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Kartei Details

Karten 93
Sprache Deutsch
Kategorie Religion/Ethik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 05.01.2020 / 14.01.2020
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Wann ist ein Wille nach Kant moralisch gut?

Handlung aus Pflicht: moralisch gut
--> Wille ist für Kant nur dann moralisch gut, wenn die Handlung aus Achtung vor dem moralischen Gesetze erfolgt.

pflichtgemässe Handlung: fällt nicht unter die Kategorie des Moralischen.
--> Aus Neigung (persönlicher Präferenz) oder aus Eigennutz

Was ist die Selbstzweckformel (nach dem kategorischen Imperativ)?

  • „Der Mensch „existiert als Zweck an sich selbst
  • Nicht bloß als Mittel zum beliebigen Gebrauche für diesen oder jenen Willen, sondern muss in allen seinen, auf sich selbst und auf andere vernünftige Wesen gerichteten Handlungen jederzeit als Zweck betrachtet werden.“

Kant unterscheidet:

  • Personen (vernünftige Wesen, Zweck an sich selbst)
    --> Vorausetztung: Kognitiv fit, nicht bevormundigt
  • Sachen (relativer Wert, als Mittel zum Zweck)

Stärken und Schwächen der Deontologie?

Stärken:

  • Deontologie (Pflichtethik) leistet zentralen Beitrag zum weltlichen, allgemeinen Ethikverständnis
  • Kant betont Freiheitsgedanke, ohne Verpflichtungscharakter des moralischen Handelns preiszugeben.
  • Handeln nachdem was Pflicht ist und gut ist.

Schwächen:

  • Rigorismus (übertrieben streng, starre Haltung): zB Absolutes Lügenverbot.
  • Konkrete Umstände einer Situation werden zu wenig berücksichtigt. (streng nach der Pflicht)
  • Kants Theorie nähert sich einer Gesinnungsethik
    (=Fokus auf guten Willen, Folgen der Handlung werden aber nicht zu Rechenschaft gezogen.)

Die 4 Prinzipien des Utilitarismus einer rationalen Wahl?

  1. Konsequenzenprinzip
    --> Richtigkeit der Handlung/Handlungsnorm, bestimmt durch Folgen und Konsequenzen.
    (Nicht aus sich selbst heraus wie bei der Deontologie)

  2. Utilitätsprinzip
    --> Messen der Folgen an ihrem Nutzen

  3. Hedonistisches Prinzip
    --> Nur Ziel zählt, dass in sich gut ist.

  4. Universalistisches Prinzip
    --> Verfolgt das Wohlergehen Aller, die von einer bestimmten Handlung betroffen sind.

Jeremy Bentham: quantitativer Handlungsutilitarismus

Ziel: Förderung des Guten für das Allgemeinwohl («das Prinzip des grössten Glücks der grössten Zahl»)

Grundlage: Hedonistisches Menschenbild: Mensch strebt stets nach Maximierung der Lust/Freude und Verminderung von Leid

Ergo: eine Handlung ist in dem Masse gut, wie sie angenehme Erlebnisse fördert bzw. Leid verringert

daraus resultiert das grundlegende Prinzip der Nützlichkeit: Mit Nutzen ist grob der Wert (Selbstwert; grundsätzliches Wohlbefinden körperlicher oder geistiger Art) gemeint

Geht um den Gesamtnutzen: Ergibt sich, indem man den Nutzen für alle Beteiligten aufsummiert. Dabei wird unterstellt, dass man den Nutzen für eine Person quantitativ messen kann (Nutzenkalkulation)

--> kommt auf Intensität und Dauer der Freuden (Quantität) an. (Nicht auch Qualität wie beim qualitativen Handlungsutilitarismus.

John Stuart Mill: qualitativer Handlungsutilitarismus

  • Vorbehalte gegenüber einem rein quantitativen Nutzenkalkül, modifiziert deshalb den Utilitarismus erheblich
  • Man müsse zwischen weniger wertvollen und wertvollen Freuden unterscheiden: Neben die körperlichen Freuden (z.B. Essen, Trinken, Sexualität) treten geistige, kreative und soziale Freuden.
  • Wertvolle sind gegenüber weniger wertvollen Freuden im utilitaristischen Kalkül höher zu gewichten.

