Klinische Vertiefung Stenzel

Lernfragen von Fr. Stenzel

Lernfragen von Fr. Stenzel


Set of flashcards Details

Flashcards 67
Students 10
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 18.12.2019 / 30.01.2022
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VL 6

Was ist ein emotionales Schema?

Definition: Ein emotionales Schema besteht in

- einem schemarelevanten Stimulus

- einem Grundbedürfnis

- impliziten Erinnerungen an frühere Situationen

- hieraus entspringende Bewertungen des Stimulus in Form einer Emotion

- Kognitionen, Köperempfindungen und Handlungsimpulsen

VL 6

Was ist das Modusmodell oder Moduskonzept?

Schemamodus

In einer spezifischen Situation, ein komplexer aktuell vorherrschender Gesamtzustand (State), mit allen aktivierten Schemata inklusiver erlebter Emotionen und Bewältigungsstrategien

Schemamodi

- maladaptive Kindmodi

- dysfunktionale Elternmodi

- dysfunktionale Bewältigungsmodi

- funktionale Modi -> wichtig für Therapie, Ressource!

VL 6

Was sind die Therapieziele der Schematherapie?

Basales Ziel:

Patienten helfen, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und sich diese erfüllen, bzw. mit der Frustration umgehen, wenn die Bedürfnisse nicht erfüllbar sind.

Spezifische Behandlungsziele für jeden Modus:

- Identifikation maladaptiver Modi (emotionales Durcharbeiten traumatischer Kindheitserinnerungen)

- Identifikation strafender/fordernder Elternmodi (Etablierung adaptiver Einstellungen gegenüber Gefühlen und Bedürfnissen sowie ungesunder Standards und moralischer Einstellungen)

- Stärkung und Weiterentwicklung gesunder erwachsenen Anteile, so dass Patient dysfunktionale Bewältigung aufgeben kann

VL 6

Welche Interventionen werden in der Schematherapie angewendet?

-> erkennen und beschreiben können

1. Kognitive Techniken

- Psychoedukation

- Bearbeitung der Bewältigungsmodi

2. Behaviorale Techniken

- Expo, Verhaltensexperiment

- Rollenspiel, Skills-Training

- Aufbau angenehmer Aktivitäten, Entspannungstechniken, Hausaufgaben

3. Emotionszentrierte Techniken

- Stuhlübung

- Imaginative Techniken

VL 6

Erkläre die emotionszentrierte Technik des Stuhldialogs.

"Dialoge" zwischen den verschiedenen Modi, diese ewrden durch verschiedene Stühle dargestellt

Ziel: Distanz/emotionale Abgrenzung zu den Modi schaffen, andere Sichtweisen verdeutlichen, Emotionen aktivieren, "Emotionschaos" ordnen

 

VL 6

Erkläre die emotionszentrierte Technik des imaginativen Überschreibens.

-> Ziele und Vorgehen

Ziele

- gezielte Auseinandersetzung mit/Überschreiben von belastenden Emotionen

- Gefühlsexposition (Verarbeitung und Minderung der Vermeidung)

- Fürsorge erleben

- Verantwortung von sich weg (z.B. auf Täter) attribuieren

-> Lernerfahrung: Nicht ich war unnormal, sondern meine Umgebung war es!

 

Vorgehen

- Entspannungsinstruktion

- aktuelle, emotional belastende Situation imaginieren lassen, auftretende Gefühle vertiefen

- Affektbrücke zu Kindheit schaffen, Kindheitserinnerung assoziativ entstehen lassen, Gefühle vertiefen

- evt. Hilfsperson einführen, Situation umschreiben (evtl. Hilfsperson sorgt für Sicherheit!), Gefühle von Sicherheit vertiefen

VL 6

Wie arbeitet man in der Schematherapie mit der therapeutischen Beziehung?

Zentraler Aspekt: Therapeut stellt Beziehungsstil gezielt auf Modi/frustrierte Bedürfnisse des Patienten ein

Konzept des limited reparenting

- Therapeut verhält sich wie guter Elternteil/ beachtet gleichzeitig Grenzen der therapeutischen Beziehung 

- Therapeut bietet Warmherzigkeit, Fürsorge, Schutz, Empathie; setzt aber auch Grenzen und fördert Autonomie

-> Therapeutische Bezehung schafft einen "sicheren Hafen" und ist gleichzeitig Quelle der Veränderung!

VL 6

Wie ist die Wirksamkeit der Schematherapie einzuschätzen?

