzequenzen
- deutlicher Leidensdruch dadurch oder störende Auswirkung auf Alltagsaktivitäten
nichtorganische Hypersomnie - Symptome
nach ICD-10:
- übermäßige Schlafneigung oder Schlafanfälle während des Tages, nicht erklärbar durch fehlenden Schlaf oder verlängertem Übergang zum vollen Wachzustand
- täglich, länger als ein Monat oder in wiederkehrenden Perioden kürzerer Dauer, verursacht deutliche Erschöpfung oder Beinträchtigung der Alltagsaktivitäten
- keine zusätzlichen Symptome der Narkolepsie und keine klinischen Hinweise auf Schlafapnoe
- Fehlen eines neurologischen oder internistischen Zustandsbildes, für das sie Somnolenz während des Tages symptomatisch sein kann
nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
nach ICD-10:
- individuelle Schlaf-Wach-Muster nicht synchron mit Schlaf-Wach-Rhythmus, der für bestimmte Gesellschaft normal ist und von Menschen gleicher Kultur geteilt wird
- Folge oft Schlaflosigkeit während Hauptschlafperiode und Hypersomnie während Wachperiod, fast täglich, mindestens seit 1 Monat oder wiederkehrend für kürzere Zeiträume
- ungenügende Dauer, Qualität und Zeitpunkt des Schlafs verursachen deutliche Erschöpfung oder behindern Alltagsaktivitäten
Schlafstörungen - Parasomnien
F51.3 Schlafwandeln
F51.4 Pavor nocturnus
F51.5 Albträume
Schlafwandeln - Symptome
nach ICD-10:
- vorherrschendes Symptom: ein. oder mehrmaliges Verlassen des Bettes und Umhergehen meist während des ersten Drittel des Nachtschlafs
- dabei meist leerer, starrer Gesichtsausdruck, reagiert verhältnismäßig wenig auf Bemühungen anderer, das Geschen zu beeinflussen oder mit ihr Kontakt aufzunehmen und ist schwer aufzuwecken
- nach Erwachen keine Erinnerung an Episode
- innerhalb weniger Minuten nach Aufwachen keine Beeinträchtigung der psychischen Aktivität oder des Verhaltens, auch wenn anfänglich Verwirrung oder Desorientierung auftreten kann
- Kein Hinweis auf organisch bedingte pssychische Störung wie Demenz oder körperliche Störung wie Epilepsie
Pavor nocturnus - Symptome
nach ICD-10:
- vorherrschendes Symptom: ein. oder mehrmalige Episoden von Erwachen aus dem Schlaf, die mit Panikschrei beginnen und charakterisiert sind durch heftige Angst, Körperbewegungen und vegetative Übererregbarkeit wie Tachykardie, schnelle Atmung, Pupillenerweiterung, Schweißausbruch
- Episoden dauern typischerweise 1 - 10 Minuten, meist während ersten Drittel des Nachtschlafs
- relative Unzugänglichkeit auf Bemühungen anderer, den P.n. zu beeinflussen und fast ausnahmslos folgen solchen Bemühungen einige Minuten Desorientiertheit und perseverierende Bewegungen
- Erinnerung an Geschenen auf ein oder zwei frgmentarische Vorstellungen begrenzt oder fehlt völlig
- Fehlen eines Hinweises auf körperliche Krankheit wie Hirntumor, oder Epilepie
Schlafstörungen - Diagnostik
- sorgfältige Anamnese mit schlafbezigener Exploration:
- Art der Schlafstörung
- Dauer, Verlauf und Rhythmus der Schalfstörung
- Erhebung des Schlafverhaltens und schlafbeeinflussender Lebensumstände
- Beachtung von Umgebungseinflüssen
- Symptomatik während der Schlafperiode
- Erhebung der Tagesbefindlichkeit