--> kommt nicht nur auf Intensität und Dauer der Freuden (Quantität) an, sondern auch auf deren Qualität.

Stärken und Schwächen des Utilitarismus?

Stärken:

  • Nutzenkalkül ist die einzig relevante moralische Grösse (Damit sind alle moralischen Fragen lösbar)
  • utilitaristisches Nutzenkalkül ist sehr rationales Verfahren: moralische Entscheidungen beruhen auf rationalen Erwägungen, die jeder Mensch nachvollziehen kann

Schwächen:

  • unabsehbare Schwierigkeiten bei der praktischen Durchführung einer Nutzenkalkulation
    --> Wer ist genau in welcher Weise betroffen? Wer gehört zu diesem Personenkreis? Wie lässt sich Glücks- bzw. Leidempfinden gegeneinander aufrechnen?
  • Konsequenzenprinzip ist problematisch
    --> Unter Unsicherheit können Handlungsfolgen nur so abgeschätzt werden, wie sie wahrscheinlich eintreten (lassen sich sicher erst im Nachhinein richtig beurteilen); es können Konsequenzen entstehen, die vorher nicht feststellbar waren.
  •  

Unterschied Wirtschaft, Ökonomie als wissenschaftliche Disziplin und Wirtschaftsethik?

Wirtschaft:
Handlungszusammenhang zur planmässigen Stillung menschlicher Bedürfnisse durch die effiziente Produktion materieller Güter

Ökonomie als wissenschaftliche Disziplin:
Grundlegende Zusammenhänge und Gesetzmässigkeiten der Herstellung, Verteilung und dem Verbrauch materieller Güter.

Wirtschaftsethik:
--> 
Jedes wirtschaftliche Handeln hat Folgen für Mensch und Umwelt und muss sich daher ethischen Fragen stellen.

Beispiele für wirtschaftsethische Fragen.

  • Wie ist das Verhältnis von Wirtschaft und Ethik, Ökonomie und Moral zu bestimmen?
  • Lässt sich ethisches Verhalten unter dem Druck von Wettbewerb und Sachzwängen überhaupt realisieren?
  • Ist das aktuelle Wirtschaftssystem mit unserer Vorstellung von einem lebenswerten Leben kompatibel?
  • Erlaubt uns die Marktwirtschaft, nach den Normen und Werten zu leben, die wir als Gesellschaft und als Einzelne für richtig und für lebenswert halten?
  • Handeln wir als Teilnehmende am Wirtschaftssystem verantwortlich
    • als Unternehmerinnen und Unternehmer
    • als Konsumentinnen und Konsumenten

Was sind die 3 Ebenen der Wirtschaftsethik?

Makroebene (Wirtschaft/Wirtschaftssystem)

  • Bedeutung: "groß" und "weit"
  • Ethische Prinzipien des gesamten Wirtschaftssystems
  • z.B. Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft

Mesoebene (Unternehmen)

  • Bedeutung: "mittig" und "mittlerer"
  • Verhalten von Unternehmen
  • Unternehmensethik

Mirkoebene (Produzent/Konsument)

  • Bedeutung: "klein"
  • Verhalten des einzelnen Individuums
  • Frage nach der moralischen Verantwortung der ProduzentInnen und KonsumentInnen

Was ist ökonomische Rationalität?

Mit möglichst geringem Aufwand (Kosten), einen möglichst hohen Ertrag (Nutzen) erwirtschaften.

Definition Nutzen:

  • Konsument: Gebrauchswert eines Produkts
  • Unternehmer: Gewinn

homo oeconomicus

Wirtschaftswissenschaftliches Modell eines rationalen, rein wirtschaftlich denkenden Menschen, der ausschliesslich und mit logischer Konsequenz die eigenen Ziele verfolgt

--> rationaler Eigennutzen-Maximierer

Gegenüber wem ist ein Unternehmen verantwortlich? Nenne die 2 Modelle.

