Störungsbilder der Psychiatrie - Heilpraktikerwissen
Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie
Alle psychischen Störungen mit Ursachen, Symptomen, Diagnostik, Verlauf, Differenzialdiagnosen und Therapie
Kartei Details
Karten | 421 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Berufslehre |
Erstellt / Aktualisiert | 15.01.2020 / 02.07.2024 |
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Asperger Syndrom - Therapie
- Training zur Alltagsbewältigung
- Training alltäglicher Kommunikation
- intensive psychosoziale Betreuung
F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F90 hyperkinetische Störungen
F91 Störungen des Sozialverhaltens
F92 kombinierte Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen
F93 emotionale Störungen de Kindesalters
F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F95 Ticstörungen
F98 andere Verhaltens- oder emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F90 Hyperkinetische Störungen
F90.0 einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
F90.1 hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
F90.8 sonstige hyperkinetische Störungen
F90.9 hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet
F90.0 einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Allgemeines
- treten früh in der Kindheit auf (in der Regel in den ersten 5 Lebensjahren)
- charakteristisches, zeitlich stabiles Verhaltensmuster mit Störungen der Aufmerksamkeit
- oft mit Impulsivität und Hyperaktivität
- unterschiedliche Bezeichnungen bekannt: ADS (ohne Hyperaktivität), ADHS (mit Hyperaktivität)
- häufigste psychiatrische Störung im Kindes- und Jugendalter
- schätzungsweise 3% aller Schulkinder
- Jungen doppelt bis 3 mal so häufig
- Patienten mit ADS sind eher Träumer, hier Störung lange unerkannt und erst mit Leistungsschwächen in Schule festgestellt
- etwa 70% mit Hyperaktivität
einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Ursachen
- genetische Faktoren: Vererbung (durch Zwillingsstudien belegt)
- Störungen des Hirnstoffwechsels. unzureichende Verfügbarkeit bestimmter Neurotransmitter (besonders Dopamin, Noradrenalin und evtl. Serotonin)
- nicht haltbar sind Therorien zu zu viel Fernsehen, bestimmten Nahrungsmitteln oder schlechtem Elternhaus
- letztere können Störung aber positiv oder negativ beeinflussen
einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Symptome
- nach ICD-10:
- beeinträchtigte Aufmerksamkeit und Überaktivität in mehr als einer Situation (beides für Diagnose Bedingung)
- Kinder wechseln häufig Aktivität
- hohe Ablenkbarkeit
- Defizite in Aufmerksamkeit und Ausdauer nicht altersgerecht und Intelligenz entsprechend, sondern stärker ausgeprägt
- Überaktivität: exzessive Ruhelosigkeit, besonders in ruhigen Situationen, ausgeprägte Redseeligkeit und Lärmen, Wackeln und zappeln
- Begleitmerkmale (nicht zwingend notwendig):
- Distanzlosigkeit in sozialen Beziehungen
- Unbekümmertheit in gefährlichen Situationen
- impulsive Missachtung sozialer Regeln
- Störungen des Affekts (Wutausbrüche, geringe Frustratonstoleranz, schnelle Stimmungswechsel)
- Lernstörungen (separar verschlüsseln)
- motorische Ungeschicklichkeit (separat verschlüsseln)
- Störungen des Sozialverhaltens (dann unter F90.1)
- Beginn vor 6. Lebensjahr
- von längerer Dauer
- Diagnose erst im Schulalter
- bei Erwachsenen schwerer zu erkennen
einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Verlauf
- beginnt vor 6. Lebensjahr
- unbehandelt entwickeln viele Kinder Delinquenz und soziale Auffälligkeiten
- stärker gefährdet, Abhängigkeitserkrankung zu bekommen
- bleiben in der Regel deutlich unter ihren Möglichkeiten
- häufig auch Entwicklung von Depressionen und Persönichkeitsstörungen
- bei einem Teil der Jugendlichen entwickelt sich Störung zurück
einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Diagnostik
- Eltern- und Lehrerbefragung
- Anamnese
- Verhaltensbeobachtung
- testpsychologische Untersuchungen (z.B. d2-Konzentrationstest)
- körperliche Untersuchung zum Ausschluss organischer Ursache
- neurologische Untersuchung zum Ausschluss von Hirnerkrankung
- Leistungstests sollen mangelnde Intelligenz als Grund für Schulleistungsschwächen ausschließen
einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Differenzialdiagnosen
- Störungen des Sozialverhaltens: bei Vorliegen beider Kriterien, dann F90.1
- Unruhe und Hyperaktivität durch Angsgt, Manie oder Depression
- Hyperaktivität als normale Reifungsvariante: darf nicht als ADHS diagnostiziert werden
- Schizophrenie
- Anpassungsstörungen
- Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung - Therapie
- Medikamentöse Therapie:
- Metylphenidat: (Ritalin, Concerta), eigentlich stimmulierend, bei ADHS ausgleichend, gleicht Stoffwechselstörung im Gehirn aus, fällt unter BtmG, Verschreibung umständlich, kann Herz-Kreislauf-System belasten und zu Appetitmange, Schlafstörungen, Tics oder Kopfschmerzen führen
- Pemolin: Stimulanzie (Tradon), kann zu lebensbedrohlichen Leberschäden führen
- Antidepressiva: gute Ergebnisse
- Abhängigkeit bei den o.g. Medikamenten gering, aber trotzdem nur unter ärztlicher Aufsicht wegen Nebenwirkungen
- Verhaltenstherapie
- mit Medikament gekoppelt
- Belohung mit Punktesystem, Führen von Listen trainiert, Tag klare Struktur geben, Erinnerungsysteme einüben
- Training von Eltern und anderen Bezugspersonen: Aufklärung und Verhaltenstraining
- Entspannungstraining (PMR)
- Familientherapie
- Ergotherapie
- Verbesserung der Psychomotorik
- Sensorische Integration
F91 Störungen des Sozialverhaltens
F91.0 auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens
F91.1 Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen
F91.2 Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen
F91.3 Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
F91.8 sonstige Störungen des Sozialverhaltens
F91.9 Störung des Sozialverhaltens, nicht näher bezeichnet
Störungen des Sozialverhaltens - Allgemeines
- Muster dissozialer, aggressiver oder aufsässiger VErhaltensweisen mit Verletzung altersentsprechender sozialer Erwartungen
- andere Bezeichnungen: Schwererziehbarkeit, Verhaltensstörung
- zweithäufigste Diagnose in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
- 1-2% der Grundschüler
- ca. 6% der 10-12 jährigen Jungen
- Auftreten bei Jungen / Mädchen im Verhältnis 3:1, im Jugendalter nimmt Anteil der Mädchen deutlich zu
Störungen des Sozialverhaltens - Ursachen
- schwierige Familienverhältnisse: Gewalt und delinquenz bereits in der Familie, aggressive Erziehungsstile, Dissozialität bei den Eltern, mangelnde elterliche Wärme, frühe Traumatisierungen, psychische Erkrankungen von Familienmitgliedern, Substanzmissbrauch in der Familie, dazu kommt Schulversagen, niedriger sozialer Status, Armut, beengte Wohnverhältnisse, Randgruppenzugehörigkeit
- genetische Faktoren: Veranlagung scheint Rolle zu spielen
- organische Faktoren: hirnstrukturelle Veränderungen bei Entstehung scheinbar beteiligt
Störungen des Sozialverhaltens - Symptome
- nach ICD-10 kann sich das zeigen durch:
- unter Berücksichtigung des Entwicklungsneveaus des Kindes
- extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren
- Grausamkeit gegenüber anderen Menschen oder gegenüber Tieren
- erhebliche Destruktivität gegen Eigentum, Feuerlegen, Stehlen, häufiges Lügen, Schulschwänzen, und Weglaufen von zu Hause
- ungewöhnlich häufige oder schwere Wutausbrüche und Ungehorsam
- isolierte dissoziale Handlungen reichen NICHT für die Diagnose
- Diagnose nur stellen, wenn Dauer mindestens 6 Monate oder länger!