- allgemeinmedizinischen und psychiatrische Anamnese
- eruieren der privaten und beruflichen Lebenssituation
- Schlaffragebogen und Schlaftagebuch
- evtl. Schlaflabor (bei 10 % sinnvoll)
Schlafstörungen - Differenzialdiagnosen
- Depressionen: Hypersonmien oft Symptom einer Depression
- Psychische Störungen: Schizophrenien, Angststörungen, Suchterkrankungen, Essstörungen
- Organische Erkrankungen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen der Atmung, Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus, Schlafapnoe, Schmerzzustände, Inkontinenz, Juckreiz
- Medikamentenmissbrauch: Psychostimmulanzien, Medikamente, Diuretika, Antidementiva
Schlafstörungen - Therapie
- erst, wenn organische und schwere seelische Ursachen ausgeschlossen sind
- Wirkung erst nach Wochen, Aufklärung über Faktoren, die Schlaf beeinflussen
- zu vermeiden: Lärm, stimulierende Substanzen, Nahrungsaufnahme oder aufregende Tätigkeiten vorm Schlafen, Bett nur zum Schlafen benutzen
- Schlaffördernd: Einhaltung regelmäßiger Schlafenszeiten, optimale Schlaftemperaturen (15 - 17 °C), ausreichend abgedunkelter Schlafplatz, warme Füße, Einschlafrituale
- Entspannungsübungen: AT, PMR
- Kognitive Verhaltenstherapie: Vermeidung negativer Kognitionen, Verringerung des Schlafdrucks
- Schalftraining: Schlaftagebuch, Einschränken der Schlafenszeiten
- Medikamentöse Therapie: Schlafmittel (Hypnotika nur zeitlich befristet, Naturheilkundliche Präparate
- Weitere Maßnahmen: Glas Wein oder Bier kann schlaffördernd sein ( nur wenn keine Suchtgefahr oder medizinische Gründe dagegensprechen), ausreichende Bewegung tagsüber bis maximal 2 - 3 Stunden vorm Schlafen
- bei Schlafwandeln nichts hilfreiches bekannt, Gefahren beseitigen
F6 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F60 spezifische Persönlichkeitsstörungen
F61 kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen
F62 andauernde Persönlichkeitsveränderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns
F63 abnorme Geohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
F64 Störungen der Geschlechtsidentität
F65 Störungen der Sexualpräferenz
F66 psychische und Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung
F68 andere Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F69 nicht näher bezeichnete Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F60 Persönlichkeitsstörungen - Allgemeines
- Persönlichkeitsmerkmale rufen subjektiv Leiden hervor und gehen mit sozialen Beeinträchtigungen einher
- meist tiefgreifende, unflexible und wenig angepasste Muster des inneren Erlebens, Denkens, Fühlens und Verhaltens
- charakteristisch: meist mehrere Persönlichkeitsmerkmale betroffen
- Betroffene erleben sich nicht als krank, sondern als Menschen mit Eigenarten
- empfinden Eigenschaften als Ich-synton, also zu sich zugehörig
- beginnen in Pubertät oder frühen Erwachsenenalter
- ca. zw. 5 und 25 % der Bevölkerung betroffen
- in psychiatrischen Fachkliniken haben 40 - 50 % der Patienten einen Persönlichkeitsstörung
- bei Männern häufiger: dissoziale, schizoide und zwanghafte P.
- bei Frauen eher: selbstunsichere, anhängige und Borderline - P.