Unternehmensverantwortung

Shareholder-Modell:

  • nur gegenüber Eigentümern/Aktionären
  • Share: Anteil/Aktie --> Anteilhaber-Modell

Stakeholder-Modell:

(„to have a stake in something“ = „ein Interesse/einen Anteil an etwas haben“)

  • Verantwortung gegenüber allen direkt oder indirekt Betroffenen, der Unternehmenstätigkeit.
    --> ethisch legitimes Modell

Enge Variante:

  • gegenüber allen, die in das Unternehmen in irgendeiner Weise investiert haben
    --> Kapitalgeber, Manager und Mitarbeitende

Umfassendste Variante:

  • Alle, die das Unternehmen mit Argumenten kritisieren können
    -->sämtliche Teilnehmende der kritischen Öffentlichkeit, Anwohner, Politiker, Medienleute, Umweltschutz-Gruppen, ...

Stakeholder (Anspruchsgruppen) nennen.

Stakeholder

interne:

  • Mitarbeiter
  • Manager
  • Eigentümer

externe:

  • Lieferanten
  • Gesellschaft
  • Staat
  • Gläubiger
  • Kunden

Idee des CSR-Systems (Corporate Social Responsibility)

CSR = Corporate Social Responsibility

Forderung/Idee: Unternehmen sollen einen freiwilligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten, der über die gesetzlichen Forderungen (Compliance) hinausgeht.

--> Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung.

 

Nenne die 4 CSR-Hinsichten.

Corporate Social Responsibility (CSR-System) zielt auf verantwortliches unternehmerisches Handeln in vierfacher Hinsicht.

 

  1. eigentliche Geschäftstätigkeit (Markt)
  2. ökologische Aspekte (Umwelt)

  3. Behandlung der Mitarbeitenden (Arbeitsplatz)

  4. Austausch mit den relevanten Anspruchs- bzw. Interessengruppen (Stakeholder).

--> Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung.

4 Gründe für die Übernahme sozialer Verantwortung (nach dem CSR-System)

  1. Globalisierung und fehlendes internationales Recht: zunehmender Steuerungsverlust nationalstaatlichen Rechts durch Globalisierung
    --> Unternehmen müssen Selbstverpflichtung eingehen
  2. Öffentliches Bewusstsein: Beitrag der Unternehmen zum Wirtschaftswachstum wird heutzutage nicht mehr als ausreichend angesehen; Geschäftspolitik wird in der Öffentlichkeit zunehmend auch moralisch bewertet.
  3. Macht der NGOs und der medial vernetzten Öffentlichkeit (Social Media: z.B. Facebook)
    --> Boykott-Aufrufe, shit storms, ...
  4. Reputation: gesellschaftliches Engagement kann Reputation/Anerkennung erhöhen.
    (Reputation = Achtung, Anerkennung, guter Ruf/Name, ...)

NGO = Nichtregierungsorganisationen

Kritik am CSR-System (Corporate Social Responsibility)

Kritik am CSR-System:

  1. Zweifel an der Aufrichtigkeit der Motive: CSR als Versuch, mit minimalen Kosten den Gewinn zu maximieren (vgl. Deontologie --> Pflichtethik: Ist die Handlung aufgrund der Verpflichtung begangen worden)
  2. Unschärfe des CSR-Begriffs: keine klare Abgrenzung zwischen CSR-relevanten und nicht CSR-relevanten Massnahmen
  3. Freiwilligkeit: keine Überprüfung durch eine externe Instanz, keine konkrete Verbindlichkeit
  4. Hohe Kosten: Nur grosse Unternehmen könnten sich CSR „leisten“.
  5. Ausnutzung als reine Werbemassnahme („Greenwashing“)
  6. Als Vorbeugung gegen die Schaffung von verbindlichen Gesetzen (indirekte Botschaft der Unternehmen: „Wir handeln bereits verantwortlich genug!“)

Wann endet schutzwürdiges menschliches Leben?

Definition:

  • Organtransplantation: Tod neu definiert wenn Hirntod.
    -->
    „Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Dabei wird durch kontrollierte Beatmung die Herz- und Kreislauffunktion noch künstlich aufrechterhalten.

