Störungsbilder der Psychiatrie - Heilpraktikerwissen

Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie

Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie


Kartei Details

Karten 421
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 15.01.2020 / 02.07.2024
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Differenzialdiagnostik zur akuten schizopheniformen psychotische Störung

  • Schizophrenie
  • akute polymorphe psychotische Störung
  • Schizoaffektive Störungen
  • Organische Psychosen
  • Psychosen durch psychotrope Substanzen

Therapie der akuten schizopheniformen psychotische Störung

- häufig kurzfristig stationäre Behandlung nötig

- Neuroleptika

- supportive Psychotherapie

- aufdeckende Psychotherapie kontraindiziert !!!

Induzierte wahnhafte Störung

- Diagnose nur stellen, wenn

  1. zwei oder mehr Personen denselben Wahn oder Wahnsysteme teilen und sich in der Überzeugung stärken
  2. aussergewöhnlich enge Beziehung zueinander
  3. durch zeitlichen oder sonstigen Zusammenhang belegt, dass Wahn bei passivem Partner durch Kotakt zu aktivem Partner induziert wurde

- aktive Person leidet unter echtem Wahn, passive Person nicht, letztere nimmt diesen nur auf, wenn sie in Kontakt mit aktiver Person steht, bei räumlicher Trennung verschwinden Symptome bei passiver Person

- weisen beide personen unabhängig voneinander psychotische Störungen auf, Diagnose nicht zu stellen

- seltene Erkrankung

Schizoaffektive Störung - Ursachen

- multifaktoriell wie bei Schizophrenie und affektiven Psychosen

 

Schizoaffektive Störung - Symptome

- gleichzeitig oder kurz nacheinander:

  • depressive Symptome
  • manische Symptome
  • schizophrene Symptome

Schizoaffektive Störungen - Verlauf und Prognose

- uniploar oder bipolar

- meist phasisch-rezidivierend (in Abständen wiederkehrend)

- selten chronisch-progredient (fortschreitend)

- selten Ausprägung von Residualzuständen

- Prognose besser als bei Schizophrenie, schlechter als bei affektiven Psychosen

Schizoaffektive Störung - Diagnostik

- schwierig

- Diagnose erhärtet sich meist erst im Verlauf, wenn zu Symptomen der Schizophrenie oder affektiven Störung weitere Symptome dazukommen

- Diagnose  nur dann stellen, wenn schizophrene und affektive Symptome gleichzeitig auftreten

- nicht verwenden, wenn Symptome beider Erkrankungen nacheinander auftreten

Differenzialdiagnostik bei Schizoaffektiver Störung

  • Schizophrenien
  • affektive Störungen
  • organisch bedingte psychische Störungen (z.B. Epilepsie oder Schädel-Hirn-Trauma)

Therapie bei Schizoaffektiver Störung

- Orientierung an Therpiemaßnahmen bei Schizophrenie oder affektiven Störungen

- Neuroleptika

- bei schizodepressiv eher Antidepressiva

- zur Rezidivprophylaxe Lithium als Dauermedikation

ICD 10 F4 Neurotische, Belastungs. und somatoforme Störungen

F40 phobische Störungen

F41 andere Angststörungen

F42 Zwangsstörungen

F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen

F44 dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)

F45 somatoforme Störungen

F48 andere neurotische Störungen

Angst und Panikstörungen - Allgemeines

- durch unterschiedlicher Erscheinungsformen von Angst geprägt

- Unterscheidung in Phobien und sonstige Angststörungen

- Angst ist normaler biologische Mechanismus zur Gefahrenabwehr

- im pathologische Sinne hilft sie aber nicht mehr, sondern hemmt und macht handlungsunfähig

- etwa 15% der Bevölkerung leiden im Laufe des Lebens unter behandlungsbedürftigen Ängsten

- am häufigsten sind soziale Phobien, danach spezifische Phobien

- Beginn meist zwischen 15. und 35 Lj.