- bei Diagnostik sollen sie von anderen Störungen separat diagnostiziert werden
Persönlichkeitsstörungen - Ursachen
- keine klaren Ursachen bekannt, aber vermutet, multifaktoriell
- vereinzelt genetische Faktoren nachgewiesen, aber auch organische Faktoren (EEG-Veränderungen oder vorrübergehende Sauerstoffminderversorgung bei Geburt)
- Tiefenpsychologische Konzepte: drch Fehlentwicklungen in den frühkindlichen Entwicklungsphasen (Frühstörungen), "Ich" stärker entwickelt als bei psychotischen Erkrankungen, aber schwächer als bei neurotischen, vom Schweregrad zwischen Psychose und Neurose einzuordnen
- Lerntheoretische Konzepte: bilden gelerntes Verhalten ab, bereits genetisch veranlagte Verhaltensweisen durch positive oder negativer Verstärkung oder Modelllernen entweder extrem über- oder unterentwickelt, auf kognitiver Ebene individuelle Überzeugungen, die sich im Denken und sozialen Kontakt zeigen
Persönlichkeitsstörungen - Formen
F60.0 Paranoide Persönlichkeitsstörung
F60.1 schizoide Persönlichkeitsstörung
F60.2 dissoziale Persönlichkeitsstörung
F60.3 emotional instabile Persönlichkeitsstörung
F60.4 histrionische Persönlichkeitsstörung
F60.5 anankastische Persönlichkeitsstörung
F60.6 ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
F60.7 abhängige Persönlichkeitsstörung
F60.8 andere spezifische Persönlichkeitsstörung
F60.9 Persönlichkeitsstörung, nicht näher bezeichnet
Persönlichkeitsstörungen - Symptome
nach ICD-10:
- Zustandsbilder sind nicht auf beträchtliche Hirnschädigungen oder -krankheiten oder auf eien andere psychischiatrische Störung zurückzuführen und erfüllen folgende Kriterien:
- deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im Verhalten in mehreren Funktionsbereichen wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmen und Denken, sowie in den Beziehungen zu anderen
- auffälliges Verhaltensmuster ist andauernd und gleichförmig und nicht auf Episoden psychischer Krankheiten begrenzt
- auffällige Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielen persönlichen und sozialen Situationen eideutig unpassend
- Störungen beginnen immer in Kindheit oder Jugend und manifestieren sich im Erwachsenenalter
- Störung führt zu deutlichem subjektivem Leiden, manchmal aber erst später im Verlauf
- Störung ist meist, aber nicht immer, mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden
- für Diagnose der Untergruppen müssen mindestens 3 der Eigenschaften oder Verhaltensweisen zutreffen
F60.0 Paranoide Persönlichkeitsstörung - Symptome
- Übertriebene Empfindlichkeit bei Rückschlägen und Zurücksetzung
- Neigung zu ständigen Groll, z.B. wegen der Weigerung der Betreffenden, Beleidigungen, Verletzungen oder Missachtungen durch andere zu verzeihen
- Misstrauen und eine starke Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missgedeutet werden
- streitsüchtiges und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten
- häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners
- Tendenz zu stark überhöhtem Selbstwertgefühl, dass sich in ständiger Selbstbezogenheit zeigt
- Inanspruchnahme durch ungerechtfertigte Gedanken an Verschwörungen als Erklärung für Ereignisse in der näheren Umgebung und in aller Welt
- ca. 2-3 % der Bevölkerung, eher Männer
F60.1 Schizoide Persönlichkeitsstörung - Symptome
- Wenige oder überhaupt keine Tätigkeiten bereiten Vergnügen
- emotionale Kühle, Distanziertheit oder flache Affektivität
- geringe Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle oder auch Ärger anderen gegenüber zu zeigen
- anscheinende Gleichgültigkeit gegenüber Lob oder Kritik
- wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einer anderen Person ( unter Berücksichtigung des Alters)
- übermäßige Vorliebe für einzelgängerische Beschäftigungen
- übermäßige Inanspruchnahme durch Fantasie und Introspektion
- Mangel an engen Freunden oder vertrauensvollen Beziehungen
- deutlich mangelnde Sensibilität im Erkennen und Befolgen gesellschaftlicher Normen
- ca. 1% der Bevölkerung
F60.2 dissoziale Persönlichkeitsstörung - Symptome
- kaltes Unbeteiligtsein und Rücksichtslosigkeit gegenüber den Gefühlen anderer
- grobe und andauernde Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
- Unvermögen, zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen, aber keine Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen
- sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten
- Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein oder zum Lernen aus Erfahrung, besonders als Bestrafung
- ausgepräcgte Neigung, andere zu beschuldigen oder einleuchtende Rationalisierungen für das eigene Verhalten anzubieten, durch welches die Peron in onflikt mit der Gesellschaft geraten ist
- anhaltende Reizbarkeit kann dazukommen
- ca. 1-2 % weiblichen Bevölkerung, ca. 3-7 % der männlichen Bevölkerung
- in Gefängnissen sind bis zu 40 % der Insassen mit dissozialer P.