Kritik Hans Jonas (1969): Es sei problematisch, den Zeitpunkt der Erklärung des Todes vorzuverlegen, nur damit man Organe und Gewebe unter Idealbedingungen entnehmen kann.

--> H.Jonas sagt: „genaue Grenzlinie zwischen Leben und Tod“ sei unbekannt.

Wann beginnt schutzwürdiges menschliches Leben?

Erklärung:

  • Ethische Diskussion um die Verwendung von menschlichen embryonalen Stammzellen in Forschung und Medizin.
  • Dilemma: Zwei widerstreitende Prinzipien:
  1. die Pflicht, Leid zu verhindern oder zu verringern
  2. die Pflicht, menschliches Leben zu respektieren.

Ansichten:

  • Gegner der Stammzellenforschung:
    • Potentialitätsargument: Embryonen haben Würde, weil sie das Potential besitzen, sich zu einem Wesen zu entwickeln, dem Würde zukommt.
    • Speziesargument: Alle Angehörigen der menschlichen Spezies haben Würde.
  • Befürworter: Hoffnung auf Heilung schwerer Krankheiten (z.B. Parkinson, Diabetes, Leukämie).
  • Peter Singer (Tierethiker): Moralisch schutzwürdig seien nur Personen, d.h. solche Lebewesen, die Wünsche oder Interessen haben. Der Tierethiker Singer lehnt das Speziesargument als „Speziesismus“ ab.

Was ist das Argument der „schiefen Bahn“?

  • Drängen zum Freitod: "Patienten könnten von Verwandten oder Ärzten zum Freitod gedrängt werden.“
  • Abschalten aus Kostengründen: „Das "Abschalten" von Komapatienten aus Kostengründen könnte zur Regel werden.
  • Rechtfertigung des Weiterlebens: Todkranke müssen Weiterleben rechtfertigen (nicht den Wunsch zu sterben)

Die 3 Modelle der Arzt-Patienten-Beziehung.

Paternalistisches Modell (traditionelles Arzt-Ethos):
Es gibt objektive Kriterien für das Patientenwohl (naturwissenschaftlicher Krankheitsbegriff) 
Der Arzt entscheidet ohne Einwilligung des Patienten und trägt alleinige Verantwortung
--> um 1900 konnten Kranke auch gegen ihren Willen operiert werden.

Partnerschaftliches Modell:
Medizinische Eingriffe sind nur dann legitim, wenn der Patient ausdrücklich zugestimmt hat. Arzt trägt Mitverantwortung und erarbeitet mit dem Patienten ein gemeinsames Konzept von Gesundheit/Krankheit.
-->Wahrung des Grundrechts auf Selbstbestimmung (Autonomie)

Vertragsmodell (Kundenmodell):
Die Verantwortung für die Entscheidung über Behandlungsmöglichkeiten liegt ausschliesslich beim Patienten
--> Der Arzt liefert als Dienstleister dem Patienten als Kunden nur die nötigen Informationen.

Medizinethische Theorie: Vier-Prinzipien-Modell (Beauchamp & Childress, 1977).

  1. Respekt vor der Autonomie/Selbstbestimmung des Patienten
    Entscheidungsfreiheit, die Forderung des informierten Einverständnisses vor jeder diagnostischen und therapeutischen Massnahme, Berücksichtigung der Wünsche, Ziele und Wertvorstellungen des Patienten.
  2. Nicht-Schaden
    Unterlassung schädlicher Eingriffe
  3. Patientenwohl
    Fürsorge, Nutzen
  4. Gerechtigkeit
    faire Verteilung von Gesundheitsleistungen

4 Ursachen für die steigenden Gesundheitsausgaben.

  1. Medizinischer Fortschritt
    Zunehmende Behandelbarkeit vormals nicht behandelbarer Krankheiten
  2. Demographische Veränderungen:
    Alterung der Gesellschaft à höherer Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung; geringere Einnahmen aufgrund von Kinderarmut
  3. Gesellschaftliche Veränderungen:
    Professionalisierung der Pflege; veränderte Arbeits- und Familienstrukturen
  4. Geringer Anreiz zum Sparen

--> Fragen der gerechten Verteilung verschärfen sich aufgrund von Ressourcenknappheit.