- Frauen häufiger betroffen

 

Angst und Panikstörungen - Ursachen

  • Lerntheoretisches Modell:
    • Angst ist auf erlerntes Verhalten zurückzuführen
      • auslösende Momente, z.B. emotional belastene Lebensereignisse
      • aufrechterhaltende Komponente: Vermeidungsverhalten, verhindert korrigierende Lernerfahrungen
      • Modelllernen: Umgang mit Angst in der Familie (Überängstlichkeit oder Angstunterdrückung) oder Angst durch Erzählungen oder Medien
      • psycho-physiologisches Modell: körperliche Vorgänge wie Schwitzen, Herzrasen, Schwindel oder Nervosität werden mit kognitiv-emotionalen Aspekten in Verbindung gebracht und als Gefahr fehlinterpretiert, Folge: Konzentration auf körperliche Vorgänge und bei Auftauchen dieser entsteht Angst
    • Neurobiologische Einflussfaktoren
      • genetische Faktoren
      • Angstpatienten besitzen höhere Empfindlichkeit des vegetativen Nervensystems
      • Neurotransmittersystem (GABA, Serotonin) spielt Rolle
    • Tiefenpsychologisches Erklärungsmodell
      • häufig durch Partnerschaftskonflikte ausgelöst (Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt) aufgrund früherer Bindungserfahrungen
      • bei Phobien werden innere angstauslösende Triebimpulse auf äußere Objekte übertragen, die nun scheinbar äußere Gefahr darstellen, Abwehrmechanismen: Verschiebung und Projektion

Formen von Phobien F40

Agoraphobie F40.0

Diagnosekriterien:

  1. psychische oder vegetative Symptome primär durch Angst verursacht und nicht durch Wahn oder Zwangsgedanken
  2. Angst muss beschränkt sein auf entweder:
    • Angst vor offenen Plätzen
    • Angst vor Menschenmengen
    • Angst, bei Reisen mit weiter Entfernung von zu Hause oder bei Reisen alleine
  3. Vermeidung der phobischen Situation entscheidendes Symptom

- keine Angst vor der Situation an sich, Betroffener befürchtet eher, sich im Angstfall nicht aus der Situation flüchten zu können, auf Hilfe anderer angewiesen zu sein oder zu kollabieren

- dadurch deutliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit, im Extremfall wird Wohnung nicht mehr verlassen

- 30% der Agoraphobiker können wegen Einschränkungen beruflichen und familiären Verpflichtungen nicht mehr nachkommen

- gehen oft mit Panikattacken einher

- zusätzlich können depressive und zwanghafte Symptome auftreten und soziale Phobie entstehen

- beginnt oft im frühen Erwachsenenalter

- ohne angemessene Behandlung meist chronisch

Formen von Phobien F40

Soziale Phobien F40.1

Diagnostische Leitlinien:

folgende Kriterien müssen ALLE erfüllt sein:

  1. psychische, Verhaltens- oder vegetative Symptome sind primär Manifestationen der Angst und beruhen nicht auf  anderen Symptomen, wie Wahn oder Zwangsgedanken
  2. Angst ist auf bestimmte soziale Situationen besschränkt oder überwieden darin
  3. wann immer möglich, wird phobische Situation vermieden

- Betroffene haben Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen und kritisiert zu werden

- jede Situation, in der eine Beurteilung durch andere erfolgen kann, kann Phobie verursachen, von Unterschrift in Gegenwart anderer leisten bis zum Vortrag halten

- Betroffener erkennt Angst als sinnlos und übertrieben

- vor fremden Personen ausgeprägter als vor Bekannten

- kleine Gruppen bedrohlicher als große Menschenmengen

- starke Minderwertigkeitsgefühle, Grübeleien und negative Gedanken

- kann in schweren Fällen zu sozialer Isolation führen

- zusätzliche Panikattacken seltener als bei Agoraphobie

- beginnt oft im Jugendalter, Männer und Frauen gleich häufig

Formen von Phobien F40

Spezifische (isolierte) Phobien F40.2

Diagnostische Leitlinien:

folgende Kriterien müssen ALLE erfüllt sein:

  1. psychische, Verhaltens- oder vegetative Symptome sind primär Manifestationen der Angst und beruhen nicht auf  anderen Symptomen, wie Wahn oder Zwangsgedanken
  2. Angst ist auf die Anwesenheit eines bestimmten phobischen Objektes oder eine spezifische Situation beschränkt
  3. wann immer möglich, wird phobische Situation vermieden

- anhaltende, deutlich ausgeprägte Angst vor bestimmten Situationen, Dingen oder Lebewesen, die erheblich Leiden verursacht

- z.B. Tiere, Umweltereignisse, Blut / Spritzen / Verletzungen, Fliegen, Befahren von Brücken, Dunkelheit, Höhlen, geschlossenen Räumen, Zahnarzt, Krankheiten ect.

- kann mit Panikattacken einhergehen

- Beginn der Störung im Kindesalter oder frühen Erwachsenenalter

- unbehandelt chronisch

andere Angststörungen F41

Panikstörung F41.0

- soll nur diagnostiziert werden, wenn keine unter F40 gewertete Phobie besteht

- eindeutige Diangnose nur, wenn mehrere schwere vegetative Angstanfälle innerhalb eines Monats auftreten

  1. in Situationen, in denen keine objektive Gefahr besteht
  2. wenn Angstanfälle nicht  auf bekannte oder vorhersehbare Situationen beschränkt
  3. zwischen den Attacken angstfreie Zwischenzeiten liegen (ausgenommen Erwartungsangst)

- starke körperliche Reaktionen wie Herzklopfen, Erstickungsgefühl oder Schwindel, Gefühle der Entfremdung, Kontrollverlust, Angst, wahnsinnig zu werden oder zu sterben

- Zustände für Betroffene subjektiv bedrohlich

- dauern zwischen einigen Minuten bis halbe Stunde

- tritt Panik in bestimmter Situation auf, kann Betroffener Vermeidungsverhalten in Bezug auf Situation zeigen

- zusätzlich entwickelt sich oft Agoraphobie

- oft als vegetative Dystonie oder funktionelles kardiovaskuläres Syndrom fehldiagnostiziert

- auch als episodisch paroxysmale Angst bezeichnet

andere Angststörungen F41

generalisierte Angststörung F41.1

Diagnostische Leitlinien

Patient muss primäre Symptome von Angst an den meisten Tagen, mindestens mehrere Wochen lang, meist mehrere Monate, aufweisen. In der Regel mit folgenden Einzelsymptomen:

  1. Befürchtungen (Sorge über zukünftiges Unglück, Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten usw.)
  2. motorische Spannung (körperliche Unruhe, Spannungskopfschmerz, Zittern, Unfähigkeit, sich zu entspannen)
  3. vegetative Übererregbarkeit (Benommenheit, Schwitzen, Tachykardie oder Tachypnoe, Oberbauchschmerzen, Schwindelgefühle, Mundtrockenheit etc.)

- Angst verläuft nicht akut, sondern über längere Zeit

- Betroffene können Angst nicht kontrollieren, obwohl sie sie als übertrieben und unbegründet erkennen

- ständig erhöhtes Angstniveau

- Krankheit entwickelt sich langsam, nicht wie Panikstörung

- Frauen häufiger betroffen

- Krankheitsverlauf schwankend bis chronisch

Angst- und Panikstörungen

Symptome und Folgen

  • Körperliche Symptome
  • Psychische Symptome
  • Soziale und gesundheitliche Folgen (z.B. Unfähigkeit, Dinge allein zu tun, soziale Isolation, Berufsunfähigkeit, starke Abhängigkeit von Bezugspersonen, Depression, Substanzmissbrauch)

- bei ca. 15% Suizidversuche

- bei Kindern gezeigt durch Weinen, Wutausbrüche, Erstarren, Anklammern

Angst- und Panikstörungen

Verlauf

- meist chronisch

- Beschwerden wellenförmig, beschwerdefreie Intervalle

- im Alter mildern sich Symptome ab

- oft bestehen auch zusätzlich andere psychische Störungen, wie z.B. Depression (40-60%), Alkohol- und Medikamentenmissbrauch (20-40%)