F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung - Symptome
- Betroffene zeigen deutliche Tendenz, impulsiv zu handeln ohne Berücksichtigung der Konsequenzen
- wechselnde, instabile Stimmung
- Fähigkeit, vorauszuplanen gering
- Ausbrüche intensiven Ärgers können zu gewalttätigen und explosivem Verhalten führen
- diesen Verhalten leicht auszulösen durch impulsive Ahndlungen von anderen kritisiert oder behindert werden
- Kennzeichen: Impulsivität und mangelnde Selbstkontrolle
- 2 Formen:
- F60.30 impulsiver Typ
- F60.31 Borderline-Typ
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung - Formen
- Impulsiver Typ:
- emotionale Instabilität
- mangelnde Impulskontrolle
- oft gewalttätiges und bedrohliches Verhalten, vor allem bei Kritik durch andere
- Ausbrüche in Situation unangemessen
- Borderline-Typ:
- einige Kennzeichen emotionaler Instabilität
- zusätzlich eigenes Selbstbild, Ziele und innere Präferenzen (auch sexuell) unklar und gestört
- meist chronisches Gefühl innerer Leere
- Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Beziehungen
- dies kann zu wiederholten emotionalen Krisen führen
- übermäßigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden
- mit Suizidandrohungen oder selbstschädigendem Verhalten (auch ohne Auslöser möglich)
bis hier war nach ICD-10.
- innerseelische Spaltung (fehlende Fähigkeit, gegensätzliche Gefühle und Wahrnehmungen zu vereinen)
- übergreifendes Schwarz-Weiß-Denken
- zusätzliche Symptome dissoziativer Zustände können auftreten (Depersonalisation, Derealisation, vorübergehende Bewegungsunfähigkeit)
- oft weitere psychische Störungen vorhanden
- ca. 1-2 % der Bevölkerung, 70 % Frauen
- in Kindheit oft schwere tramatische Ereignisse wie Gewalterfahrungen, Missbrauchsgeschehen oder starke Vernachlässigung zu finden
F60.4 Histrionische Persönlichkeitsstörung - Symptome
nach ICD-10:
- Dramatisierung bzgl. der eigenen Person, theatralisches Verhalten, übertriebener Ausdruck von Gefühlen
- Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere Personen oder Umstände
- oberflächliche und labile Affektivität
- Andauerndes Verlangen nach Aufregung, Anerkennung durch andere und Aktivitäten, bei denen die betreffende Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht
- Unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten
- Übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität
zusätzlich können auftreten: Egozentrik, selbstbezogenen Nachgiebigkeit, anhaltendes Verlangen nach Anerkennung, erhöhte Kränkbarkeit, andauernd manipulatives Verhalten zur Befriedigung eigener Bedürfnisse
- Vorkommen in der Bevölkerung: 2 - 3 %
F60.5 Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung - Symptome
nach ICD-10:
- Übermäßiger Zweifel und Vorsicht
- ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation und Plänen
- Perfektionismus, der die Fertigstellung von Aufgaben verhindert
- übermäßige Gewisssenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen
- übermäßige Pedanterie und Befolgen von Konventionen
- Rigidität und Eigensinn
- unbegründetes Bestehen auf der Unterordnung anderer unter eigene Gewohnheiten oder unbegründetes Zögern, Aufgaben zu delegieren
- Andrängen beharrlicher und unerwünschter Gedanken oder Impulse
- Vorkommen in der Bevölkerung: ca. 2 %
- im Laufe der Störung kann es zu depressiven Verstimmungen und Zwangsstörungen kommen
F60.6 Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung - Symptome
nach ICD-10:
- andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit
- Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv und minderwertig im Vergleich mit anderen zu sein