Die zwei Ansätze zur Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitswesen.

1. Liberalismus (Norman Daniels)

  • Liber = Frei
  • Maximierung individueller Freiheit
  • Chancengleichheit
  • Wertepluralismus moderner Gesellschaften wird vorausgesetzt: Gesellschaft und Staat schreiben keine bestimmte Auffassung des guten Lebens vor (weltanschauliche Neutralität).
  • Zweistufige Gesundheitsversorgung (Sozialstaaten Europa):
    - Grundversorgung solidarisch finanziert (solidarisch = Alle als Gemeinschaft versichert, Anteil nach Einkommen.)
    - Zusatzversorgung privat.
    --> Ist in den USA noch Desiderat (Wunschobjekt, etw. Erwünschtes).

Kritik: Modell eignet sich nicht, um Grenzen der Versorgung zu bestimmen oder konkrete Verteilungskriterien zu entwickeln.

2. Kommunitarismus (Daniel Callahan)

  • Kommun = Gemeinschaftlich
  • Prinzip: Wohl der Gemeinschaft hat Vorrang vor der Maximierung individueller Wünsche und Freiheiten
    --> Gegensatz zum Liberalismus
  • „Naturalistische“ Konzeption des guten Lebens einer Gemeinschaft: Betonung unterschiedlicher Aufgaben und Fähigkeiten einer Generation.
  • Zentrale Verteilungskriterien im Gesundheitswesen:
    • Alter (!)
    • Nachhaltigkeit
    • Einfluss auf die Gesamtgesundheit der Bevölkerung
    • Eigenverantwortung

These: Gegenwärtige/Momentane Ausrichtung des Gesundheitswesens auf die Befriedigung individueller Bedürfnisse nach perfekter Gesundheit in jeder Lebensphase lasse sich nicht endlos weiterfinanzieren:
--> „hoch technisierte Akutmedizin in ihrem Kampf an den Rändern des Lebens“ führe zu einer nicht zu rechtfertigenden „Ressourcenverschlingung“.

Kritik: Vorstellung des guten Lebens widerspreche dem Wertepluralismus moderner Gesellschaften.

Die 3 Verteilungskriterien des gesundheitlichen Versorgungssystems.

  1. Individuelle medizinische Bedürftigkeit: Behandlung von schweren und akuten Krankheiten hat Priorität.
  2. Medizinischer Nutzen: Massnahmen mit nur geringem individuellen Nutzen sollten zuerst begrenzt werden.
  3. Kosten-Nutzen-Verhältnis: Priorität haben solche Massnahmen, die bei geringem medizinischen Leistungsaufwand zu grossen und anhaltenden Wirkungen seitens der Patienten führen.

Mittelknappheit im Gesundheitswesen ist kein „von Natur aus vorgegebener, sich unserer Verfügungsgewalt entziehender Zustand". Sie beruht vielmehr auf Wertsetzungen, die zum einen vom medizinischen Entwicklungszustand und der ökonomischen Leistungsfähigkeit der Gesellschaft abhängen.

Grundlegende Frage: "Wie viel wir bereit sind, für die Gesundheitsversorgung im Vergleich zu anderen Gütern auszugeben.“

Was heisst CSR?

Corporate Social Responsibility 

Was ist Liberalismus?

Liberalismus (nach Norman Daniels)

  • Liber = Frei
  • Maximierung individueller Freiheit
  • Chancengleichheit
  • Wertepluralismus moderner Gesellschaften wird vorausgesetzt: Gesellschaft und Staat schreiben keine bestimmte Auffassung des guten Lebens vor (weltanschauliche Neutralität).
  • Zweistufige Gesundheitsversorgung (Sozialstaaten Europa):
    - Grundversorgung solidarisch finanziert (solidarisch = Alle als Gemeinschaft versichert, Anteil nach Einkommen.)
    - Zusatzversorgung privat.
    --> Ist in den USA noch Desiderat (Wunschobjekt, etw. Erwünschtes).

Kritik: Modell eignet sich nicht, um Grenzen der Versorgung zu bestimmen oder konkrete Verteilungskriterien zu entwickeln.

