Pflichtvorlesung der SOWI Fakultät


Kartei Details

Karten 51
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.01.2020 / 26.06.2023
Weblink
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Politische Bots

Beeinflussung der öffentliche Meinung druch schnelle Botschaften über soziale Medien. Sind oft nicht von menschlichen Nutzern unterscheidbar.

opportune Zeugen

Gruppe oder Person, die im Sinne der redaktionellen Linie argumentiert. Zeugen sind alle Kommunikatoren, die nicht Journalisten sind. 

3 Kommunikationsstrategien

  1. Aufmerksamkeitsstrategie
  2. Framingstrategie
  3. Positionsstrategie

Die fünf Teilbereiche der Kommunikationswissenschaft nach Lasswell

Zentrale Kritikpunkte an der Lasswell-Formel

(1) Einseitigkeit des Modells: Kommunikator -> Kommunikation -> intendierte Wirkung beim einzelnen Rezipienten,
jedoch Feedback / Rückwirkungen; Beziehung zwischen den Teilbereichen der Kommunikationswissenschaft.
Trennung zw. Kommunikationsherstellung und -nutzung schwindet im Online-Bereich

(2) Kontext fehlt: Rahmenbedingungen, unter denen Kommunikation stattfindet (z.B. Regulierung durch die Politik, ökonomische Zwänge…)

-> HILFREICH ALS HEURISTIK ZUR IDENTIFIKATION ZENTRALER FORSCHUNGSBEREICHE

Aufmerksamkeitsstrategien

Präsenz von Themen und Akteuren auf der Agenda - Thamatisieren und Dethematisieren

- Analyse der Parteikommunikation (z.B. Medienmitteilung vor Europawahl)

Nationale Akteure agieren strategisch, d.h. thematisieren nur das, von dem sie profitieren können - Elite vs. Bevölkerung

Framingstrategie

Spezifisch inhaltliche Ausrichtung der Information, die bei den Rezipienten entsprechende Interpretations- und Bewertungsprozesse auslösen soll.
> Emphasis framing (soziologische Tradition): To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item described.
> Equivalence Frames (psychologische Tradition): nur die Rahmung, nicht der Inhalt variiert

Positionsstrategie

Wie werden Positionen kommuniziert?
(1) eigene Position stärken (2) eigene Position verschleiern (3) neue Position formulieren / übernehmen

Warum Medieninhalte analysieren?

1: Entspricht die Medienrealität best. Qualitätsnormen?
2: Spiegelt die Medienrealität die «externe» Realität wider?
3: Medienrealität als Erfolgskontrolle für Kommunikatoren

Qualitätsranking (Operationalisierung fög)

> Relevanz: Softnews – Hardnews
> Vielfalt: Vielzahl an inhaltlichen und geografischen Blickwinkeln
> Einordnung: Reine Meldung – Einbettung in längerfristige Entwicklungen
> Professionalität: Sachlichkeit, Quellentransparenz, Eigenleistung

Der Gatekeeping-Ansatz

Grundannahme: Selektion ist bestimmt durch Journalisten (und in seiner späteren Überarbeitung: auch Redaktionen)
Kritik: Nichtberücksichtigung sozialer Determinanten des Gatekeeper-Verhaltens (z.B. der Einfluss des Herausgebers, Orientierung an anderen Medien)
- Abhängigkeit vom Verleger -> Redaktionelle Linie
- Orientierung an anderen Medien -> Inter-Media Agenda Setting
- starke Abhängigkeit von Agenturen
> Fazit: Journalist als PASSIVER Gatekeeper

Der News Bias-Ansatz

Grundannahme: Selektion ist bestimmt durch die politische Linie der Journalisten und Redaktionen (Spezialfall des Gatekeeping-Ansatzes)
- Es gibt einen (statistisch signifikanten) Zusammenhang zwischen der Nachrichtenentscheidung und der politischen Einstellung in allen Ländern
ABER: Faktoren, die einem direkten Einfluss der politischen Einstellungen im Wege stehen:
>> Eigentümer, redaktionelle Kontrollsysteme, Rollenverständnisse, etc.
-> es gibt keinen mono-kausalen Zusammenhang!

Nachrichtenwerttheorie

Ereignis mit Nachrichtenfaktoren deren Anzahl und Intensität bestimmt ob diese Nachricht eine Wert hat -> Selektionsentscheidung ja/nein, wo wird es platziert?

Nachrichtenfaktoren 

  1. Status von Nationen, Instutitionen, Personen -> Eliteorientierung
  2. Valenz und Konflikt: höhere Chancen, dass eine Nachricht aufgegriffen wird bei Aggression, Kontroverse etc.
  3. Relevanz: Tragweite, Betroffenheit
  4. Identifikation: Nähe, Ethnozentrismus, Emotionalisierung
  5. Konsonanz: Affinität zu den Themen der Zeit
  6. Dynamik: Überraschung

Additivitätshypothese

Je mehr Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass es Schlagzeilen macht.