Störungen des Sozialverhaltens - Verlauf
- Schätzungen zufolge entwickeln ca. 50% der Kinder und Jugendlichen mit Diagnose F91 später eine dissoziale Persönlichkeitsstörung
Störungen des Sozialverhaltens - Diagnostik
- einzelne Episoden reichen nicht für Diagnose aus
- es muss ein zeitlich überdauerndes Verhaltensmuster von mindestens 6 Monaten Dauer vorhanden sein
- Informationssammlung mittels Verhaltensfragebögen, von Eltern und Lehrer ausgefüllt
- Leistungs- und Teilleistungstests geben Hinweise auf schulische Defizite
Störungen des Sozialverhaltens - Differenzialdiagnosen
- Schizophrenie
- Manie
- ADHS
- autistische Störungen
Störungen des Sozialverhaltens - Therapie
- Maßnahmen der Jugendhilfe
- im Extremfall Unterbringung außerhalb der Familie
- bei Suizidgefahr oder Fremdgefährdung staionäre Unterbringung
- Elterntraining evtl. Therapie der Eltern
- Aggressionskontrolle
- Kommunikationsstraining
- Entspannungstraining
- Medikamentöse Therapie: z.B. Metylphenidat, niederpotente Neuroleptika
- Trennung des Kindes von ungünstigen Bezugsgruppen
- Aufbau neuer Bezugssysteme
- Aufarbeiten von Bildungsdefiziten
- Unterstützung der schulischen und beruflichen Entwicklung
- tiefenpsychologische Therapie, Spieltherapie und Selbsthilfegruppen nicht hilfreich
F93 emotionale Störungen des Kindesalters
F93.0 emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters
F93.1 phobische Störung des Kindesalters
F93.2 Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters
F93.3 emotionale Störung mit Geschwisterrivalität
F93.8 sonstige emotionale Störungen des Kindesalters
F93.9 emotionale Störung des Kindesalters, nicht näher bezeichnet
Emotionale Störungen des Kindesalters - Allgemeines
- Befindensstörung mit unterschiedlichen Symptomen wie Angst, Depression, Unsicherheit, Zwangssymptomen oder Geschwisterrivalität
- andere Bezeichnung: kindliche Neurose
- es wird angenommen, dass es noch keine voll ausgeprägten Neurosen sind, daher Einordnung in Störungen bei Kindern
- Prognose auch wesentlich günstiger als bei Erwachsenen
Emotionale Störungen des Kindesalters - Ursachen
- spezifische Ursachen nicht bekannt
- wahrscheinlich multifaktoriell (genetisch, emotionale Belastungssituationen und kognitive Verzerrungen)
F93.0 emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters - Symptome
- nach ICD-10:
- fokussierte, übermäßig ausgeprägte Angst vor der Trennung von solchen Personen, an die das Kind gebunden ist
- nicht lediglich Teil einer generalisierten Angst in vielen Situationen
- kann sich wiefolgt zeigen:
- unrealistische, vereinnahmende Besorgnis über mögliches Unheil, das Hauptbezugspersonen zustoßen könnte oder Furcht, dass sie weggehen und nicht wiederkommen könnte
- unrealistische, vereinnahmende Besorgnis, dass irgendein Ereignis das Kind von einer trennen werde, (verlorengehen, gekidnapt, Krankenhaus, Tod)
- aus Furch vor Trennung resultierende, andauernde Abneigung oder Weigerung, die Schule zu besuchen
- anhaltende Abneigung oder Weigerung, ins Bett zu gehen, ohne dass die HAuptbezugsperson dabei oder in der Nähe ist
- anhaltende unangemessene Furcht allein oder tagsüber ohne eine Hauptbezugsperson zu Hause zu sein
- wiederholte Albträume über Trennung
- wiederholtes Auftreten somatischer Symptome (Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen) bei Trennung von einer Hauptbezugsperson, wie beim Verlassen des Hauses, um in die Schule zu gehen
- extremes wiederkehrendes Unglücklichsein (Angst, Schreien, Wutausbrüche, Unglücklichsein,Apathie, sozialer Rückzug) in Erwartung von, während oder unmittelbar nach der Trennung von einer Hauptbezugsperson
F93.1 phobische Störung des Kindesalters - Symptome
nach ICD-10:
- nur für entwicklungsphasenspezifische Befürchtungen, die die zusätzlichen Kriterien für alle Störungen des F93 erfüllen verwenden!