Angst- und Panikstörungen

Diagnostik

- zuerst ausführliche ärztliche Untersuchung nötig

- andere psychische Störungen müssen ausgeschlossen sein

- Diagnose aus Schilderung des Patienten

- abklären ob Ängste normal oder Krankheitswert

- dann klären, ob Situations- oder Objektabhängig oder unabhängig davon

- dann Ausmass des Vermeidungsverhaltens und soziale Beeinträchtigung klären

- evtl. Hamilton-Angst-Skala (HAMA)

Angst- und Panikstörungen

Differentialdiagnose

Organische Erkrankungen: z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus, akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hirnorganische Erkrankungen wie Epilepsie

Depressionen: je nachden, was zuerst da war, ansonsten Mischdiagnose

Schizophrenien: Wahnkranke erkennen nicht, dass Agst unbegründet oder übermäßig ist

Abhängigkeitserkrankungen und Demenzen

Zwangserkrankungen

Posttraumatische Belastungsstörung: auslösendes Lebensereignis vorhanden

Persönlichkeitsstörungen

Phobien

Hypochondrische Störung

Angst- und Panikstörungen

Therapie

- Verhaltenstherapie

  • Reizkonfrontation durch systematische Desensibilisierung: zuerst Aufklärung über Physiologie der Angst, dann Erstellen einer Angsthierarchie, Konfrontation in sensu (im Entspannungszustand Konfrontation mit Angstviualisierung), später Reizkonfrontation in vivu, Konfronation mit massiver Angst kann hilfreich sein (Flooding oder Reizüberflutung), Patient darf ansgtauslösende Situation nicht verlassen, in Situation bleiben, bis Angst nachlässt, kann bis zu einige Stunden dauern
  • Gruppentherapie: bei Sozialphobie bewährt, Patient lernt, sich schwierigen Situationen auszusetzen, Gedanken und Selbstbild hinterfragen, Kontakt mit fremden Personen aufzunehmen und Gespräche zu führen, andere Bewältigungsstrategien einzusetzen, Selbstsicherheitstraining,
  • Kognitive Therapie: bei generalisierter Angststörung konsequente, mentale Konfrontation mit sorgenvollen Gedanken

- Entspannungsverfahren: PMR

- Psychopharmaka:

  • Antidepressiva
  • Benzodiazepine: am erfolgreichsten bei Panikstörung, aber ohne Psychotherapie kontraindiziert!!! weil Gefahr der Abhängigkeit
  • Beta-Rezeptorenblocker
  • Neuroleptika: Alternative zu Benodiazepine, besonders bei suchtgefährdeten Patienten

- Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie

  • langwieriger und weniger symptomorientiert
  • zuerst Ich-Stärkung
  • aktive Bewältigung der Angst erlernen

- weitere Maßnahmen

  • Hypnotherapie
  • körperliche Bewegung
  • Autogenes Training oder Yoga

Zwangsstörungen F42

Ursachen

- Zusammenspiel von biologischen und psychiologischen Faktoren

  • Lerntheoretische Aspekte:
    • erklärt eher die Aufrechterhaltung und nicht die Entstehung von Zwängen
    • unangenehme Gedanken undGefühle, die Angst, Unruhe oder Ekel hervorrufen
    • bestimmte Handlungen helfen, diese unangenehmen Gefühle zu verringern
    • durch Zwangsrituale kann Patient Gefühle regulieren und Angst vermeiden
    • dadurch stabilisiert sich Zwangsverhalten
  • kognitive Aspekte: Patienten haben bestimmte Gedankenmuster und Grundüberzeugungen:
    • Überzeugung der Verantwortlichkeit
    • Überzeugung von Schuld
    • Überzeugung von Unsicherheit und Zweifel
    • Überzeugung von negativem Ausgang
  • neurobiologische Faktoren:
    • Störungen bestimmter Hirnareale spielen bei Entstehung von Zwangsstörungen Rolle ( bereich der Basalganglien, des limbischen Systems, des Frontalhirnlappens)
    • für Zusammenspiel dieser Areale ist Serotonin von Bedeutung
    • deshalb funktionieren Antidepressiva bei vielen Patienten
    • Zwilligsstudien belegen genetischen Faktor für erhöhte Vulnerabilität bei Angehörigen ersten Grades
  • psychodynamische Theorie
    • Fixierung in der analen Phase als Grundlage
    • anitsoziale, sadistische und aggressive Regungen dieser Phase werden bei starker moralischer und restriktiver Erziehung tabuisiert und verleugnet
    • entsteht strenges "Über-Ich" und Ansgt vor unangepassten seelischen Regungen (Konflikt zwischen Es und Über-Ich)
    • verdrängte und verleugnete Teiel durch Zwangssymptome in Schach gehalten