Sehr gute Effekte bei Borderline-Persönlichkeitsstörung im Einzelsetting und Gruppensetting (bei Gruppe nur kleine kontrollierte Studie)

Behandlung bei anderen Persönlichkeitsstörungen in der Praxis angewendet

Weitere Studien und vielversprechende Ergebnisse bei z.B. dissozialer PS, Essstörungen und therapieresistentem Zwang

 

VL 2

Nenne die 11 Bedrohungen der Validität bei einem RCT.

1. Teilnehmerauswahl

2. Zeiteffekte

3. Äußere Faktoren

4. Dropout

5. Unzureichende Operationalisierung

6. Behandlungsdiffusion

7. Unerwartete/ungewollte Reaktionen

8. Allegiance

9. Mangelnde Reliabilität der Durchführung

10. Fehlende Power

11. Probleme der Messung

VL 2

Zu welcher Phase zählt die unkontrollierte Prä-Post-Studie? Wie wird diese durchgeführt?

Gehört zu Phase II !

Ablauf

1. Baseline-Erhebung

2. Treatment

3. Follow-Up

-> Prä-Post-Effekt: Gesamteffekt einer Intervention (z.B. % Verbesserung), spezifisch & unspezifisch

-> Effektstärken in Prä-Post-Studien: Mittelwertsunterschied zwischen 2 Zeitpunkten, relativiert an Streuung 

 

VL 2 Extra-Frage

Was sind allgemeine Prinzipien für Wirksamkeitsstudien?

Ziel: Wirksamkeit und Verträglichkeit

- Transparenz und Nachvollziehbarkeit

- Prospektiv angelegtes Studienhandbuch

- Bias minimieren, Präzision maximieren

- Abschätzung, wie robust die Ergebnisse sind

- Begutachtung durch Ethikkommission

- Hypothesen: Formulierung kausaler Beziehung zwischen Behandlung und Outcome!

VL 2 Extra-Frage

Was sind die Ebenen zur Messung des Therapieerfolgs?

1. Spezifische und globale Maße des Symptom- und Beschwerderückgangs

2. Maße für die angenommenen Störungsursachen (je nach Therapierichtung)

3. Maße für die Störungsfolgen in der Lebensführung und Rollenerfüllung

VL 3 Extra-Frage

Welchen methodischen Standards unterliegen systematische Übersichtsarbeiten? 

Wo kann man sich über die Erstellung und Verbreitung informieren?

Die Durchführung unterliegt inzwischen eigenen methodischen Standards, z.B. PRISMA 

Erstellung, Aktualisierung und Verbreitung systematischer Übersichtsarbeiten durch Cochrane Collaboration (Publikation in Datenbank Cochrane Library)

VL 3 Extra-Frage

Was sind die Hauptaufgaben einer Metaanalyse?

1. Datenreduktion (mittlere Effektstärke)

2. Kritische Gesamtbewertung (methodische Aspekte)

3. Aufzeigen/ lösen von Widersprüchen, Lücken und Konflikten

4. Kanalisierung neuer Forschung (RCTs)

5. Generalisierungs- und Anwendungsbereiche ermitteln

VL 3 Extra-Frage

Was macht man bei einer gepoolten Reanalyse?

- Originaldaten einzelner Studien werden zu einer gemeinsamen Datenbank zusammengeführt

- Auswertung nach einheitlichen, vorher festgelegten Kriterien

VL 3 Extra-Frage

Was sind potentielle unerwünschte Nebenwirkungen online-basierter Interventionen?

- Überforderung bei der selbstständigen Anwendung

- Reduzierte gesundheitsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung, wenn nicht erfolgreich

- Entwicklung negativer Einstellungen bei non-respondern

- Symptomverschlechterung

-> Auch bei konventioneller Psychotherapie nicht auszuschließen!

VL 5 Extra-Frage

Welche kognitiven/imaginativen Skills zur emotionalen Stabilisierung kennst du?

- Positive Selbstinstruktionen ("ich schaffe es", "eins nach dem anderen")

- Serielles Subtrahieren (100 minus 7 minus 7 ...)

- Tagebuch/Briefe schreiben

- Tresorübung, Wolkenübung, sicherer innerer Ort, innerer Helfer

VL 5 Extra-Frage

Welche sensorischen/Achtsamkeits-Skills zur emotionalen Stabilisierung kennst du?

- Raum oder bestimmte Gegenstände beschreiben

- Bewusstes Hören, Riechen, Schmecken etc.

- Konzentriertes Lesen oder Musik hören

VL 5 Extra-Frage

Welche körperbezogenen/motorischen Skills zur emotionalen Stabilisierung kennst du?