- ausgeprägte Sorge, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden
- Abneigung, sich auf persönliche Kontakte einzulassen, außer man ist sicher, gemocht zu werden
- eingeschränkter Lebenstil wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit
- Vermeidung sozialer und beruflicher Aktivitäten, die zwischenmenschliche Kontakte voraussetzen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung
- weiter kann sein: Überempfindlichkeit gegenüber Kritik und Ablehnung
- Vorkommen in der Bevölkerung: ca. 1 %
- im Verlauf der Erkrankung kann es zu depressiven Verstimmungen und Angstsymptomen kommen
F60.7 Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung - Symptome
nach ICD-10:
- bei den meisten Lebensentscheidungen wird an Hife anderer appelliert oder die Entscheidung wird anderen überlassen
- Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderen Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber den Wünschen anderer
- mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche gegenüber Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht
- unbehagliches Gefühl beim Alleinsein aus übertriebener Angst, nicht für sich allein sorgen zu können
- häufige Angst von einer Person verlassen zu werden, zu der eine enge Beziehung besteht, und auf sich selbst angewiesen zu sein
- eingeschränkte Fähigkeit, Alltagsentscheidungen zu treffen ohne ein hohes Maß an Ratschlägen und Bestätigung von anderen
- zusätzlich können sein: Betroffene fühlen sch hilflos, inkompetent und nicht keistungsfähig
- Vorkommen in der Bevölkerung: ca. 1 %
- komorbid häufig Depression und Angststörungen sowie Überschneidungen mit anderen Persönlichkeitsstörungen, z.B. ängstlich-vermeidend
F60.8 Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen
F60.80 Narzistische Persönlichkeitsstörung
F60.81 Passiv-aggressive (negativistische) Persönlichkeitsstörung
F60.88 sonstige andere spezifische Persönlichkeitsstörungen
- exzentrische Persönlichkeit(sstörung)
- haltlose Persönlichkeit(sstörung)
- (psycho)neurotische Persönlichkeit(sstörung)
- unreife Persönlichkeit(sstörung)
F60.80 Narzisstische Persönlichkeitsstörung - Symptome
nach ICD-10 mindestens 5 der folgenden 9 Merkmale
- Größengefühl
- Phantasien über unbegrenzten Erfolg, Macht, Schönheit oder ideale Liebe
- Gefühl der Einmaligkeit
- Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung
- unbegründete Anspruchshaltung
- Ausnützung von zwischenmenschlichen Beziehungen
- Mangel an Empathie
- Neidgefühle oder Überzeugung, beneidet zu werden
- arrogantes, hochmütiges Verhalten
- zwischenmenschliche Beziehungen oft gestört
- Vorkommen in der Bevölkerung: ca. 0,5 %
F60.81 Passiv-aggressive (negativistische) Persönlichkeitsstörung - Symptome
nach ICD10 mindestend 5 der folgenden 7 Kriterien:
- Verschleppung von Routineaufgaben (auf die andere warten)
- ungerechtfertigter Protest gegen gerechtfertigte Forderungen
- Trotz, Reizbarkeit oder Streitlust bei unwillkommenen Bitten
- Kritik oder Verachtung von Autoritätspersonen
- langsame oder schlechte Arbeit an unliebsamen Aufgaben
- Nichtleisten eigener Anteile an gemeinsamen Aufgaben
- Verpflichtungen werden "vergessen"
Clusterzuordnung der Persönlichkeitsstörungen nach DSM-5
Cluster A (Betroffene wirken sonderbar oder exzentrisch)
- paranoide P.
- schizoide P.
- schizotype P.
Cluster B (Betroffene erscheinen dramatisch, emotional oder launisch)
- dissoziale P.
- narzisstische P.
- histrionische P.
- emotional-instabile P.
Cluster C (Betroffene wirken ängstlich, vermeidend oder furchtsam)
- ängstlich-vermeidende P.
- anankastische P.
- abhängige P.