Zwangsstörungen

Symptome

- pathologische Zwangsphänomene drängen sich auf und werden als sinnlos erlebt, können aber nicht vermieden werden und wiederholen sich stereotyp

- bei Versuch, sich zu wiedersetzen, tritt intensive innere Spannung mit vorherrschender Angst auf

Diagnostische Leitlinien:

mindestens 2 Wochen an den meisten Tagen Zwangsgedanken und / oder Zwangshandlungen, die quälend sind oder normale Aktivitäten stören mit folgenden Merkmalen:

  1. für Patienten sind sie als eigene Gedanken oder Impulse erkennbar
  2. wenigstens einem Gedanken oder einer Handlung muss, wenn auch erfolglos, Wiederstand geleistet werden, auch wenn sich Patient nicht dagegen wehrt
  3. Gedanke oder Handlungsausführung darf nicht an sich angenehm sein (Erleichterung dadurch wird hier nicht in diesem Sinn gemeint)
  4. Gedanken, Vorstellungen oder Impulse wiederholen sich in unangenehmer Weise

 

- Personen aus sozialer Umgebung werden oft in Zwangssystem eingebaut, führt zu schwierigen Zusammenleben

vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang F42.0

 

  • Zwangsbefürchtungen und Zwangsimpulse
    • P. stellen sich immer wieder Katastrophen vor oder verspüren Impuls, entgegen ihrem Wertesystem zu handeln oder zu sprechen
    • meist wird mit ritualiesierten Gegengedanken entgegengewirkt (unauffälliges Vermeidungsverhalten, daher nur auf Nachfragen offensichtlich)
  • Grübelzwang
    • zwanghaftes Durchdenken immer wieder derselben Gedanken
    • Entscheidungen treffen oder Lösung finden nicht möglich
    • kann nicht mit Gegengedanken unterbunden werden

- 12% der Zwangsstörungen sind reine Zwangsgedanken

vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale) F42.1

  • Waschzwang: bis zu 100x am Tag in ritualisierter Form nach genau festgelegtem Handlungsablauf, auch andere Bereiche der Körperpflege können einbezogen sein, auch Gegenstände werden exzessiver Reinigung unterzogen (Entseuchung), kann schwerwiegende Hausschäden verursachen
  • Kontrollzwang: durch wiederholtes Kontrollieren sollen Fehler vermieden werden, man zweifelt, ob man bestimmte Tätigkeit bereits gemacht hat oder etwas falsch gemacht hat, andere Personen werden oft auch angehalten, nachzukontrollieren (Rückversicherung), bei ausgeprägter Form bis zu 100x Kontrolle der gleichen Sache (Herd, Türen, Fenster...)
  • Ordnungszwang: Einhalten eines starren Ordnungsschemas, oft millimetergenau, Viele Stunden oder Tage werden damit zugebracht
  • Wiederholungszwänge: Handlungen, Worte, Sätze oder Zahlen werden in ritualisierter Form wiederholt, dient der Abwehr von Katastrophen ohen logische zusammenhang, Jandlungen können unter Diktat bestimmter Zahl stehen (man muss z.B. 7x etwas wiederholen, wenn nicht, von vorne anfangen, um Unglück zu vermeiden)
  • weitere Zwangsformen:
    • zwanghafte Langsamkeit: alles wird in Zeitlupe ausgeführt
    • Dermatillomanie: zwanghaftes Aufkratzen von Pickeln oder anderen Hautunreinheiten, besonders unter Stress
    • Sammeln, Stapeln, Horten: nichts wird weggeworfen
    • Trichotillomanie (F63.3): keine Zwangskrankheit, ist diesen aber sehr ähnlich, Impuls, sich die Haare auszureißen