Was ist Kommunitarismus?

Kommunitarismus (nach Daniel Callahan)

  • Kommun = Gemeinschaftlich
  • Prinzip: Wohl der Gemeinschaft hat Vorrang vor der Maximierung individueller Wünsche und Freiheiten
    --> Gegensatz zum Liberalismus
  • „Naturalistische“ Konzeption des guten Lebens einer Gemeinschaft: Betonung unterschiedlicher Aufgaben und Fähigkeiten einer Generation.
  • Zentrale Verteilungskriterien im Gesundheitswesen:
    • Alter (!)
    • Nachhaltigkeit
    • Einfluss auf die Gesamtgesundheit der Bevölkerung
    • Eigenverantwortung

These: Gegenwärtige/Momentane Ausrichtung des Gesundheitswesens auf die Befriedigung individueller Bedürfnisse nach perfekter Gesundheit in jeder Lebensphase lasse sich nicht endlos weiterfinanzieren:
--> „hoch technisierte Akutmedizin in ihrem Kampf an den Rändern des Lebens“ führe zu einer nicht zu rechtfertigenden „Ressourcenverschlingung“.

Kritik: Vorstellung des guten Lebens widerspreche dem Wertepluralismus moderner Gesellschaften.

5 Gründe für eine Technikethik (vergleiche Jonas 1993)?

  1. Ambivalenz der Wirkungen
    Ambivalenz = beide gelten, sich wiedersprechendes, zwiespältig (Uneinigkeit)
    --> nicht nur "richtiger" und "falscher" Gebrauch, sondern auch "gute" Absicht und "schlechte" Wirkung
     
  2. Zwangsläufigkeit der Anwendung
    --> Verhältnis von Können und Tun, Wissen und Anwendung
     
  3. Globale Ausmasse in Raum und Zeit
    --> Ausmass und Wirkungsbereich der modernen Technik
     
  4. Durchbrechung der Anthropozentrik
    Anthroprozentrik = 
    Sichtweise, die den Menschen im Mittelpunkt sieht.
    --> Nicht nur Interessen und Rechte von Mitmenschen, sondern Achtung der gesamten Biosphäre des Planeten
     
  5. Aufwerfen der metaphysischen Frage
    --> Braucht es den Fortbestand genuin/natürlich menschlichen Lebens?
    genuin = echt, natürlich, eigentlich

Was ist Technikethik?

Technikethik (vgl. Fenner 2010)

Umfang/Ethische Probleme:
Ethischen Problemen der Bedingungen, Ziele und Folgen bezüglich der Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Technik

Problem der Neutralitätsannahme:
technische Geräte und Verfahren sowie alle Handlungen des Entwickelns und Herstellens technischer Artefakte sind ethisch neutralstimmt das?

Zentrales ethisches Prinzip: Verantwortung

  • herstellungsorientierte Verantwortung
  • gebrauchsorientierte Verantwortung
  • Instituelle Verantwortung (von Institutionen)
  • persönliche Mitverantwortung

Ethische Gedanken un Fragen zu Robotern.

Zentrale Frage:
Woran haben sich Personen bei der Konzeption und Programmierung, dem Bau und dem Einsatz von Robotern zu orientieren?
--> Welche Orientierung bei Bau und Entwicklung?

Bsp. Intimtoilette bei Menschen:

  • Ist die Robotisierung des Dienstes an der Person wünschbar?
  • Sollten Roboter menschliche Züge tragen und menschenähnliche Reaktionen zeigen oder wie Maschinen aussehen und so arbeiten?
    --> Wie ähnlich sollen sie dem Menschen sein? Sollte man den Unterschied zwischen Mensch und Maschine sehen?

Fragen:
Wie sollen Roboter moralisch programmiert werden (anhand welcher Moral?)
--> (Wie) lässt sich Moral überhaupt in Algorithmen übersetzen?

Was ist eine Smart City?

Perfekt abgestimmte, koordinierte, im Gleichgewicht stehende Stadt. --> Durch technische Unterstützung

  • Gesamtheitliche Entwicklungskonzepte mit dem Ziel, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner & sozial inklusiver zu gestalten
  • Technologiebasierte Veränderungen und Innovationen in urbanen Räumen aufgrund von technischen, wirtschaftlichen  & gesellschaftlichen Innovationen

Was ist ein Cyborg?