- Beginn liegt in der entwicklungsangemessenen Altersstufe
- Ausmaß der Ang´st ist auffällig abnorm
- Angst ist nicht Teil einer generalisierten Störung
F93.2 Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters - Symptome
_ nach ICD-10:
- durchgängige oder wiederkehrende Furcht vor Fremden oder meiden diese
- kann sich auf Erwachsene, Gleichaltrige oder beide beziehen
- Furcht ist mit einer selektiven Bindung an Eltern oder andere vertraute Personen verbunden
- Vermeidung oder Furcht vor sozialen Begegnungen erreicht Ausmaß, das außerhalb der altersspezifischen üblichen Grenzen liegt
- von einer bedeutsamen sozialen Beeinträchtigung begleitet
F93.3 emotionale Störung mit Geschwisterrivalität - Symptome
- nach ICD-10:
- Geschwisterrivalität oder -eifersucht
- Beginn während der Monate nach der Geburt eines meist unmittelbar folgenden, jüngeren Geschwisters
- emotionale Störung, die bezüglich Ausmaß und Dauer abnorm und mit psychosozialer Beeinträchtigung verbunden
Emotionale Störungen des Kindesalters - Verlauf
- Angststörung und Geschwiserrivalität haben günstige Prognose und geringe Neigung, sich im Erwachsenenalter fortzusetzen
Emotionale Störungen des Kindesalters - Diagnostik
- immer in Bezug zu normalen Entwicklungsphasen
- spezifische Fragebögen (Kinder-Angst-Test, Phobiefragebogen für Kinder und Jugendliche)
- im Vordergrund Befragung der Eltern und Erzieher
Emotionale Störungen des Kindesalters - Differenzialdiagnosen
- Schizophrenie
- Störungen des Sozialverhaltens
- elektiver Mutismus
Emotionale Störungen des Kindesalters - Therapie
- in der Regel ambulant
- Verhaltenstherapie: wie bei Angststörungen von Erwachsenen, Reizkonfrontation mit Entspannungsverfahren kombiniert, soziales Kompezenztraining, Familie eingebunden, Eltern lernen, angstvermeidendes Verhalten nicht zu verstärken
- Psychopharmaka: wirksam, sollten aber gemieden werden, wenn nötig, dann sehr zurückhaltend und nur für kurze Zeit
F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F94.0 elektiver Mutismus
F94.1 reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
F94.2 Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung
F94.8 sonstige Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit
F94.9 Störung sozialer Funktionen in der Kindheit, nicht näher bezeichnet
F94.0 elektiver Mutismus - Allgemeines
- Kinder sprechen in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Menschen nicht
- Fähigkeit zum Sprechen aber vorhanden
- totaler Mutismus sehr selten, meist nach schweren Traumatisierungen
- auch selektiver Mutismus genannt
- seltene Störung bei weniger als 1 Kind von 1000
- Mädchen und Jungen gleich betroffen
- bis zu Beginn der Störung normale Sprachentwicklung
- gelegentlich leichte Beeinträchtigung der Sprechfähigkeit
- Kinder weisen meist andere psychischen Auffälligkeiten auf, aber ohne Krankheitswert
- oft scheu oder ängstlich
- Kinder von Immigranten scheinen häufiger betroffen, je nach Kenntnis der deutschen Sprache
elektiver Mutismus - Ursachen
- nicht sicher
- manche Kinder leben in sozial zurückgezogenen Familien, mit Erwachsenen, die kommunikativ gehemmt sind
- evtl. familiäre Sisposition
- evtl. Diathese-Stress-Modell: schwierige und bedrohlich erlebte Situationen treffen auf bestimmte Anlage in einer Person
elektiver Mutismus - Symptome
- nach ICD-10:
- normales oder nahezu normales Niveau des Sprachverständnisses
- Kompetenz im sprachlichen Ausdruck, die für normale Kommunikation reicht
- Beleg dafür, dass Kind in einigen Situationen normal oder fast normal sprechen kann und spricht
- Diagnose erfordert, dass Unvermögen, zu sprechen dauerhaft ist und eine Voraussagbarkeit für Situationen besteht, in denen gesprochen wird oder nicht
elektiver Mutismus - Verlauf
- beginnt meist vor 5. Lebensjahr
- oft nach einigen Monaten überwunden
- viele Kinder bereits vorher scheu oder ängstlich
- einige Fälle können chronisch verlaufen
- im Extremfall bis ins Erwachsenenalter anhaltend
elektiver Mutismus - Diagnostik
- Bestehen seit mindestens 1 Monat (ohne Berücksichtigung neuer Situationen)
- Schilderungen von Eltern und Bezugspersonen
- Situationen, in denen gesprochen und nicht gesprochen wird, genau analysierten, idealerweise mit Ton und Video
- Entwicklungsdiagnostik bezüglich Motorik, Schreiben und Schriftsprache
- Leistungs- und Sprachentwicklungstests
- spezieller Fragebogen zur Erfassung von elektivem Mutismus von Bergmann und Steinhausen in Version für Eltern und Lehrer
elektiver Mutismus - Differenzialdiagnosen
- Schizophrenie
- tiefgreifende Entwicklungsstörungen
- schwere Sprachstörungen
- Hörstörungen (Hirnschäden)
elektiver Mutismus - Therapie
- kann ambulant erfolgen, wenn Eltern, pädagogische Einrichtungen verlässlich mitarbeiten
- stationär, wenn ungünstige Bedingungen in Familie und Schule sowie bei Kindern ab 10 J., wenn ambulant nicht erfolgreich
- in jedem Fall zügig mit Therapie beginnen, sonst Gefahr der Chronifizierung
- ausschließlich logopädisch nicht sinnvoll
- Verhaltenstherapie: Konfrontation mit Folgen des Nichtsprechens, Belohung für soziale Aktivitäten des Kindes, soziales Kompetenztraining, Ausweichen des Kindes auf nichtverbale Kommunikation wird nicht unterstützt, Interventionen direkt in Kindergarten oder Schule
- Aufarbeiten von evtl. vorhandene Traumatisierungen
- Gruppentherapie: Redzieren von Ängsten unter Gleichaltrigen
- Elternberatung und Familientherapie: bei Bedarfzur Reduzierung von Angst und Erhöhung der soz. Kompetenz, Nachbetreuung der Familien durch sozialpäd. Familienhilfe
F94.1 und F94.2 Bindungsstörungen - Allgemeines
- Beginn vor dem 5. Lebensjahr
- Verhaltensmuster mit Störungen der sozialen Funktion und emotionalen Auffälligkeiten
- charakteristische Muster in der Beziehungsgestaltung zu Bezugspersonen
- reaktive Bindungsstörung des Kindesalters F94.1
- Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung F94.2
- Folge starker Vernachlässigung und Misshandlungen innerhalb der Familie oder durch häufige Wechsel von Bezugspersonen (Heime, Pflegekinder)
- Kinder können auffällige Beziehungsmuster entwickeln
Bindungsstörungen - Ursachen
- ungünstige Beziehungen und Umstände in Bezug auf Eltern und Pflegepersonen in den ersten Lebensjahren
- Reaktive Bindungsstörung: meist Missbrauch und Vernachlässigung durch Eltern
- Bindungsstörung mit Enthemmung: oft schon in jungen Jahren Fülle an Wechsel von Bezugspersonen
Auffällige Bindungsmuster - Keine Anzeichen von Bindungsverhalten
Verhalten:
- undifferenziertes Verhalten jeder beliebigen Person gegenüber
- Kind geht keine Bindung ein
mögliche Ursachen:
- negative Erfahrungen mit frühen Bezugspersonen
- häufiger Wechsel der Pflegepersonen