EAP

Einführung in die Anwendungsfelder der Psychologie

Einführung in die Anwendungsfelder der Psychologie


Fichier Détails

Cartes-fiches 141
Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 26.12.2019 / 17.01.2022
Lien de web
https://card2brain.ch/box/20191226_eap
Intégrer
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20191226_eap/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Internationale Beispiele für Bildungsmonitoring

  • OECD: Programme für INternational Student Assessment (PISA)
  • Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS)
  • Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS)
  • Teaching and learning International Survey (TALIS)
  • Programme for the INternational Assessment of Adult Competences (PIAAC)

 

Fließender Übergang Bildungsmonitoring und Evaluation

  • BM oft zunächst deskriptiv angelegt als Überblicksstudie mit ERfassung vieler Indikatoren (Survey) > Beschreibungswissen
  • BM letztlich aber oft als Form der Evaluationsforschung auffassbar
    • da Ergebnisse oft als Steuerungswissen und INfoquelle für Politik genutzt
    • da empirische Evidenz für Entscheidungen geliefert
    • da PISA und TIMSS als Evaluationen des Bildungssystems gesehen
  • Problem: Kopplung Evaluationsdesign - Ergebnisse - Verbesserung funktieroniert hier aufgrund der Vielzahl an Stakeholdern oft nicht gut (zb Lehrer erhalten nach PISA kein Feedbakc über ihre Klasse) > Umsetzung "neuerer, partizipativer Evaluationsansätze" wäre wichtig!

Einteilung von Evaluationen nach Zielen

  1. Baseline-Evaluation (Ist-Zustand Analyse - Ausgangssituation beschreiben)
  2. Prospektive Evaluation (Bewertung eines Konzepts zur Abschätzung der Realisierbarkeit + Nebeneffekte; VOR der Intervention)
  3. Formative Evaluation (Beschreibung und Bewertung von Programmimplementation, Zielsetzung und Umsetzung; gezielte Rückmeldung zur Programmoptimierung)
  4. Summative Evaluation (unmittelbar NACH der Intervention; Prüfung Wirksamkeit)
  5. Evaluation der Programmeffizienz (Bewertung Ökonomie der Maßnahme - Kosten-Nutzen-Relation)
  6. Impact Evaluation (nachaltige Effekte; geht über direkte Ziele hinaus - zb auch unbeabsichtigte)

Einteilung nach Rolle des Evaluators

  1. Selbstevaluation (Mitglieder bewerten sich bzw. ihre Maßnahmen selbst)
  2. Fremdevaluation (Bewertung durch Dritte)
  3. Interne Evaluation (Selbstevaluationen sowie Evaluation, bei der die EvaluatorInnen aus der gleichen Einrichtung kommen, jedoch nicht direkt an der Maßnahme beteiligt sind)
  4. externe Evaluation (Bewertungen durch unabhängige ExpertInnen, die in keiner Beziehung zur Einrichtung / Maßnahme stehen)

Funktionen und Nutzen von Evaluationen (Stockmann)

  • Als strategisches Instrument
    • Erhöhung Motivation + Leistung der MitarbeiterInnen
    • Durchsetzungshilfe für positive Entscheidung, Umsetzungshilfe für wenig akzeptierte Entscheidung +. Verantwortugnsdelegation für negative Entscheidung
    • symbolische oder ritualisierte Funktion (nur zur Erfüllung gesetzlicher Vorschriften / Vorgaben von GeldgeberInnen / EntscheidungsträgerInnen)
  • Erkenntnis-/Aufklärungsfunktion (wissenschaftliche Erkenntnisse über Interventionen)
  • Optimierungsfunktion (Potenziale, Stärken, Interventionsziele ausbauen, Schwächen beseitigen)
  • Kontrollfunktion (Umsetzung der Maßnahme korrekt?)
  • Entscheidungs-/Steuerungsfunktion (Weiterentwicklung)
  • Legitimationsfunktion (nach außen)

Ebeen der Evaluation nach Kirkpatrick

  1. Reaktion (Erfassung der Akzeptanz einer Maßnahme + der DurchführerInnen)
  2. Lernen / Learning (Ausmaß, in dem TeilnehmerInnen als direkte Folge ihr Wissen / ihre Fähigkeiten / ihre Einstellungen verändert haben)
  3. Verhalten / Behavior / Transfer (Transfer des Gelernten in den Alltag)
  4. Ergebnisse (Veränderungen auf Organisations bzw. Systemebene)