- Wasch- und Kontrollzwang die häufigsten Zwangsstörungen

Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt F42.2

- wenn Zwangsgedanken und -handlungen gleichwertig auftreten, ansonsten Kennzeichnung, was vorherrscht

- bei 2/3 der Zwangsstörungen liegt gemischte Form vor

 

Zwangsstörungen

Verlauf

 

- beginnen meist in der Jugend oder frühen Erwachsenenalter

- kann schleichend oder durch bestimmtes auslösendes Ereignis beginnen

- Tendenz zur Chronifizierung

- Patienten halten Zwang lange verborgen

- in vielen Fällen entstehen depressive Symptome, teils mit akuter Suizidgefahr

- ebenso Abhängigkeiten von Alkohol oder Medikamenten (Benzodiazepine) dadurch möglich

- soziale Folge auch schwerwiegend

- Zwänge haben Tendenz, sich auszubreiten und auf weitere Lebensbereich überzugreifen

- Folge: sozialer Rückzug, Isolation, Verwahrlosung

Zwangsstörungen

Differenzialdiagnosen

 

  • Angststörungen
  • psychotischer Wahn (hier Gedanken von außen gemacht oder durch Stimmen)
  • Depression, je nachdem, was sich zuerst entwickelt hat
  • anankanstische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung (Ausgeprägtes Streben nach Ordnung, Perfektion und Kontrolle, ohne dass Verhalten als übertieben oder sinnlos gesehen wird)
  • organisch bedingte Störung, z.B.Enzephalitis oder Intoxikation

Zwangsstörungen

Therapie

- Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie

- selten vollständiges Verschwinden der Erkrankung, aber guter Umgang und starke Verringerung des Leidensdrucks möglich

- bei 1/4 der Patienten bleiben Symptome trotz Psychotherapie bestehen

  • Kognitive Verhaltenstherapie
    • Expositionstraining: Konfrontation mit Angst und Vermeidung von Rückzug, damit Patient lernt, dass Angst nach einer Weile verschwindet und neue Wege der Regulation findet, Konfrontation entweder massiv oder abgestuft möglich, massiv effektiver, aber überfordernder, um Therapieabbrüche zu vermeiden, eher abgestufte K., anfangs 1-2stündige Sitzungen 2-3x wöchentlich, Patienten müssen danach noch lange selbst Reizkonfrontation üben, da nicht wie bei Angst generell beseitigt werden kann
    • soziales Kompetenztraining: Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen müssen oft wieder erlernt werden, Rollenspiele
    • kognitive Therapie: Gedankenmuster analysiert und Befürchtungen und Interpreationen bearbeitet
  • Psychopharmaka:
    • Antidepressiva (mind. 12 Wochen, um Wirkung zu beurteilen)
  • Familientherapie: beraten und aufklären, um Zwangsdynamik durch Familie mit aufzulösen zu lassen, da Familienmitglieder sonst oft helfen, Zwang auszuführen, weiterer Aspekt: Isolation und sozialem Rückzug entgegenwirken
  • psychodynamische Therapie: Tiefenpsycholog. Therapie nicht so erfolgsversprechend
  • Selbsthilfegruppen

 