Komplementaritätshypothese

Wenn ein Ereignis einige Kriterien nicht erfüllt, kann dies durch einen hohen Wert eines anderen Faktors ausgeglichen werden.

Exklusionshypothese

Wenn auf ein Ereignis zu wenige / keine Nachrichtenfaktoren zutreffen, dann wird darüber nicht berichtet.

Verzerrungs- und Replikationshypothese

Sobald ein Ereignis ausgewählt wurde, werden die Nachrichtenfaktoren akzentuiert. Dies geschieht auf allen Stufen der Vermittlungskette.
-> Nachrichten, die viele Vermittlungsstadien durchlaufen, gehorchen besonders stark den Nachrichtenfaktoren (Internationales)

Wie lassen sich die Hypohesen testen?

  1. Input-Output-Analyse 
  2. Inhaltsanalyse der Berichterstattung
  3. Experiment

Input-Output-Analyse

Erhebung: Input: Nachrichtenfaktoren in z.B. Medienmitteilungen Output: Wert einer Nachricht in den Medien (1. Aufnahme: ja / nein; 2. Aufmachung: Platzierung, Länge)
Logik: Können die Nachrichtenfaktoren im Inputmaterial, die Berichterstattung (Nachrichtenwert) erklären?
Bewertung: optimal zur Überprüfung, aber sehr aufwendig

Inhaltsanalyse der Berichterstattung

Erhebung: Input: Nachrichtenfaktoren in den Medien Output: Wert einer Nachricht in den Medien (Platzierung / Länge)
Logik: Können die Nachrichtenfaktoren in der Berichterstattung selbst die Aufmachung der Berichterstattung erklären?
Bewertung: Input bleibt aussen vor; keine Aussagen über die Frage, ob eine Nachricht überhaupt aufgenommen wird; weniger aufwendig

Experiment

Erhebung:  Stimulus-Material: Artikel, die gemäss der Nachrichtenfaktoren variieren Beeinflusste Variable: Einschätzung des Nachrichtenwerts durch Probanden (Journalisten, Rezipienten)
Logik: Bestimmen die Nachrichtenfaktoren, wie wichtig eine Botschaft von Rezipienten eingeschätzt wird?
Bewertung: sehr gut, um Kausalitätsannahmen zu testen; losgelöst von den normalen Arbeitsbedingungen

Der Nachrichtenfaktor Status -> Folgetheorie: Indexing (Bennett 1990)

(1) Medien präsentieren Meinungsvielfalt, wenn es Streit innerhalb der nationalen Eliten gibt. Je stabiler und breiter der Konsens der nationalen Politik, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Medienberichterstattung an der nationalen Politik orientiert (keine Meinungsvielfalt).
(2) Indexing bezieht sich dabei auf den Mainstream der nationalen Politik, d.h. extreme Positionen kommen kaum zu Wort.
(3) Kommen Stimmen außerhalb des Mainstreams zu Wort, dann meist durch spektakuläre Aktionen, etc. -> negativer Interpretationsrahmen
-> Empirische Belege für die Eliteorientierung der Medien

3 Selektions-mechanismen

  1. Selektionsmechanismus: Nutzer ohne eigene Inhalte
  2. Selektionsmechanismus: Nutzer mit eigenen Inhalten
  3. Selektionsmechanismus: Algorithmen

welche Mechanismen im Netz unterstützen die Tendenz zu einem «Mehr an Ähnlichem»

1. Eigenes soziales Verhalten: gleich und gleich gesellt sich
2. Personalisierung / Individualisierung durch Algorithmen: Suchmaschinen, News Feed -> Was uns früher interessiert hat, bestimmt, was wir in Zukunft zu sehen bekommen…

Echo Kammern

- vermeidung von Vielfalt (Selektivierung auch durch Algorythmen)
- führt zu Polarisierung (Einstellungen werden extremer)
- v.a. für diejenigen, die schon extreme Voreinstellungen haben
-> Echo-Kammern werden dann besonders brisant, wenn in ihnen Missinfor-mationen zirkulieren, die schliesslich kaum mehr zu korrigieren sind

Verbreitung von Fake News erleichtert durch:

  • Selektion im Internet: weg von Journalisten hin zu den Nutzern und Algorithmen
  • jeder kann kommunizieren ohne grosse Markteintrittsbarrieren (keine professionellen Gatekeeper)
  • für jeden von uns ist der Qualitätscheck schwierig, da die Botschaften auf sozialen Medien sehr kurz sind und da hier häufig der vertrauenswürdige Freund die Botschaft mit uns geteilt hat.

