PF.33 Suizidalität
BsC Pflege ZHAW 3. Semester
BsC Pflege ZHAW 3. Semester
Kartei Details
Karten | 52 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Pflege |
Stufe | Andere |
Erstellt / Aktualisiert | 09.01.2020 / 09.01.2020 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20200109_pf_33_suizidalitaet
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Interventionbei geringem Suizidrisiko; Beziehungsgestaltung
zuhören, da sein und interessiert sein
Geschichte erzählen lassen, nachfragen
den Wert der Interaktion erkennen und rückmelden
therapeutischer „Beziehungspartner“ sein
beim „Verorten des Erlebten“ in der Welt helfen
beim Integrieren des Erlebten in das eigene Lebens-und Wertesystem unterstützen
neue Reaktionsmuster finden helfen (neue Copingstrategien)
unterstützen beim Erlernen, mit Krisensituationen umzugehen
Interventionbei geringem Suizidrisiko
Bewältigungsstrategien
- Sicherheits-/ Krisenplan mit schriftlicher Festhaltung
- anhand welcher Frühwarnzeichen der Patient erkennt, dass eine suizidale Krise wahrscheinlich ist
- was der Patient selbst tun kann, wenn es ihm schlecht geht: Notfall-Telefon-Nummern usw.
Intervention bei geringem Suizidrisiko
Milieu und Umgebungsgestaltung
freundliche und saubere Behandlungsumgebung
helle Räumlichkeiten und lebensfrohe Gestaltung
Interaktions-und Rückzugsmöglichkeiten
Unterstützung beim Aufbau und Erhalt einer Tagesstruktur
Aufrechterhaltung der Privatsphäre
Interventionbei geringem Suizidrisiko
Sicherheit
- Auf individueller Ebene:
- gefährliche Gegenstände auf Station adäquat verwahren (Kabel, Messer) und kein unbeaufsichtigter Zugang zu potentiell letalen Werkzeugen
- Strangulation ist die häufigste Suizidmethode im stationären Bereich
- Screening der Patienten im stationären Setting auf gefährliche Gegenstände und deren Verwahrung
- im ambulanten Umfeld sollte sorgfältig eruiert werden, inwiefern z.B. Zugang zu Waffen besteht und wie diese Gefahrenquellen minimiert werden können
- gefährliche Gegenstände auf Station adäquat verwahren (Kabel, Messer) und kein unbeaufsichtigter Zugang zu potentiell letalen Werkzeugen
Interventionen für Sicherheit uaf Struktureller Ebene
- räumliche/bauliche Voraussetzungen auf Gefährlichkeit überprüfen und gegebenenfalls Sicherungsmassnahmen einleiten
- Identifikation von „Hot-Spots“ in der Klinik/ambulanten Setting und entsprechende Sensibilisierung des Personals
- Identifikation und Absichern von kritischen Prozessen
Interventionen bei hohem Suizidrisiko
Betreuung: Intensität und Inhalt
- regelmässigeGesprächsangebote
- vorhandene Strategien aus dem Sicherheits-/Krisenplan zusammen mit der suizidalen Person durchführen
- Ablenkung durch gemeinsame Aktivitäten und Aktivierung
- Frequenz und Intensität der Kontaktaufnahme überprüfen
- bei fehlender Absprachefähigkeit konstante Präsenz einer Fachperson etablieren (1:1-Betreuung).
- Diese Betreuungsform sollte mindestens alle 24h neu eingeschätzt werden (vorzugsweise oberärztlich).
Setting bei hohem Suizidrisikor
- Änderung der Behandlungsfrequenz:
- z.B. mehrfach täglich Kontaktaufnahmen bei aufsuchenden Angeboten (z.B. Home Treatment),
- hochfrequente Termine bei ambulanten Behandlungen
- Änderung des Behandlungssettings:
- z.B. stationäre Einweisung bei ambulanten oder aufsuchenden Angeboten,
- Verlegung von offenen auf geschlossene Stationen,ggf. Stationstür schliessen
- CAVE: Eine Änderung des Behandlungssettings, insbesondere stationäre Eintritte stellen ebenso einen Risikofaktor für Suizidalität dar. Daher sollte das Pro und Contra einer Einweisung immer abgewogen werden
- Begrenzung der Therapieteilnahme:
- Überforderungen und gefährliche Situationen vermeiden,
- Therapieteilnahmen ggf. pausieren (Ergotherapie, Physiotherapie etc.)
- Anpassung des Ausgangsstatus an die Absprachefähigkeit bzgl. der Suizidalität:
- Urlaubsstatus überprüfen: Belastungserprobungen zu Hause und Beurlaubungen ggf. verschieben oder abbrechen
Interventionbei hohem Suizidrisiko
Medikationen
- Überprüfung, ob die Fixmedikation die Symptome der zugrunde liegenden Erkrankung ausreichend adressiert,
- z.B. Neuroleptika bei akuten Psychosen, Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren bei affektiven Störungen
- Überprüfung, ob die Reservemedikation ausreicht, um den Menschen mit akuter Suizidalität kurzfristig zu entlasten,
- z.B. sedierende und schlafanstossende Medikamente wie Benzodiazepine oder niedrigpotente Neuroleptika
Non-Suizid-Vereinbarung
Definition
- meist mündliche, seltener auch schriftliche «Vereinbarung», in der ein/-e suizidale/-r Patient/-in einer Gesundheitsfachperson verspricht, sich in einem festgelegten Zeitraum nicht selbst zu verletzen oder Suizid zu begehen
Einsatz
- ist in der Fachweltumstritten, weil–auch bei scheinbarer Absprachefähigkeit–keine Sicherheit besteht
- Bisher keine Evidenz für den Nutzen der Intervention
- Empfehlung:
- Einsatz nur unter bestimmten Voraussetzungen, wie z.B. Orientiertheit, Vertrautheit, interprofessionelle Absprache, zeitliche Limitierung
Wichtig
- eine Non-Suizid-Vereinbarung ersetzt niemals das Assessment der Suizidalität und verändert nicht die Suizidrisiko-Einstufung!
Nachbereitung nach einem Suizidversuch
Überprüfung der Person auf etwaige Lebenszeichen
Ggf.Einleiten sofortiger Reanimationsmassnahmen
Nachbereitung Direkt nach einem Suizid
- Sofortiger Beizug eines Arztes
- Beizug von Hilfe zur Betreuung von Mitpatienten bzw. Mitpatientinnen
- Sicherstellung des«Tatortes»
- (nichts verändern wegen eventueller polizeilicher Ermittlungen
- Verfassen eines Berichts
- letzte Information, Beobachtungen, vorgefundene Situation usw.)
Nachbereitung im Verlauf nach einem Suizid
- Aufarbeitung allfälliger Schuldgefühle im Team und einzeln, ggf. Supervision
- Reflexion, ob mögliche Versäumnisse einen Einfluss auf den Suizid hatten und wie solche künftig vermieden werden können
- z.B. mangelnde Überwachung, Übersehen von wichtigen Frühwarnzeichen, ungeeignetes Handeln