DeGEval (Deutsche Gesellschaft für Evaluation) - Standards für Evaluationen

  1. Nutzen (Utility) > Evaluationszweck; Informationsbedarf der NutzerInnen ( = Stakeholder)
  2. Machbarkeit (Feasability) > ökonomische Ressourcennutzung
  3. Fairness (Propriety) > ethisch korrekte Vorgehensweise
  4. Genauigkeit (Accuracy) > fundierte, verwertbare Infos

Berufsfelder - Beispiele für Praxisfelder (Evaluation)

  • BIldungsbereich (zb Notebook Klassen)
  • Sozialwesen (zb Coaching für Wiedereinstieg in Arbeitswelt)
  • Familie (zb Kinderbetreuungsgeld)
  • Arbeitsmarkt (zb Initiativen für Langzeitarbeitslose)
  • Gesundheit (zb Palliativmedizin)
  • Justiz und Strafvollzug (zb Anti-Aggressionstraining)
  • Wohn- und Städtebau (zb Akzeptanz bestimmter Gebäudearten)
  • Entwicklungspolitik (zb Maßnahmen in Entwicklungsländern)

Fragen bei Evaluationen

  1. welche Ziele sollen mit der Maßnahme erreicht werdne?
  2. Woran erkennt man die Zielerreichung?
  3. Wie sollen diese Ziele erreicht werden?
  4. Sind die entsprechenden Ressourcen vorhanden?

Zentrale Fragestellungen der Studie "Was junge MedizinerInnen können und was sie können sollten"

  1. IST-Situation: inwieweit vermittelt die derzeitige Medizinausbildung das, was ein zukünftiger Arzt benötigt?
  2. wie sind die Einstellungen zur Curriculumsreform?
  3. Soll-Situation: welche Vorstellungen gibt es bei den Beteiligten über die zentralen Momente eines reformierten Medizinstudiums?

Implikationen = zentrale Ergebnisse und resultierende verwertbare INformationen für weiteren Reformprozess der Curriculumsreform des Medizinstudiums

  1. Notwendigkeit einer Reform allgemein betont (Motivation grundlegend vorhanden)
  2. Kompetenzen von Studierenden und Turnusärzten niedrig eingeschätzt (Selbst- und Fremdratings) > Notwendigkeit der AUsbildungsoptimierung empirisch bestätigt; ARgument gegenüber REformskeptikerInnen
  3. gewünschte Reformeffekte: stärkerer Praxisbezug, mehr klinische Problemlösungskompetenz aufbauen, früherer Patientenkontakt
  4. Begrenzung der Studierendenanzahl wird generell befürwortet (Leidensdruck)
  5. minimaler Einsatz von Lernmethoden, die Selbstregulation der Lernprozesse und kooperatives Lernen erfordern (erforderliche Lernkompetenzen bei STudierenden nicht vorhanden; nicht auf vorhergehender Schule vermittelt - neues Curriculum muss ihren aufbau berücksichtigen; Lehrende sollten mit anderen Lernformen vertraut sein

Kreisprozess der Evaluation

  1. Reflexion
  2. Bewertung
  3. Verbesserung

 

Änderungsresistenz als Selbstwertschutz besonders ausgeprägt bei

  • Personen mit hohem Entscheidungsfreiraum
  • Personen mit hoher Verantwortung
  • Personen mit langer Verweildauer in jetziger Position
  • schlechte Unternehmenssituation (starker Druck)
  • Vorwürfe durch Vorgesetzte

Psychologische Diagnostik Def.

wissenschaftliche Teildisziplin der Psychologie; dient Beantwortung von Fragestellungen; gezielte Erhebung von Informationen; Handeln wird von psychologischem Wissen geleitet; Verwendung wissenschaftlich standardisierter Methoden; Basis für psychologisches Diagnostizieren

psychologisches Diagnostizieren = Anwendungsfach, Prozess mit Maßnahmenvorschlag (kann schriftliches Gutachten sein, muss aber nicht)

Geschichte der Diagnostik

Quantifizeriung von Merkmalen einer Person

Ursprung: experimentelle Psychologie (Wundt, Fechner > Reaktionszeitmessungen, Reizdiskrimination)

 

Ursprung Leistungstests

  1. Binet > Simon-Binet-Intelligentest (IA und LA)
  2. William Stern > Stanford-Binet Intelligenztest
    • IQ = IA / LA * 100
  3. David Wechsler > Abweichungs-IQ - bis heute gängige Methode

Ursprung Persönlichkeitsdiagnostik

Francis Galton > Herzschlag, Pulsfrequenz > Persönlichkeitsmessung

Cattell > erste moderne Fragebögen (Psycholexikalischer Ansatz, 16PF = 16 Persönlichkeitsfaktoren Test)