Reaktionen auf Belastungen und Anpassungsstörungen F43

Ursachen

  • Disposition
    • Vermutung, dass biologische Faktoren in den Anlagen von menschen Einfluss darauf haben, ob jemand auf kritische Lebensereignisse mit einer Belastungsstörung reagiert, laut Studien entwickeln nicht alle Menschen nach kritischem Ereignis diese Störung, auch sind Personen mit seelischen Vorerkrankungen, organisch Kranke und alte Menschen eher anfällig
  • Traumatisierende Lebensereignisse
    • individuelle Gewalt: Vergewaltigung, Zeuge/Opfer von Gewalttaten, versuchter Raubmord, Geiselhaft, Körperverletzung, Folter, Entführung
    • kollektive Gewalt: Kriegsereignisse, Erlebnisse in Luftschutzkellern, Vertreibung aus Heimat, unmenschliche Haftbedingungen, Aussteiger aus Sekten
    • Naturkatastrophen: Überschwemmung, Feuer, Blitzeinschlag, Lawinenunglück, Erdbeben
    • technische Katastrophen: Flugzeugunglück, schwerer Autounfall, Explosion, Arbeitsunfall, Chemieunfall
    • körperliche oder psychische Extrembelastungen: schwere Verbrennungen, überlebter Herzstillstand, schwerer allergischer Schock, andere lebensbedrohliche Erkrankungen
  • Häufigkeit des Auftretens traumatisierender Erfahrungen
    • einmaliges Ereignis
    • lang andauernde bzw. wiederholte traumatische Erfahrungen

Formen von Anpassungs- und Belastungsstörungen

Akute Belastungsreaktion F43.0

 

- vorübergehende Reaktion einer psychisch unauffälligen Person

- entsteht aufgrund schwerwiegender Ereignisse direkt nach Auftreten des Geschehens

- nach 2-3 Tagen gehen Symptome in der Regel zurück, aber auch schon nach Stunden möglich

- ältere Bezeichnungen: psychischer Schock, akute Krisenreaktion

Akute Belastungsreaktion F43.0


Symptome und Diagnostik

- Symptome:

  • Gefühl der Betäubung, Empfindungslosigkeit
  • Zeichen panischer Angst, Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Unruhe, Überaktivität
  • Verzweiflung, depressive Symptome, sozialer Rückzug
  • Amnesie in Bezug auf Geschehen möglich

- Diagnostische Leitlinien:

- unmittelbarer, klarer Zusammenhang zw. ungewöhnlicher Belastung und Beginn der Symptome innerhalb weniger Minuten oder sofort

  1. gemischtes und gewöhnlich wechselndes Bild: anfangs eher betäubende Symptome
  2. Symptome rasch rückläufig innerhalb von Stunden, wenn Entfernung aus belastender Umgebung möglich, wenn Rückzug nicht möglich, dann dauert es eher 2-3 Tage, dann nur noch minimal

Formen von Anpassungs- und Belastungsstörungen

Posttraumatische Belastungsstörung F43.1

- verzögerte, schwerwiegende Reaktion auf extrem traumatische Ereignisse (lebensbedrohlich), die mit Furcht, Ohnmacht und Entsetzen einhergegangen sind und bei jedem Menschen eine psychische Beeinträchtigung hervorrufen würden

- entweder direkt erlebt / miterlebt oder beobachtet

- besonders schwer wiegen Erlebnisse, die willentlich durch Menschen hervorgerufen wurden

Posttraumatische Belastungsstörung F43.1

Symptome und Diagnostik

- Symptome:

  • wiederholtes Erleben des Traumas: in Gedanken, Albträumen, Flashbacks, Vermeiden von Reizen, die an Trauma erinnern, heftige seelische oder körperliche Reaktionen auf Dinge, die an Ereignis erinnern
  • emotionaler und sozialer Rückzug: Unfähigkeit, sich an vorher angenehmen Tätigkeiten zu erfreuen, reduzierte Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, quälende Schuldgefühle in Bezug auf andere betroffene Menschen, verminderete affektive Schwingungsfähigkeit (oft im Bereich Intimität und Zärtlichkeit), Gleichgütigkeit und Teilnahmslosigkeit gegenüber anderen Menschen und sozialem Umfeld
  • nervliche und körperliche Übererregbarkeit: Schlafstörungen, Angst vor Alleinsein teils mit Kontrollzwängen, selbstschädigendes und impulsives Verhalten, Schreckhaftigkeit, ständigesn gefühl des Bedrohtseins, Suizidgedanken

- Diagnostische Leitlinien:

  1. soll nur diagnostiziert werden, wenn innerhalb von 6 Monaten nach Ereignis von aussergewöhnlicher Schwere aufgetreten,  Diagnose auch nach 6 Monaten möglich, wenn Symptome passen und es keiner anderen Diagnose zugeordnet werden kann
  2. wiederholte unausweichliche Erinnerung oder Wiederinszenierung des Ereignisses im Gedächtnis, in Tagträumen oder Träumen

- deutlicher emotionaler Rückzug, Gefühlsabstumpfung, Vermeidung von Reizen u.ä. Reaktionen auf Trauma sind nicht wesentlich für Diagnose

- spätere, chronifizierte Folgen von extremen Belastungen unter F62.0 andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung zu klassifizieren

Formen von Anpassungs- und Belastungsstörungen

Anpassungsstörung F43.2

- Reaktionen auf entscheidende Lebensveränderungen oder belastende Ereignisse, die mit emotionalen Störungen und Leidempfinden einhergehen

- Reaktionen nicht so ausgeprägt wie bei PTBS und dauern nicht so lange an und Ereignis ist nicht traumatisierend

- ältere Bezeichnungen: Kulturschock, abnorme Trauerreaktion, reaktive Depression

Anpassungsstörung F43.2

Symptome und Diagnostik

- Symptome

  • emotionale Beeinträchtigung zeigt sich durch depressive Stimmung, Angst, Besorgnis
  • Patienten glauben, alltägliche Dinge nicht mehr bewältigen zu können oder sich in ihrer Situation nicht mehr zurechtzufinden
  • bei Jugendlichen aggressives und dissoziales Verhalten möglich
  • bei Kindern Reggressionen wie Bettnässen, Daumenlutschen, oder Babysprache möglich

- Diagnostische Leitlinien:

sorgfältige Bewertung der Beziehung zwischen

  1. Art, Inhalt und Schwere der Symptome
  2. Anamnese und Persönlichkeit
  3. belastendes Ereignis, Situation oder Lebenskrise

- 3. Kritierium sollte eindeutig nachgewiesen sein, sowie, dass Störung ohne Ereignis nicht aufgetreten wäre

- Dauer zwische 1 bis 6 Monate, danach ander Diagnose stellen, ausser bei längerer depressiver Reaktion 43.21

- an fünfter Stelle der Kodierung können Merkmale näher diagnostiziert werden

Reaktionen auf Belastungen und Anpassungsstörungen F43

Verlauf

  • akute Belastungsstörungen: Symptome klingen nach 2-3 Tagen ohne therapeutsche Hilfe ab
  • PTBS: Verlauf wechselhaft, in 50% der Fälle gehen Symptome nach einigen Monaten zurück, bei 1/3 chronischer Verlauf, bei sehr langem Verlauf oder bei extremen Belastungen kann Störung in dauernde Persönlichkeitsänderung übergehen (mit feindl. und misstrauischer Haltung gegenüber der Welt, soz. Rückzug, Gefühlen der Leere und Hoffnungslosigkeit, chron. Gefühl der Nervosität wie bei ständigem Bedrohtsein, Entfremdung), dafür muss Diagnose aber mindestens 2 Jahre bestehen
  • Anpassungsstörung: selten länger als 6 Monate

Reaktionen auf Belastungen und Anpassungsstörungen F43

Differentialdiagnostik

  • Depressionen
  • organisch bedingte psychische Störungen
  • Störungen aufgrund von psychotropen Substanzen
  • einfache Trauer
  • bei Kindern: Trennungsangst

Reaktionen auf Belastungen und Anpassungsstörungen F43

Therapie

- Behandlung bei PTBS sollte Therapeuten vorbehalten bleiben, die speziell dafür ausgebildet sind ansonsten Gefahr der Retraumatisierung

- auch Belastung für den Therapeuten nicht zu unterschätzen

  • EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
  • Hpnotherapei nach Erickson: durch imaginative Techniken und Suggestionen erlernen Patienten Kontrolle über  Flashbacks zu übernehmen, Erarbeitung individueller Ressoucen, um mit ereignissen besser umzugehen und Handlungskompetenzen wiederzuerlangen
  • Psychopharmaka: Antidepressiva, selten auch Anxiolytika, Beruhigungsmittel, Neuroleptika