- Handlungen bewusst begleiten

- Verankerung im Körper (body scan, Bauchatmung, grounding)

- bewusste Körperpflege/Selbstfürsorge

- Intensiviertes Körpererleben (Massage-/Igelball, Wechselduschen, japanisches Heilpflanzenöl etc.)

- Sport

- PMR

VL 1 Extra-Frage

Was weißt du zur Wirksamkeit von Biofeedback?

Für Kopfschmerzen vom Spannungstyp und Migräne zeigen sich klinisch bedeutsame Ergebnisse in Meta-Analysen

Abnahme der Häufigkeit, Dauer und Intensität der Schmerzepisoden

Positive Effekte auf Selbstmedikation, Selbstkontrollerleben und depressive Symptome

Effekte im Follow-up stabil

VL 1 Extra-Frage

Was musst du vor Behandlungsbeginn bei Biofeedback beachten?

Vor Behandlungsbeginn...

- Differentialdiagnostik und Indikationsstellung

- Ableiten eines Therapieziels (Behandlungsplan)

- Auswahl geeigneter psychophysiologischer Parameter

- Planung der Sitzungen (Zeit für BFB & Rückfragen)

- Vorbereitung des Patienten

- Entwicklung einer positiven Behandlungserwartung

VL 1 Extra-Frage

Wie könnte ein Biofeedback-Behandlungsplan bei chronischen Schmerzen aussehen?

- Ableitung des EMG an mehreren Körperstellen

- Baseline- Erfassung (Stresstest)

- Demonstration psychophysiologischer Zusammenhänge

Training: Vermittlung von Kontrolle über Verspannung und Entspannung im therapeutischen Setting

- Verwendung von Shaping mit steigender Schwierigkeit

- Training und Übung in Ruhe und unter Stress

- Verknüpfung mit Techniken zur kognitiven Umstrukturierung

VL 1 Extra-Frage

Wie könnte ein Behandlungsplan für Angststörungen mit Biofeedback aussehen?

1. Auswahl geeigneter Parameter (Blutvolumenpuls, Blutdruck, Hautleitwert, Atemfeedback)

2. Psychoedukation (Verdeutlichung psychophysiologischer Zusammenhänge)

3. Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und objektiver Messung 

- Verhaltensexperimente und Überprüfung von Befürchtungen im Bezug auf Angst und körperliche Symptome

4. Entspannungsverfahren zur Reduktion der allgemeinen Anspannung (außerhalb von Panikattacken) lernen

VL 2 Extra-Frage

Für welche Forschungsfragestellung ist welche Kontrollgruppe am besten geeignet?

Wirkt das Psychotherapieverfahren überhaupt bei diesem Störungsbild? -> Warteliste

Wirkt das Psychotherapieverfahren X besser als das Psychotherapieverfahren Y? -> Anderes Verfahren

Wirkt das Psychotherapieverfahren X aufgrund der angenommenen spezifischen Wirkkomponenten? -> Placebo

Welche Komponente des Psychotherapieverfahrens X ist eigentlich das wirksame Element? -> "dismantling studies"

VL 5 Extra- Frage

In welche vier Übertragungsbereiche kann man die Übertragungshypothese beim CBASP einordnen?

1. Nähe & Intimität

2. Emotionale Bedürfnisse

3. Negative Affekte

4. Fehler machen & Scheitern

VL 6 Extra-Frage

Welche diagnostischen Instrumente werden in der Schematherapie eingesetzt?

Standardisierte Diagnostik (SKID I & II)

Frühkindliche Traumatisierung (Childhood Trauma Questionnaire CTQ)

 

Schemaspezifische Instrumente

- Erfassung der 18 Schemata nach Young (Young Schema Questionnaire)

- Erfassung der 14 Modi des Moduskonzepts (Schema Mode Inventory)

 

Diagnostische Imagination

- Identifikation lerngeschichtlich relevanter Szenen mit Bezug auf das relevante Thema/Gefühl

VL 6 Extra-Frage

Was sind die Phasen der praktischen Durchführung in der Schematherapie und was ist ihr jeweiliger Inhalt?

Beginn

- Beziehungsaufbau

- Psychoedukation

- individuelle Fallkonzeption

 

Veränderungsphase

- Fokus auf Bewältigungsmodi (hinterfragen, entängstigen)

- Fokus auf Kindmodi (Imaginationsübungen, therapeutische Beziehung)

- Fokus auf dysfunktionale Elternmodi

 

Autonomiephase

- mehr Autonomie, Verantwortung, Entwicklung gesunder Beziehungen

 

Während der gesamten Behandlung Stärkung des gesunden Erwachsenen