 

Anwendungsfelder Diagnostik

  1. AOW
  2. Bildung (Ausbildungsberatung, Förderung- und Eignungsdiagnostik im schulischen Kontext)
  3. Gesundheit
  4. Forensik und Recht (Strafrecht, Verwaltungsrecht (zb Versicherungsforderungen), Strafvollzug, Verkehrspsychologie, Waffenrecht)

 

Strafrecht

Verwaltungsrecht

grobe Klassifizeriung der Anwendungsfelder der Diagnostik

  1. Auswahldiagnostik (Eignung von Personen für etwas)
  2. Therapieanleitende Diagnostik (Interventionen bei Diagnose indiziert?)
  3. Förderungsorientierte Diagnostik (> Pläne)

Gütekriterien der Diagnostik

  1. Objektivität
  2. Reliabilität
  3. Validität
  4. Normierung (erlaubt Vgl eines individuellen Ergebnisses mit einer repräsentativen Stichprobe aus einer relevanten Population)
  5. Skalierung (bilden die TEstwerte die empirischen Verhaltensrelationen adäquat ab? kann nur im Sinne der IRT empirisch überprüft werden)
  6. Ökonomie (Minimum an Ressourcen?)
  7. Nützlichkeit (praktische Relevanz)
  8. Zumutbarkeit
  9. Unverfälschbarkeit (können Testpersonen Ergebnis bewusst verzerren?)
  10. Fairness

weitere Erhebungstechniken der Diagnostik

  • Anamnese
  • Exploration (Anamnese+)
  • Verhaltensbeobachtung (unsystematisch zb während Gespräch vs systematisch)
  • biografisches Inventar
  • Assessment-Center (Simulation Berufl. Situation)

Leistungstests (Fähigkeitstests) der Diagnostik

  1. Intelligenztestbatterien (Intelligenz besteht aus mehreren Faktoren)
    • zb WAIS-IV mit Verbalteil > kristalline und Handlungsteil > fluide I.)
    • g-Faktor (Spearman)
  2. spezifische Fähigkeitstests

Persönlichkeitsfragebogen und -tests

  1. Fragebogenbatterien
    1. theoretisch begründet > welche Skalen drin sind, hängt davon ab, welche Persönlichkeitstheorie zugrunde liegt - welche Konstrukte umfasst Persönlichkeit?
    2. Faktorenanalytisch begründete > Faktorenanalyse mit Ergebnissen einer Erhebung > welche Items zu einem gemeinsamen Faktor gehören > diese Faktoren stellen die Skalen dar
  2. Spezifische Fragebögen & Tests
    1. Selbstberichtsfragebogen
    2. Objektive Persönlichkeitstests > Aufgaben, die vordergründig die Leistung testen - Persönlichketismerkmale durch Beobachtung von Verhalten erfasst
    3. Projektive Verfahren (zb Rohrschach - psychoanalytisch; Gütekriteren nicht erfüllt)

Prävalenzschätzung psychischer Störungen in der KPKJ

18-25%

Mental Health in Austrian Teenagers (MHAT) Studie

  • Punktprävalenz 24%
  • Lebenszeitprävalenz 36%
    • über 40% erfüllen Kriterien für 2+ STörungen
  • weniger als die Hälfte in Behandlung
    • davon wären ca. 20% an einer interessiert > Versorgungslücke!
  • bis zum 13. LJ mehr Jungs; danach überholen Mädchen im EA sogar (Ursachen nicht ganz klar)

Top 4 psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter

  1. Angststörungen (unterschiedliche Formen in unterschiedlichen Altersbereichen)
  2. Störungen des Sozialverhaltens (aggressives, oppositionelles, destruktives Verhalten > Jungs dreimal so häufig) & Hyperkinetische Störungen (ICD) / ADHS (DSM) (Jungs 3-4 Mal so häufig; Symptome "wachsen" sich bei Mehrheit nicht aus!)
  3. Depressive Störungen
  4. Störungen durch Substanzmissbrauch

"Goodness of Fit" Modell

  • Verhaltensmöglichkeiten eines Kindes entsprechen Umweltanforderungen unterschiedlich gut
  • "Good fit" > Unauffälligkeit
  • "Poor fit" > Normabweichung resp. "Störung"
  • Gesellschaftlich beeinflusst > steigende Prävalenzen wegen engerer Toleranzgrenzen?
  • Bsp Disruptive Mood Dysregulation Disorder (neu im DSM-V) - kann bei 6-12jährigen mit starken Wutausbrüchen angewendet werden - eingeführt wegen Überdiagnostizierung bipolarer Störungen bei Kindern und Jugendlichen - "Temperamentsausbrüche werden zu einer psychischen Störung?"
  • Bsp ADHS - Überdiagnostizierung Realität; Gender-Bias: Jungen oft fälschlich diagnostiziert; heuristisches Vorgehen; fragwürdige Basis der Diagnosestellung (nur aufgrund von Fallbeschreibung)