Cyborg = Cyber Organismus

Charakteristik:

  • Mischwesen aus lebendigem Organismus und Maschine
  • keine Roboter, da technisch veränderte biologische Lebensformen

Problematik/Fragen:

  • Führt die Möglichkeit des "Upgradens" des Körpers zum Zwang, den Körper zu optimieren?
  • Sind Cyborgs die "besseren" Menschen?

Was versteht man unter Designer-Baby, was sind die Fragen der Ethik?

Designer-Baby: Gen-Verändertes Kind. (z.B. Augenfarbe modifiziert)

Ethische Fragen:

  • Soll man die Eigenschaften eines Kindes auswählen können, wie z. B. die Ausstattung eines Autos?
  • Sind dann "Normen" oder "Moden" ausschlaggebend?
  • Wird ein "Designerbaby" nicht schon zum Beginn seiner künstlichen Erzeugung seiner Selbstbestimmungsfähigkeit beraubt?

Das Prinzip Verantwortung in der Technikethik.

"Better safe than sorry?"

Prinzip:

  • ökologischer Imperativ: "Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden."
  • Anerkennung der Eigenrechte der Natur
  • Vorrang der schlechten vor der guten Prognose

Problem/Fragen:

  • Ist Risikoaversion tatsächlich ein geeigneter Massstab zur Bewertung von (technischen/technologischen) Risiken?
  • Werden so nicht technische Innovationsschübe verhindert, die lebensweltliche Defizite beheben können?

Die Vorrangregeln? (vergleiche Lenk/Maring 2001)

  1. Moralische Rechte der Betroffenen
    ...haben Vorrang vor dem Ziel der Nutzenmaximierung
  2. Universalmoralische Verantwortung
    ...ist vorrangig gegenüber Rollen- und Aufgabenverantwortung
  3. Direkte Verantwortung
    ...ist vorrangig gegenüber Verantwortung für entfernte Handlungsfolgen
  4. Direkte persönliche Verantwortung
    ...ist vorrangig gegenüber korporativer Verantwortung
  5. Das Wohl der Allgemeinheit
    ...hat Vorrang gegenüber partikularen Interessen
  6. Sicherheit
    ...ist vorrangig gegenüber funktionellen und ökonomischen Gesichtspunkten
  7. Umweltverträglichkeit
    ...ist vorrangig gegenüber ökonomischen Nutzen
  8. Sozialverträglichkeit
    ...
    geht vor Umweltverträglichkeit und vor Effizienz und ökonomischem Nutzen
  9. Interessen zukünftiger Generationen
    ...besitzen eine sehr hohe Priorität, insbesondere Erhalt von Handlungsfreiheiten
  10. Konkrete Humanität
    ...hat Vorrang vor abstrakten universellen Grundsätzen

Zusammenfassung Technikethik.

  • Technikentwicklung ist nicht determiniert (= bestimmt, gebunden, definiert --> [im Voraus] bestimmt)
  • Technische Innovationen nicht nur "win-win"-Situationen
  • Kein Entzug von der Verantwortung und Mitverantwortung möglich (umfasst Hersteller und Nutzer gleichermassen)
  • Argumentative Rechtfertigungen von Technikentwicklung und Partizipation der Gesellschaft an Technikfolgenabschätzung unverzichtbar
  • Technik nicht überschätzen als Garant eines geglückten Lebens

FAZIT:
--> Nichts Technisches kann "an die Stelle all dessen treten, was einem menschlichen Leben Sinn und Bedeutung verleiht."

Orientierung und die 2 Ansichten von Caring?

Orientierung am Wohl anderer Personen (lat.: cura):

  • Sich um etwas sorgen.
  • Für jemanden sorgen.

Begriffserklärung: Caring?

Begriff der Für-Sorge: zwar historisch belastet, kennzeichnet jedoch gut den personalen Aspekt:

  • Haltungen
  • Tätigkeiten
  • Kompetenzen