8 Heruasforderungen für den Journalismus nach Konrad Weber

  1. Geschwindigkeit der digitalen Entwicklung
  2. Veränderung des Storytelling (Geschwindigkeit der Verfügbarkeit ist enorm wichtig)
  3. Fake News und Verifizierung (die Geschwindigkeit in der Medien zur Verfügung gestellt werde/müssen führt zu weniger Hinterfragen und eins zu eins Weitergabe)
  4. Daten und Sensorenjournalismus
  5. Bots, Automatisierung und Personalisierung
  6. Ende des Smartphones
  7. Macht der Drittplattformen
  8. Fehlendes Finanzierungsmodell

7 Kategorien von Fake News

  1. Satire oder Parodie
  2. Falsche Verknüpfung (Clickbaiting)
  3. Irreführende Inhalte
  4. Falsche Zusammenhänge
  5. Betrügerische Inhalte
  6. Überarbeitete Inhalte
  7. Erfundene Inhalte

(1-4 Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht, 5-7 Fake News)

Indikatoren der Pressevielfalt

  • Titelvielfalt
  • Publizistische Vielfalt
  • Ökonomische Vielfalt

Nachrichtenagenturen 

Sammeln, Vorselektieren und Aufbereiten der Nachrichten für alle Typen von Medien.
Weltweit wenige führende Agenturen, in der Schweiz nur noch eine (Schweizerische Depechenagentur SDA)

Strukturen im Medienmarkt, die Konzentration begünstigen

  1. Die Verbundenheit von 2 Märkten Anzeigen-Auflagen-Spirale
  2. Grössen- und Verbundvorteile (Monopolist produziert am günstigsten)
  3. Gesättigte Märkte mit hohen Eintrittsbarienren

Formen der ökonomischen Konzentration

  1. Horizontale Konzentration: Zusammenschluss vergleichbarer Medienunternehmen (z.B. Zeitungsverlag übernimmt weitere Zeitung)
  2. Vertikale Konzentration: die Verbindung von Medienunternehmen mit Unternehmen vor- und nachgelagerter Produktionsstufe (z.B. Zeitungsverlag übernimmt Druckerei)
  3. Multimediale Konzentration: die Verbindung verschiedener Medientypen (z.B. Print und Rundfunk) → Cross-Marketing, Mehrfachverwertung von Inhalten
  4. Diagonale Konzentration: die Verbindung von Mediensektor und anderen Sektoren (Bildung von Mischkonzernen)

Finanzierung der Medien über den Lerser-/Zuschauermarkt

  • Vertriebserlöse (z.B. Abos)
  • Spenden/Crowd-Funding
  • Gebürhen/Steuern (Steuern sind sicherer)
  • telefon- und onlinebasierte Mehrwertdienste

Herausforderung: Gratiskultur = Information/Meinungen sind kostenfrei zu haben (verstärkt durch Pendlerzeitungen, journalistische Online-Angebote, die weitgehend umsonst sind)

Gründe für die Regulierung von Medien

  1. Publizistisch-politische: zentral für die Demokratie
  2. konomische: Strukturproblleme des Wettbewerbs
  3. Technische: Frequenzknappheit (heute Technische Plattformen und Inhalte)

Wer interessiert sich für die Medienforschung

  • Nachfrager: Werbetreibende Wirtschaft
  • Anbieter: Verleger/Rundfunkveranstalter/Plattformbetreibende
  • Herausgeber/Chefredaktuer
  • Redaktionen
  • Bildungspolitik
  • Froschende

Grundannahmen nach Katz et al

  1. Das Publikum ist aktiv: Es stellt Erwartungen an die Medien
  2. Rezipient ist die Schlüsselfigur, die bestimmt, ob ein Kommunikationsprozess stattfindet
  3. Massenmedien konkurrieren mit anderen Quellen der Bedürfnisbefriedigung
  4. Rzipienten sind dazu fähig, ihre Ziele und Bedürfnisse anzugeben
  5. Diese Bedürfnisse werden ermittelt - aus der Perspektive der Rzipienten heraus

Uses and Gratification Approach

nicht mehr was machen die Medien mit den Menschen sondern was machen die Menschen mit den Medien.

Motive für Mediennutzung (in Selbstbericht)

  • präkommunikative Motive: Eskapismus, Ersatz für soziale Interaktion
  • kommunikative Motive: Entspannung, Unterhaltung, Identifikation
  • postkommunikative Motive: nützliche Informationen, soziale Nützlichkeit

Filter bubbles

Algorythmen versuchen vorauszusagen welche Informationen der Nutzer auffinden möchte, basierend auf bekannte Informationen des Nutzers. Daraus resultiert eine Isolation gegenüber Informationen die nicht dem Standpunkt des Nutzers etsprechen.
-> weniger stark ausgeprägt als vermutet, wenn es um die Gesamtbevölkerung geht; aber: Ränder der Gesellschaft?