Persönlichkeitsstörungen - Verlauf und Prognose
- entstehen bereits in Kindheit und Jugend
- stabilisieren sich im Erwachsenenalter
- Symptome über viele Jahre, meist ein Leben lang
- hinsichtlich Schwere und Ausprägung aber Schwankungen möglich
- 1/3 günstiger Verlauf
- 1/3 kompromisshafte Lebensbewältigung
- 1/3 Verlauf ungünstig
- bei einigen mildert sich Ausmaß der Beeinträchtigungen mit zunehmendem Alter
- in vielen Fällen Missbrauch psychotropher Substanzen
Persönlichkeitsstörungen - Diagnostik
- sollte erst im Erwachsenenalter festgestellt werden
- zumindest leichter Leidensdruck muss vorhanden sein
- oft erst durch Auswirkungen im beruflichen und sozialen Bereich erkannt
- meist Fremdanamnese oder längerer Beobachtungszeitraum in Klinik notwendig
- häufig mehrere Persönlichkeitsstörungen gleichzeitig
- Persönlichkeitstests (Freiburger-Persönlichkeits-Inventar FPI, Gießen-Test GT, Minnesota Multiphasic Personality Inventory MMPI)
Persönlichkeitsstörungen - Differenzialdiagnosen
- Persönlichkeitsmerkmale, die nicht Ausmaß einer Störung erreichen: wichtigstes Kriterium: auffälliges Verhalten ist unflexibel, unangepasst, und überdauern
- Persönlichkeitsveränderungen: meist in höherem Lebensalter (Folge organische Schäden oder Extrembelastungen)
- Psychosen: schwerwiegender und phasenhaf
- Persönlichkeitsstörungen gehen meist mit anderen psychischen Störungen einher und sind zusätzlich zu diesen zu diagnostizieren
- hohe Komorbidität zu Angststörungen, Depression und Abhängigkeitserkrankungen
Persönlichkeitsstörungen - Therapie
- gelten als nicht heilbar
- durch Therapie Linderung oder Kompensation möglich
- Betroffene erleben sich als unzufrieden und unglücklich, aber nicht krank und behandlungsbedürftig
- Hierarchie der Behandlungsziele:
- akute Suizidalität oder akute Fremdgefährdung
- therapiegefährdendes Verhalten
- schwere Störungen der Verhaltenskontrolle
- schwere Störung des emotionalen Erlebens
- Probleme in der Lebensbewältigung
- Tiefenpsychologische Therapie: weniger aufdeckend und einsichtsorientiert, sondern mehr stützend und Ich-stärkend
- Verhaltenstherapie: z.B. DBT
- Pharmakotherapie. in Einzelfällen Einsatz von Antidepressiva, Anxiolytika oder Lithium hilfreich
Sexuelle Störungen - Definition und Allgemeines
- störungen des sexuellen Verlangens, der sexuellen Erregung, der Geschlechtsidentität und der sexuellen Präferenz
- im ICD-10 unter F5 und F6 eingegliedert
- bei Frauen am häufigsten: verminderte Lust auf sexuelle Kontakte und Orgasmusprobleme
- bei Männern am häufigsten: Erektionsstörungen und vorzeitiger Samenerguss
- Ablauf der Phasen (Erregungsphase, Plateauphase, Orgasmusphase, Entspannungsphase) bei Männern Verlauf in etwa gleich, bei Frauen individueller
- sex. Störungen können alle Phasen betreffen
- relativ häufiges Auftreten
- ca. 35% der Frauen, 16% der Männer haben Störungen der sex. Appetenz
- ca. 30% der verheiratetete Frauen und 20% der Männer Störungen der sex. Erregung
- 1/3 der verheirateten Männer vorzeitiger Samenerguss
- schwierig, zu unterscheiden, was noch normal und was bereits Krankheitswert, deshab deutlicher Leidensdruck durch Situation oder Ausrichtung erforderlich
- Veränderungen in der Gesellschaft beeinflussen auch, was krankhaft ist (z.B. Homosexualität)
- wird geschätzt, dass 15% der Patienten, die Arzt aufsuchen, mindestens beratungsbedürftige sexuelle Probleme, werden aber aus Scham nicht erwähnt, deshalb Nachfrage wichtig
Sexuelle Störungen - Ursachen
- keine einheitlichen Theorien, aber scheinbar multifaktoriell
- Störungen in unterschiedlichen Phasen der sexuellen Entwicklung
- Probleme in der Partnerschaft
- kognitive Faktoren (Einstellung zur Sexualität und Partnerschaft, oft unreflektiert aus Kindheit und Jugend übernommen)
- Erziehungsfaktoren (Angst vor Strafe, fehlende Akzeptanz der eigenen Geschlechterrolle)
- unzureichende Informationen (über sexuelle Abläufe)
- ungünstige äußere Faktoren (z.B. Angst vor ungewollter Schwangerschaft)
- körperliche Erkrankungen (Arteriosklerose, Diabetes mellitus)