Definition von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen (Steinhausen)

Wenn das Verhalten und/oder Erleben unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren

  1. abweichend ist (Normabweichung) und/oder
  2. zu einer Beeinträchtigung führt

Kriterien der Normabweichung in der KPKJ

  1. Angemessenheit hinsichtlich Alter/Entwicklung
  2. Persistenz der Symptome (langanhaltend)
  3. Lebensumstände
  4. Soziokulturelle & ökonomische Rahmenbedingungen
  5. Ausmaß der Störung (isolierte Symptome oder viele)
  6. Verhaltensänderung (Verhalten nicht im Einklang mit Entwicklungsstand)
  7. Situationspezifität (in mehreren Lebensbereichen?)

> von außergewöhnlichem Schweregrad, nicht vorübergehend, für die Entwicklungsphase unangemessen und mit starker Beeinträchtigung in verschiedenen Bereichen

Arten von Normen

  1. Statistische Norm (Mehrheit)
  2. ideale Norm (beschwerdefrei)
  3. funktionelle Norm (Aufgaben erfüllt)
  4. Soziale Norm (Gesellschaftsfähigkeit)

Diathese-Stress-Modell

Zusammenwirken Gene & Umwelt

Biopsychosozialer Ansatz

  1. Biologische (genetische, biochemische + neuropsychologische Einflüsse)
  2. Psychische (kognitive und affektive Einflüsse)
  3. Soziale (familiäre und außerfamiliäre Einflüsse)

geringe familiäre Resilienz entsteht durch

  1. Geringer sozioökonomischer Status / Armut
  2. Partnerschaftskonflikte
  3. Schlechtes psychisches Befinden der Eltern
  4. geringere Sensitivität für das Kind und seine Bedürfnisse
  5. inadäquate Erziehung / Kindesmissbrauch
  6. Problemverhalten des Kindes

> wechselseitige und komplexe Beeinflussung

"Family Adversity Index" von Rutter

  1. Destruktive Partnerschaftskonflikte
  2. niedriger sozaler Status
  3. psycische Störung (v.a. der Mutter)
  4. Aggressive Auffäligkeit / Kriminalität (v.a. des Vaters)
  5. Große Familien / viele Familienmitglieder
  6. Fremdplatzierung der Kinder (außerfamiliäre Unterbringung)
  • ein einziger Risikofaktor erhöht Risiko nicht signifikant
  • Risiko addiert sich nicht nur, sondern potenziert sich!

Inzidenz

ZAHL neu aufgetretener Krankheiten in einem bestimmten Zeitraum

Prävalenz

ANTEIL Erkrankter an Gesamtzahl einer definierten Population zu 1 Zeitpunkt

Inzidenzformal nach Becker, 1982

\(Diathese-Stress-Modell (angeborene Vulnerabilität * äußere Stressoren)\over Resilienz (interne Schutzfaktoren * externe Schutzfaktoren)\)

Klassifikationssysteme in der KPKJ

  1. internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 (WHO):
    • Intelligenzminderung (F7)
    • Entwicklungsstörungen (F8)
    • Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F9)
  2. Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5 (APA):
    • Kategorie der "Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz diagnostiziert werden" wurde aufgegeben und in die neuen Hauptkategorien eingegliedert
    • vorwiegend uner "Störungen der neuronalen und mentalen Entwicklung"

Multiaxionales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters MAS

  • Achse I: Klinisch-psychiatrisches Syndrom
  • Achse II: Umschriebene Entwicklungsstörungen
  • Achse III: Intelligenzniveau
  • Achse IV: Körperliche Symptomatik
  • Achse V: assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale Umstände
  • Achse VI: Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung

Lebenszeit-Relevanz: ungünstiger Entwicklungsverlauf

  • frühe Auffälligkeiten (Vorschulalter) > emotionale und Verhaltensprobleme (Schulalter, Adoleszenz) > Persistierende psychische Störung (EA)
  • 30-50% der Kinder mit psychischen Störungen haben auch eine im EA > frühe Störungen = wichtigster Risikofaktor für spätere psychische Störungen
  • wachsen sich manchmal aus (v.a. wenn im Vorschulalter); wenn nicht > besonders schlimme Störung